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Blacky

Erinnerungen an

einen Gentleman

Herausgegeben von

Gundula Fuchsberger

Gütersloher Verlagshaus

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in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Coverfoto: © Hans-Bernhard Huber/laif.

Konzept, Textauswahl und Redaktion: Sibylle Auer, München

ISBN 978-3-641-17384-5
V002

www.gtvh.de

 

Bis auf den Krieg habe ich nie etwas getan,

woran ich nicht Freude hatte.

Joachim Fuchsberger

 

Inhalt

Vorwort der Herausgeberin

Markus Lanz:

Ein Mann mit einem mutigen Herzen

Man muss zu Lebzeiten leben

Blacky über Humor, Freude am Leben, Sinn und Unsinn von Plänen und das menschliche Miteinander

Frank Elstner:

Blackys Spuren und der positive Neid

Jan Josef Liefers:

An meinen Freund

Wer liebt, ist stark

Blacky über Liebe, Ehe, Treue und Respekt, über Hausmänner, Pantoffelhelden und die vier Vs

Nina Ruge:

Die sieben Gebote des Blacky F.

Altwerden beginnt im Kopf

Blacky über Altern und Altwerden, das Verhältnis von Alten und Jungen, Sterben und (Frei)tod

Andreas Graf von Faber-Castell:

Blacky und die Liebe zur »Terra Australis«

Dieter Pröttel:

Ein liebenswerter Gentleman

Nur gut ist gut

Blacky über Showbusiness, Schauspieler und Schauspielerei, schlechte und gute Filme und die Macht der Medien

Oliver Kalkofe:

Brief an Lord Dickham

Wir leben zu schnell und denken zu langsam

Blacky über Politik und Weltgeschehen, Macht und Dummheit und den Umgang mit den Herausforderungen der Zukunft

Sandra Maischberger:

Kein bisschen Schiss. Erinnerungen an Blacky Fuchsberger

Wer nur an Hindernisse denkt, der kann nie siegen

Blacky über Angst, Zivilcourage und den Mut, den Mund aufzumachen

Ralf Bauer:

Abschiedsbrief an einen großen Boxer

Leben und Karriere im Überblick

Filmografie

Blackys Bücher

Quellen

Vorwort der Herausgeberin

Meine Freunde haben mich gefragt, ob ich nicht ein Erinnerungsbuch über meinen geliebten Mann zusammenstellen möchte. Ich zögerte zuerst, doch nun hoffe ich, dass dieses Vorhaben in seinem Sinne gelungen ist.

Ich war immer als seine »Copilotin« sehr glücklich, wir gingen gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen. Wir schlugen immer wieder neue Wege ein, und das machte unser Leben so interessant und abwechslungsreich.

Dieses Buch soll ein Dank sein an alle, die uns mit Rat und Tat, Gedanken und Hilfe zur Seite standen. Jetzt bereichern sie mein Leben.

Grünwald, im Juni 2015

Gundula Fuchsberger

Markus Lanz:

Ein Mann mit einem mutigen Herzen

 

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© Markus Lanz

»Hier ist der Blacky!« Fast jedes Telefonat mit ihm begann so. Auch unser letztes. Es war ein heißer Tag im August, ich war gerade hoch oben in den Dolomiten unterwegs. Der Anruf kam aus einem Krankenzimmer in Garmisch-Partenkirchen. Was für eine Freude, ihn zu hören!

»Wie geht es dir?« – »Ach, ich will dir Einzelheiten ersparen, aber ich bin noch mal davongekommen.« – »Das ist doch eine gute Nachricht!« – »Ja, schon, aber weißt du, ich mag irgendwie nicht mehr.«

Und dann begann er zu erzählen, von seinem reichen, seinem schönen, guten Leben. Vom großen Erfolg, der plötzlich gekommen war, und davon, wie Gundel ihn immer wieder sanft in die richtige Richtung geschubst hatte, wenn er mal wieder drohte, falsch abzubiegen. »Weißt du, sie war mein Naviga­tionssystem, und wenn ich mich verfahren hatte, dann sagte sie immer: bitte wenden ...«

Den Witz machte er gerne, aber wer genau hinhörte, spürte, wieviel Ernsthaftigkeit darin steckte. Wie sehr er all das gemocht hatte: mutig zu leben, immer bereit aufzubrechen, sich hineinzustürzen in jedes neue Abenteuer, mit ganzer Seele. Für ihn hieß das: nicht durch San Francisco in zerrissenen Jeans, sondern lieber gleich mit dem Buschmesser durch Tasmanien. Ja, Leben ist das, was uns zustößt, während wir auf die Erfüllung unserer Träume warten, und Blacky hatte das verstanden wie wenig andere. Vielleicht war das das Geheimnis seiner Furchtlosigkeit. Ich habe es auch in unserem letzten Telefonat gespürt, abseits von Fernsehstudios und Publikum, in denen man sich manchmal mutiger gibt, als man ist. Er hatte tatsächlich keine Angst vor dem Tod. Ich glaube, er hat geahnt, dass er sich bald aufmachen würde auf die letzte, große Reise. Aber er blieb, was er immer war: ein Mann mit einem mutigen Herzen. Man muss ihn sich nur mal genau ansehen, auf jedem einzelnen Foto, das ich von ihm gemacht habe, vor allem aber auf diesem: Ich habe es kurz vor unserem letzten Inter­view in seiner Garderobe in den Bavaria-Studios aufgenommen.

