Die Autorin

Ally Crowe wurde 1993 in Hessen geboren und ist für ihr Wirtschaftsinformatikstudium nach Leipzig gezogen. Ihre Inspiration zieht sie aus allem, was sie in ihrem Alltag umgibt, weswegen sie nie ohne Notizbuch das Haus verlässt. Sie liest sich quer durch alle Genres, schreibt jedoch am liebsten New Adult und Fantasy. Während sie Welten kreiert und Figuren erschafft, sind Musik und Kaffee ihre treusten Begleiter. Außerdem hat sie ein Faible für Videospiele, Dreiecke und spricht Sarkasmus fließend.

Das Buch

Den Umzug ins kleine Städtchen Auburn Falls hat Jade dringend gebraucht. Alles, was sie will, ist, den schrecklichen Unfall und die schmerzhafte Trennung von ihrem Freund hinter sich zu lassen. Um den quälenden Erinnerungen zu entfliehen, arbeitet sie hart an ihrem Traum, als Illustratorin durchzustarten. Als sie Elijah kennenlernt, den attraktiven Jurastudenten mit den eisblauen Augen, weckt er Gefühle in ihr, die sie eigentlich nicht gebrauchen kann. Ihr Herz scheint noch nicht bereit für eine neue Liebe. Die beiden verbindet jedoch ihre gemeinsame Leidenschaft für Videospiele, und bei einer Runde Mario Kart fliegen nicht nur auf dem Bildschirm gewaltig die Funken. Es kommt zu einem heißen Kuss, doch die Schatten der Vergangenheit holen Jade ein. Und sie ahnt nicht, dass auch Elijah mit seinen eigenen Dämonen kämpft. Game on oder Game over – hat ihre Liebe eine Chance?

Ally Crowe

Ready, Set, Love

Roman

Forever by Ullstein
forever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever
Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH,
Berlin August 2021 (1)
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®
Autorenfoto: © privat
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ISBN 978-3-95818-638-5

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Widmung

Für die liebsten Menschen in meinem Leben.
Danke, dass ihr an mich glaubt.

Kapitel 1 

Jade


Meine Hände glitten durch meine frisch gefärbten blauen Haare, als ich die Blicke einiger Menschen bemerkte, die an mir vorbeiliefen. Vielleicht lag es weniger an den Haaren. Vielleicht lag es eher daran, dass ich seit einer halben Ewigkeit vor der Tür meiner neuen Wohnung stand und mich nicht überwinden konnte, hineinzugehen.

Verdammt, so schwer war das nicht. Aber für mich bedeutete es den Beginn von etwas Neuem. Ich sollte mich freuen. Ich sollte euphorisch sein, meine ungeliebte Heimat Dales endlich hinter mir gelassen zu haben. Sollte akzeptieren, dass Dean kein Teil meines Lebens mehr war.

Ich war hier, weil ich es wollte. Weil ich einen Neuanfang brauchte. Und weil meine Eltern im Halbernst damit gedroht hatten, mich rauszuwerfen, wenn ich meine Zeit weiterhin in Dales verschwendete. Zumindest hoffte ich, dass Mom ihre Drohung nicht wahr gemacht hätte.

»Ist bei dir alles in Ordnung?«

Ich zuckte zusammen, und mein Schlüssel fiel mit einem Klirren zu Boden. Rasch beugte ich mich hinab und hob ihn auf, ehe ich hochsah. Vor mir stand eine Frau in meinem Alter mit moosgrünen Augen. Sie zwirbelte eine Strähne ihres langen schwarzen Haares um einen Finger und musterte mich mit einem Ausdruck, der mir sagte, dass ich absolut zu ihrer Unterhaltung beitrug.

»Sehe ich nicht so aus?«, erwiderte ich und lachte unsicher, während sich meine Hand fester um den Schlüssel schloss.

»Du stehst seit genau sieben Minuten und fünfzig Sekunden vor der Tür und siehst aus, als würdest du jeden Moment in Ohnmacht fallen.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Jetzt sind es acht Minuten.«

Möglicherweise sollte ich es bedenklich finden, dass sie mich eine ganze Weile beobachtet hatte. Erst recht, da ich mir nicht erklären konnte, wo sie gestanden hatte. Aber ehrlich gesagt war es mir in dem Moment egal. Wie hatte ich es geschafft, gleich bei der ersten Person, die ich traf, superseltsam rüberzukommen?

»Großartig«, murmelte ich und seufzte.

