Praxistipps für Eltern, pädagogische
und therapeutische Fachkräfte
Deutsch von Georg Theunissen und Isabell Drescher
Mit einem Vorwort von Temple Grandin
US-amerikanische Ausgabe © 2004, 2010, Ellen Notbohm, Veronica Zysk
Future Horizons
Titel der Originalausgabe:
1001 Great Ideas for Teaching & Raising Children with Autism or Asperger‘s/Ellen Notbohm [and] Veronica Zysk [Rev. and exp. 2nd ed.]
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© 2020, Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau
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Umschlaggestaltung: Nathalie Kupfermann, Bollschweil
Umschlagbild: Gee Vero
Druck: medienhaus PLUMP, Rheinbreitbach
ISBN 978-3-7841-3062-0
ISBN eBook 978-3-7841-3063-7
Jeder Autor, der die Herausforderung annimmt, ein Buch mit 1001 Ideen (oder in dieser Ausgabe fast 2000 und natürlich alle gut) herauszubringen, weiß, dass es sich um ein Gemeinschaftswerk handeln muss. Wir sind all den herausragenden Persönlichkeiten verpflichtet, die unser Leben und unser Buch mit ihrem Fachwissen, ihrer Haltung „Ich kann es und ich werde es schaffen“ und ihrer Hingabe an autistische Kinder und die weitere Welt, die wir alle teilen, bereichert haben. Durch dieses Buch sind wir nur Vermittlerinnen für ihre kollektive Weisheit und jahrelangen Bemühungen im Namen unzähliger Kinder aus dem Autismus-Spektrum.
Die Spuren so vieler außergewöhnlicher Pädagog*innen, Therapeut*innen, Eltern und Freunde sind überall in diesem Buch zu finden. Um nur einige zu nennen: Greg Jones, Mary Schunk, Julianne Barker, Veda Nomura, Nola Shirley, Lucy Courtney, Diane Larson, Sharon Martine, Marcia Wirsig, Jackie Druck, Terry Clifford, Annie Westfall, Sarah Spella, Robin Jensen, Jean Motley, Arielle Bernstein, Emily Polanshek und Lacee Jones.
Wir danken den vielen Autismus-Profis, deren Arbeit in uns einen Fundus an Ideen weckte, von dessen Existenz wir nicht einmal wussten. Vielen Dank an Temple Grandin, David Freschi, Michelle Garcia Winner, Marge Blanc, Jim Ball, Linda Hodgdon und Lindsey Biel für die Weitergabe ihres Wissens und ihrer Expertise auf eine Weise, die sie sich vielleicht gar nicht vorstellen konnten.
Besonderer Dank gilt wie immer unserem Verleger und Freund Wayne Gilpin und unserer Redaktionsleiterin Kelly Gilpin. Wir freuen uns über eure unermüdliche Begeisterung für alle unsere Projekte.
An unsere verehrten Eltern, ob sie nun körperlich oder im Geiste bei uns sind, eure Gegenwart ist der sichere Hafen, der uns den Mut gibt, etwas zu wagen, die Abenteuer, die jenseits unserer Komfortzone liegen, zu entdecken und ein Beispiel für andere zu geben. Euer Einfluss wird täglich spürbar und verstärkt sich im Laufe der Zeit.
Die bedeutenden anderen Menschen in unserem Leben − ob Ehemann, Kinder oder Freunde − gaben uns 150 Prozent Unterstützung für unsere Bemühungen, alle unsere Bücher zu produzieren. Es kann unangenehm sein, wenn man seine eigenen Erfahrungen und Fehler unter die Lupe nimmt und sie waren für uns als Cheerleader, Vertraute, Zuhörer und Kritiker da. Ihr macht uns sprachlos − und das obwohl wir Wortschmiede sind − wenn es darum geht auszudrücken, wie wichtig ihr uns seid.
Wir feiern jeden autistischen Menschen, der in unser Leben getreten ist und erhöhen unser Verständnis und unsere Wertschätzung für ihren Mut, ihre einzigartigen Fähigkeiten und ihre Individualität.
ELLEN NOTBOHM
VERONICA ZYSK
Danksagungen
Vorwort zur deutschsprachigen Übersetzung
Vorwort
Vorwort der Autorinnen
1 Sensorische Integration
Auswahl der richtigen sensorischen Aktivitäten
Zwölf Warnzeichen für sensorische Überlastung
Fünfzig Wege, um Ihr Kind in Bewegung zu bringen
Die Natur genießen
Das Outdoor-Armband
Sommerspaß, Winterspaß
Bringen Sie die Natur ins Spiel
Sandkasten
Weitere Aktivitäten mit Sand
Die nicht ganz so klitzekleine Spinne
Was man alles mit einem leeren Kühlschrankkarton machen kann
Sensorische Aktivitäten im Bad
Wasser zieht an!
Fingermalerei
Taktiler Essspaß
Beiß rein! − Rezepte für essbaren Ton
Rollen
Schwingen oder Drehen
Grobmotorische Aktivitäten
Nachahmungs- und Bewegungsspiele
Kinderfreundliche Kontaktspiele
Feinmotorische Aktivitäten
Passende Stifte zum Malen
Spielzeugkorb für Fidget Toys
Selbstgemachte Fidget Toys
Haarbbb-üü-rr-sss-tt-ee?
Oral-motorische Aktivitäten
Ballonspaß
Spaß mit Seifenblasen
Der Boden ist so hart!
