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Inhaltsverzeichnis












































Danksagungen

Ich bedanke mich bei Shelly Shapiro, Sue Rostoni und Jim Luceno, die diese ganze Sache zusammenhalten. Beim Rest der Star-Wars™-Autoren, die großartige Bücher geschrieben haben, an die ich mich halten konnte. Bei Enrique Guerrero, Michael Kogge, Dan Wallace, Felia Hendersheid, Helen Keiev und Leland Chee für ihre hervorragenden Kommentare und ihre Lektoratsarbeit. Bei Kris Boldis für die Überprüfungen in Bezug auf das Star-Wars-Universum. Und schließlich bei all meinen Freunden in Savannah für ihre Unterstützung, besonders bei Charlie Williams und dem Rest der Bande im Savannah Fencing Club.

EPILOG

Han saß auf einem großen Stein am Strand von Mon Calamari und genoss schweigend zusammen mit Leia den Sonnenuntergang, als Lando Calrissian zu ihnen trat.

»Sie sagten, ich würde euch hier unten finden«, sagte Lando. »Ich wollte es kaum glauben.«

»Na ja«, erwiderte Han. »Meine Frau mag diese Dinge eben.«

»Ist das Jaina?«, fragte Lando.

Han spähte in die Ferne, wo Jaina und Jag in Anoraks und aufgerollten Hosen die Gezeitentümpel inspizierten, die sich unter einem uralten freigelegten Riff bildeten. Jag war vor ein paar Tagen zusammen mit Kre’fey erschienen, und Jaina und er waren seitdem unzertrennlich gewesen.

»Ja. Ich habe sie überredet, ein paar Tage frei zu nehmen«, sagte er. »Was gibt es denn? Verlangst du immer noch Militärpreise für deinen Kurierdienst?«

»Heh, ich trage nur meinen Teil bei«, sagte Lando. »Ich berechne gerade genug, damit ich nicht dumm aussehe. Außerdem würde mein Geschäft ohne Kommunikation auch nicht funktionieren. Und es gibt genügend Konkurrenz – die Schmugglerallianz liebt diese Art von Arbeit. Es spricht den Romantiker in ihnen an.«

»Bist du hergekommen, um mir von deinen guten Taten zu erzählen, oder gibt es noch mehr?«

»Nein, ich komme nur vorbei, um mich zu verabschieden, bevor ich mich wieder auf den Weg mache. Aber ich denke, ihr solltet wissen, dass meine Leute eins von den Dingern erwischt haben, die das HoloNetz zum Zusammenbruch brachten.«

»Tatsächlich?«, sagte Leia interessiert. »Was genau war es denn?«

»Im Prinzip nichts weiter als ein Dovin Basal, aufgepfropft auf ein lebendes Leitsystem. Sie folgen HoloNetz-Signalen zu ihrer Quelle und zerstören dann die Relais mithilfe der Schwerkraftanomalie. Die Vong müssen eine Million von ihnen losgelassen haben – sie sind überall. Ein paar von meinen Leuten glauben sogar, dass sie sich vermehren.«

»Na wunderbar«, sagte Leia. »Das heißt, selbst wenn wir die Relais wiederherstellen, werden diese Dinger sofort die Witterung aufnehmen, und das war’s dann auch schon wieder.«

»So sieht es aus. Ich habe allerdings an ein paar kompakten neuen Relais gearbeitet und sie auf umgebaute Korvetten versetzt. Wenn sie mobil sind, sind sie schwerer zu finden.«

»Klingt teuer«, sagte Han.

»Ja, aber stell dir doch nur vor, wie nützlich eins von diesen Dingern bei Bilbringi gewesen wäre.«

»Das stimmt allerdings. Ich nehme an, die Streitkräfte werden dir auch dafür einen guten Preis geben.«

Calrissian lächelte. »Später einmal, ja. Die ersten paar überlasse ich ihnen zur Probe. Ich muss immerhin an die Zukunft denken. Nun, ich lasse euch jetzt allein. Viel zu tun und so.«

»Danke, dass du vorbeigekommen bist«, sagte Leia. »Es ist immer schön, dich zu sehen.«

»Ich bin sicher, es wird nicht lange dauern, bis wir uns wieder treffen«, erwiderte Lando.

Sie hatten den Sonnenuntergang betrachtet, bis es dunkel wurde, und waren auf dem Weg zur Wohnung, als Leia plötzlich stolperte. Han fing sie auf.

»Heh«, sagte er, »du musst dich nicht ungeschickt stellen, um meine Aufmerksamkeit zu wecken.« Aber dann spürte er, wie angespannt sie war. »Was ist denn?«

»Es sind Jacen und Luke – und Tahiri, sie …«

»Geht es ihnen gut?«

»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Es ist nicht, als ob ich besonders starken Kontakt zu ihnen hätte, aber ich habe sie immer gespürt, besonders Luke und Jacen. Jetzt ist es als – als wären sie weg.«

Han wurde plötzlich sehr kalt.

»Du meinst tot?«

»Nein, nicht tot. Das würde ich wissen.«

»Dann bin ich sicher, dass es ihnen gut geht«, sagte Han, unsicher, ob er sich selbst glaubte oder nicht.

»Ja«, bestätigte Leia. »Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung.«

 

Tahiri blickte zum Himmel auf und schauderte bis auf die Knochen.

Kein Planet sollte den Hyperraum als Himmel haben.

Nach dem Sprung hatten die Instrumente der Jadeschatten seltsame Dinge angezeigt, und Mara hatte das Schiff in einer schützenden Schlucht landen lassen, bis sie herausfinden konnten, was geschah. Niemand wusste, was mit der Atmosphäre passieren würde, wenn sie in den Echtraum zurückkehrten.

Falls sie in den Echtraum zurückkehrten.

Sie wandte die Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zu.

»Jacen und ich hatten euch beide seit einiger Zeit gespürt«, sagte Meister Skywalker gerade. »Aber nur hier und da, und wir konnten keine Vorstellung von eurem Aufenthaltsort erhalten. Sekot spürte ebenfalls etwas, konnte aber euer Schiff nicht finden – es war irgendwie verborgen.«

»Wir kamen in einem sekotanischen Schiff«, sagte Tahiri.

»Mit ein paar Ersatzteilen der Yuuzhan Vong«, warf Corran ein.

»Das könnte es erklären«, sagte Luke.

»Es erklärt es allerdings«, warf eine neue Stimme ein.

Alle drehten sich um, und Tahiri schnappte erschrocken nach Luft. Dort stand Nen Yim, gesund und lebendig.

»Nen Yim!«, sagte sie.

