Arthur E. Powell: Der Ätherkörper

Arthur E. Powell

DER

ÄTHER KÖRPER

Das feinstofffliche Energiesystem des Menschen

Aquamarin Verlag

1. Auflage 2020

Titel der Originalausgabe:

The Etheric Double

© der englischen Originalausgabe:

The Theosophical Publ. House, London, England, 1987

© 2013 Aquamarin Verlag

Voglherd 1 • D-85567 Grafing

Deutsche Übersetzung von Dr. Edith Zorn

Umschlaggestaltung: Annette Wagner

All denen mit Dankbarkeit
und Hochachtung gewidmet,
die das Material für dieses Buch erarbeitet haben.

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 1


Allgemeine Beschreibung

Jedem, der sich mit dem esoterischen Weltbild beschäftigt, ist die Tatsache vertraut, dass der Mensch mehrere Körper oder Träger besitzt, mittels derer er sich auf den verschiedenen Ebenen der Natur – der physischen, astralen, mentalen und kausalen – zum Ausdruck bringen kann.

Es gibt in der physischen Materie sieben Dichtegrade, die folgendermaßen angeordnet sind:

Atomar

Subatomar

Super-ätherisch

Ätherisch

Gasförmig

Flüssig

Fest

Teilchen von allen diesen Stufen sind an der Bildung des physischen Körpers beteiligt, der jedoch zwei deutliche Abschnitte zeigt, nämlich den dichten Körper, der aus festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen besteht, und den Ätherkörper oder das ätherische Doppel, wie dieser oft genannt wird, der sich aus den vier feinstofflichen Ebenen der physischen Materie zusammensetzt.

In den folgenden Kapiteln werden wir uns mit dem Ätherkörper eingehender befassen – mit seinem Wesen, seiner Erscheinungsform, seinen Funktionen, seiner Beziehung zu den übrigen Trägern, seiner Verbindung mit dem Prâna oder der Vitalität, mit seinem Entstehen, Wachstum und Zerfall, seinem Bezug zu bestimmten Heilmethoden, dem Mesmerismus, der Medialität und Materialisation, den Kräften, die er ausüben kann und einer Anzahl verschiedener ätherischer Phänomene, die mit ihm in Zusammenhang stehen.

Es wird sich zeigen, dass es sich beim Ätherkörper nicht um einen eigenständigen Bewusstseinsträger handelt, obwohl er für das Leben des physischen Körpers unerlässlich ist. Die Ätherhülle nimmt die der Sonne entströmende Vitalkraft auf und verteilt diese, weshalb sie eng mit der physischen Gesundheit verknüpft ist. Sie besitzt ihre eigenen Chakras oder Energiezentren, von denen ein jedes eine bestimmte Funktion ausübt. Die Traumerinnerung hängt hauptsächlich von der Aktivität der Äthersubstanz ab. Sie trägt wesentlich zur Beschaffenheit des physischen Körpers bei, den ein sich inkarnierendes Ego annehmen wird. Ebenso wie dieser, wird auch die Ätherhülle zur gegebenen Zeit sterben und verfallen und die »Seele« für die nächste Stufe auf ihrer zyklischen Reise freisetzen. Der Ätherkörper steht besonders mit der so genannten Energie- oder magnetischen Heilung in Verbindung, aber auch mit dem Mesmerismus zum Zwecke der Heilung, Betäubung oder Trance. Der Äther ist verantwortlich für die Phänomene, die sich bei einer Séance abspielen, wie das Verrücken von Gegenständen, »Klopfzeichen« und andere Geräusche sowie alle Arten der Materialisation. Die Entfaltung ätherischer Fähigkeiten verleiht neue Kräfte und offenbart Phänomene, die sich der Erfahrung der meisten Menschen entziehen. Durch den Gebrauch der Äthersubstanz können Gegenstände »magnetisiert« und Lebewesen mesmerisiert werden. Außerdem stellt der Ätherkörper jene Substanz zur Verfügung, aus der das so genannte Ektoplasma gebildet wird.

