Christine Nöstlinger

Küchengemurmel

Eine Frau sein ist kein Sport
Teil 4

herausgegeben von Hubert Hladej

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Küchengemurmel

Der Fluch des Topflappens

Gulasch ohne Zwiebel, Strudel ohne Mohn

Begnadetes Kochtalent

Der verzweifelte Feiertagseinkauf

Zwiegespräch mit einem Kuchen

Tafelspitz ohne Tafelspitz

Lieblingsspeisen und Grausgerichte

Probleme mit Resten und Familienmägen

Urgroßmutters Küche

Unter freiem Himmel

Tineidae, das liebe Haustier

Von Gästen und deren Bewirtung

Pomodori Secchi

Gesichtscreme für den Eiskasten-Marder

Lauter tolle Helfer!

Sehr lebenserleichternd

4. Küchengemurmel

Der Fluch des Topflappens

Dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können, wurde mir neulich an einem unauffindbaren Topflappen klar.

Weil mir dieser fehlte, als ich den Topf mit den überbrühten Mandeln vom Feuer ziehen wollte, ergriff ich den Topfhenkel mit schutzlosen Fingern und zog mir am Zeigefinger und am Mittelfinger der rechten Hand je eine Brandblase zu.

Da man mit derart lädierten Fingern ziemlich ungeschickt hantiert, gelang es mir nur wenig später nicht, das scharfe Messer aus dem »Alleszerkleinerer«, mit dem ich die Mandeln zertrümmert hatte, sach- und fachgerecht zu entfernen.

Ich fügte mir am Daumen und am Ringfinger der rechten Hand zwei kleine, aber tiefe Schnittwunden zu.

Mit vier hansaplastverklebten Fingern eine Tortenform auszubuttern ist nicht jedermanns Sache. So holte ich ein transparentes Plastikding aus der Kredenz, in welchem man angeblich – ich hatte es noch nie ausprobiert – Kuchen, auch ohne zu fetten oder zu bröseln, backen kann, und füllte meine schaumige Mandelmasse ein.

Nach vierzig Minuten Backzeit stellte sich heraus, dass meine Mandeltorte zwar prächtig hochgegangen, aber nicht willens war, die transparente Plastikform zu verlassen.

Ich rüttelte verbittert, stocherte, klopfte und stürzte die klebende Angelegenheit ziemlich lange, bis ich endlich vier große und zwei kleine Kuchenbrocken auf dem Kuchengitter hatte, kratzte dann noch mit einer Spachtel den am Kuchenformboden festsitzenden Rest ab und schleuderte die »Wunderform« in die Abwasch.

Fluchend und leicht hektisch rührte ich sodann eine braune Buttercreme an und versuchte, meine diversen Kuchenbrocken mit der Creme wieder auf eine zylindrische Fasson zusammenzuleimen, was mir auch halbwegs gelang.

Als ich das gekittete Ding jedoch vom Kuchengitter auf die Tortenplatte heben wollte, packte ich – sei es wegen der Pflasterfinger, sei es wegen dem Frust in mir – zu unsensibel zu und hielt plötzlich eine Riesenportion cremigen Kuchenmatsch in den Händen, der diesen auch noch entfiel und zu Boden platschte und schließlich von mir, unter Zuhilfenahme von Schaufel und Besen, in den Mistkübel befördert wurde.

Woraus also ziemlich klar zu ersehen ist, dass es sich doch lohnt, ein bisschen nach dem Topflappen zu suchen!

Gulasch ohne Zwiebel, Strudel ohne Mohn