Nen Yim schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Sie ist dahingegangen. Ich fand sie verbunden mit meinem Gedächtnis – sie und viele Informationen über ihre Technologie –, und ich fand auch das Schiff, das euch hergebracht hat. Die Veränderungen, die sie an dem Schiff vorgenommen hat, sind … nun, sagen wir interessant. Ich werde vielleicht mit dem Entwurf experimentieren, falls wir das hier überleben sollten.«

»Tahiri«, sagte Jacen, »das hier ist Sekot, die lebende Intelligenz des Planeten.«

»Ich …« Was sagte man zu einem Planeten? »Ich bin erfreut, dich kennen zu lernen.«

»Und ich dich, Tahiri«, erwiderte Sekot ernst.

»Werden wir überleben?«, fragte Luke. »Was genau ist geschehen?«

»Man hat mich mit einem Virus infiziert, das dazu entworfen war, das Informationsübertragungssystem, das mein Bewusstsein mit dem Hyperantrieb verbindet, zu korrumpieren. Ich glaube, das beabsichtigte Ergebnis war eine Explosion des Kerns. Es gelang mir, das zu verhindern, aber ich war unfähig, den Sprung in den Hyperraum zu verhindern. Ich habe das Virus entfernen können und erlange immer mehr Kontrolle zurück, aber es ist schwierig.«

»Weißt du, wohin wir unterwegs sind?«

»Nein«, sagte Sekot. »Der Sprung war blind. Irgendwann werden wir dicht genug an einer Schwerkraftquelle vorbeikommen, dass es uns zurück in den Echtraum zieht.«

»Unsere Freunde im Orbit«, fragte Luke. »Weißt du, was aus ihnen geworden ist?«

»Sie haben den Sprung nicht mit uns vollzogen«, erwiderte sie. »Ob sie vernichtet wurden, zurückblieben oder auf einem anderen Kurs davongeflogen sind, kann ich nicht sagen.«

»Es tut mir leid«, seufzte Tahiri.

»Leid?«, fragte Luke.

»Ja. Ich habe den Propheten hergebracht. Ich habe mich dafür ausgesprochen, und jetzt ist alles kaputt.«

»Tahiri, du warst nicht die Einzige, die das für eine gute Idee hielt«, sagte Corran. »Im Nachhinein sieht alles immer klarer aus.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du bist aus den richtigen Gründen hergekommen – um den Krieg zu beenden, um irgendwie eine Gemeinsamkeit zwischen uns und den Yuuzhan Vong zu finden. Ich dachte, wir würden mit der Situation zurechtkommen. Ich habe mich geirrt.«

Die Gestalt, die aussah wie Nen Yim, lächelte wehmütig. »Ich kann nicht behaupten, dass ich glücklich bin, sabotiert worden zu sein und mich in Gefahr zu befinden, und dennoch, was ihr mitgebracht habt – die Gestalterin und ihr Wissen –, ist von großer Wichtigkeit. Ich verstehe es noch nicht vollkommen und werde jetzt nicht weiter darüber sprechen, aber ich denke, die Fragen, die davon aufgeworfen wurden, sind die wichtigsten Fragen, die ich zu beantworten habe. Und nun muss ich meine Aufmerksamkeit wieder vollkommen, meinen Bemühungen zuwenden, uns alle zu retten. Ich schlage vor, ihr sucht besser Schutz in den Höhlen.«

»Danke«, sagte Luke, »und möge die Macht mit dir sein.«

»Mehr als je«, erwiderte Sekot, »glaube ich, dass sie das ist.«

Und mit dieser rätselhaften Bemerkung verschwand das Abbild von Nen Yim.

Bald danach kehrten die Sterne zurück und glitzerten am Nachthimmel.

Der Wind begann zu wehen.

1

Jemand folgte ihr.

Sie blieb stehen, wischte sich eine feuchte blonde Haarsträhne aus der Stirn und berührte dabei kurz die Narben, die sie als Angehörige der Domäne Kwaad auswiesen. Sie ließ den Blick über die vielbeinigen Gnarlbäume schweifen, aber ihre Verfolger zeigten sich noch nicht. Sie warteten auf etwas – vielleicht auf Verstärkung.

Leise stieß sie einen Gestalterfluch aus und machte sich erneut auf den Weg, hinweg über verfaulende Stämme, durch trägen Nebel und dichte Gehölze von Zischrohr. Die Luft war wie ein feuchtes Fieber, und das Zirpen, Trillern und gurgelnde Schlucken aus Wipfeln und Sumpf kamen ihr seltsam beruhigend vor. Sie behielt ihr Tempo bei – kein Grund, sie wissen zu lassen, dass sie sie entdeckt hatte, noch nicht –, aber sie veränderte ihren Weg kaum merklich. Es wäre sinnlos, zur Höhle zu gehen, bevor sie mit dieser Sache fertig geworden war.

Oder ich könnte sie zur Höhle führen, dachte sie, und sie angreifen, während sie mit ihren inneren Dämonen beschäftigt sind.

Nein. Das kam ihr beinahe wie ein Sakrileg vor. Yoda war hier gewesen. Luke Skywalker ebenfalls, und Anakin. Jetzt war sie dran. Jetzt war Tahiri an der Reihe.

Anakins Eltern hatte Tahiris Idee, allein nach Dagobah zu gehen, nicht sonderlich gefallen, aber es war ihr gelungen, sie davon zu überzeugen, dass es wirklich notwendig war. Sie glaubte, dass die Menschen- und die Yuuzhan-Vong-Persönlichkeit, die sich einmal ihren Körper geteilt hatten, nun zu einer nahtlosen Einheit verschmolzen waren. Es fühlte sich jedenfalls so an, fühlte sich richtig an. Aber Anakin hatte eine Vision von ihr gehabt. Er hatte ebenfalls eine Verschmelzung von Jedi und Yuuzhan Vong gesehen, aber es war keine angenehme Vision gewesen. Zunächst, nachdem die Verbindung sie beinahe um den Verstand gebracht hatte, hatte sie angenommen, diesem Ergebnis entkommen zu sein. Aber bevor sie weitermachte, bevor sie die, die sie liebte, einer Gefahr aussetzte, musste sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Verschmelzung von Tahiri Veila mit Riina aus der Domäne Kwaad ein Schritt auf die Erfüllung von Anakins Vision zu war.

Immerhin hatte Anakin sie besser gekannt als jeder andere. Und Anakin war sehr stark gewesen.

Wenn dieses Geschöpf, das er gesehen hatte, wirklich in ihr lauerte, dann war es Zeit, sich ihm zu stellen. Sie durfte nicht noch länger warten.

Also war sie hierhergekommen, nach Dagobah, wo die Macht so stark war, dass sie beinahe laut zu singen schien. Der Kreislauf von Leben, Tod und neuer Geburt wurde hier überall deutlich, nichts davon verzerrt durch die Biotechnologie der Yuuzhan Vong, nichts davon vergiftet von Maschinen, Gier und Ausbeutung, die in dieser Galaxis nur zu häufig waren. Sie war gekommen, um die Höhle aufzusuchen, ihr inneres Ich zu erforschen und zu erkennen, woraus sie wirklich bestand.