Dem ätherischen Doppel sind viele Bezeichnungen zugeordnet worden. In der frühen theosophischen Literatur spricht man oft vom Astralkörper, dem Astralmenschen oder der Linga Sharîra. In allen späteren Schriften jedoch wird keiner dieser Begriffe mehr für das ätherische Doppel verwendet, da sie ja eigentlich einen Körper beschreiben, der sich aus Astralmaterie zusammensetzt, den Begierden-Körper der Hindus. Daher sollte der Leser beim Studium der »Geheimlehre« und den Büchern der älteren Literatur darauf achten, dass er die beiden recht unterschiedlichen Körper, die wir heute als das ätherische Doppel und den Astralkörper bezeichnen, nicht miteinander verwechselt.

In Sanskrit heißt das ätherische Doppel Prânamâyakosha oder »Träger des Prâna«; im Westen nennt man es auch den »Doppelgänger«. Wenn sich die Ätherhülle nach dem Tode von dem grobstofflichen, physischen Körper getrennt hat, wird sie auch »Gespenst«, »Phantom«, »Erscheinung« oder »Friedhofsgeist« genannt. Im Râja-Yoga werden der Äther- und der materielle Körper zusammengefasst und als »Sthûlopâdhi« oder unterste »Upâdhi« (Gefäß) des Âtmâ (Selbst) bezeichnet.

Jeder feste, flüssige und gasförmige Bestandteil des physischen Körpers wird von einer Ätherhülle umgeben. Wie der Name schon sagt, handelt es sich daher bei dem ätherischen Doppel um ein genaues Duplikat der grobstofflichen Form. Es ragt etwa einen halben Zentimeter über die Haut hinaus. Die Äther- oder Gesundheitsaura hingegen umgibt den Körper gewöhnlich in einer Breite von mehreren Zentimetern.

Was ihre Eigenschaft betrifft, verändern sich die grobstoffliche und die ätherische Form gemeinsam. Eine bewusste Reinigung des Körpers verfeinert gleichzeitig das ätherische Gegenstück.

Letzteres setzt sich aus allen Abstufungen der Äthermaterie zusammen, wobei die Proportionen stark variieren können, was wiederum von mehreren Faktoren, wie der Rasse, Unterrasse, dem Menschentyp und dem individuellen Karma abhängt.

Dem Verfasser sind bis jetzt nur die folgenden Funktionen und Eigenschaften der vier Ebenen der Äthermaterie bekannt:

Ätherisch:

Medium für die üblichen Elektrizitätströme und den Klang.

Super-ätherisch:

Medium für das Licht.

Subatomar:

Medium für die »feineren Formen der Elektrizität«.

Atomar:

Medium der Gedankenübertragung von Gehirn zu Gehirn.

Die folgenden Angaben von F.T. Peirce, veröffentlicht in der Mai-Ausgabe 1922 von »Theosophy«, treffen wahrscheinlich zu:

Das blassviolett-graue ätherische Doppel leuchtet schwach und ist, dem physischen Körper entsprechend, von grob- oder feinstofflicher Beschaffenheit.

Es besitzt zwei Hauptaufgaben. Erstens nimmt es das Prâna oder die Vitalität auf und verteilt dieses im gesamten physischen Körper. Zweitens vermittelt es oder wirkt als Brücke zwischen dem grobstofflichen physischen und dem Astralkörper, indem es das Bewusstsein physischer Sinneskontakte über das ätherische Gehirn dem Astralkörper übermittelt und ebenso Bewusstsein aus dem Astralbereich und den höheren Ebenen in das physische Gehirn und Nervensystem hinunterbringt.

Außerdem entwickelt das ätherische Doppel in sich selbst gewisse Zentren, durch die der Mensch die Ätherwelt mit ihrer Vielzahl an Phänomenen wahrzunehmen vermag. Diese Kräfte und Fähigkeiten werden an späterer Stelle beschrieben werden.