Statt erneut zu lachen, legte sie mir locker eine Hand auf die Schulter, was für sie beneidenswert einfach war. Immerhin überragte sie mich um fast einen Kopf und hatte sich in ihrem Leben wahrscheinlich noch nie nach einem viel zu hohen Küchenschrank strecken müssen. Ihr amüsierter Blick wurde weicher. »Mach dir keine Gedanken. Erster Tag?«

»Jupp. Ich schätze, ich bin nur nervös.« Was für eine Untertreibung. Am liebsten wäre ich aus dem Wohnheim geflohen und so lange gerannt, bis meine Beine brannten. Nicht, dass das meinen ersten Eindruck verbessern würde.

»Also deine Mitbewohnerin ist super«, sagte sie und zwinkerte mir zu. »Zumindest eine.«

Ich konnte aus ihrer Mimik nicht ablesen, ob sie es ernst meinte, denn das Schmunzeln hatte sich wieder auf ihre Lippen geschlichen. Noch bevor ich mich entschieden hatte, ob ich nachfragen sollte oder nicht, lagen beide Hände auf meinen Schultern. Ganz sachte drehte sie mich, sodass ich der Tür erneut gegenüberstand, die ich mittlerweile im Schlaf zeichnen könnte. Diese schlammbraune Farbe würde mich noch in meinen Albträumen verfolgen.

Ehe ich die Nerven verlor und aus dem Wohnheim stürmen würde, schloss ich auf und wurde von einem hellen Flur begrüßt. Ich griff nach meinem kleinen Koffer und zog ihn hinter mir her.

Rechts von mir stand ein Esstisch, um den drei Stühle verteilt waren, während sich an der Wand entlang die Küchenzeile offenbarte. Im Vergleich zu dem riesigen Raum in dem Bed and Breakfast, das meine Eltern führten, kam sie mir winzig vor. Eigentlich wäre die Küche daheim nur für die Zubereitung des Frühstücks auch zu groß, aber Mom liebte es, zu kochen, und bekochte auch die Gäste, wenn sie es wollten. Die Küche in der obersten Etage, dem Teil des Hauses, den wir bewohnten, war allerdings auch nicht viel größer.

Hier musste ich wenigstens keine Angst haben, dass Gäste zu den unterschiedlichsten Zeiten klingelten, weil ihnen die Kissen nicht weich genug waren. An der gegenüberliegenden Seite, dort wo das Licht durch die Fenster hereindrang, standen eine Couch und ein Sessel sowie ein kleiner Fernseher.

Noch während ich den ersten Eindruck auf mich wirken ließ, ließ die Fremde die Tür schwungvoll ins Schloss fallen. Sie schob sich an mir vorbei, streifte im Gehen ihre Turnschuhe und ihre Jacke ab und hastete an der Küche vorbei in eines der Zimmer. Verdutzt sah ich ihr nach, bis mir klar wurde, wieso sie mich überhaupt angesprochen hatte.

Kopfschüttelnd zog ich meine Sandalen aus und stellte sie auf das kleines Schuhregal, während ich das Loch suchte, in dem ich mich verkriechen konnte. Im hellen Boden tat sich keines auf, stattdessen fiel mein Blick auf zwei Jacken, die viel zu dick aussahen, als dass man sie im August in Oregon tragen sollte. Immerhin waren es an der Westküste über fünfundzwanzig Grad.

Ich ließ meinen Koffer stehen und machte einige Schritte durch die Wohnung. Mit ein Grund, wieso ich mich für die Auburn-Falls-University entschieden hatte, waren die Einzelzimmer mit dem gemeinsamen Wohnraum. Den hatte meine neue Mitbewohnerin anscheinend schon für sich beansprucht, denn auf dem Couchtisch lagen kreuz und quer einige Zeitschriften. Nein, keine Zeitschriften. Comics. Black Panther. Catwoman. Captain Marvel. Poison Ivy.

»Sorry, dass ich dich beim Starren gestört habe, aber ich konnte echt nicht länger warten«, sagte meine neue Mitbewohnerin, als sie aus dem Zimmer kam, das dem Wasserrauschen zufolge das Bad war.

»Kein Thema. Ich hätte da wahrscheinlich noch eine Weile gestanden«, erwiderte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. »Ich bin Jade Irving.«

»Avery Forbes, stets zu Diensten«, antwortete sie mit einem Lächeln, das mich stark zweifeln ließ, wer hier wem zu Diensten war.

»Sind das deine?« Ich hielt einen Comic in die Höhe, und sie nickte.

»Mir hat keiner gesagt, dass du heute kommst. Sonst hätte ich sie eventuell weggeräumt.« Sie zuckte mit den Schultern. Eventuell auch nicht. »Unsere dritte Mitbewohnerin ist noch nicht hier.«

Damit hatte sie meine Frage beantwortet, ehe ich sie stellen konnte.