 

Man muss zu Lebzeiten leben

Blacky über Humor, Freude am Leben, Sinn und Unsinn von Plänen und das menschliche Miteinander

 

Folge deinem Herzen

Pläne sind nur Wegweiser in eine unbekannte Zukunft, ohne Garantie, auf dem geplanten Weg nicht doch noch zu straucheln, sich zu verirren oder auf die Schnauze zu fallen.

Plant jetzt Dinge, die euch Freude machen! Das soll das entscheidende Kriterium sein, an dem sich junge Menschen ausrichten. Nicht: »Was krieg ich später für eine Rente?«, sondern: »Macht es mir Freude, was ich jetzt tun kann?«

Ich empfehle der Jugend: Lass dich niemals fest anstellen, auch wenn es dein großer Wunsch ist, eine gewisse Sicherheit zu haben. Die Festanstellung raubt dir in weiten Teilen die dir von der Natur, von Gott oder wem auch immer mitgegebene Kreativität. Du kommst gleich in eine Zwangsjacke und musst tun, was man dir zutraut, was man von dir verlangt oder was man von dir fordert. Das führt zu vielen Entwicklungen. Zum Beispiel führt es zum Hobby! Die Menschen fangen an, ihre Wünsche zu erfüllen, aber nicht dort, wo sie arbeiten.

Man muss Freude haben an dem, was man tut. Das ist die einzige Garantie – wenn es überhaupt eine gibt – für Erfolg.

Viele Menschen heute sind durch die Umstände gezwungen, Dinge zu tun, die ihnen absolut keinen Spaß machen. Das kann nicht zum Erfolg führen! Nur das, was einem Freude macht, was man gerne macht, wo man gerne hingeht, führt zum Erfolg. Wenn ich morgens aufwache, die Rollläden hochziehe, und da liegt meine Gundel, und ich nehme ihre Hand, dann denke ich: Ist mir doch egal, ob es draußen regnet oder ob die Sonne scheint.

Es ist immer die Frage, wie weit die Bereitschaft zum persönlichen Risiko geht. Freude daran, etwas zu tun, ist die Voraussetzung für Erfolg, nicht Abitur oder Ausbildung. Auch, natürlich! Aber manchmal lernt man etwas unter einem bestimmten Aspekt und wollte es eigentlich gar nicht, aber die Umstände waren halt so, dass man dort gelandet ist.

Ich hatte einmal ein bemerkenswertes Erlebnis auf dem Friedhof, wo mein Sohn liegt. Da war eine junge Familie mit Kinderwagen, vielleicht hundert Meter vor uns am Ausgang. Plötzlich drehte der Mann um, ging auf uns zu und sagte: »Ich kann mir nicht helfen, ich muss Sie jetzt fragen. Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung, und die Entscheidung muss ich heute treffen. Was würden Sie mir raten?«

Ich drehte mich um und sagte: »Geben Sie mir eine Minute Zeit, ich frage mal meinen Sohn.« Und Thommys Antwort lautete: »Er soll seinem Herzen folgen und das tun, was er lieber tut.«

Glück und Unglück im Leben

Ich kann mich nicht über eine Minute in meinem Leben wirklich beklagen, auch nicht über die Krankheiten, auch nicht über den Misserfolg, auch nicht über die totalen Pleiten. Das gehört dazu, lieber Freund. Wie sollst du Glück empfinden, wenn du kein Unglück gehabt hast?

Ich habe ein wundervolles Leben gehabt, für das ich unendlich dankbar sein muss, weil ich ein paar Mal bereits die Grenzen überschritten hatte.

Mein Glas ist halb voll. Bevor ich es bis zur Neige leere, kommt einer und schenkt nach.

Demut und Dankbarkeit

Zu einem guten Leben gehören Demut und Dankbarkeit. In der Rehabilitation nach meinem Schlaganfall habe ich das gelernt, denn ich musste Menschen kennenlernen, viel jünger als ich, die sich nicht mehr artikulieren konnten, die nach einem Schlaganfall furchtbar dran waren, die sich mir mitteilen wollten und nicht mehr wussten, wie das geht. Da habe ich meinem Schicksal gedankt, dass ich so glimpflich davongekommen bin.

Ich bin lieber ein Saubermann als eine Drecksau.

In vielem bin ich gar nicht gut, zum Beispiel in der Selbstbeherrschung – ich bin jähzornig, ich bin ungeduldig. Manchmal bin ich sehr ungerecht, was mir dann immer sehr leid tut. Es gibt eine ganze Menge von Dingen, wo ich mit mir selber im Unreinen bin.

In meinem Leben würde ich gerne wieder ein bisschen Bescheidenheit lernen.

