Grimms Märchen
Die schönsten Geschichten
- Der Bärenhäuter -
Bearskin
- Hänsel und Gretel -
Hansel and Gretel
- Rapunzel -
Rapunzel
- Der alte Sultan -
Old Sultan
- Die Bremer Stadtmusikanten -
The Bremen Town Musicians
- Der Froschkönig -
The Frog Prince
- Dornröschen -
Little Briar-Rose
- Aschenputtel -
Cinderella
- Der Hase und der Igel -
The Hare and the Hedgehog
- Schneewittchen -
Snow White
- Das tapfere Schneiderlein -
The Valiant Little Tailor
- Rumpelstilzchen -
Rumpelstiltskin
- Des Teufels rußiger Bruder -
The Devil's Sooty Brother
- Katze und Maus in Gesellschaft -
Cat and Mouse in Partnership
- Rotkäppchen -
Little Red Riding Hood
- Der Wolf und sieben Geißlein -
The Wolf and the Seven Little Kids
- Der Teufel mit den drei goldenen Haaren -
The Devil With the Three Golden Hairs
- Tischlein deck dich -
The Wishing-Table
- Frau Holle -
Mother Holle
- Der Räuberbräutigam -
The Robber Bridegroom
Jacob und Wilhelm Grimm wurden 1785 beziehungsweise 1786 in Hanau geboren. Nachdem sie ihre Jugend im hessischen Steinau an der Straße verbracht hatten, besuchten sie das Friedrichsgymnasium in Kassel. Später nahmen sie in Marburg das Studium der Rechtswissenschaften auf.
Bereits während des Studiums beschäftigten sie sich mit Literaturgeschichte und schafften so die Grundlage für die spätere Sammlung von Märchen und Sagen, die heute als ihr Hauptwerk bekannt ist. Die beiden Bände der Kinder- und Hausmärchen wurden erstmals 1812 beziehungsweise 1815 veröffentlicht.
Wilhelm Grimm starb 1859, sein Bruder Jacob im Jahr 1863.
„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“
"Mirror, mirror, on the wall,
who is the fairest one of all?"
Die meisten Menschen verbinden mit den Märchen der Brüder Grimm unauslöschliche Kindheitserinnerungen. Und dies gilt nicht nur für Deutschland, wo Jacob und Wilhelm Grimm ihren umfangreichen Schatz an Erzählungen hauptsächlich zusammentrugen, sondern auch für zahlreiche andere Länder auf der ganzen Welt.
Wer als Erwachsener Geschichten wie „Hänsel und Gretel“, „Frau Holle“, „Die Bremer Stadtmusikanten“ oder „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ liest, aktiviert meist tief sitzende Erinnerungen – an schaurig-schöne Gefühle bei bestimmten Stellen der Erzählung, an die Stimme des Vorlesers oder an Illustrationen zu den Märchen, die er als Kind betrachtete. Diese Empfindungen wieder zum Leben zu erwecken, kann äußerst anregend und spannend sein.
Doch trifft dieses Phänomen längst nicht auf alle der über 200 Erzählungen zu, die die Brüder Grimm in ihren „Kinder- und Hausmärchen“ zusammengetragen haben. Innerhalb der Sammlung findet sich ein harter Kern, eine Handvoll Geschichten, die, aus unterschiedlichen Gründen, besonders hervorstechen und auf der Beliebtheitsskala konstant hohe Platzierungen einnehmen. Genau diese Märchenstoffe wurden häufig literarisch neu bearbeitet oder als Comicfilm, Kino- und Theaterstück umgesetzt.
Besonders beliebt sind dabei Geschichten, die von Prinzessinnen oder unglücklichen Mädchen handeln, wie zum Beispiel „Aschenputtel“, „Der Froschkönig“ oder „Dornröschen“ , ebenfalls populär sind Erzählungen, in denen böse Mächte besiegt werden, etwa die Hexe in „Hänsel und Gretel“ oder der Gehörnte im Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Eine besondere Rolle nehmen die Tiermärchen beziehungsweise Fabeln ein, in denen die Stärke vermeintlich Schwacher thematisiert wird, besonders bekannt sind hier unter anderem „Die Bremer Stadtmusikanten“ und „Der Hase und der Igel“.
Fast immer steuert die Handlung der grimmschen Märchen, nach mehr oder weniger komplizierten Verwicklungen, auf ein gutes Ende zu. Das Böse wird besiegt und der Gerechtigkeit Genüge getan. Wohl deshalb kann den Geschichten, auch wenn sie mitunter etwas grausam scheinen, eine positive Wirkung auf die kindliche Entwicklung nicht abgesprochen werden – was manch einem, der sie sich in fortgeschrittenem Alter noch einmal zu Gemüte führt, vielleicht erst bei dieser Gelegenheit wirklich klar wird.