Aber sie war auch nach Dagobah gekommen, um über Alternativen zu meditieren. Was Anakin gesehen hatte, waren die schlimmsten Eigenschaften der Yuuzhan Vong und Jedi gewesen, verbunden zu einem einzigen Wesen. Das zu vermeiden war das Wichtigste, aber sie hatte darüber hinaus noch ein anderes Ziel – ihr Gleichgewicht zu finden. Nicht nur um ihrer selbst willen, sondern weil die Versöhnung ihrer doppelten Identität ihr eins vollkommen klar gemacht hatte: Die Yuuzhan Vong und die Völker der Galaxis, in die sie eingedrungen waren, konnten viel voneinander lernen, und es war möglich, dass sie in Frieden miteinander lebten. Davon war sie vollkommen überzeugt. Die einzige Frage lautete nun, wie sie das erreichen konnte.

Die Yuuzhan Vong würden niemals industrielle Wüsten wie Duro, Bonadan oder Eriadu schaffen. Andererseits war das, was sie dem Leben antaten – es zu brechen und zu verbiegen, bis es ihren Bedürfnissen diente, und es vollkommen auszulöschen, wenn es ihnen nicht in den Kram passte –, wirklich nicht besser. Sie liebten das Leben nicht, sie hassten nur Maschinen.

Es musste so etwas wie eine gemeinsame Basis geben, die beide Seiten akzeptierten und die dem Schrecken und der Zerstörung des Krieges ein Ende machte.

Die Macht war der Schlüssel zu diesem Verständnis. Die Yuuzhan Vong waren irgendwie blind für die Macht. Wenn sie tatsächlich die Macht rings um sie her spüren könnten, wenn sie spürten, wie falsch ihre Schöpfungen waren, würden sie vielleicht einen besseren Weg finden, einen, der nicht so sehr auf Zerstörung ausgerichtet war. Wenn die Jedi die Yuuzhan Vong in der Macht spüren könnten, würden sie vielleicht … nun, nicht bessere Wege finden, um gegen sie zu kämpfen, sondern einen Pfad, der zu einer Versöhnung führte.

Aber sie brauchte mehr als das. Es genügte nicht zu wissen, was nicht stimmte – sie musste auch herausfinden, wie sie es richtig machen sollte.

Tahiri war nicht vom Größenwahn befallen. Sie war keine Retterin, keine Prophetin, keine Super-Jedi. Sie war das Ergebnis eines Yuuzhan-Vong-Experiments, das nicht funktioniert hatte. Aber sie verstand tatsächlich beide Seiten des Problems, und wenn es eine Möglichkeit gab, Meister Skywalker bei der Suche nach einer Lösung zu helfen, die ihre Galaxis so dringend brauchte – nun, dann musste sie eben etwas unternehmen. Sie nahm diese Rolle mit Demut und großer Vorsicht an. Oft begingen gerade jene, die etwas Gutes tun wollten, die abscheulichsten Verbrechen.

Ihre Verfolger kamen näher und wurden ungeschickter. Bald würde sie etwas unternehmen müssen.

Sie mussten ihr nach Dagobah gefolgt sein. Wie war das möglich?

Oder vielleicht hatten sie schon im Voraus gewusst, wohin sie gehen würde. Vielleicht hatte man sie verraten. Aber das würde bedeuten, dass Han und Leia …

Nein. Es gab eine andere Antwort. Paranoide Reflexe waren wichtig für das Überleben bei den Yuuzhan Vong, aber tiefere Instinkte sagten ihr, dass ihre Freunde – die beinahe so etwas wie Adoptiveltern waren – so etwas niemals tun würden. Jemand hatte sie beobachtet, jemand, den sie nicht bemerkt hatte. Wahrscheinlich Friedensbrigadisten. Sie hofften wohl, große Vorteile zu erhalten, wenn sie sie Shimrra auslieferten.

Sie wand sich durch ein Labyrinth aus Gnarlbäumen und kletterte dann schnell und leise die kabelähnlichen Wurzeln hoch. Diese Wurzeln waren tatsächlich einmal Beine gewesen, wie sie erfahren hatte, als sie vor weniger als einem Jahrzehnt und mehr als einem ganzen Leben hier gewesen war. Die jugendliche Form des Baums war eine Art von Spinne, die ihre Mobilität mit dem Erwachsenwerden verlor.

Sie war mit Anakin hier gewesen, damit er sich seiner Prüfung stellen und herausfinden konnte, ob die Tatsache, dass er den gleichen Namen trug wie sein Großvater, ihm das gleiche Schicksal bringen würde.

Du fehlst mir, Anakin, dachte sie. Jetzt noch mehr als je zuvor.

Etwa vier Meter vom Boden entfernt, versteckte sie sich in einer Höhlung und wartete. Wenn sie sie einfach meiden konnte, würde sie das tun. Ihre Instinkte schrien nach einem Kampf, aber auf einer tieferen Ebene wusste sie, dass diese Yuuzhan-Vong-Kampfreflexe unvermeidlich mit Wut verbunden waren, und sie war hergekommen, damit Anakins Vision nicht wahr wurde – sie wollte sie nicht akzeptieren. Es gab einen Teil ihres Plans, den sie Han und Leia nicht verraten hatte – den Teil, in dem sie, falls ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt würden, ihren X-Flügler irreparabel beschädigen würde, um den Rest ihres Lebens auf dem Dschungelplaneten zu verbringen.

Vielleicht würde auch sie wie die Spinnen ihre Glieder in den Sumpf senken und zu einem Baum werden.

Sie dehnte ihre Machtwahrnehmung aus, um ihre Verfolger besser einschätzen zu können.

Sie waren nicht vorhanden. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie sie nicht in der Macht gespürt hatte, sondern mithilfe ihres Vong-Sinns. Es war so selbstverständlich gewesen, dass sie es nicht hinterfragt hatte.

Das konnte nur bedeuten, dass es sich bei ihren Verfolgern um Yuuzhan Vong handelte, vielleicht sechs von ihnen, vielleicht ein, zwei mehr oder weniger. Der Vong-Sinn war nicht so präzise wie die Macht.

Sie griff nach ihrem Lichtschwert, hakte es aber nicht vom Gürtel los, und wartete weiter.

Bald schon konnte sie sie hören. Wer immer sie sein mochten, sie waren keine Jäger – sie bewegten sich ungeschickt durch den Dschungel, und obwohl sie leise genug sprachen, dass Tahiri nicht verstehen konnte, was sie sagten, schienen sie beinahe ununterbrochen zu reden. Sie mussten von ihrem Erfolg sehr überzeugt sein.

