Michael

Covel

Trendfolge

für Anleger

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

Copyright der Originalausgabe:

Copyright der deutschen Ausgabe 2013:

Übersetzung: Egbert Neumüller

ISBN 978-3-86470-098-9

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Inhalt

Vorwort

von Cullen O. Roche

Einführung

Ein Weckruf

Kapitel 1

Schuster, bleib bei deinen Leisten

Gary Davis, Jack Forrest und Rick Slaughter

Kapitel 2

Damit man gewinnen kann, muss ein anderer verlieren

Dvid Druz

Kapitel 3

Ohne Mut keine Ehre

Paul Mulvaney

Kapitel 4

In einem Land weit, weit weg von der Wall Street

Kevin Bruce

Kapitel 5

Denken wie ein Pokerspieler und auf die Chancen setzen

Larry Hite

Kapitel 6

Steh auf, klopf den Staub ab und geh weiter

David Harding

Kapitel 7

Werfen Sie die Fundamentaldaten über Bord und halten Sie sich an die Charts

Bernard Drury

Kapitel 8

Fleißig studieren und eine 1+ bekommen

Justin Vandergrift

Kapitel 9

Man kann nicht alles wissen

Eric Crittenden und Cole Wilcox

Kapitel 10

Es an allen Märkten zum Laufen bringen

Michael Clarke

Kapitel 11

Leben Sie im Hier und Jetzt

Charles Faulkner

Kapitel 12

Der Whipsaw-Song

Anhang A

Jetzt wird’s technisch

Was ist „Capitalism Distribution“?

Anhang B

Performance-Daten von Fonds

Glossar

Haftungsausschluss des Autors

Danksagungen

Dieses Buch ist meinen

Großeltern gewidmet:

Wesley Albert Kavaliauskas,

Anna Lenore Margis,

John Brooke Pruden, Jr. und

Mary Margaret Wright

Vorwort

von Cullen O. Roche

Trendfolge – das hört sich doch ganz einfach an, oder? Wie Dennis Gartman, der Herausgeber des Gartman Letter, so gern sagt: „Wenn der Chart von links unten nach rechts oben verläuft, dann gefällt er mir.“ Und für das ungeübte Auge ist das schon das gesamte Trend Following. Es besteht darin, einen Trend zu erkennen und auf ihn aufzuspringen. Und ein berühmtes Sprichwort sagt: „The trend is your friend … until it ends.“ Das ist der Punkt, an dem die Trendfolge ihren großen Wert beweist. Es geht dabei nämlich nicht nur darum, großartige Investments zu erkennen. Es geht vielmehr darum, in Bezug auf diese Investments Regeln und Methoden des Risikomanagements anzuwenden. Was auf den ersten Blick wie eine sehr einfache Strategie erscheint, ist in Wirklichkeit eine ausgeklügelte, mehrdimensionale und grundlegende Methode, die von erfolgreichen Investoren in aller Welt angewendet wird.

Ich möchte betonen, dass ich kein reiner Trendfolger bin. Vor allem aufgrund meiner Überzeugung, dass es keine zwei Marktumfelder gibt, die gleich sind, und dass Märkte in hohem Maße ineffizient sind, verwende ich mehrere Strategien. Was in der einen Hausse oder Baisse funktioniert, muss nicht unbedingt auch in der nächsten Hausse oder Baisse funktionieren. Deshalb muss man als Trader sehr flexibel und in der Lage sein, sich an neue Umfelder anzupassen und sich auf sie einzustimmen. Den Kern meiner Arbeit bilden Risikomanagement und die Implementierung einer systematischen Herangehensweise. Die Trendfolge ist ein absolut unentbehrliches Mittel, das mir dabei geholfen hat, das Fundament meiner Investmentstrategien zu entwickeln.