Hier gibt es die 20 schönsten Märchen der Brüder Grimm, die längst Kulturgeschichte geschrieben haben, in einer vorsichtig der aktuellen Sprache und Rechtschreibung angepassten deutschen Originalfassung sowie in englischer Übersetzung – ein ideales Angebot auch für Vorleser, die Kindern nicht nur diese Märchen, sondern zugleich die englische Sprache auf unterhaltsame Art und Weise nahebringen möchten.
Es war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat anwerben, hielt sich tapfer und war immer der vorderste, wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte, ging alles gut, aber als Friede geschlossen war, erhielt er seinen Abschied und der Hauptmann sagte, er könnte gehen, wohin er wollte.
Seine Eltern waren tot und er hatte keine Heimat mehr. Da ging er zu seinen Brüdern und bat, sie möchten ihm so lange Unterhalt geben bis der Krieg wieder anfinge. Die Brüder aber waren hartherzig und sagten: „Was sollen wir mit Dir? Wir können Dich nicht brauchen, sieh zu, wie Du Dich durchschlägst.“
Der Soldat hatte nichts übrig als sein Gewehr, das nahm er auf die Schulter und wollte in die Welt gehen. Er kam auf eine große Heide, auf der nichts zu sehen war als ein Ring von Bäumen. Darunter setzte er sich ganz traurig nieder und sann über sein Schicksal nach. „Ich habe kein Geld“, dachte er, „ich habe nichts gelernt als das Kriegshandwerk, und jetzt, weil Friede geschlossen ist, brauchen sie mich nicht mehr. Ich sehe voraus, ich muss verhungern.“
Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah, aber einen garstigen Pferdefuß hatte.
„Ich weiß schon was Dir fehlt“, sagte der Mann, „Geld und Gut sollst Du haben, so viel Du mit aller Gewalt durchbringen kannst, aber ich muss zuvor wissen ob Du Dich nicht fürchtest, damit ich mein Geld nicht umsonst ausgebe.“
„Ein Soldat und Furcht, wie passt das zusammen?“, antwortete er, „Du kannst mich auf die Probe stellen.“
„Wohlan“, antwortete der Mann, „schau hinter Dich.“
Der Soldat kehrte sich um und sah einen großen Bär, der brummend auf ihn zutrabte. „Oho“, rief der Soldat, „Dich will ich an der Nase kitzeln, dass Dir die Lust zum Brummen vergehen soll“, legte an und schoss den Bär auf die Schnauze, dass er zusammenfiel und sich nicht mehr regte.
„Ich sehe wohl“, sagte der Fremde, „dass es Dir an Mut nicht fehlt, aber es ist noch eine Bedingung dabei, die musst Du erfüllen.“
„Wenn mir's an meiner Seligkeit nicht schadet“, antwortete der Soldat, der wohl merkte, wen er vor sich hatte, „sonst lass ich mich auf nichts ein.“
„Das wirst Du selber sehen“, antwortete der Grünrock. „Du darfst in den nächsten sieben Jahren Dich nicht waschen, Dir Bart und Haare nicht kämmen, die Nägel nicht schneiden und kein Vaterunser beten. Dann will ich Dir einen Rock und Mantel geben, den musst Du in dieser Zeit tragen. Stirbst Du in diesen sieben Jahren, so bist Du mein, bleibst Du aber leben, so bist Du frei und bist reich dazu für Dein Lebtag.“
Der Soldat dachte an die große Not, in der er sich befand, und da er so oft in den Tod gegangen war, wollte er es auch jetzt wagen und willigte ein. Der Teufel zog den grünen Rock aus, reichte ihn dem Soldaten hin und sagte: „Wenn Du den Rock an Deinem Leibe hast und in die Tasche greifst, so wirst Du die Hand immer voll Geld haben.“ Dann zog er dem Bären die Haut ab und sagte: „Das soll Dein Mantel sein und auch Dein Bett, denn darauf musst Du schlafen und darfst in kein anderes Bett kommen. Und dieser Tracht wegen sollst Du Bärenhäuter heißen.“ Hierauf verschwand der Teufel.
Der Soldat zog den Rock an, griff gleich in die Tasche und fand, dass die Sache ihre Richtigkeit hatte. Dann hing er die Bärenhaut um, ging in die Welt, war guter Dinge und unterließ nichts, was ihm wohl und dem Gelde wehe tat.
