© 2015 Sascha Rauschenberger
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7481-1482-6
Dieses Buch ist der vierte Teil der Reihe SPQR.
Teil 1 ISBN: 978-3-7528-9377-9
Teil 2 ISBN: 978-3-7528-9378-6
Teil 3 ISBN: 978-3-7528-9379-3
Teil 5 ISBN: 978-3-7528-9381-6
Titelbild: © innovari - Fotolia.Com
Illustrationen: © scusi (Fotolia.Com), Sascha Rauschenberger
Korrektorat: Windsor Verlag
Umschlaggestaltung: Julia Evseeva
Layout: Julia Evseeva
WIDMUNG
Für Oberst a. D. Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow,
Ex-UdSSR, Luftverteidigungsstreitkräfte
Dem Mann, der den dritten Weltkrieg verhinderte
Der damalige Oberstleutnant Stanislaw Petrow war diensthabender Offizier im Serpuchow-15-Bunker (ungefähr 50 Kilometer südlich von Moskau). Seine Aufgabe bestand in der computer- und satellitengestützten Überwachung des Luftraumes. Im Fall eines nuklearen Angriffes auf die UdSSR sah die Strategie einen mit allen Mitteln geführten sofortigen nuklearen Gegenschlag vor.
Am 26. September 1983 meldete der Computer kurz nach Mitternacht eine auf die Sowjetunion anfliegende US-amerikanische Atomrakete. Petrow schlussfolgerte die Unwahrscheinlichkeit eines mit einer einzelnen Rakete durchgeführten Erstschlages, da der massive Gegenschlag die totale Auslöschung des Aggressors bedeuten würde. Zusätzlich war die Verlässlichkeit des Satellitensystems (Kosmos 1382) zuvor mehrfach infrage gestellt worden. Auf Satellitenaufnahmen der US-Militärbasis konnte Petrow keine Rakete erkennen. Da die Basis jedoch zu dem Zeitpunkt genau auf der Tag-Nacht-Grenze lag, hatten die Bilder nur eingeschränkte Aussagekraft. Petrow meldete der Militärführung einen Fehlalarm. Kurze Zeit später meldete das Computersystem eine zweite, dritte, vierte und fünfte abgefeuerte Rakete. Da das Satellitensystem letztlich keine weiteren Raketen meldete, ging Petrow bei seiner Einschätzung weiterhin von einem Fehlalarm aus, da ein tatsächlicher Atomschlag seiner Ansicht nach mit deutlich mehr Waffen hätte stattfinden müssen. Dabei standen ihm keine anderen Daten zur Verfügung, um seine Einstufung im maßgeblichen Zeitraum überprüfen zu können. Das landgestützte sowjetische Radar konnte keine zusätzlichen Daten liefern, da dessen Reichweite insoweit zu kurz war.
Petrow stand während dieser Entscheidungsphase unter erheblichem Druck: Einerseits würde eine Weiterleitung von fehlerhaften Satellitendaten (Fehlwarnung) zu einem sowjetischen Atomschlag führen. Andererseits würden im Falle eines tatsächlichen US-amerikanischen Angriffs umgehend Dutzende nukleare Sprengköpfe auf sowjetisches Territorium niedergehen und seine Einstufung der Satellitenwarnung als Falschmeldung eine gravierende Einschränkung der sowjetischen Handlungsoptionen bedeuten.
Dies auch vor dem Hintergrund, dass eine notfalls dezentral organisierte Zweitschlagfähigkeit der Sowjetunion während der Zeit des Kalten Krieges als Gegenmaßnahme gegen Enthauptungsstrategien teilweise aufgebaut wurde, und im Anbetracht der Tatsache, dass im Jahr 1983 das Verhältnis zwischen den beiden Blöcken als Folge des Abschusses des Korean-Airlines-Flugs 007 durch die Sowjetunion am 1. September, den umgesetzten NATO-Doppelbeschluss und durch die Vorbereitung des NATO-Manövers Able Archer 83 zusätzlich gespannt war.
Letzteres sollte einen Atomkrieg simulieren, wurde wegen seines hohen Geheimhaltungs- und Realismusgrads von östlichen Geheimdiensten aber als reale (!) Vorbereitung eines Nuklearschlags gegen die Sowjetunion gewertet. Das auch angesichts der Tatsache, dass die damalige sowjet. Führung und der KGB davon ausgingen, dass die NATO einen Angriff plane, ein Umstand, der den westlichen Geheimdiensten entging.
Das Manöver wurde schlagartig abgebrochen, als westliche Stellen erkannten, dass in der damaligen DDR Flugzeuge als Reaktion mit Atomwaffen bestückt und startklar gemacht wurden!
Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass Petrows Einschätzungen richtig waren – das satellitengestützte sowjetische Frühwarnsystem hatte Sonnenreflexionen auf Wolken in der Nähe der Malmstrom Air Force Base in Montana, wo auch US-amerikanische Interkontinentalraketen stationiert waren, als Raketenstarts fehlinterpretiert. Die Software stellte sich als fehlerhaft heraus.
Auch wenn den Befehl zum Gegenschlag letztlich noch das sowjetische Oberkommando und die Staatsführung hätten anordnen müssen, hatte Petrow durch sein Verhalten die hierarchische Kettenreaktion bis zu einem möglichen Nuklearkrieg rechtzeitig unterbrochen.
Oberstleutnant Petrow wurde für sein Verhalten seitens seiner Vorgesetzten weder belobigt noch belohnt – aber auch nicht bestraft.
Eine ursprünglich für sein Handeln geplante Ordensverleihung blieb aus, denn als sich der Grund für die Anfälligkeit des Systems herausgestellt hatte, zogen Vorgesetzte die Geheimhaltung vor, um ihr eigenes Gesicht zu wahren. Jedoch erhielt er später einen Orden für andere Verdienste um den Aufbau der Anlage und wurde schließlich noch befördert. Er verließ das Militär im Folgejahr aus rein familiären Gründen, kehrte jedoch später als Zivilist wieder auf seinen früheren Posten zurück. Heute lebt Petrow als Rentner in ärmlichen Verhältnissen in Frjasino.
Quellen:
Ich war 1983 siebzehn, kämpfte meine Schattengefechte gegen linke Lehrer, die mit diesem lila Halstuch „Schwerter zu Pflugscharen“ Unterricht hielten und an sich so alles verkörperten, was ich ablehnte. Für mich war die UdSSR „das Reich des Bösen“, wie Ronald Reagan es ausdrückte. Der NATO-Doppelbeschluss war für mich der richtige Weg, um diesen Roten zu zeigen, dass sie niemals die Oberhand bekommen würden. SS-20 hin oder her. „Lieber tot als rot“, war etwas, was ich als Wesensmerkmal verinnerlicht hatte.
Mit diesen Gedanken ging ich 1987 zur Bundeswehr. Es war mir damals absolut klar, dass der Ostblock wirtschaftlich einfach untergehen musste. Ich erwartete aber, dass er dies nicht sang- und klanglos machen würde. Ich dachte eher daran, dass er kämpfend untergehen würde. Daher wurde ich Zeitsoldat. Um da zu sein, wenn es ernst werden würde. Nicht sollte. WÜRDE!
