Titel
Impressum
Vorwort
1. Unveränderliches
2. Beatrix verwirklicht sich
3. Marie gehört nur sich selber
4. Hannes traut sich was
5. Beratung
6. Für Hannes hat die Ehe einen besonderen, hohen Wert
7. Beatrix trennt sich auf Probe
8. Hannes will einen Neuanfang
9. Beatrix und ihre neue Liebe
10. Hypnose mit Peter
11. Wer ist schuldig und was ist wahr?
12. Beatrix verlagert ihren Arbeitsort
13. Hannes hebt die Hand
14. Hannes Vision für Maries Zukunft
15. Hätte Hannes Beatrix doch nur ein bisschen geschupst
16. Was gemeinsame Freunde dazu sagen
17. Monika als das übergroße und verachtete Vorbild
18. History repeats itself – Die Geschichte wiederholt sich
19. Erpressung durch das Amt
20. Die gerichtlich bestellte Gutachterin
21. Hannes und sein Josef Matula
22. Der blanke Hohn
23. Der wundersame Erkenntnisgewinn
24. Das war alles ganz anders!
25. Wie soll ein Mensch das ertragen?
26. Das Festmahl
27. Über die Rollen der Beteiligten
28. Von Berufs wegen Betroffene
29. Gemeinsam essen und reden
30. Wie willst du das deiner Tochter erklären?
31. Schon wieder ist alles ganz anders!
32. Beatrix ist eine Bedrohung
33. Jörg, danke fürs gemeinsame Denken und Zuhören
34. Verluste mit der T-Aktie
35. Lars nannte es „Zahnarzttermine“
36. Trari, trara, die Post ist da!
37. Von den lieben Dollars
38. Übung in Demut
39. Alles auf Null
40. Die Finanzen
41. Die Posse der Übergangs-Kita
42. Von Zielen und Strategien
43. Wo lernt der Mann all das über Kinder?
44. Beruflich neu starten
45. Was kommt als Nächstes?
46. Hannes’ Körper meldet sich
47. Schon wieder eine Beratung
48. Die Idee, Marie da herauszuhalten
49. Wie geht es Marie eigentlich?
50. Der erste Kuss
51. Die volle Packung
52. Beatrix empfand es als Niederlage
53. Wenn einer in sein Unglück rennt, rennt er in sein Unglück
54. Maries Bindung zu Hannes wächst
55. Das Gefühl, sich um nichts sorgen zu müssen
56. Das Beste aus zwei Welten
57. Wieder auf dem Markt
58. Eine perfekte Lösung
59. Von Träumen und Seifenblasen
60. Wie Frauen gewinnen
61. Wenn du Scheiße am Schuh hast, haste Scheiße am Schuh
62. Trennung schafft Premiumzeit
63. Von der Verantwortung
64. Bindung ist, was zählt
65. Von der Vergebung
66. Wieder ins Leben kommen
67. It’s a long way home
68. Für die Zukunft
69. Brief an Beatrix
Jasper de Fries
Der Wegwerf-Vater
Ein autobiografischer Roman
DeBehr
Copyright by Jasper de Fries
Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg
Erstauflage: 2017
ISBN: 9783957534576
Umschlaggrafik Copyright by Fotolia @makar
Vorwort
Für Marie,
dies ist ein Buch für Dich und mich! Wenn Du es liest, dann liegen die beschriebenen Ereignisse Deiner Kindheit weit zurück. Sicherlich fragst Du Dich heute, wie die Dinge früher gekommen sind, wie wurde, was heute ist. Diese Seiten sollen Dir einen Blick auf meine Wirklichkeiten, Motive und den Verlauf aus meiner Sicht geben. Beim Blick in die kürzere und auch längere Vergangenheit wird klar, dass die Beteiligten sie unterschiedlich erinnern. Das ist so! Ich möchte, dass Du das kennst, was mich in diesen Monaten bewegt hat. Mir hat es sehr geholfen, Dich in meinem Herzen, diese, meine wirklichen Wahrheiten, aufzuschreiben.
1. Unveränderliches
Die Hochzeit von Hannes und Beatrix war ein rauschendes Fest. Im Dezember, zu Besuch bei Freunden, waren beide durch den Münchner Park von Schloss Nymphenburg spazieren gegangen und es war knackekalt. Die Luft war klar und es war sonnig. Freitagvormittag und es waren nur wenige Menschen draußen. In den Nächten zuvor hatte es gestürmt und von den Bäumen war viel totes Holz runtergeweht worden. Sie gingen lange und auf dem Weg lagen immer wieder Zweige, manche hatten Misteln dran. Als Hannes einen besonders großen Ast fand, an dem üppig Misteln gewachsen waren, hob er ihn auf, um ihn mitzunehmen. „Mistelzweige sollen Glück bringen und sie laden im Advent zum Küssen ein“, heißt es. Ein vorbeispazierender Passant sah das und sagte: „Mensch, das ist ja ein toller Zweig, der ist ja so riesig, da reicht das Glück ja wenigstens für eine Hochzeit“, und ging weiter. Hannes schulterte den Zweig und sie gingen zu den Rädern. Sie überlegten nebenbei, wo sie die Zweige in Haus und Garten aufhängen wollten. Wieder an den Rädern angelangt fragte Hannes sehr spontan und für ihn selber überraschend: „Willst Du meine Frau werden?“ Und Beatrix antwortete, ohne zu zögern: „Ja!“ Beide fielen sich verliebt in die Arme. Sie küssten sich lange. Sie kicherten wie Teenager, die Herzen klopften bis zum Hals und sie konnten das neue Glück kaum fassen. Hätte Hannes es planen wollen, hätte er es wohl kaum romantischer hinbekommen: im Rücken den wundervollen Park mit den Figuren der Romantik und auf der anderen Seite der Blick über die in der Sonne liegenden Türme der Münchner Innenstadt. Dazu läuteten die Glocken der Schlosskirche und ansonsten nur die beiden.
Im April wurde Beatrix endlich schwanger, beide waren darüber sehr glücklich. Ein echtes Wunschkind hatte sich mit Marie angesagt. Für Anfang September bereiteten beide die Hochzeit vor: Hundertdreißig Gäste hatten zugesagt und vier Tage dauerte das Fest, von Donnerstag bis Sonntag. Wolf, der gut achtzigjährige Nachbar und spätere Freund von Hannes nannte das Fest: Entspannt, festlich und gelassen – das traf es gut! Beatrix’ Mutter hatte im Gespräch über die Tage zu mehreren Hochzeitsgästen gesagt, dass jetzt Hannes die alte Zicke am Hals hätte, damit meinte sie ihre Tochter. Anschließend ging es auf Hochzeitsreise in die Toskana.