»Willst du erst mal auspacken? Dann würde ich mich noch mal aufs Ohr legen.« Wie zur Bekräftigung ihrer Worte stieß sie ein herzhaftes Gähnen aus und rieb sich über die Augen. »Weck mich, wenn du fertig bist, dann führ ich dich rum.«

Ohne auf meine Antwort zu warten, drehte sie sich um und verschwand in dem Raum rechts vom Wohnzimmer. Durch die angelehnte Tür erklang ein dumpfer Laut, als wäre sie mit dem Gesicht voran auf das Bett gefallen.

Ich wandte mich meinem eigenen Zimmer zu, das auf der anderen Seite der Wohnecke lag. Zumindest stimmte die Zahl auf der Tür mit der auf meinem Wohnheimschlüssel überein.

Es war kleiner als das Wohnzimmer, bot aber genug Platz für einen Schreibtisch, ein Bett, einen Kleiderschrank und ein Regal, das irgendwer an der Seite mit bunten Punkten und Klecksen verziert hatte. Vermutlich Nagellack, inspiriert von Jackson Pollock.

Vorsichtig ließ ich meinen Rucksack auf das Bett gleiten. Immerhin beherbergte er meinen wertvollsten Besitz: meine über alles geliebte French Press, die mich durch unzählige Nächte gebracht hatte. Anschließend räumte ich meine Kleidung säuberlich in den Schrank, sodass selbst meine ältere Schwester Garnet stolz auf mich gewesen wäre.

Allerdings war ein ordentlicher Kleiderschrank bei aktuell drei Pullovern, fünf T-Shirts, vier Hosen und etwas Unterwäsche auch keine Kunst.

Einige ausgewählte Art Books meiner Lieblingskünstlerin CAT und diverse Graphic Novels fanden sich kurze Zeit später neben meinem uralten Gameboy in dem Regal wieder. Nachdem ich mein Grafiktablet vorsichtig auf dem Schreibtisch abgelegt hatte, sah ich mich im Zimmer um und stellte fest, dass es immer noch trostlos aussah und auch die bunte Regalwand es nicht besser machte. Ich war für Deko nicht so zu begeistern wie Garnet, doch selbst mir war klar, dass eine Lichterkette, ein paar ausgedruckte Bilder und einige Kerzen helfen würden. Und noch ein paar Kissen, ergänzte ich, nachdem ich das Bett bezogen und mich darauf fallen gelassen hatte. Definitiv mehr Kissen. Selbst Draculas Sarg war besser gepolstert.

Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah hoch zur Decke, an der eine schlichte weiße Lampe hing, deren Halterung nicht den Eindruck erweckte, meine College-Zeit durchzuhalten.

Jetzt war ich also hier. In Auburn Falls. Nicht mit Dean in New York. Meine Brust zog sich zusammen, und als ich die Augen schloss, sah ich sein Gesicht ganz deutlich vor mir. Das Leuchten seiner Augen, während wir oben auf dem Empire State Building standen und die Welt zu unseren Füßen lag. Ich hörte sein Lachen, seine Stimme, als er dort allen verkündete, dass wir eines Tages zurückkehren würden.

Fühlte er sich frei, jetzt, da ich endlich weg war?

Die Vibration meines Handys, begleitet von einem leisen Pling, riss mich aus meinen Gedanken, und ich atmete tief ein. Sapphire hatte in unsere Schwesterngruppe geschrieben, die nur so langweilig pragmatisch hieß, weil Garnet bei Schere, Stein, Papier gewonnen hatte. Ich war nach wie vor der Meinung, dass Sapphs Vorschlag Die unbesiegbaren Powersisters um Welten besser war.

Hey, Schwesterherz, bist du endlich da?

Ich fand es bemerkenswert, wie man ihre unendliche Ungeduld selbst an dieser einen Zeile Text herauslesen konnte. Fast so bemerkenswert wie die Tatsache, dass sie ein verdammt gutes Timing hatte.

Jupp, tippte ich. Gerade eben.

Wir sollten die Tage telefonieren, klinkte sich Garnet ein, was ihre Art war, zu sagen, dass Sapph und ich den Chat nicht zuspammen sollten. Obwohl sie nur fünf Jahre älter war, hatte ich manchmal das Gefühl, uns trennten Jahrzehnte.

Alles klar.

Ausnahmsweise war mir das recht. Gerade musste ich selbst erstmal damit klarkommen, dass ich in Auburn Falls war, etliche Meilen von Dales entfernt. Immerhin lagen Nebraska und Oregon nicht gerade nebeneinander. Sapph war nicht hier, um jedem Schläge anzudrohen, der mich schief ansah, und Garnet konnte mich nicht in den Arm nehmen, um mir zu sagen, dass alles gut werden würde.

