Ellen Notbohm | Veronica Zysk

1001 Ideen für den Alltag mit
autistischen Kindern und Jugendlichen

Praxistipps für Eltern, pädagogische
und therapeutische Fachkräfte

Deutsch von Georg Theunissen und Isabell Drescher

Mit einem Vorwort von Temple Grandin

US-amerikanische Ausgabe © 2004, 2010, Ellen Notbohm, Veronica Zysk

Future Horizons

Titel der Originalausgabe:

1001 Great Ideas for Teaching & Raising Children with Autism or Asperger‘s/Ellen Notbohm [and] Veronica Zysk [Rev. and exp. 2nd ed.]

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2020, Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau

www.lambertus.de

Umschlaggestaltung: Nathalie Kupfermann, Bollschweil

Umschlagbild: Gee Vero

Druck: medienhaus PLUMP, Rheinbreitbach

ISBN 978-3-7841-3062-0

ISBN eBook 978-3-7841-3063-7

Danksagungen

Jeder Autor, der die Herausforderung annimmt, ein Buch mit 1001 Ideen (oder in dieser Ausgabe fast 2000 und natürlich alle gut) herauszubringen, weiß, dass es sich um ein Gemeinschaftswerk handeln muss. Wir sind all den herausragenden Persönlichkeiten verpflichtet, die unser Leben und unser Buch mit ihrem Fachwissen, ihrer Haltung „Ich kann es und ich werde es schaffen“ und ihrer Hingabe an autistische Kinder und die weitere Welt, die wir alle teilen, bereichert haben. Durch dieses Buch sind wir nur Vermittlerinnen für ihre kollektive Weisheit und jahrelangen Bemühungen im Namen unzähliger Kinder aus dem Autismus-Spektrum.

Die Spuren so vieler außergewöhnlicher Pädagog*innen, Therapeut*innen, Eltern und Freunde sind überall in diesem Buch zu finden. Um nur einige zu nennen: Greg Jones, Mary Schunk, Julianne Barker, Veda Nomura, Nola Shirley, Lucy Courtney, Diane Larson, Sharon Martine, Marcia Wirsig, Jackie Druck, Terry Clifford, Annie Westfall, Sarah Spella, Robin Jensen, Jean Motley, Arielle Bernstein, Emily Polanshek und Lacee Jones.

Wir danken den vielen Autismus-Profis, deren Arbeit in uns einen Fundus an Ideen weckte, von dessen Existenz wir nicht einmal wussten. Vielen Dank an Temple Grandin, David Freschi, Michelle Garcia Winner, Marge Blanc, Jim Ball, Linda Hodgdon und Lindsey Biel für die Weitergabe ihres Wissens und ihrer Expertise auf eine Weise, die sie sich vielleicht gar nicht vorstellen konnten.

Besonderer Dank gilt wie immer unserem Verleger und Freund Wayne Gilpin und unserer Redaktionsleiterin Kelly Gilpin. Wir freuen uns über eure unermüdliche Begeisterung für alle unsere Projekte.

An unsere verehrten Eltern, ob sie nun körperlich oder im Geiste bei uns sind, eure Gegenwart ist der sichere Hafen, der uns den Mut gibt, etwas zu wagen, die Abenteuer, die jenseits unserer Komfortzone liegen, zu entdecken und ein Beispiel für andere zu geben. Euer Einfluss wird täglich spürbar und verstärkt sich im Laufe der Zeit.

Die bedeutenden anderen Menschen in unserem Leben − ob Ehemann, Kinder oder Freunde − gaben uns 150 Prozent Unterstützung für unsere Bemühungen, alle unsere Bücher zu produzieren. Es kann unangenehm sein, wenn man seine eigenen Erfahrungen und Fehler unter die Lupe nimmt und sie waren für uns als Cheerleader, Vertraute, Zuhörer und Kritiker da. Ihr macht uns sprachlos − und das obwohl wir Wortschmiede sind − wenn es darum geht auszudrücken, wie wichtig ihr uns seid.

Wir feiern jeden autistischen Menschen, der in unser Leben getreten ist und erhöhen unser Verständnis und unsere Wertschätzung für ihren Mut, ihre einzigartigen Fähigkeiten und ihre Individualität.

ELLEN NOTBOHM

VERONICA ZYSK

Inhalt

Danksagungen

Vorwort zur deutschsprachigen Übersetzung

Vorwort

Vorwort der Autorinnen

1 Sensorische Integration

Auswahl der richtigen sensorischen Aktivitäten

Zwölf Warnzeichen für sensorische Überlastung

Fünfzig Wege, um Ihr Kind in Bewegung zu bringen

Die Natur genießen

Das Outdoor-Armband

Sommerspaß, Winterspaß

Bringen Sie die Natur ins Spiel

Sandkasten

Weitere Aktivitäten mit Sand

Die nicht ganz so klitzekleine Spinne

Was man alles mit einem leeren Kühlschrankkarton machen kann

Sensorische Aktivitäten im Bad

Wasser zieht an!

Fingermalerei

Taktiler Essspaß

Beiß rein! − Rezepte für essbaren Ton

Rollen

Schwingen oder Drehen

Grobmotorische Aktivitäten

Nachahmungs- und Bewegungsspiele

Kinderfreundliche Kontaktspiele

Feinmotorische Aktivitäten

Passende Stifte zum Malen

Spielzeugkorb für Fidget Toys

Selbstgemachte Fidget Toys

Haarbbb-üü-rr-sss-tt-ee?

Oral-motorische Aktivitäten

Ballonspaß

Spaß mit Seifenblasen

Der Boden ist so hart!