Während der Schwangerschaft begann sich Beatrix körperlich abzuwenden, was Hannes auffiel und was er echt bedauerte. Und er dachte, es verstehen und akzeptieren zu müssen. Schließlich veränderte sich gerade alles und nicht zuletzt in ihrem Körper. Hannes fand Beatrix mit dem größer werdenden Bauch wunderschön und begehrte seine schwangere Herzdame sehr. Sie erwiderte das nicht. Er umwarb sie mal sanft, zart, mal heftig, immer empathisch, nie gegen sie. Bis auf wenige Male wies sie ihn immer wieder zurück. Hannes’ Frust wurde größer. Darüber reden konnten sie nicht. Hannes verstand nicht, was da passierte, was da mit Beatrix passierte, was Beatrix da passieren ließ. Die Distanz wuchs. Gemeinsamer Sex war aus Hannes’ Sicht nicht das Wichtigste in einer Partnerschaft und gleichzeitig war es ein wichtiger Gradmesser. Wenn ein Paar miteinander nicht mehr intim sein kann, dann bedeutet das früher oder später das Aus der Partnerschaft. Und als gute Freundin wollte er Beatrix nicht – gute Freunde hatte Hannes genug.
Weihnachten fuhren sie aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht zu einer der werdenden Großmütter. Sie feierten Weihnachten zum ersten Mal mit einem befreundeten Paar, Kai und Nadine, und deren pubertierenden Kindern bei denen zu Hause am Meer. Es gab viel Schnee, Wein und gutes Essen. Hannes und Beatrix blieben zwei Tage länger als geplant. Alles passte. Ein Highlight war der reparierte Weihnachtsbaum. An eine kahle Stelle bohrte Hannes mit dem Akkuschrauber kurzerhand ein paar Löcher und steckte Zweige hinein. Bei einem Glas Prosecco hatten alle ihren Spaß. Beatrix und Hannes hatten vereinbart, sich nichts zu schenken. Hannes dachte noch, dass das selten gut geht. Er war findig im Erstehen gebrauchter Dinge und so hatte er für kleines Geld eine wunderbare, zarte, uralte, goldene Uhr eines namhaften Herstellers für Beatrix erstanden. Sie schenkte Hannes zwei Raumluftbefeuchter, Behälter, die man mit Wasser gefüllt mittels eines Drahtgestells am Heizkörper befestigt. Die Stimmung war so ausgelassen, dass alle miteinander darüber lachten.
Beatrix beschrieb Maries Geburt als lustig, klar schmerzhaft, und als ein schönes Ereignis. Hannes war dabei und schenkte Beatrix zwei Tage später ein Paar Perlenohrringe, die sie sich lange gewünscht hatte. Beatrix war empört über das Geschenk: „Perlen verschenkt man nicht und schon gar nicht zu einem solchen Anlass“. Beatrix wollte sie nicht haben. Hannes hat sie wieder zurückgetragen. In den folgenden Monaten kümmerten sie sich beide um das Neugeborene. Hannes arbeitete selbstständig. Immer häufiger thematisierte Beatrix, dass nicht genügend Geld da sei. Sie hob beim Spazierengehen mit dem Kinderwagen im Park leere Bierdosen auf, um für das Pfandgeld Essen zu kaufen. Beatrix glaubte, dass sie pleite waren. Hannes rechnete ihr dann immer wieder dagegen: „Wenn wir so arbeiten wie jetzt und so weiterleben wie jetzt, haben wir genug Geld für die nächsten 10 Jahre!“ Hannes kannte sich in Finanzthemen ein bisschen aus und konnte wohl rechnen. Immer öfter stritten beide sich, Hannes wollte reden. Beatrix meinte, dass lange alles gesagt sei.
Im Herbst vertraute sich Hannes zum ersten Mal entfernten Bekannten an und schilderte seine Unbeholfenheit im Umgang mit der erlebten Unzufriedenheit. Der Bekannte sagte: „Hannes, das klingt nicht gut! Vielleicht solltet ihr mal für ein paar Wochen wegfahren. Das scheint hier alles so verfahren und vorbelastet zu sein. Fahrt sechs Wochen nach Indien oder so!“ Hannes fand es eine tolle Idee, Indien reizte ihn weniger und er wusste, dass Beatrix mit der kleinen Marie dort nie mit hinkommen würde. Zur Hochzeit hatten sie von Freunden von Hannes die Nutzung eines Campers, der in Kalifornien steht, geschenkt bekommen. Als Marie 18 Monate alt war, flogen alle drei für sieben Wochen in die Staaten. „Was für ein Leben“, dachte Hannes, er genoss die Zeit in vollen Zügen. In der fünften Woche begann sich Beatrix nach eigener Aussage für ein paar Tage zu entspannen. Dann begann sie die Vorerwartung dessen, was sie bei der Rückkehr erwarten würde, wieder mürbe zu machen. Elke, die Schwester der Freunde, lebte mit Mann in der Nähe von San Francisco. Zwischen Marie und Jack, dem gut sechzigjährigen Mann von Elke, entflammte schnell eine innige „Großelternbeziehung“. Hannes fühlte sich sehr wohl und auch Beatrix wurde herzlich empfangen. Sie blieben ein paar Tage, unternahmen gemeinsam Ausflüge. Elke sprach Hannes bald an, was mit Beatrix los sei, sie würde in einem so schlechten Ton mit Hannes sprechen. Er hingegen wäre so, wie sie es nannte, „reizend“ zu Beatrix.
Seit der Geburt von Marie haben sie nur noch quartalsweise und weniger miteinander geschlafen. Im Urlaub fuhr Hannes den riesigen Camper. Beatrix klammerte sich, so eng es ging, an Marie. Für Hannes gab es keinen Platz. Wenn Marie schlief und es viel Möglichkeit für Zweisamkeit gegeben hätte, wies sie ihn immer wieder ab. Selbst beim Besuch von Städten, in denen noch jeder sein Herz verloren hat, kam Hannes nicht an Beatrix heran. Nach dem Urlaub kamen Hannes und Beatrix schnell wieder in den alten Modus: Er wollte reden, sie wollte das nicht. Hannes wollte Kontakt und Nähe, sie zog sich weiter zurück, die Distanz wuchs weiter. Auch im Urlaub hatten sie nicht einmal miteinander geschlafen, das ging zu Hause gerade so weiter. Sie meinte, dass das Problem geklärt wäre, würde Hannes nur mehr verdienen. Hannes hingegen hatte ihr im Urlaub die Frage gestellt, ob er noch der Mann sei, mit dem sie alt werden wolle. Darauf hatte er keine Antwort erhalten, die kam erst anderthalb Jahre später, unmissverständlich und konsequent. Hannes fehlten der Einsatz und die Zusage von Beatrix für ihre Partnerschaft.
Aus vielen Beratungen kannte Hannes diese Situation der Zwickmühlen und den Vorwurf: „Weil Du mich nicht glücklich machst, kann ich es nicht sein!“ Hannes wusste, dass es nicht am Geld liegen könne, eher an der Sicherheit, die dies vermittelt. Ihm war klar, dass Beatrix und er ein unterschiedliches Bedürfnis an Sicherheit hatten. Darum bot er ihr in Gesprächen mehrfach an, dass er sich eine Festanstellung suchen würde, bei der er ein Mehrfaches vom Jetzigen verdienen würde. Das lehnte Beatrix immer wieder ab: „Ich will nicht, dass Du für mich was machst, was Du nicht willst. Und außerdem will ich nicht abhängig von Dir sein.“
Hannes hatte die Idee, dass man in einer Ehe auch mal Dinge tun kann, die man primär eigentlich nicht wollte, und schlimm sei das dann auch nicht. Also begann er nach für ihn passenden Stellen Ausschau zu halten, sich zu bewerben. Hannes war auch klar, dass er nicht die Verantwortung für das Glück und die Zufriedenheit von Beatrix übernehmen kann. Sie musste bei sich etwas verändern, damit sie glücklich sein konnte.