Ein dunkler Schatten glitt lautlos durchs Unterholz, und sie riss den Kopf gerade noch rechtzeitig hoch, um zu erkennen, wie etwas sehr Großes die paar Himmelsfragmente verdunkelte, die nicht von den hohen Wipfeln verdeckt wurden.

Einheimisches Leben oder ein Yuuzhan-Vong-Flieger?

Sie schürzte die Lippen und wartete weiter. Bald schon wurde das ferne Gemurmel verständlich. Wie sie angenommen hatte, war die Sprache die ihrer Krippe.

»Bist du sicher, dass sie hier entlanggekommen ist?«, fragte eine raue Stimme.

»Ja. Siehst du? Die Fußspur im Moos?«

»Sie ist eine Jeedai. Vielleicht hat sie diese Spuren hinterlassen, um uns zu verwirren.«

»Mag sein.«

»Aber du glaubst, dass sie in der Nähe ist?«

»Ja.«

»Und sie weiß, dass wir ihr folgen?«

»Ja.«

»Warum sprechen wir dann nicht einfach mit ihr?«

Und ihr hofft, dass ich auf die Herausforderung zum Kampf antworte?, dachte Tahiri grimmig. Sie hatten also tatsächlich einen Fährtenleser dabei. Konnte sie um sie herum zurück zu ihrem X-Flügler schleichen? Oder musste sie gegen sie kämpfen?

Mit sehr langsamen Bewegungen drehte sie sich in die Richtung der Stimmen. Sie konnte mehrere Gestalten im Unterholz erkennen, aber nicht besonders deutlich.

»Das müssen wir irgendwann offenbar«, sagte der Fährtenleser. »Sonst wird sie noch glauben, dass wir ihr Böses wollen.«

Was? Tahiri runzelte die Stirn.

»Jeedai!«, rief der Fährtenleser. »Ich glaube, Sie können uns hören. Wir bitten demütig um eine Audienz.«

Kein Krieger würde so etwas tun, dachte Tahiri. Kein Krieger würde solch ehrlose Tricks verwenden. Aber ein Gestalter …

Ja, ein Gestalter oder Priester, der der Göttin der List diente, wäre zu so etwas imstande. Dennoch …

Sie beugte sich vor, um besser sehen zu können, und fand sich den gelben Augen eines Yuuzhan Vong gegenüber.

Er war vielleicht sechs Meter entfernt. Sie keuchte, als sie ihn sah, und Ekel durchzuckte sie. Sein Gesicht war wie eine offene Wunde.

Ein Beschämter, verabscheut von den Göttern. Und er wagte es … Ihre Hand zuckte zu ihrem Lichtschwert.

Dann war der Schatten wieder da, und plötzlich glitt etwas durch die Äste und zerriss Blätter und Ranken rings um sie her. Sie stieß einen Kriegsschrei aus und aktivierte ihre Waffe, riss sie hoch und schlug zwei Knallkäfer brennend in den Dschungel.

Über sich, durch die Schneise in den Wipfeln, konnte sie nun ein Tsik Vai erkennen, einen Atmosphäreflieger der Yuuzhan Vong, riesig und rochenförmig, und an ihm hingen lange Kabel. An jedem davon baumelte ein Yuuzhan-Vong-Krieger. Einer sauste weniger als zwei Meter entfernt an ihr vorbei, und sie machte sich auf einen Kampf gefasst, aber er flog weiter, hatte sie offenbar nicht bemerkt, und dann traf er auf dem Dschungelboden auf und entrollte in der gleichen Bewegung seinen Amphistab.

Ein schreckliches Heulen erklang von ihren Verfolgern. Tahiri konnte sie nun besser sehen, es waren alles schrecklich verunstaltete Beschämte. Sie hoben ihre kurzen Keulen und traten den Kriegern entgehen.

Sie hatten keine Chance – das erkannte sie sofort. Einen Augenblick sah der Fährtenleser sie noch an, und sie fürchtete, er würde sie verraten, aber stattdessen wurde seine Miene finster.

»Lauft!«, schrie er. »Wir können hier nicht siegen!«

Tahiri zögerte nur einen Augenblick, dann sprang sie auf den Boden. Der erste Beschämte war bereits tot, als ihre Füße den schwammigen Boden berührten.

Ein Krieger bemerkte die Bewegung aus dem Augenwinkel, fuhr zu ihr herum und stieß einen Kriegsschrei aus. Sein Gesicht zeigte deutlich seine Überraschung, als sie ihm in seiner eigenen Sprache antwortete. Er wirbelte den Amphistab auf sie zu, ein Querschlag, der auf ihr Schulterblatt zielte. Sie fing die Klinge ab und ließ das Lichtschwert auf seine Knöchel zugleiten, aber er reagierte, indem er sich zurückzog, die Waffe wegzog und dann wieder mit der giftigen Spitze zustieß. Sie fing diese Spitze in einem hohen Bogen ab und versetzte dem Krieger einen Schlag gegen die Schulter, wo die Vonduun-Krabben-Rüstung ihren Zorn in einem Funkenschauer kundtat, dann wich sie zurück, drehte die Klinge um und stieß die glühende Spitze in die verwundbare Stelle in der Achselgrube. Der Krieger keuchte und sank auf die Knie. Sie zog die Waffe herum, um ihm den Kopf abzuschlagen und sich dann in der gleichen Bewegung auf den nächsten Feind zu werfen.

Danach wurde der Kampf wirrer. Acht Krieger waren aus dem Flieger gesprungen. Sieben standen ihr noch gegenüber, und die Hälfte der Beschämten lag blutend am Boden. Sie hatte ein Bild des Fährtenlesers vor sich, wie er die Arme zu einem Griff bog, der seinem Gegner das Genick brechen sollte. Sie sah einen anderen Beschämten, der einem Krieger mit der Keule einen Schlag gegen die Schläfe versetzte und dann selbst von hinten erstochen wurde. Vor allem jedoch sah sie die blitzschnellen Amphistabschläge der beiden Krieger, die versuchten, sich ihr von beiden Seiten zu nähern. Sie schlug gegen ein Knie und roch verbranntes Fleisch, als die Klinge durch die Rüstung drang. Ein Amphistab fegte auf ihren Rücken zu, und sie musste sich darunter wegrollen. Parieren, Zustechen und Schneiden füllten sie vollständig aus.

Bespritzt mit Yuuzhan-Vong-Blut und aus mehreren Schnittwunden blutend, fand sie sich plötzlich Rücken an Rücken mit dem Fährtenleser. Er war der Einzige von den sechsen, die ihr gefolgt waren, der noch lebte, aber es gab auch nur noch drei Krieger.