Sehen und Vorstellungskraft

Anpassungen zu Hause

Anpassungen in der Schule

Überlebensgroß

Figur-Grund-Erkennung

Sensorische „Überlebenspakete“

Selbstregulation lehren

Umgang mit schmerzhaften Geräuschen

Kopfhörer und Ohrstöpsel − Pro und Contra

Auf Zehen gehen

Was ist das für ein komischer Geruch?

Wussten Sie schon …?

Riechst du, was ich rieche?

Das hat Gewicht!

Der menschliche Hamburger

Eingewickelt

Versteck

Bean Bags

Komfort steht an erster Stelle (wenn es um Kleidung geht)

Bekleidungspräferenzen − auch von innen

Mehr zur Kleidung

Schlaf drüber

Schlaftipps auf Reisen

Vor der Party

„Sinnesfutter“ bei niedrigem Erregungslevel

Der Unterschied zwischen Bedürfnissen und Belohnungen

Praktisches Lernen

Druckinputs für die Arbeit am Schreibtisch

Bitte Sitzenbleiben!

Ihr könnt euch jetzt frei bewegen

Umgang mit „Stimming“ im Klassenzimmer

Sensorische Ziele im Rahmen des Individuellen Bildungsplans (IEP)

Dieser Schulgeruch …

Die anderen „Klassenzimmer“ Ihres Kindes

Gefährlich, unangebracht oder einfach nur nervig?

2 Kommunikation und Sprache

Neugierde, Interesse zeigen und nachfragen

Umgekehrt fragen

Fünf wichtige Worte: „Ich bin für dich da.“

Hört das Kind, was Sie hören?

Das Wichtigste zuerst: Die Aufmerksamkeit des Kindes wecken

Ins kalte Wasser springen

Fehlende Wörter ergänzen

Wenn die Sprache klemmt

Acht Stufen, mit denen autistische Kinder ihre Worte finden

Mehr als einzelne Wörter

Keine Angst vor kurzzeitigen Aussetzern

Visuelle Strategien

Erstellen eines visuellen Zeitplans

Vor der Verwendung des visuellen Zeitplans

Wann ist ein visueller Zeitplan angebracht?

Visuelle Krücken?

Anpassung der Sprachunterstützung an den Lernstil des Kindes

Tipps zur Verwendung des visuellen Zeitplans

Expressiv oder rezeptiv?

Technologie für Kommunikation ist mehr als eine PC-Tastatur

Die Umwelt beeinflusst die Sprachentwicklung

Pflege einer sprachreichen Umgebung

Die Zwei-Minuten-Regel für Gespräche

Die Zwei-Sekunden-Pause vor Antworten

Zeit für einen Snack Es geht nicht nur um‘s Essen

Zeit, sich zu verabschieden

Bilderbücher

Buchempfehlungen

Anfängerliteratur für konkrete Denker

Repetitive Sprachgeschichten

Machen Sie das Lesen zum Vergnügen

Freude am Lesen wecken und unterstützen

Sagen Sie, was Sie meinen – meinen Sie, was Sie sagen

Das Buch zum Film

Vorsicht vor Redewendungen

Nach Redewendungen angeln

Partikelverben

Homophone

Lernkarten: Vor- und Nachteile

Trampolinspaß

Schimpfwörter

Fast so einfach wie 1−2−3

Dokumentieren Sie die Entwicklung Ihres Kindes

Kreuzworträtselspaß

Dinge „außerhalb der Reichweite“ animieren zum Fragenstellen

Der „Redestock“

Ich sehe was, was du nicht siehst

Sprache und Bewegung

Im Kino

Tag und Nacht

Kommunikationsziele für einen individuellen Bildungsplan (IEP)

Reduzieren Sie die Prüfungsangst Ihrer Schüler*innen

Helfen Sie Gleichaltrigen, Sprachschwierigkeiten zu verstehen

Warum wir sprechen

Fragen stellen und Kommentare abgeben

Warum sollte man Fragen stellen?

Warum sollte man Kommentare abgeben?

Fragen stellen

Kommentare abgeben

Komplimente machen

Die vier Schritte der Kommunikation

3 Verhalten

Suchen Sie nach sensorischen Besonderheiten und Problemen

Stellen Sie keine Vermutungen an

Bauen Sie ein funktionierendes Kommunikationssystem auf

Verhalten hat eine Ursache

Ihr eigenes Verhalten ist Teil einer „Gleichung“

Stärken und Schwächen

Fragen Sie nicht nach dem Grund

Was wir bei Fehlverhalten „übersehen“

Verhalten und Persönlichkeit: Berücksichtigen Sie beides

Disziplin durch Zusammenarbeit

Lernen mit Konsequenzen

„Ich bin wütend!“

Zeichensprache: Nicht nur beim Fußball

Das Positive hervorheben

Errichten Sie eine visuelle Barriere

Zweistufige Umleitung

Angst vor der Toilette = Angst vor der Dunkelheit

Resistentes/vermeidendes Verhalten

Feindseliges oder aggressives Verhalten

Notfallplan für „Ausraster“

Wie eine Eskalation vermieden werden kann

Die Vorteile von Mitschüler*innen und Zwei-Minuten-Warnungen

Flexibilität erforderlich

Lustige Tipps zur Förderung des flexiblen Denkens

Erinnerungsbücher und Fotoreiseberichte

Hilfe für das Kind, das sich selbst beißt

Bitte Sitzenbleiben

Die sanfte Art der Kritik

Der Streit ist vorbei

Ich höre dich − und diese Diskussion ist vorbei

Ein Tokensystem

Richtlinien für die Einführung eines Tokensystems

Absprachen und Verträge

Verstärker richtig einsetzen

Die Nachbarn loben

Saisonale Interessen das ganze Jahr über

Geschwister-Geheimcode

„Ich kann nicht“-Zeitkapsel

Proaktion versus Reaktion

Mehr zum Begutachten von Verhalten

Weitere unterstützende Verhaltensweisen

Bitte nur die Fakten

Es war ein guter Tag

4 Im Alltag

Wahlmöglichkeiten

Gewinnen ist nicht alles

Noch einen Moment?

