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DANKSAGUNG

Kvetha Fricäya!

Wie viele Autoren, die ein so gewaltiges Epos wie die Drachenreiter-Trilogie in Angriff nehmen, habe auch ich festgestellt, dass das Schreiben von »Eragon« und »Eragon II« meine ganz persönliche Suche wurde, die mich ebenso sehr verändert hat wie meine Hauptfigur.

Als ich mit dem ersten Band begann, war ich fünfzehn – kein Kind mehr und noch kein Mann –, hatte gerade die Highschool verlassen, wusste nicht so recht, wie mein Leben weitergehen sollte, und war süchtig nach der verführerischen Magie der Fantasy-Literatur, die meine Bücherregale schmückte. Während ich »Eragon« schrieb, das Buch rund um den Globus vorstellte und schließlich auch den »Auftrag des Ältesten« abschloss, wurde ich ins Erwachsenenalter hineinkatapultiert. Inzwischen bin ich einundzwanzig und habe zu meinem anhaltenden Erstaunen schon zwei Romane veröffentlicht. Es sind zwar schon seltsamere Dinge passiert – allerdings nicht mir …

Eragons Reise gleicht meiner eigenen: herausgerissen aus einer behüteten, ländlichen Kindheit, gezwungen, in einem verzweifelten Wettrennen gegen die Zeit durchs Land zu hetzen, intensive, anstrengende (Schreib-)Lektionen, Erfolg wider Erwarten, mit den Nebenerscheinungen des Berühmtseins zurechtkommen zu müssen und am Ende ein gewisses Maß an innerem Frieden zu finden.

So wie meinem entschlossenen und wohlmeinenden Protagonisten (der eigentlich gar nicht besonders klug ist, oder?) auf seinem Weg eine Reihe weiser Figuren hilfreich zur Seite stehen, haben auch mir einige enorm talentierte Menschen geholfen. Es sind:

 

Meine Mutter, die immer Zeit für mich hatte, wenn ich über ein Problem in der Geschichte oder mit den Charakteren reden musste, und die mich ermutigt hat, zwölf Seiten zu streichen und Eragons Ankunft in Ellesméra umzuschreiben (seufz!). Mein Vater, der meine Texte scharfsinnig prüft und kürzt. Meine Schwester, die es mit Humor trägt, als Kräuterhexe porträtiert zu werden, und mir viele Anregungen für die Sprechweise ihrer Doppelgängerin gegeben hat.

 

Bei Writers House: Mein Agent, der große und machtvolle Meister der Kommata, Simon Lipskar, der alle Dinge möglich macht (Mervyn Peake!). Sein Assistent Daniel Lazar, der den Meister der Kommata davor bewahrt, unter einem Berg unaufgefordert eingesandter Manuskripte begraben zu werden, von denen viele, wie ich fürchte, nach der Lektüre von »Eragon« entstanden sind.

 

Bei Knopf Books for Young Readers: Meine Lektorin Michelle Frey, die weit über das übliche Maß hinausgegangen ist und »Eragon II« um so vieles besser gemacht hat, als es ohne ihr Zutun geworden wäre. Judith Haut, eine Publicity-Zauberin erster Güte, für die kein Promotion-Kunststück unmöglich ist. Isabel Warren-Lynch, die unvergleichliche Grafikerin, die sich bei »Eragon II« selbst übertroffen hat. John Jude Palencar, dessen Umschlagmotiv mir sogar noch besser gefällt als das des ersten Bandes. Artie Bennet, dem großartigen Endredakteur, der all die obskuren Worte in meinen Büchern prüft und vermutlich mehr über die alte Sprache weiß als ich, wenngleich sein Urgal noch ein wenig zu wünschen übrig lässt. Chip Gibson, der Großmeister in der Kinderbuchabteilung von Random House. Nancy Hinkel, die exzellente Verlegerin. Joan de Mayo, die Vertriebsleiterin (Applaus und tausend Verbeugungen!) und ihr Team. Daisy Kline, die mit ihrer Mannschaft die wundervollen Werbemittel entworfen hat. Linda Palladino, Rebecca Price und Timothy Terhune, Herstellung. Eine dankbare Verneigung an Pam White und ihr Team, die »Eragon« bis in die entlegensten Winkel der Welt verbreitet haben. Melissa Nelson, Lay-out. Alison Kolani, Korrektur. Michele Burke, die hingebungsvolle, schwer arbeitende Assistentin von Michelle Frey, und alle anderen bei Knopf, die mich unterstützt haben.

 

Bei Listening Library: Gerard Doyle, der die Welt Alagaësia zum Leben erweckt. Taro Meyer, der die Modulation meiner Sprachen perfekt hinbekommt. Jacob Bronstein, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Tim Ditlow, der Verleger der Listening Library.

 

Dank euch allen.

 

Noch ein Band, dann haben wir das Ende dieser Geschichte erreicht. Noch ein weiteres Manuskript voller Herzschmerz, Ekstase und Beharrlichkeit… Noch ein weiterer Kodex der Träume.