Harmonie und Frieden

Manche Menschen kommen bei mir nicht gut weg. Aber zugegeben: Ich habe ein fast unstillbares Harmoniebedürfnis. Das kann man schon allein daran erkennen, dass ich vierundfünfzig Jahre lang [2008]glücklich verheiratet bin. Gundula ist eine streitbare Vertreterin ihres Geschlechts.

Ich kann Streiten nicht leiden, das ist mir unbequem.

Hilfsbereitschaft und menschliches Miteinander

Warum sind die Menschen dort [in Australien] so? Weil es noch nicht so lang her ist, dass alle, die hier ankamen, fremd waren und sich nicht auskannten? Weil Alte und Junge schnell begriffen, dass sie aufeinander an­gewiesen sind, auf Gedeih und Verderb? Dass sie sich nicht auseinanderdividieren lassen durften, wenn sie überleben wollten? Vielleicht haben sie gerade das von denen gelernt, die sie vertrieben, gepeinigt und oft wie Vieh getötet oder zu Sklaven erniedrigt haben: die Aborigines, die Ureinwohner, die seit vierzigtau­send Jahren in »Tribes« in allen Teilen des Fünften Kontinents leben. Haben die Einwanderer von den Aborigines gelernt, das Alter zu ehren?

Wo ist uns eigentlich das Verständnis füreinander abhanden gekommen? Die ganz einfache Logik, dass nur Miteinander funktioniert, ständiges Gegeneinander aber ins Chaos führt? Was hat uns zur Neidgesellschaft gemacht?

Ist es der olympische Gedanke: »Schneller, höher, weiter!«, der zum unlösbaren Drogenproblem führte?

Ist es das Wirtschaftswunderland Deutschland, dessen Fetisch »Ständiges Wachstum« nicht mehr so recht funktioniert?

Ist es einfach nur, dass wir alle jegliches Maß verloren haben, in unseren eigenen Ansprüchen gefangen und unbeweglich sind?

Müssen wir wieder lernen, dass kein Mensch Anspruch auf irgendetwas hat, wofür er nicht bereit ist, seinen eigenen Beitrag zu leisten?

Engagement für UNICEF

Eine meiner ergreifendsten Sendungen war sicher die mit der großen Schauspielerin Liv Ullmann. Sie war damals schon als internationale Botschafterin für UNICEF weltweit im Einsatz gegen die Not der Kinder. Liv Ullmann hat eine ganz besondere Ausstrahlung von Mütterlichkeit und Fraulichkeit, die sie in ihren Rollen so überzeugend einzusetzen wusste. Von der ersten Sekunde ihres Auftritts an hatte sie die Herzen der Zuschauer gewonnen. Sie erzählte wenig über ihre Arbeit, kam lieber ziemlich schnell auf ihr Engagement für UNICEF zu sprechen. Sie sprach immer langsamer und immer leiser, als sie erzählte, wie bei ihrem Besuch im Sudan ein Kind in ihren Armen starb. Es war totenstill im Studio, die Zuschauer vergaßen fast das Atmen. Liv Ullmann saß vor mir mit geschlossenen Augen, als halte sie noch immer das tote Kind in ihren Armen.

Dann sah sie mich an und fragte: »Möchtest du nicht auch für uns, für UNICEF, für die Kinder in der Welt arbeiten?«

Ich nickte nur, und Liv Ullmann gab mir die Hand. Es war wie ein Ritterschlag. Im Frühjahr 1984 wurde ich vom Deutschen Komitee für UNICEF zum ersten Botschafter der Bundesrepublik Deutschland ernannt.

Lachen und Freude

Lachen ersetzt teure Cremes, Lachen ersetzt den Psychotherapeuten. Ich weiß, viele haben nichts mehr zu lachen, aber ebenso viele haben das Lachen nur verlernt, vor allem das Lachen über sich selbst.

Es ist sinnlos, über das zu klagen, was nicht mehr geht. Viel bekömmlicher ist es, sich zu freuen über das, was noch geht.

Heimat und Heimatgefühl

Da ist etwas, das uns im Alter immer stärker berührt: der Begriff Heimat. Sollten Sie zu jenen Menschen zählen, die sich bei diesem Begriff ein nachsichtiges Lächeln nicht verkneifen können, kann ich Sie beruhigen: Mit »Heimat« meine ich nicht die unsägliche »Fernsehheimat«, wie sie im »Komödien-
stadel« zelebriert wird, oder die albernen Fernsehjodler von ergrauten Herren, die in Fantasietrachten unbeschreiblich dumme Texte trällern. Eher schon das Ohnsorgtheater für Nordlichter, oder das Tegernseer Bauernthe­ater am anderen Ende unserer Heimat.

Ich erfreue mich zweier Staatsbürgerschaften, der deutschen und der australischen. Aber ich bin mit Leib und Seele Deutscher. Ich kenne den Text unserer Nationalhymne und singe ihn manchmal sogar mit, quasi als Ersatz für maulfaule Fußballstars oder solche, die der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind.

Die sprichwörtliche Portion Glück

Ohne die sprichwörtliche Portion Glück kannst du dir den Hintern aufreißen, so viel du willst, du kommst trotzdem nicht wieder auf die Beine.