In den ganzen Jahren fuhren Hannes, Marie und Beatrix oft raus zu Kai und Nadine, den Freunden am Meer, mit denen sie Weihnachten verbracht hatten. Hannes und Beatrix vertrauten sich beiden jeweils an. Später erfuhr Hannes, dass die Familie Beatrix zu diesem Zeitpunkt schon einen Spitznamen gegeben hatte: In Anlehnung an Harry Potter nannten sie sie „die maulende Myrte“. Hannes wurde zum Geburtstag eingeladen: „Marie und Du, ihr könnt gern kommen, die schlechte Laune deiner Frau brauchen wir nicht, die kann zu Hause bleiben.“ Die schlechte Laune von Beatrix war schon legendär geworden und Hannes wurde immer wieder angesprochen: „Was ist denn mit Deiner Frau los?“ Sie verbesserte alle Menschen in ihrem Umfeld und meinte allen anderen sagen zu müssen, wie sie ihr Leben besser leben könnten.
Das gipfelte im Bau des Gartenteiches: Ein Freund hatte Kai und Nadine die Wiederherstellung des Gartenteiches geschenkt. Dieser war mit einem kleinen, der Firma entliehenen Bagger zur Vertiefung angerückt. An einem Samstag im November gab es einen koordinierten Helfereinsatz aller Freunde. An diesem Tag goss es wie aus Eimern und dennoch waren alle, obwohl nach zwanzig Minuten nass bis auf die Unterhose, gut gelaunt und froh und hatten Spaß an der Arbeit. Beatrix saß mit Marie im Wohnzimmer und schaute zu. Dank ihres vermeintlichen Überblicks öffnete sie immer mal wieder das Fenster, um besagtem Freund, einem von Berufs wegen erfahrenen Teichbauer, zu sagen, was er besser machen sollte: Das ausgehobene Loch sei nicht tief genug, die angeschaffte Folie sei zu klein, man müsse den Boden des Teiches glatter machen, da die Folie ansonsten zerstochen würde, die Steine lägen zu dicht am Rand und, und, und. Alle schüttelten den Kopf oder verdrehten die Augen und schaufelten weiter. Einer sagte leise: „Halts Maul, Alte!“ Hannes fühlte sich in der Zwickmühle zwischen den Freunden und deren stillen Vorwürfen. Der Teichbauer wusste schon, was zu tun war. Er braucht keine Ratschläge von Beatrix.
Hannes’ Loyalität gegenüber Beatrix begann zu schwinden.
2. Beatrix verwirklicht sich
Hannes und Beatrix waren immer öfter inhaltlich nicht beisammen. Sie stritten nicht laut und mit fliegenden Tellern. Sie redeten. Obwohl beide dazu schon keine Lust mehr hatten. Hannes wusste sich keinen anderen Rat. Sie ließ es über sich ergehen. Immer wenn diese Gespräche zu Ende gingen, weinte Beatrix, oft auch Hannes. Sie waren sich nicht böse, nur realisierten sie, dass sie was ändern mussten und wussten nicht was. Hannes liebte sie und glaubte an den geschlossenen Lebensbund.
Beatrix war in diesen Situationen meist klar, dass sie alleine eine Therapie machen wollte. Um Themen zu klären. Mit ihrer Mutter, die sie als Kind emotional viel allein gelassen und abgeschoben hatte. Sie hatte drei Kinder von drei Vätern. Eines ist mit 2 Jahren den plötzlichen Kindstod gestorben. Und ihrem Vater, der noch nicht mal wusste, dass seine Tochter verheiratet ist und er Opa ist. Ihren Vater hatte die Mutter als „unnütz“ ausgemustert, verteufelt, abgeschoben und Beatrix hatte keinen Kontakt mehr. Daran sei der Vater allein schuld. Ihren Großvater vergötterte Beatrix, bis zu seinem Tod war er der beste Mensch in ihrem Leben. All das alte Zeug, meinte sie, dann mal aufarbeiten zu wollen.
Beatrix traf nach langem einsamem Ringen mit sich und einigen Sitzungen mit einer befreundeten Heilpraktikerin die Entscheidung, sich einen Job zu suchen. Sie war drei Jahre raus aus der Arbeitswelt, hatte Marie bekommen und hatte zwischendurch an der Hochschule noch einen Masterabschluss gemacht. Hannes fand es gut, dass Beatrix den Weg zur Hochschule noch einmal mutig gemacht hat. Viele Menschen, die Hannes aufsuchten, haben in ihrer Vergangenheit etwas, was sie gern gemacht hätten und nicht gemacht haben. Sie haben sich nicht getraut, durften nicht oder sie haben sich aus anderen meist wirtschaftlichen Aspekten dagegen entschieden. Mal waren es Rucksackreisen, einmal in einem anderen Land zu leben, mal Klavierspielen lernen, ein Segel- oder Reittrip, ein Studium oder eine Promotion, eine Selbstständigkeit, ein Motorrad. Träume, die aus Hannes’ Erfahrung oft etwas mit Freiheit oder „dem sich wertvoll Fühlen“ zu tun haben.
Nach Hannes Wahrnehmung bewegte sich Beatrix innere Diskussion zwischen zwei Polen. Zum einen: „Endlich wieder Sicherheit, finanzielle Sicherheit. Mensch, jetzt habe ich schon ein paar Jahre Pause gemacht und auch noch mal studiert. Jetzt will ich auch zeigen, was ich kann, eigenes Geld, Freiheit zu entscheiden.“ Und zum anderen: „Warum muss ich das Kind bekommen und jetzt auch noch für den Unterhalt der Familie sorgen? Was macht Hannes, der faule Sack, eigentlich?“
Zum Frühjahr fand sie eine unbefristete Festanstellung, die einen großen Schritt auf ihrer Karriereleiter darstellte. Hannes und sie waren froh. Hannes war ein bisschen stolz auf Beatrix und hoffte so sehr, dass sie nun eine neue Erfüllung im Job und innere Zufriedenheit finden würde. Im Gegenzug warf sie Hannes vor, dass er sich nur nicht richtig bemüht hätte, denn er hatte noch keine Anstellung gefunden. Und nur weil er nicht genug Geld verdiente, müsse sie jetzt Geld verdienen gehen. Hannes’ Argumentation zum Thema finanzielle Sicherheit war ganz anders. Er sagte: Hätten sie auf dem hohen Standard so weiterleben wollen, wie sie es bis dahin getan hatten und wenn sie genau so weitergearbeitet und Geld verdient hätten, hätte das Geld ganz entspannt wenigstens zehn Jahre so weitergereicht, eher fünfzehn. Die Verabredung zwischen Hannes und Beatrix war nun, dass er verstärkt sich um Marie kümmert. Beatrix kann im neuen Job Vollgas geben und Fuß fassen und dann könnten sie nach zwei Jahren ein weiteres Kind haben. Beatrix sei dann ja voll abgesichert und Hannes würde einen lukrativen Job angenommen haben.
