Neugierig und verspielt

Spielen ist für Babys unersetzlich: Auf diese Weise lernen sie sich und ihre Umwelt kennen und ent­wickeln wichtige geistige Fähigkeiten. Spielzeug? Nicht nötig. Viel spannender sind die eigenen Hände und Füße sowie Gesichter und Stimmen der Eltern. Was Babys aber sehr wohl brauchen, sind Nähe und Anregungen.

Beim Spielen entdecken Babys die Welt

„Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen.“ Obwohl Ihr Baby mit wenigen Monaten weder die Wörter „Daumen“ noch „Pflaumen“ kennt und auch nicht weiß, was „schütteln“ bedeutet, wird es solche kleinen Spiele lieben. Eines nach dem anderen nehmen Sie dabei seine Fingerchen in die Hand und streichen sanft darüber: „Der hebt sie auf, der bringt sie nach Haus und der Kleine isst sie alle auf.“ Es ist dieser unwiderstehliche Mix aus Sehen, Hören und Fühlen, der Ihr Baby in seinen Bann zieht. Das Beste daran: Es wird nie langweilig.

1. Spielen heißt sich bewegen

Spiel und Bewegung sind für Babys eins. Es geht darum, die Welt zu entdecken. So viel wie im ersten Lebensjahr lernt Ihr Kind nie wieder in derart kurzer Zeit. In den ersten Wochen gibt es nichts Spannenderes als die Gesichter der Eltern. Bald darauf werden die eigenen Hände und Füße entdeckt – und alles, was sich greifen und mit Fingern, Augen und Mund erforschen lässt.

Ihre Aufgabe ist es, Ihrem Baby jeden Tag die Möglichkeit zu geben, sich ausgie­big zu bewegen und nach Lust und Laune zu spielen. Sie müssen es nicht ständig anleiten – es soll ja lernen, sich auch allein zu beschäftigen. Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind selbst bestimmen lassen, womit und wie lange es mit etwas spielt.

2. Die Macht der Wiederholung

Immer wieder dasselbe zu sagen, zu singen oder sich auf die immer selbe Weise zu bewegen ist vielen Erwachsenen suspekt. Häufige Wiederholungen gelten als monoton und langweilig, Abwechslung und neue Reize dagegen als erstrebenswert.

Mit Verlaub: Ihr Baby sieht die Sache anders. Es lernt umso besser, je öfter es Dinge anschaut, hört, nachmacht. So ist nun mal sein neuronales System geschaltet. Übrigens genau wie das von Erwachsenen.

Lernen funktioniert immer gleich – erst durch ständiges Wiederholen gehen uns Dinge in Fleisch und Blut über. Oder haben Sie in der Fahrschule nie den Motor abgewürgt und beim Tennis gleich jeden Ball getroffen? Ihr Baby müssen Sie nicht einmal besonders motivieren. Es wird Misserfolgen zum Trotz so lange weiter üben, bis es etwas kann oder verstanden hat – manchmal auch länger. Erst wenn es wirklich davon überzeugt ist, dass beim Betätigen des Lichtschalters jedes Mal die Leuchte an- oder ausgeht, wird es darauf vertrauen und der Schalter seine Faszination verlieren.

3. Reden, reden, reden

Was immer Sie in Gegenwart Ihres Babys tun: Kommentieren Sie in einfachen Worten Ihre Handlungen – aber benennen Sie auch das, was Ihr Kind gerade macht. Wiederho­len Sie seine Laute und Silben – das Nachahmen von Babysprache bestätigt ihm, dass es auf dem richtigen Weg ist. Erst im Kleinkindalter sollten Sie damit aufhören. Wenn es weint oder schreit, trösten und beruhigen Sie Ihr Baby immer auch mit Worten. Singen Sie ihm so oft wie möglich Lieder und kurze Reime vor. Weil insbesondere Kinderreime langsam und überdeutlich artikuliert werden, sind sie elementar für die Sprachentwicklung.

4. Von der Grimasse zum Spiel

In den ersten drei Monaten reicht es, Ihrem Baby Ihr Gesicht hinzuhalten: In 25 bis 30 Zentimetern Entfernung sieht es Sie scharf. Blinzeln Sie, strecken Sie die Zunge heraus und schneiden Sie Grimassen. Zum Berühren kommen Sie dann langsam näher.

Bewegen Sie Spielzeug durch die Luft, damit Ihr Kind es mit den Augen verfolgen kann. Tragen Sie Ihr Baby herum oder schaukeln Sie es sanft auf Ihrem Schoß. Beim Wickeln bewegen Sie seine Füße und pusten ihm auf den Bauch.