Bleibt bei mir, wenn ihr wollt, und lasst uns gemeinsam herausfinden, wohin dieser verschlungene Weg uns führt, sowohl in dieser Welt als auch in Alagaësia.

 

Sé onr Sverdar sitja hvass!

 

CHRISTOPHER PAOLINI

im August 2005

ÜBER DEN URSPRUNG DER NAMEN

Dem beiläufigen Beobachter mögen die verschiedenen Namen, denen ein unerschrockener Reisender in Alagaësia begegnet, wie eine willkürliche Sammlung von Bezeichnungen ohne jede Einheitlichkeit, Kultur und Geschichte vorkommen. Wie in jedem Land, das wiederholt von verschiedenen Völkern besiedelt wurde, haben sich in Alagaësia jedoch die Namen und Bezeichnungen der Elfen, Zwerge, Menschen und sogar der Urgals rasch zu einem bunten Wörter-Gemisch vermengt. Deshalb findet man in einem nur wenige Quadratmeilen großen Gebiet das Palancar-Tal (ein Name der Menschen), den Fluss Anora und den Wachturm Ristvak’baen (elfische Namen) und den Berg Utgard (ein Name der Zwerge).

Während dies zwar von großem historischen Interesse ist, führt es im Alltag oft zu Verwirrung hinsichtlich der korrekten Aussprache. Leider gibt es keine festen Regeln, an die sich der geneigte Anfänger halten könnte. Man muss jeden einzelnen Namen für sich genommen lernen, außer man erkennt sofort, aus welcher Sprache er ursprünglich stammt. Die Sache wird noch verwirrender, wenn man bedenkt, dass an vielen Orten die Schreibweise und die Aussprache fremder Wörter von den dort lebenden Menschen verändert worden sind. Der Fluss Anora ist dafür ein gutes Beispiel: Ursprünglich wurde er Äenora geschrieben, was in der alten Sprache »breit« bedeutet. Die Menschen haben dies zu Anora vereinfacht und den Doppelvokal äh-eh in das simplere ah abgeändert und damit den Namen erschaffen, der in Eragons Zeit gebräuchlich ist.

Um dem Leser allzu viele Missinterpretationen zu ersparen, wurde die nachstehende Liste erstellt, wobei es sich nur um einen groben Leitfaden für die tatsächliche Aussprache handelt. Linguistische Enthusiasten seien hiermit ermutigt, die Herkunftssprachen zu studieren, um die vielen Feinheiten zu meistern.

AUSSPRACHE

Aiedail – AI-e-dähl

Ajihad – AH-dschi-had

Alagaësia – al-la-GÄ-si-a

Arya – AH-ri-a

Carvahall – CAR-va-hall

Dras-Leona – DRAHS-le-OH-na

Du Weldenvarden – du WELL-den-VAR-den

Ellesméra – el-les-MEH-ra

Eragon – EHR-a-gon

Farthen Dûr – FAR-sen DUR

Galbatorix – gal-ba-TO-ricks

Gil’ead – GILL-i-ad

Glaedr – GLEY-dar

Hrothgar – ROSS-gar

Islanzadi – IS-lan-ZAH-di

Jeod – DSCHOHD

Murtagh – MUR-tag

Nasuada – NA-su-AH-dah

Nolfavrell – NOLL-fa-wrell

Oromis – OR-ro-miss

Ra’zac – RAH-zack

Saphira – sa-FI-ra

Shruikan – SCHRUH-kan

Sílthrim – SIEHL-trim

Teirm – TIRM

Trianna – tri-AN-nah

Tronjheim – TRONSCH-heim

Urû’baen – UH-ruh-behn

Vrael – VRAIL

Yazuac – YA-suh-ack

Zar’roc – ZAR-rock

DIE ALTE SPRACHE

Adurna – Wasser

Agaetí Blödhren – Blutschwur-Zeremonie

Aiedail – der Morgenstern

Argetlam – Silberhand

Atra Esterní ono thelduin, Mor’ranr lífa unin Hjarta onr, un du Evarínya ono varda. – Möge das Glück dir hold sein, mögest du Frieden im Herzen tragen und mögen die Sterne über dich wachen.

Atra Gülai un Ilian tauthr ono un atra ono Waíse skölir frá Rauthr. – Mögen Glück und Zufriedenheit dir folgen und mögest du das Unheil anderer auf dich nehmen.

Atra nosu waíse vardo fra eld Hórnya. – Mögen wir geschützt sein vor Mithörern.

Bjartskular – Schimmerschuppe

blöthr – anhalten; stehen bleiben

Brakka du Vanyalí sem huildar Saphira un eka! – Vermindere die Magie, die Saphira und mich festhält!

Brisingr – Feuer

Dagshelgr – der Heilige Tag

Draumr kópa – Traumsicht

Du Fells Nángoröth – Die glühenden Berge

Du Fyrn Skulblaka – Der Drachenkrieg

Du Völlar Eldrvarya – Die brennenden Steppen

Du Vrangr Gata – Der wandelnde Pfad

Du Weldenvarden – Der schützende Wald

Dvergar – Zwerge

Ebrithil – Meister

Edur – länglicher Felsberg

Eka aí Fricai un Shur’tugal! – Ich bin ein Drachenreiter und ein Freund!

