Joseph Conrad

Das Herz der Finsternis

Joseph Conrad

Das Herz der Finsternis

(Heart of Darkness)
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2021
Übersetzung: Ernst Wolfgang Freißler
EV: S. Fischer Verlag, Berlin, 1933
2. Auflage, ISBN 978-3-954182-07-7

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Inhaltsverzeichnis

Be­deu­tung

Ka­pi­tel I

Ka­pi­tel II

Ka­pi­tel III

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

 

Ihr
Jür­gen Schul­ze

Bedeutung

Mit der Er­zäh­lung »Herz der Fins­ter­nis« ge­lang­te Jo­seph Con­rad zu Wel­truhm. Der un­ge­wöhn­lich sym­bol­rei­che Text wird seit Er­schei­nen im­mer wie­der aufs Neue in­ter­pre­tiert.

Ende des 19. Jahr­hun­derts, der Fluss­damp­fer­ka­pi­tän Mar­low reist im Auf­trag ei­ner bel­gi­schen Han­dels­kom­pa­nie tief in den Kon­go. Auf sei­ner Rei­se er­lebt er un­ver­ständ­li­che Wirr­nis­se, Sinn­lo­sig­keit und eine un­vor­stell­ba­re Aus­beu­tung der Ein­hei­mi­schen.

Die Rei­se auf dem Fluss ent­wi­ckelt sich im­mer mehr zur Rei­se in sein ei­ge­nes Un­ter­be­wusst­sein, in ein fins­te­res La­by­rinth von Lüge und Schuld. Mar­low trifft auf den be­rüch­tig­ten El­fen­bein­händ­ler Kurtz. Die­ser hat aus sei­nem Han­dels­pos­ten ein Zen­trum des Bö­sen ge­macht und sich so eine macht­vol­le Po­si­ti­on er­schaf­fen, von der aus er schein­bar frei schal­ten und wal­ten darf.

»Herz der Fins­ter­nis« hat von An­fang an Le­ser und In­ter­pre­ten fas­zi­niert und hat bis heu­te nichts von sei­ner Ak­tua­li­tät ein­ge­büßt.

Der Stoff diente als Vor­la­ge meh­re­rer Ver­fil­mun­gen. Am be­kann­tes­ten: »Apo­ca­lyp­se Now« von Fran­cis Ford Cop­po­la mit Mar­lon Bran­do in der Rol­le des cha­ris­ma­ti­schen und ge­heim­nis­vol­len Aus­beu­ters (dies­mal) asia­ti­scher Ein­hei­mi­scher wäh­rend des Vi­et­nam­krie­ges und »Aguir­re, der Zorn Got­tes« von Wer­ner Her­zog mit Klaus Kin­ski als wahn­sin­ni­gen Ero­be­rer und Voll­stre­cker ei­nes aus­beu­te­ri­schen, eu­ro­päi­schen Ko­lo­nia­lis­mus in Süd-Ame­ri­ka.


»Der Mensch ist ein bös­ar­ti­ges Tier. Sei­ne Bös­ar­tig­keit muss or­ga­ni­siert wer­den. Das Ver­bre­chen ist eine not­wen­di­ge Be­din­gung der or­ga­ni­sier­ten Exis­tenz. Die Ge­sell­schaft ist ih­rem We­sen nach kri­mi­nell, sonst wür­de sie nicht exis­tie­ren. Der Ego­is­mus ret­tet al­les – ab­so­lut al­les –, was wir has­sen, was wir lie­ben. Und al­les bleibt so, wie es ist. Eben­dies ist der Grund, warum ich die ex­tre­men An­ar­chis­ten ach­te. ‚Ich er­hof­fe die all­ge­mei­ne Aus­rot­tung‘ – sehr gut. Das ist ge­recht, und, mehr noch, es ist klar. Wir ge­hen mit Wor­ten Kom­pro­mis­se ein. Es hilft uns auch nicht wei­ter. Es ist wie ein Wald, in dem nie­mand den Weg kennt. Man ist ver­lo­ren, wäh­rend man noch ruft: ›Ich bin ge­ret­tet!‹«

Jo­seph Con­rad: Brief an Ro­bert Cun­ning­ha­me Gra­ham, 2. Fe­bru­ar 1899


»Von al­lem, was er ge­schrie­ben hat­te, be­wun­der­te ich am meis­ten die furcht­ba­re Er­zäh­lung Herz der Fins­ter­nis, die sei­ne Le­bens­an­schau­ung voll­kom­men aus­drückt: der leid­lich mo­ra­li­sche Kul­tur­mensch auf dem ge­fahr­vol­len Weg über eine Krus­te kaum er­kal­te­ter Lava, die je­den Au­gen­blick durch­bre­chen und den Un­vor­sich­ti­gen in heiß lo­dern­de Ab­grün­de sin­ken las­sen kann.«

Ber­trand Rus­sell

Kapitel I

Die Nel­ly, eine see­tüch­ti­ge Jol­le, schwoi­te1 an ih­rem An­ker ohne die lei­ses­te Re­gung in den Se­geln und hielt Rast. Die Flut hat­te be­gon­nen, es war fast völ­lig wind­still, und da wir strom­ab­wärts woll­ten, so hat­ten wir wei­ter nichts zu tun, als lie­gen­zu­blei­ben, und das Ken­tern des Stro­mes ab­zu­war­ten.