Sehen und Vorstellungskraft
Anpassungen zu Hause
Anpassungen in der Schule
Überlebensgroß
Figur-Grund-Erkennung
Sensorische „Überlebenspakete“
Selbstregulation lehren
Umgang mit schmerzhaften Geräuschen
Kopfhörer und Ohrstöpsel − Pro und Contra
Auf Zehen gehen
Was ist das für ein komischer Geruch?
Wussten Sie schon …?
Riechst du, was ich rieche?
Das hat Gewicht!
Der menschliche Hamburger
Eingewickelt
Versteck
Bean Bags
Komfort steht an erster Stelle (wenn es um Kleidung geht)
Bekleidungspräferenzen − auch von innen
Mehr zur Kleidung
Schlaf drüber
Schlaftipps auf Reisen
Vor der Party
„Sinnesfutter“ bei niedrigem Erregungslevel
Der Unterschied zwischen Bedürfnissen und Belohnungen
Praktisches Lernen
Druckinputs für die Arbeit am Schreibtisch
Bitte Sitzenbleiben!
Ihr könnt euch jetzt frei bewegen
Umgang mit „Stimming“ im Klassenzimmer
Sensorische Ziele im Rahmen des Individuellen Bildungsplans (IEP)
Dieser Schulgeruch …
Die anderen „Klassenzimmer“ Ihres Kindes
Gefährlich, unangebracht oder einfach nur nervig?
2 Kommunikation und Sprache
Neugierde, Interesse zeigen und nachfragen
Umgekehrt fragen
Fünf wichtige Worte: „Ich bin für dich da.“
Hört das Kind, was Sie hören?
Das Wichtigste zuerst: Die Aufmerksamkeit des Kindes wecken
Ins kalte Wasser springen
Fehlende Wörter ergänzen
Wenn die Sprache klemmt
Acht Stufen, mit denen autistische Kinder ihre Worte finden
Mehr als einzelne Wörter
Keine Angst vor kurzzeitigen Aussetzern
Visuelle Strategien
Erstellen eines visuellen Zeitplans
Vor der Verwendung des visuellen Zeitplans
Wann ist ein visueller Zeitplan angebracht?
Visuelle Krücken?
Anpassung der Sprachunterstützung an den Lernstil des Kindes
Tipps zur Verwendung des visuellen Zeitplans
Expressiv oder rezeptiv?
Technologie für Kommunikation ist mehr als eine PC-Tastatur
Die Umwelt beeinflusst die Sprachentwicklung
Pflege einer sprachreichen Umgebung
Die Zwei-Minuten-Regel für Gespräche
Die Zwei-Sekunden-Pause vor Antworten
Zeit für einen Snack Es geht nicht nur um‘s Essen
Zeit, sich zu verabschieden
Bilderbücher
Buchempfehlungen
Anfängerliteratur für konkrete Denker
Repetitive Sprachgeschichten
Machen Sie das Lesen zum Vergnügen
Freude am Lesen wecken und unterstützen
Sagen Sie, was Sie meinen – meinen Sie, was Sie sagen
Das Buch zum Film
Vorsicht vor Redewendungen
Nach Redewendungen angeln
Partikelverben
Homophone
Lernkarten: Vor- und Nachteile
Trampolinspaß
Schimpfwörter
Fast so einfach wie 1−2−3
Dokumentieren Sie die Entwicklung Ihres Kindes
Kreuzworträtselspaß
Dinge „außerhalb der Reichweite“ animieren zum Fragenstellen
Der „Redestock“
Ich sehe was, was du nicht siehst
Sprache und Bewegung
Im Kino
Tag und Nacht
Kommunikationsziele für einen individuellen Bildungsplan (IEP)
Reduzieren Sie die Prüfungsangst Ihrer Schüler*innen
Helfen Sie Gleichaltrigen, Sprachschwierigkeiten zu verstehen
Warum wir sprechen
Fragen stellen und Kommentare abgeben
Warum sollte man Fragen stellen?
Warum sollte man Kommentare abgeben?
Fragen stellen
Kommentare abgeben
Komplimente machen
Die vier Schritte der Kommunikation
3 Verhalten
Suchen Sie nach sensorischen Besonderheiten und Problemen
Stellen Sie keine Vermutungen an
Bauen Sie ein funktionierendes Kommunikationssystem auf
Verhalten hat eine Ursache
Ihr eigenes Verhalten ist Teil einer „Gleichung“
Stärken und Schwächen
Fragen Sie nicht nach dem Grund
Was wir bei Fehlverhalten „übersehen“
Verhalten und Persönlichkeit: Berücksichtigen Sie beides
Disziplin durch Zusammenarbeit
Lernen mit Konsequenzen
„Ich bin wütend!“
Zeichensprache: Nicht nur beim Fußball
Das Positive hervorheben
Errichten Sie eine visuelle Barriere
Zweistufige Umleitung
Angst vor der Toilette = Angst vor der Dunkelheit
Resistentes/vermeidendes Verhalten
Feindseliges oder aggressives Verhalten
Notfallplan für „Ausraster“
Wie eine Eskalation vermieden werden kann
Die Vorteile von Mitschüler*innen und Zwei-Minuten-Warnungen
Flexibilität erforderlich
Lustige Tipps zur Förderung des flexiblen Denkens
Erinnerungsbücher und Fotoreiseberichte
Hilfe für das Kind, das sich selbst beißt
Bitte Sitzenbleiben
Die sanfte Art der Kritik
Der Streit ist vorbei
Ich höre dich − und diese Diskussion ist vorbei
Ein Tokensystem
Richtlinien für die Einführung eines Tokensystems
Absprachen und Verträge
Verstärker richtig einsetzen
Die Nachbarn loben
Saisonale Interessen das ganze Jahr über
Geschwister-Geheimcode
„Ich kann nicht“-Zeitkapsel
Proaktion versus Reaktion
Mehr zum Begutachten von Verhalten
Weitere unterstützende Verhaltensweisen
Bitte nur die Fakten
Es war ein guter Tag
4 Im Alltag
Wahlmöglichkeiten
Gewinnen ist nicht alles
Noch einen Moment?