Elda – geschlechtsneutrale, sehr respektvolle Anrede

Eyddr Eyreya onr! – Verschließe die Ohren!

Fairith – Wunschbild; ein mit magischen Mitteln erschaffenes Gemälde

Faelnirv – Schnaps aus zerstampften Holunderbeeren und gesponnenen Mondstrahlen

Finiarel – respektvolle Anrede für einen vielversprechenden jungen Mann

Fricai Andlát – Toter Freund (ein Giftpilz)

Gala O Wyrda brunhvitr. Abr Berundal vandr-fódhr. Burthro Laufsblädar ekar undir. Eom kona Dauthleikr… – Singe, oh du weises Schicksal. Von Berundal, dem Unheilgeweihten. Geboren im Eichenlaub. Einem sterblichen Weibe …

gánga aptr – rückwärts laufen

gánga fram – vorwärts laufen

Gath sem Oro un Lam iet. – Pfeil, komm in meine Hand zurückgeflogen.

Gedwëy Ignasia – Schimmernde Handfläche

Gëuloth du Knífr! – Klinge, werde stumpf!

Haldthin – Dornenapfel

Helgrind – das Tor zur Finsternis

hlaupa – rennen

hljödhr – still

jierda – zerbrechen; zuschlagen

kodthr – fangen

Kvetha Fricai. – Seid gegrüßt, Freunde.

Lethrblaka – die fledermausartigen Flugrösser der Ra’zac (wörtlich: Lederschwinge)

letta – stoppen, anhalten

Letta orya Thorna! – Diese Pfeile sollen erstarren!

Liduen Kvaedhí – das Alphabet der Poesie; geschriebene Form der alten Sprache

Losna Kalfya iet! – Gib meine Waden frei!

malthinae – festbinden, fesseln; hier etwa: Fessle Arme und Beine, lähme den Kiefer!

Nalgask – Creme aus Bienenwachs und Haselnussöl zum Einfetten der Haut

Osthato Chetowä – Der trauernde Weise

Reisa du Adurna. – Wasser, erhebe dich.

rïsa – erheben

Sé Mor’ranr ono finna. – Mögest du Frieden finden.

Sé onr Sverdar sitja hvass! – Mögen eure Klingen scharf bleiben!

Sé orúm Thornessa hávr Sharjalví lífs. – Möge diese Schlange zum Leben erwachen.

skölir – abschirmen

Skölir nosu fra Brisingr! – Schirme uns von dem Feuer ab!

sköliro – abgeschirmt, geschützt

Skulblaka – Drache (wörtlich: Schuppenwedler)

Stydja unin Mor’ranr, Hrothgar Könungr. – Ruhe in Frieden, König Hrothgar.

Svit-kona – respektvolle Anrede für eine sehr weise Elfe

thrysta – zustoßen, zusammendrücken

Thrysta Vindr! – Press die Luft zusammen!

Togira Ikonoka – der unversehrte Krüppel

Varden – die Wächter

Vel Eïnradhin iet ai Shur’tugal. – Mein Wort als Drachenreiter.

Vinr Älfakyn – Elfenfreund

Vodhr – respektvolle Anrede für einen Mann von mittlerem Ansehen

Vor – Anrede für einen männlichen Freund

Waíse heill! – Werde gesund!

Wiol ono – für dich

Wyrda – Schicksal; Bestimmung

Wyrdfell – Elfen-Bezeichnung für die Abtrünnigen

Yawë – das Band des Vertrauens

Zar’roc – Kummer

DIE SPRACHE DER ZWERGE

Akh Sartos oen Dûrgrimst! – Für Familie und Clan!

Ascûdgamln – Stahlfäuste

Astim Hefthyn – Schutz vor der Traumsicht (Gravur auf einer Halskette, die Eragon geschenkt wurde)

Az Ragni – ein Fluss

Az Sweldn rak Anhûin – Anhûins Tränen

Azt jok jordn rast. – Dann dürft ihr passieren.

Barzûl! – ein Fluch; hier etwa: So ein Pech!

Barzûl knurlar! – Verflucht sollen sie sein!

Barzûln! – Steigerung von Barzûl; hier etwa: Verdammt noch mal!

Beor – Höhlenbär (ein ursprünglich elfisches Wort)

Dûrgrimst – Clan (wörtlich: unsere Halle, unsere Heimat)

eta – nein

Etzil nithgech! – Stehen bleiben!