Gott sei Dank war zur gleichen Zeit jemand an der richtigen Stelle zur rechten Zeit mit etwas mehr Erfahrung, Weitblick und vermutlich auch Verantwortungsgefühl. Petrow war damals 44. In etwa so alt wie ich zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Buches. Da sieht man vieles anders. Hat – mitunter – auch das Rückgrat, das Richtige zu tun, anstatt blöd Befehle/Vorschriften zu befolgen, um anderen die Karriere angenehm zu gestalten. Oder um selbst auf der sicheren Seite zu stehen.
Das hat persönliche Nachteile, wie man schnell im Leben feststellt. Immer. Aber das Richtige zu tun ist selten angenehm. Sonst würde es ja jeder machen …
Danke Kamerad!
Sascha Rauschenberger
OTL d. Res.
Technokratie Newton, Newton, Feldposten 532, 03.01.2477 04:50 GST
Corporal (TDGF) Henry Gibbens lag auf dem Feldbett in der Hexblase seines Zuges am westlichen Ende seines Feldpostens und freute sich wenig auf den neuen Tag. In ein paar Minuten würde der UvD kommen und den Zug wecken, damit sie um 0700 pünktlich den III. Zug ablösen konnten, der jetzt Feldpostendienst hatte. Heute wäre er mit der Haupttorwache dran. Und das war eine Aussicht auf Monotonie, blöde Kontrollen und noch dümmere Befehle. Jeder im Feldposten wusste, dass es in den letzten sechs Monaten noch kein Kampfdroide oder sonst ein Gegner geschafft hatte, bis hierhin vorzudringen. Feldposten 532 sicherte eine Kreuzung von einer Monorailbahn und einer Frachtertrasse mit ein paar Lagerhallen, einer Umladestation und einem kleinen Flugfeld für Frachtshuttles. Noch nicht einmal Wartungsanlagen gab es. Und das Ganze so idyllisch am Arsch der Welt gelegen, um nicht zu sagen da, wo dieser beginnt abzufrieren.
Feldposten 532 lag in der nördlichen Tundra, kurz vor der Eisgrenze. Und da es hier nun Winter war, war diese Eisgrenze innerhalb von ein paar Wochen um fast 600 Kilometer weiter südlich gewandert. Das war vor drei Wochen gewesen. Und das hieß dann, dass außerhalb der Hexblase angenehme minus zwanzig Grad zu erwarten waren. Wenn es mal nicht stürmte. Denn zehn Kilometer Windgeschwindigkeit reduzierten bekanntlich die Temperatur nochmals um ein lausiges Grad. Ein kurzer Blick auf seinen IC, der mit dem Wettersensor verbunden war, sagte aber, dass es einen netten Schneesturm mit Böen bis hundert Kilometer gab. Ergo waren es gefühlte minus 30–35 Grad da draußen. Und er würde am Tor rumhängen. Acht Stunden lang. Dann würde er vom I. Zug abgelöst werden. Also etwas richtig Erhebendes, was den Militärdienst seit jeher auszeichnete. Wenn Leute verfügbar sind, dann setze sie auch ein. Langeweile ist Mord an der Disziplin. Und so standen sie am Tor, auf den Türmen und gingen Streife, obwohl das ganze verdammte und zugeschneite Gelände im Umkreis von zwanzig Kilometern mit Sensoren gespickt war, Satelliten den Himmel verdunkelten und UAVs so oft hier rüberflogen, dass sich da oben eigentlich ein Stau bilden sollte.
Während er in seine Hose fuhr, krabbelte wieder so ein Käfer über den Boden. Missmutig schlug er ihn mit einem Stiefel platt.
Erst der Scheiß-Winter und jetzt auch noch vermehrt dieses Ungeziefer. Es wurde immer besser. Doch er wollte sich nicht beschweren. Besser Ungeziefer in der Hexblase als im Bunker zu sitzen und Droidenangriffe abzuwehren. Ungeziefer verkürzte schließlich nicht die Lebenserwartung. Aus allen Rohren feuernde Kampfdroiden aber schon. Bis Corporal Gibbens das Zelt verließ, hatte er zwei weitere Käfer plattgetreten.
„Sag mal, Paolo, was sind denn das für Viecher?“, fragte Sergeant (TDGF) Ludmilla Kiljev ihren Küchenchef, Master Sergeant (TDGF) Paolo Escobar Peron. Der fünfundvierzigjährige Peron war schon auf siebzehn verschiedenen Planeten stationiert gewesen und kannte sich in der Regel recht gut aus, wenn es um Schädlingsbefall ging.
„Das weiß ich auch nicht“, war die nervöse Antwort. „Jedenfalls schafft es unser Universalgift nicht, das Viehzeugs auszurotten. Scheint eher so, als wenn sie sich vermehren.“
„Ja, und was noch komischer ist, die Lebensmittellager scheinen sie zu meiden.“ Sergeant Kiljev war für die Vorratslager zuständig und Küchenbuchhalter. Und zu keiner Zeit hatte sie auch nur einen einzigen dieser Käfer in den Vorratslagern gesehen.
„Dann sind sie in den Abfällen“, sagte der Master Sergeant. „Wir müssen diese dann eben stündlich in den Plasmaofen werfen.“
„In den Abfällen hab ich aber auch noch nie welche gesehen“, wandte Ludmilla ein und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Na egal. Wir kriegen die Drecksviecher schon platt. Was beim Drauftreten blutet, frisst auch irgendetwas. Und wir werden schon rauskriegen, was die fressen. Und dann ist der Käfer-Urlaub in meiner Küche beendet.“
„Lieutenant? Können Sie mal rüberkommen?“ Der Sensoroperator Staff Sergeant (TDGF) Ariana Said, eine etwas korpulente Schwarzhaarige von Mitte zwanzig hielt den Kopfhörer an ihr Ohr gepresst.
„Was ist denn, Staff Sergeant“, antwortete Lieutenant 1st Class Winfried F. Schickler. Der gleichaltrige blonde Offizier kam schon zu ihrer Konsole. Nicht ohne nochmals auf das Wanddisplay zu schauen, da die Ablösung in einer halben Stunde eintreffen sollte. Dann noch eine halbe Stunde Übergabe und dann konnte ihn der Ops-Dienst einmal für zwölf Stunden gernhaben. Nichts war langweiliger als eine Operationszentrale in der vierten Reihe, die ca. vierhundert Quadratkilometer Nichts sensormäßig überwachte. Ein Nichts, in dem auch noch seit sechs Monaten rein gar nichts passierte. Und auch damals waren hier mal gerade vier – gezählt V-I-E-R – klapprige Kampfdroiden aufgetaucht. Diese hatten dann genau fünf Minuten durchgehalten, bevor sie von der automatischen Perimeterverteidigung in ihre Zahnrädchen zerlegt worden waren.
