100 Dinge,
die jeder
Golfer
wissen muss

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag

erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1244-1).

Umschlaggestaltung: Copress Verlag

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

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© 2019 Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH,
Grünwald

Alle Rechte vorbehalten.

Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.

Gesamtherstellung: Stiebner, Grünwald

ISBN 978-3-7679-2084-2

www.copress.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort – Das Leben im Quadrat

001Wissen Sie wirklich, was ein Par und ein Birdie ist?

002Sollen Golfer beim Golfen denken?

003Dürfen Ladies in High Heels Golf spielen?

004Wie gewinne ich garantiert ein Golfturnier?

005Macht Golfspielen wirklich süchtig?

006Ist es ratsam, mit Partner oder Partnerin zu spielen?

007Darf ich beim Golfen betrügen?

008Wie gut muss ich die Golfregeln kennen?

009Welches sind die besten Golf-Ausreden?

010Warum macht Golf dermaßen hungrig?

011Ist Golf ein Sport?

012Wie häufig braucht ein Golfer neue Schläger?

013Warum ist Golf doch anders als Sex?

014Wann und wie verliere ich absichtlich?

015Was ist wichtiger, Richtung oder Länge?

016Darf ich mich auf dem Golfplatz betrinken?

017Wer ist der beste Golf-Philosoph?

018Hilft Beten auf dem Golfplatz?

019Wie jubelt man richtig?

020Darf ein Mann zitronengrüne Hosen tragen?

021Welches ist der wichtigste Schlag im Golf?

022Wie bewegt man sich in diesen Luxus-Klubs?

023Wie abgeklärt sollen Golfer sein?

024Warum ist die Platzreife ein Quatsch?

025Wie viele Probeschwünge sind ideal?

026Ist eine Klubmitgliedschaft sinnvoll?

027Wie wichtig ist das Handicap?

028Braucht es im Golf mentale Stärke?

029Sind Golfer Masochisten?

030Warum heißt der Mulligan Mulligan?

031Wie viele Golfrunden pro Jahr soll ich spielen?

032Was ist ein Condor?

033Dürfen reifere Damen pinkfarbene Minis tragen?

034Wie finde ich meinen Ball?

035Gilt politische Korrektheit auch auf dem Golfplatz?

036Darf man das Poloshirt über dem Gürtel tragen?

037Welche Art von Spiel macht Golf kaputt?

038Wer ist der Schutzpatron der Golfer?

039Warum gilt Golf als snobistisch?

040Wer hat Golf erfunden?

041Sollen wir gute Schläge von Mitspielern loben?

042Was ist die Höchststrafe für einen Golfer?

043Soll ich vor der Runde auf die Driving Range?

044Sollen wir die da hinten durchspielen lassen?

045Welche Prophezeiung wird im Golf immer wahr?

046Warum sind Golfwitze oft so anzüglich?

047Wann schenke ich einen Putt?

048Passt Rauchen auf dem Golfplatz dazu?

049Was tue ich, wenn ich einen Betrüger ertappe?

050Welches ist der peinlichste Schlag im Golf?

051Wie wichtig ist Golf als Wirtschaftsfaktor?

052Ist Golf cool?

053Soll man um Geld spielen?

054Wie lange nach der Golfrunde darf ich darüber reden?

055Was sind Golffreundschaften wert?

056Wer hat den besten Schwung aller Zeiten?

057Wie viele Schläger braucht es in der Tasche?

058Gehören wir Golfer zur Elite?

059Wann spiele ich einen Sicherheitsschlag?

060Warum sind Golfer so großzügig?

061Warum spielen wir das letzte Loch meistens so gut?

062Wie verschwindet der Slice?

063Warum ist Tiger Woods so populär geworden?

064Welches ist das schwierigste Loch der Welt?

065Wie schnell fliegt ein Golfball?

066Was tun Sie, wenn Bomben auf den Platz fallen?

067Weshalb kommentieren Golfer nur missglückte Schläge?

068Wieso unterschätzen so viele Golfer sich?

069Spielen wir heute sympathisch oder parasympathisch?

070Bleibt beim Putten die Fahne besser drin?

071Welches ist das schönste Gefühl beim Golfen?

072Welches ist das blödeste Resultat an einem Loch?

073Weshalb darf man nie auf die Fahne zielen?