Kompetenzentwicklung durch Spiele
Nur zu − kritzeln an der Wand
Trennungsangst erleichtern
So klappt es mit dem Haarschnitt
Tipps für zögerliche Haarwäscher*innen
Nägel schneiden
Probier doch mal
Hilfreiche Modifizierungen beim Essen
Eng gesteckte Essensvorlieben
Kochgemeinschaften für eine spezielle Ernährungsweise
Hilfe für widerwillige Zähneputzer*innen
Zahnbehandlung ohne Drama
Schnitte, Kratzer und blaue Flecken
Vorbereitung auf den Krankenhausbesuch
Hilfe bei Schniefnasen
Toilettentraining
Nutzung öffentlicher Toiletten
Adaptive Bekleidungsverschlüsse
Ausflüge
Schlagfertige Antworten
Restaurantbesuch im Autismus-Stil
Umzug in eine neue Umgebung
Vorsicht mit Chemikalien
Wenn Mama oder Papa verreisen
Anprobe für besondere Anlässe
Umarmen oder nicht umarmen
Gemeinsame Geschwisterzeit
Auch die Geschwister brauchen Aufmerksamkeit
Die Zeitung: Fenster zur Welt
So sehen fröhliche Geburtstage aus
Der Geburtstagskuchen
Ungewöhnliche Geschenke für ungewöhnliche Kinder
Geschenketikette
Rahmen Sie es ein
Autismus-Sicherheit
Sicherheit im Garten
Sicherheit zu Hause für Fluchtkünstler*innen und Akrobat*innen
Wenn Ihr Kind nicht schlafen kann
Entspannen durch Atemübungen
Dem autistischen Kind den Tod erklären
Verändern Sie immer nur eine Sache auf einmal
Wenn es schwer fällt, Pillen zu schlucken
Sprühvitamine
Allergene und Ohrinfektionen
Medikamente: Informieren Sie sich gründlich
Starten Sie eine Autismus-Leserunde
So viele Bücher, so wenig Zeit
Ich kann das selbst − die Kita-Zeit
Ich kann immer mehr selbst tun − wenn Kinder älter werden
Ich kann schon eine Menge Dinge selbst machen − das ältere Kind
Du kannst es selbst − das widerwillige Kind
Ein autistisches Kind ins Erwachsenenalter begleiten
5 Sozial denken, sozial sein
Soziale Kompetenzen
Gemeinsam gerichtete Aufmerksamkeit
Sozialgeschichten
Bitten Sie Ihr Kind, Sie zu unterrichten
Einen Bezug zur Außenwelt aufbauen
Freundschaften mit jüngeren Kindern
Empfehlung für die Entwicklung von Spielfähigkeiten
Von Freund zu Freund
Interaktionen auf dem Spielplatz erleichtern
Erster in der Reihe − aus gutem Grund
Selbstgemachtes Brettspiel
Brettspielanpassungen
Ist das Spielzeug oder kann das weg?
Meins! Meins! Meins!
Zusammenarbeit spielerisch lehren
Zusammenarbeit durch Essen lehren
Theory of Mind-Fähigkeiten
Perspektivübernahme
Emotionen verstehen
Emotionen erkennen
Intensität der Emotionen vermitteln
Gefühle von Handlungen unterscheiden
Der Ton macht die Musik
Umgang mit Wut
Wir schaffen das!
Das ist Privatsache
Ich brauche eine Pause
Wenn es schwer fällt, sich zu entschuldigen
Ist das fair?
Angemessener Protest
Ich sage voraus, dass
Andere um Hilfe bitten
Ehrlichkeit durch Vorbild lehren
Alle machen Fehler
Was heißt eigentlich „normal“?
6 Lehrer*innen und Schüler*innen
Alle Kinder sollen profitieren
Respektieren Sie das Kind
Versetzen Sie sich in meine Lage
Nachforschungen jenseits des Offensichtlichen
Vermeiden Sie es, Regelkonformität zu lehren
Ausgewiesene Lehrkraft
Kleine Gruppe versus große Gruppe
Spielen Sie nach den Interessen Ihres Kindes
Shreks Sozialkarte
Sichtschutz hilft bei der Fokussierung
Stehtisch
Müde Hände
Warm-up für die Arbeit im Klassenzimmer
Houston, wir haben kein Problem mit Übergängen
Die Brücke zum Morgenkreis
So klappt der Sitzkreis
Integrative Spielgruppen
Bereit oder nicht − ich komme!
Ab in die Schule? Planen Sie im Voraus
Anfänge und Abschlüsse
Der „Das-mache-ich-später“-Korb
Kulturell und sozial denken
Kooperationsfähigkeiten
Auswahl eines Mediziners oder einer Fachkraft
Auswahl eines Bildungsprogramms
Überprüfen Sie die Tests
Sicherheit im Schulbus
Schwierigkeiten bei der auditiven Verarbeitung
Feuerwehrübung − roter Alarm
Eine Fertigkeit nach der anderen unterrichten
Papierblendung reduzieren
Die Augen weit geöffnet
Partizipationspläne
Vermittlung von Konzentrationsfähigkeit
Hinweisreize oder Hilfestellungen?
Effektive Hilfestellungen
Arten der Hilfestellung
Sind das Lehrmöglichkeiten?