Ich vermisste sie jetzt schon.

Eine Weile starrte ich auf die Lampe über mir und wartete, dass sie zu Boden fiel. Doch auch nach weiteren endlosen Minuten passierte nichts.

Schwungvoll richtete ich mich auf, griff nach einigen Kleidungsstücken und nahm sie zusammen mit meinen Hygieneartikeln mit ins Badezimmer. Ich hatte diverse Stunden in Flugzeugen, Bussen und Autos hinter mir und brauchte dringend eine Dusche.

Als das Licht über die weißen Fliesen glitt, wusste ich nicht, was ich erwartet hatte. Es war ein gewöhnliches Bad, nicht sonderlich groß, aber zumindest mit einem Regal, in dem ich alles verstauen konnte. Das oberste Fach war bereits belegt. Einige Lidschatten in Gold und Kupfer lagen verstreut zwischen Eyeliner, Wimperntusche und Lippenstiften. Garnet war regelmäßig durchgedreht, wenn Sapph und ich unser Make-up so zurückgelassen hatten.

Ich schob meine Sachen in das zweite Fach, ehe ich nach dem Duschgel wühlte und mein Blick dabei kurz den Spiegel über dem Waschbecken streifte. Es würde noch eine Weile dauern, ehe ich mich an die blauen Locken gewöhnen würde.

Nachdem ich fertig geduscht und in meine frischen Klamotten geschlüpft war, fühlte ich mich besser. Als auch die French Press in der Küche stand und das seltsame Instantpulver in der hintersten Ecke des Küchenschranks versteckt war, war es fast wie zu Hause. Mit einer Tasse frisch gebrühtem Kaffee bewaffnet, stellte ich mich an ein Wohnzimmerfenster und sah hinaus in den strahlend blauen Himmel. Ich entdeckte ganz in der Nähe den Wald, der sich bestimmt super für meine Joggingrunde eignete. Bei dem Gedanken spürte ich ein Kribbeln in meinem Körper. Ich musste mich unbedingt bald bewegen. Die mehr als elfstündige Reise war die Hölle des Stillsitzens gewesen. Mein unfreundlicher Nachbar auf dem Teilflug nach Salt Lake City hatte kein Verständnis gehabt, dass ich alle halbe Stunde aufstehen wollte. Zu meinem Leidwesen war er auch mein Sitznachbar auf dem zweiten Abschnitt. Am schlimmsten war aber die Fahrt in dem übervollen Bus von Portland nach Auburn Falls, auf der ich mit meinem Sitznachbar diskutieren musste, dass er nicht auch noch die Hälfte meines Platzes belegen konnte.

»Es wird alles gut«, murmelte ich und nippte an der dunklen Flüssigkeit, spürte, dass sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. Kaffee war die Lösung für fast alle Probleme.

Ich blätterte in einem anderen Catwoman-Comic, den ich auf der Küchenzeile gefunden hatte, bis mein Handy vibrierte. Eine SMS von Mom erschien auf dem Display.

Bist du angekommen?

Kurz und knapp, wie immer, wenn sie keine Zeit hatte.

Ja, schrieb ich zurück. Mir war klar, dass darauf keine Erwiderung folgen würde. So wie ich sie kannte, lief sie hektisch durch das Haus, während ihr Handy bis zur nächsten Minipause vergessen in einer Ecke lag.

Ich schob meines zurück in die Hosentasche und wandte mich wieder dem Comic zu, bis mich ohrenbetäubender Lärm aus der Welt von Gotham City riss. Irritiert sah ich mich in der Wohnung um. War das der Feueralarm? Ich lauschte dem Klingeln einen Moment, aber auf den Gängen schien es nicht lauter zu werden. Ich stand auf. Es kam aus Averys Zimmer. Unschlüssig blieb ich davor stehen und klopfte, wodurch die Tür weiter aufschwang.

»Avery?«, sagte ich und schlug erneut dagegen, aber wie nach dem ersten Mal blieb es still. Oder ich hörte sie über den Lärm hinweg nicht.

Vorsichtig spähte ich in den lichtdurchfluteten Raum, bei dessen Anblick ich mich fragte, wie bei Draculas Sarg sie schlafen konnte. Ich wartete einen Augenblick, doch als sie immer noch nicht reagierte, trat ich ein.