Farthen Dûr – Unser Vater

Feldûnost – wörtlich: Frostbart; eine im Beor-Gebirge beheimatete Ziegenart, die den Zwergen als Reittier dient

Formv Hrethcarach… formv Jurgencarmeitder nos eta goroth bahst Tarnag, Dûr encesti rak kythn! Jok is warrev az Barzûlegûr dûr Dûrgrimst, Az Sweldn rak Anhûin, môgh tor rak Jurgenvren? Né ûdim etal os rast knurlag. Knurlag ana… – Dieser Schattentöter … dieser Drachenreiter hat in unserer heiligen Stadt Tarnag nichts verloren! Habt ihr den Fluch vergessen, der seit dem Drachenkrieg auf unserem Clan, Anhûins Tränen, lastet? Wir lassen ihn nicht passieren. Er ist …

Gramarye – Magie, ein ursprünglich elfisches Wort

Grimstborith – Clan-Oberhaupt

Grimstcarvlorss – Vorsteherin eines Hauses

Gûntera Arûna – Segen des Gûntera

Hert Dûrgrimst? Fild rastn? – Welcher Clan? Wer kommt des Weges?

Hírna – Abbild; Statue

Hûthvír – Eine Holzstange mit eingeschraubten Schwertklingen in den Enden. Nur Mitglieder des Dûrgrimst Quan benutzen dieses Doppelschwert.

Ignh az Voth! – Bringt die Speisen!

Ilf gauhnith! – Ein spezieller Zwergenausdruck, der in etwa bedeutet: »Es ist ungefährlich und schmeckt gut.« Gemeinhin vom Gastgeber eines Festmahls gesprochen, ist es ein Überbleibsel aus der Zeit, in der die Clans sich noch gegenseitig vergiftet haben.

Ingietum – Metallarbeiter; Meisterschmied

Isidar Mithrim – der Sternsaphir

Jok is frekk Dûrgrimstvren? – Wollt ihr einen Clan-Krieg?

Knurl – Stein; Fels

Knurla – Zwerg (wörtlich: einer aus Stein)

Knurlag qana qirânû Dûrgrimst Ingietum! Qarzûl ana Hrothgar oen volfild… – Man hat ihn in den Clan der Ingietum aufgenommen! Verflucht seien Hrothgar und alle, die …

Knurlagn – Männer

Knurlgrim! – wörtlich: Steinkopf; saloppe Anrede, hier etwa: Schlafmütze!

Knurlnien – steinernes Herz

Nagra – Riesenwildschwein; beheimatet im Beor-Gebirge oeí – ja

Orik Thrifkz Menthiv oen Hrethcarach Eragon rak Dûrgrimst Ingietum. Wharn, az Vanyali-Carharûg Arya. Né oc Ûndinz Grimstbelardn. – Orik, Thrifkzs Sohn, und Schattentöter Eragon vom Dûrgrimst Ingietum. Außerdem die Elfenbotschafterin Arya. Wir sind Gäste in Ûndins Halle.

Os il dom qirânû carn dûr Thargen, Zeitmen, Oen grimst vor formv edaris rak skilfz. Narho is belgond… – Mögen unser Fleisch, unsere Ehre und unsere Halle sich vereinen durch diese Gabe meines Blutes. Ich gelobe …

Otho – Vertrauen; Glaube

Ragni Hefthyn – Die Flusswächter

Shrrg – Riesenwolf; beheimatet im Beor-Gebirge

Smer Voth! – Richtet die Speisen an!

Tronjheim – Helm der Riesen

Urzhad – Höhlenbär

Vanyali – Elf (Die Zwerge haben dieses Wort der alten Sprache entlehnt, in der es »Magie« bedeutet.)

Vor Hrothgarz Korda! – Bei Hrothgars Hammer!

Vrron! – Das reicht!

Werg – ein Ausruf der Abscheu (das Zwergen-Äquivalent für »Igitt!«)

DIE SPRACHE DER URGALS

Ahgrat ukmar. – So soll es sein.

Drajl – Madenbrut

Nar – geschlechtsneutraler, sehr angesehener Titel

Christopher Paolinis Leidenschaft für Fantasy und Science-Fiction inspirierte ihn zu »Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter«, seinem Debütroman, den er mit fünfzehn Jahren schrieb. Inzwischen wird Paolini weltweit als Bestsellerautor gefeiert und hat vier Bände der Drachenreitersaga geschrieben, die seitdem alle Rekorde bricht. Heute ist »Eragon« ein echter Klassiker und begeistert immer wieder neue Leser. Christopher Paolini lebt mit seiner Familie in Montana.

 

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DOPPELTES DESASTER

Die Lieder der Toten sind die Wehklagen der Lebenden.

So dachte Eragon, als er über den verrenkten Leichnam eines Urgals hinwegstieg und das Wimmern der Frauen hörte, die ihre toten Männer und Söhne vom blutdurchtränkten Boden Farthen Dûrs aufhoben. Hinter ihm stelzte Saphira vorsichtig um das leblose Bündel herum. Das Blau ihrer schillernden Schuppen war die einzige Farbe im Halbdunkel des hohlen Berges.