Etwa ab dem 4. Monat beginnen Sie mit Fingerspielen – von den „zehn kleinen Zappelmännern“ über „Alle meine Fingerlein“ bis „Himpelchen und Pimpelchen“. Auch Geräuschspiele wie Topfschlagen und Papierzerknüllen sorgen jetzt für große Begeisterung – wie auch „Hoppe, hoppe Reiter“ und andere Bewegungsspiele.

Kleine Turnübungen können Sie etwa ab dem 7. Monat einbauen. Legen Sie sich etwa beide bäuchlings auf den Boden. Sie halten Ihrem Kind Spielzeug hin, das es ergreifen soll, während es sich mit dem anderen Arm abstützt. Bei der „Körperrutsche“ setzen Sie sich Ihr Kind auf die Oberschenkel und heben die Beine an, so dass Ihr Kind auf Ihren Bauch rutscht.

Um den 10. Monat herum können Sie dann schon gemeinsam klatschen und sich abwechselnd zuwinken. Lassen Sie Ihr Kind Hindernisse überwinden, zum Beispiel ein Kissen auf dem Boden. Oder Sie lassen es hinter sich her krabbeln. Holt es Sie ein, nehmen Sie es in die Arme.

5. Reizüberflutung vermeiden

Überfordern Sie Ihr Kind nicht mit zu vielen Reizen. Achten Sie beim Spielen auf seine Reaktionen: Wirkt es ängstlich? Zeigt es Zeichen von Überforderung, indem es den Blick abwendet, gähnt oder quengelt? Dann ist es höchste Zeit für eine Pause.

Lieber drinnen ?

Spielen heisst für Babys, Erfahrungen zu sammeln. Wie klingt es, wenn ich mit einem Bauklotz auf den Boden klopfe? Was passiert, wenn ich den Schnuller loslasse? Spielzeug braucht Ihr Baby in den ersten 3 Monaten noch nicht. Hauptsache, Sie sind da und geben ihm Zuwendung. Reden Sie, singen Sie, machen Sie Geräusche – und animieren Sie Ihr Kind zum Nachahmen. Sehr bald reicht kleinen Entdeckern die Wohnung nicht mehr aus. Je mo­biler und neugieriger Ihr Baby wird, desto öfter sollten Sie es draußen spielen lassen.

Vor allem Großstädter laufen Gefahr, eher mal in der Stube hocken zu bleiben, als Kind samt Zubehör die Treppen runterzuschleppen. Auch wenn es Aufwand bedeutet: Geben Sie sich einen Ruck !

Mit allen Sinnen !

Backe, Backe Kuchen … In den warmen Sand greifen und ihn durch die Finger rieseln lassen – was für eine Erfahrung! Ein Sandkasten ist der perfekte Ort, um den Tastsinn Ihres Babys zu aktivieren. Beim Picknick auf der Wiese kann es die Natur erkunden. Es riecht den Duft der Blumen, hört die Vögel zwitschern und sieht einen Marienkäfer über seine Hand krabbeln. Fürs erste Bauchkribbeln sorgt eine Babyschaukel im Garten oder auf dem Spielplatz. Auch wenn das Wetter mal nicht toll ist: Babys, die viel an der frischen Luft sind, schlafen besser.

Bei warmem Wetter reichen Body, Oberteil, Hose und in der Sonne ein Mützchen. Ist es nass und kühl, sind mehrere dünne Schichten gefragt – sowie Matsch­hose, dicke Socken und Schuhe.

Knöpfchen ?

Biep, Düdelüt, Klonk – so tönt es laut aus vielen Kinderzimmern. Schon Babys sitzen darin vor plärrenden, flackernden und sich bewegenden Plastikmaschinen. Ob Handy, Laptop oder ganzer Bauernhof – „Lernspielzeug“ zieht Babys magisch an, weil sie stark auf visuelle und akustische Reize reagieren. Per Knopfdruck können sie diese sogar selbst steuern. Doch wenn alles vorgegeben ist, leidet die Fantasie. Nicht nur das Baby selbst gewöhnt sich schnell daran, bespaßt zu werden – auch die Eltern haben dann keinen Grund mehr, mitzuspielen.

Falls es doch ein Baby-Keyboard sein soll – lassen Sie Ihr Kind damit nicht allein. Das Gerät sollte auf keinen Fall zum Ersatz für gemeinsames Spielen oder Vorlesen werden.

Elektronisches Spielzeug ist oft viel zu laut. Hält sich Ihr Baby Sachen nahe ans Ohr, drohe­n auf Dauer sogar Gehör­schäden .

Köpfchen !