Als ich meinen College-Abschluss in Finanzwesen machte, war ich der typische hungrige junge Anleger. Aber ich stand im Dunkeln. Also tat ich, was die meisten Anleger tun, und las die Werke von Menschen, die in diesem Geschäft vor mir erfolgreich waren. Ich druckte mir alle Briefe an die Aktionäre von Warren Buffett aus und las alle Standardwerke, von „Börsenerfolg ist (k)ein Zufall“ über „Der Börse einen Schritt voraus“ bis hin zu „Intelligent investieren“. Dann gab mir mein Vater eines Tages Michael Covels erstes Buch „Trend Following“. Auf den ersten Blick schien es nicht besonders originell zu sein, aber die machtvolle Botschaft, die in diesem Buch vermittelt wird, hat meine Ansichten über Geldanlage für immer verändert.

Trendfolge besteht also nicht nur darin, in einen Chart eine Linie einzuzeichnen und dann zu hoffen, dass sie weiterhin von links unten nach rechts oben verläuft. Trend Following besteht darin, dass man die Historie der Marktbewegungen studiert, einen Schlachtplan erstellt, Regeln aufstellt, diese Regeln anzuwenden lernt, sich mit Money-Management auskennt und eine Risikomanagement-Strategie anwendet. Es geht dabei nicht um die Anwendung der vielen fehlgeschlagenen Methoden, die das Establishment der Wall Street den Kleinanlegern schon seit so langer Zeit verkauft.

Trendfolge bedeutet, über den Tellerrand hinauszublicken und zu begreifen, dass die Methoden der Trendfolger auf alle Märkte und alle Handelsstrategien anwendbar sind. Und man braucht nicht mit allen strikt auf die Technische Analyse bezogenen Aspekten der Trendfolge einverstanden zu sein, um zu wissen, dass die Methoden, die die Trendfolger anwenden, absolut zentrale Bestandteile der Erfolgsgeschichte jedes guten Anlegers sind.

Einer der wichtigsten Aspekte, die man verstanden haben muss, um sie zu nutzen, ist die Bedeutung der Psychologie für die Märkte. Ich erkläre gern, dass ein Markt die Summe aller Entscheidungen seiner Teilnehmer ist. Die Märkte sind ineffizient, weil ihre Teilnehmer ineffizient sind. Daher sind Teilnehmer, die ihre Emotionen besser unter Kontrolle haben, entschieden im Vorteil. Wie Michael schreibt:

Trendtrading ist nicht der Heilige Gral. Auch ist es weder eine vorübergehende Modeerscheinung noch eine hochgepushte Blackbox. Über die reinen Regeln hinaus bildet das menschliche Element den Kern der Strategie. Um sich durch das unvermeidliche Auf und Ab des Marktes hindurch an das Trendtrading zu halten, braucht man Disziplin und emotionale Beherrschung. Man bedenke jedoch, dass Trendfolger mit Aufs und Abs rechnen. Sie sind von vornherein eingeplant.

Diese Irrationalität war 2008 in voller Blüte zu bewundern. Anfang 2008 – vor einer der größten Phasen der Vermögensvernichtung, die die Welt je gesehen hat – hatte der durchschnittliche Analyst von der Wall Street nur fünf Prozent der von ihm betreuten Aktien als „Verkaufen“ eingestuft und die restlichen 95 Prozent zum „Kaufen“ oder „Halten“ empfohlen. Die Wall Street versetzt einen nicht in die Lage, zu wissen, wann man verkaufen muss. Sie denkt sich nämlich immer neue Möglichkeiten aus, wie sie einen dazu bringen kann, dass man ihre neuen Produkte kauft oder behält. Einem Autoverkäufer würde es schwerfallen, Geld zu verdienen, wenn er jedem, der auf den Parkplatz kommt, sagt, er solle nicht kaufen. Die Trendfolge schließt den Kreis, indem sie einem nicht nur hilft, die richtigen Zeitpunkte für den Kauf zu enträtseln, sondern auch indem sie einem hilft, die Risiken zu managen, eine systematische Methode zu entwickeln und zu erkennen, wann man verkaufen muss. Und die Ergebnisse sprechen für sich. Während der durchschnittliche US-amerikanische Anleger 2008 rund 50 Prozent seines Geldes verloren hat, zermalmten die Trendfolger den S&P 500, weil sie in ihren Portfolios von vornherein Risikomanagement-Strukturen angelegt hatten.

