Dantse Dantse

THE SPIRIT - a game. Cyber-Dämonen, die neuen Terroristen im Jahr 2030: ein Computerprogramm bedroht die Welt

Band 1: Die Order - Die Geburt der Cyber-Dämonen und ihr Angriff auf Deutschland

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Zusammenfassung

Alles fängt 2020 in einem schneereichen Winter in Deutschland an.

10 Jahre später 2030 Die Attacken der Cyber-Dämonen, den ersten Cyber-Terroristen

Über den Autor

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Zusammenfassung

THE SPIRIT


+++ Ich bin es,
The Spirit,
der Gute und der Rächer +++


Ein Computerprogramm bedroht die Welt


Worum geht es eigentlich?

Es handelt sich um eine atemberaubende, bewegende Science-Fiction Kriminalromanreihe, die sehr real ist. Die Leser werden sich automatisch Fragen stellen wie: „Was würde passieren, wenn das wirklich real wäre? Ist es vielleicht schon real?“, und diese Fragen werden die Aufmerksamkeit bis zur letzten Zeile fesseln.

Die Handlung beginnt in Deutschland, setzt sich im zweiten Band in Afrika fort und kehrt im dritten Band nach Deutschland zurück.

Mit The Spirit werden auf spannende Weise wissenschaftliche Themen aus den Bereichen der Gehirnforschung und der Gehirnmanipulation über das Internet thematisiert und es wird beschrieben, wie sich solche Manipulationen auf das Leben der Menschen auswirken könnten.

Mit diesem Science-Fiction-Werk möchte der Autor Dantse Dantse nicht nur die Leser fesseln, sondern auch über fiktive Bereiche unseres Lebens, über Manipulationen, von denen wir nichts ahnen, informieren. Er möchte gesellschaftskritisch, aber nicht zynisch sein. Aufmerksam machen auf Gefahren und Möglichkeiten, auf Missbrauch von wissenschaftlichen Erkenntnissen, von Technik, dem Internet und auf die Macht des freien Willens und dabei gleichzeitig spannende Unterhaltung bieten.

Band 1
Die Order

Die Geburt der Cyber-Dämonen und ihr
Angriff auf Deutschland


Eine Hauptfigur des ersten Romanteils ist Marco, ein Abiturient aus reichem Haus, der im Internet das Spiel The Spirit entdeckt, es mit großer Begeisterung spielt und den Spielablauf seiner Familie erklärt.

Seine Oma, die ihren Mann durch einen komischen Autounfall verlor, ist seine Lieblings-Gesprächspartnerin dafür. Marco, der sich seit diesem Unfall sehr negativ verändert hat, wird auf einmal wieder ein fröhlicher Bursche, aber zu fröhlich, glaubt die Oma, die Marco zufällig während einer Spielszene beobachtet und seitdem ahnt, dass hinter dem Spiel etwas Böses steckt. Aber wer hört schon auf eine Oma, wenn es um Wissenschaft und Technik geht?

Ziel dieses Spieles ist es, eine Order (einen Auftrag) zu erhalten und diese mit Hilfe anderer Spieler auszuführen. Die Ausführung der Order geschieht in der realen Welt und den Spielern selbst sind ihre Handlungen dabei nicht bewusst – sie vergessen sofort, was sie getan haben. Jeder, der eine Order bekommen will, muss als Helfer beginnen – wobei und wie der Spieler hilft, ist ihm selbst allerdings, wie beschrieben, nicht bewusst. Das erfährt er erst, nachdem er den Geholfenen gestellt hat. Dann weiß er, was er getan hat, es bleibt ihm für eine kurze Zeit bewusst, damit er sich Notizen machen kann, und dann erlischt es wieder aus seinem Gehirn (zumindest aus dem bewussten Teil des Gehirns).

Für Marco ist es besonders hart. Nachdem er seinen Geholfenen gestellt hat, erfährt er, wobei er ihm geholfen hat und ist für den kurzen Moment des Bewusstseins schockiert.

Zehn Jahre später wird Deutschland von einer Serie kleinerer Verbrechen erschüttert, denn die Spieler von The Spirit führen ihre Ordern aus. Die Cyber-Dämonen, die neuen Terroristen, sind geboren. Alle polizeilichen Ermittlungen laufen ins Leere. Die Behörden stufen den Fall mal als islamistischen Terrorismus ein, mal als rechtsradikalen Akt. Sie machen keine Fortschritte bei der Aufklärung und können keinen einzigen Anschlag verhindern.