Ein Wiedereinstieg dieser Qualität nach Auszeit, Schwangerschaft und Studium ist keine Selbstverständlichkeit. In der ersten Zeit müssen viele in die neue berufliche Aufgabe viel Zeit investieren, um rein zu kommen in die Abläufe, um die Themen zu verstehen. Hannes und Beatrix war klar, dass das für Beatrix wie der Sechser im Lotto war. Sie bekam, was sie wollte: die ihr wichtige finanzielle Sicherheit und die Möglichkeit, sich beruflich auszutoben. Der Preis dafür war, dass sie nicht mehr so viel Zeit mit Marie verbringen konnte. Und all das wurde erst möglich, weil Hannes sich und seine Arbeit an die zweite Stelle stellte, sich und seine Arbeit zurücknahm, um für Marie da zu sein, was er auch wollte.
Das folgende Jahr war sehr anstrengend. Beatrix war in ihrem Job stark gefordert, musste fast wöchentlich zwischen Hamburg und Nürnberg, den zwei Standorten des Unternehmens mit dem Flieger hin und her pendeln. Sie hatte kniffelige strategische Themen zu klären, ihre Vorgängerin hatte vieles schleifen lassen und sie war mit einigen der Personalführungsthemen überfordert. Oft entschwand sie morgens um sieben ins Büro und am Abend rief Hannes sie gegen sechs an, ob sie nicht wenigstens um sieben da sein könne, um Marie noch einmal zu sehen.
Beatrix beklagte sich über zu lange Arbeitszeiten. Sie sagte, dass sie achtzig Stunden pro Woche arbeiten würde – das war klar zu viel. In manchen Monaten war sie zwanzig und mehr Tage nicht da, arbeitete in Nürnberg und schlief in Hotels. Oft sagte sie zu Hannes: „Zum Glück habe ich Dich!“ Er hatte einen Job wie diesen selber auch schon erfolgreich gemacht. Er konnte sie unterstützen, dieses dicke Paket zu schultern. Ihr Kontakt war professionell geworden, hatte nichts mehr von dem einer Liebesbeziehung. Hannes Hoffnung war, dass sich das wieder ändern würde.
Später formulierte Beatrix das ganz anders: Hannes habe sich aushalten lassen, im Schwimmbad rumgehangen und sie selber hätte den Haushalt abends dann auch noch machen müssen.
Unterstützung von Hannes hätte sie nie erhalten und Marie habe sie jeden Tag zur Kita gebracht und wieder abgeholt.
Ihre Unzufriedenheit war nicht besiegt.
3. Marie gehört nur sich selber
Früher, als Beatrix und Hannes noch miteinander redeten, unterhielten sie sich über vieles, eigentlich über alles. Hannes war es immer wichtig, dass sie über ihre Ansichten zum Beispiel von Erziehung miteinander sprachen. Sein Gedanke war es immer, dass beide nicht zwingend die gleichen Ansichten teilen mussten, sicher war das in wichtigen Fragen einfacher und vielleicht auch besser. Hannes dachte immer, dass Unterschiedlichkeit, die beide gelten lässt, gut und belebend ist – wenn beide sich und ihre Ansicht gelten lassen können.
Wenn Hannes im Nachhinein darüber nachdenkt, dann haben die beiden eigentlich nie wirklich miteinander geredet, das schien nicht zu gehen. Beide haben jeweils ihre Ansichten, ihren Blick auf die Welt, ihr Verständnis von den Dingen geschildert. Es ging wenig darum, den anderen zu verstehen, einen gemeinsamen Standpunkt vielleicht auch erst zu entwickeln. Hannes wollte das immer, Beatrix nicht. Sie sagte immer: „Hannes, sag, was Du willst und dann ist gut.“ Gemeint und gehandelt hat sie anders: „… und dann machen wir das so, wie ich das will.“ Hannes dachte bei sich, sich miteinander wahrhaftig auseinanderzusetzen ist eines der wichtigsten Dinge in einer Partnerschaft. Jeder muss zuerst wissen, was er oder sie will und dann können sie miteinander sprechen, wie sie miteinander handeln wollen. Natürlich gibt es auch immer Punkte, die den einen mehr oder weniger berühren oder ihm/ihr wichtig sind. Dann läuft der Prozess natürlich anders: Einer kann die Richtung vorgeben, in die beide gehen!
Beatrix und Hannes waren froh, dass es „endlich“ geklappt hatte, dass Beatrix schwanger wurde. Das „endlich“ ist für alle Paare, die Kinder bekommen wollen, sehr relativ. Eigentlich ging es sehr schnell. Am Anfang der Schwangerschaft teilten die beiden das Glück, gingen gemeinsam zum Arzt, begannen Bilder zu malen, wie alles werden würde, was alles anders sein wird. Das änderte sich sehr bald. Beatrix sprach von „meinem Kind“ manchmal auch von „das Kind“ nie von „unserem Kind“. Da wächst ein Kind, ein neuer Mensch, ein Lebewesen in ihr heran – das muss man erst mal erleben, verstehen und verarbeiten. Aus der Sicht des werdenden Vaters war es schwer für Hannes, all das zu verstehen, schließlich war es auch sein Kind. Und Hannes wollte auch stolz darauf sein und ein aktiver und verantwortlicher Papa werden. Hannes fand, dass Beatrix eine schöne Schwangere war.
4. Hannes traut sich was
Im ersten Sommerurlaub im neuen Job von Beatrix fuhren alle drei zusammen ein weiteres Mal zu Elke und Jack nach Kalifornien. Hannes und Jack begannen, in Jacks Werkstatt zu arbeiten und Marie genoss es sehr, zwischen der Werkstatt und den Gesprächen von Elke und Beatrix hin und her zu sausen. Die Sonne und das Klima taten ihnen gut. Zu fünft unternahmen sie Ausflüge in die Nationalparks der Umgebung und blieben auch über einige Nächte mit Camper und Zelt unterwegs. Alle verbrachten miteinander eine gute Zeit.
Hannes und Beatrix kamen nicht in einen gemeinsamen Kontakt. Etwa in der Mitte der Zeit schrieb Hannes eine Liste, was er in den verbleibenden Tagen noch machen, sehen und erleben wollte. Als drittletzten Punkt schrieb er: „miteinander schlafen“. Mit einem kleinen Schmunzeln gab er die Liste an Beatrix mit der Bitte, ihre Dinge zu ergänzen, um im Anschluss zu sehen, wie alle auf ihre Kosten kommen. Beatrix kommentierte die Liste nicht, sie ergänzte sie um ein paar Punkte und so war sie für die nächsten Tage auch der gemeinsame Fahrplan.
