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Impressum: Copyright: 2011 by Harry Eilenstein – Alle Rechte, insbesondere auch das der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors und des Verlages (nicht als Fotokopie, Mikrofilm, auf elektronischen Datenträgern oder im Internet) reproduziert, übersetzt, gespeichert oder verbreitet werden.

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783752890648

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Wort „Vajra“
  2. Der Aufbau des Vajras
  3. Die Symbolik des Vajras
    1. Die Kugel in der Mitte
    2. Der Lotus
      1. Die Symbolik des Lotus
      2. Die Polarität der beiden Lotusblüten
      3. Die acht Blütenblätter des Lotus
    3. Die beiden Strahlen
    4. Die Tiere
      1. Der Hirsch-Fisch
      2. Der Krokodil-Fisch
      3. Der Elefant
      4. Die Darstellung der Makaras
    5. Die Anzahl der Tiere
      1. Zwei Tiere
      2. Vier Tiere
      3. Acht Tiere
    6. Die Zungen und die Rüssel
    7. Die Spitzen der beiden Strahlen
    8. Der gekreuzte Vajra
    9. Die Gesamtsymbolik
    10. Vajra und Sonnensystem
    11. Vajra und Glocke
  4. Die Vorgeschichte des Vajras
    1. frühe Jungsteinzeit in Mesopotamien
    2. frühes Königtum in Mesopotamien
    3. späte Jungsteinzeit in der südrussischen Steppe
      1. Hethiter
      2. Germanen
      3. Griechen
      4. Kelten
      5. Inder: Indra
      6. Indien/Tibet: Buddhismus
      7. Indien/Tibet: Die fünf Dhyani-Buddhas
    4. geschichtliche Zusammenfassung
  5. Traumreise zum Vajra
    1. Traumreise zu dem früh-jungsteinzeitlichen Blitz-Symbol
    2. Traumreise zum Vajra
    3. Traumreise zu Zeus
    4. Traumreise zu Indra
    5. Traumreise zu Marduk
    6. Traumreise zu Buddha
    7. Traumreise zu Naropa
    8. Traumreise zu Milarepa (und zu Padmasambhava)
    9. Traumreise zu Vajrayogini
    10. Zusammenfassung
  6. Der Vajra als Gleichnis der sieben Chakren
  7. Der Vajra in Meditationen und Heilungen

I Das Wort „Vajra“

Das Sanskrit-Wort „Vajra“ bedeutete ursprünglich in etwa „Harter, Mächtiger“, aber es wird in der Regel als „Donnerkeil“ oder als „Diamant“ übersetzt – wobei der Diamant das härteste Material und der Blitz eine der mächtigsten Erscheinungen in der Natur ist.

Die indogermanische Wurzel dieses Substantivs ist das Wort „weg“ für „machtvoll sein/werden“. In den finno-uralischen Sprachen gibt es das Wort „vasara“ für „Hammer, Axt“.

Im Borealischen, das die gemeinsame sprachliche Wurzel des Indogermanischen und des Finno-Uralischen ist, das in der späten Altsteinzeit in Eurasien gesprochen wurde, hat das Wort für „hart, mächtig, Hammer, Axt“, also für ein aus ein Stein gefertigtes Schlagwerkzeug, in etwa „wag“ gelautet.

Die tibetische Übersetzung „Dorje“ für „Vajra“ bedeutet „Diamant“ – dies ist der Härteste und daher auch mächtigste aller Steine.

Der tibetische Buddhismus wird nach seinem zentralen Symbol auch als „Vajrayana“, also als „Weg des Vajra“ (genauer: „Vajra-Fahrzeug“) bezeichnet. Dies ist der als drittes entstandene Teil des Buddhismus – der erste ist das Hinayana („kleiner Weg“) und das zweite das Mahayana („großer Weg“).

Sie entsprechen in etwa dem Judentum (Hinayana – Befolgen von Regeln), dem Christentum (Mahayana – dem Herzen folgen) und der Mystik (Vajrayana – kreative Methoden).

