Küchengemurmel
Eine Frau sein ist kein Sport
Teil 4
herausgegeben von Hubert Hladej
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2. Auflage 2011
© 2011 Residenz Verlag
im Niederösterreichischen Pressehaus
Druck- und Verlagsgesellschaft mbH
St. Pölten – Salzburg
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.
Keine unerlaubte Vervielfältigung!
ISBN ePub (Einzelgeschichte):
978-3-7017-4261-5
ISBN ePub (Gesamtausgabe):
978-3-7017-4245-5
ISBN Printausgabe:
978-3-7017-1575-6
Küchengemurmel
Der Fluch des Topflappens
Gulasch ohne Zwiebel, Strudel ohne Mohn
Begnadetes Kochtalent
Der verzweifelte Feiertagseinkauf
Zwiegespräch mit einem Kuchen
Tafelspitz ohne Tafelspitz
Lieblingsspeisen und Grausgerichte
Probleme mit Resten und Familienmägen
Urgroßmutters Küche
Unter freiem Himmel
Tineidae, das liebe Haustier
Von Gästen und deren Bewirtung
Pomodori Secchi
Gesichtscreme für den Eiskasten-Marder
Lauter tolle Helfer!
Sehr lebenserleichternd
Dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können, wurde mir neulich an einem unauffindbaren Topflappen klar.
Weil mir dieser fehlte, als ich den Topf mit den überbrühten Mandeln vom Feuer ziehen wollte, ergriff ich den Topfhenkel mit schutzlosen Fingern und zog mir am Zeigefinger und am Mittelfinger der rechten Hand je eine Brandblase zu.
Da man mit derart lädierten Fingern ziemlich ungeschickt hantiert, gelang es mir nur wenig später nicht, das scharfe Messer aus dem »Alleszerkleinerer«, mit dem ich die Mandeln zertrümmert hatte, sach- und fachgerecht zu entfernen.
Ich fügte mir am Daumen und am Ringfinger der rechten Hand zwei kleine, aber tiefe Schnittwunden zu.
Mit vier hansaplastverklebten Fingern eine Tortenform auszubuttern ist nicht jedermanns Sache. So holte ich ein transparentes Plastikding aus der Kredenz, in welchem man angeblich – ich hatte es noch nie ausprobiert – Kuchen, auch ohne zu fetten oder zu bröseln, backen kann, und füllte meine schaumige Mandelmasse ein.
Nach vierzig Minuten Backzeit stellte sich heraus, dass meine Mandeltorte zwar prächtig hochgegangen, aber nicht willens war, die transparente Plastikform zu verlassen.
Ich rüttelte verbittert, stocherte, klopfte und stürzte die klebende Angelegenheit ziemlich lange, bis ich endlich vier große und zwei kleine Kuchenbrocken auf dem Kuchengitter hatte, kratzte dann noch mit einer Spachtel den am Kuchenformboden festsitzenden Rest ab und schleuderte die »Wunderform« in die Abwasch.
Fluchend und leicht hektisch rührte ich sodann eine braune Buttercreme an und versuchte, meine diversen Kuchenbrocken mit der Creme wieder auf eine zylindrische Fasson zusammenzuleimen, was mir auch halbwegs gelang.
Als ich das gekittete Ding jedoch vom Kuchengitter auf die Tortenplatte heben wollte, packte ich – sei es wegen der Pflasterfinger, sei es wegen dem Frust in mir – zu unsensibel zu und hielt plötzlich eine Riesenportion cremigen Kuchenmatsch in den Händen, der diesen auch noch entfiel und zu Boden platschte und schließlich von mir, unter Zuhilfenahme von Schaufel und Besen, in den Mistkübel befördert wurde.
Woraus also ziemlich klar zu ersehen ist, dass es sich doch lohnt, ein bisschen nach dem Topflappen zu suchen!