Ein altes Sprichwort sagt: „Wer nicht plant, der plant das Scheitern.“ Trendfolger sind erfolgreich, weil sie einen Investmentansatz umsetzen, der den Schwerpunkt auf Risikomanagement und die strenge Befolgung von Regeln legt. Man braucht zwar kein Trendfolger zu sein, um in der Welt der Geldanlage erfolgreich zu sein, aber man muss auf jeden Fall begreifen, wie wichtig es ist, das Risiko zu managen, Regeln aufzustellen und vorauszuplanen. Tut man das nicht, ist man zum Scheitern verurteilt. Michaels Buch „Trendfolge für Anleger“ ist eine Pflichtlektüre, die einem hilft, in den Gewässern der Investment-Welt, in denen es vor Haien wimmelt, erfolgreich zu sein.

– Cullen O. Roche

Gründer und CEO von Orsus Investments, LLC

Inhaber von Pragmatic Capitalism

Einführung

Ein Weckruf

Es gibt einen berühmten Ausspruch von Ben Stein: „Wenn man in der Panik 2008 nicht viel Geld verloren hat, dann hat man wahrscheinlich etwas falsch gemacht.“ Als ich diese Worte hörte, wollte ich am liebsten schreien. Seine Ansicht könnte gar nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Es gibt Menschen, die haben 2008 mit soliden Strategien ein Vermögen verdient. Diese Gewinner haben nicht etwa etwas falsch gemacht, sondern sie hatten die nötige Weitsicht, sich auf das Unerwartete vorzubereiten, und als die großen Überraschungen kamen, haben sie einfach abgeräumt.

Seit Jahrzehnten werden Anleger auf die Überzeugung gedrillt, sie könnten den Markt nicht schlagen. Ihnen wird gesagt, sie sollten Indexfonds und Investmentfonds kaufen, CNBC schauen und der Regierung vertrauen. Ich habe Neuigkeiten für Sie: Das klappt nicht. Im vergangenen Jahrzehnt haben wir es erlebt, dass ein Markt nach dem anderen zusammenbrach. Aber diejenigen, die das Sagen haben, erzählen uns immer noch, die alten Wege der Geldanlage seien der einzige Weg. Tief in unseren Eingeweiden wissen wir aber, dass das nicht stimmt. Auch wenn wir nicht wissen, wer die Gewinner sind, so wissen wir doch, dass es am Markt Gewinner gibt, vor allem mitten in einem Crash.

Ich möchte Ihnen eine Denkweise und eine Möglichkeit zum Geldverdienen vorstellen, die sich vollkommen von dem unterscheidet, was Ihnen beigebracht wurde. Sie ist ganz anders als das, was Sie von den Brokerfirmen, den Medien und dem Staat zu hören bekommen.

Zunächst einmal können Sie die Fundamentalanalyse draußen vor der Tür lassen. Vielen Menschen wird beigebracht, die Fundamentalanalyse – dass man die Unternehmenszahlen in- und auswendig lernt, um zu erfahren, wo man investieren soll, und dass man so lange Zahlen durchrechnet, bis man blau anläuft – sei der Grundpfeiler der Geldanlage. Nun braucht man aber gar nicht zu wissen, wie groß die Nachfrage nach Apples neuem iPad sein wird. Man braucht gar nicht zu wissen, wie weit der Goldpreis noch steigen oder fallen wird, und auch nicht, warum. Die einzige Variable, die man begreifen muss, um Geld zu verdienen, ist die Frage, ob sich der Markt in einem Trend befindet. Und wenn man auf einen Aufwärts- oder Abwärtstrend aufgesprungen ist, geht man in die entsprechende Richtung.

