Zu diesem Buch gehört eine CD mit den Texten Mia Meyers von 1922 bis 1945. Sollte die CD in diesem Exemplar nicht vorhanden sein, wenden Sie sich bitte wegen einer Ersatzlieferung an den Arbeitskreis Geschichte Gemeinde Bienenbüttel 29553 Bienenbüttel, Marktplatz 1, Rathaus. email: archiv@ak-geschichte-bienenbuettel.de
Impressum
Copyright 2016 by Gemeinde Bienenbüttel
Alle Rechte vorbehalten
Arbeitskreis Geschichte Bienenbüttel
Konzept, Text und Layout: Axel Holst
Umschlagbild von Klaus Wedekind unter Verwendung des Titelbildes vom Kreis-Kalender Beeskow - Storkow 1928
ISBN 978-3-7412-4809-2
Herstellung und Verlag: BOD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
Mia Meyer – eine Heidedichterin in der Mark Brandenburg
Die Älteren unter den Einwohnern der heutigen Einheitsgemeinde Bienenbüttel erinnern sich vielleicht noch an persönliche Begegnungen mit Mia Meyer, der langjährigen Schriftführerin der Bienenbütteler Landfrauen, oder sie kennen zumindest einige Texte von ihr. Ihre vielen Gedichte und Geschichten hat sie größtenteils plattdeutsch im „Heidewanderer“ der Allgemeinen Zeitung Uelzen und im „Heimatkalender Uelzen“ von 1949 bis zu ihrem plötzlichen Tod im Januar 1962 veröffentlicht.
Gesammelt und herausgegeben wurden die Texte nach ihrem Tod von dem mit der Familie befreundeten Otto Dittmer aus Melbeck in den beiden Bänden “... die Gedanken ernst nach oben weist …- Mia Meyer: Gedichte und Geschichten”, Melbeck 1981, 2. Auflage 1989, sowie Mia Meyer: “Gedichte und Geschichten zum Jubiläum 1000 Jahre Bienenbüttel”, Melbeck 2004. Die genaue Entstehungszeit der Texte war meist unbekannt, und man ging davon aus, dass sie fast alle erst nach der Rückkehr Mia Meyers 1945 mit Sohn und Ehemann aus Beeskow in der Mark Brandenburg zum elterlichen Hof in Beverbeck entstanden sind.
Und was hat sie in den 50 Jahren vor 1945 in Beverbeck und in Beeskow/Mark gemacht? Hat sie auch da schon Gedichte und Erzählungen geschrieben, von denen wir bisher nichts wussten? Sind diese Texte eventuell sogar veröffentlicht worden? Die Teilung Deutschlands hatte das Ihrige getan, dass das Land zwischen Berlin und der Oder fast völlig aus unserem Blickwinkel verschwunden war. Jetzt ist es wieder zugänglich und bietet nicht nur landschaftliche, sondern auch reiche kulturelle Schätze. Trotz der Kriegszerstörungen bei den Kämpfen zwischen der Oder und Berlin im Frühjahr 1945 ist überraschend viel erhalten geblieben oder inzwischen wiederhergestellt worden.
Es lohnt sich heute also, einen genaueren Blick auch in die erste Hälfte des Lebens von Mia Meyer in der Mark Brandenburg zu werfen, um vielleicht noch Unentdecktes rechtzeitig zu entdecken, solange Zeitzeugen leben und Schriftliches privat oder in Archiven aufbewahrt wird.
Meine Beschäftigung mit Mia Meyer begann im Jahr 2009 bei den Arbeiten zum Band 10 der Schriftenreihe SPUREN für das Kapitel „Schreibende Frauen in Bienenbüttel“. Dafür habe ich erstmals Arbeiten von Mia Meyer in den Stadtarchiven Bad Bevensen und Uelzen und im Kreisarchiv Uelzen gesucht und gefunden. Bei diesen Recherchen hat mir schon damals der in Braunschweig lebende Sohn Mia Meyers, Dr. Uwe Meyer, sehr geholfen, der den schriftlichen Nachlass seiner Mutter verwahrt und ihn für diese Arbeit geöffnet hat. In diesen Unterlagen befanden sich auch mehrere Texte aus der Beeskower Zeit vor 1945, was mein weiteres Interesse weckte.