Gemeinsames Spiel
Pause und Planung
Auswahl einer PC-Schrift
Was ist heute in der Schule passiert?
Neue Themen für das Kind mit eingeschränkten Interessen
Das Lerndreieck
Bringen Sie die Natur nach drinnen
Lieben Sie Ihr Klassenzimmer
Unordnung reduzieren
Reduzieren Sie die Neonbeleuchtung
Das gesamte Klassenzimmer
Aussagekräftige Wanddekorationen
Zuerst-Dann statt Wenn-Dann
Zeit sichtbar machen
Programmanpassungen und- modifikationen
Umgang mit Hausaufgaben
Angemessene IEP-Ziele
Unklarheiten beseitigen
Pädagogische Fachkräfte
Hilfe für Vertretungslehrer*innen
Rechte der Lehrer*innen in Bezug auf sonderpädagogische Unterstützung
Ausgebildetes Personal
Peer-Power
Kunsttherapie
Kunst für das fotoorientierte Kind
Schülerlehrer*in für einen Tag
Farbspaziergang
Phonische Wanderung
Ja/Nein-Sprachspiel
Wie heißen die Klassenkamerad*innen?
Foto-Erinnerungen
Verbinden Sie Spaß mit dem Notwendigen
Kognitive Konzeptbildung
Wir gehen auf die Jagd nach dem „A“
Wie lautet dein Name?
Spieglein, Spieglein
Unterrichtserfolg
Ist es okay, vorbeizukommen?
Was bei Schüler*innen mit diagnostiziertem Asperger-Syndrom beachtet werden sollte
Wann, wann, wann?
Übung macht den Meister
Das richtige Schreibzeug
Einfache Sportarten und Sportanpassungen
Ein Dreirad mit anderem Namen
Akklimatisierung im Hinblick auf Gruppenarbeit
Eine Kurzanleitung für erfolgreiche Inklusion
Ausdauer bändigen
Kind ständig in Bewegung
Nimm es auseinander
Nieder mit den Aufmunterungssprüchen
Nieder mit dem Niedermachen
Präferenzen für die individualisierte Lernumgebung/das Lernumfeld
Die Lücke zwischen Schularbeit und „dem realen Leben“ schließen
Individuelle Interessen nutzen, um mathematische Fähigkeiten zu fördern
Mathematik kinästhetisch lehren
Weitere mathematische Tricks
Rechtschreibung kinästhetisch lehren
Mein Bericht für die Lehrkraft
Der Sommer ist vorbei: Vorbereitungen für den Schulbeginn
Die effektive Interessenvertretung
Mediation
Stellen Sie wichtige Fragen
Positive Partnerschaften entwickeln und pflegen
Literatur
Die Autorinnen
Die Übersetzer*innen
Vor etwa zwei Jahren trat Frau Winkler vom Lambertus-Verlag mit der Frage an uns heran, ob wir Interesse hätten, ein in den USA viel beachtetes und preisgekröntes Buch mit dem Titel 1001 Great Ideas for Teaching & Raising Children with Autism or Asperger’s ins Deutsche zu übersetzen.
Das Buch ist in erster Linie an Eltern autistischer Kinder und Lehrer*innen adressiert, die Schüler*innen aus dem Autismus-Spektrum in inklusiven oder Sonderklassen unterrichten. Darüber hinaus sollen ebenso Erzieher*innen, Heil- oder Sozialpädagog*innen, Heilerziehungspflege- oder therapeutische Kräfte, Psycholog*innen sowie andere Mitarbeiter*innen aus der außerschulischen Arbeit mit autistischen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen von der Schrift profitieren.
Verfasst wurde das Werk von zwei bekannten US-amerikanischen Autorinnen, Ellen Notbohm und Veronica Zysk, die sich vor allem in Nordamerika mit mehreren, insbesondere praxisbezogenen Schriften zum Thema Autismus und mit ihrem sozialpolitischen Engagement im Hinblick auf Unterstützungsmöglichkeiten und Inklusion autistischer Menschen einen Namen gemacht haben.
Zunächst waren wir bezüglich der Anfrage etwas zurückhaltend und skeptisch − ein Buch, das über 1000 Ideen für den Umgang mit autistischen Kindern enthält, ist so etwas überhaupt sinnvoll und hilfreich? Im ersten Moment hört sich das gut an, aber besteht nicht die Gefahr, dass mit einer solchen Schrift letztlich nur ein Sammelsurium an Ideen präsentiert wird, die möglicherweise losgelöst von Theoriebezügen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen einem eher konzeptionslosen, rezeptartigen Agieren oder Reagieren auf Verhaltensweisen autistischer Kinder Vorschub leisten?
Inspiriert durch das Vorwort von Temple Grandin, der wohl bekanntesten und profiliertesten Expertin in eigener Sache, wurden wir alsbald im Zuge unserer Sichtung der Schrift eines Besseren belehrt. Tatsächlich besteht das Werk aus einer unüberschaubaren Fülle an Ideen zum Umgang mit Autismus. Diese Ideensammlung ist unzweifelhaft einzigartig. Was uns aber ebenso beeindruckt hat, ist die Art ihrer Präsentation. Sie wird nämlich von einer positiven Grundhaltung fühlbar durchdrungen, welche das autistische Sein wertzuschätzen weiß. Das klingt modern und ist mit der traditionellen klinisch-pathologisierenden Sicht von Autismus schwer in Einklang zu bringen.