In diesem Buch geht es ausschließlich um Trading gemäß der Trendfolge. Vielleicht haben Sie noch nie etwas davon gehört. Trendfolge oder Trend Following ist ganz einfach. Tun Sie so, als hätten Sie keine Ahnung, in welche Richtung sich ein Markt bewegen wird und wie lange er das tun wird. Trendfolger sagen sich ganz einfach, wenn Apple bei 300 steht und zu steigen beginnt, dann kaufen sie die Aktie. Und warum sollte man das tun? Wenn Apple steigt, will man an Bord sein. Punkt. Zwar weiß niemand, wie weit Apple noch steigen oder fallen wird, aber wenn die Aktie von 300 auf 400 steigt, will man das nicht verpassen – auch nicht, wenn einem 300 als Kaufpreis zu hoch vorkommt. Das Ziel besteht nicht darin, niedrig oder billig zu kaufen.

Das Beste am Trend Following ist, dass man dafür nichts über Öl zu wissen braucht. Man braucht dafür das Angebot und die Nachfrage der nächsten Woche oder des nächsten Jahres nicht zu kennen. Trendfolgern ist das egal. Wenn der Markt steigt, kauft man. Wenn er nach dem Kauf in die andere Richtung geht und erste Verluste anfallen, steigt man aus. Und woher weiß man, dass man aussteigen muss? Trendfolger halten sich dabei an universelle, zeitlose Regeln, die weit zurückreichen. Eine Hauptregel besagt, dass man es akzeptiert, wenn man sich geirrt hat, und dann aussteigt. Man muss bereit sein, einen geringen Geldbetrag zu verlieren, falls der Trend nicht in die gewünschte Richtung geht. Der Schlüssel dazu, dass man den Verlust so klein wie möglich hält, ist das Eingeständnis der Niederlage. Auf diese Art bewahrt man sein Kapital.

Lassen Sie mich das im Einzelnen erklären. Schauen wir uns noch einmal Apple an. Nehmen wir an, die Aktie steht bei 300. Wenn sie auf 310 steigt und man kauft, hofft man zwar, dass sie auf 400 steigt, aber man weiß nicht, ob sie das auch tun wird. Wenn man Apple bei 300 kauft, sagt man darum zu sich selbst: „Ich bin bereit, höchstens fünf Prozent meines Geldes zu verlieren“ (nur als Beispiel). Wenn man 100.000 Dollar hat und alles in Apple investiert, ist man also bereit, 5.000 Dollar zu verlieren, hofft allerdings, dass der Trend bis 400 reichen wird. Wenn Apple zu fallen beginnt, steigt man aus, sobald man 5.000 Dollar verloren hat. Das ist alles. Das ist die Kurzfassung der Trendfolge. Wenn die Aktie nicht fällt und man keine 5.000 Dollar verliert, bleibt man so lange auf dem Zug, wie er fährt.

Und nun noch ein Kniff der Trendfolge: Man kann damit nicht nur Gewinn machen, wenn der Markt steigt, sondern auch wenn er fällt. Wenn der Trend nach unten geht, kann man shorten und so lange Profite erzielen, wie der Markt in diese Richtung geht. Das heißt, wenn Google von 700 auf 600 fällt, kann man daran genauso viel Geld verdienen wie wenn es von 600 auf 700 steigt.

Das klappt aber nicht nur bei Aktien. Trendfolger wenden das Prinzip „ich habe von diesem Markt keine Ahnung“ auch auf Devisen, Rohstoffe, Anleihen, Gold, Öl – eben auf alles Mögliche – an. Man braucht nicht einmal den Namen des Marktes zu kennen, an dem man tradet. Trendtrader interessiert es nur, in welche Richtung sich der Marktpreis bewegt, damit sie auf den Zug aufspringen können. Oder stellen Sie sich vor, Sie wären blinder Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff, das zu den Inseln fährt. Wieso sollte es Sie kümmern, wie das Schiff dort hinkommt? Sie sind ja schon an Bord. Um die Einzelheiten der Navigation sollen sich andere kümmern. Stimmt es wirklich, dass Spitzentrader so denken und handeln? Darauf können Sie wetten.