Man sollte beachten, dass das ätherische Gegenstück, als Teil des physischen Körpers, normalerweise nicht fähig ist, wie ein eigenständiger Bewusstseinsträger zu wirken, innerhalb dessen ein Mensch leben oder handeln kann. Es besitzt nur ein unklares Teilbewusstsein. Der mentale Aspekt fehlt, und es dient auch nicht als Medium für Mentalität, wenn es von seinem grobstofflichen Gegenstück abgetrennt wird. Da es als Träger des Prâna oder der Vitalität, nicht aber des Mentalbewusstseins dient, wirkt sich ein Loslösen von den grobstofflichen Partikeln, denen es die Lebensströme übermittelt, beunruhigend und gesundheitsschädigend aus. Bei einem normalen, gesunden Menschen kann sich der Ätherkörper nicht von der Physis, zu der er gehört, fortbewegen, was eine Trennung erschwert.

Bei medial veranlagten Personen hingegen lässt sich das ätherische Gegenstück verhältnismäßig leicht ablösen, dessen Substanz die Grundlage für zahlreiche Erscheinungen bildet.

Das ätherische Doppel kann durch einen Unfall, den Tod oder durch Betäubungsmittel, wie Äther, Gas oder Mesmerismus, vom physischen Körper getrennt werden. Da es das Verbindungsglied zwischen dem Gehirn und dem höheren Bewusstsein darstellt, ruft eine durch Narkosemittel hervorgerufene, gewaltsame Ausstoßung eine Betäubung hervor.

Die auf diese Weise hinausgetriebene Äthermasse windet sich um den Astralkörper und stumpft auch dessen Bewusstsein ab. Wenn die Wirkung der Betäubungsmittel nachgelassen hat, erinnert sich das Gehirnbewusstsein daher gewöhnlich nicht mehr an die Zeit, die es im Astralkörper verbracht hat.

Mit der Methode und den Folgen eines Rückzugs der Äthermasse aufgrund von Mesmerismus werden wir uns in einem späteren Kapitel beschäftigen.

Auch gesundheitliche Schwäche oder Aufregung können den Ätherkörper von seinem grobstofflichen Gegenstück abstoßen, wobei dieser, dem Ausmaß der ausgestoßenen Äthermasse entsprechend, sich sehr dumpf bewusst wird oder außer sich gerät.

Eine Trennung vom physischen Körper bringt gewöhnlich eine beachtliche Verringerung seiner Vitalität mit sich. Je mehr die Energie abnimmt, desto lebendiger wird das Doppel. Henry S. Olcott schrieb dazu:

»Wenn der Ätherkörper von einem geschulten Experten verschoben wird, scheint sogar der Körper zu erstarren und der Geist sich in einem abwesenden oder benommenen Zustand zu befinden. Die Augen blicken leblos; die Herz- und Lungentätigkeit ist schwach und die Temperatur oft sehr niedrig. Unter diesen Umständen ein plötzliches Geräusch zu verursachen oder ins Zimmer zu stürzen, kann sehr gefährlich sein. Da die Ätherhülle durch die augenblickliche Reaktion in den Körper zurückgezogen wird, beginnt das Herz krampfartig zu schlagen, was sogar zum Tode führen kann.«

Die Beziehung zwischen dem ätherischen und dem grobstofflichen Körper ist tatsächlich so eng, dass sich eine der Ätherhülle zugefügte Verletzung als Wunde auf dem physischen Körper zeigen kann, eine seltsame Erscheinung, die so genannte »Rückwirkung«. Derartige Reaktionen können auch in Bezug auf den Astralkörper auftreten. Wird dieser verletzt, schlägt sich diese Verletzung unter gewissen Umständen im physischen Körper nieder.

