Typenkompass

Ingo Bauernfeind

Schlachtschiffe der Royal Navy

Großkampfschiffe 1906 – 1945

Einbandgestaltung: Louis dos Santos

Bildnachweis: Die zur Illustration dieses Buches verwendeten Aufnahmen stammen – wenn nicht anderes vermerkt ist – vom Verfasser.

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1. Auflage 2014

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Lektorat: Joachim Kuch

ISBN: 978-3-613-31046-9

Einleitung

 

Bis zur Wende zum 20. Jahrhundert entwickelten die großen Seemächte aus diversen Vorgängerbauten allmählich hochseetüchtige Kriegsschiffe, die durch gewisse Standardisierungen bei Bewaffnung und Größe zum Vorgänger des späteren Schlachtschiffes (»Vor-Dreadnought«) wurden. Der Antrieb bestand aus kohlebefeuerten Kolbenmaschinen, die eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 20 Knoten (ca. 37 km/h) ermöglichten. Ein Panzerschutz aus gehärtetem Stahl umschloss als sogenannte »Zitadelle« die lebenswichtigen Bereiche wie Maschinen und Munitionskammern.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügte die Royal Navy mit 37 Schlachtschiffen (damals als »Linienschiffe« bezeichnet) über die weltweit stärkste Schlachtflotte. Bis zum Jahre 1905 wurde der Flottenbestand auf 56 Einheiten ausgebaut. Das aufstrebende deutsche Kaiserreich begann in jener Zeit ebenfalls mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Marine, da es diese für seinen Status als neue Großmacht für erforderlich hielt. Obwohl Deutschland zu jenem Zeitpunkt lediglich über siebzehn vergleichbare Schlachtschiffe verfügte, ermöglichte die Verabschiedung diverser Flottengesetze den Ausbau der eigenen
Marine. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sah die Royal Navy in der wachsenden deutschen Flotte einen ernstzunehmenden Gegner. Neben dem deutsch-englischen Flottenwettrüsten entwickelten sich ähnliche Rivalitäten – wenn auch in kleinerem Ausmaße – zwischen weiteren europäischen Marinen. Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, Russland, Griechenland und das Osmanische Reich setzten auf schwer bewaffnete Kriegsschiffe, die als Abschreckungsmittel und im Ernstfall als schlagkräftige Waffe dienen sollten. Darüber hinaus galten diese schwimmenden Giganten als Statussymbole, welche die technologische Fortschrittlichkeit der jeweiligen Seemacht repräsentieren ­sollten.

Die »HMS Dreadnought« der Royal Navy entwertete alle vorherigen Schlachtschiffe.
[U.S. Naval Historical Center]

Der »Dreadnought«-Sprung

Der Bau der englischen »HMS Dreadnought« 1905/06 läutete eine neue Ära im Kriegsschiffbau ein. Bis dahin verfügten Schlachtschiffe über eine gemischte Hauptartillerie und diverse kleinere Kaliber. Der »Dreadnought«-Entwurf vereinfachte den Trend zu stärkerer Bewaffnung durch die Umsetzung des Einheitskaliber-Konzepts (»all-big-gun«) in Form von insgesamt zehn 30,5-cm-Geschützen. Die standardisierte Bewaffnung erlaubte eine verbesserte Feuerleitung, da die Entfernungsmessung nun nicht mehr für verschiedene Kaliber individuell durchgeführt werden musste. Die damit verbundene Vereinheitlichung der Munition und Schießpulverkartuschen erlaubte unter anderem ein schnelleres Laden und Bedienen der Geschütze. Die Einführung der Dampfturbine als Antrieb machte die »Dreadnought« bei einer Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (knapp 39 km/h) auch etwas schneller als alle vorhandenen Schlachtschiffe. Neue Großkampfschiffe, die nach diesem Konzept entstanden, wurden nun als »Dreadnoughts« bezeichnet. Ältere Einheiten erhielten die umgangssprachliche Bezeichnung »Vor-Dreadnoughts« (»Pre-Dreadnoughts«). Mit dem »Dreadnought«-Sprung hoffte die Royal Navy, alle anderen Seemächte, vor allem Deutschland, zu übertrumpfen und sich so einen Vorsprung zu verschaffen. Die »Dreadnought« entwertete jedoch neben den ausländischen Schlachtschiffen auch jene der Royal Navy. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, legten auch die anderen Seemächte Schlachtschiffe auf Kiel, die der »Dreadnought« gewachsen waren, Deutschland etwa konstruierte die vergleichbare »Nassau«-Klasse. Doch obwohl die bisherigen Schlachtschiffe konzeptionell veraltet waren und somit einen niedrigeren Kampfwert besaßen, kamen sie im Ersten Weltkrieg und vereinzelt noch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz.