Bekanntlich befindet sich das Verständnis über Autismus derzeit im Wandel. So findet die Auffassung vieler autistischer Personen immer mehr Zuspruch, Autismus nicht als Krankheit zu sehen. Ebenso gilt Autismus nicht per se als eine Störung. Stattdessen wird auf eine Form menschlichen Seins verwiesen, die mit einer von Natur aus anders ausgerichteten Wahrnehmung, mit einem speziellen Denken, mit speziellen Fähigkeiten und Interessen einhergeht (vgl. dazu Theunissen 2016)1. Diese Erkenntnis wird durch neurowissenschaftliche Forschungen gestützt. Zudem hat sie richtungsweisende Konsequenzen für die Praxis: Anstatt den Autismus zu therapieren, sollten betroffene Personen in erster Linie unterstützt werden, mit ihrem Autismus zu leben.
Genau diesen Gedanken greifen auch Ellen Notbohm und Veronica Zysk auf. Denn viele ihrer Ideen stellen für autistische Kinder eine Art Lernhilfe für ein „Leben mit Autismus“ dar. Das soll durch die Unterstützung individueller Stärken, Fähigkeiten, Interessen oder Vorlieben erfolgen. Insofern kann die vorliegende Schrift im Lichte einer Stärken-Perspektive gesehen werden.
Gleichwohl werden aber auch Schwächen oder Probleme aufgegriffen, sodass eine einseitige Betrachtung von Autismus vermieden wird. Darauf hatte bereits Hans Asperger in seinen Erstbeschreibungen über autistische Jugendliche Wert gelegt (vgl. Theunissen 2018)2. Seine Ausführungen signalisieren, dass Autismus nicht nur im Hinblick auf Besonderheiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation, eingeschränkte repetitive Verhaltensmuster und Interessen, Auffälligkeiten in der Motorik und ein Bestreben nach Ordnung oder Aufrechterhaltung von Routine studiert werden sollte. Ebenso wichtig ist für ihn die Beachtung außergewöhnlicher Fähigkeiten, Gedächtnis- oder kognitiver Leistungen, eines atypischen Lernverhaltens sowie von Wahrnehmungsbesonderheiten. Diesem Fokus begegnen wir gleichfalls bei vielen Expert*innen in eigener Sache, die zumeist Besonderheiten in der Wahrnehmung als ein zentrales Merkmal von Autismus betrachten.
Darauf hat kürzlich die US-amerikanische Gesellschaft für Psychiatrie (APA) reagiert, indem sie in ihrem System DSM-5 zur Klassifikation psychischer Störungen unter dem Leitbegriff „Autismus-Spektrum-Störung“ Wahrnehmungsbesonderheiten (Hyper- oder Hyposensibilität) aufgenommen hat. Außerdem hat sie im DSM-5 die bisher im Vorläufersystem DSM IV ausgewiesenen und allgemein geläufigen Autismus-Bilder (z. B. frühkindlicher oder klassischer Autismus, Asperger-Syndrom, atypischer Autismus) aufgegeben und eingeebnet. Dieser Schritt ist der Erkenntnis geschuldet, dass es zwischen den bislang herausgestellten (konstruierten) Bildern über Autismus mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt.
Auf diese Erkenntnis haben wir im Rahmen unserer Übersetzung reagiert, indem wir anstelle der im Buch oftmals genutzten Zwei-Teilung des Personenkreises (children with autism & Asperger’s) oder des häufigen Wechsels an Parallelbezeichnungen (child on the autistic spectrum; child with autism; children on the spectrum; children with autism spectrum disorders) mit „autistischen Kindern“ oder „Schüler*innen aus dem Autismus-Spektrum“ eine einheitliche und zeitgemäße Begrifflichkeit verwenden. Damit folgen wir zugleich dem Wunsch vieler Betroffener und vor allem den Stimmen aus dem Lager der Selbstvertretungsorganisationen, die nicht nur den Störungsausweis („Kind mit Autismus-Spektrum-Störung“), sondern ebenso die Mensch-zuerst-Version (Kind mit Autismus) ablehnen. Beide Formulierungen werden nämlich der Wertschätzung des autistischen Seins nicht gerecht.
Bemerkenswert ist, dass auch in der vorliegenden Ideensammlung der Wahrnehmung und Sensomotorik autistischer Kinder besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, weshalb viele Anregungen einer für den alltäglichen Umgang relevanten sensorischen Integrations- oder Sinnestherapie unterbreitet werden. Der Begriff der Therapie wird dabei von den Autorinnen eher im pädagogischen Sinne als (unterrichtliche) Lernförderung oder Unterstützungsmöglichkeit in (häuslichen) Alltagssituationen benutzt. Insofern geht es nicht um eine Therapie im engeren Sinne unter einem bestimmten Setting. Andere Schwerpunkte beziehen sich auf Unterstützungsmöglichkeiten der sprachlichen Kommunikation, des Verhaltens in alltäglichen Lebens- und Unterrichtssituationen, des sozialen Denkens und der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie auf Erschließung und Entwicklungsmöglichkeiten von Interessen, Stärken und Begabungen autistischer Kinder.