Fühlen und Tasten nach Neuem ist Babys angeboren. Zu Beginn ist ein weiches Schnuffeltuch das beste Spielzeug. Bald wächst das Interesse für Dinge, die sich bewegen und Geräusche machen. Das Mobile über dem Bettchen ist so faszinierend wie Stofftiere und die Musik der Spieluhr. Fängt Ihr Baby an, nach Dingen zu fassen, helfen ihm Greifling, Rassel und Knisterblümchen. Bald darauf versucht es bereits, Holzklötze zu stapeln oder in eine Sortierbox zu stecken. Schon früh eignen sich auch Stoffbücher, Bälle und Scheibentürme.

Bieten Sie Ihrem Kind nicht zu viele Sachen auf einmal zum Spielen an – sonst überfordern Sie es. Tauschen Sie lieber öfter einmal Spielzeug aus.

Achten Sie bei der Auswahl des Spielzeugs auf Vielfalt – sowohl in Bezug auf Materialien als auch auf Formen und Funktionen.

Unbelastet Spielen

Beim Spielen lernen Babys ihre Umgebung kennen – ob sie sich nun mit Spielzeug oder Alltagsgegenständen beschäftigen. Was sie dabei fühlen, sehen und hören, prägt ihr Verständnis. Ist die Welt ein harmonischer, freundlicher und friedvoller Ort oder laut, hektisch und fremd? Eltern geben ihren Kindern viel Gutes mit auf den Weg, indem sie Spielzeug bewusst auswählen.

1Material  Bevorzugen Sie Spielzeug aus Naturmaterialien wie Wolle, Kork und Holz. Für Füllun­gen sind Körner und Kerne geeignet. Holzspielzeug sollte aus unlackiertem Vollholz bestehen. Farben und Lacke können mit Schwermetallen wie Blei belastet sein. Sperrholz und Spanplatten (etwa für Holzpuzz­les) enthalten oft formal­dehydhaltige Bindemittel. Plastik­­spielzeug sollte aus hartem Kunststoff, etwa Poly­pro­pylen (PP), oder Poly­ethy­­len (PE) bestehen. Weich-PVC (Polyvinylchlo­rid) enthält häufig gesundheitsschädliche Phthalat-Weichmacher. Sie erken­nen PVC am Recyclingdreieck mit der Ziffer 03.

2Schadstoffe  Schnuppern Sie am Spielzeug. Riecht es unan­genehm, lassen Sie es besser im Laden liegen. Intensiver untypi­scher Geruch kann auf Schadstoffe hinweisen. Geruchloses Spielzeug garantiert aber keine Schadstofffreiheit.

3Sicherheit  Achten Sie auf Ecken und Kanten. Reiben und ziehen Sie am Spielzeug. Fallen Teile ab, lösen sich Farben oder gehen Nähte auf – Finger weg ! Beachten Sie Warn- und Alters­hinweise („für Kinder unter 3 Jahren nicht geeig­net“).

4Prüfsiegel  Mit dem CE-Zeichen erklärt der Hersteller lediglich, dass er sich an die gesetzlichen Vorschriften hält. Besser sind unabhän­gige Prüfsiegel wie das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit, Siegel von Prüfinstituten wie dem Tüv sowie von Initiativen wie Spielgut, bei elektrischen Geräten zum Beispiel das VDE-Gütesiegel.

5Duftstoffe  Seit einigen Jahren gibt es den Trend, Spielzeug zu beduften. Fragen Sie sich, ob Sie künstliche Duftstoffe für Ihr Kind möchten. Womöglich lösen sie Allergien aus oder überdecken unange­nehme Materialgerüche.

6Stofftiere  Kuscheltiere sollten stabile Nähte ha­ben sowie aufgenähte Augen statt Glas- oder Knopf­augen. Sie sollten keine Füllung verlieren und in der Maschine waschbar sein. Kurzflorige Stoffe haaren weniger.

Toy-Check

Geeignetes Spielzeug muss dem Alter und dem Entwicklungsstand eines Kindes entsprechen. Ihr Baby darf sich daran nicht verletzen oder Kleinteile verschlucken können. Zudem sollten Material, Farbe und Lack keine Giftstof­fe enthalten.

Spielzeug Marke Eigenbau

Topf-Schlagzeug

Etwas Hausmusik gefällig ? Mit Kochlöffeln aus Holz lassen sich umgedrehten Töpfen und Plastikschüsseln tolle Töne entlocken. Zart besaitete Eltern drücken ihrem Kind lieber einen Schneebesen in die Hand.

Nudel-Rassel

Man nehme: eine kleinere Plastikflasche. In diese fülle man ungekochte Nudeln und verschließe sie so fest, dass das Baby sie nicht aufbekommt. Fertig ist eine tolle Rassel. Auch Reis und Linsen eignen sich als Füllung.