Drei Tage waren vergangen, seit Varden und Zwerge mit den Urgals um Tronjheim gekämpft hatten, den tausend Meter hohen, kegelförmigen Stadtberg inmitten von Farthen Dûr, doch das Schlachtfeld war noch immer mit Leichen übersät. Die vielen Toten zu begraben, dauerte länger als erwartet. In der Ferne loderte ein gewaltiges Feuer vor der Felswand; dort verbrannten sie die Urgals. Die brauchten kein Begräbnis, keine letzte Ruhestätte.

Seit er beim Aufwachen festgestellt hatte, dass Angela inzwischen seine Wunde geheilt hatte, war Eragon aufgestanden und hatte mehrere Versuche unternommen, bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Doch jedes Mal durchfuhr ihn ein stechender Schmerz, der in seiner Wirbelsäule zu explodieren schien. Die Heiler verabreichten ihm Kräutertränke. Arya und Angela befanden, er sei gesund. Und trotzdem überfiel ihn immer wieder dieser Schmerz. Auch Saphira konnte ihm nicht wirklich helfen, sondern lediglich den Schmerz mit ihm teilen.

Eragon strich sich mit der Hand übers Gesicht und schaute zu den Sternen empor, die sich, umnebelt von den Rauchwolken des Scheiterhaufens, in der fernen Gipfelöffnung zeigten. Drei Tage. Drei Tage war es her, dass er Durza getötet hatte. Seitdem nannten ihn die Leute »Schattentöter«. Drei Tage war es her, dass die Bewusstseinsreste des Zauberers seinen Verstand attackiert hatten und ihn der geheimnisvolle Togira Ikonoka, der unversehrte Krüppel, gerettet hatte. Außer Saphira hatte er niemandem davon erzählt. Der Kampf gegen Durza und die dunklen Geister, die ihn beherrschten, hatte Eragon verändert; ob zum Besseren oder zum Schlechteren, vermochte er noch nicht zu sagen. Er fühlte sich schwach, fast zittrig, als hätte etwas seinen Körper und Geist bis ins Mark erschüttert.

Und nun war er, von morbider Neugier getrieben, zur Stätte des Kampfes zurückgekehrt, um den Ausgang der Dinge nicht zu versäumen. Doch statt des Siegestaumels, den die Heldenlieder besangen, fand er nur noch das unheimliche Gefühl von Tod und Zerstörung vor.

Ehe die grausamen Ra’zac wenige Monate zuvor seinen Onkel Garrow umgebracht hatten, wäre Eragon an den Grausamkeiten die er zwischen Menschen, Zwergen und Urgals erleben musste, zerbrochen. Jetzt aber betäubte ihn dies alles nur noch. Mit Saphiras Hilfe hatte er eingesehen, dass die einzige Möglichkeit, inmitten solcher Schrecken nicht den Verstand zu verlieren, darin bestand, etwas zu tun. Davon abgesehen maß er dem Leben an sich keine besondere Bedeutung mehr bei – nicht nachdem er gesehen hatte, wie die Kull, grausame Urgal-Riesen, Menschen in Stücke rissen und eine Schicht aus abgetrennten Gliedmaßen den Boden bedeckte, der vom Blut so aufgeweicht war, dass es durch die Sohlen seiner Stiefel drang. Falls es am Krieg irgendetwas Ehrenhaftes gab, sagte er sich, so bestand es allein darin, andere vor Schaden zu bewahren.

Er bückte sich und hob einen Zahn auf. Es war ein Backenzahn, den er immer wieder achtlos in die Luft warf, während er mit Saphira die zertrampelte Ebene überquerte. Am anderen Ende blieben sie stehen, weil sie Jörmundur – nach Ajihad der oberste Befehlshaber der Varden – aus Tronjheim auf sie zueilen sahen. Als er sie erreicht hatte, verneigte sich Jörmundur, eine Geste, die noch vor wenigen Tagen undenkbar gewesen wäre.

»Gut, dass ich dich treffe, Eragon.« Er hielt eine auf Pergament geschriebene Nachricht in der Hand. »Ajihad kehrt zurück. Er möchte, dass du bei seiner Ankunft zugegen bist. Die anderen warten schon am Westtor auf ihn. Wir müssen uns beeilen.«

Eragon nickte und ging auf das Tor zu, die Hand an Saphiras Flanke gelegt. Ajihad hatte den Großteil der vergangenen drei Tage damit verbracht, Urgals zu jagen, denen die Flucht in die Zwergentunnel gelungen war. Diese Tunnel durchzogen das gesamte Beor-Gebirge. Als Eragon ihn zwischen zwei Jagdzügen einmal kurz gesehen hatte, war Ajihad fuchsteufelswild gewesen, weil seine Tochter Nasuada seinen Befehl nicht befolgt hatte, sich vor der Schlacht mit den anderen Frauen und Kindern in Sicherheit zu bringen. Stattdessen hatte sie heimlich bei den Bogenschützen der Varden mitgekämpft.