Eine solche Reaktion scheint sich jedoch nur in solchen Fällen vollständig zu manifestieren, in denen sie sowohl sichtbar als auch fühlbar wird. Dies gilt aber nur, wenn Substanz aus dem ätherischen Doppel daran beteiligt ist. Handelt es sich um die Substanz des umliegenden Äthers, könnte eine Verletzung der Form den physischen Körper rückwirkend ebenso wenig beeinflussen wie die Verletzung einer Marmorstatue den tatsächlichen Menschen.

Obwohl sich die Äthersubstanz dem gewöhnlichen Blick entzieht, ist sie noch rein physischer Natur und kann daher durch Kälte, Hitze und starke Säuren beeinträchtigt werden.

Menschen, die ein Gliedmaß durch Amputation verloren haben, klagen manchmal über Schmerzen an der Stelle, an der das Glied einmal gesessen hat. Das liegt daran, dass der ätherische Anteil des Gliedes nicht mit dem physischen Glied entfernt wurde. Hellsichtige Personen vermögen es dort noch wahrzunehmen. Durch einen entsprechenden Reiz können Empfindungen in diesem ätherischen Glied wachgerufen und dem Bewusstsein übermittelt werden.

Es gibt eine große Anzahl weiterer Phänomene, die mit dem ätherischen Doppel, seiner Ablösung vom physischen Körper, seiner Ausstrahlung und dergleichen in Zusammenhang stehen. Doch bevor wir näher darauf eingehen, wollen wir zunächst die Natur und das Wirken des Prâna oder der Vitalität betrachten.

KAPITEL 2


Prâna oder Vitalität

Esoteriker wissen, dass es zumindest drei unterschiedliche und charakteristische Strahlen gibt, die von der Sonne ausgehen und unseren Planeten erreichen. Es mag zahllose weitere Kräfte geben, doch diese drei lassen sich mit Sicherheit erkennen.

1. Fohat (Elektrizität)

2. Prâna (Vitalität)

3. Kundalini (Schlangenkraft)

Fohat (Elektrizität) beinhaltet praktisch alle physischen Kräfte, die wir kennen und die ineinander umwandelbar sind, wie Elektrizität, Magnetismus, Licht, Hitze, Klang, chemische Affinität, Bewegung und so fort.

Prâna ist eine Vitalkraft, deren Existenz von den konventionellen westlichen Wissenschaftlern noch nicht anerkannt wird, obwohl einige wenige sie wahrscheinlich vermuten.

Bei der Kundalini oder Schlangenkraft handelt es sich um eine Kraft, die bisher nur wenigen Menschen bekannt ist. Die konventionelle westliche Wissenschaft weiß und ahnt nichts von ihr.

Diese drei Kräfte sind eigenständig, und bisher kann keine von ihnen in die andere umgewandelt werden. Diese Tatsache ist von größter Bedeutung, die unbedingt beachtet werden sollte.

Außerdem besitzen diese drei Kräfte keinerlei Beziehung zu den »drei großen Ausgießungen«, die bewusst durch die Sonnengottheit erfolgten. Fohat, Prâna und Kundalini andererseits scheinen eher die Ergebnisse Seines Lebens, Seiner Eigenschaften zu sein, die sich ohne sichtbare Anstrengung manifestieren.

In seinem Buch »Die Chakras« schreibt C.W. Leadbeater, dass die drei genannten Kräfte folgendermaßen mit den Ausgießungen in Zusammenhang stehen:

Die erste Ausgießung, die vom dritten Aspekt des Logos herrührt, die Primärkraft, erschuf die chemischen Elemente. Dies scheint Fohat zu sein.

Die zweite Ausgießung des zweiten Aspekts des Logos beinhaltet das Prâna als einen seiner Aspekte.

Die Kundalini stellt eine weitere Entwicklung auf dem aufsteigenden Bogen der ersten Ausgießung dar.

Prâna oder Vitalität

Abbildung I

Sonnenkräfte

Jede dieser Kräfte manifestiert sich auf allen Ebenen des Sonnensystems.