Schneebesen-Flitzer

Durch einen Schneebesen hindurchzusehen und mit der Hand hineinzugreifen, ist an sich schon spannend. Ein zwischen den Drähten herumhüpfender Tischtennisball macht ihn endgültig zum Must-have.

Flaschen-Halma

Kein Baby kann einem Kasten voller leerer PET-Flaschen wider­stehen. Im Handumdrehen sind sie im Raum verteilt – und irgend­wann klappt auch das Wieder-Hineinstellen.

Mini-Reißwolf

Ob Zeitung oder Geschenkpapier – was sich zerknüllen und zerreißen lässt, fasziniert. Besonders beliebt: so lange an einer Packung Taschentücher zerren, bis sie ihren flauschigen Inhalt preisgibt.

Funkkontakt ?

Im Bus, auf dem SPielplatz, beim Essen – die Smartphone-Manie grassiert. Fast ohne es zu merken, schauen viele öfter aufs Display als nach ihrem Kind. Forscher warnen: Feh­len­der Blickkontakt kann den Aufbau stabiler Bindungen erschweren und die Hirnreifung verzögern.

214-mal greift ein Nutzer im Schnitt zum Smartphone – am Tag! Das ergab eine Studie der Marketing-Agentur Tecmarc von 2014. Die tägliche Nutzungsdauer betrug 3 Stunden und 16 Minuten. Pro Woche waren die Probanden folglich fast einen Tag lang nur mit ihrem Smartphone beschäftigt.

Die Versuchung ist riesig, doch wer ständig auf sein Handy schaut, vernachlässigt sein Baby emotional. Das kann zu einem gravierenden Mangel an Empathie führen.

Betroffene Kinder lernen oft nur mühsam sprechen und zeigen häufig Gedächtnisschwächen . Sogar das Körperwachstum kann sich ver­lang­samen.

Blickkontakt !

Schau mir in die Augen, Kleines Babys sind in hohem Maß auf Blickkontakt angewiesen. So können sie sich in ihrem Gegenüber „spiegeln“ und entwickeln ein Gefühl für sich selbst. Spürt das Baby die Freude von Mama oder Papa, spürt es auch seine eigene Freude.

Verzichten Sie in Anwesenheit Ihres Babys auf Ihr Smartphone. Wenden Sie sich ihm ganz bewusst zu und tauschen Sie sich mit ihm aus.

Für ein Kleinkind gibt es kein „Zuviel an Kommunikation. Mit Worten, Mimik und Blicken geben Sie ihm ein Gefühl der Sicherheit.

Schon Babys haben ein enormes Bedürfnis nach Kommunikation. Wird es nicht gestillt, steigt ihre Pulsfrequenz messbar an und sie geraten in Stress.

Wer als Baby eine sichere Bindung zu seinen Eltern hatte, verfügt als Jugendlicher meist über hohes Selbstvertrauen und ein gesundes Selbstwertgefühl.

Leere Kalorien ?

Mal wieder richtig schlafen – so lautet der größte Wunsch erschöpfter Eltern. Kein Wunder, wenn auch nachts alle zwei Stunden Alarm ist! An Tipps erfahrener (Groß-)Mütter mangelt es meist nicht. Wahre Wunder wirken soll etwa ein Nachtfläschchen, in dem ein Esslöffel Schmelzflocken aufgelöst wurde. Angeblich wird das Baby davon so satt, dass es viele Stunden selig schlummert. Doch Ärzte warnen davor, Babys mit Getreide abzufüllen. Der Stärkeanteil sorge zwar für ein länger andauerndes Sättigungsgefühl, belaste aber die Verdauung.

Bis mindestens zum 5. Lebensmonat können Babys Getreide noch nicht richtig verdauen und werden durch die Kohlenhydrate förmlich ausgeknockt.

Gute-Nacht-Fläschchen und Trinkbreie sind keine gute Lösung. Ihre Energiedichte ist für Babys meist noch zu hoch und kann auf Dauer zu krankhaftem Übergewicht führen.

Sprechen ist das A und O

Ihr Baby teilt sich Ihnen auf vielfältige Weise mit: Es quietscht, gluckst und lallt, dann wieder weint oder schreit es, und manchmal lächelt es Sie einfach nur an. Auch wenn Sie nicht alles sofort verstehen – es ist wichtig, dass Sie auf Ihr Kind reagieren und immer wieder auch von sich aus mit ihm in Kontakt treten. Durch häufiges Sprechen, Lesen und Singen können Sie Hirnreifung und Spracherwerb gezielt fördern.

