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1. Auflage 2013

© 2013 by riva Verlag,
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Redaktion: Antje Steinhäuser, München

Umschlaggestaltung: Pamela Günther, München

Umschlagabbildung: ullstein bild - Reuters / Alessandro Bianchi

Satz und E-Book: Grafikstudio Foerster, Belgern

 

ISBN Print 978-3-86883-327-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-400-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-401-2

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teil 1: Der Mensch

Die Auswanderung des Vaters

Kindheit in Argentinien

Die Jesuiten

Lehrjahre eines Geistlichen

Die Zeit in Chile

Zurück in Buenos Aires

Argentinien während der Diktatur

Die Opfer und die Einschätzung heute

Einsicht

Wusste Bergoglio von Babyraub?

Neuorientierung

Der Kardinal der Armen

Der Kulturliebhaber

Teil 2: Der Papst

Schon einmal nah dran gewesen

Ein unerwarteter Rücktritt

Die Reaktionen

Die Zeit der Spekulationen

Das Konklave

Der Unerwartete

Der Name Franziskus

Der Unkonventionelle

Themen und Anliegen des Papstes

Der Nichteuropäer

Das Argentinien der Armut

Bergoglio und die »curas villeros«

Einsatz für Erziehung

Bergoglio versus Franziskus

Mehr offene Fragen

Reformer oder Traditionalist?

Europäische Reformwünsche

Bedeutung für Lateinamerika

Machtgeflecht

Franziskus und die Religionen

Die Stimmen der Welt

Schlussbemerkung

Pressestimmen

Quellen

Vorwort

»Buona sera!«

Als der frisch gewählte Papst Franziskus am 13. März um 20 Uhr 22 auf die Mittelloggia des Petersdoms hinaustrat, begrüßte er die 200 000 wartenden Gläubigen mit einem schlichten »Guten Abend«. Zwei Worte, die mehr aussagten als jede Rede voller Pathos. Denn sie machten in diesem Augenblick allen deutlich, dass sich etwas verändert hatte. Da oben stand ein Mensch, kein unnahbarer Vertreter Gottes auf Erden. Der neue Papst präsentierte sich als bodenständiger und bescheidener Mann. Gekleidet in eine schlichte, weiße Soutane ohne pelzbesetzten Umhang sprach er zu der jubelnden Menge, als wäre er einer von ihnen.

Es waren diese ersten Minuten, die den gebürtigen Argentinier, der mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio heißt, zum Hoffnungsträger machten.

Die Wahl des 266. Papstes war eine Sensation – auch ohne seinen bewegenden ersten Auftritt. Einen wie Bergoglio hat es in der langen Reihe der Oberhäupter der römisch-katholischen Kirche noch nicht gegeben. Er trat an als Außenseiter, niemand rechnete mit ihm, und dann wurde er das erste Kirchenoberhaupt aus Südamerika – der erste Papst seit 1272 Jahren, der nicht aus Europa kommt. Außerdem ist er der erste Pontifex aus dem Jesuitenorden und der erste, der den Namen Franziskus wählte: Franziskus, das ist Franz von Assisi (1182–1226), Bettelmönch und Gründer des Franziskanerordens – Sinnbild für Bescheidenheit und ein selbst gewähltes Leben in völliger Armut.

Mittlerweile ist der Zauber des ersten Augenblicks verflogen, zentrale Fragen drängen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Beweis, dass die Hoffnungen in das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Menschen berechtigt sind, steht noch aus. Ist er der Anwalt der Armen, wie die Menschen in seiner Heimat ihn nennen? Hat er die Kraft, die zahllosen kircheninternen Probleme zu lösen? Kann er notwendige Reformen anstoßen und die Kirche den Menschen auch in der modernen westlichen Welt wieder näher bringen?

Zahllose Fakten und Gerüchte wurden seit dem Ende des Konklaves in Rom über Jorge Mario Bergoglio verbreitet. Vieles davon bestätigt das Bild des volksnahen Geistlichen, manches wirft Fragen auf.

Seine Bescheidenheit, das gilt als sicher, ist nicht aufgesetzt. Als der Papst noch Erzbischof von Buenos Aires war, residierte er nicht in dem prunkvollen Amtssitz, sondern lebte in einem schlichten Appartement. Ein Würdenträger, der selbst im Supermarkt einkauft, der gerne kocht, einer, der sich nicht in der Limousine chauffieren lässt, stattdessen lieber Bus und U-Bahn nutzt. Bergoglio predigte Nächstenliebe nicht in der Theorie, sondern lebte sie in der Praxis. Er ging hinaus in die Armenviertel und war sich nicht zu schade, Kranken die Füße zu waschen.

Große Reden dagegen waren nie seine Sache. Wenn er aber etwas sagte, dann erregten seine Worte immer wieder große Aufmerksamkeit. Bergoglio machte offen auf Missstände in seiner Heimat aufmerksam, sprach über Korruption, soziale Ungerechtigkeit, Drogen, Menschenhandel und das Elend der Armen. In der Politik machte er sich damit nicht nur Freunde.

Das Amt des Papstes schien er nie wirklich anzustreben. Bergoglio galt als Mann, der sich in der zweiten Reihe wohlfühlt. Das zeigte sich auch im Jahr 2005, als er neben Joseph ­Ratzinger zum Kreis der Kandidaten gehörte. Damals verzichtete er zugunsten des späteren Benedikt XVI., obwohl ein Drittel der Kardinäle im dritten Wahlgang für ihn stimmten und so jede andere Wahl blockieren konnten. Jorge Mario Bergoglio trat wieder zurück in die zweite Reihe und ebnete so den Weg für Ratzinger.

Bescheidenheit und Zurückhaltung rufen aber auch Kritiker auf den Plan. Sie stellen die Frage, ob so ein Mann sich im komplexen Machtgefüge des Vatikans wirklich durchsetzen und genügend Verbündete um sich scharen kann. Andere sprachen schon am Tag nach der Wahl von einem Übergangspapst – seinen Abschied als Erzbischof musste er im Alter von 75 Jahren gemäß Kirchengesetz schon im vergangenen Jahr anbieten.

Anlass zu Spekulationen gibt auch der Gesundheitszustand des Papstes. Seit frühester Jugend leidet er unter Atemwegs- und Lungenproblemen, von einer ernstlichen Erkrankung vor wenigen Jahren war die Rede.

Und dann sind da noch die dunklen Aspekte aus der Vergangenheit. In den Jahren 1976 bis 1983 herrschte in Argentinien eine Militärdiktatur, eine Junta aus Generälen regierte das Land, Opposition wurde nicht geduldet. Wer das Regime kritisierte, riskierte sein Leben. Mehr als 30 000 Oppositionelle wurden entführt, gefoltert und getötet. Über die Rolle Bergoglios in dieser Zeit kursieren unterschiedliche Aussagen. Die vermeintliche Nähe des neuen Papstes zur Militärjunta wird kritisiert, es gab sogar eine Anzeige, wegen möglicher Verwicklungen in das Verschwinden eines Jesuiten. Er habe sich nicht entschlossen genug vor seine Glaubensbrüder gestellt, wird der Papst kritisiert. Bei diesen Vorwürfen handele es sich um nichts weiter als Verleumdungen, sagen seine Anhänger.

Hoffnungsträger oder Übergangspapst, bescheidener Diener Gottes oder ein Mann, der vor der Macht des Militärs einknickte – wer sich ein Bild von dem Papst Franziskus und dem Mann Jorge Mario Bergoglio machen will, muss sein Leben kennen.