Überraschend taucht der afrikanische Asylbewerber Kamga beim ermittelnden Polizeipräsidium auf und trifft auf den Polizeiinspektor Johnny Pfister, dem er erklärt, hinter den Massakern könnte das Spiel The Spirit stecken. Doch die hinzugerufene Soko nimmt Kamga nicht ernst – was könnte ein Asylbewerber schon über einen Fall wissen, an dem die besten Köpfe Deutschlands arbeiten?

Kurze Zeit später bekommen viele Polizeistationen eine online-Nachricht, die lautet: „Ich bin es, The Spirit, das Schlimmste steht noch bevor.“ Jetzt stürzen sich zwar die Beamten, Ermittler und Psychologen auf dieses Spiel, aber erkennen überhaupt nichts Schlimmes oder Manipulatives daran. Oder sind sie alle selbst durch das Anschauen des Spieles schon manipuliert worden?

Täglich tauchen neue Nachrichten von The Spirit auf, und immer dramatischere Anschläge erschüttern Deutschland. In ihrer Verzweiflung sind nun auch Johnnys Vorgesetzte bereit, auf Kamga zu hören, doch als Johnny ihn aufsuchen will, erfährt er, dass Kamga in der Zwischenzeit in den Senegal abgeschoben wurde.

Johnny, der bisher noch keinen großen Fall gelöst hat, soll versuchen Kamga in Afrika ausfindig zu machen. Er soll Deutschland und die westliche Welt vor einem massiven und noch unbekannten Verbrechen retten. Diese Herausforderung sieht er als seine Chance, als Held seine verlorene Ehre im Beruf und im Privaten wiederzuerlangen. Er macht sich auf den Weg nach Afrika.

Ein Rennen gegen die Zeit beginnt, Kamga muss mit allen Mitteln gefunden werden…





Alles fängt 2020 in einem schneereichen Winter in Deutschland an.


Der Tag fing normal an. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag wie seit 3 Wochen. Ein echter Wintertag. Der Winter dieses Jahres 2020 war besonders schneereich. Es schneite seit Wochen fast nonstop. In diesem kleinem Dorf sah es aus wie im Bilderbuch: alle Bäume waren voll mit Schnee bedeckt. Man konnte sich nicht vorstellen, dass in dieser kleinen Vorstadt über 1000 Menschen lebten. Manchmal sah man einen Bauern, der schnell vom Kuhstall wieder zurück ins Haus rannte. Einige Kinder fuhren auf dem kleinen Berg hinter dem Bauernhof Schlitten. Die meisten Menschen blieben einfach im Haus. Manche langweilten sich, die Kindern und einige Eltern saßen jeder für sich in ihrem Zimmer und spielten oder surften am Computer oder am Smartphone; manche Eltern saßen einfach vorm Fernseher und schauten diese komischen Talkshows am Mittag, in denen Menschen ihre Ekelhaftigkeit dem breiten Publikum zeigten. Die einzige breitere Straße in dem Dorf, die Hauptstraße, war heute schon 2-mal geräumt worden, aber jetzt um 14 Uhr sah es aus, als ob nichts getan worden wäre. Heute kam der Schnee Kehrer ganz sicher nicht mehr. So waren alle Menschen in dieser Idylle eingeschlossen, und es war auch schön so, dachten sicher viele Menschen, besonders die Schüler, die deswegen nicht zur Schule gehen konnten.

Die Aussicht war einfach formidabel. Überall war es weiß und alles sah so friedlich aus, so beruhigend. Schön kann das Leben sein, dachte auch Oma Margit, die gerade einen Apfelkuchen für ihre Enkelkinder backte. Da sie nur ein Haus weiter wohnten, konnten sie trotz dieses Wetters zu ihr kommen.


Die Familie Margit Beckstein war eine sehr angesehene Familie im Dorf. Man konnte es schon an den beiden Villen sehen. In der einen wohnte ihr Sohn, Georg Beckstein, 51 Jahre alt, Rechtsprofessor an der Universität in der Nachbarstadt, verheiratet mit Miriam Beckstein, 46 Jahre alt, halb Türkin, halb Deutsche, Frauenärztin in der gleichen Stadt. In der anderen Villa wohnte Margit nun schon seit 9 Monaten allein.