Auf ihrem Nachttisch standen drei Wecker, von denen einer zwei große Glocken besaß, gegen die ein silbernes Metallteil schlug. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn ausstellte, also drückte ich jeden Knopf, bis er endlich verstummte. In meinen Ohren klingelte es noch, während ich ihn erleichtert zurückstellte.

»Bist du jetzt wach?«

Offensichtlich nicht, denn statt zu antworten, zog sie die Decke, die ich nicht einmal in den schlimmsten Wintermonaten in Nebraska gebraucht hätte, bis über ihr Kinn.

»Kaffee?«, versuchte ich es, immerhin funktionierte das bei mir meistens auch.

»Mit Milch und Zucker«, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen.

Jetzt war es klar, wer wem zu Diensten war. Ehe ich zurück in die Küche ging, ließ ich meinen Blick einen Moment durch ihr Zimmer schweifen. Bilder hatte sie nicht aufgehängt, ihr Schreibtisch war voller Spielkarten, und in ihrem Regal, das nicht in ein Pollock-Meisterwerk verwandelt war, lagen diverse Zauberwürfel, von denen manche aussahen wie Kugeln oder Dreiecke. Insgesamt auch nicht wohnlicher als mein Zimmer. Oder sie mochte es minimalistisch.

Ich ging zurück in die Küche, streckte mich nach dem Kaffeepulver, verfluchte die viel zu hohen Schränke und mich selbst, weil ich es da hineingeräumt hatte.

Ich war mir nicht sicher, was genau ich von meiner neuen Mitbewohnerin erwartet hatte. Avery wirkte nicht wie die Mädchen, die ich zu Highschool-Zeiten kennengelernt hatte. Ihre Freundlichkeit fühlte sich nicht unecht an, und sie machte auch nicht den Eindruck, als fände sie es seltsam, dass ich die Wohnungstür acht Minuten lang angestarrt hatte. Falls doch, zeigte sie es wenigstens nicht. Gerade erinnerte sie mich an Garnet, und sosehr ich meine Schwester auch liebte, war ihre Comic-Vorliebe auf jeden Fall noch ein Upgrade. Wenn meine Menschenkenntnis nicht noch schlechter war als die von Arthur Poe, dem viel zu gutgläubigen Bankier aus Lemony Snickets Buchreihe, dann sollten wir uns gut verstehen.

»Hier«, sagte ich kurze Zeit später mit einer frischen Tasse Kaffee in der Hand und wedelte den Duft zu ihr.

Ein »Hm?« erklang, gefolgt von weiterem unverständlichem Gemurmel, bis sie plötzlich die Augen aufschlug. »Kaffee?«

Wortlos hielt ich ihr die Tasse hin.

»Beste Mitbewohnerin«, sagte sie und nahm einen Schluck.

»Du schläfst echt wie ein Stein«, bemerkte ich und deutete auf die Wecker. Als wäre das eine Aufforderung, begann ein anderer zu klingeln.

Avery war mir sympathisch, aber ich war verdammt froh, dass mein Zimmer auf der anderen Seite der Wohnung lag und nicht direkt neben ihrem. Unsere andere Mitbewohnerin würde sie wahrscheinlich hassen.

»Bereit für unsere Tour? Wir müssen unbedingt zu Mrs. Peppermint’s. Am Campus kommen wir sowieso vorbei.« Sie kippte den Rest Kaffee hinunter und sprang so energiegeladen aus dem Bett, als hätte ich einen Schalter betätigt. »Also?« In ihre Augen trat ein Funkeln.

»Lass uns gehen«, erwiderte ich lachend und verließ ihr Zimmer.

Avery folgte mir und griff nach einer Jacke.

»Draußen sind es fünfundzwanzig Grad«, bemerkte ich irritiert, aber sie schob nur die Ärmel des hellgelben Cardigan nach oben und zuckte mit den Schultern.

»Ich friere schnell. Niedriger Blutdruck.«

Avery führte mich aus dem riesigen Gebäude hinaus, das unweit des Campus lag. Das Gelände sah hübsch aus, mit vielen Grünflächen, auf denen sich Menschen tummelten, und großen, hellen Gebäuden ringsherum. Vereinzelt winkte Avery verschiedenen Leuten zu.

»Bist du aus Auburn Falls?«

Sie schüttelte ihre rabenschwarze Mähne und tänzelte auf der Bordsteinkante entlang, die uns am Campus vorbei in Richtung Stadtzentrum führte. An einiges erinnerte ich mich noch, als ich mir die Karte angesehen hatte.