Die Them­se­mün­dung dehn­te sich vor uns wie der An­fang ei­ner un­ge­heu­ren Was­ser­stra­ße. Drau­ßen wa­ren die See und der Him­mel fu­gen­los zu­sam­men­ge­schweißt, und in dem leuch­ten­den Raum schie­nen die ge­gerb­ten Se­gel der Leich­ter, die mit der Flut her­auf­trie­ben, reg­los still zu ste­hen, als scharf um­ris­se­ne rote Lein­wand­stücke, vom Lack­glanz der Sprie­te ge­höht. Ein leich­ter Dunst la­ger­te über den nied­ri­gen Ufern, die ge­gen die See zu ganz flach ver­lie­fen. Die Luft über Gra­ve­send war dun­kel und schi­en noch wei­ter zu­rück zu ei­ner fins­te­ren Wol­ke ver­düs­tert, die un­be­weg­lich über der größ­ten Stadt der Erde la­ger­te.

Der Di­rek­tor der Han­dels­ge­sell­schaft war un­ser Schif­fer und Gast­ge­ber. Wir vier be­trach­te­ten wohl­wol­lend sei­nen Rücken, wäh­rend er im Bug stand und see­wärts Aus­schau hielt. Auf dem gan­zen Strom war si­cher nichts zu fin­den, das halb so see­män­nisch aus­ge­se­hen hät­te. Er er­in­ner­te an einen Lot­sen, der für einen See­mann der In­be­griff der Ver­trau­ens­wür­dig­keit ist. Es war schwie­rig, sich vor­zu­stel­len, dass sei­ne Be­rufs­ar­beit nicht dort vor ihm lag, in der leuch­ten­den Mün­dung, son­dern hin­ter ihm, in der brü­ten­den Dunst­wol­ke.

Zwi­schen uns be­stand, wie ich schon ir­gend­wo ge­sagt habe, das Band der See. Das hat­te nicht nur die Wir­kung, un­se­re Her­zen wäh­rend lan­ger Tren­nung ein­an­der zu­ge­tan zu hal­ten, son­dern auch die an­de­re, dass wir ei­ner für des an­de­ren Ge­schich­ten – so­gar Über­zeu­gun­gen – Nach­sicht auf­brach­ten. Der Rechts­an­walt – der feins­te al­ler al­ten Kna­ben – hat­te kraft der Zahl sei­ner Jah­re wie auch sei­ner Tu­gen­den das ein­zi­ge Kis­sen auf Deck und lag auf der ein­zi­gen De­cke. Der Buch­hal­ter hat­te schon eine Do­mi­noschach­tel her­auf­ge­bracht und führ­te nun mit den Stei­nen Kunst­bau­ten auf. Mar­low saß mit ge­kreuz­ten Bei­nen et­was wei­ter zu­rück und lehn­te sich ge­gen den Be­san­mast. Er hat­te ein­ge­fal­le­ne Wan­gen, eine gelb­li­che Haut­far­be, einen ge­ra­den Rücken und das Aus­se­hen ei­nes As­ke­ten; wie er nun, die Hand­flä­chen aus­wärts­ge­kehrt, die Arme hän­gen ließ, er­in­ner­te er an ein Göt­zen­bild. Der Di­rek­tor, der sich mit Be­frie­di­gung über­zeugt hat­te, dass der An­ker gut hielt, kam nun nach ach­tern und setz­te sich zu uns. Wir tausch­ten trä­ge ei­ni­ge Wor­te. Dann herrsch­te Schwei­gen an Bord der Jacht. Aus dem oder je­nem Grun­de be­gan­nen wir die Do­mi­no­par­tie nicht. Wir wa­ren nach­denk­lich ge­stimmt und fühl­ten uns nur zu mü­ßi­gem Schau­en auf­ge­legt. Der Tag ging in stil­lem Glanz zu Ende. Die Was­ser­flä­che leuch­te­te fried­lich; der Him­mel, fle­cken­los, er­weck­te den Ge­dan­ken, an se­li­ge, strah­len­de Unend­lich­keit; so­gar noch der Dunst über der Es­sex­marsch er­schi­en als ein lich­tes Schlei­er­tuch, das von den wal­di­gen Hö­hen land­ein­wärts nie­der­wall­te und die fla­chen Ufer hin­ter durch­sich­ti­gen Fal­ten ver­barg. Nur der Dunst im Wes­ten, über dem Ober­lauf des Flus­ses, wur­de mit je­der Mi­nu­te düs­te­rer, als er­zürn­te ihn das Na­hen der Son­ne.