Vor 9 Monaten war ihr Mann Johannes Beckstein auf mysteriöse Weise direkt im Eingangshof der Villa gestorben. Ein vermeintlich Betrunkener war von der Straße abgekommen und hatte den alten, rüstigen Mann angefahren; er war dann Minuten später im Krankenwagen verstorben.

Damals, als die Polizei ankam, war der Unfallverursacher verschwunden und nur der Enkelsohn Marco, der alles mitbekommen und die Polizei alarmiert hatte, war anwesend.

Aus seinem sehr detaillierten Bericht, der sogar die Polizei erstaunte, konnten sich die Ermittler ein Bild des Mörders machen, und eine Fahndung wurde eingeleitet. Der Mann wurde wenig später von einer Polizeistreife festgenommen. Der Unfallverursacher verhielt sich betrunken, aber in seinem Blut war keine erhöhte Alkoholmenge zu finden. Das heißt, er wies alle Zeichen eines Alkoholikers auf, ohne Alkohol getrunken zu haben. Das bestätigte er, indem er sagte, er trinke nie Alkohol und er rauche nicht.

Diese Tatsache wurde der Presse nie mitgeteilt, und so stand überall: „Irrer betrunkener Fahrer tötet friedlichen Mann in seinem Hof“.

Der Mann sagte, er könne sich nicht daran erinnern, jemanden umgebracht zu haben. Trotz fehlender Beweise war der Mann verurteilt worden. Er hatte Revision eingelegt.

Er saß noch immer im Gefängnis, und das Gericht wusste nicht genau, wie das Revisionsurteil ausfallen würde. Die Polizei und die Psychologen konnten bis heute nicht erklären, was an dem Tag wirklich passiert war. Sicher war nur, dass der Mann durch das Dorf gefahren war und vor dem Unfall am Kiosk, dem einzigen Geschäft im Dorf, nach Georg Beckstein gefragt hatte. Die Anklage gründete sich nur auf die Aussage Marcos, der normalerweise an dem Tag in der Schule hätte sein müssen. Aber er hatte an diesem Morgen gesagt, dass es ihm nicht gut ginge und er deswegen zu Hause bleiben wolle. Allerdings hatte man von seinem Zimmer in der 30 Meter entfernten Villa überhaupt keine Sicht auf die Unfallstelle. Es war auch nicht gerade klar, was er genau dort gemacht hatte, als der Unfall passierte.

Dieser Unfall hatte vieles im Leben von Margit verändert. Trotzdem war sie eine lustige und fröhliche Frau geblieben. Ja, es stimmte, Margit war an diesem Tag einfach glücklich über den Besuch ihrer Enkelkinder.

Oma Margit hatte 3 Enkelkinder: Marco 19, Silvia 16 und Oliver 10 Jahre. Sie liebte sie sehr und sie waren nun alles, was sie noch hatte. Sie hatte sich sehr schnell vom Tod ihres Mannes erholt. Sie war eine brave Frau, sehr engagiert und immer mit Blick nach vorne. Eine sehr bewundernswerte, elegante, aber auch autoritäre Dame. Sie war die Beckstein-Chefin und auch ihr Sohn konnte diese Tatsache nicht durchbrechen.

Nach dem Tod ihres Mannes waren die Besuche ihrer Enkelkinder die Highlights in ihrem einsamen Haus, und deswegen tat sie alles, dass es ihnen gut ging, dass sie es gemütlich hatten, damit sie immer wieder gern und oft kamen.

Der Kuchen war längst fertig, und die Kinder waren, wie immer, noch nicht da. Und wie immer stand sie die ganze Zeit am Fenster und wartete beobachtend, dass sie kämen.