Zwei Tage vor der Abreise, Hannes und Beatrix lagen im Bett, Marie schlief neben ihnen auf einer Matratze am Boden, sagte Beatrix: „Da stand doch noch ein Punkt, den Du auf die Liste geschrieben hast …“ Hannes konnte sich schon nicht mehr erinnern: „Hm?“
„Na, einer der letzten Punkte. Wenn dann jetzt!“ Sie klappte die Bettdecke weg. Regungslos daliegend sagte sie „Los jetzt!“ Hannes war mehr als irritiert. Keine Romantik, nichts Schönes, nichts Gegenseitiges. Ein paar Minuten später fühlte er sich wie ein Vergewaltiger und dabei wusste er nicht, ob nicht er derjenige war, der vergewaltigt worden war. Ein paar Tage später fragte er sich, weshalb er körperlich überhaupt dazu in der Lage gewesen war. Denn als erregend hatte er die Situation so gar nicht erlebt. Wahrscheinlich war es der große Wunsch, der Erfüllung des Traumes plötzlich näherzukommen, wieder ein glückliches Paar zu werden. Vielleicht hatte sich ihre innere Lage ja auch verändert und es war der zarte Versuch eines Neuanfangs, der ihn zum Funktionieren brachte. Vielleicht war es auch die plumpe Tatsache, dass es das erste Mal nach 8 Monaten war. Das war der letzte intime Kontakt.
Als Hannes vor mehr als fünfzehn Jahren das erste Mal in den USA war, erlebte er zum ersten Mal die kleinen micro breweries. Das schien voll der Trend zu sein. Keiner schien mehr die amerikanischen dünnen Blubberbiere zu wollen. Ein paar Jahre später kam Hannes mit einem seiner Kunden ins Gespräch: Er war weit über achtzig und betrieb seit über fünfzig Jahren eine derzeit sehr erfolgreiche Bierbrauerei. Hannes und der Alte waren sich einig, dass Hannes die Brauerei übernehmen konnte, bis im letzten Augenblick vor Vertragsabschluss ein zweiundzwanzigjähriger entfernter Verwandter aus Belgien auf den Plan trat. Hannes’ Angebot war mit einem Schlag vom Tisch. Der belgische Verwandte übernahm. In diesem Urlaub hatten sie viel gutes Bier getrunken. Alle philosophierten miteinander, über die wunderbare Idee, daheim eine Brauerei aufzumachen. Auch Beatrix ließ sich anstecken, die Ideen sprudelten. Das gab Hannes und Beatrix viel Kraft und Hannes dachte sofort, dass das beide auch wieder näherbringen würde, tat es ja jetzt schon. Seit Langem sprachen sie mal nicht über ihre Probleme. Sie diskutierten dann auch herum, ob sie nicht nach Potsdam gehen sollten, um neu anzufangen.
Als Journalistin hatte Elke mal eine Story über einen auch überregional sehr erfolgreichen örtlichen kleinen Bierbrauer geschrieben und immer, wenn sie sich belohnen wollte, hatte sie dort Bier gekauft. Und jeder Ort, in den sie auf ihrem Trips kamen, schien den Reisenden zuerst die örtliche Brewerie zu präsentieren. Hannes und Beatrix, auch Elke und Jack, waren verzaubert vom Duft und Geschmack der frischen Biere. Dieses olfaktorische Ereignis versetzte Hannes in Schwingungen. Bei einer kleinen Brauerei in einer Gay Community bleib Hannes länger, um sich in allen Details das Brauen zeigen zu lassen. Die waren sehr freundlich, hilfs- und auskunftsbereit. Am Ende hatte er das Gefühl, es zu können. In Hannes reifte die Idee, dass es ja vielleicht passend wäre, beides parallel zu tun: Beratung und Brauen. Da er sich bei beiden Themen die Zeit selber einteilen kann, war all das gut mit dem Job von Beatrix und der Betreuung von Marie zu verbinden. Perfekt!
Wieder in der Heimat angekommen befasste sich Hannes intensiv mit dem Thema. Das Wichtigste war erst mal der Raum. Ein Freund bot ihm an, mitten in der Stadt auf dem Schlachthof seine Brauerei einzurichten. Miete wollte er keine haben, ihm gefalle die Idee so gut und den Raum kann er gerade nicht anders nutzen.
Hannes sagte zu Beatrix: „Das ist ein Zeichen, das Bierthema ist immer wieder in den letzten fünfzehn Jahren hochgekommen und irgendwie scheint das Thema zu mir zu wollen. Was meinst Du?“ Beatrix glaubte nicht, dass es ihr erlaubt war, dazu eine Meinung zu haben oder gar seine Pläne durchkreuzen zu dürfen. Hannes sah das anders. Er meinte, dass es wichtig sei, solche großen und gegebenenfalls auch richtungsweisenden Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Beatrix enthielt sich der Stimme. Hannes investierte in etwa einen neuen Golf in die Brauerei und sein Traum begann.
Fortan gab es nur noch gutes Bier. Er stellte sich bei den anderen kleinen Brauern der Stadt vor. Sah sich an, wo sie ihren Schwerpunkt legten. Er entwickelte einen eigenen Fokus und eine Linie, was sein Bier ausmachen sollte, kaufte bei unterschiedlichen Händlern Rohware ein und ließ sie sich liefern. Er begann zu brauen, probierte alle möglichen unterschiedlichen Zubereitungsweisen aus und begann, das erste Bier zu verkaufen. Er entwickelte ein Vertriebs- und Zielkundenkonzept. Mit einer befreundeten Grafikdesignerin entwickelte er ein passendes Designkonzept. Er baute eine Internetpräsenz auf, bastelte eine Möglichkeit, dass die Menschen auch im Netz bei ihm Bier bestellen können. Er setzte Seminare auf, in denen die Menschen das Brauen lernen können. Marie war oft mit in der Brauerei, sie liebte es. Beatrix genau zweimal: Einmal mit einem kleinen Picknick mit Marie und einmal, weil Hannes sie darum bat, ihm etwas vorbeizubringen. Das war wohl ihre Art, Hannes zu zeigen, dass das nicht das war, was sie sich vorgestellt hatte.
Hannes bemerkte natürlich, dass die Brauerei aus Beatrix’ Sicht das falsche Thema war und sie der Meinung war, dass das alles nicht schnell genug ginge. Außerdem ließ sich Hannes vom für sie eigentlich Wichtigen ablenken: Geld verdienen. Teil ihrer Sorge war, dass sie ihrem Chef nicht sagen konnte, was Hannes denn nun eigentlich beruflich tun würde: Bier brauen oder Menschen beraten? Beides!
Hannes fand, dass alles gut ineinandergreift. Beide, Hannes und Beatrix, machten beruflich das, was sie wollten, fanden Zufriedenheit in dem, was sie taten, das füllte sie aus. Sie konnten dies beide in Hamburg tun. Marie hatte nach einer Phase „mehr Mutter“ eine Phase mit deutlich „mehr Papa“ – perfekt. Finanziell war sowieso genug da und perspektivisch war gutes Geld mit dem Bierthema zu verdienen.
Alles war in Ordnung – aber nicht ganz. Beatrix war unzufrieden. Aus ihrer Sicht verwirklichte sich Hannes selber auf ihre Kosten. Sie hätte sich gut vorstellen können, wie Hannes später von der Frau des Metzgers erfuhr, dass sie nicht arbeitet. Stattdessen wollte sie mit dem von Hannes bezahlten Porsche Cayenne durch die Szeneviertel von Hamburg brausen, um am Kinderspielplatz den Co-Müttern zu erzählen …
Es kam nicht die ganze Wahrheit auf den Tisch, vielleicht der Grund, warum es schier endlose Debatten wurden.
Schade, dass Beatrix sich in den schier endlosen Debatten nie getraut hatte, das wirklich vorzubringen.