Trendfolge-Trader haben nicht nur im Jahr 2008 Geld verdient, sondern sie machen seit Jahrzehnten große Gewinne. Aber warum haben die meisten Menschen noch nie etwas von dieser großartigen, vielseitig einsetzbaren Tradingstrategie gehört, die in Haussen und Baissen Geld bringt? Warum sind die Menschen nicht mit dieser gewinnbringenden Strategie vertraut, die auch im Chaos eine gute Performance bringt?

Eine der Antworten sind die Investmentfonds.

Die Anlegerwelt hat sich von der Vorstellung verführen lassen, wenn man einen Investmentfonds auf Lebenszeit kauft, würde er einen damit belohnen, dass man einen prallen Sparstrumpf besitzt, wenn man in den Ruhestand geht. Der überwältigenden Mehrheit der Anleger wurde dieses Luftschloss von den Investmentfonds selbst verkauft. Und diese Fonds bezahlen in Washington Top-Lobbyisten. Glauben Sie wirklich, dass Investmentfonds eine gute Idee sind – nachdem sie ein Jahrzehnt lang keinen Ertrag gebracht haben, aber die Besitzer von Investmentfonds in der gleichen Zeit Milliarden verdient haben?

Doch verweilen wir nicht zu lange bei diesem Thema, denn dieses Buch verschwendet nicht viel Zeit mit der Beschimpfung der Konkurrenz. Vielmehr will es vorführen und beweisen, dass es tatsächlich eine Möglichkeit für den berechtigten Versuch gibt, das große Geld zu machen. Ich möchte Ihnen die Strategie, anhand von Trends zu traden, auf die beste Art vorstellen, die ich kenne: mithilfe der Erkenntnisse einiger der besten lebenden Trendfolge-Trader. Aber warum sollten diese Trader Sie interessieren?

Zunächst einmal sind sie echte Menschen, die echte Trades durchführen, keine Gesichter auf CNBC. Sie sind keine Wissenschaftler. Sie sind keine Politiker. Sie verkünden keine Vorhersagen. Sie stellen keine haarsträubenden Behauptungen auf. Sie verdienen einfach Geld. Und woher weiß man mit Sicherheit, dass sie Geld verdienen? Woher weiß man, dass sie echt sind? Ihre geprüften Erfolgsbilanzen sind beim US-amerikanischen Staat (und in Anhang B) aktenkundig.

Fragen Sie sich trotzdem noch, wieso all das für Sie und Ihr Konto relevant sein sollte? Ich befasse mich seit 1996 lehrend, schreibend und forschend mit diesem Thema. Der Hauptgrund, weshalb Menschen das Trendfolge-Trading nicht betreiben oder es nicht begreifen, ist mangelnde Bildung.

Ich habe gemerkt, dass der Lernfortschritt sprunghaft beschleunigt wird, wenn man Menschen mit dem Thema Trendfolge konfrontiert – wenn man Leser und Studenten mit Tradern bekannt macht, die wirklich Gewinne erzielen.

Dabei geht es nicht um glänzende PR-Biografien, sondern um Lebensgeschichten und um Strategien, die sich hinter den Kulissen abspielen. Wenn man bei den großen Tradern und auch bei ein paar neueren einen Blick hinter den Vorhang werfen kann und wenn man auf ihre Werdegänge und Werte zurückgreifen kann, ist man viel besser in der Lage, die Trendfolge-Strategien zu erfassen und sie auf eigene Rechnung zu nutzen. Und mehr noch: Wenn man es zulässt, ein Gefühl für ihr Leben zu bekommen, beginnt man auch zu erkennen, dass sie vieles mit uns gemeinsam haben.

Trading ist eine mentale Angelegenheit. Sie bezweifeln das? Sie wollen lieber eine andere Richtung einschlagen? Dann dürften Sie in kürzester Zeit pleite sein.