An diesem verschneiten Nachmittag waren es nur Oliver und Silvia, die sie kommen sah. Sie war ein bisschen enttäuscht, dass Marco, der Älteste, nicht dabei war. Sie hatte doch so viel Kuchen gebacken. Sie rief Marco sofort an, um zu wissen, ob und wann er noch käme. Er wollte nicht kommen, bzw. er konnte nicht kommen. Marco blieb lieber in seinem Zimmer und spielte am Computer, wie seit Wochen fast ununterbrochen. Seit dem Tod seines Großvaters hatte er sich gegenüber seiner Oma sehr verändert. Er besuchte sie kaum noch. Und obwohl er viele Freunde hatte, traf er sich nur noch sehr selten mit ihnen, und sie kamen auch nicht mehr so oft zu ihm. Er war immer ein sehr guter Schüler gewesen, aber nun waren seine Schulnoten schlechter geworden. Er war auch ein exzellenter Fußballer und spielte in einem Verein in der Nachbarstadt. Aber seit dem Tod seines Großvaters ging er kaum noch zum Training.

Oma machte sich ein bisschen Sorgen um ihn und war traurig, dass er nicht mitgekommen war. Dennoch freute sie sich, dass zumindest die andere zwei da waren und ihren Kucken lecker fanden.

„Oma, dein Kuchen ist sooooo lecker, wie immer. Darf ich noch ein Stück haben?“, fragte Oliver.

„Du kannst nicht alles alleine essen, mein Gott, du musst auch an andere Leute denken. Deine Mama isst auch gerne Apfelkuchen von Oma und sie wäre traurig, wenn nix für sie übrigbliebe“, erwiderte seine Schwester Silvia. Sie liebte ihren Bruder sehr, aber sie machte ihm das Leben nie einfach. Sie meinte, ihr Bruder wäre sehr verwöhnt. Er würde wie der kleine Prinz behandelt werden, alles bekommen und immer im Mittelpunkt stehen. Alle Aufmerksamkeit wäre für ihn reserviert. Dadurch hätte er kaum Aufmerksamkeit für andere Menschen. Deswegen versuchte sie auf ihre Art ein bisschen mehr Gerechtigkeit herzustellen.

Oliver tat aber, wie immer, als habe er nichts gehört hätte und wiederholte seine Bitte an die Oma, wissend, dass die Oma ja sagen würde: „Bitte, bitte, Omi, kann ich noch ein ganz kleines Stückchen haben?“

„Nein! Der Rest des Kuchens auf dem Tisch ist für andere Leute reserviert. Dein Bruder will sicher auch etwas davon“, sagte Silvia energisch.

Die Omi stand auf und schaute Silvia sehr liebevoll an: „Ich gebe ihm noch mein Stück, und dann ist alles gut. Mia und Marco können so auch ihr Stück abbekommen. Du weißt, dass deine Mutter sehr wenig isst, weil sie abnehmen will. Ich weiß gar nicht, wohin das führen soll. Verheiratete türkische Frauen sind doch immer dick, und das ist schön. Warum will sie immer…“

„Omi, bitte“, unterbrach Silvia ihre Oma, „Mama ist keine Türkin, das hab ich dir schon oft gesagt. Sie war sogar noch nie in der Türkei.“

Margit stand auf, ging zum Kamin und warf noch ein Holzstück ins Feuer. Das war ein Ausweichmanöver, um nicht mit ihrer Enkelin über ihre Schwiegertochter reden zu müssen. Sie hatte Miriam nie wirklich gemocht. Sie respektierte sie, nicht mehr und nicht weniger. Sie hatte sich gewünscht, dass ihr Sohn die Tochter von Markus Schwarz heiratete. Markus Schwarz war ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer in der Region. Aber nicht wegen des Geldes wollte sie seine Tochter haben. Nein, das war ihr nicht sehr wichtig. Familie Schwarz hatte eine Tradition und die Kinder waren auch demensprechend erzogen: konservativ, streng, mit viel Moral, aber trotzdem offen. Das passte einfach zu den Becksteins.


Als ihr Sohn ihr Miriam damals vorgestellt hatte, hatte sie sofort gewusst, dass diese Frau keine Tradition in Becksteinschen Sinne verkörperte.