Parallel zur »Dreadnought« entwickelte die Royal Navy auch den neuen Typ des Schlachtkreuzers. Dieser ähnelte hinsichtlich Größe und Bewaffnung der »Dreadnought«, erreichte jedoch höhere, für Kreuzer typische Geschwindigkeiten von rund 25 Knoten (ca. 46 km/h). Die starke Artillerie und die Schnelligkeit ließen sich jedoch nur auf Kosten der Panzerung realisieren. Diese fiel somit schwächer aus, damit eine größere und schwerere Antriebsanlage verwendet werden konnte. Schlachtkreuzer sollten mit ihrer Schweren Artillerie kleinere Schiffe beschießen, bevor sie selbst in Schussweite kamen. Dem Gefecht mit artilleristisch gleichwertigen, aber stärker gepanzerten Schlachtschiffen sollten sich Schlachtkreuzer dank ihrer höheren Geschwindigkeit entziehen. Die ersten Schiffe dieses neuen Typs waren die drei Einheiten der »Invincible«-Klasse. Während Deutschland ab 1908 mit dem Bau von Schlachtkreuzern wie der »Von der Tann« folgte, entschieden sich auch andere Seemächte bald zur Anschaffung dieses Schiffstyps. In den folgenden Jahren entstanden immer größere und schlagkräftigere Schlachtkreuzer.

Der Schlachtkreuzer »New Zealand« der »Indefatigable«-Klasse. Diesen Schiffstyp im Detail zu beleuchten würde den Umfang des vorliegenden Bandes sprengen. [Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart]

Der Erste Weltkrieg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 verfügte die Royal Navy über insgesamt neunzehn Schlachtschiffe und neun Schlachtkreuzer. Die Schlachtflotte zum Schutz der heimatlichen Gewässer erhielt die Bezeichnung »Grand Fleet«. Sie blockierte die Nordsee, um Deutschland von der Einfuhr überseeischen Nachschubs abzuschneiden. Die deutsche Marine besaß bei Kriegsausbruch vierzehn Schlachtschiffe und vier Schlachtkreuzer. Nach einigen kleineren Seegefechten zwischen englischen und deutschen Seestreitkräften kam es im Mai 1916 zur Skagerrakschlacht vor der Küste Jütlands, der größten Schlacht zwischen Großkampfschiffen. An ihr beteiligten sich auf englischer Seite 28 »Dreadnoughts« und neun Schlachtkreuzer, auf deutscher Seite sechzehn »Dreadnoughts« und fünf Schlachtkreuzer. Während der Kämpfe verlor die Royal Navy drei Schlachtkreuzer – »Invincible«, »Indefatigable« und »Queen Mary« – als Folge ihrer schlechten Panzerung. Auf deutscher Seite musste der stark beschädigte Schlachtkreuzer »Lützow« von den eigenen Schiffen versenkt werden, um ihn nicht an die herannahenden englischen Einheiten zu verlieren. Am Skagerrak fanden mehr als 6.000 englische und über 2.500 deutsche Seeleute den Tod. Obwohl die Royal Navy zwar deutlich höhere Verluste an Menschenleben und Schiffen zu beklagen hatte, änderte die Seeschlacht nichts an der strategischen Ausgangslage: Die Royal Navy war nach wie vor in der Lage, die Seeblockade aufrechtzuerhalten. Sie tat dies bis zum Kriegsende, da die deutsche Hochseeflotte keine Entscheidungsschlacht mehr wagte und der Seekrieg von deutscher Seite aus von nun an hauptsächlich mit U-Booten geführt wurde.