„Sir. Ich höre hier ein ständig lauter werdendes Geräusch. Es ist seit drei Stunden wirklich beständig lauter geworden. Es kommt aus einer Tiefe von zehn Metern unter der Basis. Und zwar von mehreren Stellen.“
„Zeigen Sie mal“, sagte Schickler und nahm den Kopfhörer. Er lauschte angestrengt. „Wie viel Db sind denn das?“
„Ungefähr 10–13. Das schwankt, Sir.“
„10–13? Wollen Sie mich veralbern? Wie groß ist denn der Durchmesser dieser Lärmquellen?“
Der Operator an der Nachbarkonsole, der den Luftraum überwachte, verzog das Gesicht. Er hatte ihr ja gesagt, dass sie damit lieber nicht dem Lieutenant kommen sollte.
„Jeweils exakt sechs Zentimeter. Steil von unten hochkommend, Sir!“
„Nun, Staff Sergeant. Was glauben Sie denn, was in zehn Metern Tiefe ca. sechs Zentimeter breit sein könnte und in der Tundra lebt und jetzt, im Winter, Lärm macht?“
„Sir, ich halte das nicht für Nagetiere oder so. Es sei denn, das wären Tausende, Sir.“
„Staff Sergeant. Ich erzähle Ihnen jetzt ein Geheimnis. Es gibt hier unter uns in der Tundraerde Millionen, wenn nicht Milliarden von Lebewesen. Einige davon auch sechs Zentimeter breit, mit grauem Fell und langem Schwanz.“
„Sir. Das sind bestimmt nicht diese verdammten Fellechsen. Die leben nicht hier in der Tundra. Ich habe nachgeschlagen, Sir.“
„Dann hoffen wir mal, dass es eine durch den Permafrostboden schafft und wir das Viech fangen. Dann wissen wir, was es ist.“ Zufrieden mit sich selbst ging er zu seinem Platz zurück.
Staff Sergeant Said blickte ihm böse hinterher und justierte die Sensoren nach. Es schien so, als wenn sie der Permafrostschicht im Boden immer näherkamen. Jetzt waren sie nur noch acht Meter unter der Erde und schienen weiter hochzukommen.
„Sir“, versuchte sie es erneut.
„Staff Sergeant, wenn die Fellechsen da sind, dürfen Sie sie fangen. Versprochen. OK?“
Einige Operatoren lachten.
‚Verdammte Idioten‘, dachte sie und trat aus Frust einen dieser Käfer platt. Ein anderer entkam. Wenn auch knapp.
Scouteinheit DG-65341 sah gerade noch, wie Scouteinheit DG-65188 zerstört wurde, bevor sie sich entfernte. Schnell rannte sie auf den Tunneleingang in der rechten hinteren Ecke des Raumes zu, wo die Öffnung hinter einem massiven Schrank verborgen war. Hinter dem Eingang wartete Scouteinheit DG-64842. Mit ihr wurden kurz alle Daten ausgetauscht. Dann machten sie sich im Abstand von einer Minute auf den Weg den Tunnel hinaus ins Freie, wo der Ausgang unter einer Neuschneeschicht verborgen war. Doch das war für Scouteinheit DG-65341 kein Problem. Schnell schob sie den Schnee aus dem Weg und rannte ins Freie, machte sofort kehrt und begann, die Wand hochzuklettern. Oben auf dem Bunkerdach angekommen kletterte sie den Sende- und Sensormast hinauf um, oben angekommen, ein Raffsignal mit den Aufklärungsdaten zu senden.
Eine hornissengroße Relaiseinheit in dreihundert Metern Höhe fing das Signal auf und leitete es weiter an eine andere Relaiseinheit, die in zwei Kilometern Entfernung ihrerseits im Schwebeflug wartete. Dieser Vorgang wiederholte sich siebenundsechzig Mal. Dann wurde ein Hauptrelais erreicht, das die Daten von DG-65341 als letzte Meldung von einer Liste von 99 weiteren Berichten empfing und diese dann an ein anderes Hauptrelais weiterleitete, bevor ein Mikrojäger der TDF das Relais zerstören konnte, weil die Sendezeit zu lang geworden war und das Relais so aufgeklärt werden konnte. Diese Mikrojäger der TDF schwirrten überall über der Frontlinie in der Luft und hatten den Auftrag, gegnerische Mikroeinheiten auszuschalten, bevor sie ins eigene Hinterland eindringen konnten. Und natürlich eigenen Mikroscouts das Eindringen ins gegnerische Hinterland zu ermöglichen. Oder auch einfach nur Relais zu finden und zu zerstören.
Täglich wurden Tausende dieser Mikroeinheiten auf beiden Seiten auf jedem Kilometer Frontlinie vernichtet und wieder ersetzt.
Doch jetzt erreichten zahlreiche Raffmeldungen das HQ der Newton Defence Forces, wo Omnius inzwischen alle Kontroll- und Kommandofunktionen übernommen hatte. Die Zentral-KI registrierte alle Berichte und erkannte, dass er keine besseren Daten mehr bekommen konnte. Daher gab er den Angriffsbefehl. Überall entlang der Front traten Droidenabteilungen zum Kampf an und strömten aus vorbereiteten und gut abgeschirmten unterirdischen Bereitstellungsräumen an. Drohnen stiegen auf, um die TDF-Drohnen zu beschäftigen. Raketen wurden gestartet, um orbitale TDSF-Einheiten abzulenken. All das, um das eigentliche Angriffssziel zu verschleiern. Die Basen im Hinterland der TDF-Front, die eigentlich unangreifbar waren. Zumindest von der Luft oder vom Boden aus …
„Bewegt sich da der Schnee?“, fragte Corporal (TDGF) Lewis Scott seine Ablösung, Corporal Gibbens. Gibbens schaute irritiert in die Richtung, in die Lewis wies. Und es schien tatsächlich so, als wenn sich unter der Oberfläche des Schnees etwas auf sie zubewegen würde. Zumindest bildete sich ein schnell wachsender Hügel, von dem krakenarmähnlich Fortsätze sich in ihre Richtung unter dem Schnee ausbildeten.
Noch ehe einer der zwei Corporals Alarm auslösen konnte, plärrte dieser schon los.
„Lieutenant, Sir. Es kommt jetzt durch die Oberfläche“, rief Staff Sergeant Said alarmiert. „Multiple Kontakte an mehreren Stellen, Sir.“
„Multiple Energiesignaturen. Breiten sich schnell aus“, meldete ein anderer Operator.
„Alle Meldungen sofort auf den Hauptschirm“, verlangte der Übernehmende der nächsten Schicht, Lieutenant 2nd Class (TDGF) Susanna E. Cross, eine zwanzigjährige Offizierin mit extremem Kurzhaarschnitt, die sich körperlich topfit hielt.
Während Bewegungs-, Akustik- und Energiesensoren fast identische Regionen abbildeten, löste sie schon Generalalarm aus und schaltete eine Verbindung zum Basecommander, Major (TDGF) Toshi Sato.
Leider kam sie nicht mehr zu einer Meldung, da sie plötzlich einen stechenden Schmerz in der Kniekehle verspürte und dann sich schnell ausbreitende Taubheit. Überrascht blickte sie in die HoloCam, setzte noch kurz zum Sprechen an und brach dann tot zusammen.