Da selbst in Berliner Archiven kaum Beeskower Zeitungen aus der Vorkriegszeit zu finden waren, musste ich direkt vor Ort suchen. Dabei hatte ich die freundliche Unterstützung durch das Kreisarchiv Beeskow - Storkow in der alten Burg von Beeskow mit seiner Sammlung der Jahrgänge vom „Kreis-Kalender Beeskow - Storkow“ und insbesondere vom Stadtarchiv Beeskow, das in einem schönen alten Gebäude direkt an der Stadtmauer untergebracht ist und äußerst hilfsbereite Mitarbeiter hat. Vor allem aber besitzt es trotz der Kriegszerstörungen mit den fast kompletten Jahrgängen vom“Täglichen Kreisblatt Beeskow - Storkow” bis 1945 eine wertvolle Quelle, die sonst in keinem anderen deutschen Archiv zu finden ist.
Dank sage ich auch Uta Rump für die Transkription von Texten aus der altdeutschen in die lateinische Schreibschrift sowie den Mitgliedern des Arbeitskreises Geschichte der Gemeinde Bienenbüttel für ihre Hilfe und ihren Rat, Dieter Holzenkämpfer und Holger Runne für die Korrekturen des Textes, Klaus Wedekind für den Umschlagentwurf und Eberhard Behnke für die technische Umsetzung des Textes in ein druckfähiges Format.
Weil ich fast ausschließlich mit Quellen gearbeitet habe, die ungedruckt oder nur schwer zugänglich sind, habe ich diese im Anhang komplett aufgelistet und auf einer beiliegenden CD abgespeichert. Interessierte können sich daher die Quellen selber am PC aufrufen und so zu Mia Meyer weiterarbeiten.
Bienenbüttel, im Mai 2016
Axel Holst
Marie Dorothea Meyer (Mia Meyer) wird am 5. November 1894 in Beverbeck geboren als zweites von sechs Kindern des Landwirts Johann Meyer, zeitweilig Bürgermeister von Beverbeck und Mitbegründer der dortigen Freiwilligen Feuerwehr, und seiner Ehefrau Anna Catharine Marie, geborene Vick, aus Steddorf. Von den sechs Kindern sterben drei bereits im ersten Lebensjahr, und auch Marie muss bei ihrer Geburt sehr schwach gewesen sein, denn sie erhält eine Nottaufe durch die Hebamme. Sie wächst auf mit den beiden Brüdern Alfred, geboren 1899, und Wilhelm, geboren 1900, von denen Alfred im 1. Weltkrieg 1918 in Flandern fällt, woran noch heute ein Gedenkstein auf dem Hof erinnert. Der jüngere Wilhelm erbt den seit 1559 im Familienbesitz befindlichen Hof .1
Mia Meyer ( rechts sitzend) mit Eltern und Brüdern auf dem Hof in Beverbeck vor 1918 (Bild aus Privatbesitz Dr. Uwe Meyer)
Mia Meyer besucht acht Jahre lang zusammen mit ihrer lebenslangen Freundin Frieda Kruse, verehelichte Harms, aus Grünewald die einklassige Volksschule in Beverbeck unter dem Lehrer Heinrich Meyer und dem Schulinspektor Pastor Haentzsche aus Bienenbüttel, der sie später auch konfirmieren und trauen wird, und zu dem sie bis zu seinem Tod 1937 Kontakt hält. Nach Beendigung der Schule arbeitet sie zunächst ohne eine Ausbildung auf dem elterlichen Hof. Auf eigenen Wunsch besucht sie dann nach Ende des 1. Weltkriegs die Gewerbeschule in Hamburg. Diese Ausbildung muss sie jedoch trotz sehr guter Zensuren wegen einer längeren Krankheit der Mutter und der dadurch notwendigen erneuten Mitarbeit auf dem elterlichen Hof abbrechen.2
Jugendbildnis von Mia Meyer aus der Beverbecker Zeit 1915
(Bild aus dem Privatbesitz von Dr. Uwe Meyer)
Zeugnis Mia Meyers von der Gewerbeschule für Mädchen Hamburg-St. Georg 1919/20
(Aus dem Privatbesitz von Dr. Uwe Meyer)
Aus dieser Hamburger Zeit hat sie viele Freundschaften, die teilweise bis an ihr Lebensende halten.