Einen Augenblick standen sie einfach nur da. Die Krieger traten ein wenig zurück. Ihr Anführer war riesig. Seine Ohren waren eingekerbt; große, grabenähnliche Narben zeichneten seine Wangen.

»Ich habe von Ihnen gehört, Abscheulichkeit«, fauchte er. »Die, die gestaltet wurde. Stimmt es, was sie sagen? Diese jämmerlichen Maw-Luur-Ausscheidungen beten Sie an?«

»Davon weiß ich nichts«, sagte Tahiri. »Aber ich weiß, wann ich einen ehrlosen Kampf sehe. Diese Beschämten waren nicht nur zahlenmäßig unterlegen, sondern auch kaum bewaffnet. Wie können Sie sich Krieger nennen, wenn Sie solche Leute angreifen?«

»Es sind Beschämte«, erwiderte der Krieger angewidert. »Sie stehen außerhalb jeder Ehre. Sie sind schlimmer als Ungläubige, sie sind ketzerische Verräter. Wir kämpfen nicht gegen sie, wir vernichten sie wie Ungeziefer.«

»Ihr fürchtet uns«, krächzte der Fährtenleser. »Ihr fürchtet uns, weil wir die Wahrheit wissen. Ihr kauert zu Shimrras Füßen, aber Shimrra ist der wahre Ketzer. Seht nur, wie diese Jeedai euch geschlagen hat! Die Götter lächeln auf sie herab, nicht auf euch.«

»Wenn die Jeedai in der Gunst der Götter steht, dann tut ihr es nicht«, erwiderte der Krieger.

»Sie versuchen nur, uns aufzuhalten«, sagte der Fährtensucher zu Tahiri. Sie bemerkte, dass Blut von seiner Hüfte tropfte. »Sie halten uns auf, bis ein weiteres Tsik Vai eintrifft.«

»Still, Ketzer!«, brüllte der Anführer der Krieger. »Vielleicht werden wir dich am Leben lassen, damit du ein wenig länger kriechen kannst. Es gibt Fragen, die wir dir stellen wollen.« Seine Miene wurde freundlicher. »Schwöre deiner Ketzerei ab. Diese Jeedai ist hervorragende Beute. Hilf uns, sie einzufangen, und vielleicht werden die Götter dir verzeihen und einen ehrenhaften Tod gewähren.«

»Kein Tod ist ehrenhafter als der an der Seite einer Jeedai«, antwortete der Fährtenleser. »Das hat Vua Rapuung bewiesen.«

»Vua Rapuung!« Der Krieger spuckte den Namen geradezu aus. »Diese Geschichte ist nichts als eine Lüge der Ketzer. Vua Rapuung starb in Ungnade.«

Zur Antwort schoss der Beschämte plötzlich vor, so schnell, dass er den Anführer damit überraschte, und warf sich auf ihn, bevor dieser die Waffe heben konnte. Die anderen beiden wollten helfen, aber Tahiri tänzelte vorwärts, machte eine Finte zum Knie hin und schnitt dann die Kehle des Kriegers durch, als er seine Wachsamkeit aufgab, um zu parieren. Sie wechselte rasche, hektische Schläge mit dem anderen, aber das Ende war das gleiche – der Krieger sackte leblos zu Boden.

Als sie sich umdrehte, sah sie, wie der Fährtensucher den Anführer mit dessen eigenem Amphistab aufspießte. Einen Augenblick starrten sie einander an, der Beschämte und sie. Dann fiel der Yuuzhan Vong plötzlich auf die Knie.

»Ich habe gebetet, dass Sie es sein würden!«, sagte er.

Tahiri setzte dazu an, etwas zu sagen, aber dann hörte sie, wie sich die Baumkronen bewegten, und das konnte nur bedeuten, dass ein weiterer Flieger unterwegs war.

»Kommen Sie mit«, sagte sie. »Wir dürfen nicht hierbleiben.«

Der Fährtenleser nickte und sprang auf. Gemeinsam rannten sie von der Lichtung.

 

Etwa eine Stunde später blieb Tahiri schließlich stehen. Die Flieger schienen sie im Augenblick verloren zu haben, aber der Fährtenleser war immer mehr ins Hintertreffen geraten. Jetzt taumelte er gegen einen Baum und rutschte zu Boden.

»Noch ein klein wenig weiter«, sagte sie. »Gleich hier drüben.«

»Meine Beine tragen mich nicht länger«, sagte der Fährtenleser. »Sie müssen mich hierlassen.«

»Nur bis unter dieses steinerne Sims«, sagte sie. »Bitte. Es kann uns vielleicht vor den Fliegern verbergen, wenn sie dort suchen.«

Er nickte müde. Sie sah, dass er die Hand an die Seite drückte und seine Flanke blutüberströmt war.

Sie eilten unter den Felsüberhang.

»Lassen Sie mich das sehen«, sagte sie.

Er schüttelte den Kopf. »Erst muss ich mit Ihnen reden«, erklärte er.

»Was machen Sie hier? Sind Sie mir gefolgt?«

Er riss die Augen auf. »Nein!«, sagte er mit solchem Nachdruck, dass Blut von seinen Lippen spritzte. Dann fügte er ruhiger hinzu: »Nein. Wir haben das Schiff eines Verwalters gestohlen und sind hierhergekommen, um den Planeten der Prophezeiung zu finden. Wir sahen, wie Sie landeten – ist das hier der Ort, Gestaltete? Ist dies der Planet, den der Prophet sah?«

»Es tut mir leid«, erwiderte Tahiri. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Das hier ist Dagobah. Ich bin aus … aus persönlichen Gründen hier.«

»Aber das kann kein Zufall sein«, erklärte der Fährtenleser. »Das ist einfach unmöglich!«

»Bitte«, sagte Tahiri, »lassen Sie mich Ihre Wunde ansehen. Ich kenne mich ein wenig mit der Heilkunst aus. Vielleicht kann ich …«

»Ich bin so gut wie tot«, erklärte der Fährtenleser. »Das weiß ich. Aber ich muss wissen, ob ich versagt habe.«

Tahiri schüttelte hilflos den Kopf.

Der Fährtenleser richtete sich ein wenig auf, und seine Stimme wurde kräftiger. »Ich bin Hul Qat, einstmals ein Jäger. Jedenfalls war ich das, bis die Götter mich abzuweisen schienen. Man nahm mir meinen Titel und meinen Clan. Ich wurde zum Beschämten. Meine Implantate entzündeten sich, meine Narben öffneten sich wie Wunden. Ich gab die Hoffnung auf und wartete auf einen ehrlosen Tod. Aber dann hörte ich die Worte des Propheten und die Geschichte des Jeedai Anakin …«

»Anakin«, flüsterte Tahiri. Den Namen zu hören war, als würde eine Klinge in ihrem Herzen gedreht.