Kompetenzentwicklung durch Spiele

Nur zu − kritzeln an der Wand

Trennungsangst erleichtern

So klappt es mit dem Haarschnitt

Tipps für zögerliche Haarwäscher*innen

Nägel schneiden

Probier doch mal

Hilfreiche Modifizierungen beim Essen

Eng gesteckte Essensvorlieben

Kochgemeinschaften für eine spezielle Ernährungsweise

Hilfe für widerwillige Zähneputzer*innen

Zahnbehandlung ohne Drama

Schnitte, Kratzer und blaue Flecken

Vorbereitung auf den Krankenhausbesuch

Hilfe bei Schniefnasen

Toilettentraining

Nutzung öffentlicher Toiletten

Adaptive Bekleidungsverschlüsse

Ausflüge

Schlagfertige Antworten

Restaurantbesuch im Autismus-Stil

Umzug in eine neue Umgebung

Vorsicht mit Chemikalien

Wenn Mama oder Papa verreisen

Anprobe für besondere Anlässe

Umarmen oder nicht umarmen

Gemeinsame Geschwisterzeit

Auch die Geschwister brauchen Aufmerksamkeit

Die Zeitung: Fenster zur Welt

So sehen fröhliche Geburtstage aus

Der Geburtstagskuchen

Ungewöhnliche Geschenke für ungewöhnliche Kinder

Geschenketikette

Rahmen Sie es ein

Autismus-Sicherheit

Sicherheit im Garten

Sicherheit zu Hause für Fluchtkünstler*innen und Akrobat*innen

Wenn Ihr Kind nicht schlafen kann

Entspannen durch Atemübungen

Dem autistischen Kind den Tod erklären

Verändern Sie immer nur eine Sache auf einmal

Wenn es schwer fällt, Pillen zu schlucken

Sprühvitamine

Allergene und Ohrinfektionen

Medikamente: Informieren Sie sich gründlich

Starten Sie eine Autismus-Leserunde

So viele Bücher, so wenig Zeit

Ich kann das selbst − die Kita-Zeit

Ich kann immer mehr selbst tun − wenn Kinder älter werden

Ich kann schon eine Menge Dinge selbst machen − das ältere Kind

Du kannst es selbst − das widerwillige Kind

Ein autistisches Kind ins Erwachsenenalter begleiten

5 Sozial denken, sozial sein

Soziale Kompetenzen

Gemeinsam gerichtete Aufmerksamkeit

Sozialgeschichten

Bitten Sie Ihr Kind, Sie zu unterrichten

Einen Bezug zur Außenwelt aufbauen

Freundschaften mit jüngeren Kindern

Empfehlung für die Entwicklung von Spielfähigkeiten

Von Freund zu Freund

Interaktionen auf dem Spielplatz erleichtern

Erster in der Reihe − aus gutem Grund

Selbstgemachtes Brettspiel

Brettspielanpassungen

Ist das Spielzeug oder kann das weg?

Meins! Meins! Meins!

Zusammenarbeit spielerisch lehren

Zusammenarbeit durch Essen lehren

Theory of Mind-Fähigkeiten

Perspektivübernahme

Emotionen verstehen

Emotionen erkennen

Intensität der Emotionen vermitteln

Gefühle von Handlungen unterscheiden

Der Ton macht die Musik

Umgang mit Wut

Wir schaffen das!

Das ist Privatsache

Ich brauche eine Pause

Wenn es schwer fällt, sich zu entschuldigen

Ist das fair?

Angemessener Protest

Ich sage voraus, dass

Andere um Hilfe bitten

Ehrlichkeit durch Vorbild lehren

Alle machen Fehler

Was heißt eigentlich „normal“?

6 Lehrer*innen und Schüler*innen

Alle Kinder sollen profitieren

Respektieren Sie das Kind

Versetzen Sie sich in meine Lage

Nachforschungen jenseits des Offensichtlichen

Vermeiden Sie es, Regelkonformität zu lehren

Ausgewiesene Lehrkraft

Kleine Gruppe versus große Gruppe

Spielen Sie nach den Interessen Ihres Kindes

Shreks Sozialkarte

Sichtschutz hilft bei der Fokussierung

Stehtisch

Müde Hände

Warm-up für die Arbeit im Klassenzimmer

Houston, wir haben kein Problem mit Übergängen

Die Brücke zum Morgenkreis

So klappt der Sitzkreis

Integrative Spielgruppen

Bereit oder nicht − ich komme!

Ab in die Schule? Planen Sie im Voraus

Anfänge und Abschlüsse

Der „Das-mache-ich-später“-Korb

Kulturell und sozial denken

Kooperationsfähigkeiten

Auswahl eines Mediziners oder einer Fachkraft

Auswahl eines Bildungsprogramms

Überprüfen Sie die Tests

Sicherheit im Schulbus

Schwierigkeiten bei der auditiven Verarbeitung

Feuerwehrübung − roter Alarm

Eine Fertigkeit nach der anderen unterrichten

Papierblendung reduzieren

Die Augen weit geöffnet

Partizipationspläne

Vermittlung von Konzentrationsfähigkeit

Hinweisreize oder Hilfestellungen?