Der völlig perplexe Lieutenant Schickler folgte ihr auf dem Fuße. Wie fast alle der gesamten Operationszentrale des Feldpostens. Innerhalb von nur einer Minute hatten weitere Käfer ihre seit Langem beschatteten Primärziele angegriffen und mit Gift getötet. Und das überall in der Basis. Nur der entkam, der die letzten zwei Wochen akribisch dazu genutzt hatte, alle Käfer um ihn herum platt zu treten. Denn das, was als Blut angesehen wurde, nachdem man sie zertrat, war ein sehr schnell wirkendes Nervengift. So starb jeder militärische Führer, der nicht in einem Gefechtspanzer steckte, bevor die Masse der Soldaten auf den Alarm reagieren konnte. Doch es kam noch schlimmer.
Corporal Gibbens jagte eine Salve aus seinem Sturmgewehr in die sich unter dem Schnee bewegende Masse, die aber noch nicht einmal kurz stoppte, während Scott eine 20-mm-Granate in den Hügel schoss. Aus der Explosion wurden Hunderte weißer Dinger hinausgeschleudert, die noch im Flug ihre Farbe wechselten und mit ihrem Hintergrund verschmolzen.
Andere Soldaten eröffneten das Feuer. Nicht nur am Haupttor, sondern überall im Lager. Scott wollte gerade Gibbens anweisen, mit seiner Gruppe das Vorfeld des Tores zu säubern, während er mit seiner Gruppe den Hügel anging, als dieser aufschrie. Der Corporal fuhr herum und sah, dass sich ein beständiger Strom von was auch immer aus dem Hügel ergoss und nun auch auf dem Schnee auf sie zu krabbelte oder andere Ziele im Lager ansteuerte. Dazu flogen nun Zigtausende von Insekten durch die Luft, die offensichtlich, wie auch die Krabbelviecher, eine Haut besaßen, die die Farbe wechseln konnte, und das innerhalb von nicht mal einer Sekunde, und so fast unsichtbar waren. Diese fliegengroßen Insekten stürzten sich nun auf alle, die ohne Gefechtspanzer aus ihren Unterkünften stürzten. Wie blutgierige Moskitos stürzten sie sich aus dem Schneegestöber heraus auf die völlig überraschten Menschen, stachen sie und schienen dann zu explodieren. Die winzigen Stücke ihrer Körper wirkten dann wie Schrapnell.
Gibbens selbst wurde nun, wie andere Soldaten am Tor auch, von größeren weißen Käfern, die aus dem Schnee herausbrachen, angegriffen. Diese Drecksviecher sprangen ihn an und kamen irgendwie durch seine Beinpanzerung. Jedenfalls sprang Gibbens schmerzerfüllt herum und feuerte blindlings in den Schnee um sich herum, während er versuchte, diese Mistdinger von den Beinen zu schlagen. Doch die hafteten fester auf der Panzerung als angeklebt.
Als die so angegriffenen Soldaten zu Boden gingen, strömten weitere Käfer auf sie zu und überfluteten quasi ihre Opfer, die schmerzerfüllt starben. „Alles auf die Dächer“, brüllte er über Funk und war sich sicher, dass das in dem Durcheinander auf der Frequenz unterging. Doch selbst sprang er sofort die Treppe zum Wachturm rauf, wo Private Anne Sophie Hewett ungläubig auf den Tumult unter ihr hinabstarrte.
„Anne, schieß alle zehn Sekunden eine Granate die Treppe runter und bestreich die Treppe mit Salven. Auch wenn du nichts siehst. Versuch es mal mit IR- oder Wärmebild. Die Viecher haben eine Tarnung. Gewinn Zeit. Ich ruf das HQ. Und jetzt mach schon, verdammt!“
Während die Soldatin nun die Treppe unter Feuer nahm, aktivierte Scott das Notsignal des Turms und stellte fest, dass auch auf der Notfrequenz Panik herrschte. Nach viermaligem Versuch kam er endlich durch. Der kleine Bildschirm zeigte einen verstörten Offizier, der sich noch nicht mal identifizierte. Das war Scott aber egal. Sofort meldete er, der Panik nahe: „Sir. Hier 532. Falling Shield, Sir. Wiederhole: Falling Shield!“ Das war der in der TDGF allgemeine Code für: Wir werden überrannt. Widerstand bricht zusammen. Brauchen sofort Hilfe.
„532, verstanden. Ein Shuttle wird 532 in 25 Mike erreichen.“ Der Captain presste die Lippen zusammen.
„Dann sind wir hier alle tot, Sir!“ Scott starrte ungläubig auf den Bildschirm, während Anne die Treppe unter Feuer hielt.
„Tut mir leid. Haltet durch, Jungs! Semper fi!“
„Hol euch der Teufel.“ Hinter ihm schrie Anne auf, als es scheinbar ein paar dieser Käfer geschafft hatten, trotz allem die Treppe hochzukommen. Der Captain schaute entsetzt, da er über die Erfassungskamera die Szene hinter Scott mitbekam.
Scott drehte sich um und feuerte rings um den Private herum auf den Boden und erwischte ein paar dieser Käfer, die nun deutlich größer waren als die, die schon seit Wochen das Lager heimsuchten. Wenn sie getroffen wurden, wurden sie kurz sichtbar, oder dauerhaft wenn sie starben.
Er schoss zwei 20 mm an Anne vorbei in den Treppenschacht. Die Druckwelle warf sie aber zu Boden, wo sie panisch auf Angreifer schlug, die unsichtbar an ihrer Panzerung hingen und diese scheinbar durchstachen oder durchbohrten. Ihre Schreie wurden durchdringender. „Lewis hilf mir!“
Nun kamen auch ein paar dieser Käfer durch den Atmosphärenschild der Schießscharten, denn der flimmerte immerzu und man sah sie kurz, bevor sie wieder unsichtbar wurden.
„Semper fi, Anne!“ Er richtete sein Sturmgewehr auf das Helmvisier seiner Kameradin und feuerte aus zwei Metern zwei 20-mm-Granaten hinein. Der Helm und Inhalt wurden in Fetzen gerissen und er selbst zu Boden geschleudert. Nun fielen sie auch über ihn her. Er fühlte brennende Stiche in den Beinen, wo sie offensichtlich seine Panzerung punktuell durchbrannten. Schmerzerfüllt biss er die Zähne zusammen, ließ seine Waffe fallen und griff sich zwei Granaten, die an seinem Tragegürtel hingen. Er drückte sie gegen die Brust, rollte sich auf den Bauch und aktivierte sie.
‚So einen Scheiß macht man nur einmal‘, dachte er noch, bevor sie explodierten und alles im Wachraum des Turms in Stücke rissen.
Captain (TDGF) Jerome Duvallier starrte entsetzt auf den Corporal, der gerade seine Kameradin erschossen hatte. Er griff sich dann zwei Granaten und – statisches Rauschen.
Er wurde von hinten an die Schulter gefasst und schaute sich fassungslos um.
„Weitermachen, Captain. Tun Sie, was Sie können. Da sind noch weitere eingehende Meldungen. Los jetzt.“
Duvallier nickte stumm und wandte sich wieder seiner Stationskonsole zu.
Colonel (TDGF) Ashley Patricia Sloan, Kommandeur der 71. TDF-Brigade, ging zum nächsten Operator und versuchte sich im Brigade-HQ darüber klar zu werden, was eigentlich ihre Leute tötete. Sie selbst und das mobile HQ-Gefechtsstandfahrzeug donnerten mit fünfzig Kilometern die Stunde über den Highway 163 zu einem Evak-Punkt. Wie der Rest ihres Kommandos, der sehr schnell immer kleiner wurde.