Das Wort »Prâna« stammt aus dem Sanskrit und leitet sich von pra (hinaus) und an (atmen, bewegen, leben) ab. Pra-an, Prâna, bedeutet also ausatmen, Lebensatem oder Lebensenergie. Da es für die Hindus nur ein Leben, ein Bewusstsein gibt, gebrauchte man den Begriff Prâna für das höchste Selbst, die Energie des Einen, das Leben des Logos. Deshalb kann man das Leben auf jeder Ebene als das Prâna der Ebene bezeichnen, wodurch Prâna der Lebensatem in jedem Geschöpf wird.

«Ich bin PrânaPrâna ist Leben«, spricht Indra, die erhabene Gottheit, das Oberhaupt der Hierarchie des Lebens in der niederen Welt. In diesem Fall bedeutet Prâna eindeutig die Gesamtheit der Lebenskräfte. In der Mundaka-Upanishade heißt es, dass von Brahman, dem Einen, das Prâna oder das Leben kommt. Prâna wird auch als Âtmâ in seiner nach außen gerichteten Eigenschaft beschrieben: »Von Âtmân wurde dieses Prâna geboren« (Prashna Upanishade). Shankara bezeichnet Prâna als Kriyashakti – die Shakti (Kraft) des Handelns, nicht des Wissens. Es wird als eines der sieben Elemente eingestuft, die den sieben Regionen des Universums, den sieben Hüllen des Brahman, entsprechen. Diese sind: Prâna, Manas, Äther, Feuer, Luft, Wasser und Erde.

Die Hebräer sprechen vom »Atem des Lebens«, den sie Nephesch nennen, der in Adams Nasenlöcher gehaucht wurde. Genau genommen versteht man unter Nephesch jedoch nicht nur Prâna allein, sondern Prâna in Verbindung mit dem nächsten Prinzip, dem Kâma. Diese beiden bilden den »Lebensfunken« – den »Lebensatem in Mensch, Tier oder Insekt – des physischen, materiellen Lebens«.

In mehr westliche Begriffe übertragen, beschreibt man Prâna auf physischer Ebene am besten als Vitalität, als die integrierende Energie, die die physischen Moleküle und Zellen koordiniert und zu einem bestimmten Organismus zusammenfügt. Sie ist der Lebensatem innerhalb des Organismus, der Teil des universellen Lebensatems, der von einem bestimmten Organismus während der Periode körperlichen Daseins, das wir als »ein Leben« bezeichnen, verwendet wird. Ohne Prâna könnte es keinen physischen Körper geben, der als ein integrales Ganzes, als ein Wesen wirkt. Ohne Prâna wäre der Körper nicht mehr als eine Ansammlung unabhängiger Zellen. Das Prâna verkettet und verbindet diese in ein einziges, zusammengesetztes Ganzes, fügt die Fäden und Maschen des »Lebensgewebes« ineinander, jenes schimmernd goldenen Gewebes von unsagbarer Feinheit und zarter Schönheit, gebildet aus einem einzigen Faden buddhischer Substanz, eine Verlängerung des Sûtrâtmâ, in dessen Netz die gröberen Atome zusammengefügt sind.

Prâna wird von allen lebenden Organismen aufgenommen; ein ausreichender Vorrat scheint für ihre Existenz unbedingt notwendig zu sein. Daher kann man es nicht als Lebensprodukt bezeichnen, sondern das lebendige Tier, die lebende Pflanze und so fort sind seine Produkte. Ist das Nervensystem jedoch übersättigt, kann dies ebenso zu Krankheit und Tod führen, wie eine Unterversorgung Erschöpfung und letztendlich auch den Tod mit sich bringt.

H. P. Blavatsky vergleicht Prâna, die alle lebendigen Phänomene hervorbringende Aktivkraft, mit dem die Verbrennung fördernden Sauerstoff, dem Leben spendenden Gas, dem aktiven, chemischen Stoff in allem organischen Leben. Es wird auch ein Vergleich zwischen dem ätherischen Doppel, dem inaktiven Träger des Lebens und dem Stickstoff, einem inaktiven Gas, gezogen, das gemischt mit Sauerstoff diesen für die tierische Atmung anpasst und auch weitgehend in alle organischen Substanzen eintritt.