Effektive Hilfestellungen

Arten der Hilfestellung

Sind das Lehrmöglichkeiten?

Gemeinsames Spiel

Pause und Planung

Auswahl einer PC-Schrift

Was ist heute in der Schule passiert?

Neue Themen für das Kind mit eingeschränkten Interessen

Das Lerndreieck

Bringen Sie die Natur nach drinnen

Lieben Sie Ihr Klassenzimmer

Unordnung reduzieren

Reduzieren Sie die Neonbeleuchtung

Das gesamte Klassenzimmer

Aussagekräftige Wanddekorationen

Zuerst-Dann statt Wenn-Dann

Zeit sichtbar machen

Programmanpassungen und- modifikationen

Umgang mit Hausaufgaben

Angemessene IEP-Ziele

Unklarheiten beseitigen

Pädagogische Fachkräfte

Hilfe für Vertretungslehrer*innen

Rechte der Lehrer*innen in Bezug auf sonderpädagogische Unterstützung

Ausgebildetes Personal

Peer-Power

Kunsttherapie

Kunst für das fotoorientierte Kind

Schülerlehrer*in für einen Tag

Farbspaziergang

Phonische Wanderung

Ja/Nein-Sprachspiel

Wie heißen die Klassenkamerad*innen?

Foto-Erinnerungen

Verbinden Sie Spaß mit dem Notwendigen

Kognitive Konzeptbildung

Wir gehen auf die Jagd nach dem „A“

Wie lautet dein Name?

Spieglein, Spieglein

Unterrichtserfolg

Ist es okay, vorbeizukommen?

Was bei Schüler*innen mit diagnostiziertem Asperger-Syndrom beachtet werden sollte

Wann, wann, wann?

Übung macht den Meister

Das richtige Schreibzeug

Einfache Sportarten und Sportanpassungen

Ein Dreirad mit anderem Namen

Akklimatisierung im Hinblick auf Gruppenarbeit

Eine Kurzanleitung für erfolgreiche Inklusion

Ausdauer bändigen

Kind ständig in Bewegung

Nimm es auseinander

Nieder mit den Aufmunterungssprüchen

Nieder mit dem Niedermachen

Präferenzen für die individualisierte Lernumgebung/das Lernumfeld

Die Lücke zwischen Schularbeit und „dem realen Leben“ schließen

Individuelle Interessen nutzen, um mathematische Fähigkeiten zu fördern

Mathematik kinästhetisch lehren

Weitere mathematische Tricks

Rechtschreibung kinästhetisch lehren

Mein Bericht für die Lehrkraft

Der Sommer ist vorbei: Vorbereitungen für den Schulbeginn

Die effektive Interessenvertretung

Mediation

Stellen Sie wichtige Fragen

Positive Partnerschaften entwickeln und pflegen

Literatur

Die Autorinnen

Die Übersetzer*innen

Vorwort zur deutschsprachigen Übersetzung

Vor etwa zwei Jahren trat Frau Winkler vom Lambertus-Verlag mit der Frage an uns heran, ob wir Interesse hätten, ein in den USA viel beachtetes und preisgekröntes Buch mit dem Titel 1001 Great Ideas for Teaching & Raising Children with Autism or Asperger’s ins Deutsche zu übersetzen.

Das Buch ist in erster Linie an Eltern autistischer Kinder und Lehrer*innen adressiert, die Schüler*innen aus dem Autismus-Spektrum in inklusiven oder Sonderklassen unterrichten. Darüber hinaus sollen ebenso Erzieher*innen, Heil- oder Sozialpädagog*innen, Heilerziehungspflege- oder therapeutische Kräfte, Psycholog*innen sowie andere Mitarbeiter*innen aus der außerschulischen Arbeit mit autistischen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen von der Schrift profitieren.

Verfasst wurde das Werk von zwei bekannten US-amerikanischen Autorinnen, Ellen Notbohm und Veronica Zysk, die sich vor allem in Nordamerika mit mehreren, insbesondere praxisbezogenen Schriften zum Thema Autismus und mit ihrem sozialpolitischen Engagement im Hinblick auf Unterstützungsmöglichkeiten und Inklusion autistischer Menschen einen Namen gemacht haben.

Zunächst waren wir bezüglich der Anfrage etwas zurückhaltend und skeptisch − ein Buch, das über 1000 Ideen für den Umgang mit autistischen Kindern enthält, ist so etwas überhaupt sinnvoll und hilfreich? Im ersten Moment hört sich das gut an, aber besteht nicht die Gefahr, dass mit einer solchen Schrift letztlich nur ein Sammelsurium an Ideen präsentiert wird, die möglicherweise losgelöst von Theoriebezügen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen einem eher konzeptionslosen, rezeptartigen Agieren oder Reagieren auf Verhaltensweisen autistischer Kinder Vorschub leisten?

Inspiriert durch das Vorwort von Temple Grandin, der wohl bekanntesten und profiliertesten Expertin in eigener Sache, wurden wir alsbald im Zuge unserer Sichtung der Schrift eines Besseren belehrt. Tatsächlich besteht das Werk aus einer unüberschaubaren Fülle an Ideen zum Umgang mit Autismus. Diese Ideensammlung ist unzweifelhaft einzigartig. Was uns aber ebenso beeindruckt hat, ist die Art ihrer Präsentation. Sie wird nämlich von einer positiven Grundhaltung fühlbar durchdrungen, welche das autistische Sein wertzuschätzen weiß. Das klingt modern und ist mit der traditionellen klinisch-pathologisierenden Sicht von Autismus schwer in Einklang zu bringen.