»Ich bin aus einem kleinen Nest in Georgia.«

»Was verschlägt dich hierher?«

Sie lachte. »Meine Schwester. Sie wohnt in Portland. Und dich?«

»Ich wollte näher ans Meer«, erwiderte ich achselzuckend und setzte hinterher: »Ich bin aus Dales, einem winzigen Ort in Nebraska, der zwischen Omaha und Lincoln liegt.«

Avery führte mich die Straße entlang, bis sie vor einem schmalen Gebäude stehen blieb, dessen Front mit Ausnahme der pinken Tür vollkommen verglast war. Mrs. Peppermint’s stand in geschwungenen Buchstaben darüber, und ein kurzer Blick ins Innere genügte, um mich zu fragen, wieso ich diesen Laden jemals betreten sollte.

Avery stieß die Tür auf, und ein zartes Klingeln ertönte. Widerwillig folgte ich ihr. Die Tür war nicht das einzige Pinke hier. Die Wände waren es auch, ebenso wie die Tische und die Lampen, die aussahen wie riesige Kugeln aus Zuckerwatte. Und nicht zu vergessen die schätzungsweise hundert Teller mit Katzenmotiven, die mich von den Wänden aus anstarrten. Es war nicht einfach, mich zu schocken, aber dieser Ort hier hatte es geschafft.

»Kann ich euch helfen?«

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf einen älteren Mann, der hinter einem weißen, holzverkleideten Tresen stand. Rechts und links davon waren Vitrinen voller Cupcakes in den verschiedensten Farben und Formen zu erkennen.

»Ich hätte gern einen Purr-puccino. Und einen Kitty Kat Cupcake«, sagte Avery und deutete auf eine schwarze Tafel an der Wand hinter ihm. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte, doch als ich nach oben sah, entdeckte ich noch mehr absurde Namen. Latte Meow-to. Hot Choc-Cat. Chai Paw-te.

»Jade?«

»Für mich bitte dasselbe«, erwiderte ich schnell, weil ich mir nicht zutraute, einen dieser Namen über die Zunge zu bekommen, ohne lauthals zu lachen. Der Mann an der Theke lächelte sanft, und ich fragte mich, ob er wusste, wie schwer es war, seine Getränke auszusprechen.

»Kommt sofort.«

Avery führte mich durch den gut besuchten Laden, vorbei an diversen wahnsinnig gemütlich aussehenden Sesseln in die Ecke direkt an der Fensterfront. Statt Sesseln standen dort zwei weiße Holzstühle mit pinken Kissen.

»Süß, oder?«, fragte sie und sah zu den Katzentellern an den Wänden.

»Zuckersüß«, entgegnete ich, und selbst in meinen Ohren klang es sarkastischer als beabsichtigt.

»Die Einrichtung ist auch nicht meins. Aber die Cupcakes sind echt gut.«

»Wenn man sie aussprechen kann.«

Avery lachte. »Du gewöhnst dich dran.«

Ich konnte nicht sagen, ob ich mich eher an die seltsamen Namen oder an die rosafarbene Inneneinrichtung gewöhnen würde. Das war so weit von meiner üblichen Farbpalette entfernt wie Titanic davon, ein guter Film zu sein.

»Na, dann erzähl mal. Was studierst du, und was tust du sonst so, wenn du nicht ewig vor Türen stehst?«

»Das lässt du mich nicht vergessen, oder?«

»Eher nicht. Aber ich lasse mich mit Kaffee bestechen.«

Das glaubte ich ihr sofort. »Okay, ich studiere Grafikdesign und zeichne seit einigen Jahren.«

»Das ist ja cool. Kann ich was sehen?«

Meine Finger wanderten zögerlich zu meiner Hosentasche, doch in dem Moment erschien der Mann von der Theke mit einem Tablett in der Hand. Selbst die Teller mit den niedlichen Cupcakes waren voller Katzen, ebenso wie die Tassen, an denen ihre Schweife die Henkel bildeten. Das war ein völlig neues Level an Katzenliebe.

»Lasst es euch schmecken«, sagte er lächelnd und verschwand.

Ich hob die Tasse in die Höhe, betrachtete die schwarze Katze noch einen Moment, ehe ich an dem Milchschaum nippte, bis der Kaffee durchdrang. Entgegen meinen schlimmsten Befürchtungen schmeckte er nicht nach Wasser mit Kaffeearoma, sondern kräftig und weich und ohne bitteren Beigeschmack. Den bekam ich nicht in meiner kleinen Maschine hin. Hierfür konnte ich über die Inneneinrichtung des Cafés auf jeden Fall hinwegsehen.

»Also?« Avery sah mich erwartungsvoll an.