„Mein Sohn, das hat nichts damit zu tun, dass ich Türken nicht mag, das stimmt sowieso nicht. Ich mag alle Menschen, egal welcher Herkunft und Hautfarbe. Das ist ein großer Wert in unserer Tradition. Sie hätte weiß, Chinesin, Afrikanerin sein können. Es wäre mir egal. Es hat damit zu tun, dass diese Frau keine Tradition, keine Linie, nicht unsere Werte hat.“

„Mutter, sie ist nicht so türkisch wie du denkst“, hatte Georg Beckstein gesagt, „sie ist halb Türkin und halb Deutsche. Mutti, sie ist mehr Deutsche als Türkin, mehr Deutsche als du. Siehst du nicht, wie sie sich verhält? Siehst du nicht, wie sie sich bemüht? Wie sie sich integriert?“

„Das ist das Schlimmste, mein lieber Sohn. Genau da fängt das Problem an. Das ist das, was ich die ganze Zeit meine. Menschen mit Tradition sind stolz ihre Werte zu verteidigen. Hast du gesehen, bei der Familie Kamara aus Mali? Du weißt, wie sehr ich Frau Kamara Adama schätze und mag. Sie ist auch sehr erfolgreich, sehr integriert, aber siehst du, wie sie zu ihrer Tradition steht? Wie ihre Kinder stolz sind, Afrikaner zu sein und das Afrikanische stolz vertreten? Werte verstehen sich mit Werten. Dr. Kamara ist ein Lieblingsfreund deines Vaters. Wenn jemand seine Herkunft verleugnet oder ablehnt, kann derjenige keine Tradition haben. Welche Erziehung wird sie deinen Kindern geben? Jemand, der seine Identität ablehnt, kann den Kindern keine Identität und keinen Stolz vermitteln, kein Vertrauen zu sich selbst... Wäre sie eine volle Türkin, das heißt, eine, die zu ihrer Kultur und Herkunft steht, hätte ich keine Probleme. Du sagst sie ist halb Türkin, halb Deutsche. Aber warum lebt sie nur das Deutsch-Sein aus? Wo ist das Türkisch-Sein in ihr? Das ist ein Komplex. Verkehre nie mit Menschen, die Komplexe haben und immer wie du sein wollen. Kannst du dich schämen, dass du Deutscher bist? Ganz sicher nicht. Sie sollte sich dieses Beispiel nehmen. Warum schämt sie sich Türkin zu sein? Werdet ihr euch schämen, dass eure zukünftigen Kinder türkisches Blut haben? Anstatt dass sie den Kindern stolz beibringt, wie schön Türkisch-Sein ist, verbringt sie die ganze Zeit damit, dafür zu kämpfen, dass alles, was türkisch ist verschwindet, nur damit sie akzeptiert wird. So wird sie nie akzeptiert werden, zumindest nicht von mir, deiner Mutter. Dein Vater sieht das ganz genauso. Diese Frau ist nicht gut für dich.“

„Mama, du übertreibst ein bisschen. Zwar gebe ich dir Recht mit deiner Ausführung zur Identität. Ja, Adama ist wirklich goldig, und sie kocht immer so gut scharf. Richtig afrikanisch und…“

Seine Mama unterbrach ihn: „Siehst du, ja, siehst du, kann diese Frau, die du heiraten willst, etwa türkisch kochen?“

„Mama, es ist nicht das gleiche. Miriam war nie in der Türkei. Der türkische Vater war weg, als sie 10 war. Und seitdem hat sie nur mit Deutschen zu tun gehabt. Woher sollte sie das Türkisch-Sein lernen? Sei ein bisschen nachsichtig.“

„Mein Sohn, wenn man will… Deine Großmutter ist auch ohne ihren Vater aufgewachsen, der hatte sie in Frankreich gelassen und ist zurück nach Deutschland. Sie war sogar erst 6. Sie hat dennoch in Frankreich Deutsch gelernt und mit 18 die Reise gemacht, um den Vater zu treffen. Sie hat ihren Ursprung gesucht und gefunden, und schau uns heute an! Deine Freundin könnte das auch tun. Nein, sie hat keine Tradition, und ihre deutsche Mutter hat sie nicht mit Werten erzogen. So eine Frau passt nicht zu den Becksteins.“