Bekanntlich befindet sich das Verständnis über Autismus derzeit im Wandel. So findet die Auffassung vieler autistischer Personen immer mehr Zuspruch, Autismus nicht als Krankheit zu sehen. Ebenso gilt Autismus nicht per se als eine Störung. Stattdessen wird auf eine Form menschlichen Seins verwiesen, die mit einer von Natur aus anders ausgerichteten Wahrnehmung, mit einem speziellen Denken, mit speziellen Fähigkeiten und Interessen einhergeht (vgl. dazu Theunissen 2016)1. Diese Erkenntnis wird durch neurowissenschaftliche Forschungen gestützt. Zudem hat sie richtungsweisende Konsequenzen für die Praxis: Anstatt den Autismus zu therapieren, sollten betroffene Personen in erster Linie unterstützt werden, mit ihrem Autismus zu leben.

Genau diesen Gedanken greifen auch Ellen Notbohm und Veronica Zysk auf. Denn viele ihrer Ideen stellen für autistische Kinder eine Art Lernhilfe für ein „Leben mit Autismus“ dar. Das soll durch die Unterstützung individueller Stärken, Fähigkeiten, Interessen oder Vorlieben erfolgen. Insofern kann die vorliegende Schrift im Lichte einer Stärken-Perspektive gesehen werden.

Gleichwohl werden aber auch Schwächen oder Probleme aufgegriffen, sodass eine einseitige Betrachtung von Autismus vermieden wird. Darauf hatte bereits Hans Asperger in seinen Erstbeschreibungen über autistische Jugendliche Wert gelegt (vgl. Theunissen 2018)2. Seine Ausführungen signalisieren, dass Autismus nicht nur im Hinblick auf Besonderheiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation, eingeschränkte repetitive Verhaltensmuster und Interessen, Auffälligkeiten in der Motorik und ein Bestreben nach Ordnung oder Aufrechterhaltung von Routine studiert werden sollte. Ebenso wichtig ist für ihn die Beachtung außergewöhnlicher Fähigkeiten, Gedächtnis- oder kognitiver Leistungen, eines atypischen Lernverhaltens sowie von Wahrnehmungsbesonderheiten. Diesem Fokus begegnen wir gleichfalls bei vielen Expert*innen in eigener Sache, die zumeist Besonderheiten in der Wahrnehmung als ein zentrales Merkmal von Autismus betrachten.

Darauf hat kürzlich die US-amerikanische Gesellschaft für Psychiatrie (APA) reagiert, indem sie in ihrem System DSM-5 zur Klassifikation psychischer Störungen unter dem Leitbegriff „Autismus-Spektrum-Störung“ Wahrnehmungsbesonderheiten (Hyper- oder Hyposensibilität) aufgenommen hat. Außerdem hat sie im DSM-5 die bisher im Vorläufersystem DSM IV ausgewiesenen und allgemein geläufigen Autismus-Bilder (z. B. frühkindlicher oder klassischer Autismus, Asperger-Syndrom, atypischer Autismus) aufgegeben und eingeebnet. Dieser Schritt ist der Erkenntnis geschuldet, dass es zwischen den bislang herausgestellten (konstruierten) Bildern über Autismus mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt.

Auf diese Erkenntnis haben wir im Rahmen unserer Übersetzung reagiert, indem wir anstelle der im Buch oftmals genutzten Zwei-Teilung des Personenkreises (children with autism & Asperger’s) oder des häufigen Wechsels an Parallelbezeichnungen (child on the autistic spectrum; child with autism; children on the spectrum; children with autism spectrum disorders) mit „autistischen Kindern“ oder „Schüler*innen aus dem Autismus-Spektrum“ eine einheitliche und zeitgemäße Begrifflichkeit verwenden. Damit folgen wir zugleich dem Wunsch vieler Betroffener und vor allem den Stimmen aus dem Lager der Selbstvertretungsorganisationen, die nicht nur den Störungsausweis („Kind mit Autismus-Spektrum-Störung“), sondern ebenso die Mensch-zuerst-Version (Kind mit Autismus) ablehnen. Beide Formulierungen werden nämlich der Wertschätzung des autistischen Seins nicht gerecht.

Bemerkenswert ist, dass auch in der vorliegenden Ideensammlung der Wahrnehmung und Sensomotorik autistischer Kinder besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, weshalb viele Anregungen einer für den alltäglichen Umgang relevanten sensorischen Integrations- oder Sinnestherapie unterbreitet werden. Der Begriff der Therapie wird dabei von den Autorinnen eher im pädagogischen Sinne als (unterrichtliche) Lernförderung oder Unterstützungsmöglichkeit in (häuslichen) Alltagssituationen benutzt. Insofern geht es nicht um eine Therapie im engeren Sinne unter einem bestimmten Setting. Andere Schwerpunkte beziehen sich auf Unterstützungsmöglichkeiten der sprachlichen Kommunikation, des Verhaltens in alltäglichen Lebens- und Unterrichtssituationen, des sozialen Denkens und der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie auf Erschließung und Entwicklungsmöglichkeiten von Interessen, Stärken und Begabungen autistischer Kinder.