Die Tatsache, dass eine Katze hervorragend mit Prâna ausgestattet ist, hat die bekannte Vorstellung von den »neun Leben« einer Katze geschaffen und scheint indirekt auch mit den Gründen in Zusammenhang zu stehen, aus denen dieses Tier im alten Ägypten als heilig betrachtet worden ist.

Auf physischer Ebene baut das Prâna alle Minerale auf und wirkt als kontrollierendes Element bei den chemisch-physiologischen Veränderungen im Protoplasma, die zur Differenzierung und dem Aufbau der verschiedenen Körpergewebe von Pflanzen, Tieren und Menschen führen. Dies zeigt sich durch die Fähigkeit, auf Reize zu reagieren.

Die Mischung von astralem und physischem Prâna bildet die Nervensubstanz, die im Grunde genommen die Zelle formt und es ermöglicht, Vergnügen und Schmerz zu empfinden. Als Folge des Gedankens entwickeln sich die Zellen zu Fasern, wobei das Prâna entlang dieser aus physischem, astralem und mentalem Prâna zusammengesetzten Fasern pulsiert.

Innerhalb der physischen Atome selbst strömt das Prâna die Spirillen (Atomkerne) entlang. Am Beginn der Menschheitsentwicklung aktiviert das monadische Leben, das durch die geistige Triade (Atmâ-Buddhi-Manas) fließt, die erste Gruppe von Spirillen, und diese werden von den Prâna-Strömen benutzt, die auf den grobstofflichen physischen Körper wirken. Später belebt die Monade die zweite Gruppe von Spirillen, die von dem Prâna durchlaufen werden, das mit dem ätherischen Doppel verbunden ist. Anschließend wird die dritte Gruppe von Spirillen durch das monadische Leben geweckt. Durch sie fließt das Prâna des Kâma (der Begierde), das die Empfindung von Vergnügen und Schmerz ermöglicht. Im weiteren Verlauf der Evolution erweckt das monadische Leben die vierte Gruppe von Spirillen, die zum Träger des Kâma-Manas-Prâna werden, was die Atome tauglich macht, in ein Gehirn eingebaut zu werden, das dem Denken dient.

Bis zu dieser Stufe ist die durchschnittliche gegenwärtige Menschheit fortgeschritten. Gewisse Yoga-Praktiken (die mit größter Vorsicht angewendet werden sollten, um dem Gehirn nicht zu schaden) bewirken die Entwicklung der fünften und sechsten Gruppe von Spirillen, die als Kanäle für höhere Bewusstseinsformen dienen. Die sieben Spirillen im Atom dürfen nicht mit den »Wirbeln« verwechselt werden, von denen es zehn gibt, drei grobe und sieben feine. In den drei gröberen Wirbeln fließen verschiedene Elektrizitätsströme, während die sieben feineren Wirbel auf alle möglichen Ätherwellen, wie Klang, Licht oder Hitze, reagieren.

Die »Geheimlehre« spricht vom Prâna als den »unsichtbaren« oder »feurigen« Leben, die die Mikroben mit »aufbauender Lebensenergie« versorgen und sie auf diese Weise befähigen, die physischen Zellen aufzubauen, wobei sich die Größe des kleinsten Bakteriums, verglichen mit einem »feurigen Leben«, wie ein Elefant zum winzigsten Wimperntier verhält. Jedes sichtbare Ding in diesem Universum wurde durch viele Leben aufgebaut, vom bewussten und göttlichen Urmenschen bis hinab zu den unbewussten Erbauern der Materie. Durch die Manifestation des Prâna erscheint der Geist, der stumm ist, als der Sprecher.

Die gesamte aufbauende Lebenskraft im Universum und im Menschen wird so als Prâna zusammengefasst.