Im ersten Jahr ging es noch leidlich, aber in dem zweiten sah er schon aus wie ein Ungeheuer. Das Haar bedeckte ihm fast das ganze Gesicht, sein Bart glich einem Stück grobem Filztuch, seine Finger hatten Krallen und sein Gesicht war so mit Schmutz bedeckt, dass, wenn man Kresse hinein gesät hätte, sie aufgegangen wäre. Wer ihn sah, lief fort, weil er aber aller Orten den Armen Geld gab, damit sie für ihn beteten, dass er in den sieben Jahren nicht stürbe, und weil er alles gut bezahlte, so erhielt er doch immer noch Herberge.
Im vierten Jahr kam er in ein Wirtshaus, da wollte ihn der Wirt nicht aufnehmen und wollte ihm nicht einmal einen Platz im Stall anweisen, weil er fürchtete, seine Pferde würden scheu werden. Doch als der Bärenhäuter in die Tasche griff und eine Hand voll Dukaten herausholte, ließ der Wirt sich erweichen und gab ihm eine Stube im Hintergebäude, doch musste er versprechen, sich nicht sehen zu lassen, damit sein Haus nicht in bösen Ruf käme.
Als der Bärenhäuter abends allein saß und von Herzen wünschte, dass die sieben Jahre herum wären, so hörte er in einem Nebenzimmer ein lautes Jammern. Er hatte ein mitleidiges Herz, öffnete die Tür und erblickte einen alten Mann, der heftig weinte und die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Der Bärenhäuter trat näher, aber der Mann sprang auf und wollte entfliehen.
Endlich, als er eine menschliche Stimme vernahm, ließ er sich bewegen und durch freundliches Zureden brachte es der Bärenhäuter dahin, dass er ihm die Ursache seines Kummers offenbarte. Sein Vermögen war nach und nach geschwunden, er und seine Töchter mussten darben und er war so arm, dass er den Wirt nicht einmal bezahlen konnte und ins Gefängnis gesetzt werden sollte. „Wenn Ihr weiter keine Sorgen habt“, sagte der Bärenhäuter, „Geld habe ich genug.“ Er ließ den Wirt herbeikommen, bezahlte ihn und steckte dem Unglücklichen noch einen Beutel voll Gold in die Tasche.
Als der alte Mann sich aus seinen Sorgen erlöst sah, wusste er nicht, womit er sich dankbar beweisen sollte. „Komm mit mir“, sprach er zu ihm, „meine Töchter sind Wunder von Schönheit, wähle Dir eine davon zur Frau. Wenn sie hört, was Du für mich getan hast, so wird sie sich nicht weigern. Du siehst freilich ein wenig seltsam aus, aber sie wird Dich schon wieder in Ordnung bringen.“
Dem Bärenhäuter gefiel das wohl und er ging mit. Als ihn die älteste erblickte, entsetzte sie sich so gewaltig vor seinem Antlitz, dass sie aufschrie und fortlief.
Die zweite blieb zwar stehen und betrachtete ihn, von Kopf bis zu Füßen, dann aber sprach sie: „Wie kann ich einen Mann nehmen, der keine menschliche Gestalt mehr hat? Da gefiel mir der rasierte Bär noch besser, der einmal hier zu sehen war und sich für einen Menschen ausgab. Der hatte doch einen Husarenpelz an und weiße Handschuhe. Wenn er nur hässlich wäre, so könnte ich mich an ihn gewöhnen.“
Die jüngste aber sprach: „Lieber Vater, das muss ein guter Mann sein, der Euch aus der Not geholfen hat, habt Ihr ihm dafür eine Braut versprochen, so muss Euer Wort gehalten werden.“ Es war schade, dass das Gesicht des Bärenhäuters von Schmutz und Haaren bedeckt war, sonst hätte man sehen können, wie ihm das Herz im Leibe lachte, als er diese Worte hörte.
Er nahm einen Ring von seinem Finger, brach ihn entzwei und gab ihr die eine Hälfte, die andere behielt er für sich. In ihre Hälfte aber schrieb er seinen Namen und in seine Hälfte schrieb er ihren Namen und bat sie, ihr Stück gut aufzuheben. Hierauf nahm er Abschied und sprach: „Ich muss noch drei Jahre wandern. Komm ich aber nicht wieder, so bist Du frei, weil ich dann tot bin. Bitte aber Gott, dass er mir das Leben erhält.“
Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz, und wenn sie an ihren Bräutigam dachte, so kamen ihr die Tränen in die Augen. Von ihren Schwestern ward ihr nichts als Hohn und Spott zuteil.