Sprechen  Ihr Baby ist in hohem Maß darauf angewiesen, dass Sie von Angesicht zu Angesicht mit ihm kommunizieren. So festigt es seine Bindung zu Ihnen und lernt mit der Zeit, selbst zu sprechen. Ob Sie einfach die Umgebung kommentieren („Schau, das ist dein Mobile“), Ihre eigenen Handlungen beschreiben („Mama zieht dir jetzt die Socken an“) oder überschwänglich auf sein Lächeln reagieren („Du hast aber gute Laune“) – tun Sie es so oft wie möglich. Sie dürfen dabei ruhig in die Ammensprache verfallen – einen übertrieben artikulier­ten Singsang mit angehobener Stimme und vielen Pausen, auch „Baby Talk“ genannt. Wiederholen Sie Silben und Wörter und imitieren Sie die „Ohs“, „Ahs“ und „Mamamamas“ Ihres Babys. Sie regen es auf diese Weise an, immer weiter zu üben.

Vorlesen  Machen Sie es sich gemeinsam gemütlich und lesen Sie Ihrem Baby ab und zu Reime oder kurze Texte aus Kinderbüchern vor. Auch wenn es den Inhalt zunächst noch nicht versteht, sein Gehirn profi­tiert allein vom Zuhören. Außerdem schult das Vorlesen Konzentration und Vorstellungsvermögen. Verstellen Sie dabei ruhig Ihre Stimme, etwa um Tierstimmen nachzuahmen. Ihr Kind versteht dadurch, wie wichtig Sprache ist – lange bevor es selbst Worte verste­hen oder sprechen kann.

Singen  Die meisten Babys sind geradezu vernarrt in die Stimmen ihrer Eltern. Auch auf Musik reagieren sie in aller Regel positiv: Sie bewegen sich oder sie lächeln einfach. Vorsingen und späteres gemeinsames Singen vermitteln Ihrem Kind ein Gefühl für Rhythmus und Melodie der Sprache – eine wichtige Voraussetzung, um selbst sprechen zu lernen.

Bücher anschauen Ab etwa einem halben Jahr können Sie anfangen, sich mit Ihrem Kind einfache Bilder­bücher anzuschauen. Bemühen Sie sich dabei, neben „tut-tut“, „wau-wau“ und „brumm-brumm“ Dinge schon bei ihrem richtigen Namen zu nennen.

Frühe Förderung

Indem Eltern schon sehr früh möglichst viel mit ihrem Kind in Kontakt treten und es anregen zu kommunizieren, beugen sie Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen vor.

Zeitvertreib !

Stress oder Entspannung das liegt zum Großteil in Ihrer Hand. Reservieren Sie vorab und klären Sie, ob Hochstühlchen und Wickel­raum verfügbar sind. Wählen Sie eine Zeit, zu der kein Hochbetrieb herrscht – etwa den späten Nachmittag. Wer nicht in Stress geraten will, kann sein Kind auch schon zu Hause füttern und nur ein paar Snacks und etwas zu trinken mitnehmen. Verkürzen Sie die Dauer des Aufenthaltes, indem Sie auf Aperitif, Vorspeise oder Nachtisch verzichten oder Ihr Essen telefonisch von zu Hause aus bestellen.

Die Kombination „ein Buch, ein Kuscheltier, ein Spielzeug“ hat sich als Ablenkung vor Ort bewährt. Nicht vergessen: kurz vor dem Losgehen noch mal die Windel wechseln.

Viele Restaurants bieten Stifte und Papier an. Falls nicht, falten Sie aus Servietten Hüte und Schiffe oder knoten Sie Figuren und spielen eine Geschichte vor.

Einzelkämpfer ?

Ihr Kind weiss, wie Ihr Gesicht aussieht, wie Ihre Stimme klingt und wie sich Ihre Berührungen anfühlen. Im ersten Lebensjahr sind Babys ganz auf ihre Eltern fixiert. Sie sind seine ersten Spielkameraden und besten Freunde. Trotzdem reicht es nicht aus, wenn sie die einzigen Bezugspersonen sind. Sobald Ihr Kind anfängt, sich für andere Babys zu interessieren, geben Sie ihm die Chance, mit ein paar Gleichaltrigen eigene Erfahrungen zu sammeln. Was es dabei durch Ausprobieren und Nachahmen lernt, können selbst Sie ihm nicht beibringen.

Es ist normal, wenn Ihr Kind bei anderen Leuten fremdelt . Reden Sie ihm nicht gut zu, sondern lassen Sie ihm Zeit, um sich langsam an Unbekannte zu gewöhnen.

Kleinkinder, die nur selten mit anderen spielen, verstehen wichtige Begriffe wie „mein“ und „dein“ erst deutlich später.

Teamplayer !

