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©2021 Dietrich, Stefan:

hundertfünfzig.

ein Gedicht zu jedem Psalm /

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH; D-Norderstedt

ISBN: 978-3-7526-6410-2

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Meine, in dieser Publikation gesammelten literarischen Versuche, zu jedem Psalm ein Gedicht zu schreiben, erheben nicht den Anspruch, den Psalmen gerecht zu werden.

Ich habe mich vor allem darum bemüht, die Grundstimmung des jeweiligen Psalms aufzunehmen.

Möglicherweise können einige der vorliegenden Texte gesungen werden, da sie einen wiederkehrenden Refrain aufweisen. Andere Gedichte verlieren nicht viele Worte, wiederum andere tauchen in eine verspielte Welt der Worte ein.

Mögen meine Texte dazu anregen, sich mit dem Psalter auseinanderzusetzen, die einzelnen Psalmen auf sich wirken zu lassen und ihrer poetischen Lebenskraft nachzuspüren.

Stefan Dietrich

im April 2021

für Christine und Nathanael

1

glücklich,

wer?

glücklich,

du?

glücklich,

ich?

glücklich,

mit DIR

glücklich,

wir

2

warum

Krieg?

warum

Niederlage?

warum

Sieg?

warum

Gewalt gegen Schwache?

warum

Hohn?

warum

Rache?

warum?

darum

setze ich

auf DICH

ewiglich

DU bist’s

der bleibt

in Ewigkeit

3

der Mond

steht stille

es geschehe

DEIN Wille

der Waldkauz schaut

gütig zu

ich komme

zur Ruh’

gehalten

in Deiner Hand

ich bin

von DIR erkannt

jetzt

wird hier

ich danke

DIR

die Seele

erklingt

der Traum

gewinnt

was ist schon

das Morgen?

ich bin

bei DIR geborgen

4

wenn ich aus meinem Fenster seh’,

dann schaue ich ein Land so fern,

das hinter’m Horizont erstrahlt

es liegt mühsel’ge Tagesreisen fort,

beleuchtet hell von Sonn’ und Stern,

mit Frieden und von Glück bemalt

es ist dort hinten, wie es sollte:

unbekannt sind Trug und Wahn

und niemand ist dem andern Gram

loyal ist dort nicht nur ein Wort

und wär’ einmal der Kummer Sieger,

so sieht man hin und bietet Hort

und wenn in mir der Schmerz aufbricht,

erklingen mutig Friedenslieder

und grüssen mich mit starkem Licht

wenn ich aus meinem Fenster schau,

so scheint das Land des Friedens weit

doch ich erwarte, dass es kommt

und eines Tages klopft es an

ich halt’ mich sehnsüchtig bereit:

wann ist das Land hier Wirklichkeit?