»Meine Illustrationen sind … speziell«, entgegnete ich vorsichtig und zog das Handy hervor. Zumindest hatten Deans Freunde sie manchmal so bezeichnet. Was neben abartig und krank noch das Netteste gewesen war. Also hatte ich ihnen nichts mehr gezeigt. Damals hatten mich ihre Kommentare verletzt, heute war ich nur noch wütend auf mich selbst, dass mich ihre Worte so getroffen hatten. Was aber nicht bedeutete, dass es mir egal war, was Avery dachte. Immerhin war dies mein Neuanfang.

»Jetzt will ich sie erst recht sehen«, erwiderte sie feixend. Ich tippte auf meinen Instagram-Account und scrollte meinen Feed entlang, auf der Suche nach einem Bild, welches nicht gleich Albträume für die nächsten drei Nächte bescherte.

Wortlos hielt ich ihr die Illustration einer jungen Frau hin, die mit dem Rücken an einem Spiegel lehnte, durch den sich eine Knochengestalt beugte und die Arme von hinten um sie schlang. Sie befand sich im Nichts, nur eine Kerze erhellte die Dunkelheit, zeigte das Blut, das am Boden, an ihrem Kleid und an ihrem blonden Haar klebte.

Avery nahm mein Handy entgegen und starrte eine Weile auf das Display, während das Grinsen von ihren Lippen verschwand. Ich hatte keine Ahnung, was sie dachte, denn ihr Gesichtsausdruck gab nichts preis. Was auch immer sie mit den Karten auf ihrem Schreibtisch machte, sie besaß das perfekte Pokerface.

Ich drehte die kleine Gabel unruhig zwischen meinen Fingern, weil ich nichts anderes hatte, um mich abzulenken, und sah, dass sie offenbar selbst durch meinen Feed scrollte. Nachdem ich die Zinken geräuschvoll gegen den Tellerrand schlug, legte ich sie vorsichtig ab, ehe ich noch etwas kaputt machte.

»Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der Horror mag«, sagte sie mit einem anerkennenden Pfiff und reichte mir mein Handy zurück. »Aber deine Bilder sind echt cool. Gruselig, aber richtig cool.«

In dem Moment war mir egal, ob sie das nur aus Höflichkeit sagte. Es war zu schön, diese Worte von jemandem zu hören, mit dem ich nicht verwandt war.

»Die mit den Spinnen sind mir zu heftig. Aber eine neue Abonnentin hast du trotzdem.« Avery rieb sich über ihre Oberarme, ehe sie ihr eigenes Handy aus der Tasche zog.

»Danke«, entgegnete ich. Für sie war es keine große Sache, aber fast alle meine Abonnenten waren Menschen, die ich nie getroffen hatte. Meine Schwestern bildeten die Ausnahme. Sie konnten Horror nichts abgewinnen, sie verstanden auch nicht, was mich daran faszinierte. Ich liebte das Gefühl, mich zu gruseln, ohne wirklich in Gefahr zu sein. Sie hingegen mochten das aufkommende Prickeln nicht, die ständige Anspannung oder den plötzlich einsetzenden Adrenalinschub. Aber sie hatten mich unterstützt, weiterzumachen. Mir Mut zugesprochen, wenn ich jede Skizze am liebsten vernichtet hätte. Im Gegensatz zu meinem Ex-Freund und meiner besten Freundin, die nicht verstanden, wieso ich nichts Normales zeichnen wollte. Was auch immer normal war.

»Willst du später als Illustratorin arbeiten?«

»Ja«, erwiderte ich. »Am liebsten für ein Horror-Game.« Oder mehrere. Aber irgendwo musste ich anfangen. »Du bist dran«, sagte ich und griff nach meiner Gabel, um ein kleines Stück vom Cupcake abzubrechen. Misstrauisch starrte ich einen Moment darauf.

»Starrst du irgendwas mal nicht an?«, fragte Avery belustigt.

»Ich frage mich, ob mich der Zucker umbringt.«

Sie winkte ab und schob sich ein großes Stück in den Mund. »Ich habe schon ein paar mehr gegessen und lebe noch.«

Noch. Ich aß das Stück. Es war an der Grenze zu höllisch süß, aber mit einer überraschend angenehmen, säuerlichen Note.

»Und?«

»Essbar«, erwiderte ich und verzog übertrieben dramatisch das Gesicht. Auch wenn mir das für die nächsten drei Wochen reichte.

Avery sah zufrieden aus und lehnte sich zurück. Der Stuhl gab ein leises Quietschen von sich.

»Also, zu mir. Mathematik im Hauptfach, Psychologie im Nebenfach.« Sie hielt inne, überlegte vielleicht, was sie mir nach einem halben Tag anvertrauen konnte. Doch anstatt etwas zu sagen, griff sie in ihre Jackentasche und zog etwas hervor.