Trotz aller Einwände war Miriam ihre Schwiegertochter geworden, und sie war nun Oma von 3 Enkelkindern. Wie die Kinder erzogen wurden, machte sie sehr traurig. Die Eltern hatten wenig Zeit für die Kinder, beide waren voll berufstätig, und oft wegen ihres Berufs nicht da. Die Kinder wuchsen zwischen vielen Au-pair-Mädchen auf und waren häufig bei ihrer Oma. Wenn Georg und Miriam doch da waren, ließen sie die Kinder alles machen, was sie wollten. Sie nannten es freie Erziehung, aber ehrlich gesagt ging es darum, Verantwortung und Mehrarbeit zu entgehen. Wenn man auf der Couch saß, fern sah oder Zeitung las und die Kinder durften alles tun, was sie wollten, am besten noch vorm Laptop oder Smartphone, dann hatte man seine Ruhe. Man erfand irgendwelche Theorien, um sein schlechtes Gewissen und die kritische innere Stimme still zu halten, und als Entschuldigung wurden den Kindern immer teure Geschenke mitgebracht, um die Zuneigung zu erkaufen.

Margit erinnerte sich an ein anderes Gespräch mit Georg:

„Georg, wenn wir euch so erzogen hätten, hättest du das nicht erreicht, was du heute erreicht hast. Was ihr da mit den Kindern macht, finde ich sehr schlecht und nicht zu akzeptieren. Sag mir, was erwartest du denn von ihnen? Welche Werte vermittelst du ihnen damit? Wie sollen sie morgen stark und selbstbewusst sein? Das ist eine Erziehung, die vielleicht zu materiellem und beruflichem Erfolg führt, aber den Menschen innerlich einsam und krank macht. Burnout und Depressionsanfälligkeit sagen schon jetzt Danke!“


Seitdem Miriam da war, war die Beziehung zwischen ihr und ihrem Sohn Georg immer kühler geworden, und das störte ihn sehr, da er seine Mutter aufrichtig liebte. Auch jetzt wollte er ihr nach dem Tod des Vaters nicht noch mehr Kummer bereiten, aber er spürte die ganze Zeit, wie sehr seine Mutter darunter litt, dass er diese Frau geheiratet hatte und noch viel mehr darunter, wie die Kinder erzogen wurden.

Georg war seiner Mutter im Laufe der Zeit aus schlechtem Gewissen, und um Streit zu meiden, immer mehr aus dem Weg gegangen. Er hatte sehr viel Respekt vor ihr und fand seit der Hochzeit mit Miriam nie die Kraft, seiner Mutter zu widersprechen.

Er wusste, was seine Mutter alles geleistet hatte, und er wusste auch, dass sie in vielen Punkten Recht hatte. Er bereute, einiges falsch gemacht zu haben, besonders in der Erziehung der Kinder. Er erinnerte sich, wie schön seine Kindheit gewesen war, und dass seine Eltern immer Zeit für ihn gehabt hatten, bzw. dass sie sich Zeit für ihn genommen hatten, da sie auch beide beruflich erfolgreich gewesen waren und hart hatten arbeiten müssen. Allen Warnungen seiner Eltern zum Trotz war er lieber der Linie seiner Frau gefolgt. Mit den heutigen Erkenntnissen und dem Wissen um das Ergebnis hätte er einiges anders gemacht, auch mit Miriam.

Er hatte es nicht geschafft, die Kinder so zu erziehen, wie es sein sollte. Er sah selbst, dass die Kinder zu lasch erzogen wurden und auch null Respekt ihm gegenüber hatten. Er wusste genau, dass es falsch war, die Kinder in dieser Dimension mit den neuesten Geräten, Schuhen, Klamotten usw. zu versorgen. Taschengeld dieser Größenordnung war einfach nicht gut und hatte ihnen nicht gut getan. Aber hatte er eine andere Wahl gehabt? Seine Frau achtete mehr auf die Fassade, auf die Wirkung „nach außen“, darauf, was die andere sagen würden, für sie ging es immer um Kampf, um gesellschaftliche Ehre. Alle mussten wissen, dass sie die Becksteins waren, dass sie Geld hatten, dass sie 4 Mal im Jahr Übersee-Urlaub machten, dass sie sich alles leisten konnten. Obwohl er von einer wohlhabenden Generation abstammte, waren das Materielle und das Geld nie das Wichtigste gewesen. Das waren die Werte gewesen, wie seine Mama immer gesagt hatte. Ihm selbst hatte es als Kind an nichts gemangelt, aber er hatte auch nichts Überflüssiges bekommen. Etwas Teures, nur weil es teuer war, hatten seine Eltern schon immer abgelehnt. Es war ihnen stets wichtig gewesen, dass alle demütig blieben und auch so handelten. Diese christlichen Werte hatten ihm immer sehr gutgetan, aber in der Ehe mit Miriam waren sie alle peu à peu in den Hintergrund gerutscht. Ohne es zu merken, war er einer geworden, der seinen Selbstwert über sein Vermögen und seine Karriere definierte. Und seitdem wurde er von Tag zu Tag unglücklicher.