Am 16. Oktober 1925 heiratet sie in Bienenbüttel vor Pastor Haentzsche den vier Jahre älteren Hermann Meyer von einem Bauernhof in Melbeck, der nach seiner Ausbildung zum Wiesenbaumeister in Suderburg und Bromberg/Westpreußen eine Anstellung am Wasserwirtschaftsamt Beeskow/Mark erhält. Dieses Beeskow wird für die nächsten zwanzig Jahre ihre neue Heimat, und hier bauen beide unter Verwendung der Mitgift aus den beiden Höfen ihr neues Heim.
Das neue Haus in der Schützenstrasse 8 in Beeskow (Bild aus Privatbesitz Dr. Uwe Meyer)
In das nimmt Mia Meyer auch junge Mädchen auf, die wie sie selbst keine Berufsausbildung haben und diese durch den Besuch der Handelsschule in Frankfurt/Oder nachholen wollen. Aus ihrer Heimatregion holt sie u.a. ihre Cousine Anni Vick aus Steddorf sowie ihre Nichte Aenne Peters aus Lüneburg nach Beeskow, damit sie in Frankfurt/Oder die Handelsschule besuchen können.
Sie selbst leidet zeitlebens darunter, keine Berufsausbildung abgeschlossen zu haben und beschreibt das mit einer gewissen Verbitterung später in dem (undatierten und ungedruckten) Gedicht „Die Frau ohne Beruf“:
„Ohne Beruf“ so stand es im Paß.
Mir wurden fast die Augen naß.
„Ohne Beruf“ war da zu lesen.
Und sie ist doch das nützlichste Wesen!
Nur für andere zu sinnen, zu sorgen
Ist ihr Beruf vom frühen Morgen
Bis in die Tiefe der kargen Nacht,
nur für der Ihren Wohl bedacht.
Gattin, Mutter, Hausfrau zu sein,
schließt das nicht alle Berufe ein?
Als Köchin von allen Lieblingsspeisen,
als Packer, wenn es geht auf Reisen,
als Chirurg, wenn ein Dorn sich im Finger versplittert,
Schiedsmann bei Kämpfen erbost und erbittert,
Färber von alten Mänteln und Röcken,
Finanzgenie, wenn sich der Beutel soll strecken,
als Lexikon, das schier alles soll wissen,
als Flickfrau, wenn Strümpfe und Wäsche zerrissen,
als Märchenerzählerin ohne Ermüden,
als Hüterin von des Hauses Frieden,
als Puppendoktor, als Dekorateur,
als Gärtner, Konditor, als Friseur!
Unzählige Titel könnt’ ich noch sagen
(doch soll sich der Drucker nicht länger plagen)
von Frauen, die Gott zum Segen erschuf –
und das nennt die Welt dann „Ohne Beruf“.
Dieses Gedicht muss vor 1945 entstanden sein, denn nur zu jener Zeit enthielten die Personalausweise im Deutschen Reich die Rubrik „Beruf“.3
Von Beeskow aus hält sie engen brieflichen Kontakt zu ihrer Familie in Beverbeck und zu ihrer Freundin Frieda Harms. Feier- und Urlaubstage verbringt sie mit Mann und Sohn in Beverbeck. Folgender Brief Mia Meyers an Frieda Harms gibt einen kleinen Einblick in diese Zeit:4
Ihren Eltern widmet sie Weihnachten 1930 unter dem Titel „Een Mundvull Platt von düt un dat“ ein Buch von über 100 Seiten in altdeutscher Schrift mit Gedichten in ihrem geliebten Plattdeutsch, die sie in Beverbeck und seit 1925 in Beeskow geschrieben hat.5 Ostern 1933 nimmt sie ihren gut dreieinhalbjährigen Neffen Werner mit nach Beeskow, wo er bis Pfingsten bleibt und dann mit ihr nach Beverbeck zurückkehrt. Die Erlebnisse mit dem Kleinen schildert sie in dem ihrer Schwägerin Anna gewidmeten maschinenschriftlichen Büchlein „Zwischen Ostern und Pfingsten – Was der kleine Werner aus der Lüneburger Heide in Beeskow erlebt hat.“6 Hier in Beeskow wird am 2. August 1937 ihr einziges Kind, ihr Sohn Uwe, geboren.
