Mein Dank gilt allen, die mich zu diesem Gedichtband ermutigt haben, besonders meiner Frau Sabine.
Ich bin ein Glas aus Träumen
Eine Gedichtauswahl
Books on Demand
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2013 Walter Vorwerk
Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag: BoD- Books on Demand
ISBN: 978-3-8482-7909-8
Alle Lyrik ist Antwort des Ich auf die Welt
(Hermann Hesse)
Geschrieben habe ich, seit ich schreiben kann. Gedichte entstanden, seit ich gründlicher nachdenken und empfinden konnte. Ich bin bis heute ein »Schubladenpoet«. Dass ich das nicht mehr sein will, liegt daran, dass ich die Siebzig überschritten habe. Da beginnt man »Ordnung zu machen«. Ich lege Ihnen eine Gedichtauswahl vor, die über fünfzig Jahre meines Lebens umfasst.
Zu Hermann Hesse hege ich eine tiefe Verehrung. Er machte mir deutlich, was »Lyrik« eigentlich ist: »Alle Lyrik ist Antwort des Ich auf die Welt«. A l l e hat er geschrieben. Das heißt also, auch meine. Und dann ist da noch der engagierte dichtende und komponierende Jude Louis Fürnberg, der nicht nur rein Politisches und Pathetisches geschrieben hat, sondern – vielen unbekannt – ein feines Gespür für die »Schwingungen der Seele« hatte. Das sprach mich an. Heute noch zitiere ich ihn beim Herbstspaziergang: »Raschelnd unter meinem Tritt stäubt ein Teppich müder Blätter …«
Ich empfinde Lyrik in dieser, unserer bewegten Zeit als ein Balsam, als Heilmittel der Versöhnung und Toleranz mit anderen und sich selbst.
Vielleicht kann ich Ihnen dabei etwas helfen.
Berlin 2012
Ihr Walter Vorwerk
1959 – 1989
Du wähnest mich schon schlafend?
Gänseblümchen habe ich gepflückt
und es wie dich im Traume
an meine heiße Brust gedrückt.
Der Mond scheint trunken vom Weine;
er schleicht dahin und sieht verschmitzt,
dass ich so innig lieb nur eine
und auch für das die Blümelein stibitzt.
Am Morgen fühl ich zart dein Haar,
dein Bild es lächelt süß,
sogar die Blume nicket klar,
schön sie mich träumen ließ.
(1959)
Ein Blatt, von Lüften leicht getragen,
senkt sich herab auf meine Brust;
der Wind spielt mit dem Mantelkragen,
im Herz getrübt die Liebeslust.
Und dennoch ist es schön zu träumen,
zu fliegen über Raum und Zeit:
nicht um das Leben zu versäumen,
sind wir zu Lebenslust bereit.
(1959)
Kennst Du das Lied
»Wenn ich ein Vöglein wär«?
Mit ihm ich von Dir schied,
das Herze brannte mir so sehr.
Das Vöglein singt;
so lieblich ist sein Ton,
dass er in meine Seele dringt,
selbst nachts träum ich davon.
Ein Brieflein kam.
Beim Sonnenstrahl erwachte ich;
die Grüße lieb ich von dir nahm –
ich fühlts, du küsstest mich.
(1959)
Sanft streicht die Hand durch Lockenhaar,
wie Stern dein Äuglein funkeln.
Sie leuchten mir so wunderbar
den Weg zu dir im Dunkeln.
Als Siegel meiner Liebe heiß
will ich dich ewig küssen.
Ich liebe dich, und wie ich weiß,
soll ich nie weichen müssen.
(1959)
Es ist gar nicht so einfach,
die Welt zu begreifen.
Man muss es auch wagen,
ins Gesicht zu sehen
dem hässlichen Alltag.
Freilich, viele glauben,
sie sei schon begriffen.
Das Leben zu meistern
und niemals zu zagen
in Zeiten der Trennung …
ist gar nicht so einfach –
bedenke, das Glück zu behüten!
Der Mensch ist gut.
wenn du hilfst,
ihn zu bessern,
wird er endlich erwachen.
Du verehrst den,
der das Brot mit dir teilt,
der den Weg durch ein Liedchen verkürzt.
(1960)
Die Erde hat sich zugedeckt
mit einem weißen Kleid.
Die weite Flur liegt ausgestreckt
zur kalten Winterszeit.
Es schaukelt leis ein Halm im Wind
und knirscht der Schnee beim Tritt.
Es ist, als ob wir einsam sind,
doch alles schreitet mit.
Der Himmel tief im Blau sich spannt,
die Sterne halten Wacht.
Wir singen beide Hand in Hand
das Lied der stillen Nacht.
(1962)
Herrlich, im Wachsein zu wandern.
Nie schläft die eilende Erde,
wenn es auch dämmert und dunkelt.
Horizont – ständig bist du
Vergehen und Werden
wärmender Strahlen der Sonne,
allen Lebens,
für die Sehnsucht der Menschen
nach Licht.
(1962)
Wenn ich so übern Feldrain geh,
dann kommt mir in den Sinn viel dummes Zeug,
denn dann sprech ich mit den Gräsern,
und dann zähl ich jedes Steinchen
auf dem heißdurchglühten Sonnenstaub des Wegs.
Knöpf den Kragen oben auf,
dann hast du Luft,
und dann freu dich über alles,
was du mitgebarst.
Doch bedenke, was du morgen wieder tust,
ob du morgen um die Zeit
ein Stückchen weiter warst …
(1963)
Ob alles stirbt?
Der Wald zieht sich aus
für das Leichengewäsch aus der Wolke.
Ob alles stirbt?
Unter der Rinde –
unter der Rinde findst du das Herz,
das im Eise sich wärmt,
wärmt und leuchtet,
leuchtet und strahlt –
unter der Rinde …
(1965)
Ich hab mir ein Haus gebaut …
Dennoch laufe ich
zum Wohnungsamt –
jeden Freitag
nachmittags um vier.
Mein Haus heißt Liebe …
Keiner soll mit mir tauschen.
Dennoch laufe ich
zum Wohnungsamt –
jeden Freitag
nachmittags um vier.
(1965)
Als ich noch nicht dein war,
war das Herz mir schwer.
Und die Wolken hoch am Himmel zogen,
zogen weiter –
weiter, höher –
höher, weiter …
bis am Horizont sie schwanden,
und zu Ende schien der Tag.
Doch am Horizonte
ist ein Werden und Vergehen,
Vergehen und Werden …
Seit ich dein bin,
seit dein Herz mir zuschlägt,
drehn die Vögel sich im Tanze,
sich im Tanze …
hoch, hoch im Blauen …
(1966)
Ich führe meinen Mantel durch die Gegend
und sehne mich nach einem Sonnenstrahl.
Es ist vom Himmel mir das letzte Blatt geregnet,
selbst die Gesichter der Passanten wirken kahl.
Und um nicht auch dem gleichen Lapsus zu verfallen,
husch ich zu dir, mein liebes Kind.
Du bist und bleibst das Gegenteil von allen,