Ihrem Baby ist es egal, ob ein Bauklotz ihm gehört oder nicht. Interessant findet es, wie sich seine Oberfläche anfühlt und wie es klingt, wenn man ihn fallen lässt. Da Säuglinge aufgrund ihrer steilen Lernkurve stark mit sich beschäftigt sind, spielen sie zunächst nicht mit-, sondern nebeneinander und treten erst langsam miteinander in Kontakt. Dass sie auch das Teilen noch lernen müssen, ist ganz normal. Um Streitereien aus dem Weg zu gehen, sollten Sie deshalb dafür sorgen, dass stets ausreichend Spielzeug für alle Kinder vorhanden ist.

Mit einem halben Jahr nehmen viele Babys Blickkontakt auf und berühren Spielkameraden – erste Schritte, um Teilen und Rücksichtnahme zu lernen.

Spieltreffen sollten höchstens eine bis anderthalb Stunden dauern. Dann brauchen die Kleinen eine Ruhepause , um ihre Eindrücke zu ver­ar­beiten.

Je weniger Verbote, desto grösser ihr Effekt

„Es gibt keine perfekten Eltern! Es gibt nicht einmal annähernd perfekte Eltern!“ So lautet der Befund des berühmten Erziehungsex­per­ten Jesper Juul. Wer meint, aus diesen beiden Sätzen Resignation herauszulesen, ist jedoch auf dem Holzweg. Juul hält es sogar für den größten Fehler von Eltern, alles richtig machen zu wollen.

Entspannen Sie sich stattdessen bei dem Gedanken, dass das weder möglich noch erstrebenswert ist. Gestehen Sie sich Fehler zu – denn Sie werden welche machen. Es ist keine Heldentat, sein Kind anzuschreien, weil es seinen Brei durchs Zimmer wirft. Aber es passiert nun mal. Sie sind deshalb keine schlechten Eltern.

Versuchen Sie, ein paar Grundsätze konsequent zu befolgen – dann sind Sie in Sachen Erziehung im grünen Bereich.

Tipp 1: Grundbedürfnisse erfüllen

Nahrung, Nähe, frische Windeln – so lauten in den ersten Monaten die Grundbedürfnisse Ihres Babys. Macht es Sie auf diese Bedürfnisse aufmerksam, indem es etwa schreit, dann erfüllen Sie diese möglichst rasch. So lernt Ihr Baby, dass Sie für es da sind. Es schreien zu lassen hat nicht nur keinen Effekt, sondern ist kontraproduktiv: Babys können noch nicht verwöhnt werden – sie wissen noch nicht, was „richtig“ und „falsch“ ist, und können noch nicht strategisch vorgehen. Indem Sie auf Signale Ihres Kindes reagieren, stärken Sie sein Urvertrauen und schaffen eine stabile Bindung.

Extra-Tipp: Geben Sie Ihrem Kind im ersten Halbjahr so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, wie es will.

Tipp 2: Erste Grenzen setzen

Im zweiten Lebenshalbjahr entwickelt Ihr Kind einen eigenen Willen und kann sein Schreien gezielter einsetzen. Es versucht, Sie damit zu bestimmten Handlungen zu bewegen. Jetzt können Sie von ihm schon etwas Geduld einfordern und müssen nicht immer gleich springen, wenn ein lauter Schrei ertönt. Auch Sie haben schließlich Bedürfnisse – und das sollten Sie auch vermitteln. Sie werden schnell lernen zu unterscheiden, ob Sie wirklich gefordert sind oder ob Ihr Kind lediglich quengelt, um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

Spätestens, wenn es mobil wird und Treppenabsätze, Tischdeckenzipfel und Elektrogeräte in seine Reichweite rücken, ist es Zeit, ihm erste Grenzen zu setzen. Rechnen Sie aber nicht damit, dass Ihr Kind gleich versteht, was ein „Nein“ bedeutet. Erst gegen Ende des ersten Lebensjahres wird es die Bedeutung des Wortes verste­hen – bis es Regeln und Verbote befolgt, dauert es in der Regel ein weiteres Jahr.

Extra-Tipp: Reagieren Sie auf Wut oder Trotz Ihres Kindes nie mit eigener Wut. Droht keine Gefahr, lassen Sie es kurz toben. Nehmen Sie es dann ohne große Worte in den Arm und zeigen Sie ihm, dass Sie es lieb haben.

Tipp 3: Klare Ansagen machen

Scheuen Sie sich nicht vor deutlichen Worten – aber äußern Sie diese mit ruhiger, fester Stimme. Es bringt nichts, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Im Gegenteil: Innerhalb eines festen Regelgerüstes finden sich Kinder leichter zurecht. Liebevoll gesetzte Grenzen geben Ihm deshalb Sicherheit.