Insgesamt betrachtet wird mit dieser Auswahl an Themen und entsprechenden Ideen an Förder-, Unterstützungs- und Entfaltungsmöglichkeiten das breite Spektrum autistischer Merkmale und Verhaltensweisen aufgegriffen. Dabei geht es Ellen Notbohm und Veronica Zysk keineswegs nur um Strategien, die einzig und allein eine Verhaltensbeeinflussung oder Verhaltensänderung eines autistischen Kindes intendieren. Das wird bereits von Temple Grandin in ihrem Vorwort positiv vermerkt und insbesondere an der Stelle deutlich, wo es um Interventionen bei herausfordernden Verhaltensweisen autistischer Kinder oder Schüler*innen geht. Gerade bei herausforderndem Verhalten (z. B. bei Feindseligkeiten, Fremdoder Autoaggressionen) konzentrieren sich die Ideen nicht nur auf verhaltenstherapeutisch gelagerte Strategien (Tokensystem, Verstärkertechniken o. Ä.), sondern es werden ebenso Veränderungsmöglichkeiten von Situationen oder von Verhaltensweisen der Bezugspersonen mit in den Blick genommen. Anders gesagt: Autistische und herausfordernde Verhaltensweisen werden stets im Kontext gesehen, das heißt, von Bedingungen und der Bezugswelt nicht losgelöst betrachtet. Daraus folgt eine Problemsicht, die die Funktion des herausfordernden Verhaltens im Rahmen von Situationen beachtet. In dem Zusammenhang ergibt sich eine augenfällige Nähe zum Konzept der Positiven Verhaltensunterstützung, das im Umgang mit herausforderndem Verhalten nachweislich als wirksam gilt (vgl. Theunissen 2018). Auch diese Nähe zur Positiven Verhaltensunterstützung ist ein Beleg dafür, dass sich die beiden Autorinnen mit ihrer beeindruckenden Schrift um eine wissenschaftlich fundierte und tragfähige Sammlung guter Ideen bemüht haben. Das ist für Bücher, die „nur“ Tipps für die Praxis geben, nicht selbstverständlich.
Daher gilt unser Lob und unsere Wertschätzung den Autorinnen, denen es gelungen ist, ein beeindruckendes, ausgesprochen vielseitiges und anregendes Werk vorgelegt zu haben, dessen Bedeutung als Fundgrube für den Umgang mit autistischen Kindern oder Schüler*innen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Abschließend sei erwähnt, dass wir um eine wortgetreue Übersetzung bemüht waren, um die Authentizität der Schrift zu wahren und insbesondere den Schreibstil der Autorinnen nicht zu verfälschen. Ferner wurden größtenteils die US-amerikanischen Quellenangaben berücksichtigt. Es gab jedoch auch Literatur- oder andere Quellenhinweise, die nur in Nordamerika bzw. im angloamerikanischen Sprachraum verfügbar waren. In dem Fall wurden von uns soweit möglich deutschsprachige Quellen mit vergleichbaren Inhalten oder Botschaften genannt.
Bekanntlich sind im Englischen mit Begriffen wie teacher oder student immer alle Geschlechter gemeint. Wir haben versucht, dem so weit wie möglich Rechnung zu tragen. Gleichwohl gab es Textstellen, wo es aus rein sprachlichen Gründen eleganter oder auch einfacher war, entweder nur die männliche oder die weibliche Form zu nutzen. In dem Fall sollten stets die nicht aufgeführten Geschlechter mitgedacht werden.
Bedanken möchten wir uns abschließend bei Ellen Notbohm und Veronica Zysk für ihre Genehmigung und Zustimmung unserer Übersetzung sowie beim Lambertus-Verlag, insbesondere bei Frau Winkler, für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Georg Theunissen, Freiburg und Halle im März 2019
Isabell Drescher, Halle im März 2019
1Theunissen, G. (Hg.): Autismus Verstehen. Innen- und Außensichtweisen, Stuttgart 2016, Kohlhammer.
2Theunissen, G.: Autismus und herausforderndes Verhalten. Praxisleitfaden für Positive Verhaltensunterstützung, 3. Aufl. Freiburg 2019, Lambertus.
Der Titel dieses Buches verspricht 1001 großartige Ideen, was an sich schon ein ehrgeiziges Vorhaben ist. Der Rückentext dieser zweiten Ausgabe kündigt 1800 an. Jeder, der in Autismusbüchern stöbert, mag sich fragen, wie zwei Autorinnen es schaffen, so viele Ideen zu sammeln und wie alle von ihnen „großartig“ sein können, doch dieses Buch hält, was es verspricht. Es ist vollgepackt mit hilfreichen Ideen, die Eltern und Lehrer*innen sofort nutzen können, um autistische Kinder zu fördern.
Während meiner Kindheit verwendeten meine Mutter und meine Lehrer*innen viele der in diesem ausgezeichneten Buch beschriebenen Methoden. Sie erkannten, dass, wenn es darum ging, ein Kind mit Autismus zu unterrichten, Kreativität, Geduld und Verständnis sowie eine unerschöpfliche Suche nach Ideen und Strategien, die für mich sinnvoll erschienen, der Schlüssel dazu waren, mir zu helfen, die unabhängige, erfolgreiche Person zu werden, die ich heute bin. Allerdings verlief mein Weg von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter nicht ohne Hindernisse, und ich möchte einige meiner Erfahrungen teilen, um zu zeigen, welchen Unterschied eine Vielfalt an Ideen im Leben eines Menschen macht.
Ich hatte das Glück, von Anfang an von einem unterstützenden Team von Erwachsenen umgeben zu sein. Eine ausgezeichnete Bildungsarbeit, die im Alter von zweieinhalb Jahren begann, war entscheidend für meinen Erfolg. Der wichtigste Aspekt meiner frühen Förderung und Unterstützung war, mein junges Gehirn „mit der Welt verbunden“ zu halten. Mein typischer Tag beinhaltete Logopädie, drei Mahlzeiten von Miss Manners (wo Tischmanieren erwartet wurden) und stundenlange Spiele mit meinem Kindermädchen. Ich durfte für eine Stunde nach dem Mittagessen mein repetitives, autistisches Verhalten ausleben, aber den Rest des Tages nahm ich an strukturierten Aktivitäten teil.