Die Quintessenz: Ich suche dort nach Antworten, wo die meisten Menschen nicht hingehen können – oder sie wissen nicht, wie man dorthin gelangt. Nach Trendfolge-Lektionen zu graben ist mein Lebenselixier.

Viele Menschen schreiben Bücher, in denen sie einem sagen, sie wüssten, was morgen passieren wird. Wollen Sie wirklich auf die Worte von Menschen wetten, die sagen, sie wüssten, was morgen passieren wird? Kommt Ihnen das nicht vor, als würden Sie im Spielkasino würfeln?

Ganz genau. Das ist Unsinn.

Ich möchte allerdings nicht, dass Sie sich nur auf mein Wort verlassen. Ich nehme Sie mit auf eine Tradingreise. Auf dieser Reise lernen Sie elf Trader kennen und lernen etwas von ihnen. Sie alle haben eine ähnliche Sichtweise und eine trendorientierte Tradingphilosophie. Diese Leute schöpfen seit Jahrzehnten buchstäblich Milliardengewinne aus den Märkten ab. Sie sind echte Tradinggewinner und haben ihre Lehren, wie man erfolgreich Geld verdient, mit mir geteilt. Und nun teile ich ihr Wissen mit Ihnen.

Worin bestehen die größten Gemeinsamkeiten zwischen diesen Männern und ihren Erfolgen? Sie alle haben sich hochgearbeitet und sind keine Kinder reicher Eltern. Sie haben nicht mit einer Erbschaft angefangen (aber Sie können das vielleicht). Sie haben herausgefunden, wie man gewinnt, obwohl alle gesagt haben, sie würden verlieren. Sie haben nie aufgegeben. So unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, sie alle eignen sich als inspirierendes Fundament, das Sie nutzen können, um damit anzufangen, im Laufe Ihres Lebens ein Vermögen zu verdienen.

Und schließlich – das ist ganz wichtig – sind die Lektionen, die Sie in diesem Buch lernen werden – die Lektionen, die ich an Sie weitergebe, die Lektionen, die diese Spitzentrader an Sie weitergeben –, kostbar. Diese Männer gewähren der allgemeinen Öffentlichkeit keinen ausführlichen Einblick. Sie haben mich damit betraut, die Geschichte, wie sie mit der Trendfolge zu Geld gekommen sind, und ihren jeweiligen Weg dorthin getreu wiederzugeben.

HÖREN SIE AUF DIE BESTEN

In den Kapiteln werde ich auf Details der Erfolge der Trader weitestgehend verzichten, damit ihre Tradingweisheiten besser zur Geltung kommen. Seien Sie sich jedoch der Tatsache bewusst, dass diese Trader zu den besten ihrer Art gehören. Viele haben mit nichts angefangen und das Nichts in Gold verwandelt. Hier ein paar Angaben zu den Tradinglehrern, die Sie kennenlernen werden:

Gary Davis, Jack Forrest und Rick Slaughter betreiben Sunrise Capital Partners. Ihre ununterbrochene Trendfolge-Erfolgsbilanz erstreckt sich über mehr als 30 Jahre.

David Harding hat mit seiner Firma Winton Capital eine ununterbrochene Erfolgsbilanz von mehr als 20 Jahren vorzuweisen. Er hat ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar erwirtschaftet.

David Druz hat es vor 30 Jahren erlebt, dass sein Handelskonto auf 1.500 Dollar absackte. Inzwischen kann er dank seiner seit 1981 ununterbrochenen Erfolgsbilanz bequem von seinem Büro in Hawaii aus traden.

Kevin Bruce hat mit 5.000 Dollar angefangen und ein Vermögen von mehr als 100 Millionen dadurch angehäuft, dass er seit über 20 Jahren trendorientiert tradet.

Paul Mulvaney hat eine zehnjährige Erfolgsbilanz als Trendtrader vorzuweisen und im Oktober 2008 über 40 Prozent Plus gemacht. Jawohl, im verrücktesten Monat der letzten 30 Jahre hat er abgesahnt.