„Mutter weiß gar nicht, wie frustriert ich selbst bin“, sagte er sich immer nach solchen Gesprächen und verschwand dann in seinem Arbeitszimmer. Das Arbeitszimmer war sein bester Freund im Haus. Nach außen hin zeigte er sich glücklich mit seiner Frau, präsentierte eine idyllische Familie, aber wenn fremde Augen nicht mehr dabei waren, sahen beide, wie unglücklich sie waren. Worte wie Sex, Zärtlichkeit, Gefühl, usw. waren Traumwörter geworden.


An diesen Nachmittag im Kreis ihres Enkels und ihrer Enkelin war Margit glücklich und dachte tief zufrieden: „Ja, das Leben ist schön, und es lohnt sich zu leben!“

Nur Marco machte ihr Kummer, und diese Situation trübte ihr Glück ein bisschen. Etwas war nicht in Ordnung mit dem Jungen, redete sie leise mit sich selbst und ohnmächtig stellte sie fest: „Wer wird schon auf mich hören? Nicht diese materialistische Mutter, die meinen Sohn zu einem schlechten Vater gemacht hat.“ Deswegen konzentrierte sie sich stärker auf Oliver und Silvia, die anwesend waren. So war das Leben: freu dich über das, was du hast und sorge dich nicht um das, was du nicht hast.

Nach dem Kuchen blieben Silvia und Oliver noch eine Weile da und spaßten mit der Oma. Dabei stritten sie sich aber die ganze Zeit. Gegen 16:30 Uhr war es schon recht dunkel, und die Kinder wollten zurück nach Hause. Die Oma entschloss sich mitzugehen, denn sie wollte unbedingt heute mit Miriam über Marco reden. Sie wollte Miriam endlich dazu bringen, Verantwortung zu übernehmen und war bereit, dafür auch einen großen Streit zu riskieren.

„So kann es nicht weitergehen“, rief sie, als sie ihre Winterschuhe anzog.

„Was kann nicht so weitergehen, Omi?“, fragte Oliver.

„Musst du immer alles wissen?“, mischte sich Silvia sofort ein.

„Ich habe nicht mit dir geredet, und ich habe dich nichts gefragt“, erwiderte Oliver.

„Jetzt reicht es mit eurem ständigen Hin und Her. Zieht eure Jacken an, und wir gehen. Ich möchte mit Miriam reden“, sagte Margit entschieden.

„Die Mama kommt doch immer erst viel später, Omi“, sagte Oliver.

„Macht nichts, mein Schatz, ich werde so lange auf sie warten und kann euch bei euren Hausaufgaben zusehen.“

Die Straße war schon wieder völlig mit Schnee bedeckt. „Wie werden nur Miriam und Georg nach Hause kommen?“, fragte sich Margit.


Das Haus war ganz dunkel als sie ankamen. Von außen konnte man nur ein Licht im ersten Stock erkennen. Ein Zeichen, dass Marco in seinem Zimmer war.

Silvia öffnete die Tür und machte das Licht an.

„Ich gehe hoch zu Marco“, sagte Margit sofort.

„Ich gehe in mein Zimmer, ich muss noch Mathe machen“, erklärte Silvia.

„Du auch, Oliver, du musst lernen“, sagte Margit.

„Nein, Omi, ich habe schon alles gelernt, ich möchte nun ein bisschen Fernsehen schauen. Es läuft jetzt meine Lieblings-serie.“

„Nein, dann wartest du, bis deine Eltern kommen, um dir zu erlauben, dass du jetzt Fernsehen schaust, anstatt zuerst noch etwas für die Schule zu machen.“

„Bitte, Omi? Nur ein bisschen“, flehte Oliver.