Und schließ­lich sank die Son­ne tief ans Ende ih­rer Bahn, wech­sel­te von blen­den­dem Weiß zu tie­fem Rot, ohne Strah­len und ohne Hit­ze, als woll­te sie plötz­lich ver­lö­schen, zu Tode ge­trof­fen von der Berüh­rung mit der Dunst­wol­ke, die über ei­nem Men­schen­hau­fen brü­te­te.

Die Son­ne sank, die Däm­me­rung brach über den Strom her­ein, und längs der Ufer be­gan­nen Lich­ter auf­zut­au­chen. Der Leucht­turm von Chap­man, der auf sei­nen drei Bei­nen ker­zen­ge­ra­de auf ei­ner Mo­rast­bank stand, gab grel­les Licht. Schiffs­lich­ter kreuz­ten durch das Fahr­was­ser – ein Ge­wim­mel von Lich­tern, die auf und ab wan­der­ten. Und wei­ter weg, im Wes­ten, ge­gen den Ober­lauf des Flus­ses zu, war die un­ge­heu­re Stadt im­mer noch am Him­mel zu mer­ken; ein brü­ten­der Dunst im Son­nen­schein, ein düs­te­rer Glanz un­ter den Ster­nen.

»Und auch dies«, sag­te Mar­low plötz­lich, »ist ein­mal ei­ner der dunklen Orte der Erde ge­we­sen.«

Er war der ein­zi­ge un­ter uns, der im­mer noch zur See fuhr. Das Schlimms­te, was man ihm nach­sa­gen konn­te, war, dass ihm sein Be­ruf nicht an­zu­mer­ken war. Er war ein See­mann, aber auch ein Wan­de­rer, wäh­rend doch die meis­ten See­leu­te, wenn man so sa­gen darf, ein seß­haf­tes Le­ben füh­ren. Ihr Sinn ist auf Häus­lich­keit ge­rich­tet, und ihre Häus­lich­keit ist über­all um sie – das Schiff; und so auch ihre Hei­mat – die See. Ein Schiff gleicht dem an­de­ren so ziem­lich, und die See ist über­all die­sel­be. An der Un­ver­än­der­lich­keit ih­rer Um­ge­bung glei­ten die frem­den Ge­sta­de, die frem­den Ge­sich­ter, der end­los bun­te Wech­sel des Le­bens vor­bei; doch kein Ge­heim­nis hält die Be­schau­er vom Ein­drin­gen ab, son­dern nur die ei­ge­ne ge­ring­schät­zi­ge Un­wis­sen­heit; denn nichts Ge­heim­nis­vol­le­res gibt es für einen See­mann als die See selbst, die die Her­rin sei­nes Da­seins ist und un­er­gründ­lich wie das Schick­sal. Im Üb­ri­gen ge­nügt nach ar­beits­rei­chen Ta­gen ein kur­z­er Streif­zug oder eine kur­ze Ze­che­rei an Land, um ihm das Ge­heim­nis ei­nes gan­zen Kon­tin­ents zu er­schlie­ßen, und meist fin­det er das Ge­heim­nis we­nig wis­sens­wert. Die Ge­schich­ten der See­leu­te sind von un­end­li­cher Ein­falt, und ih­ren gan­zen Sinn könn­te eine Nuss­scha­le fas­sen. Aber Mar­low war, wie ge­sagt, kein ty­pi­scher Ver­tre­ter sei­nes Be­rufs (sei­ne Lei­den­schaft, ein Garn zu spin­nen, viel­leicht aus­ge­nom­men), und für ihn lag der Sinn ei­nes Be­geb­nis­ses nicht in­nen wie ein Kern, son­dern au­ßen, rings um die Ge­schich­te, die ihn her­vor­brach­te, wie eine Glut­wel­le einen Dunst her­vor­bringt, oder wie etwa ei­ner der Ne­bel­hö­fe, die mit­un­ter durch den Mond­schein sicht­bar ge­macht wer­den.

Sei­ne Be­mer­kung wirk­te durch­aus nicht über­ra­schend. Sie sah Mar­low ganz ähn­lich und wur­de schwei­gend auf­ge­nom­men. Kei­ner nahm sich auch nur die Mühe, zu knur­ren; und nun füg­te Mar­low ganz lang­sam hin­zu:

»Ich dach­te an die ur­al­ten Zei­ten, als die Rö­mer zum ers­ten Male hier­her ka­men, neun­zehn­hun­dert Jah­re ist es her – da neu­lich … Licht ist seit­her von die­sem Fluss aus­ge­gan­gen – Rit­ter sagt ihr? Ja; aber es ist nur wie ein wan­dern­der Son­nen­fleck auf ei­ner Ebe­ne, wie ein Blitz in Wol­ken. Wir le­ben in die­sem Auf­blit­zen – mag es wäh­ren, so­lang die Erde rollt. Doch ges­tern noch herrsch­te Dun­kel­heit hier. Stellt euch die Ge­füh­le des Be­fehls­ha­bers ei­ner – wie nennt ihr sie – Tr­i­re­me2 im Mit­tel­meer vor, der plötz­lich nach Nor­den ver­setzt wird; er durch­quert die bei­den Gal­li­en in größ­ter Eile; dann wird ihm ei­nes der Fahr­zeu­ge an­ver­traut, wie sie die Le­gio­näre – fa­bel­haft ge­schick­te Leu­te müs­sen es ge­we­sen sein – zu bau­en pfleg­ten, hun­dert­wei­se, wie es scheint, in ein oder zwei Mo­na­ten, wenn das, was wir le­sen, zu glau­ben ist. Stellt ihn euch hier vor – wahr­haft am Ende der Welt, vor ei­ner blei­far­be­nen See un­ter ei­nem rauch­far­be­nen Him­mel, auf ei­nem Schiff, ge­brech­lich wie eine Har­mo­ni­ka – wie er die­sen Strom hier hin­auf­geht, mit Vor­rä­ten oder Be­feh­len oder sonst et­was. Sand­bän­ke, Mar­schen, Ur­wäl­der und Wil­de – ver­teu­felt we­nig zu es­sen für einen zi­vi­li­sier­ten Men­schen, nichts als Them­se­was­ser zu trin­ken, kein Fa­ler­ner Wein hier, kei­ne Aus­flü­ge an Land. Da und dort ein Mi­li­tär­la­ger, in der Wild­nis ver­lo­ren, wie eine Na­del in ei­nem Heu­hau­fen – Käl­te, Ne­bel, Un­ge­wit­ter, Krank­heit, Ver­ban­nung und Tod – Tod, der in der Luft, im Was­ser, im Busch lau­ert. Sie müs­sen hier wie Flie­gen ge­stor­ben sein. O ge­wiss, der Mann tat sei­ne Pf­licht. Tat sie gut, ganz ohne Fra­ge, und ohne viel dar­über nach­zu­den­ken, höchs­tens, dass er spä­ter ein­mal mit al­le­dem prahl­te, was er zu sei­ner Zeit durch­ge­macht hat­te. Sie wa­ren Manns ge­nug, der Fins­ter­nis ins Auge zu se­hen, und viel­leicht hielt ihn die Aus­sicht auf­recht, nach und nach zur Flot­te von Ra­ven­na ver­setzt zu wer­den, wenn er gute Freun­de in Rom hat­te und das schau­er­li­che Kli­ma über­leb­te. Oder denkt euch einen wohl­er­zo­ge­nen jun­gen Bür­ger in ei­ner Toga – ein biss­chen zu viel Wür­fel­spiel viel­leicht –, der im Ge­fol­ge ei­nes Prä­fek­ten, ei­nes Steuer­ein­neh­mers oder so­gar ei­nes Händ­lers hier her­aus­kam, um sei­ne Finan­zen auf­zu­bes­sern. In ei­nem Mo­rast lan­den, durch die Wäl­der mar­schie­ren und dann an ir­gend­ei­nem Pos­ten land­ein­wärts füh­len, dass die Wild­nis, die völ­li­ge Wild­nis sich um einen ge­schlos­sen hat. – Dazu all das ge­heim­nis­vol­le Le­ben der Wild­nis, das im Wald, im Dickicht und in den Her­zen der wil­den Män­ner at­met. Es führt auch kein Weg zu die­sen Ge­heim­nis­sen. Man hat in­mit­ten des Un­ver­ständ­li­chen, das im glei­chen Maße ver­hasst ist, wei­ter­zu­le­ben. Al­ler­dings hat es auch sei­nen Reiz, dem er sich nicht ent­zie­hen kann. Den Reiz des Grau­ens, wenn ihr das ver­steht. Stellt euch vor, wie die Reue wächst, zu­gleich mit der Sehn­sucht, zu ent­rin­nen, dem ohn­mäch­ti­gen Wi­der­wil­len der Er­ge­bung, dem Hass.«

Er brach ab.