Murtagh und die Zwillinge hatten Ajihad begleitet – die Zwillinge, weil es ein gefährliches Unterfangen war und der Anführer der Varden den Schutz ihrer magischen Fähigkeiten benötigte, und Murtagh, um zu beweisen, dass er den Varden tatsächlich wohlgesinnt war. Es überraschte Eragon, wie sehr sich die Einstellung der Leute Murtagh gegenüber geändert hatte, wenn man bedachte, dass Murtaghs Vater der Drachenreiter Morzan gewesen war, der seine Gefährten an Galbatorix verraten hatte. Obwohl Murtagh seinen Vater verachtete und Eragon treu ergeben war, hatten die Varden ihm zunächst nicht vertraut. Nun aber, da es so viel zu tun gab, wollte niemand mehr seine Kraft mit belanglosen Ressentiments vergeuden. Eragon, dem die Gespräche mit Murtagh fehlten, freute sich darauf, bald mit ihm über die jüngsten Ereignisse zu reden.

Als er und Saphira sich Tronjheim näherten, sahen sie im Laternenschein vor dem Westtor eine kleine Gruppe von Leuten stehen, darunter Orik, der unruhig von einem Zwergenbein auf das andere trat, und Arya. Der weiße Verband an ihrem Oberarm leuchtete in der Dunkelheit und warf einen schwachen Lichtschimmer auf ihre Haarspitzen. Eragon wurde von einer Welle sonderbarer Gefühle ergriffen, wie jedes Mal, wenn er die Elfe sah. Ihre funkelnden grünen Augen schauten kurz zu ihm und Saphira herüber, dann hielt sie weiter nach Ajihad Ausschau.

Arya hatte Isidar Mithrim, den zwanzig Meter breiten, rosenförmigen Sternsaphir, gesprengt und es Eragon damit ermöglicht, Durza zu töten und die Schlacht zu gewinnen. Trotzdem waren die Zwerge empört darüber, dass sie ihren wertvollsten Schatz zerstört hatte. Sie weigerten sich, die Scherben des Saphirs zu entfernen, und ließen sie in einem gewaltigen Kreis in Tronjheims mittlerer Kammer liegen. Eragon war durch das zersplitterte Trümmerfeld gestiefelt und teilte den Schmerz der Zwerge um die verlorene Herrlichkeit.

Er und Saphira blieben neben Orik stehen und blickten hinaus in die verlassene Landschaft, die Tronjheim umgab und sich in jede Richtung fünf Meilen weit bis zu Farthen Dûrs gewaltiger Innenwand erstreckte. »Aus welcher Richtung kommt Ajihad?«, fragte Eragon.

Orik deutete auf eine Ansammlung von Laternen, die in einiger Entfernung vor einer großen Tunnelöffnung aufgestellt waren. »Er wird bald hier sein.«

Eragon wartete geduldig mit den anderen und beantwortete hier und da ihre Fragen, zog es aber vor, im Stillen mit Saphira zu reden. Die Ruhe, die Farthen Dûr erfüllte, tat ihm gut.

Eine halbe Stunde verging, bis sich in dem fernen Tunnel etwas regte. Eine Gruppe von zehn Männern kam zum Vorschein, dann drehten sie sich um und halfen ebenso vielen Zwergen nach oben. Einer der Männer – Eragon nahm an, dass es Ajihad war – hob die Hand und die Krieger traten in zwei Reihen hinter ihm an. Auf ein Signal hin marschierte die Formation stolz auf Tronjheim zu.

Sie hatten sich kaum in Bewegung gesetzt, als am Tunneleingang hinter ihnen plötzlich hektischer Betrieb einsetzte und weitere Gestalten aus den Tiefen des Berges hervorsprangen. Eragon kniff die Augen zusammen, denn er konnte aus so großer Entfernung kaum etwas erkennen.

Das sind Urgals!, rief Saphira, und ihr Körper war mit einem Mal gespannt wie eine gezogene Bogensehne.

Eragon fragte nicht erst lange. »Urgals!«, rief er und saß mit einem Satz auf ihrem Rücken. Er verwünschte sich dafür, dass er sein Schwert Zar’roc nicht mitgenommen hatte. Niemand hatte zu diesem Zeitpunkt einen Angriff erwartet, nachdem die Urgal-Armee gerade erst vertrieben worden war.

Seine frisch verheilte Wunde schmerzte, als Saphira die azurblauen Flügel entfaltete, um gleich darauf mit kräftigen Schlägen in die Lüfte zu steigen, wo sie mit jeder Sekunde an Höhe und Geschwindigkeit gewann. Unter ihnen rannte Arya auf den Tunnel zu und hätte fast mit Saphira Schritt gehalten. Orik eilte ihr mit mehreren Männern hinterher, während Jörmundur zu den Kasernen zurücksprintete.

Aus dieser Entfernung konnte Eragon keine Magie einsetzen. Hilflos musste er mit ansehen, wie die Urgals Ajihads Kriegern in den Rücken fielen. Die Ungetüme hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite und streckten binnen Sekunden vier Männer nieder, sodass die restlichen Krieger, Menschen und Zwerge gleichermaßen, gezwungen waren, sich um Ajihad zu scharen, um ihn zu schützen. Schwerter und Äxte krachten aufeinander, als die beiden Kampfverbände zusammenstießen. Ein Lichtblitz schoss aus einem der Zwillinge hervor und ein Urgal umklammerte erst den Stumpf seines abgetrennten Arms und stürzte dann zu Boden.