5. Beratung
Nach dem Studium hatten beide, Hannes und Beatrix, begonnen, in Unternehmensberatungen zu arbeiten. Beide verdienten ihre Brötchen mit Beratung anderer: Unternehmen, Prozesse, Kunden, Menschen. Irgendwie schien das auch modern zu sein. Alle hatten so viel um die Ohren, dass sie Unterstützung bei manchen Themen brachten. Hannes hatte es dabei eher mit den Menschen, Beatrix eher mit den Prozessen.
Was lag also näher, als dass sich Hannes und Beatrix auch jemanden suchten, der sie berät. Er konnte Beatrix dazu gewinnen, gemeinsam als Paar bei einer Beratungsstelle Termine wahrzunehmen. Beratung, die erste. Dieses Beratungssetting war eines von der Sorte, die keine guten Ratschläge verteilen wollte, ja die fast eine Allergie gegen Ratschläge hat. Sie haben zum Ziel, Paare wieder miteinander in Kontakt, ins Gespräch zu bringen. Sie helfen Missverständnisse aufzuklären, helfen, wieder Positives am anderen zu erkennen, verschüttet Geglaubtes wieder zu beleuchten und zu entstauben. Sie wollen den Paaren helfen, kleine Punkte zu finden, an denen sie ihr Verhalten verändern können, um damit gegebenenfalls große Veränderungen bewirken zu können. Sie wollen die Beziehungsdynamik wieder ins Laufen bringen. In diesen Beratungsstellen gehen die Berater meist davon aus, dass die Paare, die dort sitzen, viele Gemeinsamkeiten und Bindungen mit- und aneinander haben. Darauf wollen sie aufbauen.
In den Sitzungen kamen viele Themen auf den Tisch. In der dritten Sitzung begann Beatrix mit der Beraterin ein Konkurrenzthema, auf das die Beraterin nicht einging, dies leider auch nicht thematisierte. Beatrix forderte die Beraterin heraus. Sie stellte immer wieder Fangfragen, wollte von der Beraterin immer wieder „Richtig-und-Falsch-Antworten“ hören.
Beatrix hatte die Beratungskompetenz der Beraterin infrage gestellt und bestritten, sie könne helfen, Licht und Verständnis in die Situation bringen. Sie begann, die Beraterin verbal an die Wand zu stellen: „Jetzt sagen Sie doch mal, Sie haben so was hier doch schon häufiger gemacht. Ist ja ’ne Paarberatung. Wir haben Ihnen jetzt schön noch mal alles erzählt, was wir lange schon wissen. Sie hören sich das artig an und kassieren ihr Geld. Was machen denn andere in der Situation? Was raten Sie denen? Was raten Sie uns? Ich will Vorschläge von Ihnen hören, was wir machen sollen. Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen dünn, was hier von Ihnen kommt!“.
In der vierten und fünften Sitzung bekam Beatrix das Gefühl, die Beraterin besiegt zu haben, sie zahnlos gemacht zu haben. Beatrix nahm die Beraterin fortan nicht mehr ernst. Sie führten die Sitzungen noch eine Weile fort. Beatrix brach dann nach der dreizehnten oder vierzehnten Sitzung ab: „Das hat doch alles keinen Sinn.“
„Stimmt“, sagte Hannes, „das hat alles keinen Sinn, denn hier geht es nicht um Macht, sondern um die Idee, sich und sein eigenes Tun von einer anderen Seite aus zu betrachten und zu hinterfragen.“
Diese Situation hatte Hannes mit der Paarberaterin ein Jahr später noch einmal telefonisch erörtert. Sie konnte sich gut erinnern, auch ohne einen Blick in die Unterlagen werfen zu müssen. Eine solch angespannte Situation hatte sie in ihrer fünfundzwanzigjährigen Beraterzeit noch nicht erlebt. Sie sagte, sie hätte Beatrix als extrem rechthaberisch, anklagend, wenig offen, nicht an einer Lösung interessiert, erlebt. Und sie erinnerte sich an den Konflikt zwischen ihr und Beatrix. Sie gestand ein, dass sie schneller darauf hätte eingehen müssen, um das Vorgehen von Beatrix transparent zu machen.
Im Nachhinein wurde Hannes sehr klar, was es bedeutet, dass beide wirklich wollen müssen. Wenn einer an der Beziehung arbeiten will und der andere nicht, dann kann man sich den Aufwand sparen. Hannes konnte in diesen Prozess so viel Energie legen, wie er nur wollte – das wird nichts. Beide müssen wollen, vielleicht nicht zu gleichen Anteilen, irgendwie aber dann auch wieder doch. Wenn nur einer an der Partnerschaft arbeiten will und der andere gar keinen Anlass erkennt, sich zu einigen, dann ist es vorbei. Und diese Dinge zum Schein zu tun, in eine Beratung zu laufen, um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, man hätte nicht alles getan, das ist doof und unehrlich, so dachte Hannes. Vielleicht wusste Beatrix bis zu ihrer Zusage zur Beratung noch nicht, dass sie all das mit Hannes nicht mehr wollte. Vielleicht war Kristian da auch schon aktuell oder wurde es gerade erst.
Selbst da hatte Hannes noch nicht begriffen, dass es zu Ende war, dass der Plan von Beatrix ein ganz anderer war, dass Hannes in dem Plan gar nicht mehr vorkam.
Denn, wenn nicht jeder auf den anderen zugeht, immer wieder, dann trennen sich die Wege, ob man will oder nicht.
6. Für Hannes hat die Ehe einen besonderen, hohen Wert
Schaut man einmal in die Geschichtsbücher, hatten die Menschen vor unserer Generation eine andere Idee und auch andere Voraussetzungen zur Ehe.
Hannes war alles andere als ein Historiker, gerade andersherum hatte er sich dazu entschlossen, dass die Besonderheiten der Zeit besser von anderen Menschen aufbewahrt, aufgeschrieben und weitergegeben werden sollten. Alles, was er nicht mehr brauchte, dessen entledigte er sich relativ leicht, vielleicht auch, weil er wusste, dass er ein findiger Käufer von Gebrauchtem ist. So kann er sich immer alles wieder besorgen. Hannes fand, dass zu viel Blick auf das Vergangene, auf die Geschichte, den Blick für das versperrt, was heute passiert und wie das Morgen zu gestalten ist. Die Rückschau lädt allzu oft zur Klärung der Schuldfrage ein. Von der war Hannes überzeugt, dass deren Beantwortung die Menschheit fast nie voranbringt. Manchmal ist es jedoch schlau, mal zu gucken, wie die Dinge entstanden sind. Es geht um das Verstehen, welche Zahnräder ineinander gegriffen haben. Die Motivation dazu ist bei Hannes dann meist, in der Zukunft etwas anders, besser machen zu können.
In diesem Falle hielt Hannes es für angemessen, mal einen Blick nach hinten zu werfen. Das Eheversprechen, das sich die meisten heute geben, stammt aus Martin Luthers Zeit. Der übersetzte die Bibel in Deutsche. Die Zeiten waren damals nur ein ganz klein wenig anders: Mütter starben oft im Kindbett, Männer fielen reihenweise im Krieg, die Kinder- und Jugendsterblichkeit war enorm, Epidemien, Hungersnöte und Seuchen rafften die Menschen in Massen dahin. Zu Luthers Zeit lag die Lebenserwartung bei Männern wie bei Frauen im Schnitt bei 35-40 Jahren. Wäre das heute noch so, wären Hannes und Beatrix schon tot. Luther sagte: „Bis dass der Tod euch scheidet!“ Wenn man Glück hatte und früh heiratete, waren das 15 oder 20 Jahre. Das ist heute anders. Wer sich heute mit diesem Schwur verheiratet, muss ein bisschen mehr Zeit einplanen.