„Nimm dich in Acht“, sagte die älteste, „wenn Du ihm die Hand reichst, so schlägt er Dir mit der Tatze darauf.“
„Hüte Dich“, sagte die zweite, „die Bären lieben die Süßigkeit, und wenn Du ihm gefällst, so frisst er Dich auf.“
„Du musst nur immer seinen Willen tun“, hob die älteste wieder an, „sonst fängt er an zu brummen.“
Und die zweite fuhr fort: „Aber die Hochzeit wird lustig sein; Bären, die tanzen gut.“ Die Braut schwieg still und ließ sich nicht irremachen.
Der Bärenhäuter aber zog in der Welt herum, von einem Ort zum andern, tat Gutes, wo er konnte und gab den Armen reichlich, damit sie für ihn beteten. Endlich als der letzte Tag von den sieben Jahren anbrach, ging er wieder hinaus auf die Heide und setzte sich unter den Ring von Bäumen.
Nicht lange, so sauste der Wind und der Teufel stand vor ihm und blickte ihn verdrießlich an. Dann warf er ihm den alten Rock hin und verlangte seinen grünen zurück.
„So weit sind wir noch nicht“, antwortete der Bärenhäuter, „erst sollst Du mich reinigen.“
Der Teufel mochte wollen oder nicht, er musste Wasser holen, den Bärenhäuter abwaschen, ihm die Haare kämmen, und die Nägel schneiden. Hierauf sah er wie ein tapferer Kriegsmann aus und war viel schöner als je vorher.
Als der Teufel glücklich abgezogen war, so war es dem Bärenhäuter ganz leicht ums Herz. Er ging in die Stadt, tat einen prächtigen Samtrock an, setzte sich in einen Wagen mit vier Schimmeln bespannt und fuhr zu dem Haus seiner Braut. Niemand erkannte ihn, der Vater hielt ihn für einen vornehmen Feldobrist und führte ihn in das Zimmer, wo seine Töchter saßen.
Er musste sich zwischen den beiden ältesten niederlassen, sie schenkten ihm Wein ein, legten ihm die besten Bissen vor und meinten sie hätten keinen schöneren Mann auf der Welt gesehen. Die Braut aber saß in schwarzem Kleide ihm gegenüber, schlug die Augen nicht auf und sprach kein Wort.
Als er endlich den Vater fragte, ob er ihm eine seiner Töchter zur Frau geben wollte, so sprangen die beiden ältesten auf, liefen in ihre Kammer und wollten prächtige Kleider anziehen, denn eine jede bildete sich ein, sie wäre die Auserwählte. Der Fremde, sobald er mit seiner Braut allein war, holte den halben Ring hervor und warf ihn in einen Becher mit Wein, den er ihr über den Tisch reichte. Sie nahm ihn an, aber als sie getrunken hatte und den halben Ring auf dem Grund liegen fand, so schlug ihr das Herz. Sie holte die andere Hälfte, die sie an einem Band um den Hals trug, hielt sie daran und es zeigte sich, dass beide Teile vollkommen zueinander passten.
Da sprach er: „Ich bin Dein verlobter Bräutigam, den Du als Bärenhäuter gesehen hast, aber durch Gottes Gnade habe ich meine menschliche Gestalt wieder erhalten und bin wieder rein geworden.“ Er ging auf sie zu, umarmte sie und gab ihr einen Kuss.
In dem Moment kamen die beiden Schwestern in vollem Putz herein und als sie sahen, dass der schöne Mann der jüngsten zuteil geworden war und hörten, dass das der Bärenhäuter war, liefen sie voll Zorn und Wut hinaus. Die eine ersäufte sich im Brunnen, die andere erhängte sich an einem Baum.
Am Abend klopfte jemand an der Tür und als der Bräutigam öffnete, so war's der Teufel im grünen Rock, der sprach: „Siehst Du, nun habe ich zwei Seelen für Deine eine.“
There was once a young fellow who enlisted as a soldier, conducted himself bravely, and was always the foremost when it rained bullets. So long as the war lasted, all went well, but when peace was made, he received his dismissal, and the captain said he might go where he liked.
His parents were dead, and he had no longer a home, so he went to his brothers and begged them to take him in, and keep him until war broke out again. The brothers, however, were hard-hearted and said, "What can we do with you? You are of no use to us; go and make a living for yourself."
The soldier had nothing left but his gun; he took that on his shoulder, and went forth into the world. He came to a wide heath, on which nothing was to be seen but a circle of trees. Under these he sat sorrowfully down, and began to think over his fate. "I have no money," thought he, "I have learned no trade but that of fighting, and now that they have made peace they don't want me any longer; so I see beforehand that I shall have to starve."
All at once he heard a rustling, and when he looked round, a strange man stood before him, who wore a green coat and looked right stately, but had a hideous cloven foot.