»Ja, und ich hörte von Ihnen, die von Mezhan Kwaad gestaltet wurde. Und von Vua Rapuung, der kämpfte – Sie waren dort, nicht wahr?«

Tahiri wurde eiskalt. Damals war sie Riina gewesen – und Tahiri –, und sie hätte Anakin beinahe umgebracht.

»Ich war dort.«

»Dann wissen Sie es. Sie wissen, dass unsere Erlösung von Ihnen kommt. Und nun hat der Prophet einen Planeten gesehen, einen Planeten, auf dem es keine Beschämten gibt, und dort kann der wahre Weg …« Er hustete heftig und sackte wieder zusammen, und einen Augenblick glaubte Tahiri, er wäre bereits tot. Aber dann wandte er ihr erneut den Blick zu.

»Meine Begleiter und ich wollten den Planeten für unseren Propheten finden. Einer von uns, Kuhqo, war einmal ein Gestalter. Er nutzte einen genetischen Hacker, um sich Zugang zum Qasha eines Exekutors zu verschaffen und seine Geheimnisse zu stehlen. Er fand Informationen über die Jeedai und Beweise dafür, dass es eine Verbindung zwischen Ihnen und diesem Planeten gibt. Einige Ihrer Größten kamen hierher, nicht wahr? Und nun Sie. Also sagen Sie es mir bitte – habe ich ihn gefunden?«

Er schauderte, und seine Augen wurden beinahe weiß. »Habe ich es geschafft?«, fragte er noch einmal, schwach und flehentlich.

Sie griff nach seiner Hand. »Ja«, log sie, ohne auch nur zu wissen, worüber sie eigentlich log. »Ja, Sie haben Recht. Sie haben ihn gefunden. Machen Sie sich jetzt keine Gedanken mehr.«

Seine Augen waren tränennass. »Sie müssen mir helfen«, sagte er. »Ich kann die Nachricht nicht selbst zurückbringen. Aber der Prophet muss erfahren, wo sich dieser Planet befindet.«

»Ich werde es tun«, sagte Tahiri.

Diesmal log sie nicht.

Hul Qat schloss die Augen, und selbst ohne die Macht spürte Tahiri, wie er starb.

Sie warf einen Blick zur Öffnung der Höhle, die so nahe war, und wusste nun, dass die Höhle nicht der wirkliche Anlass ihrer Anwesenheit hier war. Die Macht hatte sie hergebracht, damit sie diesem Mann begegnete und dieses Versprechen abgab.

Sie stand auf. Die Flieger würden sie finden, wenn sie zu lange am gleichen Ort blieb. Sie hoffte, dass sie ihr Schiff noch nicht entdeckt hatten – die Tatsache, dass sie nicht nach einer Jedi gesucht hatten, sprach dafür, und außerdem hatte sie es ziemlich gut versteckt. Dennoch, es würde vielleicht nicht einfach sein, aus dem System herauszukommen, je nachdem, wie viele Schiffe dort oben warteten.

Aber das war egal. Sie musste ein Versprechen halten.

Selbst wenn sie nicht genau wusste, was sie da eigentlich versprochen hatte.

2

Die Backbordschilde der Mon Mothma brachen zusammen, und Plasma drang durch den Rumpf wie eine Faust durch Flimsiplast. Dort, wo es aufprallte, wurde Materie zu Ionen, und Tröpfchen geschmolzenen Rumpfmetalls rasten mit Überschallgeschwindigkeit durch die nächsten vier Decks, trafen schon vor dem Geräusch oder der Vibration des Aufpralls ein und zerfetzten die zerbrechlichen Lebensformen, bevor ihre Nervensysteme auch nur Zeit hatten festzustellen, dass etwas nicht stimmte. Dem folgte eine Schockwelle superheißer Luft, die sich mit solcher Geschwindigkeit ausdehnte, dass Druckschilde sich verbogen und verzogen, und die Front der Welle fegte von einer Seite zur anderen über die Decks und verbrannte alles in ihrem Weg. Zweihundert fühlende Wesen verloren ihr Leben in einem einzigen Augenblick, und hundert weitere in Randbereichen fielen ebenfalls – durchbohrt, verbrannt oder beides.

Dann saugte der Raum wie ein Riese, der seinen Atem zurücknimmt, alles durch das klaffende Loch, und nur Vakuum und Stille blieben zurück.

Am Ruder des Sternzerstörers war es alles andere als still. Alarmsirenen gellten, und panikerfüllte junge Offiziere arbeiteten sich erschüttert durch Notfallprozeduren. Die simulierte Schwerkraft verschwand, und jemand kreischte.

Wedge Antilles schloss die Augen.

Ich bin dieser Dinge so müde, dachte er.

Er öffnete die Augen wieder. Ein Hagel kleinerer Plasmageschosse schien direkt auf sein Gesicht gezielt zu sein, als eine Staffel von Korallenskippern dicht an der Brücke vorbeiflog. Turbolaser verwandelten drei Skips in Schutt. Der Rest schwenkte im letzten Augenblick seitlich ab, um nicht gegen die immer noch funktionierenden Brückenschilde zu prallen.

Wedge blinzelte nicht einmal. Die Skips waren im Augenblick nicht das Problem. Das Problem war das Yuuzhan-Vong-Schiff von der Größe eines Dreadnaught, das soeben aus dem Hyperraum gesprungen war und ein Loch in ihre Seite gerissen hatte.

»Zwanzig Grad steuerbord und zwölf überm Horizont«, befahl Wedge. »Sofort. Und weiterschießen.«

Er drehte sich zu dem Lieutenant am taktischen Schirm um. »Wer hat sich denn noch unserer kleinen Party angeschlossen?«, fragte er.

»Vier fregattengroße Schiffe, Sir«, sagte der Lieutenant. »Und Korallenskipper – wir wissen noch nicht, wie viele Geschwader. Und selbstverständlich der Dreadnaught, Sir. Ich würde sagen, die Verstärkung der Yuuzhan Vong ist eingetroffen.«

»Ja. Warten wir ein wenig, ob noch mehr kommen. Weisen Sie die Memory of Ithor an, unsere verwundete Flanke zu bewachen. Wir werden das hier ausfechten müssen.«

Sein ganzer Körper schmerzte bei diesem Gedanken. Im Herzen und tief in seinen Reflexen war Wedge ein Sternjäger-Pilot. Sicher, Großkampfschiffe hatten Feuerkraft, aber sie manövrierten so langsam. In einem X-Flügler fühlte er sich erheblich wohler.