Während des Krieges verlor die Royal Navy zwei Schlachtschiffe. Die »Vanguard« wurde Opfer einer Explosion im Schiffsinneren und die »Audacious« sank nach einem Minentreffer. Bei Kriegsende 1918 verfügte die Royal Navy schließlich über 33 Schlachtschiffe sowie neun Schlachtkreuzer. Die Deutschen hatten neunzehn Schlachtschiffe und vier Schlachtkreuzer. Ein weiterer Schlachtkreuzer, die »Goeben«, war zwischenzeitlich an das verbündete Osmanische Reich übergeben worden. Nach dem Waffenstillstand wurden die meisten Einheiten der deutschen Hochseeflotte im schottischen Scapa Flow, einem Stützpunkt der Royal Navy, interniert. Dort versenkten sich alle Einheiten im Sommer 1919 selbst, als keine Hoffnung mehr bestand, die Schiffe nach Deutschland zurückzubringen. Das von den Engländern vor dem Untergang gerettete deutsche Flaggschiff »Baden« wurde in der Folgezeit ausführlich von den Ingenieuren der Royal Navy untersucht und schließlich bei Schießübungen versenkt. Die nicht in Scapa Flow festliegenden deutschen Schlachtschiffe wurden auf die Siegermächte verteilt. So erhielt Großbritannien unter anderem die »Westfalen« und »Helgoland« zugesprochen, verkaufte diese aber schon bald zum Abbruch.

Die Großkampfschiffe der Royal Navy wurden meist in Geschwadern von mehreren Einheiten zusammengefasst. Diese bestanden in der Regel entweder aus Schwesterschiffen oder Schiffen ähnlicher Bauart. [U.S. Library of Congress Photo Collection]

Das Washingtoner
Flottenabkommen von 1922

Um nicht die Tonnagebegrenzung des Washingtoner Flottenabkommens für die gesamte Flotte an Großkampfschiffen zu überschreiten, wurden ältere Einheiten wie die »Neptune« in den 1920er Jahren abgebrochen. [Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart]

Als die U.S. Navy ab 1920 eine Flotte mit mehreren Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern aufbauen wollte, fühlte sich die Royal Navy provoziert und erwog selbst den Ausbau seiner Flotte, um nicht überflügelt zu werden. Auch Japan fühlte sich von den amerikanischen Plänen bedroht, sodass es ebenfalls die Anschaffung von zusätzlichen Großkampfschiffen erwog. Als sich nun ein erneutes kostspieliges maritimes Wettrüsten vor allem zwischen diesen drei Seemächten abzeichnete, kam es schließlich auf amerikanische Initiative hin im Jahre 1921 zur Flottenkonferenz von Washington. Neben dem Gastgeber USA nahmen England, Japan, Frankreich und Italien teil. Deutschland war nicht anwesend, da es durch den Versailler Vertrag an andere Beschränkungen bzw. Regelungen gebunden war. Österreich (ehemals Österreich-Ungarn) war ebenfalls nicht vertreten, da es seine Flotte und seine Marinestützpunkte verloren hatte. Das in den Verhandlungen verabschiedete Flottenabkommen begrenzte die Größe von Schlachtschiff-Neubauten auf 35.000 tons1 und das Kaliber der Hauptartillerie auf maximal 40,6 Zentimeter. Außerdem wurde ein zehnjähriger Baustopp für weitere Schlachtschiffe (mit Ausnahmen) verhängt. In Tonnage ausgedrückt

1 Die Einheit »tons« [ts], auch »long tons« genannt, hat 1.016 kg, im Gegensatz zur metrischen Tonne mit 1.000 kg. Im vorliegenden Buch werden »tons« angegeben, da diese meist in der internationalen Literatur Verwendung finden und so die Schiffe besser vergleichbar sind.

durften die USA und England je 525.000 tons, Japan 315.000 tons und Frankreich sowie Italien je 175.000 tons an Schlachtschiffen besitzen. Auf die vorhandenen Schiffe übertragen bedeutete dies 20 aktive Einheiten für England, 18 für die USA, zehn für Japan, sieben für Frankreich und sechs für Italiens Marine.