"I know already what you are in need of," said the man; "gold and possessions shall you have, as much as you can make away with do what you want, but first I must know if you are fearless, that I may not bestow my money in vain."
"A soldier and fear – how can those two things go together?" he answered; "you can put me to the proof."
"Very well, then," answered the man, "look behind you."
The soldier turned round, and saw a large bear, which came growling towards him. "Oho!" cried the soldier, "I will tickle your nose for you, so that you shall soon lose your fancy for growling," and he aimed at the bear and shot it through the muzzle; it fell down and never stirred again.
"I see quite well," said the stranger, "that you are not wanting in courage, but there is still another condition which you will have to fulfil."
"If it does not endanger my salvation," replied the soldier, who knew very well who was standing by him. "If it does, I'll have nothing to do with it."
"You will look to that for yourself," answered Greencoat; "you shall for the next seven years neither wash yourself, nor comb your beard, nor your hair, nor cut your nails, nor say one paternoster. I will give you a coat and a cloak, which during this time you must wear. If you die during these seven years, you art mine; if you remain alive, you are free, and rich to boot, for all the rest of your life."
The soldier thought of the great extremity in which he now found himself, and as he so often had gone to meet death, he resolved to risk it now also, and agreed to the terms. The Devil took off his green coat, gave it to the soldier, and said, "If you have this coat on your back and put your hand into the pocket, you will always find it full of money." Then he pulled the skin off the bear and said, "This shall be your cloak, and your bed also, for thereon shall you sleep, and in no other bed shall you lie, and because of this apparel shall you be called Bearskin." After this the Devil vanished.
The soldier put the coat on, felt at once in the pocket, and found that the thing was really true. Then he put on the bearskin and went forth into the world, and enjoyed himself, refraining from nothing that did him good and his money harm.
During the first year his appearance was passable, but during the second he began to look like a monster. His hair covered nearly the whole of his face, his beard was like a piece of coarse felt, his fingers had claws, and his face was so covered with dirt that if cress had been sown on it, it would have come up. Whosoever saw him, ran away, but as he everywhere gave the poor money to pray that he might not die during the seven years, and as he paid well for everything he still always found shelter.
In the fourth year, he entered an inn where the landlord would not receive him, and would not even let him have a place in the stable, because he was afraid the horses would be scared. But as Bearskin thrust his hand into his pocket and pulled out a handful of ducats, the host let himself be persuaded and gave him a room in an outhouse. Bearskin was, however, obliged to promise not to let himself be seen, lest the inn should get a bad name.
As Bearskin was sitting alone in the evening, and wishing from the bottom of his heart that the seven years were over, he heard a loud lamenting in a neighboring room. He had a compassionate heart, so he opened the door, and saw an old man weeping bitterly, and wringing his hands. Bearskin went nearer, but the man sprang to his feet and tried to escape from him.
At last when the man perceived that Bearskin's voice was human he let himself be prevailed on, and by kind words bearskin succeeded so far that the old man revealed the cause of his grief. His property had dwindled away by degrees, he and his daughters would have to starve, and he was so poor that he could not pay the innkeeper, and was to be put in prison. "If that is your only trouble," said Bearskin, "I have plenty of money." He caused the innkeeper to be brought there, paid him and put a purse full of gold into the poor old man's pocket besides.
When the old man saw himself set free from all his troubles he did not know how to be grateful enough. "Come with me," said he to Bearskin; "my daughters are all miracles of beauty, choose one of them for yourself as a wife. When she hears what you have done for me, she will not refuse you. You do in truth look a little strange, but she will soon put you to rights again."
This pleased Bearskin well, and he went. When the eldest saw him she was so terribly alarmed at his face that she screamed and ran away.
The second stood still and looked at him from head to foot, but then she said, "How can I accept a husband who no longer has a human form? The shaven bear that once was here and passed itself off for a man pleased me far better, for at any rate it wore a hussar's dress and white gloves. If it were nothing but ugliness, I might get used to that."
The youngest, however, said, "Dear father, that must be a good man to have helped you out of your trouble, so if you have promised him a bride for doing it, your promise must be kept." It was a pity that Bearskin's face was covered with dirt and with hair, for if not they might have seen how delighted he was when he heard these words.
He took a ring from his finger, broke it in two, and gave her one half, the other he kept for himself. He wrote his name, however, on her half, and hers on his, and begged her to keep her piece carefully, and then he took his leave and said, "I must still wander about for three years, and if I do not return then, you are free, for I shall be dead. But pray to God to preserve my life."
The poor betrothed bride dressed herself entirely in black, and when she thought of her future bridegroom, tears came into her eyes. Nothing but contempt and mockery fell to her lot from her sisters.
"Take care," said the eldest, "if you give him your hand, he will strike his claws into it."