»Be­denkt«, be­gann er von Neu­em, und hob da­bei einen Arm mit nach au­ßen ge­kehr­ter Hand­flä­che im Ell­bo­gen­ge­lenk hoch, so­dass er, auf ge­kreuz­ten Bei­nen sit­zend, wie ein pre­di­gen­der Bud­dha wirk­te, ein Bud­dha al­ler­dings in eu­ro­päi­schen Klei­dern und ohne Lo­tos­blu­me – »be­denkt, kei­ner von uns wür­de ge­nau­so emp­fin­den. Was uns ret­tet, ist die Leis­tungs­fäl­lig­keit. – Das In­ter­es­se am Nutz­wert. Das näm­lich fehl­te den Bur­schen von da­mals völ­lig. Sie wa­ren kei­ne Ko­lo­ni­sa­to­ren. Ihre Ver­wal­tung war nichts als eine große Steu­er­schrau­be – so scheint es mir we­nigs­tens. Sie wa­ren Ero­be­rer, und dazu brauch­te es nichts als rohe Kraft – nichts, des­sen man sich zu rüh­men hät­te, wenn man es be­sitzt, denn un­se­re Kraft ist ja im­mer nur ein Ge­fühl, das sich aus der Schwä­che der an­de­ren er­gibt. Sie raff­ten zu­sam­men, was zu krie­gen war, und wa­ren im­mer auf noch mehr aus. Es war rich­ti­ger Raub­mord un­ter er­schwe­ren­den Um­stän­den, in grö­ße­rem Maß­sta­be, und die Leu­te gin­gen blind dar­an – wie es sich ja auch für die schickt, die sich in die Fins­ter­nis vor­wa­gen. Die Erobe­rung der Erde (ein Wort, das meis­tens die Be­deu­tung hat, dass man Leu­ten, die eine an­de­re Haut­far­be oder fla­che­re Na­sen als wir selbst ha­ben, ihr Land weg­nimmt), die­se Erobe­rung ist nichts All­zu­schö­nes, wenn man sie sich aus der Nähe be­trach­tet. Was sie ver­söhn­lich er­schei­nen lässt, ist nur die Idee, die Idee hin­ter ihr; kein ge­fühls­mä­ßi­ger Vor­wand, son­dern die Idee; und ein selbst­lo­ser Glau­be an die­se Idee – et­was, das man hoch­hal­ten, vor dem man sich nei­gen und dem man ein Op­fer brin­gen kann …«

Er brach ab. Flam­men glit­ten durch den Fluss, klei­ne grü­ne Flam­men, rote Flam­men, wei­ße Flam­men. Ver­folg­ten, über­hol­ten ein­an­der, ver­ei­nig­ten sich, um gleich wie­der lang­sam oder has­tig sich zu tren­nen. Das Le­ben der großen Stadt ging in der sin­ken­den Nacht auf dem schlaflo­sen Strom sei­nen Gang. Wir sa­hen zu und war­te­ten ge­dul­dig – nichts an­de­res war zu tun bis zum Ablau­fen der Flut; doch erst nach ei­nem lan­gen Schwei­gen sag­te Mar­low leicht zö­gernd: »Ich den­ke, ihr er­in­nert euch ja, dass ich ein­mal eine Zeit lang Fluss­schif­fer war«, und da wuss­ten wir auch, dass wir, noch be­vor die Ebbe ein­setz­te, eine von Mar­lows ei­gen­ar­ti­gen Ge­schich­ten an­zu­hö­ren ha­ben wür­den.

»Ich will euch nicht viel mit dem lang­wei­len, was mir selbst ge­sch­ah«, be­gann er und be­wies da­mit die Schwä­che so vie­ler Ge­schich­ten­er­zäh­ler, die häu­fig gar nicht zu wis­sen schei­nen, was ihre Zu­hö­rer am liebs­ten hö­ren wür­den. »Um aber die Wir­kung der Er­eig­nis­se auf mich zu ver­ste­hen, müsst ihr na­tür­lich wis­sen, wie ich dort hin­aus­kam, was ich sah und wie ich den Fluss bis zu dem Punkt hin­auf­fuhr, wo ich den ar­men Kerl zum ers­ten Mal traf. Es war der End­punkt der Schiff­fahrt und der Gip­fel­punkt mei­ner Er­fah­rung. Es schi­en ein Licht auf al­les um mich zu wer­fen – und noch in mei­ne Ge­dan­ken hin­ein. Da­bei war es trü­be ge­nug und er­bar­mens­wür­dig – kei­nes­wegs be­mer­kens­wert und auch nicht son­der­lich klar. Nein, ge­wiss nicht son­der­lich klar. Und doch schi­en es Licht aus­zu­strah­len.

Ich war da­mals, wie ihr euch er­in­nert, eben nach Lon­don heim­ge­kehrt, nach­dem ich den Os­ten reich­lich ge­se­hen und mich etwa sechs Jah­re lang im In­di­schen und Stil­len Ozean und im Chi­ne­si­schen Meer her­um­ge­trie­ben hat­te; nun bum­mel­te ich her­um, hin­der­te euch Bur­schen in eu­rer Ar­beit, drang in eure Häu­ser ein, als hät­te mich der Him­mel zu der Auf­ga­be be­ru­fen, euch zur Ge­sit­tung zu be­keh­ren. Eine Zeit lang schi­en es recht nett, aber dann wur­de ich des Fau­len­zens müde. Ich be­gann nach ei­nem Schiff Aus­schau zu hal­ten, was mir die här­tes­te Ar­beit auf Er­den zu sein scheint. Doch die Schif­fe sa­hen nicht nach mir und so wur­de ich auch die­ses Spie­les müde.