Eine Zeit lang sah es so aus, als könnten sich Ajihads Krieger der Urgals erwehren, doch dann brach ein wildes Getümmel aus, und ein Strudel feiner Nebelschwaden schien die Kontrahenten zu erfassen. Als sich der Sturm legte, standen nur noch vier Krieger aufrecht: Ajihad, die Zwillinge und Murtagh. Die Urgals fielen über sie her und raubten Eragon die Sicht. Er beobachtete die Szene mit wachsendem Entsetzen.

Nein! Nein! Nein!

Noch ehe Saphira den Ort des Gemetzels erreicht hatte, war die Urgal-Horde wieder im Tunnel verschwunden und verkroch sich in den Tiefen des Berges. Draußen im Sand blieben nur leblose Gestalten zurück.

Eragon sprang ab, kaum dass Saphira gelandet war, hielt jedoch im nächsten Augenblick, von Wut und Schmerz überwältigt, inne. Ich kann das nicht! Der Anblick erinnerte ihn allzu sehr daran, wie er damals seinen Onkel Garrow sterbend zu Hause auf dem Hof gefunden hatte. Bei jedem Schritt gegen das Grauen ankämpfend, begann er, nach Überlebenden zu suchen.

Der Ort glich dem Schlachtfeld, das er eben noch inspiziert hatte, aufs Haar, nur dass hier das Blut frisch war.

Im Zentrum des Massakers inmitten von fünf erschlagenen Urgals lag Ajihad, den Brustpanzer an mehreren Stellen aufgeschlitzt. Sein Atem ging keuchend und stoßweise. Eragon kniete neben ihm nieder und senkte den Kopf, damit seine Tränen nicht auf den malträtierten Brustkorb des Anführers fielen. Diese Wunden würde niemand mehr heilen können. Arya kam herbeigerannt, und ihre Gesichtszüge erstarrten, als sie sah, dass Ajihad nicht mehr zu helfen war.

»Eragon«, entrang es sich Ajihads Lippen. Es war kaum mehr als ein Flüstern.

»Ja, ich bin hier.«

»Hör zu … mein letzter Befehl …« Der Junge beugte sich weiter hinab, um den Sterbenden besser zu verstehen. »… mir versprechen, dass du … die Varden nicht im Chaos versinken lässt … die einzige Hoffnung gegen das Imperium … müssen stark bleiben. Versprich mir …«

»Ich verspreche es.«

»Friede sei mit dir, Eragon Schattentöter …« Mit einem letzten Atemzug schloss Ajihad die Augen und seine edlen Gesichtszüge entspannten sich.

Eragon ließ den Kopf hängen. Der harte Kloß in seinem Hals tat beim Atmen weh. Arya gab Ajihad in der alten Sprache den Segen, dann wandte sich ihre melodiöse Stimme an Eragon: »Sein Tod wird viele Dispute auslösen. Er hat Recht, du musst alles tun, um einen Machtkampf zu verhindern. Ich werde dich, so gut es geht, dabei unterstützen.«

Unfähig zu antworten, starrte Eragon auf die restlichen Leichen. Er hätte alles dafür gegeben, an einem anderen Ort zu sein. Saphira schnüffelte an einem der Urgals und sagte: Das hätte nicht geschehen dürfen. Es ist eine verabscheuungswürdige Untat und umso schlimmer, da sie uns zu einem Zeitpunkt trifft, wo wir eigentlich unseren Sieg feiern sollten. Sie inspizierte einen weiteren Leichnam, dann schwenkte sie den Kopf herum. Wo sind die Zwillinge und Murtagh? Sie sind nicht unter den Toten.

Eragon blickte suchend auf die Opfer. Eigenartig! In einem Anflug von Hoffnung lief er zum Tunneleingang. Die ausgetretenen Marmorstufen, die dort in die Tiefe führten, waren blutverschmiert, als hätte man dort mehrere Verwundete hinuntergeschleift. Die Urgals müssen sie mitgenommen haben! Aber warum bloß? Sie nehmen doch nie Gefangene oder Geiseln. Sofort kehrte die Verzweiflung zurück. Ohne Verstärkung können wir sie aber nicht verfolgen. Du passt ja nicht mal durch den Eingang!

Sie sind vielleicht noch am Leben. Willst du sie etwa ihrem Schicksal überlassen?

Was soll ich denn tun? Die Zwergentunnel sind ein einziger Irrgarten! Ich würde mich doch nur verirren. Und zu Fuß kann ich die Urgals ohnehin nicht einholen. Aber Arya … Sie könnte es vielleicht.

Dann bitte sie darum!