074Soll ich meine Golfpartner duzen?

075Wieviel Risiko nehmen wir beim Schlag?

076Was liegt wohl hinter dem Loch?

077Warum sind Golfer so abergläubisch?

078Was kostet Golf wirklich pro Jahr?

079Dürfen Sozialisten Golf spielen?

080Welcher ist der beste Golfplatz der Welt?

081Welches ist das meistverkaufte Golf-Gerät?

082Spielen echte Golfer im Regen?

083Wie viele Turniere im Jahr sind normal?

084Wie lange können wir uns konzentrieren?

085Wieso braucht es Caddies?

086Wie nützlich sind Golfbücher?

087Wer ist die beste Golferin aller Zeiten?

088Wer ist der beste Golfer aller Zeiten?

089Wer ist der schlechteste Golfer aller Zeiten?

090In welchem Alter soll man mit Golf anfangen?

091Darf ich husten, wenn einer oder eine schlägt?

092Welcher Golfball ist der richtige?

093Wie sterben Golfer, wenn überhaupt?

094Nützen Golflehrer etwas?

095Wie macht man Geschäfte auf dem Golfplatz?

096Wie emanzipiert ist Golf?

097Wer erfand Golf als Profisport?

098Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Golfers?

099Was lernen wir bei einem Profi-Turnier?

100Warum lieben Golfer dermaßen das Risiko?

Vorwort – Das Leben im Quadrat

Sport oder Spaß. Es gibt auf dem Golfplatz zwei unterschiedliche Sichtweisen.

Die erste Sichtweise lautet: Wenn ich nicht gut spiele, dann habe ich keinen Spaß.

Die zweite Sichtweise lautet: Wenn ich keinen Spaß habe, dann spiele ich nicht gut.

Ich bin ein Anhänger des zweiten, des spaßigen Konzepts. Ich glaube, wir Golfer spielen gut, wenn wir fröhlich, glücklich und ausgelassen sind. Im Zustand der Heiterkeit gelingen uns die guten Schläge.

Dann gibt es das andere, das sportliche Konzept. Hier gelingen uns die guten Schläge, wenn wir die Drehdynamik vom oberen Totpunkt translativ-rotativ auf den beiden Schwungebenen zum Fixpunkt hin beschleunigen

So oder ähnlich steht es in Tausenden von Golfbüchern.

Das vorliegende Golfbuch hat leider keine Ahnung, was ein oberer Totpunkt genau ist. Dieses Golfbuch kümmert sich um den Spaß.

Damit können wir uns den wesentlichen Fragen dieses Spiels zuwenden: Dürfen Damen in High Heels spielen? Wann sind wir Golfer glücklich? Ist Golf für Jugendliche unter 60 Jahren geeignet? Was ist das beste Gefühl im Golf? Wie betrügen wir korrekt? Hat Golf doch nichts mit Sex zu tun? Was sind die idealen Ausreden auf dem Platz? Passt besser limettengrün oder pink? Dürfen wir uns auf dem Golfplatz betrinken? Helfen Gebete auf dem Grün?

Es gibt 100 offene Fragen zu Golf. Es gibt damit 100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss.

Um zu wissen, welche 100 Dinge ein Golfer wissen muss, habe ich die Golfer gefragt. Viele der 100 Fragen wurden mir von Golffreunden zugetragen. Besonders verdient gemacht haben sich Thomas B., Andreas D., Martin D., Willy G., Susanna F., Peter M., Lubomir M., und Thomas R. Ich danke ihnen sehr, aber weil manche ihrer Fragen etwas gewagt sind, erwähne ich sie zu ihrem Selbstschutz besser nicht mit vollem Namen.

100 Dinge müssen die Golferin und der Golfer wissen. Wenn wir die 100 Dinge in einer einzigen Frage konzentrieren müssten, dann wäre es die einfache Frage: Warum spielen wir Golf?

Wir spielen Golf, weil wir sonst nirgendwo auf der Welt eine derartig dichte Ballung von Erlebnis und Gefühl bekommen. Auf dem Golfplatz jagen sich andauernd Triumph und Elend, Glück und Pech, Zufall und Planung, Erwartung und Enttäuschung, Erfolg und Versagen.

Golf ist damit wie das richtige Leben. Nein, es ist eine Stufe mehr. Golf ist das Leben im Quadrat.