Greift Ihr Kind nach Ihrer Brille, nach der heißen Teekanne oder macht es sich an der HiFi-Anlage zu schaffen, schauen Sie es ernst an und sagen Sie „Nein!“. Rücken Sie die Teekanne aus seiner Reichweite oder tragen Sie Ihr Kind aus der Gefahrenzone. Lenken Sie es dann am besten mit einem Spielzeug ab. Eventuell können Sie Ihr „Nein“ noch begründen. Mehr als ein „Heiß, aua!“ bringt aber noch nichts.

Extra-Tipp: Einmal aufgestellt, sollten Regeln auch ohne Diskussion gelten. Wer einknickt, verwirrt sein Kind und macht ihm und sich selbst das Leben schwer.

Tipp 4: Weniger ist mehr

Je weniger „Neins“ Sie im Lauf der Zeit etablieren, desto eindringlicher wirkt jedes einzelne. Verwenden Sie sie deshalb nicht inflationär und aus Bequemlichkeit, sondern nur, wenn es dem Wohlergehen Ihres Babys dient. Richten Sie sich auch gleich darauf ein, dass Sie jedes „Nein“ gefühlt hundertmal wiederholen müssen. Das ist kein böser Wille Ihres Kindes, sondern schlichtes Ausprobieren: Vielleicht gilt ja heute etwas anderes als gestern, vielleicht darf ich bei Mama Sachen, die Papa verbietet?

Das Wichtigste: Einigen Sie sich als Elter­n, welche Verbote wirklich notwendig sind – und bleiben Sie dann konsequent.

Extra-Tipp: Genauso wichtig wie das Ziehen von Grenzen ist ehrliches Loben. Macht Ihr Kind Dinge richtig, sollten Sie es immer wieder positiv bestärken.

Tipp 5: Nicht alles wegräumen

Damit sich Ihr Kind gut entwickeln kann, braucht es eine anregende Umgebung. Es hat deshalb wenig Sinn, alles aus seiner Reichweite zu verbannen, was es interessieren könnte. Ihr Kind soll schließlich lernen, was es darf und was nicht. Klar ist, dass Sie die Putzmittel wegsperren und die Vitrine mit den Gläsern verschließen. Doch was spricht dagegen, dass es Plastikdosen oder Bücher herausnimmt und untersucht?

Extra-Tipp: Prüfen Sie, wo Sie Kompromisse machen können. Eventuell dürfen ja der Küchentisch ein paar Kratzer und einige Bücher Eselsohren bekommen.

Hallo, hilft mir jemand ?

Wer mit seinem Kind daheim bleibt, bekommt spätestens nach ein paar Monaten das Gefühl, im eigenen Saft zu schmoren: Baby hier, Baby da – es gibt kaum noch ein anderes Thema. Wenn es gut läuft, hat sich ein fester Rhythmus aus Füttern, Wickeln und Schlafen etabliert. Trotzdem ist man permanent übermüdet und fragt sich, wie lange man das noch durchhält.

Der tägliche Spaziergang mit Kinderwagen, Coffee to go und Abstecher zum Drogeriemarkt: Wirklich unter Leute kommt man so nicht. Von der intellektuellen Unterforderung gar nicht zu reden. In Ruhe ein Buch lesen? Einen Film bis zum Ende anschauen? Das war in einem anderen Leben.

Dabei würde es schon reichen, seine Sorgen ab und zu mit Gleichgesinnten teilen zu können. Seine Fragen loszuwerden, mal nicht über Kinder zu reden – oder einfach nur ein bisschen zu jammern.

Tipp 1: Hebamme kontaktieren

Wütend, genervt, frustriert – die meisten jungen Mütter kennen Phasen, in denen sie am liebsten alles hinschmeißen würden. Schlafentzug, schmerzende Brüste und ein schreiendes Baby sorgen dafür, dass sie nervös, unkonzentriert und sogar aggressiv werden – und prompt ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihren eigenen Ansprü­chen nicht genügen.

Nicht nur in solchen schwachen Momenten ist die Hebamme eine gute Ansprechpartnerin. Mit Stärkungsmitteln für Körper und Psyche kann sie helfen und praktische Tipps geben. Viele Hebammen bieten darüber hinaus Stillgruppen und Kurse für Rückbildungsgymnastik an, in denen es auch darum geht, dass Mütter sich austauschen, ihre Fragen loswerden und auch mal Dampf ablassen können.

Tipp 2: Privates Netzwerk aufbauen

Großeltern, Nachbarn, Freunde – zuweilen liegt die Lösung nur einen Anruf entfernt. Wo steht geschrieben, dass nur Sie Ihr Baby betreuen können? Menschen, denen Sie vertrauen und die sich mit Kindern ausken­nen, um Hilfe zu bitten, ist kein Zeichen von Schwäche. Sie tun damit sich und Ihrem Baby etwas Gutes.