Insgesamt betrachtet wird mit dieser Auswahl an Themen und entsprechenden Ideen an Förder-, Unterstützungs- und Entfaltungsmöglichkeiten das breite Spektrum autistischer Merkmale und Verhaltensweisen aufgegriffen. Dabei geht es Ellen Notbohm und Veronica Zysk keineswegs nur um Strategien, die einzig und allein eine Verhaltensbeeinflussung oder Verhaltensänderung eines autistischen Kindes intendieren. Das wird bereits von Temple Grandin in ihrem Vorwort positiv vermerkt und insbesondere an der Stelle deutlich, wo es um Interventionen bei herausfordernden Verhaltensweisen autistischer Kinder oder Schüler*innen geht. Gerade bei herausforderndem Verhalten (z. B. bei Feindseligkeiten, Fremdoder Autoaggressionen) konzentrieren sich die Ideen nicht nur auf verhaltenstherapeutisch gelagerte Strategien (Tokensystem, Verstärkertechniken o. Ä.), sondern es werden ebenso Veränderungsmöglichkeiten von Situationen oder von Verhaltensweisen der Bezugspersonen mit in den Blick genommen. Anders gesagt: Autistische und herausfordernde Verhaltensweisen werden stets im Kontext gesehen, das heißt, von Bedingungen und der Bezugswelt nicht losgelöst betrachtet. Daraus folgt eine Problemsicht, die die Funktion des herausfordernden Verhaltens im Rahmen von Situationen beachtet. In dem Zusammenhang ergibt sich eine augenfällige Nähe zum Konzept der Positiven Verhaltensunterstützung, das im Umgang mit herausforderndem Verhalten nachweislich als wirksam gilt (vgl. Theunissen 2018). Auch diese Nähe zur Positiven Verhaltensunterstützung ist ein Beleg dafür, dass sich die beiden Autorinnen mit ihrer beeindruckenden Schrift um eine wissenschaftlich fundierte und tragfähige Sammlung guter Ideen bemüht haben. Das ist für Bücher, die „nur“ Tipps für die Praxis geben, nicht selbstverständlich.

Daher gilt unser Lob und unsere Wertschätzung den Autorinnen, denen es gelungen ist, ein beeindruckendes, ausgesprochen vielseitiges und anregendes Werk vorgelegt zu haben, dessen Bedeutung als Fundgrube für den Umgang mit autistischen Kindern oder Schüler*innen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Abschließend sei erwähnt, dass wir um eine wortgetreue Übersetzung bemüht waren, um die Authentizität der Schrift zu wahren und insbesondere den Schreibstil der Autorinnen nicht zu verfälschen. Ferner wurden größtenteils die US-amerikanischen Quellenangaben berücksichtigt. Es gab jedoch auch Literatur- oder andere Quellenhinweise, die nur in Nordamerika bzw. im angloamerikanischen Sprachraum verfügbar waren. In dem Fall wurden von uns soweit möglich deutschsprachige Quellen mit vergleichbaren Inhalten oder Botschaften genannt.

Bekanntlich sind im Englischen mit Begriffen wie teacher oder student immer alle Geschlechter gemeint. Wir haben versucht, dem so weit wie möglich Rechnung zu tragen. Gleichwohl gab es Textstellen, wo es aus rein sprachlichen Gründen eleganter oder auch einfacher war, entweder nur die männliche oder die weibliche Form zu nutzen. In dem Fall sollten stets die nicht aufgeführten Geschlechter mitgedacht werden.

Bedanken möchten wir uns abschließend bei Ellen Notbohm und Veronica Zysk für ihre Genehmigung und Zustimmung unserer Übersetzung sowie beim Lambertus-Verlag, insbesondere bei Frau Winkler, für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.

Georg Theunissen, Freiburg und Halle im März 2019

Isabell Drescher, Halle im März 2019

1Theunissen, G. (Hg.): Autismus Verstehen. Innen- und Außensichtweisen, Stuttgart 2016, Kohlhammer.

2Theunissen, G.: Autismus und herausforderndes Verhalten. Praxisleitfaden für Positive Verhaltensunterstützung, 3. Aufl. Freiburg 2019, Lambertus.

Vorwort

Der Titel dieses Buches verspricht 1001 großartige Ideen, was an sich schon ein ehrgeiziges Vorhaben ist. Der Rückentext dieser zweiten Ausgabe kündigt 1800 an. Jeder, der in Autismusbüchern stöbert, mag sich fragen, wie zwei Autorinnen es schaffen, so viele Ideen zu sammeln und wie alle von ihnen „großartig“ sein können, doch dieses Buch hält, was es verspricht. Es ist vollgepackt mit hilfreichen Ideen, die Eltern und Lehrer*innen sofort nutzen können, um autistische Kinder zu fördern.

Während meiner Kindheit verwendeten meine Mutter und meine Lehrer*innen viele der in diesem ausgezeichneten Buch beschriebenen Methoden. Sie erkannten, dass, wenn es darum ging, ein Kind mit Autismus zu unterrichten, Kreativität, Geduld und Verständnis sowie eine unerschöpfliche Suche nach Ideen und Strategien, die für mich sinnvoll erschienen, der Schlüssel dazu waren, mir zu helfen, die unabhängige, erfolgreiche Person zu werden, die ich heute bin. Allerdings verlief mein Weg von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter nicht ohne Hindernisse, und ich möchte einige meiner Erfahrungen teilen, um zu zeigen, welchen Unterschied eine Vielfalt an Ideen im Leben eines Menschen macht.

Ich hatte das Glück, von Anfang an von einem unterstützenden Team von Erwachsenen umgeben zu sein. Eine ausgezeichnete Bildungsarbeit, die im Alter von zweieinhalb Jahren begann, war entscheidend für meinen Erfolg. Der wichtigste Aspekt meiner frühen Förderung und Unterstützung war, mein junges Gehirn „mit der Welt verbunden“ zu halten. Mein typischer Tag beinhaltete Logopädie, drei Mahlzeiten von Miss Manners (wo Tischmanieren erwartet wurden) und stundenlange Spiele mit meinem Kindermädchen. Ich durfte für eine Stunde nach dem Mittagessen mein repetitives, autistisches Verhalten ausleben, aber den Rest des Tages nahm ich an strukturierten Aktivitäten teil.