„Ma’am, der Divisionskommandeur ist in der Leitung. Er will wissen, wie lange wir noch standhalten können.“ Ihr Chef des Stabes schaute sie fragend an.
Sloan schüttelte den Kopf und sagte: „Melden Sie ihm, dass die Zeit um ist.“ Sie schaute auf den Lagebildschirm, wo überall blaue Einheitssymbole blinkten, dann schneller blinkten und dann einfach erloschen. Wie gerade auch der Feldposten 532. „Sagen Sie ihm, dass die 71. Brigade nicht mehr existiert. Die letzten Sensoren melden, dass Droiden auf breiter Front durchstoßen.“
„Jawohl, Ma’am.“
Sloan ging zum J2 und schaute ihm über die Schulter. Auf dem Holo-Schirm sah man eine Art Insekt, das die HQ-KI analysiert hatte, indem sie alle eingehenden Bildmeldungen ausgewertet und alle verfügbaren Bilder korreliert hatte. Daraus hatte sie einen Bauplan generiert. Von all den erkannten fünf Typen.
Es gab Scoutkäfer, Giftkäfer, Giftbienen, Bohrkäfer und Fresskäfer. Das war die Bezeichnung, die der J2 ihnen gegeben hatte. Nur dass es keine Insekten waren, sondern Mikrowaffensysteme, die abgesehen von den Scouts gemäß der Grand Charta geächtet waren. Als Waffen an sich wie auch der Gifteinsatz als solcher. Egal wer das bei den Technos zu verantworten hatte, er würde bald feststellen, dass die Vergeltung nicht auf sich warten lassen würde. Das hier war ein klares Zeichen, dass man die Samthandschuhe endgültig ausziehen konnte. Diesmal waren die Technos zu weit gegangen. Viel, viel zu weit …
Wütend stand sie hinter dem J2 und starrte auf die immer detaillierteren Risszeichnungen dieser Mordwaffen, die bis jetzt fast siebzig Prozent ihrer Brigade umgebracht hatten.
„Geben Sie den allgemeinen Rückzugsbefehl von der nördlichen Frontzone und schicken Sie alles, was Truppen in den Orbit bringen kann, zu den Landezonen, General.“
Admiral Sven Allard Soerensen, der Befehlshaber des Systemkommandos Newton, sah General Waterbee eindringlich an. Er wusste, dass der General alles andere als begeistert war, den teuer erkämpften Boden aufzugeben. Doch andererseits hatte er auch keine andere Wahl mehr, da seine Truppen auf dreihundert Kilometer Frontlänge praktisch ausradiert worden waren.
Ein ganzes Korps inklusive aller Einheiten bis zu hundert Kilometern hinter der Front: Feldposten, Stäbe, Kommunikationszentralen, Lager, Arsenale, Freizeiteinrichtungen und die Reserveverbände in ihren Bereitstellungsräumen. Selbst Sanitätseinrichtungen waren angegriffen worden. Momentan betrugen die Verluste 73,87 Prozent. Immer noch steigend. Aber nicht mehr so schnell. Nicht weil die Abwehr stand. Sondern weil dem Gegner die Opfer ausgegangen waren …
„Admiral. Sven, ich …“ General Nathan Dexter Waterbee, der seit fünf Jahren der Kommandeur der Bodentruppen auf Newton war und seit der Landung des LXIII. Expeditionskorps auf dem Mond Ikarus immer wieder vorne bei seinen Männern gewesen war, wenn Offensiven anstanden, war sichtbar geschockt.
„Nathan, ich weiß, wie schwer dir das fällt. Dich trifft keine Schuld. Damit war nicht zu rechnen gewesen.“
Der Admiral hatte Waterbee noch nie so niedergeschlagen gesehen. Fast schon am Boden zerstört.
‚Hoffentlich fällt der alte Rebell nicht um‘, war sein erster Gedanke gewesen.
„So ähnlich wird sich Robert E. Lee auch beim Fall von Richmond gefühlt haben“, fügte er hinzu. Das entflammte sofort wieder die Wut in Waterbee.
‚Gut‘, dachte Soerensen.
„Aber wir werden nicht den Krieg verlieren. Den sicher nicht, Sven. Mein Wort darauf.“ Waterbee blickte ihn wieder kampfeslustig an.
„Wir beherrschen den Orbit. Wir gewinnen den Krieg. So läuft das. Und das werden diese Technos bald ganz deutlich merken, Nathan.“
„Dann bekomme ich die Freigabe von Orbitalschlägen entlang der Nordfront?“
„Ja. Aber nur zur Deckung unseres Rückzugs und zur Absicherung der LZs. Nur dazu, Nathan.“
„Jawohl, Admiral. Das habe ich verstanden!“
„Gut. Wie lange brauchen wir zur Räumung?“
„Geordnet über drei Wochen. Wenn wir alles stehen und liegen lassen, was man nicht selbst tragen kann, dann vier Tage. Vorausgesetzt, dass wir die Luftherrschaft haben, die Transporter im Orbit bleiben können und unsere Basis auf Ikarus intakt bleibt.“
„Vorausgesetzt. Das ist mir klar, Nathan.“
„Ich wollte es nur erwähnt haben. Ich weiß nämlich nicht, was noch kommt. Und wo. Drei Verstöße gegen die Grand Charta. Mikrowaffensysteme, Gifteinsatz und subterrane Kriegführung lassen nichts, aber auch gar nichts Gutes vermuten, hinsichtlich dieser weiteren Neuerungen in der Kriegführung hier.“
Waterbee spie die letzten Worte geradezu aus. „Und dann diese mikroskopisch kleinen Fressmonster, die scheinbar von diesen Bohrkäfern in die Körper unserer Männer transferiert werden und sich dann weiterfressen. An so etwas Pervertiertes haben die Schöpfer der Grand Charta gar nicht gedacht.“
„Da gebe ich dir recht. Wir müssen unsere Truppen alle von Newton runterholen. Nicht nur die Nordfront.“
„Ich weiß. Mein Stab plant das schon. Aber erst kommt die 3. Armee dran. Die drei Korps sind auf dem Rückzug und versuchen, die Lücke zu stopfen, die der Verlust des XXXII. Korps gerissen hat. Und dazu werde ich noch weitere sechs Brigaden da reinbringen müssen.“
„Ich habe deinen Planentwurf gelesen. Du bist der Schlammexperte, Nathan. Dein Job.“ Admiral Soerensen grinste ihn an.
‚Na komm schon, beiß an, alter Rebell‘, dachte er.
„Solange du deine Blechdosen zur Stelle hast, wenn ich sie brauche, kommen wir bald da raus und sauen dir deine Teppiche voll.“
‚Geht doch‘, grinste Soerensen in sich hinein, was ihm aber schnell wieder verging. Hin und wieder brauchten selbst Vier-Sterne-Generäle ein paar aufmunternde Worte. Selbst dann, wenn sie, wie Waterbee, über Jahre immer wieder große Verluste hinzunehmen hatten. Es wurde immer gerne vergessen, dass auch höhere Truppenführer nur Menschen waren, die eben nicht Verluste einfach hinnehmen konnten.