Und er hätte sich auch ohne das Gewicht der toten Besatzungsmitglieder auf seinen Schultern erheblich wohler gefühlt. Einen Flügelmann zu verlieren war schlimm genug. Wenn man zweihundert verlor …

Nur, dass er nicht in einem X-Flügler saß, und als er in den aktiven Dienst zurückgekehrt war, hatte er gewusst, worauf er sich einließ. Also sah er mit geschürzten Lippen zu, wie das riesige eiförmige Schiff in Sicht kam und die Laserstrahlen der Mothma auf die Plasmablüten zurasten. Die meisten Strahlen nahmen erst einen geraden Weg und krümmten sich dann abrupt, wenn die winzigen Schwerkraftanomalien des Yuuzhan-Vong-Schiffs das Licht aufsaugten. Aber etwa jeder dritte Strahl kam durch und kritzelte glühend rote Linien in den Korallenrumpf.

»Sir, die Memory ist nicht in der Lage, uns zu helfen. Sie steht im Kampf mit einer Fregatte und muss schwere Treffer hinnehmen.«

»Nun, dann rufen Sie ein anderes Schiff. Wir können nicht zulassen, dass sie uns noch einmal an dieser Flanke treffen.«

Der Mann an der Kom-Station blickte auf. »Sir, die Duro-Staffel bittet um die Ehre, unsere Flanke schützen zu dürfen.«

Wedge zögerte ein winziges bisschen. Die Duro-Staffel war ein unsicherer Faktor, eine Ansammlung von Piloten – einige mit militärischer Erfahrung, die anderen ohne –, deren Hauptziel in der Befreiung ihres Heimatsystems lag.

Die Tatsache, dass sie jetzt genau in diesem System kämpften, konnte sich aus diversen Gründen als Problem erweisen.

Aber es sah nicht so aus, als hätte er eine andere Wahl.

»Na gut«, erklärte er.

»Drei weitere Schiffe sind soeben aufgetaucht, Sir«, informierte Lieutenant Cel ihn mit einem Beben in der Stimme, das vielleicht der Anfang einer Panik war.

»Das sind sie«, sagte Wedge. »Hoffe ich zumindest. Ich will mit General Bel Iblis sprechen.«

Einen Augenblick später erschien ein Hologramm des alternden Generals.

»Die Verstärkung ist hier«, sagte Wedge.

»Sind es zu viele, General Antilles?«, fragte Bel Iblis.

»Ich hoffe nicht, Sir. Ist Ihre Streitmacht bereit?«

»Wir sind auf dem Weg. Viel Glück, General.«

»Ich wünsche Ihnen das Gleiche.«

Das Bild verschwand. Wedge kniff grimmig die Lippen zusammen und sah sich weitere Berichte an.

Sie standen bereits einen ganzen Standardtag in schwerem Kampf. Das innere System hatte mehr Widerstand geleistet, aber sie hatten kurz davor gestanden, den Angriff abzuschließen, als die Yuuzhan-Vong-Verstärkung eintraf.

Wedge hatte erwartet, dass der Feind Verstärkung bekam – tatsächlich hatte er fest damit gerechnet –, aber sie hatten schnell und hart zugeschlagen. Eine Neueinschätzung der Situation ergab, dass die Chancen für die Yuuzhan Vong geringfügig besser standen, aber auch das war keine Überraschung.

Es war in Ordnung so – sie waren nicht hier, um zu siegen, aber sie konnten auch noch nicht verschwinden.

»Bereiten Sie die Schwerkraftgeneratoren vor«, sagte Wedge.

Vier weitere Yuuzhan-Vong-Fregatten sprangen ins Duro-System, was die Verhältnisse erneut änderte.

»Sir?«

»Abfangen«, sagte er.

Die großen Schwerkraftgeneratoren des Schiffs begannen zu arbeiten, ebenso wie die der Memory of Ithor und der Olovin.

So, wie sie rings um die Kampfgruppe der Yuuzhan Vong verteilt waren, würden sie verhindern können, dass die Vong das System verließen.

Selbstverständlich konnte auch keins der Schiffe der Galaktischen Allianz verschwinden.

»Brechen Sie den Angriff ab und formieren Sie sich, um die feindlichen Schiffe festzuhalten«, sagte Wedge ruhig. »Ich will nicht, dass auch nur ein einziges dieser Schiffe den Hyperraum erreicht.«

»Was ist mit Duro, Sir?«, fragte Cel.

»Duro interessiert uns nicht mehr, Lieutenant.«

»Ja, Sir.« Cel war eindeutig verblüfft.

Gut. Wenn schon seine eigenen Leute verblüfft waren, dann ging es den Vong hoffentlich noch schlimmer.

Die Schiffe der Allianz brachen ihren Flug zum Planeten ab und zogen sich in einen weiten Halbkreis zurück, was die Flotte der Yuuzhan Vong mit dem Rücken zum Planeten geraten ließ und ihr den Defensivvorteil zurückgab, den Wedges vorheriger Vorstoß ihnen genommen hatte – aber sie saßen nun im System fest.

»Positionen halten«, befahl Wedge. »Hier rühren wir uns nicht mehr weg.«

Die Kampfgruppe so weit auseinanderzuziehen, gab den Yuuzhan Vong einen offensichtlichen Vorteil, aber ihre Schiffe schienen zu zögern, vielleicht, weil sie eine weitere dieser Fallen befürchteten, in die man sie in der letzten Zeit so oft gelockt hatte.

Dennoch, Vorsicht lag nicht gerade im Wesen der Yuuzhan Vong, und sie waren nun eindeutig zahlenmäßig überlegen. Mehrere Zerstörer begannen, sich zu einem Angriff gegen die Mauer zu formieren, die die Galaktische Allianz errichtet hatte.

»Haben Sie eigene Abfangschiffe?«, fragte Wedge.

»Nein, Sir.«

»Gut.«

»Commander Yurf Col verlangt, mit Ihnen zu sprechen.«

Wedge verkniff sich ein Seufzen. »In Ordnung.«

Einen Augenblick später erschien ein Holo des Duros-Kommandanten. Sein flaches Gesicht wäre normalerweise für einen Menschen so gut wie nicht zu deuten gewesen, aber Wedge hatte genug Erfahrung mit Duros, um zu wissen, dass er eisige Wut ausstrahlte.

»Commander?«, sagte Wedge mit einem Nicken.

Der Duros kam ohne Vorrede auf den Punkt.