Die beiden Schlachtkreuzer »Repluse« (vorne) und »Renown« (dahinter) im Verband mit weiteren Großkampfschiffen während der 1920er Jahre. [U.S. Naval Historical Center]

Die beiden Einheiten der »Nelson«-Klasse (hier die »Rodney«) entsprachen in Größe und Bewaffnung dem Washingtoner Flottenabkommen. [Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart]

Für andere Schiffsklassen gab es separate Vereinbarungen. Der durch die Beschränkungen spürbare Mangel an Schlachtschiffen verlagerte das Interesse dann auf die damals aufkommenden Flugzeugträger, die bei Manövern und konzeptionellen Überlegungen eine immer größere Rolle spielten.

Bei einem Verhältnis von 3:5:5 gegenüber England und den USA empfand Japan seine zahlenmäßige Zurücksetzung als Benachteiligung, da das aufstrebende Inselreich weitere Expansionen im asiatisch-pazifischen Raum anstrebte. Die beiden angelsächsischen Seemächte, die ebenfalls ihre eigenen Interessen im Pazifik und in Asien verfolgten, galten mit ihren größeren Flotten den Japanern als potentielle Bedrohung.

Die fünf Einheiten der »King George V.«-Klasse waren die modernsten Schlachtschiffe der Royal Navy während des Zweiten Weltkrieges. In dieser Aufnahme des Typschiffes »King George V.« wird die Anordnung der Artillerie deutlich. [Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart]

Als Folge des Washingtoner Flottenabkommens musste die Royal Navy – die zu diesem Zeitpunkt noch immer über die größte Flotte der Welt verfügte – insgesamt fünfzehn Großkampfschiffe ausrangieren, erhielt jedoch das Recht zur Anschaffung von zwei neuen Schlachtschiffen vor Ablauf der zehnjährigen Baupause. Bereits 1922 gab die Marine daher die beiden Einheiten der »Nelson«-Klasse in Auftrag. Ende der 1920er Jahre verfügte die Royal Navy einschließlich dieser zwei Neubauten noch über insgesamt sechzehn Schlachtschiffe sowie über vier Schlachtkreuzer. Obwohl Schlachtkreuzer zur Gruppe der Großkampfschiffe zählen, stellten sie oft einen unbefriedigenden Kompromiss dar, da sie zu schwach gepanzert und damit leichter verwundbar waren, wie
beispielsweise die Skagerrakschlacht 1916 bewiesen hatte. Daher baute die Royal Navy nach dem Ersten Weltkrieg keine solchen Schiffe mehr, da nun leistungsstärkere und leichtere Maschinenanlagen zur Verfügung standen, die ausreichend dicke Panzerstärken ermöglichten. Einige Schlachtkreuzer (»Renown«-Klasse, »Hood«) kamen jedoch im Zweiten Weltkrieges zum Einsatz.

Eine zweite Flottenkonferenz in London im
Jahre 1930 legte die internationalen Schlachtschiff-Bestände neu fest und verlängerte den Baustop für neue Schiffe von 1932 auf 1936. Der Royal Navy wurden in diesem Rahmen fünfzehn Großkampfschiffe zugestanden, was zu einer numerischen Gleichheit mit der U.S. Navy führte. Die englische Flotte war aber dennoch auf ein Drittel ihrer Größe von 1918 zurückgefallen und bestand nun aus den je fünf Einheiten der »Queen Elizabeth«- und der »Revenge«-Klasse, den zwei Schiffen der »Nelson«-Klasse sowie aus den drei Schlachtkreuzern »Renown«, »Repulse« und »Hood«.

Im Jahre 1935 schlossen England und Deutschland ein Abkommen, welches die Stärke der zukünftigen deutschen Flotte auf 35 Prozent der Royal Navy festlegte. Daraufhin legte die junge deutschen Kriegsmarine die zwei Einheiten der »Bismarck«-Klasse als Ergänzung zu den bereits in Auftrag gegebenen kleineren Schlachtschiffen der »Scharnhorst«-Klasse und der drei Panzerschiffe auf Kiel. Nach 1936 gab England dann die fünf Einheiten der »King-George V.«-Klasse in Auftrag. Diese Neubauten hatten eine Verdrängung von rund 35.000 tons, verfügten über 35,6-cm-Geschütze als Hauptbewaffnung und entsprachen damit den geltenden internationalen Vereinbarungen. Sie sollten die Flotte nicht vergrößern, sondern gemäß des Washingtoner- bzw. Londoner Flottenabkommens die fünf kampfschwächsten Schlachtschiffe der Royal Navy ersetzen. Wäre es 1939 nicht zum Krieg gekommen, so hätten bei der Fertigstellung der neuen Klasse vertragsgemäß fünf alte Einheiten aus der Flotte gestrichen werden müssen.