Ich war bis zum Alter von dreieinhalb Jahren nonverbal, aber auch nach dieser Zeit war die Logopädie ein sehr wichtiger Teil meiner Frühförderung. Als Erwachsene schnell und alltäglich mit mir sprachen, klangen ihre Worte wie Kauderwelsch, sodass ich natürlich nicht angemessen reagieren konnte. Ich hörte nur Vokallaute − Konsonanten fielen heraus. Aber wenn die Leute langsam und direkt zu mir sprachen, konnte ich sie verstehen. Mein Sprachlehrer sprach die harten konsonanten Klänge sorgfältig mit Worten wie „Becher“ oder „Hut“ aus, bis ich lernte, auf diese Art von Klängen zu hören und sie schließlich zu erkennen.

Spiele, bei denen man sich abwechseln musste, nahmen einen großen Teil meines Tages ein, bevor ich im Alter von fünf Jahren in die Vorschule ging. Anfangs war es für mich eine echte Herausforderung, sich mit anderen abzuwechseln. Aber tägliche Spiele und andere Aktivitäten haben mir das Konzept nähergebracht. Brettspiele wie Parcheesi und Halma gehörten zu meinen Lieblingsspielen. Um sie zu genießen, musste ich lernen, wann ich jeweils an der Reihe war.

Sich beim Spiel mit anderen abzuwechseln wurde mir auch mit Aktivitäten im Freien wie dem Bau eines Schneemanns beigebracht. Ich machte den unteren Ball, meine Schwester machte die Mitte und dann machte ich den Kopf. Mein Kindermädchen hatte eine Schachtel mit „Schneemann-Dekorationen“, die voller alter Hüte und Flaschendeckel war, aus denen man Augen und Nasen machen konnte. Wir mussten uns abwechseln und dem Schneemann diese Dinge auf den Kopf setzen. Ich musste auch lernen, in Nachbarschaftsspielen abwechselnd zu spielen, wie z. B. beim Seilhüpfen. Zwei Leute schwangen das große Seil, während eine Person sprang. Ich musste lernen, dass ich nicht die ganze Zeit der Springer sein konnte. Ich musste andere manchmal springen lassen, wenn ich an der Reihe war, das Seil zu schwingen. Das gleiche Prinzip wurde in der Konversation am Esstisch weiter verstärkt. Ich durfte über Dinge sprechen, die mich interessierten, aber mir wurde beigebracht, meiner Schwester und anderen zu erlauben, auch zu reden.

Das frühzeitige Erlernen dieser Konzepte half mir sehr als es an der Zeit war, die Grundschule zu besuchen. Dennoch glaube ich, dass die Struktur in der Klasse selbst meinem Lernstil besonders förderlich war. Es war ein altmodisches Klassenzimmer der 1950er Jahre mit nur zwölf oder dreizehn Schüler*innen pro Klasse, in dem alle ruhig an derselben Sache zur gleichen Zeit arbeiteten. Wenn ich in einem lauten, chaotischen Klassenzimmer mit dreißig Schüler*innen untergebracht worden wäre, wie es viele modernen Klassenzimmer sind, hätte ich mich vielleicht nicht so gut entwickelt.

Viele andere Faktoren trugen zu meinem Erfolg in der Grundschule bei, aber es gab zwei Aspekte, die mir am meisten geholfen haben. Zuerst informierten meine Lehrer meine Klassenkamerad*innen über meine Besonderheiten. Sie erklärten nicht nur die Art meiner Herausforderungen, sondern lehrten auch meine Mitschüler*innen, wie sie mir helfen könnten. Der zweite Schlüssel zu meinem Erfolg war die enge Zusammenarbeit zwischen meiner Mutter und meinen Lehrer*innen. Die Regeln für Verhalten und Disziplin waren zu Hause und in der Schule die gleichen. Wenn ich in der Schule einen Temperamentsausbruch hatte, durfte ich am Abend nicht fernsehen. Die Regeln waren sehr klar, und es gab keine Möglichkeit für mich, meine Mutter oder die Lehrer*innen zu manipulieren, um die Regeln oder die Konsequenzen zu ändern. Achten Sie darauf, zwischen einem Wutanfall (freiwillig) und einem „Ausraster“ (unfreiwillig, meist aufgrund von sensorischer Überlastung oder Übermüdung) zu unterscheiden. Wutanfälle rechtfertigen Konsequenzen, aber „Ausraster“ deuten in der Regel darauf hin, dass Anpassungen erforderlich sind.

Heutzutage sind Anpassungen und Änderungen im Klassenzimmer üblich und sogar gesetzlich vorgeschrieben.3 Therapeut*innen und pädagogische Hilfskräfte sind zu einem integralen Bestandteil der Individualized Education Programs (IEPs) geworden. Es gab keine zusätzlichen pädagogischen Mitarbeiter*innen in meiner Klasse, aber wenn ich in einer größeren Klasse gelernt hätte, wäre eine Hilfskraft unerlässlich gewesen.

Einige der häufigsten Anpassungen, die für autistische Schüler*innen notwendig sind, befassen sich mit sensorischen Herausforderungen, und dieses Buch behandelt dieses Thema ausführlich. Sensorische Probleme bei Autismus sind zwar von Person zu Person unterschiedlich, aber Probleme in diesen Bereichen können echte Schmerzen und schwere „Ausraster“ verursachen. Sensorische Probleme reichen von einer leichten Belästigung bis hin zu einer extremen Beeinträchtigung. Kinder können in einem oder allen dieser Bereiche eine akustische, visuelle und/oder taktile Hyper- oder Hyposensibilität aufweisen. Die taktile Sensibilität war eines meiner schlimmsten Probleme. Zum Beispiel konnte ich nicht ertragen, wenn ich umarmt wurde und Wollkleidung fühlte sich auf meiner Haut an wie Schleifpapier.