"Beware!" said the second. "Bears like sweet things, and if he takes a fancy to you, he will eat you up."
"You must always do as he likes," began the elder again, "or else he will growl."
And the second continued, "But the wedding will be a merry one, for bears dance well." The bride was silent, and did not let them vex her.
Bearskin, however, travelled about the world from one place to another, did good where he was able, and gave generously to the poor that they might pray for him. At length, as the last day of the seven years dawned, he went once more out on to the heath, and seated himself beneath the circle of trees.
It was not long before the wind whistled, and the Devil stood before him and looked angrily at him; then he threw Bearskin his old coat, and asked for his own green one back.
"We have not got so far as that yet," answered Bearskin, "you must first make me clean."
Whether the Devil liked it or not, he was forced to fetch water, and wash Bearskin, comb his hair, and cut his nails. After this, he looked like a brave soldier, and was much handsomer than he had ever been before.
When the Devil had gone away, Bearskin was quite lighthearted. He went into the town, put on a magnificent velvet coat, seated himself in a carriage drawn by four white horses, and drove to his bride's house. No one recognized him, the father took him for a distinguished general, and led him into the room where his daughters were sitting.
He was forced to place himself between the two eldest, they helped him to wine, gave him the best pieces of meat, and thought that in all the world they had never seen a handsomer man. The bride, however, sat opposite to him in her black dress, and never raised her eyes, nor spoke a word.
When at length he asked the father if he would give him one of his daughters to wife, the two eldest jumped up, ran into their bedrooms to put on splendid dresses, for each of them fancied she was the chosen one. The stranger, as soon as he was alone with his bride, brought out his half of the ring, and threw it in a glass of wine which he reached across the table to her. She took the wine, but when she had drunk it, and found the half ring lying at the bottom, her heart began to beat. She got the other half, which she wore on a ribbon round her neck, joined them, and saw that the two pieces fitted exactly together.
Then said he, "I am your betrothed bridegroom, whom you saw as Bearskin, but through God's grace I have again received my human form, and have once more become clean." He went up to her, embraced her, and gave her a kiss.
In the meantime the two sisters came back in full dress, and when they saw that the handsome man had fallen to the share of the youngest, and heard that he was Bearskin, they ran out full of anger and rage. One of them drowned herself in the well, the other hanged herself on a tree.
In the evening, someone knocked at the door, and when the bridegroom opened it, it was the Devil in his green coat, who said, "See you, I have now got two souls in the place of your one!"
Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Der Holzhacker hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er auch das täglich Brot nicht mehr schaffen. Wie er sich nun abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte, seufzte er und sprach zu seiner Frau: „Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?“
„Weißt Du was, Mann“, antwortete die Frau, „wir wollen morgen in aller Früh die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist, da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus und wir sind sie los.“ „Nein, Frau“, sagte der Mann, „das tue ich nicht. Wie sollt ich es übers Herz bringen meine Kinder im Walde allein zu lassen, die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen.“ „O Du Narr“, sagte sie, „dann müssen wir alle vier des Hungers sterben, Du kannst nur die Bretter für die Särge hobeln“, und ließ ihm keine Ruhe bis er einwilligte. „Aber die armen Kinder tun mir doch leid“, sagte der Mann.
Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört, was die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte. Gretel weinte bittere Tränen und sprach zu Hänsel: „Nun ist es um uns geschehen.“ „Still, Gretel“, sprach Hänsel, „gräme Dich nicht, ich will uns schon helfen.“ Und als die Alten eingeschlafen waren, stand er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz helle, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Geldstücke. Hänsel bückte sich und steckte so viel in sein Rocktäschlein, als nur hinein wollten. Dann ging er wieder zurück, sprach zu Gretel: „Sei getrost, liebes Schwesterchen und schlafe nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen“, und legte sich wieder in sein Bett.
Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder: „Steht auf, Ihr Faulenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen.“ Dann gab sie jedem ein Stückchen Brot und sprach: „Da habt Ihr etwas für den Mittag, aber esst es nicht vorher auf, weiter kriegt Ihr nichts.“ Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte. Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald.
Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem Haus zurück und tat das wieder und immer wieder. Der Vater sprach: „Hänsel, was guckst Du da und bleibst zurück, hab Acht und vergiss Deine Beine nicht.“ „Ach, Vater“, sagte Hänsel, „ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.“ Die Frau sprach: „Narr, das ist Dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint.“ Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen.
Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater: „Nun sammelt Holz, Ihr Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit Ihr nicht friert.“ Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. Das Reisig ward angezündet, und als die Flamme recht hoch brannte, sagte die Frau: „Nun legt Euch ans Feuer, Ihr Kinder, und ruht Euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen Euch ab.“
Hänsel und Gretel saßen am Feuer, und als der Mittag kam, aß jedes sein Stücklein Brot. Und weil sie die Schläge der Holzaxt hörten, so glaubten sie, ihr Vater wäre in der Nähe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den er an einen dürren Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Und als sie so lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu, und sie schliefen fest ein. Als sie endlich erwachten, war es schon finstere Nacht. Gretel fing an zu weinen und sprach: „Wie sollen wir nun aus dem Wald kommen!“ Hänsel aber tröstete sie, „warte nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den Weg schon finden.“
Und als der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hänsel sein Schwesterchen an der Hand und ging den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie frisch geprägte Silbermünzen und zeigten ihnen den Weg. Sie gingen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem Tag wieder zu ihres Vaters Haus. Sie klopften an die Tür, und als die Frau aufmachte und sah, dass es Hänsel und Gretel waren, sprach sie: „Ihr bösen Kinder, was habt Ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben geglaubt, Ihr wolltet gar nicht wieder kommen.“ Der Vater aber freute sich, denn es war ihm zu Herzen gegangen, dass er sie so allein zurück gelassen hatte.
Nicht lange danach war wieder Not in allen Ecken, und die Kinder hörten, wie die Mutter nachts im Bette zu dem Vater sprach: „Alles ist wieder aufgezehrt, wir haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied ein Ende. Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht wieder herausfinden; es ist sonst keine Rettung für uns.“ Dem Mann fiel es schwer aufs Herz und er dachte: „Es wäre besser, dass Du den letzten Bissen mit Deinen Kindern teiltest.“ Aber die Frau hörte auf nichts, was er sagte, schalt ihn und machte ihm Vorwürfe. Wer A sagt muss auch B sagen, und weil er das erste Mal nachgegeben hatte, so musste er es auch zum zweiten Mal.
Die Kinder waren aber noch wach gewesen und hatten das Gespräch mit angehört. Als die Alten schliefen, stand Hänsel wieder auf, wollte hinaus und Kieselsteine auflesen, wie das vorige Mal, aber die Frau hatte die Tür verschlossen, und Hänsel konnte nicht heraus. Aber er tröstete sein Schwesterchen und sprach: „Weine nicht, Gretel, und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns schon helfen.“
Am frühen Morgen kam die Frau und holte die Kinder aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen Brot, das war aber noch kleiner als das vorige Mal. Auf dem Wege nach dem Wald bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein auf die Erde. „Hänsel, was stehst Du und guckst Dich um“, sagte der Vater, „geh Deiner Wege.“ „Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dache und will mir Ade sagen“, antwortete Hänsel. „Narr“, sagte die Frau, „das ist Dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint.“ Hänsel aber warf nach und nach alle Bröcklein auf den Weg.
Die Frau führte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren. Da ward wieder ein großes Feuer angemacht, und die Mutter sagte: „Bleibt nur da sitzen, Ihr Kinder, und wenn Ihr müde seid, könnt Ihr ein wenig schlafen. Wir gehen in den Wald und hauen Holz, und abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen Euch ab.“ Als es Mittag war, teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, der sein Stück auf den Weg gestreut hatte. Dann schliefen sie ein, und der Abend verging, aber niemand kam zu den armen Kindern. Sie erwachten erst in der finsteren Nacht, und Hänsel tröstete sein Schwesterchen und sagte: „Warte nur, Gretel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.“
Als der Mond kam, machten sie sich auf, aber sie fanden kein Bröcklein mehr, denn die vielen tausend Vögel, die im Walde und im Felde umherfliegen, die hatten sie weggepickt. Hänsel sagte zu Gretel: „Wir werden den Weg schon finden“, aber sie fanden ihn nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus, und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen. Und weil sie so müde waren, dass die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein.
Nun war es schon der dritte Morgen, dass sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fingen wieder an zu gehen, aber sie gerieten immer tiefer in den Wald und wenn nicht bald Hilfe kam, so mussten sie verschmachten. Als es Mittag war, sahen sie ein schönes schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, dass sie stehen blieben und ihm zuhörten. Und als es fertig war, schwang es seine Flügel und flog vor ihnen her. Sie gingen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es sich setzte, und als sie ganz nah heran kamen, so sahen sie, dass das Häuslein aus Brot gebaut war, und mit Kuchen gedeckt; aber die Fenster waren von hellem Zucker.