Friede wird sein, ganz ohne Wunde

dann ist nicht mehr der Arglist Stunde,

und ich lach’ DIR aus dem Fenster zu

5

ich schreie im Schrecken

will meine Wunden lecken

sei nahe

mir

jetzt und hier

es höhnen die einen

die es böse meinen

sie schleudern Worte

in denen die Liebe verdorrte

ich bin allein

kann ohne DICH nicht sein

sei nahe

mir

jetzt und hier

ich hoffe laut

auf DICH gebaut

Deine Liebe gilt

stark wie ein Schild

sei nahe

mir

jetzt und hier

6

manchmal, da wünsche ich

die Zeit laufe schneller

ich bitte und flehe

dass es bald vorübergehe

manchmal, da wünsche ich

die Zeit laufe langsamer

bin ganz im Moment

das Glück strömt ungehemmt

im Hin und Her des Lebens

scheint so manches vergebens

wenn ich nicht mehr will

die Zeit steht nicht still

im Rhythmus der Zeit

bleibt die Schöpfung bereit

zu sein und zu werden

im Himmel und auf Erden

ein Wort, ein Gedanke

ohne Grenze und Schranke

getragen zu jeder Stunde

Lob aus jedem Munde

DU hältst die Zeit

in Deiner Hand

in Deinem Geleit

die Zeit gebannt

7

ich zerschlug Papier

im Mondenschein

ging dem Glanz auf den Leim

um null Uhr vier

am Samstag um zwei

schaute das Unglück vorbei

wir hatten einen Streit

es ging deutlich zu weit

am Montag um sieben

ist es nicht hier geblieben

es suchte das Glück

vom Leben ein Stück

ich sass stumm am Fenster

sprach mit dem Mond

grüsste Gespenster

war unbewohnt

am Mittwoch um acht

kamst DU angelacht

DU nahmst meine Hand

zur Quelle gelangt

8

ein Sonnenstrahl den Giebel ritzt

und eine flinke Katze sitzt

als sei sie zur Freundschaft stets bereit

DU bleibst in alle Ewigkeit

ein Mann lacht wie ein leerer Krug

es riecht vom Fluss her nach Betrug

eine Krähe liegt mit sich selbst im Streit

DU bleibst in alle Ewigkeit

ein Kind schreit nach dem Himmel jetzt

und ist über seinen Schrei entsetzt

ein Fischer hofft: es ist so weit

DU bleibst in alle Ewigkeit

ein Auto kreischt über den Asphalt

aus seinem Innern Musik lallt

ein Blinder sucht hinkend nach Geleit

DU bleibst in alle Ewigkeit

eine Tür knallt von einem Windstoss zu

ein Mann am Gehstock sucht nach Ruh’

ein Flüstern zischt, es tönt nach Neid

DU bleibst in alle Ewigkeit

die Hoffnung linst leise um die Ecke

dass sie scheu den Mut aufwecke

die Liebe verbündet sich mit der Zeit

DU bleibst in alle Ewigkeit

9

ich bin gebeugt

von meiner Vergangenheit

vergiss mich nicht

ich bin gebeugt

von meinen Schmerzen

vergiss mich nicht

ich bin gebeugt

von meinen Lasten

vergiss mich nicht

ich bin gebeugt

von meinen zerschlagenen Träumen

vergiss mich nicht

ich bin gebeugt

von Freunden, die mich hintergingen

vergiss mich nicht

ich bin gebeugt

von meinen Enttäuschungen

vergiss mich nicht

ich bin gebeugt

von meinen falschen Entscheidungen

vergiss mich nicht

DU vergisst mich nicht

10

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von seinem Leben

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von Spott und Spielchen

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von Verlust und Abschied

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von der Ohnmacht Hilfloser

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von Not und Narben

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von Rücksichtslosigkeit

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von Ablehnung und Ächtung

DU siehst den Gebeugten

gebeugt von Wehmut und Härte

DU siehst den Gebeugten

11

DU

hilf dem Gerechten

der sich sorgt um die Schwachen

hilf dem Gerechten

der dem andern mit Gedanken der Liebe begegnet

hilf dem Gerechten

der dem andern aufrichtig entgegentritt

hilf dem Gerechten

der Gestürzten auf die Füsse hilft

hilf dem Gerechten

der Neuanfänge möglich macht

hilf dem Gerechten

der Bewährtes bewahrt

hilf dem Gerechten

der sich Ausgeschlossenen zuwendet

hilf dem Gerechten

der menschlich handelt und menschlich bleibt

hilf dem Gerechten

DU

12

ich hoffe auf einen Menschen

der den Nächsten sieht

auf einen, der nicht

vor Mächtigen den Kopf einzieht

ich hoffe auf einen Menschen

der für die Armen seufzt

auf einen, der nicht

vor den Untiefen der Zeiten davonläuft

ich hoffe auf einen Menschen

der meint, was er sagt

auf einen, der mitfühlt

und über das Unrecht klagt

ich hoffe auf einen Menschen

der hinsieht, wenn einer am Boden liegt

auf einen, der die Finsternis

mit Liebe besiegt

ich hoffe auf DICH

der DU mich

auch wenn ich strauchle

liebst

auf DICH

der DU mir, wenn ich scheitere

und meine Angst erweitere

vergibst

13

ich gehöre zu den Vergessenen

bist DU da?

ich gehöre zu den Bekümmerten

bist DU da?

ich gehöre zu den Ermatteten

bist DU da?

ich gehöre zu den Unbeachteten

bist DU da?

ich gehöre zu den Überholten

bist DU da?

lässt DU mich je wieder jubeln?

bist DU da?

lässt DU mich je wieder aufatmen?

bist DU da?

lässt DU mich je wieder aufleben?

bist DU da?

bist DU da?

DU?

14

ist’s das Geld, das die Welt erhält?

wieso und warum?

zählen Macht, Ruhm und Eigentum?

wieso und warum?

regieren die Ränke, schmerzende Gelenke?

wieso und warum?

wo sind Glaube Hoffnung Liebe, diese drei?

ist’s einerlei?