1. Auflage, 2021

© 2021

Alle Rechte vorbehalten.

Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9-7837-5347-5004

PAG3 19

(Ungeschützte Marke)

Ben Griessler

Herzog-Albrecht-Straße 5-7,

2361 Laxenburg

Österreich

page19office@gmail.com

Inhaltsverzeichnis

Monsterwelle

„Yo Benno, wetten wir doch um ein Bier, wennst die krasse Welle da hinten packst!“

„Deal! Save ohne Wipe Out!“ rief Benno seinem Freund Taj zu. Benno legte sich auf sein Surfbrett und paddelte rasch zu einer sich schnell nähernden Welle. Mit einem gekonnten Sprung, und stand er genau in der richtigen Sekunde auf der Riesenwelle. Er vollführte einige Turns, und ließ sich dann gemütlich und mit dem Shakagruß an Land schieben.

Benno Moana surfte schon einige Riesenwellen, jedoch birgt jede ein neues Risiko und einen riesigen Adrenalinschub, wenn man die Welle surft.

„Respekt, Bro! Echt Dope!“ Taj klopfte den jungen Halbhawaiianer auf die Schulter und zupfte ihm ein Algenblatt vom Rücken. Benno wickelte seine Leash auf und ging mit seinem besten Freund zum Wagen. Moana selbst hatte nur ein Motorrad von Brixton, eine BX500 in Silber. Wenn die Freunde jedoch zum Strand fuhren, nahmen sie meist den grauen Suzuki von Taj.

Nachdem sie ihre Boardbags im Geländewagen verstaut hatten, gingen die jungen Surfer auch schon zur chilligsten Bar in ganz Kalifornien.

Die Landlord-Bar hatte rund um die Uhr geöffnet und war in der Gegend sowohl bei Surfer als auch bei weiblichen Fitnessmodels beliebt. Die chillige Musik und das Geräusch der brechenden Wellen im Hintergrund, erzeugten ein typisch tropisches Flair.

Benno und Taj waren so gut wie jeden Tag dort, so eine Art zweites Zuhause. Taj hatte nie ein Problem mit Frauen ins Gespräch zu kommen. Mit seinem süßen Babyface hatte er bei so ziemlich jeden weiblichen Model leichtes Spiel.

Dies galt jedoch nicht für Benno, er hatte nie wirklich Freunde bis auf Taj.

Er war schon immer schüchtern und hatte enorme Probleme mit anderen Menschen ein einfaches Gespräch zu beginnen.

Also schaute er jeden Abend den anderen Surfern zu, wie sie haufenweise Girls verführten. Zum derzeitigen Zeitpunkt wollte der junge Surfer nur Eines.

Endlich die Frau fürs Leben zu finden.

Die Chance

„Aloha, krass wie du eben die Monsterwelle gesurft bist. Übrigens, ich bin Kyra!“

Benno realisierte zunächst gar nicht dass das schöne Geschöpf von Frau mit ihm und nicht dem muskulösen Bodybuilder hinter ihm. Jedoch streckte Kyra White ihre Hand zu Moana und er begrüßte die schwarzhaarige Schönheit. „Das eben…? Ehm das war doch ein Kinderspiel. Ich heiß Benno!“

Nach einer kurzen Stille, in der Benno verzweifelt versuchte einen weiteren Satz rauszuwürgen, jedoch sprach Kyra schon weiter. „Ich bin neu hier, treffen wir uns doch am Abend wieder hier. Ich muss jetzt leider weiter zu einem Fotoshooting.“

„Gern, sagen wir doch so gegen acht, bis dann.“

„Passt, bye!“ sagte Kyra und winkte ihm, Benno verabschiedete sich und ging zu Taj und erzählte ihm von seiner neuen Bekanntschaft.

Nachdem er die Story kurz schilderte, dachte Taj kurz nach und sagte „Das hört sich ja spitze an, was hast du denn jetzt vor?“

„Keine Ahnung Bro, ich wills langsam angehen, immerhin will ich sie ja nicht gleich verjagen.“

„Warte aber nicht zu lange, hier dein verdientes Bier!“ Taj reichte Moana ein bereits geöffnetes Corona und stieß mit ihm auf eine legendäre Nacht an.

Den restlichen Tag, konnte Benno kaum zur Ruhe kommen.

„Was wenn sie gar nicht auftaucht? Was wenn ich sie irgendwie verjage?

Wie kann ich mich nur mit ihr unterhalten, und über was?“

All diese Fragen gingen den jungen Surfer nicht mehr aus dem Kopf. Andauernd richtete er seine schulterlangen lockigen Haare und überlegte sich diverse Gesprächsthemen. Als er das letzte Mal zu aufdringlich war, meldete sich sein Date nie wieder.