II Der Aufbau des Vajras

Der Vajra ist ursprünglich eine Keule gewesen. Der Kopf dieser Keule bestand entweder aus vier Rippen, die sich in an dem vorderen Ende des Keulenkopfes wieder trafen, oder aus vier Rippen, die sich vorne nicht trafen, sondern wie vier Speerspitzen geformt waren, sodaß man mit dieser Keule auch zustechen konnte.

offener Vajra

geschlossener Vajra

Der spätere, symbolische Vajra besteht aus zwei Keulenköpfen und ist aus sieben Teilen symmetrisch aufgebaut:

  1. eine Kugel in der Mitte,
  2. zwei achtblättrige Lotusblüten an den sich gegenüberliegenden Polen dieser Kugel,
  3. je ein Strahl, der aus der Mitte dieser beiden Lotosblüten entspringt, und
  4. je vier Tiere, die vorne ein Landtier (Hirsch, Krokodil oder Elefant) und hinten ein Fisch sind, die von dem Rand der beiden Lotusblüten entspringen und ihre Zungen oder Rüssel ausstrecken, die sich weiter vorne an einer Stelle des Strahles treffen.

Die meisten Vajras haben vier aus Tieren bestehende „Rippen“, aber es gibt auch Vajras mit zwei oder acht „Rippen“.

Einige Vajras haben auch nicht zwei, sondern vier Lotusblüten und dann auch entsprechend mehr Tiere – sozusagen zwei gekreuzte Vajras.

Der Aufbau des Vajra
einfacher Vajra gekreuzter Vajra

Vajra mit zwei Rippen

gekreuzter Vajra mit zwei Rippen

Vajra mit vier Rippen

gekreuzter Vajra mit vier Rippen

Vajra mit acht Rippen

gekreuzter Vajra mit acht Rippen
offener Vajra ohne Strahl offener Vajra mit Strahl
offener Vajra mit zwei Rippen
(diese Form existiert nicht)

offener Vajra mit zwei Rippen und Strahl
gekreuzter offener Vajra mit zwei Rippen
(diese Form existiert nicht)

gekreuzter offener Vajra mit zwei Rippen und Strahl

offener Vajra mit vier Rippen

offener Vajra mit vier Rippen und Strahl
gekreuzter offener Vajra mit vier Rippen
(diese Form existiert nicht)
gekreuzter offener Vajra mit vier Rippen und Strahl
(diese Form existiert nicht)
offener Vajra mit acht Rippen
(diese Form existiert nicht)
offener Vajra mit acht Rippen und Strahl
(diese Form existiert nicht)
gekreuzter offener Vajra mit acht Rippen
(diese Form existiert nicht)
gekreuzter offener Vajra mit acht Rippen und Strahl
(diese Form existiert nicht)

Man kann diese Formen von der einfachen Form ausgehend in einem Stammbaum anordnen – in den späteren Betrachtungen zeigt sich, daß diese einfache Systematisierung auch historisch gesehen zutreffend ist.

Die zeitliche Entwicklung in dem Diagramm verläuft von oben nach unten.

Stammbaum der Vajra-Formen

offen, zwei Rippen und Strahl

geschlossen, zwei Rippen, Strahl, gekreuzt

offen, vier Rippen, Strahl

geschlossen, vier Rippen, Strahl

geschlossen, zwei Rippen, Strahl, gekreuzt

offen, vier Rippen

geschlossen, vier Rippen, Strahl, gekreuzt

geschlossen, acht Rippen, Strahl

geschlossen, acht Rippen, Strahl, gekreuzt

Die Ursprungsform ist der offene Vajra mit Strahl und zwei Rippen. Durch die Einbeziehung der Symbolik der „4“ in den Vajra erhielt er entweder vier Rippen oder wurde gekreuzt – oder gleich beides. Die „Rippen“ wurden z.T. auch verdoppelt, um die Symbolik der „8“ miteinzubeziehen. Das Schließen der Enden des Vajras ist durch seine Verwendung als Keule inspiriert worden – er ist dann keine Stichwaffe mehr, sondern eine Schlagwaffe, die mit verbundenen Enden stabiler ist.

Der offene Vajra ohne Strahl ist eine ungewöhnliche Sonderform.