Nun hat­te ich schon als ganz klei­ner Jun­ge eine Lei­den­schaft für Land­kar­ten ge­habt. Ich konn­te mir stun­den­lang Süd­ame­ri­ka, oder Afri­ka, oder Aus­tra­li­en be­trach­ten und mich in die Won­nen der Er­for­schung ver­sen­ken. Da­mals gab es noch vie­le wei­ße Fle­cke auf der Erde, und wenn ich auf einen stieß, der auf der Kar­te ein­la­dend aus­sah (aber das tun sie ja alle), dann leg­te ich den Fin­ger dar­auf und sag­te: ›Wenn ich groß bin, will ich da­hin ge­hen.‹ Der Nord­pol war ei­ner die­ser Orte, wie ich mich er­in­ne­re: ich bin nicht dort ge­we­sen und will es auch jetzt nicht ver­su­chen. Der Zau­ber ist ver­flo­gen. An­de­re Fle­cke wa­ren um den Äqua­tor her­um ver­streut und über alle Brei­ten, über bei­de Halb­ku­geln. An ei­ni­gen da­von bin ich ge­we­sen und … nun, wir wol­len nicht da­von re­den. Aber einen gab es noch, den größ­ten, den wei­ßes­ten so­zu­sa­gen, nach dem mir der Sinn stand.

Tat­säch­lich war es da­mals kein wei­ßer Fleck mehr. Seit mei­ner Kna­ben­zeit war er mit Strö­men, Seen und Na­men an­ge­füllt wor­den. Er hat­te auf­ge­hört, ein Raum voll köst­li­cher Ge­heim­nis­se zu sein, ein wei­ßer Fleck, von dem ein Kna­be Ruhm er­träu­men konn­te. Er war zu ei­nem Ort der Fins­ter­nis ge­wor­den. Doch gab es dar­in einen Fluss­lauf, einen mäch­tig großen Strom, den man auf der Kar­te se­hen konn­te und der ei­ner lang­ge­streck­ten Schlan­ge äh­nel­te, de­ren Kopf im Mee­re lag, wäh­rend der ru­hen­de Kör­per sich weit weg über wei­te Län­de­rei­en rin­gel­te und der Schwanz sich tief im In­nern ver­lor. Als ich mir in ei­nem Aus­la­ge­fens­ter die­se Kar­te be­trach­te­te, fühl­te ich mich ge­bannt wie ein Vo­gel, ein ganz dum­mer klei­ner Vo­gel, vom Blick ei­ner Schlan­ge. Dann er­in­ner­te ich mich, dass es eine große Ge­sell­schaft, eine Han­dels­ge­sell­schaft an dem Flus­se gab. Zum Teu­fel, dach­te ich mir, sie kön­nen doch auf der Men­ge Süß­was­ser dort nicht Han­del trei­ben ohne ir­gend­ei­ne Art von Fahr­zeu­gen – Dampf­boo­ten! Wa­rum soll­te ich nicht ver­su­chen, ei­nes da­von in die Fin­ger zu be­kom­men; Ich ging wei­ter durch Fleet Street,3 konn­te aber den Ge­dan­ken nicht los­wer­den. Die Schlan­ge hat­te mich be­rückt.

Ihr müsst wis­sen, dass die Han­dels­ge­sell­schaft ein Fest­land-Kon­zern war; aber ich habe eine Men­ge Ver­wand­te, die auf dem Fest­land woh­nen, weil es dort, so viel man hört, bil­li­ger und nicht gar so schlimm ist, wie es aus­sieht.

Ich muss zu mei­ner Schan­de ge­ste­hen, dass ich den Leu­ten auf den Hals rück­te. Für mich war es schon der zwei­te Schritt ins Le­ben. Doch war ich es nicht ge­wohnt, Din­ge auf die­se Wei­se zu er­rei­chen. Ich war im­mer auf mei­nen ei­ge­nen We­gen und auf mei­nen ei­ge­nen Bei­nen da­hin ge­gan­gen, wo­hin ich hat­te ge­hen wol­len. Ich hät­te es mir selbst gar nicht zu­ge­traut; aber dann, seht ihr, fühl­te ich plötz­lich, dass ich krumm oder ge­ra­de dort­hin kom­men muss­te. So lief ich also den Leu­ten die Tü­ren ein. Die Män­ner sag­ten: ›Mein lie­ber Jun­ge‹ und ta­ten nichts. Dann, wür­det ihr es glau­ben, ver­such­te ich es bei den Frau­en. Ich, Char­lie Mar­low, setz­te die Frau­en in Be­we­gung – um eine Stel­le zu be­kom­men. Him­mel noch mal! Ja, seht ihr, mich pei­nig­te mei­ne fixe Idee. Ich hat­te eine Tan­te, eine lie­be über­schweng­li­che See­le. Sie schrieb: ›Es wird ent­zückend. Ich bin be­reit, al­les, al­les für Dich zu tun. Es ist eine gott­vol­le Idee. Ich ken­ne die Ge­mah­lin ei­ner sehr hoch­ge­stell­ten Per­sön­lich­keit in der Ver­wal­tung und auch einen Mann, der großen Ein­fluss hat‹, und so wei­ter und so wei­ter. Sie war ent­schlos­sen, kein Mit­tel un­ver­sucht zu las­sen, um mir die Be­stal­lung als Ka­pi­tän ei­nes Fluss­damp­fers zu ver­schaf­fen, wenn mir dar­an ge­le­gen wäre.