Die industrielle Revolution brachte vielen Menschen die Möglichkeit, als Freie zu leben. Sie zogen in Städte, die Großfamilien als zentrales Versorgungsorgan hatten ausgedient. Das Idealbild von Familie bedeutete in der Biedermeierzeit eine Familie wie bei Hannes: Vater, Mutter Kind oder Kinder. Die heutige Idee, dass eine Familie so auszusehen hat, ist nicht einmal 200 Jahre alt. In den Jahrhunderten und Jahrtausenden vorher hatte man davon ganz andere Vorstellungen. Zum ersten Mal ging es nicht um Versorgungsverbände, sondern um das romantische Ideal von Liebe. Es lebten nicht mehr zwei, drei oder vier Generationen miteinander und versorgten und erzogen einander. Auch lebten nicht mehr zwei oder drei Familien miteinander. Jetzt galt: Jeder macht seins, Familie wurde viel enger gefasst. Man begann auch das „wer mit wem“ und wessen Kind anders zu sehen. Seit den 1970er-Jahren haben wir die Möglichkeit, genau zu wissen, welches Kind von wem ist und wer mit wem verwandt ist. Das geht noch nicht so lange. Das schafft eine komplett neue Ausgangslage, macht vieles leichter, vieles schwerer, alles anders. Und natürlich können wir jetzt auch die Schwangerschaften regulieren. Die Engelmacherei ist teilweise legalisiert. Kinder sind damit nicht länger eine Frage des Verlangens oder der Vorsorge für das eigene Alter, sondern abhängig von den gedanklich abzuwägenden Einschätzungen vieler Parameter.
In seinen Beratungen erlebt Hannes, dass seine Klienten nach Halt suchen, ihnen die Skala, was gut und schlecht ist, abhanden gekommen ist. In den letzten 200 Jahren und besonders in den letzten Jahrzehnten hat das Leben jedes Einzelnen enorm an Freiheit gewonnen. Es gab Zeiten, da hat man Freiheit synonym mit Selbstbestimmtheit verwendet. Mittlerweile darf sich jeder seine Konfessionszugehörigkeit wählen, sein Geschlecht, die Stadt, das Land, in dem er lebt, das Auto, das sie/er fährt, selber wählen: Die Kleidung, der Urlaubsort, die Rebsorte und Land des Weines oder doch besser Bier, die Haarfarbe, die Körpermaße, die KFZ-, Hausrats-, Lebens-, Unfallversicherung, den Mobilfunk-, Wasser-, Energieanbieter, die Sportart, das Musikinstrument, die Bank, die Beschaffenheit der Schlafstätte, die Methode der Verdunkelung der Fenster, der Radio-, TV-, Onlineanbieter, die Schule und Hochschule, der Studiengang im ersten oder zweiten Anlauf, die Art der Rasur, Art der Wanddekoration, Deo mit oder ohne Aluminium oder Alkohol. Diese Aufzählung kann Hannes beliebig lang weiterführen. Dass es vieles gibt, das war immer schon so. Es war das Thema der Superreichen. Heute sind fast alle diese Themen der breiten Bevölkerung zugänglich. Hannes kann sich all das, sicher im gesetzten Rahmen, leisten. Heute ist es das Thema von jedem. Jeder Mensch muss sich mit vielem davon auseinandersetzen, ob er will oder nicht. Oder sich im Anschluss sagen lassen: Du hattest doch alle Möglichkeiten, konntest zu jeder Zeit alles anders entscheiden.
Viele Menschen reagieren auf diese neue Vielfalt mit Rückbezug auf alte Muster, ohne zu gucken, was eigentlich alles möglich gewesen wäre. Manche platzen in der Midlife-Crisis aus ihren Bahnen. Davon hatte Hannes einige, mit denen er arbeitete.
Hannes dachte: „Nicht alles Alte ist schlecht, und nicht alles, was neu ist, ist per se super.“ Die Alternative zum tradierten familiären Versorgungsverband ist das Altersheim, davor graut es jedem. Dass auch diese Einrichtungen jetzt wirtschaftlich auf Vordermann gebracht und zu Profitcentern gemacht werden, ist dem „Wohlfühlgedanken“ nicht zuträglich. Vielleicht sind die Wände jetzt weißer, das eigentlich Teure bleibt das Personal, die Menschen, die sich um die Menschen kümmern. Nun wischen sie der Fremd-Oma den Po und nicht mehr der eigenen.
Hannes konnte dem Gedanken „Bis dass der Tod euch scheidet“ etwas abgewinnen: Vertrauen, Gemeinsamkeit, miteinander, füreinander da sein und einstehen. Aneinander wachsen, den anderen sein lassen, wie er ist und ihn irgendwann kennen und ihn jeden Tag neu kennenlernen. Hannes fand, dass die Ehe den Menschen einen Rahmen geben kann. Diesen Rahmen kann man miteinander gestalten.
Heute denkt Hannes, dass es sich vielleicht auch mit der Idee des LAGs, des Lebensabschnittsgefährten leben lässt. Liebe kommt und Liebe geht, das ist ganz banal. Und wenn sie geht, kann man sie ebenso wenig festhalten, wie man verhindern kann, dass sie kommt. Und wenn die Liebe gegangen ist, dann stellt sich die Frage, weshalb man als Paar noch zusammenbleiben sollte: Kinder? Geld? Das gilt es sehr individuell abzuwägen.
Hannes ist mit sich und der Beziehung mit Beatrix im Reinen: Er hat sie geliebt, er hat zur Entwicklung der Beziehung getan, was er konnte und wie er es für richtig hielt. Auch in der „Vortrennungsphase“ hat er getan, was ging und mehr. Hannes war zu allem bereit und sie hat nicht gewollt. Dagegen ist auch der Schlauste machtlos.
Und er verdankt der Partnerschaft die wunderbare Marie, die beide miteinander auf ewig verbunden sein werden.
7. Beatrix trennt sich auf Probe
Den Tag der Trennung kann Hannes in seinem Kopf kaum rekonstruieren. Es war wohl Wochenende, Hannes und Beatrix hatten am Freitag diskutiert und irgendwie kam das Gespräch auch zu keinem guten Ende. Am Tag darauf, am Samstag, war Marie zum Kindergeburtstag eingeladen. Beatrix wollte arbeiten. Die Kinder durften verkleidet kommen, die dreijährige Marie wollte natürlich als Prinzessin gehen. Und so waren sieben kleine Prinzessinnen und Feen da, mit bemalten Gesichtern und rosa Flügelchen. Das war noch das Alter, in dem die Eltern mit dabei bleiben. Die Eltern denken, dass die Kinder es wollen. Die Kinder denken vielleicht, dass die Eltern es wollen. Hannes war der einzige Papa. Eine kleine Zeitreise, dachte Hannes und dachte, wie das in seiner Kindheit war, wenn es Topfschlagen, Flaschendrehen und Schokoladenwettessen bei den Kindergeburtstagen gab. Bei dieser Feier zum 3. Geburtstag gab es ein fettes Programm: Ein Zauberer kam, es wurden Pommes vom Fast-Food-Restaurant geholt, alle Kinder bekamen Geschenke und am Ende tobten alle Kinder im Garten.