Ursprünglich sind die Vajras aus Meteor-Eisen hergestellt worden. In der Jungsteinzeit und möglicherweise auch schon in der Altsteinzeit nahm man an, daß die Meteoriten Stücke des Himmels waren, die abgebrochen und heruntergefallen sind. Da Meteoriten hauptsächlich aus Eisen bestehen, ist „Eisen“ in den älteren Mythen geradezu ein Adjektiv mit der Bedeutung „zum Himmels-Jenseits gehörend“. So wird z.B. in den Pyramidentexten gesagt, daß der Thron des Pharaos, sein Szepter usw. im Jenseits aus Eisen sind. Auch bei den Germanen hatte Eisen diese Bedeutung: So war z.B. „Eisen-Frau“ eine Umschreibung für „Riesin“, also „Jenseits-Frau“, womit die Jenseitsgöttin gemeint ist.

Eisen ist in der Jungsteinzeit als das „himmlische Metall“ angesehen worden. Das aus Meteor-Eisen hergestellte Vajra stammt daher symbolisch gesehen aus dem Himmel und somit auch aus dem Jenseits, aus der Welt der Ahnen und der Götter – der Vajra ist ein „himmlisches Symbol“.

III Die Symbolik des Vajras

Die Gesamtsymbolik des Vajras läßt sich erschließen, wenn man ihre einzelnen Elemente betrachtet und deren Bedeutung dann kombiniert. Dabei wird vor allem die Geschichte des Vajras deutlich.

Die Symbolik des Vajras im Buddhismus wird später in Kapitel „IV 3. e)“ betrachtet.

III 1. Die Kugel in der Mitte

Die Kugel ist das Zentrum des Vajras. Da die beiden Lotusblüten aus ihr entsprießen und die vier Tiere wiederum aus den Lotusblüten, ist die Kugel offensichtlich auch der Ursprung der übrigen Teile des Vajras.

Eine Kugel als Zentrum eines System ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein Sonnensymbol, was vermuten läßt, daß das Vajra einst zu dem Sonnengott gehört haben könnte.

Im Buddhismus wird diese Kugel als Shunyata gedeutet, womit die Einheit der Welt gemeint ist, die in anderen Religionen in personifizierter Form „Gott“ genannt wird.

III 2. Der Lotus

Aus der Kugel in der Mitte sprießen zwei Lotusblüten in entgegengesetzte Richtung. Da dies kein Abbild eines natürlichen Vorganges sein kann, müssen diese beiden so arrangierten Lotusblüten eine spezielle Symbolik haben.

III 2. a) Die Symbolik des Lotus

Das besondere an der Lotusblume ist, daß sie im Wasser wächst und eine große, strahlende Blüte entfaltet.

In allen alten Religionen ist die Unterwelt eine Wasserunterwelt: Das Wasser der Quellen kommt aus der Erde und auch die Wolken steigen (scheinbar) am Horizont aus der Erde empor. Der Lotus kehrt folglich aus der Wasserunterwelt in das Diesseits zurück.

Durch diese Symbolik ist das Aufsteigen des Lotus aus dem Wasser der Teiche, Seen und Flüsse zu einem Gleichnis für die am Morgen wiederkehrende Sonne geworden. Diese Wiederkehr wurde allgemein als eine Wiedergeburt aufgefaßt.

Diese Symbolik findet sich nicht nur bei den Indern, sondern auch bei den Ägyptern, bei denen der am Morgen wiedergeborene Sonnengott Nefertem auf einer Lotusblüte sitzt. Der Name „Nefertem“ bedeutet „Schöner Atum“ im Sinne von „heiler, wiedergeborener Atum“. Atum ist der Urriese, der Urgott der Ägypter, der bei den Juden „Adam“ hieß, bei den Persern „Yima“, bei den Indern „Yama“, bei den Germanen „Ymir“ und bei den Römern „Homo“. Der Urriesen-Gott Atum wurde bei den Ägyptern mit dem Sonnengott Re verbunden und dann „Atum-Re“ genannt – sowohl die Erde selber (der Urriese Atum) als auch die Sonne (Re) steigen in den Mythen aus den Urwassern auf.

Bei den Mayas gibt es eine ähnliche Symbolik: Auf dem Balché-Trank, der zu dem Jenseitsreise-Ritual gehörte, schwamm eine Seerose.