„Da wollen wir uns dran machen“, sprach Hänsel, „und eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Gretel, Du kannst vom Fenster essen, das schmeckt süß.“ Hänsel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen, wie es schmeckte, und Gretel stellte sich an die Scheiben und knusperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus:
„Knusper, knusper, knäuschen,
wer knuspert an meinem Häuschen?“
Die Kinder antworteten:
„Der Wind, der Wind,
das himmlische Kind.“
und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel, dem das Dach sehr gut schmeckte, riss sich ein großes Stück davon herunter, und Gretel stieß eine ganze runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder, und tat sich wohl damit. Da ging auf einmal die Türe auf, und eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte, kam herausgeschlichen. Hänsel und Gretel erschraken so gewaltig, dass sie fallen ließen, was sie in den Händen hielten.
Die Alte aber wackelte mit dem Kopfe und sprach: „Ei, Ihr lieben Kinder, wer hat Euch hierher gebracht? Kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht Euch kein Leid.“ Sie fasste beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da ward gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Äpfel und Nüsse. Hernach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, und Hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten, sie wären im Himmel.
Die Alte hatte sich nur so freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloß gebaut, um sie herbei zu locken. Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, kochte es und aß es, und das war ihr ein Festtag. Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere, und merken es, wenn Menschen herankommen. Als Hänsel und Gretel in ihre Nähe kamen, da lachte sie boshaft und sprach höhnisch: „Die habe ich, die sollen mir nicht wieder entwischen.“
Früh morgens ehe die Kinder erwacht waren, stand sie schon auf, und als sie beide so lieblich ruhen sah, mit den vollen roten Backen, so murmelte sie vor sich hin: „Das wird ein guter Bissen werden.“ Da packte sie Hänsel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in einen kleinen Stall und sperrte ihn mit einer Gittertüre ein, er mochte schreien wie er wollte, es half ihm nichts. Dann ging sie zur Gretel, rüttelte sie wach und rief: „Steh auf, Faulenzerin, trag Wasser und koch deinem Bruder etwas Gutes, der sitzt draußen im Stall und soll fett werden. Wenn er fett ist, so will ich ihn essen.“ Gretel fing an, bitterlich zu weinen, aber es war alles vergeblich, sie musste tun, was die böse Hexe verlangte.
Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, aber Gretel bekam nichts als Krebsschalen. Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief: „Hänsel, streck Deine Finger heraus, damit ich fühle, ob Du bald fett bist.“ Hänsel streckte ihr aber ein Knöchlein heraus, und die Alte, die trübe Augen hatte, konnte es nicht sehen, und meinte es wären Hänsels Finger, und verwunderte sich, dass er gar nicht fett werden wollte. Als vier Wochen herum waren und Hänsel immer mager blieb, da überkam sie die Ungeduld, und sie wollte nicht länger warten.
„He da, Gretel“, rief sie dem Mädchen zu, „sei flink und trag Wasser. Hänsel mag fett oder mager sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.“ Ach, wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser tragen musste, und wie flossen ihm die Tränen über die Backen herunter! „Lieber Gott, hilf uns doch“, rief sie aus, „hätten uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, so wären wir doch zusammen gestorben.“ „Spar nur Dein Geplärre“, sagte die Alte, „es hilft Dir alles nichts.“
Früh morgens musste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. „Erst wollen wir backen“, sagte die Alte, „ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet.“ Sie stieß das arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon herausschlugen. „Kriech hinein“, sagte die Hexe, „und sieh zu, ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschieben können.“ Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sie es auch aufessen.
Aber Gretel merkte, was sie im Sinn hatte und sprach: „Ich weiß nicht, wie ich es machen soll; wie komm ich da hinein?“ „Dumme Gans“, sagte die Alte, „die Öffnung ist groß genug, siehst Du wohl, ich könnte selbst hinein“, krabbelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. Da gab ihr Gretel einen Stoß, dass sie weit hineinfuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu, da fing sie an zu heulen, ganz grauselich, aber Gretel lief fort, und die gottlose Hexe musste elendiglich verbrennen.
Gretel aber lief schnurstracks zum Hänsel, öffnete sein Ställchen und rief: „Hänsel, wir sind erlöst, die alte Hexe ist tot.“ Da sprang Hänsel heraus, wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Türe aufgemacht wird. Wie haben sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind herumgesprungen und haben sich geküsst! Und weil sie sich nicht mehr zu fürchten brauchten, so gingen sie in das Haus der Hexe hinein, da standen in allen Ecken Kasten mit Perlen und Edelsteinen. „Die sind noch besser als Kieselsteine“, sagte Hänsel und steckte in seine Taschen was hinein wollte, und Gretel sagte: „Ich will auch etwas mit nach Haus bringen“, und füllte sich sein Schürzchen voll. „Aber jetzt wollen wir fort“, sagte Hänsel, „damit wir aus dem Hexenwald herauskommen.“