Mitte der 1930er Jahre hatten sich die Japaner entschieden, an den nachfolgenden Flottenkonferenzen nicht mehr teilzunehmen. Nach 1936 ignorierte das Inselreich auch die für Großkampfschiff-Neubauten geltenden Beschränkungen und begann unter strengster Geheimhaltung mit dem Bau der »Yamato« und der »Musashi«. Diese beiden größten jemals gebauten Schlachtschiffe hatten eine maximale Verdrängung von über 70.000 tons und erhielten neun 46-cm-Geschütze.

Einige Schlachtschiffe aus der dem Ersten Weltkrieg wurden in den Zwischenkriegsjahren mehrmals modernisiert und kamen auch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Diese Aufnahme zeigt die »Valiant« der »Queen Elizabeth«-Klasse nach ihrem ersten Umbau um 1930. [Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart]

Der Zweite Weltkrieg

Da sich in den späten 1930er Jahren immer mehr abzeichnete, dass Deutschland (welches das Flottenabkommen mit England bald aufgekündigt hatte) der zukünftige Gegner auf See sein würde, gab die Royal Navy den Bau von vier weiteren Schlachtschiffen (»Lion«-Klasse) in Auftrag. Durch einen Zusatzvertrag zum Londoner Flottenabkommen konnte deren Verdrängung bei einem Kaliber von 40,6 Zentimetern auf über 40.000 tons gesteigert werden, was eine Antwort auf die »Bismarck«-Klasse und weitere geplante, noch größere deutsche Schlachtschiff-Neubauten darstellte. Bei Kriegsausbruch 1939 verfügte die Royal Navy dann über fünfzehn aktive Großkampfschiffe: zwölf Schlachtschiffe und drei Schlachtkreuzer. Bis Kriegsende konnten noch die fünf Einheiten der »King-George V.«-Klasse fertiggestellt werden. Der Bau der »Lion«-Klasse wurde jedoch 1941 eingestellt, da neben den kriegsbedingten Materialengpässen auch eine zeitnahe Fertigstellung der Geschütze nicht absehbar war. Somit erfolgte als Ersatz der Bau eines Einzelschiffes, der »Vanguard«, welche aber erst nach Kriegsende im Jahre 1946 in Dienst gestellt wurde. Sie erhielt die 38,1-cm-Geschütze der ältereren Schlachtkreuzer »Courageous« und »Glorious«, die zu Flugzeugträgern umgebaut worden waren.

Die Großkampfschiffe der Royal Navy kamen im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges auf allen Weltmeeren zum Einsatz. Sie jagten und bekämpften deutsche Kriegsschiffe, beschützten die transatlantischen Geleitzüge, beschossen feindliche Küstenstellungen in der Normandie und pazifische Inselbollwerke und waren zugegen, als eine japanische Delegation im Namen ihres Landes im September 1945 an Bord des amerikanischen Schlachtschiffes »USS Missouri« in der Bucht von Tokio offiziell kapitulierte. Insgesamt verlor die Royal Navy fünf ihrer Großkampfschiffe durch Bombenangriffe (»Repulse«, »Prince of Wales«), U-Boot-Torpedos (»Barham«, »Royal Oak«) sowie eines durch ein klassisches Schiff-gegen-Schiff-Gefecht (»Hood«). Von den überlebenden Einheiten wurden schrittweise erst die alten, dann auch die modernen außer Dienst gestellt und abgebrochen. Heute existiert kein Großkampfschiff der Royal Navy mehr. Die »Vanguard« wurde 1960 als letzter Vertreter dieser Gattung abgebrochen. Lediglich die USA haben einige Schlachtschiffe als schwimmende Museen erhalten.

Die »Vanguard« stellte den Höhepunkt und Abschluss des englischen Schlachtschiffbaus dar. Sie wurde zu spät fertig, um noch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz zu kommen. [U.S. Naval Historical Center]

»HMS Dreadnought«