Arya … Eragon zögerte, hin- und hergerissen zwischen seinem Tatendrang und dem Widerwillen, sie in Gefahr zu bringen. Und doch: Wenn irgendjemand den Urgals die Stirn bieten konnte, dann sie. Seufzend erklärte er ihr die Situation.

Aryas anmutig geschwungene Augenbrauen trafen sich, als sie die Stirn runzelte. »Das ist wirklich sonderbar.«

»Wirst du sie verfolgen?«

Sie starrte ihn einen Moment lang an. »Wiol ono.« Um deinetwillen. Dann stürmte sie los, das blitzende Schwert in der Hand, und verschwand im Bauch der Erde.

Völlig niedergeschlagen setzte sich Eragon im Schneidersitz neben Ajihad und übernahm die Totenwache. Er konnte es kaum fassen, dass Ajihad tot und Murtagh entführt worden war. Murtagh, Sohn eines der Abtrünnigen – die dreizehn Drachenreiter, die bei der Zerstörung ihres Ordens mitgewirkt und dadurch Galbatorix zum König von Alagaësia gemacht hatten – und Eragons Freund. Er hatte Murtagh so manches Mal zum Teufel gewünscht und doch hinterließ der Verlust nun eine unerwartete Leere. Er saß reglos da, als Orik mit den Männern eintraf.

Als der Zwerg Ajihad sah, trampelte er wütend mit den Füßen, stieß wilde Flüche in der Zwergensprache aus und hieb schließlich seine Axt in den Kadaver eines Urgals. Die anderen standen wie vom Donner gerührt da. Orik rieb einen Dreckklumpen zwischen seinen schwieligen Händen und knurrte: »Arrrgh – jetzt wird ein Hornissennest aufbrechen. Hiernach gibt es keinen Frieden mehr unter den Varden. Barzûln, das macht die Dinge kompliziert. Hast du noch seine letzten Worte vernommen?«

Eragon sah Saphira an. »Die werde ich erst vor der richtigen Person wiederholen.«

»Verstehe. Und wo steckt Arya?«

Eragon deutete auf den Tunneleingang.

Der Zwerg fluchte erneut, dann schüttelte er den Kopf und hockte sich hin.

Kurz darauf traf Jörmundur mit zwölf Einheiten zu jeweils sechs Kriegern ein. Er bedeutete ihnen, außerhalb des Schlachtfelds zu warten, während er allein weiterging, um Ajihad die Hand auf die kalte Schulter zu legen. »Wie kann das Schicksal nur so grausam sein, mein alter Freund? Ich wäre schon früher gekommen, wenn dieser verfluchte Berg nicht so riesig wäre; dann würdest du vielleicht noch leben. Stattdessen versetzt man uns in der Stunde unseres Triumphs diesen herben Schlag.«

Eragon erzählte ihm leise von Arya und vom Verschwinden Murtaghs und der Zwillinge.

»Sie hätte nicht losziehen sollen«, sagte Jörmundur und richtete sich auf, »aber daran können wir nun nichts mehr ändern. Wir werden hier Wachen postieren, aber es dauert mindestens eine Stunde, bevor wir Zwergenführer für eine neuerliche Suchexpedition in die Tunnel gefunden haben.«

»Ich könnte die Führung übernehmen«, erbot sich Orik.

Jörmundur schaute mit leerem Blick nach Tronjheim zurück. »Nein, Hrothgar braucht dich jetzt. Jemand anderes wird gehen müssen. Es tut mir Leid, Eragon, aber alle wichtigen Personen müssen hier bleiben, bis Ajihads Nachfolger gewählt ist. Arya muss allein zurechtkommen … Wir können sie ohnehin nicht mehr einholen.«

Eragon nickte und fügte sich dem Unvermeidlichen.

Jörmundur ließ den Blick durch das weite Rund des hohlen Berges schweifen, bevor er laut und für alle hörbar erklärte: »Ajihad ist als wahrhaftiger Krieger gestorben! Seht her, er hat fünf Urgals erschlagen, wo ein Mann von geringerem Mut sich schon von einem hätte überwältigen lassen. Wir werden ihm alle Ehre erweisen und hoffen, dass sein Geist den Göttern willkommen ist. Tragt ihn und unsere toten Gefährten auf euren Schilden zurück nach Tronjheim! Und schämt euch nicht, wenn man eure Tränen sieht, denn heute ist ein Tag der Trauer, an den man sich für alle Zeiten erinnern wird. Möge es uns bald vergönnt sein, unsere Klingen in die Ungetüme zu rammen, die unseren Anführer gemordet haben!«

Wie auf Kommando knieten alle Krieger nieder und senkten ehrerbietig die Häupter. Dann standen sie wieder auf und hoben Ajihad behutsam auf ihre Schilde, sodass er zwischen ihren Schultern lag. Schon weinten viele der Varden, die Tränen flossen in ihre Bärte, doch die Männer erfüllten ihre Pflicht und trugen Ajihad voran. Feierlichen Schrittes marschierten sie nach Tronjheim zurück, Saphira und Eragon in der Mitte der Prozession.