Ich war bis zum Alter von dreieinhalb Jahren nonverbal, aber auch nach dieser Zeit war die Logopädie ein sehr wichtiger Teil meiner Frühförderung. Als Erwachsene schnell und alltäglich mit mir sprachen, klangen ihre Worte wie Kauderwelsch, sodass ich natürlich nicht angemessen reagieren konnte. Ich hörte nur Vokallaute − Konsonanten fielen heraus. Aber wenn die Leute langsam und direkt zu mir sprachen, konnte ich sie verstehen. Mein Sprachlehrer sprach die harten konsonanten Klänge sorgfältig mit Worten wie „Becher“ oder „Hut“ aus, bis ich lernte, auf diese Art von Klängen zu hören und sie schließlich zu erkennen.
Spiele, bei denen man sich abwechseln musste, nahmen einen großen Teil meines Tages ein, bevor ich im Alter von fünf Jahren in die Vorschule ging. Anfangs war es für mich eine echte Herausforderung, sich mit anderen abzuwechseln. Aber tägliche Spiele und andere Aktivitäten haben mir das Konzept nähergebracht. Brettspiele wie Parcheesi und Halma gehörten zu meinen Lieblingsspielen. Um sie zu genießen, musste ich lernen, wann ich jeweils an der Reihe war.
Sich beim Spiel mit anderen abzuwechseln wurde mir auch mit Aktivitäten im Freien wie dem Bau eines Schneemanns beigebracht. Ich machte den unteren Ball, meine Schwester machte die Mitte und dann machte ich den Kopf. Mein Kindermädchen hatte eine Schachtel mit „Schneemann-Dekorationen“, die voller alter Hüte und Flaschendeckel war, aus denen man Augen und Nasen machen konnte. Wir mussten uns abwechseln und dem Schneemann diese Dinge auf den Kopf setzen. Ich musste auch lernen, in Nachbarschaftsspielen abwechselnd zu spielen, wie z. B. beim Seilhüpfen. Zwei Leute schwangen das große Seil, während eine Person sprang. Ich musste lernen, dass ich nicht die ganze Zeit der Springer sein konnte. Ich musste andere manchmal springen lassen, wenn ich an der Reihe war, das Seil zu schwingen. Das gleiche Prinzip wurde in der Konversation am Esstisch weiter verstärkt. Ich durfte über Dinge sprechen, die mich interessierten, aber mir wurde beigebracht, meiner Schwester und anderen zu erlauben, auch zu reden.
Das frühzeitige Erlernen dieser Konzepte half mir sehr als es an der Zeit war, die Grundschule zu besuchen. Dennoch glaube ich, dass die Struktur in der Klasse selbst meinem Lernstil besonders förderlich war. Es war ein altmodisches Klassenzimmer der 1950er Jahre mit nur zwölf oder dreizehn Schüler*innen pro Klasse, in dem alle ruhig an derselben Sache zur gleichen Zeit arbeiteten. Wenn ich in einem lauten, chaotischen Klassenzimmer mit dreißig Schüler*innen untergebracht worden wäre, wie es viele modernen Klassenzimmer sind, hätte ich mich vielleicht nicht so gut entwickelt.
Viele andere Faktoren trugen zu meinem Erfolg in der Grundschule bei, aber es gab zwei Aspekte, die mir am meisten geholfen haben. Zuerst informierten meine Lehrer meine Klassenkamerad*innen über meine Besonderheiten. Sie erklärten nicht nur die Art meiner Herausforderungen, sondern lehrten auch meine Mitschüler*innen, wie sie mir helfen könnten. Der zweite Schlüssel zu meinem Erfolg war die enge Zusammenarbeit zwischen meiner Mutter und meinen Lehrer*innen. Die Regeln für Verhalten und Disziplin waren zu Hause und in der Schule die gleichen. Wenn ich in der Schule einen Temperamentsausbruch hatte, durfte ich am Abend nicht fernsehen. Die Regeln waren sehr klar, und es gab keine Möglichkeit für mich, meine Mutter oder die Lehrer*innen zu manipulieren, um die Regeln oder die Konsequenzen zu ändern. Achten Sie darauf, zwischen einem Wutanfall (freiwillig) und einem „Ausraster“ (unfreiwillig, meist aufgrund von sensorischer Überlastung oder Übermüdung) zu unterscheiden. Wutanfälle rechtfertigen Konsequenzen, aber „Ausraster“ deuten in der Regel darauf hin, dass Anpassungen erforderlich sind.
Heutzutage sind Anpassungen und Änderungen im Klassenzimmer üblich und sogar gesetzlich vorgeschrieben.3 Therapeut*innen und pädagogische Hilfskräfte sind zu einem integralen Bestandteil der Individualized Education Programs (IEPs) geworden. Es gab keine zusätzlichen pädagogischen Mitarbeiter*innen in meiner Klasse, aber wenn ich in einer größeren Klasse gelernt hätte, wäre eine Hilfskraft unerlässlich gewesen.
Einige der häufigsten Anpassungen, die für autistische Schüler*innen notwendig sind, befassen sich mit sensorischen Herausforderungen, und dieses Buch behandelt dieses Thema ausführlich. Sensorische Probleme bei Autismus sind zwar von Person zu Person unterschiedlich, aber Probleme in diesen Bereichen können echte Schmerzen und schwere „Ausraster“ verursachen. Sensorische Probleme reichen von einer leichten Belästigung bis hin zu einer extremen Beeinträchtigung. Kinder können in einem oder allen dieser Bereiche eine akustische, visuelle und/oder taktile Hyper- oder Hyposensibilität aufweisen. Die taktile Sensibilität war eines meiner schlimmsten Probleme. Zum Beispiel konnte ich nicht ertragen, wenn ich umarmt wurde und Wollkleidung fühlte sich auf meiner Haut an wie Schleifpapier.