Wie bei vielen Kindern waren meine sensorischen Probleme nicht auf einen Sinn beschränkt. Als ich in der Grundschule war, schmerzte der Klang der Schulglocke wie ein Zahnarztbohrer, der einen Nerv traf. Es gibt einige Individuen, die eine so starke Geräuschsensitivität haben, dass sie öffentliche Orte wie Einkaufszentren und Supermärkte nicht ertragen können. Ein weiteres Problem bei diesen Orten ist das ständige Flackern der Neonbeleuchtung, das nur für Menschen sichtbar ist, die visuell sensibel sind. Blass gefärbte Brillen und Irlen-Brillengläser haben vielen Kindern geholfen, sensorische Überlastung zu vermeiden. Meines Wissens sind die effektivsten Farben helles Rosa, Lavendel, violettes und helles Braun.

Die visuelle Sensibilität kann zu Hause und in der Schule gleichermaßen überwältigend sein. Um eine starke Beleuchtung zu vermeiden ist es eine gute Idee, den Schreibtisch des Kindes vom Fenster wegzuschieben oder eine Lampe mit einer 100-Watt-Glühbirne daneben zu stellen. Verwenden Sie keine Kompaktleuchtstofflampen, da viele flackern. Bestimmte Arten von Computerbildschirmen können ebenso flackern. LCD-Bildschirme auf Laptops tun dies nicht, sodass gegebenenfalls ein Kind einen alten Laptop mit einer externen Tastatur und Maus anstelle der Schulcomputer verwenden kann. Selbst Papier kann optisch belastend sein. Wenn sich ein Kind beschwert, dass sich Wörter auf seinem Papier bewegen, versuchen Sie, die Arbeit des Kindes auf pastellfarbenem Papier zu drucken, um den Kontrast zu verringern. Lassen Sie das Kind die Farbe wählen.

In diesem Buch behandeln die Autorinnen folgende herausfordernden Bereiche − Sprache und Kommunikation, Verhalten, funktionale Fähigkeiten − und bieten unzählige weitere sensorische Ideen und Anpassungen. Besonders hilfreich fand ich die Abschnitte „Anpassungen zu Hause“ und „Anpassungen in der Schule“ auf S. 4648. Außerdem finden Sie viele gute Tipps zur Förderung einer gesunden Körperpflege. Allzu oft werden diese wichtigen Lektionen übersehen, bis das Kind älter ist und Hygieneprobleme deutlicher werden. Ich schätze es, dass die Autorinnen einen insgesamt gesunden Lebensstil hervorheben; das Thema zieht sich durch das ganze Buch. Viel Bewegung zu haben, hat mir als Kind sehr geholfen. Meine Mutter sagte immer zu mir: „Geh vor die Tür und lass die Energie raus.“ Die wissenschaftliche Forschung zeigt die zahlreichen neurologischen Vorteile von Bewegung, einschließlich der beruhigenden Wirkung, die sie auf den Menschen haben kann.

Es ist wichtig, in erster Linie die körperlichen Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen, um eine angenehme Umgebung zu schaffen, in der sie lernen können. Ein Kind, das Schmerzen oder Magen-Darm-Probleme hat, ist nicht in der Lage zu lernen und von Behandlungsmaßnahmen zu profitieren. Doch sobald diese Bedürfnisse erfüllt sind, ist es wichtig, Kindern zu helfen, ihre individuellen Talente und Stärken zu entwickeln – das kann man nicht genug betonen. Meine Stärke war das Zeichnen, das die Grundlage für mein Unternehmen im Bereich der Tierhaltungsplanung wurde. Meine Betreuer*innen und Pädagog*innen stellten mir Werkzeuge für den Einstieg zur Verfügung, wie z. B. ein Buch über perspektivisches Zeichnen und Kunstzubehör und halfen mir, meine Fähigkeiten durch konkrete Übungen zu erweitern und weiterhin positiv zu sein. Sie hatten diese „Wir-schaffen-das“-Haltung, die sich in diesem Buch widerspiegelt.

Wie viele andere autistische Kinder war ich auf bestimmte Themen fixiert und brauchte manchmal Anregungen, um neue Dinge auszuprobieren. Zum Beispiel zeichnete ich gerne Bilder von Pferden, aber eines Tages bat mich meine Mutter, einen Strand zu malen. Sie belohnte mich, indem sie mein Bild einrahmte. Die Autorinnen dieses Buches machen Hunderte von ähnlichen kreativen Vorschlägen, mit einem Kind zu arbeiten. Um die Interessengebiete der Kinder zu erweitern, müssen Lehrer*innen und Eltern den Kindern helfen, ihre besonderen Interessen zu Fähigkeiten zu entwickeln, die andere Menschen schätzen. Eine Karriere oder sogar ein Job, in dem Sie gut sind, kann Vertrauen, Unabhängigkeit und lebenslange Anerkennung ermöglichen.

Als ich dieses Buch las, überfluteten mich alte Bilder aus meiner Kindheit. So viel von der Weisheit dieses Buches ist zeitlos; einige Dinge funktionieren einfach, ob es 1950 oder 2010 ist. Unkomplizierte Spiele wie das Werfen von Steinen auf einem Teich waren einige meiner Lieblingsaktivitäten als Kind, und ich denke, sie können Teil der Erinnerungen anderer Kinder werden, wenn sie erwachsen sind.