Diese Liste ist nicht vollständig. Sie bietet nur einen Vorgeschmack darauf, dass Sie von den größten Gewinnern lernen und nicht von Gestalten in anonymen Internet-Chatrooms, die die typischen Nachrichten des Tages vom Stapel lassen. Lesen Sie sich die nun folgenden Kapitel sorgfältig durch. Ich verspreche Ihnen, dass Sie von den darin enthaltenen Lektionen überrascht und fasziniert sein werden.

Kapitel 1

Schuster,
bleib bei deinen
Leisten

Gary Davis, Jack Forrest und Rick Slaughter

Heute ist Sunrise Capital zwar eine sehr erfolgreiche Vermögensverwaltung, aber zunächst war das nicht so. Angefangen hat es mit drei visionären Männern, die sich trauten, anders zu sein. Sie sahen eine Gelegenheit und ergriffen sie beim Schopf. Einer der Gründer hat das einmal so ausgedrückt: Sie bleiben bei ihren Leisten.

Sie halten sich an ihre Tradingregeln. Ich habe das zwar schon in der Einführung geschrieben, aber es lohnt sich, es zu wiederholen: Wenn man lernen will, gemäß der Trendfolge zu traden, um mit dieser Strategie viel Geld zu verdienen, braucht man Selbstvertrauen. Die beste Möglichkeit, Ihnen dieses Selbstvertrauen einzuflößen, besteht darin, Ihnen den Werdegang erfolgreicher Trader von Anfang bis Ende vorzuführen. Wenn Sie dieses Buch lesen, fragen Sie sich vielleicht, wieso es relevant sein soll, wann diese Trader angefangen haben.

Vielleicht fragen Sie sich, wieso es relevant sein soll, zu erfahren, wie ihre Performance in den 1970er-, in den 1980er-, in den 1990er-Jahren und so weiter ausgesehen hat. Das ist deshalb von Belang, weil es die Beständigkeit der Strategie zeigt. Hier geht es nicht um eine Methode, „mit Glück zu traden“, die vielleicht einen Monat, ein Jahr oder ein Jahrzehnt lang funktioniert. Sie funktioniert buchstäblich seit Jahrzehnten Monat für Monat. Ich hoffe, wenn Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben, achten Sie jederzeit und bei allen Strategien sorgfältig auf ihre Beständigkeit – nicht nur bei der Trendfolge. Wenn Sie auf eine Strategie stoßen, deren Performance nicht belegt ist, dann ist sie ein Glücksspiel. Nachdem dies abgehakt ist, legen wir nun los.

Wenn Sie nur eines aus diesem Buch lernen, dann sollte es diese einfache Lehre sein: Bleiben Sie bei der Sache. Ablenkungen gibt es immer: aktuelle Nachrichten, Überraschungen und unvorhersehbare chaotische Ereignisse lauern überall, aber davon darf man sich nicht beirren lassen. Ich verrate Ihnen ein großes Geheimnis: Spitzentrader beachten solche Dinge gar nicht. Sie haben durch harte Arbeit, fleißiges Lernen und vielleicht auch durch ein bisschen Glück herausgefunden, dass ihre Fähigkeit, sich an einen Tradingplan zu halten, viel wichtiger ist, als zu wissen oder sich darum zu kümmern, was der Nachbar tut.

Gehen Sie mit mir in die Mitte der 1970er-Jahre zurück. Jack Forrest, der damals in San Diego als Arzt praktizierte und lehrte, hatte etwas Geld angespart, um damit auf eigene Rechnung zu traden. Es war zwar nicht viel Geld, aber für den Anfang reichte es. Zunächst investierte er in Aktien, doch schon nach kurzer Zeit bemerkte er, dass Rohstoff-Futures mit ihren großen Bewegungen nach oben und nach unten viel lukrativer wären.