Wie bei vielen Kindern waren meine sensorischen Probleme nicht auf einen Sinn beschränkt. Als ich in der Grundschule war, schmerzte der Klang der Schulglocke wie ein Zahnarztbohrer, der einen Nerv traf. Es gibt einige Individuen, die eine so starke Geräuschsensitivität haben, dass sie öffentliche Orte wie Einkaufszentren und Supermärkte nicht ertragen können. Ein weiteres Problem bei diesen Orten ist das ständige Flackern der Neonbeleuchtung, das nur für Menschen sichtbar ist, die visuell sensibel sind. Blass gefärbte Brillen und Irlen-Brillengläser haben vielen Kindern geholfen, sensorische Überlastung zu vermeiden. Meines Wissens sind die effektivsten Farben helles Rosa, Lavendel, violettes und helles Braun.
Die visuelle Sensibilität kann zu Hause und in der Schule gleichermaßen überwältigend sein. Um eine starke Beleuchtung zu vermeiden ist es eine gute Idee, den Schreibtisch des Kindes vom Fenster wegzuschieben oder eine Lampe mit einer 100-Watt-Glühbirne daneben zu stellen. Verwenden Sie keine Kompaktleuchtstofflampen, da viele flackern. Bestimmte Arten von Computerbildschirmen können ebenso flackern. LCD-Bildschirme auf Laptops tun dies nicht, sodass gegebenenfalls ein Kind einen alten Laptop mit einer externen Tastatur und Maus anstelle der Schulcomputer verwenden kann. Selbst Papier kann optisch belastend sein. Wenn sich ein Kind beschwert, dass sich Wörter auf seinem Papier bewegen, versuchen Sie, die Arbeit des Kindes auf pastellfarbenem Papier zu drucken, um den Kontrast zu verringern. Lassen Sie das Kind die Farbe wählen.
In diesem Buch behandeln die Autorinnen folgende herausfordernden Bereiche − Sprache und Kommunikation, Verhalten, funktionale Fähigkeiten − und bieten unzählige weitere sensorische Ideen und Anpassungen. Besonders hilfreich fand ich die Abschnitte „Anpassungen zu Hause“ und „Anpassungen in der Schule“ auf S. 46–48. Außerdem finden Sie viele gute Tipps zur Förderung einer gesunden Körperpflege. Allzu oft werden diese wichtigen Lektionen übersehen, bis das Kind älter ist und Hygieneprobleme deutlicher werden. Ich schätze es, dass die Autorinnen einen insgesamt gesunden Lebensstil hervorheben; das Thema zieht sich durch das ganze Buch. Viel Bewegung zu haben, hat mir als Kind sehr geholfen. Meine Mutter sagte immer zu mir: „Geh vor die Tür und lass die Energie raus.“ Die wissenschaftliche Forschung zeigt die zahlreichen neurologischen Vorteile von Bewegung, einschließlich der beruhigenden Wirkung, die sie auf den Menschen haben kann.
Es ist wichtig, in erster Linie die körperlichen Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen, um eine angenehme Umgebung zu schaffen, in der sie lernen können. Ein Kind, das Schmerzen oder Magen-Darm-Probleme hat, ist nicht in der Lage zu lernen und von Behandlungsmaßnahmen zu profitieren. Doch sobald diese Bedürfnisse erfüllt sind, ist es wichtig, Kindern zu helfen, ihre individuellen Talente und Stärken zu entwickeln – das kann man nicht genug betonen. Meine Stärke war das Zeichnen, das die Grundlage für mein Unternehmen im Bereich der Tierhaltungsplanung wurde. Meine Betreuer*innen und Pädagog*innen stellten mir Werkzeuge für den Einstieg zur Verfügung, wie z. B. ein Buch über perspektivisches Zeichnen und Kunstzubehör und halfen mir, meine Fähigkeiten durch konkrete Übungen zu erweitern und weiterhin positiv zu sein. Sie hatten diese „Wir-schaffen-das“-Haltung, die sich in diesem Buch widerspiegelt.
Wie viele andere autistische Kinder war ich auf bestimmte Themen fixiert und brauchte manchmal Anregungen, um neue Dinge auszuprobieren. Zum Beispiel zeichnete ich gerne Bilder von Pferden, aber eines Tages bat mich meine Mutter, einen Strand zu malen. Sie belohnte mich, indem sie mein Bild einrahmte. Die Autorinnen dieses Buches machen Hunderte von ähnlichen kreativen Vorschlägen, mit einem Kind zu arbeiten. Um die Interessengebiete der Kinder zu erweitern, müssen Lehrer*innen und Eltern den Kindern helfen, ihre besonderen Interessen zu Fähigkeiten zu entwickeln, die andere Menschen schätzen. Eine Karriere oder sogar ein Job, in dem Sie gut sind, kann Vertrauen, Unabhängigkeit und lebenslange Anerkennung ermöglichen.
Als ich dieses Buch las, überfluteten mich alte Bilder aus meiner Kindheit. So viel von der Weisheit dieses Buches ist zeitlos; einige Dinge funktionieren einfach, ob es 1950 oder 2010 ist. Unkomplizierte Spiele wie das Werfen von Steinen auf einem Teich waren einige meiner Lieblingsaktivitäten als Kind, und ich denke, sie können Teil der Erinnerungen anderer Kinder werden, wenn sie erwachsen sind.