Es waren Spielkarten.

Sie teilte das Deck in zwei Stapel und ließ die Karten ineinandergleiten. Ich hatte noch nie gesehen, wie jemand so elegant mischte. Schließlich fächerte sie sie auf.

»Zieh eine, und schau sie dir an. Dann schieb sie wieder zurück, sodass ich sie nicht sehe.«

Ich zog eine Karte und hob sie vorsichtig hoch – Pik Drei – und steckte sie ihrer Anweisung nach zurück. Mit einer fließenden Handbewegung schob sie die Karten zu einem Stapel zusammen, teilte ihn erneut und hielt am Ende meine Pik Drei hoch.

»Richtig«, sagte ich beeindruckt und versuchte nicht mal zu verstehen, was sie da getan hatte.

»Mathematik und Psychologie.« Sie drehte die Karte in ihrer Hand, ehe sie sie auf den Stapel legte und ihn zurück in ihre Jackentasche packte. »Du hast vorhin nach meinen Comics gefragt. Liest du auch welche?«

»Manchmal. Meistens eher Horror Graphic Novels.«

»Lieblingscharakter aus dem Superheldenuniversum?«

Ich hielt einen Moment inne. Meine Superheldenkenntnisse beschränkten sich eher auf die Filme der letzten Jahre.

»Vielleicht Scarecrow? Ich meine, er quält Menschen mit ihren Ängsten.« Ich hielt einen Moment inne und nippte an meinem Kaffee, um den Geschmack des Zuckers zu vertreiben. »Ich finde das viel spannender als Charaktere, die nur super stark sind.«

»Was nützt es dir, ein nordischer Gott zu sein, wenn du dafür nichts im Kopf hast«, pflichtete sie mir bei.

»Welcher ist dein Lieblingscharakter?«

»Prinzessin Shuri.« Die Antwort kam so schnell, als hätte sie darüber keine Sekunde nachdenken müssen. »Ich meine, sie ist unglaublich intelligent, technisch hochbegabt und einfach cool.«

»Ich kenne sie nur aus dem Black Panther-Film, aber da war sie großartig. Die Filme könnten echt noch mehr Frauen gebrauchen.«

Avery nickte, doch ehe sie etwas erwidern konnte, ertönte ein leises Klingeln. Sie warf einen Blick auf ihr Handy und klatschte begeistert in die Hände.

»Wir gehen heute Abend aus.«

Mir entging nicht, dass das keine Frage war. »Okay.« Nicht, dass ich was Besseres vorhatte.

»Super, dann lass uns losgehen. Ich brauche noch meinen Nachmittagsschlaf.«

»Es ist kurz nach fünf«, bemerkte ich mit einem Blick auf mein Handy. Zumal sie doch erst vorhin schon geschlafen hatte.

»Vollkommen korrekt.«

Nachdem ich den restlichen Cupcake bezwungen hatte, verließen wir das Café und machten uns auf den Weg zurück zum Wohnheim. Avery hatte es offenbar verdammt eilig, zu ihrem Bett zu kommen, denn wegen ihres hohen Schritttempos musste ich neben ihr herjoggen, um mithalten zu können. Als sie die Wohnung betrat, blieb sie so abrupt stehen, dass ich gegen sie prallte und zwei Schritte zurücktaumelte.

»Was ist?«

Anstatt mir zu antworten, ging sie wortlos weiter. Über den Esstisch hinweg sah ich, was sie überrascht hatte. An die Küchenzeile gelehnt, stand eine junge Frau, die ein Glas in den Händen hielt. Sie war groß, auf den ersten Blick noch größer als Avery, und hatte hellblondes Haar, das fast mit ihrer Haut verschmolz.

»Seid ihr meine Mitbewohnerinnen?«, fragte sie und richtete sich auf, die Finger fest um das Glas geschlungen. Sie musterte uns, und wenn ich vorhin gedacht hatte, dass Avery ein Pokerface besaß, konnte ich die Miene der Fremden absolut nicht lesen.

»Wenn du hier wohnst, dann ja«, sagte Avery und hielt ihr die Hand hin. »Ich bin Avery.«

»Gehören dir die Comichefte auf dem Tisch?«, erwiderte sie, ohne die Hand eines Blickes zu würdigen. Avery nickte.

»Dann räum sie gefälligst weg. Du wohnst hier nicht allein.«

Damit ging sie an uns vorbei, öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und ließ sie mit einem Knallen ins Schloss fallen. Mit einem leisen Seufzen sah Avery zu mir.

»Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Mitbewohnerinnen super sind, war auch echt klein.«