Mia Meyer und ihr Sohn Uwe in Beeskow (Bild aus Privatbesitz Dr. Uwe Meyer)
Ab April 1926 veröffentlicht sie erstmals Gedichte und Erzählungen im „Täglichen Kreisblatt für den Kreis Beeskow - Storkow“ und ab 1927 auch im jährlichen „Kreis-Kalender für den Kreis Beeskow - Storkow“. Gleich im ersten Jahr widmet sie ihrer neuen Heimat das Gedicht „Beeskow“:7
„Kleine Stadt, es will der Alltag
Gar zu gern in dir regieren,
Will so wie an andern Orten
Hart und streng die Zügel führen.
Doch es blieb in Deinen Mauern
Etwas von Romantik hängen,
Deren blaue Zipfelenden
Neckisch sich dazwischen drängen.
Laß sie flattern, diese Enden,
Denn sie können dir berichten
Aus den längstentschwund’nen Zeiten
Wundersame Traumgeschichten...“
Diese Veröffentlichungen im Kreisblatt und im Kreis-Kalender erfolgen regelmäßig und in großer Zahl über 10 Jahre, bis sie 1935 plötzlich abbrechen.
1928 beginnt Mia Meyer ihren Roman "Onkel Jürn", den sie allerdings nach 80 Seiten nie vollendet. 1932 lässt sie ihre bis dahin erschienenen oder fertig geschriebenen Gedichte und Geschichten unter dem Titel „Feierstundenträumereien“ im Beeskower Verlag Knüppel &Haeseler, der auch den „Kreis-Kalender“ herausgibt, „als Manuskript“ drucken und widmet davon einige Exemplare Freunden und Verwandten.8 Es ist die einzige von Mia Meyer selber redigierte Sammlung ihrer Gedichte.
Die nationalsozialistische Machtergreifung 1933 wird von Mia Meyer in den ersten Jahren zunächst öffentlich positiv begrüßt, was im Kreis Beeskow - Storkow mit über 50 % der Stimmen für die NSDAP bei den letzten halbwegs freien Reichstags- und Landtagswahlen im März 1933 nicht verwunderlich ist.9
Sie selbst ist nie in die NSDAP eingetreten, aber ihr Mann als leitender preußischer Beamter findet 1937 nach der Rückkehr aus dem Urlaub einen Aufnahmeantrag für die NSDAP auf seinem Schreibtisch vor, den er auch unterschreibt.
Sie engagiert sich in Beeskow im kulturellen Bereich und nach Kriegsbeginn 1939 auch bei der Betreuung Verwundeter im Lazarett in Beeskow. Öffentliche Äußerungen sind von ihr ab 1936 nicht überliefert. Stattdessen beschreibt sie am 20. Dezember 1944 in dem nur handschriftlich vorliegenden Gedicht die Not und Verzweiflung dieses fünften Kriegsjahres angesichts der aus dem Osten heranrückenden Front:
„Grau und dunkel sind die Tage.
Kriegsnot lastet hart und schwer.
Und die große bange Frage
Nach der Zukunft drückt uns sehr...
Einmal muß zur Wahrheit werden,
Was der Weihnachtsgruß verspricht:
Friede! Frieden auf der Erden!
Einmal endlich siegt das Licht.“10
Wenn dieses Gedicht bekannt geworden wäre, hätte es bei einem Oberbefehlshaber Heinrich Himmler für die deutsche Front an der Oder auf jeden Fall zu einer Anklage und Verurteilung wegen Defätismus ausgereicht.