Versuchen Sie, von Zeit zu Zeit aus dem Trott herauszukommen – und wenn es nur für ein, zwei Stunden ist. Für den Anfang reicht schon ein Spaziergang um den Block, während die Oma aufs Baby aufpasst. Auch unter Freunden und Nachbarn lassen sich Netzwerke organisieren, die in ein paar Jahren noch richtig wertvoll werden können – wenn Sie es mal nicht schaffen, Ihr Kind pünktlich aus der Kita abzuholen oder zum Schwimmtraining zu fahren.

Tipp 3: Augen auf im Internet

Elternforen rund ums Baby gibt es wie Sand am Meer. Im Internet finden Sie immer jemanden, den Sie fragen oder dem Sie Ihr Herz ausschütten können. Doch gerade als Neuling sollten Sie behutsam sein. Benötigen Sie wegen gesundheitlicher Probleme Ihres Babys schnell eine Antwort oder sind Sie gerade nicht gut drauf, ist der Holterdipolter-Einstieg in ein Forum keine gute Idee.

Nehmen Sie sich besser in Ruhe ein paar Seiten vor und prüfen Sie, ob Ihnen Themen, Moderation und Umgangston gefallen. Beteiligen Sie sich testweise an Diskussionen oder starten Sie einen Thread zu einem weniger brisanten Thema.

Oberste Regel: Glauben Sie nicht ungeprüft, was Sie lesen – etwa in Sachen Gesundheit und Ernährung. Anders liegen die Dinge, wenn es sich um ein Expertenforum handelt, in dem Ärzte, Hebammen oder Wissenschaftler User-Fragen beantworten.

Tipp 4: Rechtzeitig Hilfe suchen

Wohnung zu klein, Geldsorgen, Krach mit dem Partner – manchmal kommt eine Menge zusammen, und Sie denken, schon der nächste Tropfen könnte das Fass zum Überlaufen bringen. Selbst liebevolle Eltern können dadurch in Gefahr geraten, ihr Kind anzuschreien, es sogar zu schütteln oder zu schlagen. Dann ist es höchste Zeit, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Wer in der Phase der Familiengründung nicht mehr weiterweiß, kann sich „Frühe Hilfen“ holen, wie sie etwa Arbeiterwohlfahrt, Caritas und der Paritätische anbieten. Dabei handelt es sich um verschiedene, einander ergänzende Beratungsangebote. Hier unterstützen Sie Fachleute und ehrenamtlich Engagierte, Ihren Alltag zu bewäl­tigen – ohne Ihnen vorzuschreiben, wie Ihr Familienleben auszusehen hat. Die Hilfen können schon während der Schwangerschaft einsetzen und weitergeführt werden, bis Ihr Kind drei Jahre alt ist. Das Ganze ist vertraulich und für Hilfesuchende kostenlos. Weitere Informationen finden Sie unter www.fruehehilfen.de .

Tipp 5: Praktische Angebote nutzen

In vielen Kommunen existieren Projekte zur Unterstützung und Entlastung junger Eltern, Alleinerziehender und Familien in Not im ersten Lebensjahr des Kindes. Einmal oder mehrmals pro Woche kommt ein ehrenamtlicher Pate zu Ihnen nach Hause und betreut Ihr Baby, damit Sie sich für ein paar Stunden ausruhen können. Er begleitet Sie zum Arzt oder zur Behörde oder hört Ihnen einfach zu. Infos zu Angeboten bekommen Sie bei Hebammen, beim kommunalen Gesundheitsamt, bei Sozialträgern sowie Initia­tiven wie „Wellcome“ und „Känguru“.

Ausgeruht und wohlbehütet

Die ersten Monate kosten Eltern viel Kraft: Das Baby stellt den Tagesablauf auf den Kopf – und auch mit der gewohnten Nachtruhe ist es erst einmal vorbei. Trotz aller Müdigkeit heißt es für Sie, am Tag hellwach zu sein – denn je älter Ihr Baby wird, desto neugieriger wird es sein Umfeld erkun­den und alles ausprobieren wollen.

Schlaf, Kindchen – bitte !

Durchschlafen – viele Eltern können das Wort nicht mehr hören. Ständig bekom­men sie es um die Ohren gehauen – von der Angeberin in der Krabbelgruppe („Also, meiner schlief schon kurz nach der Geburt durch“), der eigenen Mutter („Du hast in dem Alter längst durchgeschlafen“) oder der neugierigen Nachbarin („Schläft wohl immer noch nicht durch, der Kleine?“).