So etwas hinterlässt Narben, gleich beim ersten Date so etwas. Benno wusste aber „Ich muss was ändern, es könne ja schließlich nicht ewig so weiter gehen!“

Es waren nur noch wenige Stunden, bis die Sonne unterging. Benno hatte vor langer Zeit einmal etwas von einem Datingcoach im Internet gehört. Auf einer Videoplattform lud dieser Coach regelmäßig Videos zum Thema Dating, Frauenerfolg und Selbstfindung hoch.

„Yo Benno, genieß doch den Sonnenuntergang, was schaust du ins Handy?“ wollte Taj wissen. Moana erzählte ihm vom Datingcoach und hoffte insgeheim noch einen letzten Rat von Taj zu bekommen. „Noch Fragen?“

„Ja! Wie soll ich sie begrüßen?“

Taj lachte kurz und sagte zu ihm „Mit nem Knicks und einem Handkuss natürlich. Ne Spaß, eine einfache Umarmung tuts auch“. Anschließend wünschte Taj seinen Freund alles Gute und verschwand im hinteren Bereich der Bar.

Taj arbeitete dort seit gut einem Jahr als Barkeeper und kam so noch leichter mit den Frauen ins Gespräch.

Das Date

Kurz bevor Kyra auftauchen sollte zupfte sich Benno noch sein hellblaues Hemd, welches kein Hawaiihemd war, zurecht und strich seine verwuschelten Haare glatt. Nervös schaute er auf seine goldene Armbanduhr von Casio.

Nach zehn weiteren Minuten vergeblichen Wartens, gerade als der junge Surfer wieder nach Hause gehen wollte erblickte er schon die völlig außer Puste nähernden Kyra.

„Sorry für die Verspätung, .. bei meinem Fahrradreifen war die Luft raus, also musste ich hierher laufen.“

„Kein Ding, immerhin bist du ja jetzt da, was willst du denn trinken?“

„Nichts Besonderes, bestell mir bitte ein kleines Corona.“

Benno nickte und bestellte zwei Corona beim Barkeeper. Dann suchte er rasch eine freie Sitzecke und ging mit Kyra zu einen weißen Stoffsofa mit dunkelbraunem Flechtgestell.

„Surfst du auch?“ wollte Moana wissen.

„Würd ich gern, eigentlich bin ich aus London hierher gezogen.“

Benno fragte sie blitzartig, ob sie denn jemanden in Kalifornien kenne.

Kyra verneinte und trank einen Schluck vom Bier. „Oh doch, ganz vergessen, mein Onkel wohnt auch in L.A..

Benno fuhr fort „Und du arbeitest hier in Los Angeles als Model?“

„Nope, wie kommst du drauf? Aber danke“

„Oh dachte nur weil du vorhin Fotoshooting gesagt hast.“

„Yes, da war ich auch, eben nur nicht als Model. Sondern als Fotografin. In England hab ich eine professionelle Ausbildung zur Fotografin absolviert und versuche jetzt in L.A. davon zu leben.“

„Interessant“ meinte Benno und rutschte so gut es ging, ein Stückchen näher an Kyra heran.

Unbeirrt dessen redete Kyra weiter.

Kussversuch

Nach einer Weile war Benno wieder am Wort und erzählte von seinem Job „Zurzeit arbeite ich in einer Fischbude in der Nähe vom Hafen. Jedoch macht mir das ganze gar keinen Spaß. Die Leute, die da essen gehen sind meistens schlecht gelaunt und geben nie Trinkgeld. Ich mein ein Lächeln bringt doch keinen um, oder?“

Kyra nickte und setzte ein überzeichnetes Lächeln auf.

Nun musste auch Moana grinsen. Der junge Surfer schaute Kyra tief in ihre grünen Augen und lehnte sich vorsichtig vor. Er nahm all seinen Mut zusammen und küsste sie zärtlich.

„Oh mein Gott,… warte warte warte!“

„Was is?“ hackte Benno nach.

„Ich hab wohl vergessen dir zu sagen dass ich einen Freund hab, er studiert noch in London.“

„Ups, das wusste ich nicht, sorry sonst hätte ich ja niemals!“

„Eigentlich such ich nur neue Freunde hier in Los Angeles, hoffe das verstehst du.“

„Klar, ich mein dagegen hab ich ja auch nichts, außer Taj hab ich eh keine richtigen Freunde.“

„Das heißt wir werden Freunde?“ fragte Kyra.