Doch das traf auch auf den Systemkommandeur zu. Und er, Vier-Sterne-Admiral Sven Allard Soerensen, hatte in seinem Verantwortungsbereich gerade fast 80.000 Mann verloren. Keine Gefangenen oder Verwundeten, sondern zu fast einhundert Prozent Tote.
Terranische Hegemonie, Terra, Star Island, Gästetrakt des Senats,
09.01.2477 17:10 GST
„Und ich sag dir das jetzt noch einmal. Du kannst nicht ständig alles und jeden als Bedrohung ansehen und verdammt noch mal auch nicht so behandeln“, wütete Olympia. Und das nun seit über einer Viertelstunde.
Leonidas nahm es gelassen. Er hatte nichts anderes erwartet. Olympia ging voll in ihrer Repräsentationsaufgabe auf. Sie machte all das, was Leonidas aus vollem Herzen hasste. Sie tätschelte kleine Kinder, schüttelte Hände, bis ihr abends die Hand schmerzte, lächelte in jede HoloCam, verteilte Komplimente, blicke interessiert Ausstellungsstücke in Museen an, die eigentlich auf den Müll gehörten, und tat auch sonst alles, um das Imperium möglichst in einem guten Bild dastehen zu lassen.
Dabei übersah sie geflissentlich all jene, die nur deshalb nah an sie herankommen wollten, um sie zu beleidigen, zu beschimpfen oder sie wie auch immer tätlich anzugreifen. Und da gab es einige Chaoten, die genau das Letztere versucht hatten.
Die zivil gekleideten Prätorianer und er waren da sogar überhaupt nicht direkt involviert gewesen, da das Close Protection Team der Senatsgarde, kurz CPT, solche Angelegenheiten regelte. Doch auch das übersah Olympia. Für sie war er für alles verantwortlich, was ihr nicht passte. Und das stand im Unterschied dazu, wofür er tatsächlich verantwortlich war: ihren Schutz.
Der Leiter des CPT, Captain (TDPF/SG) Janette de Mille, eine fünfundzwanzigjährige rotblonde Frau mit raubtierhaften Reflexen und immer suchenden Adleraugen, schaute ihn mitfühlend an und zuckte ganz leicht die Achseln, als er sie kurz anblickte.
Er beschloss es direkt anzugehen: „Und was glaubst du, wie toll du dich in den Nachrichten machst, wenn so ein Idiot dir den Kopf wegbläst? Glaubst du, dass das gut für die Verhandlungen wäre?“
„Leo, du siehst immer alles schwarz oder weiß. Aber es gibt Graustufen, verdammt!“
„Und zu diesen Graustufen gehört dann morgen auch, dass du einen Besuch des wieder aufgebauten CTC machst, ja?“ Er sah sie fest an und fuhr fort: „Des Central-Traffic-Clusters, der durch die Islamischen Welten, unsere ehemaligen Verbündeten, weggesprengt wurde. Wo Tausende Opfer zu beklagen waren. Ein Anschlag, der hier auf Terra das Sinnbild des Krieges gegen uns war. Sogar noch stärker als die Sterilisation von Heaven.“
„Ja, genau. Exakt weil es so ist, ist es immens wichtig, dass wir uns auch hier der Verantwortung stellen. Das war kein römischer Kriegsakt. Aber es ist etwas, was das Imperium nicht nur ablehnt, sondern auch scharf verurteilt.“ Sie blitzte ihn mal wieder wütend an.
„Dann willst du morgen also wirklich dahin?“
„Ja. Und der Imperator sieht das auch so. Er hat mir ausdrücklich zugestimmt. Wir werden dort am Mahnmal einen Kranz niederlegen, ein paar Worte sagen und dann nach Paris fliegen.“
Leonidas tauschte kurz einen Blick mit Captain de Mille, die daraufhin sofort ihr Headset aktivierte und leise Befehle erteilte.
„Dann hoffe ich mal, dass du weißt, dass das Mahnmal im zweiten Untergeschoss steht und wir da unten wie die Ratten in der Falle sitzen, wenn etwas passiert.“
„Dann wird es exakt so sein, wie es für die Tausenden von unschuldigen und hilflosen Menschen war, als die Bombe explodierte. Exakt das, was wir rüberbringen wollen.“
Leonidas sah sie an und schüttelte den Kopf.
„Weißt du, Olympia, das ist genauso blöd wie das, was ich auf Naukratis getan habe. Absolut genauso völlig verblödet. Und ich hoffe, dass uns der Mist nicht auch um die Ohren fliegt.“
„Leo, ich weiß, dass das alles andere als einfach ist. Aber wir müssen das tun.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Für Rom, Leo. Für das Imperium. Und für den Frieden mit der Hegemonie.“
Leonidas straffte sich innerlich, als er die traditionellen Worte hörte. Etwas, was „für Rom“ war, war etwas, was grundsätzlich zu unterstützen war. Daher wurden diese Worte auch niemals leichtfertig ausgesprochen. Es war etwas, was jeder Einzelne für die Gemeinschaft aller Bürger zu tun hatte. Das verlangte die Ehre eines jeden Römers, dass er oder sie zur Gemeinschaft beitrug. Denn die Gemeinschaft war Rom. Rom war kein anonymer Staat von auswechselbaren Individuen, Rom war eine Gemeinschaft von verantwortlichen Bürgern, die ihre Verantwortung wahrnahmen. Auch unter widrigen Umständen und bei persönlicher Gefahr für Leib und Leben.
„Gut, Olympia. – Doch will ich dir eines dazu sagen: Genau das dachte ich damals auch auf Naukratis. Genau das. Sei gewarnt. Übermut tut selten gut. Und horche genau in dich hinein, ob das, was du planst, auch identisch ist mit dem, was Rom wirklich erreichen will, oder ob es nicht eine einfachere Möglichkeit gibt. Auch du lebst nur einmal. Und was wesentlicher ist, auch die Menschen, die dir folgen, leben nur einmal. Jeder Einzelne. Denk immer daran. Andernfalls siehst du all ihre Gesichter jede Nacht aufs Neue.“
Damit drehte er sich um, verließ den Raum und ging in sein Arbeitszimmer, wo er sofort anfing, alle Informationen zum CTC aufzurufen, um die Absicherung zu planen. Keine zwei Minuten später kam Captain de Mille hinzu und setzte sich kommentarlos auf einen Stuhl neben ihn.
Nach ein paar Minuten sagte Leonidas: „Und so etwas machen Sie jeden verdammten Tag mit?“
„Nicht jeden, Optio. Gott sei Dank hab ich hin und wieder frei.“ Sie grinste ihn an.
Leonidas schnaubte nur.
De Mille beobachtete den fast zehn Jahre jüngeren Mann vor sich, der sich abmühte, ein Sicherheitskonzept zu entwerfen. Er würde es ihr dann zeigen und sie würde ein paar Änderungen vornehmen, die von dem, was er da machte, knapp vierzig Prozent übrigließen. Er würde es wie jeden Tag klaglos hinnehmen, aber kritische Fragen stellen. Und er würde besser werden. Wie jeden Tag. Er lernte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Er saugte förmlich alle Informationen, Taktiken und Einzelheiten, die sie ihm aufzeigte, auf wie ein trockener Schwamm.