Ich be­kam den Pos­ten – wie nicht an­ders zu er­war­ten; und über­dies noch sehr schnell. Wie sich dann her­aus­stell­te, hat­te die Ge­sell­schaft die Nach­richt be­kom­men, dass ei­ner ih­rer Ka­pi­tä­ne in ei­nem Schar­müt­zel mit den Ein­ge­bo­re­nen ge­tö­tet wor­den war. Das war mein Glück, und es mach­te mich noch ver­ses­se­ner dar­auf, hin­zu­ge­hen. Erst vie­le Mo­na­te spä­ter, bei dem Ver­such, die Über­res­te des Leich­nams zu ret­ten, hör­te ich, dass der gan­ze Streit durch ein Miss­ver­ständ­nis we­gen ei­ni­ger Hüh­ner ent­stan­den war. Ja­wohl, we­gen zwei schwar­zer Hen­nen. Fres­le­ven – so hieß der Bur­sche, ein Däne – glaub­te sich in dem Han­del ir­gend­wie be­nach­tei­ligt, ging also an Land und be­gann den Häupt­ling des Dor­fes mit ei­nem Sto­cke durch­zu­bläu­en. Es über­rasch­te mich nicht im Ge­rings­ten, das zu hö­ren und gleich­zei­tig auch die Ver­si­che­rung zu er­hal­ten, dass Fres­le­ven das höf­lichs­te, ru­higs­te Ge­schöpf ge­we­sen sei, das je auf zwei Bei­nen da­hin­ge­gan­gen war. Das war ganz frag­los rich­tig; nur war er schon ei­ni­ge Jah­re dort drau­ßen ge­we­sen, im Dienst der gu­ten Sa­che, und hat­te also wohl schließ­lich das Be­dürf­nis emp­fun­den, vor sich selbst sei­ne Selb­st­ach­tung auf ir­gend­ei­ne Wei­se zu be­stä­ti­gen. Da­rum ver­prü­gel­te er den al­ten Ne­ger er­bar­mungs­los, wäh­rend eine große Men­ge Vol­kes wie be­täubt zu­sah, schließ­lich führ­te ein Mann – der Sohn des Häupt­lings, wie man mir sag­te – in hel­ler Verzweif­lung über das Ge­schrei des Al­ten ver­suchs­wei­se einen Speer­stoß nach dem wei­ßen Mann – und na­tür­lich drang die Spit­ze ganz leicht zwi­schen den Schul­ter­blät­tern ein. Dann ver­schwand die ge­sam­te Be­völ­ke­rung in den Wald, in der Be­fürch­tung al­les er­denk­li­chen Un­heils, wäh­rend an­de­rer­seits der Damp­fer, den Fres­le­ven be­feh­ligt hat­te, glei­cher­wei­se von Pa­nik er­grif­fen, un­ter dem Be­fehl ei­nes In­ge­nieurs ab­fuhr. Hin­ter­her schi­en sich nie­mand um Fres­le­vens sterb­li­che Res­te son­der­li­che Ge­dan­ken zu ma­chen, bis ich hin­aus­kam und an sei­ne Stel­le trat. Ich konn­te es nicht auf sich be­ru­hen las­sen; als sich mir aber end­lich die Ge­le­gen­heit bot, mit mei­nem Vor­gän­ger zu­sam­men­zu­tref­fen, da war das Gras hoch ge­nug durch sei­nen Kör­per ge­wach­sen, um sei­ne Kno­chen zu ver­ber­gen. Sie wa­ren voll­zäh­lig da. Das über­na­tür­li­che We­sen war nach sei­nem Fall nicht mehr an­ge­rührt wor­den. Und das Dorf war ver­las­sen, die Hüt­ten gähn­ten schwarz, ver­fault, ganz wind­schief hin­ter den ein­ge­fal­le­nen Zäu­nen. Ein Un­heil war in der Tat über sie her­ein­ge­bro­chen. Die Ein­woh­ner wa­ren ver­schwun­den. Blin­des Ent­set­zen hat­te sie, Män­ner, Wei­ber und Kin­der, durch den Busch ge­jagt, und sie wa­ren nie wie­der­ge­kehrt. Was aus den Hen­nen ge­wor­den war, konn­te ich auch nicht fest­stel­len. Ich möch­te aber glau­ben, dass sie der Sa­che des Fort­schrit­tes an­heim­fie­len. Doch so oder so, in­fol­ge die­ser glor­rei­chen An­ge­le­gen­heit be­kam ich mei­ne An­stel­lung, be­vor ich sie noch rich­tig zu er­hof­fen be­gon­nen hat­te.