Neue Freunde

Benno dachte kurz nach und umarmte Kyra und nickte „auf neue Freunde!“, die beiden erhoben ihr Bier und stießen an.

Taj beobachtete den missglückten Kussversuch und die Umarmung. Der Barkeeper wartete einen Moment und ging dann zu seinem Freund und Kyra. „Darf ich euch noch was bringen?“

„Taj! Gut dass du da bist, Taj das ist Kyra. Kyra das ist mein Freund Taj!“

„Sehr erfreut.“ Sagte Kyra und umarmte den Barkeeper. Taj nahm sich einen Stuhl vom Nebentisch und setzte sich zu den beiden dazu.

Kyra erzählte nochmals ihre Story und schloss auch Taj sofort in ihr Herz. „Und du surfst auch?“

„Ja, schon seit meiner Kindheit.“

„Nice, könntet ihr mir das vielleicht morgen beibringen?“

Gleichzeitig riefen die beiden Jungs „Klar!“

Sie beschlossen sich am nächsten Morgen in der Früh unten am Strand zu treffen, jedoch eben erst morgen, also holte Taj ein gekühlte Flasche Wodka mit Orangensaft. Er goss jeden einen Drink ins Glas und gab den DJ die Anweisung nun etwas Peppiges aufzulegen.

Partynacht mit Folgen

Der DJ ging den Wunsch seines Kollegen und Freundes nach und spielte in der nächsten Minute etwas von Martin Garrix.

Die restlichen Bargäste befürworteten den feierlichen Aufschwung und einige Teenager begannen auf der Terrasse zu tanzen.

Von der hervorragenden Stimmung mitgerissen, gingen auch die drei neuen Freunde auf die Tanzfläche und begannen zu shuffeln.

Durch das viele getanze wurden Benno und Co durstig und begannen einen Drink nach dem anderen zu leeren. Das Salz vom Tequila war hierbei nicht gerade förderlich. Für die Bar allerdings war das spontane Partyevent enorm gewinnbringend.

Nach gut einer Stunde waren die Drei zu erschöpft, um noch zu einem weiteren Song von Avicii oder Kygo zu tanzen und gingen zu einem nahegelegenen Pier. Dort setzten sie sich auf die Kante und ließen ihre Beine baumeln. Im Hintergrund hörten sie die dumpfe Musik der Party.

Benno mit seinen eins dreiundneunzig saß in der Mitte, Taj und Kyra lehnten freundschaftlich ihren Kopf an seine Schulter und genossen zunächst, das Brechen der Wellen.

Nach einiger Zeit erkannten sie langsam die aufgehende Sonne am Horizont.

Immer noch alkoholisiert blickte Benno verdutzt auf seine Uhr und stellte fest, dass in zwei Minuten seine Schicht in der Fischbude begann. „Das schaff ich nie, und mit dem Bike kann ich auch nicht fahren.“ Er setzte sich rasch auf, zog sich seine schwarzen Vans an und spurtete über den Strand in Richtung des Hafens.

Nach einem rekordverdächtigen Sprint kam er fast eine Viertelstunde später beim Restaurant völlig außer Puste an. Dort wartete schon ungeduldig sein Chef. „Kannst gleich wieder umdrehen, so ein Verhalten dulde ich hier nicht!“

„Sorry, es wird save nicht mehr vorkommen!“

„Ja das stimmt, du bist gefeuert, ciao!“

Betrübt und niedergeschlagen drehte sich Benno um, und ging wieder zur Landlord-Bar. Mittlerweile ist die Sonne schon fast komplett aufgegangen und erwärmte den Sand.

Taj und Kyra hatten sich in der Zwischenzeit bereit für die Surfstunde gemacht. Taj holte das Ersatzboard vom Wagen und erklärte Kyra die Basics.

Die Surfstunde

Beim Surfspot angekommen, erblickte er zuerst Kyra.

Diese schaute ihm verwundert an „Musst du nicht arbeiten?“

Benno blieb einige Meter entfernt und schüttelte den Kopf „Wurde gefeuert!“

Empathisch wie Kyra war, fiel sie ihm sofort um den Hals, nun erkannte auch Taj den Ernst der Lage und tröstete seinen Freund.

Taj war nicht sehr sentimental oder sensibel, jedoch wusste er was er selbst in dieser gerne Situation haben würde. Also ging er zum Geländewagen und holte drei Coronaflaschen aus einer Kühltasche.

Mit einer lässigen Bewegung öffnete er jedes Bier nacheinander mit dem Haken der Seilwinde.

Kyra und Benno nahmen das kühle Getränk dankend entgegen. „Was wirst du jetzt tun?“ fragte Taj