Am 31. Januar 1945 erreichen ersten Verbände der Roten Armee bei Küstrin die Oder und überschreiten sie. Das „Tägliche Kreisblatt“ berichtet am 9. Februar 1945 über „Deutsche Gegenangriffe an der Oder“ gegen sowjetische Brückenköpfe im Oderbruch und bei Küstrin - damit ist allen klar, dass die Kämpfe inzwischen auf dem Westufer der 30 km von Beeskow entfernten Oder stattfinden und es nur eine Frage von Tagen ist, wann Beeskow selbst Kampfgebiet sein wird. Zwar hat Heinrich Himmler am 10. Februar 1945 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel in einem Geheimbefehl die Evakuierung von Frauen und Kindern in einem 15 km breiten Streifen an der Oder angeordnet,11 aber aus allen anderen bedrohten Gebieten ist eine Flucht in Richtung Westen verboten. Dennoch versucht Mia Meyer erstmalig im Februar 1945, mit ihrem Sohn Beeskow per Bahn in Richtung Lüneburg zu verlassen, muss aber in Berlin wegen eines schweren Bombenangriffs und zerstörter Bahnstrecken umkehren. Im März 1945 schließlich gelingt ein zweiter Versuch. Zusammen mit befreundeten Frauen und deren Kindern flüchtet Mia Meyer mit ihrem siebenjährigen Sohn aus Beeskow nach Beverbeck auf den elterlichen Hof. Dort kommt sie in der Altenteilerwohnung unter, denn der Vater war wenige Wochen zuvor verstorben. Ihr Mann hingegen muss als preußischer Beamter in Beeskow bleiben und kommt erst im August 1945 nach Beverbeck. Vier Jahre wohnt und arbeitet die Familie dort auf dem elterlichen Hof, bis sie sich ab 1948 in Etappen ein eigenes Heim in der Hohnstorfer Straße in Bienenbüttel schafft.
Das neue Haus in Bienenbüttel 1952 (Bild aus Privatbesitz von Dr. Uwe Meyer)
In dieser Zeit von 1945 bis 1948 steht die Sorge um die Familie und das tägliche Brot im Vordergrund. Wenn Mia Meyer schreibt, dann ab jetzt überwiegend in Plattdeutsch für die Familie, für Freunde und für den Bienenbütteler Landfrauenverein, dessen Schriftführerin sie bei seiner Gründung 1947 wird und bis zu ihrem Lebensende bleibt. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der immer noch sehr an Beeskow hängt, findet Mia Meyer auch sprachlich schnell wieder Anschluss in ihrer alten Heimat.
Mia Meyer hat bereits in Beverbeck vor ihrer Heirat und dem Umzug in die Mark Brandenburg nach Beeskow Gedichte und Erzählungen verfasst, die aber entweder erst 1932 in ihrem Sammelband “Feierstundenträumereien” oder gar nicht veröffentlicht worden sind und nur als Handschriften vorliegen.1 Die ersten Texte stammen aus dem Jahr 1922. Es handelt sich um zwei Gedichte zum Totensonntag 1922 sowie eine gereimte Entschuldigung “Liebe Frieda, sei nicht bös” vom 10.12.1922.
In dem sechsstrophigen plattdeutschen Gedicht “Totensonntag 1922”2 versucht sie, ihre Mutter über den Verlust des gefallenen Sohns in Belgien zu trösten, im elfstrophigen hochdeutschen Gedicht “Zum Totensonntag 1922”3 gibt sie ihrer eigenen Trauer über den Verlust des geliebten Bruders Ausdruck. Das Gedicht “Liebe Frieda, sei nicht bös” zeigt Mia Meyer von der ganz anderen Seite. Im Trubel einer Hochzeitsfeier hat sie das für Frieda reservierte Tortenstück vergessen, und jetzt lädt sie Frieda und ihren Mann Gustav Harms zu Kaffee und frisch gebackener Torte ein.4
Am Gründonnerstag 1923 schreibt sie das optimistische Liebesgedicht “Sonn' entgegen!”5, in dem sie das Mägdelein auffordert, wie die Blumen immer nach der Sonne zu streben und anderen eine Führerin zum Licht zu werden.
“Es muß 'Sonn' entgegen!'
Stets dein Leitspruch sein,
Muß dir Freude tragen
Tief ins Herz hinein,
Freude zu dem Guten,
Schönen dieser Welt,
Wahre Treu u[nd] Liebe
Welche trägt u[nd] hält.”
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