»Was in der Galaxis machen Sie da, General Antilles? Ich habe heute gute Piloten verloren, und nun sieht es so aus, als hätten Sie unser Ziel aufgegeben.«

»Ich bin nicht sicher, ob Sie sich der Situation so bewusst sind wie ich, Commander«, sagte Wedge. »Die Verstärkung macht weitere Angriffe sinnlos.«

»Warum halten Sie sie dann hier fest? Das ist noch größerer Unsinn! Ich weiß zufällig, dass wir doppelt so viele Schiffe in Reserve haben. Rufen Sie sie, und dann bringen wir das hier zu Ende.«

Geduld, mahnte sich Wedge. »Vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, dass die Yuuzhan Vong Möglichkeiten haben, unsere Kommunikation abzuhören«, sagte er freundlich. »Vielleicht haben Sie übersehen, dass Sie dem Feind gerade wichtige Informationen verraten haben könnten.«

»Wenn wir diesen Feind vernichten, dann wird es unbedeutend sein, was er erfahren hat. Ich weiß nicht, warum Sie sie hier festhalten wollen. Sie haben immer noch keinen wirklich entscheidenden Vorteil – wir können siegen, wenn wir angreifen statt … statt zu tun, was immer Sie da tun. Und mit ein wenig Verstärkung wird uns das sicher gelingen.«

»Commander, mir ist klar, dass wir uns in Ihrem Heimatsystem befinden. Ich verstehe, dass dieser Kampf für Sie eine persönliche Angelegenheit ist. Das ist tatsächlich einer von vielen Gründen, wieso man mir die Leitung dieser Operation überlassen hat und nicht Ihnen. Sie haben zugestimmt, unter meinem Kommando zu dienen, und genau das werden Sie auch tun. Haben Sie das verstanden?«

»Ich habe verstanden, dass Sie von Anfang an alles versaut haben. Wir hätten schon in den ersten Stunden siegen können, wenn Sie meinem Rat gefolgt wären.«

»Das ist Ihre Ansicht«, erwiderte Wedge. »Es ist nicht die meine, und meine Ansicht ist im Augenblick die, die zählt.«

Der Duros kniff die Augen zusammen. »Wenn das hier vorbei ist, Antilles …«

»Ich schlage vor, dass Sie sich zunächst einmal Gedanken um die Gegenwart machen, Commander. Die Vong versuchen durchzubrechen und zwei Fronten zu bilden. Wenn ihnen das gelingt, reduziert das unsere zukünftigen Möglichkeiten beträchtlich.«

»Sie sind derjenige, der unsere Möglichkeiten einschränkt. Zwei weitere Fregatten …«

Wedge schnitt ihm das Wort ab. »Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, Commander«, sagte er, »und gewöhnen Sie sich schnell daran – wir bekommen keine Verstärkung. Und ich bin auch noch nicht bereit, das System zu verlassen. Leisten Sie Ihre Arbeit, Commander, und alles wird gut enden.«

Col ließ sich nicht überzeugen. »Ich warne Sie, General Antilles«, fauchte er. »Wenn Sie mir nicht erklären, worum es hier geht, werde ich Sie dazu zwingen.«

»Sie werden Ihre Befehle befolgen und Schluss«, erwiderte Wedge.

»General …«, begann der Duros, aber Wedge bedeutete mit einer Geste, den Kontakt zu unterbrechen, und sah sich weitere Berichte an. Der Angriff wirkte wie eine Finte, damit er sein Netz an einer Stelle enger ziehen und dann an einer anderen zuschlagen konnte. Aber wo?

Der Schlachtencomputer suchte nach der Antwort. Wedge ging davon aus, dass er die Yuuzhan Vong fünf oder sechs Stunden ohne bedeutende Verluste zurückhalten konnte, solange sie nicht irgendetwas Erstaunliches taten. Das sollte genügen.

Er betrachtete die spekulative Karte, die ihre Sensoren von dem System erstellten – immerhin hatten die Yuuzhan Vong es jetzt seit mehr als zwei Standardjahren bewohnt, was bedeutete, dass seine Informationen vielleicht ein wenig veraltet waren. Zu diesem Zeitpunkt war eine unangenehme Überraschung das Letzte, was er brauchen konnte.

Als die Überraschung kam, handelte es sich tatsächlich nicht um eine verborgene Falle der Yuuzhan Vong. Sie geschah in seinen eigenen Reihen.

»Sir«, berichtete die Kontrolle, »Dpso, Redheart und Coriolis sind aus der Formation ausgeschert, ebenso wie die gesamte Duro-Staffel.«

»Tatsächlich.« Wedge holte tief Luft. »Verbinden Sie mich sofort mit Yurf Col.«

Einen Augenblick später erschien das Hologramm des Duros erneut.

»Commander«, sagte Wedge mit bemüht ruhiger Stimme, »wir müssen ein Kommunikationsproblem haben. Sie scheinen einen Angriffskeil zu bilden, obwohl ich Ihnen befohlen habe, die Stellung zu halten.«

»Ich habe mich Ihrem Kommando entzogen, General Antilles«, erwiderte Col. »Ich werde nicht zulassen, dass meine Leute untätig in ihrem eigenen System sitzen – nicht ohne eine gute Erklärung. Sie haben sich geweigert, mir eine zu geben. Wenn Sie die Wiedereroberung von Duro nicht unterstützen, dann bin ich gezwungen, es selbst zu erledigen.«

»Sie begehen Selbstmord und gefährden die gesamte Mission.«

»Nicht, wenn Sie sich mir anschließen.«

»Das werde ich nicht tun.«

»Dann werden Sie uns auf dem Gewissen haben.«

»Ich bluffe nicht, Commander Col.«

»Sie waren es, der diesen Kurs einschlug, Antilles.«

»Commander …«

»Sie haben mir zuvor das Wort abgeschnitten, ich erwidere diesen Gefallen nun. Schließen Sie sich uns an oder nicht.«

Die Verbindung brach ab, und Wedge sah hilflos zu, wie die Duros-Schiffe sich aus dem Perimeter entfernten, sich formierten und direkt auf die dichteste Konzentration feindlicher Schiffe zuhielten.

»Sir«, sagte Cel, »die Duros-Schiffe stehen unter schwerem Beschuss.«

»Das sehe ich«, erwiderte Wedge.

»Sir, was machen die Duros da?«

»Sie wollen mich zu einem Angriff zwingen.«

»Dann ist es nur ein Bluff, Sir?«

Ein Unwetter von Lichtblitzen tobte zwischen den Duros-Schiffen und der Vorhut der Yuuzhan Vong. »Nein«, sagte er, »es ist kein Bluff.«

Er wandte sich der Kontrolle zu. »Niemand sonst verlässt die Formation«, sagte er. »Niemand.«

»Sir, die Vong werden sie abschlachten.«

»Ja«, erwiderte Wedge finster, »das werden sie.«

Im Lauf der nächsten Stunden verschwanden die Duros-Schiffe eins nach dem anderen in Plasmaexplosionen. Drei Stunden nachdem das letzte verschwunden war, kam eine weitere Botschaft über das Kom-Bord. Wedge gab den Befehl, die Abfangoperation zu beenden, und die Schiffe der Galaktischen Allianz sprangen, was Duros erneut den Yuuzhan Vong überließ.