Wenn der Kerl älter wäre, würde sie gerne einmal die Bar der Garde mit ihm aufsuchen. Römer hin oder her. Das würde in ein paar Jahren eine nette Trophäe werden …
„Ist was, Captain?“, hörte sie ihn fragen.
Sofort erwiderte sie: „Nein, Optio. Ich warte nur auf deinen Vorschlag zur Absicherung und war in Gedanken.“
„Sie können es gar nicht erwarten, ihn wieder in der Luft zu zerpflücken, was?“ Er lächelte dabei.
„Wie sonst sollen junge Offiziere lernen?“
„Oh, es gibt da noch andere Varianten. Die sind aber wesentlich unangenehmer, Captain.“
Das sah sie seinem Gesichtsausdruck an und schwieg lieber.
Central Traffic Cluster, 10.01.2477 1000 LPT
Der alte und völlig zerstörte CTC war wieder komplett aufgebaut worden und die Fehler, die vorher beim Bau gemacht worden waren, waren ausgebügelt worden. Es gab jetzt Sicherheitsschotten, die die Ebenen voneinander abschirmen konnten. Und dann war das Ganze wesentlich stabiler gebaut worden. Hitzebeständiger Stahl steckte überall hinter und unter den Steinfassaden, -bodenbelägen und -täfelungen. Und die Scanner waren hier genauso up-to-date wie im Senatsgebäude. Niemals wieder würde so etwas wie dieses Attentat zum Zusammenbruch der Infrastruktur auf Star Island und zur Regierungskrise insgesamt führen, wie es vor sechs Jahren passiert war. Und das aus einem ganz einfachen Grund. Niemals wieder würde jemand mit Antimaterie unkontrolliert Zugang zu den tieferen Ebenen des Clusters erhalten. An jedem Eingang und an jeder Station tief unten im Sockel von Star Island saßen nun Sicherheitsbeamte und die Sicherheitsdroiden waren in verschiedenen Typen allgegenwärtig.
Auf der zweiten Ebene, im Epizentrum des Anschlags, war eine Halle mit einer Kuppel, die oben ein weiteres Stockwerk aus der Erde ragte und das Sonnenlicht hinunter ließ.
Das Mahnmal an sich war einfach. Eine Bronzeschale mit einer ewigen Flamme stand auf der Erde. Konzentrisch darum waren alle Namen der Opfer des Anschlags in den Boden des CTC gebrannt und dann vergoldet worden. Obwohl die Namen nur in einen Zentimeter großen Buchstaben verewigt worden waren, war der Boden fast zehn Meter um die Flamme herum mit ihnen bedeckt. Eine Oberflächenversiegelung aus hauchdünnem Plasstahl schützte alles und würde es über Jahrtausende konservieren.
Olympia hatte ein graues, konservativ geschnittenes Kostüm mit einem kleinen Stehkragen an, das farblich zu seiner Paradeuniform passte. Leonidas stand einen Schritt rechts hinter Olympia im Stillgestanden, während Olympia was auch immer tat. Er glaubte erst, sie würde beten, doch das widersprach ihrer Natur. Gläubig war sie nicht und Heucheln verabscheute sie erst recht. Jedenfalls war es absolut still um sie herum und man konnte sogar die Flamme hören.
Olympia stand direkt vor all den Namen und blicke nur still in die Flamme. Dann wandte sie sich ab und ging zu einem HoloSchirm, der an der Wand hing und das damalige Ereignis aus allen möglichen Blickwinkeln in Endlosschleife zeigte. Vom Bahnsteig, als die Plasmawelle durchrollte, von einem Hochhaus, wo vom Dach aus eine HoloCam das In-sich-Zusammenfallen des CTCs zeigte, vom Kai, wo ein Kreuzfahrtschiff zerrissen wurde oder vom Kaufhaus „The Bay“, das in einer Feuerkugel verging.
Leonidas, der immer noch an ihrer Seite war, wartete nun mit ihr zusammen auf zwei Prätorianer, die, ebenfalls in Paradeuniform, einen Kranz trugen und unter dem Screen an die Wand lehnten. Begleitet wurden sie von Senior-Tribun Alexander Kucharski, dem Kommandanten der Salamis, die nun neben der Roma im Orbit von Terra hing. Kucharski war aber auch der Kommandant der Ypern, die den Orbitalschlag gegen Mekka als Vergeltung für Heaven geführt hatte. Sein grünes Gefechtsabzeichen für Kämpfe gegen die Islamischen Welten legte ein deutliches Zeichen dafür ab.
Olympia richtete die Schleife, sodass jeder sie gut lesen konnte. „Im Gedenken an die Opfer des Attentats – Das Volk und der Senat von Rom“.
Ganz unten auf jeder der zwei Enden der blutroten Schleife war noch das Staatswappen, der goldene Adler mit Blitzbündeln in einem Lorbeerkranz, und natürlich SPQR in Gold eingestickt. An sich wäre die Aufschrift in Silber gewesen, doch Gold war die Farbe des Imperators, sodass es klar war, wer diesen Kranz gestiftet hatte, ohne dass er namentlich in den Vordergrund trat. Hier sollte die Anteilnahme des Imperiums bekundet werden. Jedes einzelnen Römers. Und das würden die überall herumschwebenden HoloCams auch überall hin verbreiten. Dass Rom keinen Terror gegen Zivilisten dulden würde. Niemals. Und wenn jemand einen Zweifel daran hegte, dann genügte ein Blick in das Gesicht von Tribun Kucharski, der seinerseits die Bilder auf dem Screen anstarrte.
Leonidas musste zugeben, dass Olympia das gut geplant hatte, auch wenn er gegen die Teilnahme vom Senior-Tribun gewesen war. Der Kommandant der Sicherungseskorte gehörte auf sein Schiff, wo er vor Ort war, wenn etwas aus dem Ruder lief.
Doch seine aufrichtige Wut über die zu sehenden Bilder machte das mehr als wett. Dann, ohne irgendeine Ansprache, verneigte sich Olympia kurz vor dem Kranz, während Leonidas und Kucharski zackig grüßten, und verließ die Halle Richtung Ausgang. Abgeschirmt wurde das Ganze durch die Senatsgarde außen und dann nochmals durch die beiden Prätorianer direkt hinter Olympia. Leonidas und Kucharski gingen vorweg. So bewegte sich die Kolonne durch die wartenden Menschen, die eben nicht ausgesperrt worden waren und lange Hälse machten. Schließlich war man solche Prozessionen zur Gedenkstätte schon gewohnt.
Als sie wieder an die Oberfläche kamen und zum wartenden Flugwagen mit den Standarten Roms und des imperialen Senats gingen, trat ein älterer Mann durch die Sicherheitsabschirmung. Vermutlich gelang ihm das, weil er alt und gebrechlich und vornüber gebeugt noch nicht einmal einssechzig groß war.