Die Wohnung hing voll mit gefühlten viereinhalbtausend Bildern des geliebten Kindes, auf einem war die Oma, ein Bild mit Vater. Der Vater ging ihnen auf dem kurzen Weg zum 3. Geburtstag verloren. Die Mutter hatte Haare zum Zöpfeflechten auf den Zähnen, sie war Mitte vierzig. Hannes begleitete an diesem Nachmittag ein Bild, eher ein Film im Kopf: Bei der Mutter tickte die Uhr laut, und dann dachte sie, dass das mit dem Typen und Kind schon klappt. Tat es dann nicht. Also zog sie mit Kleinkind wieder in das Haus der Mutter ein. Das Geld war knapp, die Abneigung und Schuldzuweisung gegenüber dem Vater groß. Das Schuldgefühl gegenüber dem blassen, stillen Kind auch.
Als Marie und Hannes wieder heimkamen und Hannes Beatrix im Treppenhaus herzen wollte, stieß sie ihn weg. Im Flüsterton und mit dunkelster Mine zischte sie: „Hast Du es nicht begriffen Hannes? Es ist aus und vorbei. Ich habe mich gestern von Dir getrennt!“ Mit einem Übereifer und einer, wie Hannes es empfand, völlig gekünstelten Herzlichkeit schnappte sie sich Marie und ging nach oben. Hannes war vor den Kopf gestoßen. Ja, das gestrige Gespräch verlief komisch, anders als die anderen Gespräche. Aber von tatsächlicher Trennung hatte er nichts verstanden.
Wie ferngesteuert setzte er sich aufs Rad und radelte tränenüberströmt zum Baumarkt. Er hatte geplant, für Marie eine kleine Gießkanne zu kaufen, um die Blümchen zukünftig gemeinsam begießen zu können. Beatrix hatte Marie vereinnahmt und so gab es keine Gelegenheit zu sprechen. Weinend stand er in der Gartenabteilung und sagte immer wieder: „Es ist vorbei! Das kann doch gar nicht sein, es ist vorbei. Die kann sich doch nicht einfach so mir-nix-dir-nix verabschieden!“ Doch, sie kann!
Die Nacht verbrachte Beatrix im Bett von Marie. Das hatte sie in den letzten Wochen schon häufiger getan. Wenn sich Marie in der Nacht meldete und beide wach wurden, ging sie mit den Worten rüber: „Ich geh schon, schlaf Du nur!“ In seiner nächtlichen Trägheit hatte er das so passieren lassen. War für ihn ja auch irgendwie komfortabel. Am nächsten Morgen war ein Frühstück mit den Nachbarn auf der Straße angesetzt. Jeder brachte was mit, jeder räumte Teile der Gartenmöbel auf die Straße und die Kinder spielten auf der Straße. Hannes hatte mies geschlafen, Beatrix setzte ihr distanziert mechanisches Lächeln auf und ließ sich nichts anmerken. Alle drei waren für ein paar Stunden draußen und frühstückten und lachten mit den Nachbarn. Das Thema Trennung war so weit weg, dass Hannes es nicht fassen konnte.
Erinnert sich Hannes richtig, dann musste Beatrix am Abend wieder los. In den Stunden, in denen sie im Haus war, klettete sie mit Marie und gab sie dann an Hannes ab. Das war Teil der Strategie, ab jetzt gab es nur noch zwei Modi: Beatrix war zu Hause und klammerte an Marie, wenn sie sie schlafen legte, dann schlief sie mit ihr ein oder sie war nicht zu Hause und Hannes war mit Marie. Beatrix vermied es konsequent zu sprechen. Gelang es Hannes doch mal zum Gespräch anzusetzen, blockierte sie barsch: „Jetzt nicht, nicht vor Marie!“
Außer dem kurzen Anfauchen nach dem Kindergeburtstagsbesuch gab es kein Trennungsgespräch. Keines, in der es um eine Option gegangen war. Sie sagte dann immer nur noch solche Blocker wie: „Hannes, es ist alles gesagt!“ „Ich will nicht mehr und dann geht es hier nicht weiter!“ „Begreif es endlich, Hannes, es ist aus!“
In einer „Lonesome-Rider-Entscheidung“ stellte sie Hannes einfach vor vollendete Tatsachen. Das konnte er nicht begreifen, dass das passieren könne, dass jemand so etwas tun könne. All seine bisherigen Trennungen verliefen aus seiner Sicht anders. Meist war Hannes der, der gegangen ist, aus seiner Sicht kam es nie überraschend, es kündigte sich an und war auch nie ein so klarer, harter Schnitt. Vielleicht täuschten ihn seine Erinnerungen da auch.
Zwei immer wiederkehrende Aspekte gab es in den Streitgesprächen, die Hannes und Beatrix führten: Am Ende brach Beatrix immer in sich zusammen, weinte bitterlich und sagte: „Ich muss eine Therapie machen, ich komme so nicht weiter!“ Immer wenn sie das gesagt hatte, schien es ihr besser zu gehen und sie versank in seine Arme. Der zweite Punkt kam von Hannes. Er sagte immer wieder, dass die beiden noch gar nicht begonnen haben, füreinander zu kämpfen. Das ist alles nur Vorspiel gewesen, Zurechtgeruckel. Sie hatten noch gar nicht begonnen, sich miteinander, sich auseinanderzusetzen. Es ging immer nur um Äußerlichkeiten. Es ging nie darum, für beide passende Lösungen zu finden. Beatrix machte es immer zu einem Battle: „Du oder ich, deins oder meins.“ Und wenn das dann immer gesagt war, dann sagte Hannes: „Du wirst mich so nicht los, ich will das mit uns! Wenn du das nicht mehr willst, nicht willst, dass wir miteinander Lösungen finden, dann musst DU gehen! Ich geh sicher nicht!“
Im Nachhinein betrachtet, muss das für Beatrix wie eine Bedrohung geklungen haben. Vielleicht auch wie eine Aufforderung zu gehen. Ein Freund von Hannes hatte mit breitestem sächsischen Akzent einmal gesagt: „Hannes, mein Freund, du weißt, du bist eher eine der komplexeren Lösungen auf dieser Welt! Und deine Frau erst recht!“ Er lächelte dabei. Hannes war bewusst, dass die Beziehung in schwieriges Fahrwasser geraten war, vielleicht auch schon von Anfang an. Und er wusste, dass er bleiben würde. Das hatten ihm seine Eltern vorgemacht und das hielt er für richtig! Mit anderen ist auch nicht immer nur Sonnenschein, obwohl die Wolken- und Regenwetterlage mit Beatrix früh begonnen hatte und seit Maries Zeugung nur wenige Schönwetterphasen hatte. Beatrix hatte zu Hause kennengelernt, dass „Weglaufen“ aus einer Beziehung eine Lösung ist.