Ich flog wie ver­rückt her­um, um fer­tig zu wer­den, und noch vor Ablauf von achtund­vier­zig Stun­den fuhr ich über den Kanal, um mich mei­nen Ar­beit­ge­bern vor­zu­stel­len und den Ver­trag zu un­ter­schrei­ben. Nach ganz we­ni­gen Stun­den kam ich in ei­ner Stadt an, die mich im­mer an ein ge­tünch­tes Grab er­in­nert. Ein Vor­ur­teil, ohne Fra­ge. Ich hat­te kei­ne Schwie­rig­kei­ten, das Kon­tor der Ge­sell­schaft zu fin­den. Es war die größ­te Un­ter­neh­mung in der Stadt und ihr Name auf je­der­manns Lip­pen. Die Leu­te wa­ren eben da­bei, ein über­see­i­sches Reich zu er­rich­ten und im Han­del un­ge­heu­er viel Geld zu ma­chen.

Eine enge, ein­sa­me Gas­se im tie­fen Schat­ten ho­her Häu­ser, zahl­lo­se Fens­ter mit Ja­lou­si­en, ein to­tes Schwei­gen, Gras zwi­schen den Pflas­ter­fu­gen, mäch­ti­ge Tor­bo­gen links und rechts, un­ge­heu­re zweiflü­ge­li­ge Tore, die wuch­tig of­fen stan­den. Ich schlüpf­te durch ei­nes hin­ein, ging ein sau­be­res und schmuck­lo­ses Trep­pen­haus, kahl wie eine Wüs­te, hin­auf und öff­ne­te die ers­te Tür, an die ich kam. Zwei Frau­en, die eine fett und die an­de­re ma­ger, sa­ßen auf stroh­ge­floch­te­nen Stüh­len und strick­ten schwar­ze Wol­le. Die schwar­ze stand auf und kam ge­ra­de auf mich zu – wo­bei sie im­mer noch mit nie­der­ge­schla­ge­nen Au­gen wei­ter­strick­te –, und erst als ich zu er­wä­gen be­gann, ob ich ihr wür­de aus dem Wege ge­hen müs­sen wie ei­ner Traum­wand­le­rin, blieb sie ste­hen und sah auf. Ihr Ge­wand war schlicht wie der Über­zug ei­nes Re­gen­schir­mes; sie dreh­te ohne ein Wort um und ging mir in ein War­te­zim­mer vor­an. Ich nann­te mei­nen Na­men und sah mich um. Ein Tisch aus wei­chem Holz in der Mit­te, ein­fa­che Stüh­le längs der Wand, an ei­nem Ende eine leuch­ten­de Land­kar­te, mit al­len Far­ben des Re­gen­bo­gens be­malt. Es gab viel Rot dar­auf – gut an­zu­se­hen, weil man weiß, dass dort nütz­li­che Ar­beit ge­leis­tet wird; ver­teu­felt viel Blau, ein we­nig Grün, ein paar Strei­fen Oran­ge und, an der Ost­küs­te einen Fleck Pur­pur. Doch ich woll­te ja in kei­nes da­von. Ich wür­de ins Gel­be ge­hen. Gera­de in den Mit­tel­punkt. Und auch der Strom war da, be­rückend, toddro­hend, wie eine Schlan­ge. Uff! Eine Tür ging auf, der weiß­haa­ri­ge Kopf ei­nes Se­kre­tärs mit dem Aus­druck un­ver­kenn­ba­ren Mit­leids er­schi­en, und ein kno­chi­ger Zei­ge­fin­ger wink­te mich ins Hei­lig­tum. Die Be­leuch­tung dar­in war düs­ter. Ein wuch­ti­ger Schreib­tisch nahm die gan­ze Mit­te ein. Hin­ter dem Prunk­bau war in Um­ris­sen eine blei­che, un­för­mi­ge Leib­lich­keit in ei­nem Geh­rock zu er­ken­nen. Der große Mann in Per­son. Er war fast sechs Fuß hoch, glau­be ich, und hielt die Hand auf vie­len Mil­lio­nen. Er schüt­tel­te mir die Hand, mur­mel­te et­was, schi­en mit mei­nem Fran­zö­sisch zu­frie­den. Bon voya­ge!

Nach etwa fünf­und­vier­zig Se­kun­den fand ich mich wie­der im War­te­zim­mer ne­ben dem mit­lei­di­gen Se­kre­tär, der mich voll fas­sungs­lo­sen Er­bar­mens ein Do­ku­ment un­ter­schrei­ben ließ. So viel ich weiß, ver­pflich­te­te ich mich dar­in un­ter an­de­rem, kei­ne Ge­schäfts­ge­heim­nis­se zu ver­ra­ten. Nun gut. Ich habe auch nicht die Ab­sicht.

Ich be­gann, mich ein we­nig un­ge­müt­lich zu füh­len; ihr wisst ja, dass ich an sol­che fei­er­li­che Um­stän­de nicht ge­wöhnt bin, und über­dies lag et­was wie die Vorah­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­A­ve­­­­­Mo­ri­tu­ri te sa­lu­tant­­­­­­­­­­­­