Jedenfalls stand er plötzlich fast vor Olympia. Leonidas schob sich sofort dazwischen, doch Olympia legte ihm nur eine Hand auf den Arm und trat zu diesem alten Herrn. Er trug einfache Kleidung, fast billig. Seine weißen Haare waren lang und etwas durcheinander. Altersflecken bedeckten seine Hände und das Gesicht. Doch seine braunen Augen schauten sie immer noch wach und intelligent an. Wenn etwas an dem Mann auffiel, dann seine Trauer im Blick.
Er griff in seine Jackentasche und die Sicherheitsleute versteiften sich, doch der alte Mann lächelte sie nur traurig an und holte einen alten Bildbetrachter heraus, schaltete ihn etwas steif ein und zeigte ihn Olympia. Darauf waren er, zwei Jungen und offensichtlich seine Frau zu sehen.
„Sehen Sie das?“, fragte er. „Das ist meine Familie.“
Jeder ahnte, was da jetzt kommen musste.
„Jetzt sind alle tot.“
„Das tut mir aufrichtig leid, Sir“, sagte Olympia und sah auch so aus.
Doch der Mann ignorierte das und fuhr fort: „Meine Frau starb da unten“, er deutete mit der linken Hand auf den CTC-Eingang. „Michael, mein Ältester, starb dann an der Seuche. Er war bei der TDF. Und Devon, mein letztes Kind, fiel auf Naukratis.“
Es herrschte eisiges Schweigen um sie herum.
„Warum? Warum musste all das sein?“ Er blickte Olympia traurig an.
Olympia wollte etwas sagen, machte dann aber den Mund wieder zu. Alles, was man jetzt sagen konnte, wäre falsch. Entschuldigungen wertlos. Erklärungsversuche wenig hilfreich und Rechtfertigungen schlimmer als nichts.
Der Mann schaute sie nur unendlich traurig an und hielt ihr immer noch den handtellergroßen alten Bildbetrachter hin.
Olympia schossen die Tränen in die Augen, so viel Mitleid hatte sie mit dem alten Herren, und Leonidas hatte, wie jeder andere um sie herum, einen Kloß im Hals. Sachte schob er Olympia an dem Mann vorbei und drängte sie auf die wartende gepanzerte Limousine zu.
Doch fast schon vorbei drehte sich Olympia nochmals zu dem Mann um.
„Deine Söhne fielen für ihre Überzeugung, für das einzustehen, was ihnen wichtig war. Und deine Frau starb bei einem feigen, hinterhältigen Anschlag von Leuten, die den Massenmord an Zivilisten mit Kriegsführung verwechseln. Kriege gibt es schon so lange es Menschen gibt. Sie liegen in unserer Natur. Rom hat diesen Krieg begonnen. Und jetzt sind wir hier, um ihn zu beenden. Das wird deinen Verlust nicht aufwiegen oder ihn leichter machen. Oder ihn nur ein wenig erklärbarer machen. Das bedaure ich zutiefst. Doch wir werden uns der Opfer erinnern. Sie sind ein Teil unser aller Geschichte geworden.“
Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange und sie streckte kurz die Hand aus, um den Alten an der Schulter zu drücken, bevor sie sich umdrehte und schnell in den Wagen einstieg, der dann auch gleich zur nächsten Flugaufwärtstraße losfuhr.
Der alte Mann schaute ihr nur nach, während ihn die HoloCams aller Sender umschwirrten wie Mücken. Dann blickte er nochmals auf das Bild seiner Familie, schaltete es aus und ging zum Eingang des CTC.
Senat, 10.01.2477 1120 LPT
Der Imperator, der Präfekt für Auswärtige Angelegenheiten und der zukünftige neue Botschafter Roms auf Terra verfolgten die Berichterstattung, während die beiden Delegationen getrennt voneinander berieten und das Heer der Referenten und Teildelegationsleiter die zuletzt gemachten Vorschläge analysierten und eigene Statements verfassten.
„Imperator, glaubst du, dass der letzte Satz von Olympia gut in den Medien ankommen wird?“, fragte Charles Napier.
„Uneingeschränktes Ja. Ich hatte gehofft, dass das passiert. Denn auch wenn Olympia immer gerne die ach so souveräne junge Dame spielt, ist sie noch nicht hart genug für den Job. Das war uns allen klar. Aber wir wollten der Hegemonie ein menschliches und sympathisches Gesicht Roms zeigen. Das haben wir getan. Und auch wenn es Olympia nicht weiß, und hoffentlich zu unser aller Seelenfrieden auch nie herausfindet, dann war genau das unser Plan. Ihre Reaktion war nicht gespielt. Ebenso wenig das wütende Gesicht von unserem Tribun. Und, und das ist wirklich wichtig, unsere Verantwortung dieses biologischen Angriffs auf die TDF ist so gut wie nicht erwähnt worden. Das hätte uns schlimmer treffen können. Und Olympia hat sich fabelhaft gehalten. Wir können wirklich stolz auf sie sein.“
Während der Botschafter zustimmend nickte, sagte Napier: „Stimmt. Sie hat sich wirklich besser gemacht als ich zu hoffen wagte. Aber jetzt sollten wir das einstellen, solange wir noch auf der Siegerstraße sind, Julius.“
„Lass sie den heutigen Tag noch beenden. Für morgen sagen wir alle ihre Termine ab. Dann haben wir hoffentlich einen ersten gemeinsamen Entwurf für unseren Vertrag vorliegen. Das wird die Medien dann mehr interessieren als alles andere. Kümmere dich bitte darum, ja?“
Napier hob einen Finger und einer seiner Assistenten war sofort da.
Im Flugwagen über Europa, 11.01.2477 1930 LPT
Leonidas steuerte einen Mercedes-Skyflyer 300csi wie gewohnt in Höchstgeschwindigkeit durch den Flugkorridor nach Hamburg, wo sie ein Shuttle zum Mond nehmen wollten.
Auf Höhe der Rhein-Ruhr-Megapolis mussten sie doch noch den Energiekristall des geliehenen Mercedes aufladen.
Vorher waren sie in Neapel gewesen und von dort nach Rom geflogen. Zusammen hatten sie das antike Forum Romanum, das Pantheon, den Petersdom und das Museum für römische Geschichte besucht. Hatten am Tiber in einem Restaurant italienisch gegessen und waren im Bodenmodus die noch erhaltene Via Appia entlanggefahren. Selten waren sie sich so einig über etwas gewesen und daher hatten sie es zusammen genossen. Auch wenn der Winter Italien dieses Jahr fest im Griff hatte und es saukalt gewesen war.
Olympia hatte ihr Haar schwarz getönt und trug einen unauffälligen Thermoanorak mit Jeans, einer Hose, die überall auf Terra anzutreffen war. Leonidas hatte eine andere Art dieser Hose in Braun mit Cargotaschen gekauft und diese dann mit einem Rollkragenpullover und Thermojacke kombiniert. Der Mercedes war seinem persönlichen Geschmack geschuldet, da er ein solches Modell zu Hause auch besaß. Hier auf Terra hatte es mehrere Stunden gekostet, das zehn Jahre alte Modell bei einem Verleiher zu finden, und so waren sie von Star Island nach Kreta Spaceport mit einem Stratoshuttle gereist und von dort dann mit dem Mercedes weitergeflogen.