Manche Leute sagen: „Es sieht wirklich so aus, als hätte die Fundamentalanalyse großes Potenzial.“ Wenn man sie fragt, wieso sie Potenzial hat, antworten sie gewöhnlich: „Sie hat es einfach.“

Wie so viele andere tradete Forrest anfangs anhand von Fundamentaldaten – Bilanzen, Angebot, Nachfrage und so weiter. Er erkannte, dass er nicht sehr gut darin war, Märkte zu analysieren. Er sprach mit örtlichen Brokern, doch sie hatten auch keine Ahnung. Anscheinend hatte niemand eine logische oder systematische Methode – ein Handelssystem. Viele waren lediglich Glücksspieler. Andere ließen ihr Trading auf einem Gefühl dafür fußen, was bald passieren würde. Solche Erfahrungen haben wir alle schon gemacht. Und auf diese Art geraten die meisten zum ersten Mal mit den Märkten in Berührung.

Aber wenn man merkt, dass es nicht funktioniert, sich an den Märkten irgendwie durchzuwurschteln – also mit Fundamentaldaten zu arbeiten –, was soll man dann machen? Dann sollte man sich systematischen Methoden für den Handel an den Märkten zuwenden. Das bedeutet, dass man sich anschaut, was früher passiert ist. Das fängt damit an, dass man Geschichten über berühmte Anleger wie etwa Jesse Livermore, Dickson Watts, Richard Donchian und andere große Trader liest, die viele Jahre lang systematische Methoden verwendet haben. An solchen Büchern herrscht kein Mangel. Eine bedeutende Gemeinsamkeit dieser Autoren und ihres Jahrzehnte alten Wissens: Spring auf die große Bewegung auf und bleib dabei.

Die naheliegenden Fragen lauten: „Wie macht man das, auf die große Bewegung aufspringen?“ „Verschiedene Sachen ausprobieren?“ „Welche Sachen sind das?“ „Einen Satz Tradingregeln von jemand anderem übernehmen?“

Forrest begann mit Ideen zu experimentieren, die auf dem technisch orientierten Trading anhand von Trends beruhen, und mit der Idee des Ausbruchs aus Kanälen.

Ein Ausbruch aus einem Kanal oder Channel Breakout findet statt, wenn eine Aktie oder ein Rohstoff innerhalb eines engen Kanals gehandelt wird, aber dann zu einem Preis gehandelt wird, der über der oberen Begrenzung des Kanals liegt. Was meine ich mit einem engen Kanal? Apple wird zu 300, 305, 300, 305, 300 gehandelt und schnellt dann auf 325 Dollar in die Höhe. Die Aktie bricht aus dem engen Preis-„Kanal“ aus.

Als Forrest weiter experimentierte, funktionierte der Kauf von Breakouts gut, sodass er anfing, auf diese Art zu traden. Manche Trader brauchen Jahre, bis sie ein gewinnbringendes System finden, aber Forrest hatte gewissermaßen Glück, denn er fand den richtigen Ansatz – einen Ansatz, der sich sehr von dem unterschied, was die meisten anderen praktizierten.

Mit solchen Tradingregeln kann man vollkommen systematisch handeln. Man kann seine Regeln aufschreiben und sich streng diszipliniert daran halten. Forrests erstes System war ganz einfach: Er kaufte Wochen-Ausbrüche. Er hatte ein 12-Wochen-Ausbruchssystem. Er stieg long oder short ein, wenn der Markt ein 12-Wochen-Hoch oder -Tief markierte.

An welchen Märkten kann man auf diese Art handeln? Zwar waren die Märkte anders, als Forrest anfing – nur physische Rohstoffe –, aber heutzutage kann man mit systematischen Trendfolge-Regeln an fast allen Märkten traden. Das heißt Aktien, Devisen, Gold, Öl – was Sie möchten.

Abendkurse

Während Forrest seine eigenen Nachforschungen anstellte und auf eigene Faust tradete, machte er frühzeitig eine interessante Erfahrung. Anfang der 1980er-Jahre nahm er an einem Abendkurs des legendären Traders Ed Seykota teil. Seykota legte Wert auf Tradingregeln und Tradingpsychologie.