001Wissen Sie wirklich, was ein Par und ein Birdie ist?

Bevor wir mit diesem Buch beginnen, braucht es eine kurze theoretische Einführung. Ich stelle Ihnen darum die wichtigsten Ausdrücke vor, die Sie im Golfsport kennen müssen.

Beginnen wird mit einem einfachen Ausdruck. Was ist ein Par?

Beliebt ist etwa diese Definition: „Ein Par ist es dann, wenn ein Golfer auf einer Runde nur ganz wenige gute Schläge spielt, ihm diese Schläge aber zufällig am gleichen Loch gelingen.“

Das ist noch nett formuliert. Es gibt auch etwas bösartigere Definitionen, wie etwa diese: „Par ist ein anderer Ausdruck für Alzheimer.“

Es gehört zu den fröhlichen Seiten des Golfspiels, dass es für die meisten Fachausdrücke eine offizielle und eine inoffizielle Erläuterung gib. Natürlich interessieren uns die inoffiziellen Definitionen mehr.

Hier zwanzig Beispiele, an die ich mich aus meinem Golferleben erinnere:

Handicap: Ein Ausgleich von Schlägen, der es zwei unterschiedlich guten Golfern erlaubt, den Platz gleich schlecht zu spielen.

Par: Das Resultat eines Golfers mit durchschnittlichem Können und unterdurchschnittlicher Ehrlichkeit.

Double Bogey: Das Resultat eines Golfers mit durchschnittlichem Können und überdurchschnittlicher Ehrlichkeit.

Birdie: Die Kombination aus einem Mulligan und einem geschenkten Putt.

Luftschlag: Anderes Wort für Probeschlag.

Single-Handicapper: Golfer mit einem enorm guten Schwung oder einem enorm schlechten Erinnerungsvermögen.

Chip: Ein kurzer Annäherungsschlag, der den Spieler in die Ausgangsposition für vier Putts bringt.

Ehre: Das Privileg, am Abschlag als Erster ausgelacht zu werden.

Golfschlag: Eine Körperbewegung, die einen Ball links, rechts, vor oder hinter das anvisierte Ziel befördert.

All square: Ein Spielstand, bei dem zwei Spieler bei der gleichen Anzahl von Löchern betrogen haben.

Approach: Ein Schlag zum Grün, der im Bunker gelandet wäre, wenn er nicht vorher ins Wasser geflogen wäre.

Nachladen: Ausdruck für einen zweiten Spielball. Noch häufiger verwendet, wenn der Bier-Wagen anrollt.

Hole-in-one: Ein Schlag, der direkt ins Loch rollt, praktiziert von Spielern, die alleine spielen.

Geschenkt: Ein todsicher verwandelter Putt vom Rande des Greens.

Toppen: Ein Anfängerfehler, der mit wachsender Erfahrung rasch durch den Slice, den Socket und den Hook ersetzt wird.

Marker: Eine Münze oder ein anderes rundes Objekt, das auf dem Grün etwa in der Mitte zwischen dem Ball und dem Loch platziert wird.

Holz: Dort wo der Ball landet.

Einer-Putt: Das Einlochen auf dem Grün mit einem einzigen Putt, nachdem das Grün mit 12 Schlägen erreicht worden ist.

Driving Range: Eine Lokalität, wo Golfspieler einen wüsten Slice in einen üblen Hook verwandeln.

Scorekarte: Ein Abschlusspapier, das nach harten, mehrstündigen Verhandlungen entstanden ist.

So, damit wäre der theoretische Teil überstanden und wir können uns den praktischen Fragen von Platz und Klubhaus zuwenden.

002Sollen Golfer beim Golfen denken?

Golf, wem sage ich das, ist ein komplizierter Sport. Es ist auch darum so kompliziert, weil wir Golfer ihn noch komplizierter machen. Denn wir glauben, Golf sei ein Denksport.

Ich habe das kürzlich wieder einmal am eigenen Leib erfahren, als mir die Abschläge einfach nicht gelingen wollten. Alle Bälle zogen wie magnetisch nach links.

Als Golftheoretiker wusste ich natürlich, woran das lag. Ok, sagte ich mir dann, das kommt davon, dass Du die linke Schulter zu wenig eindrehst, dass Du von außen nach innen schwingst, dass Du die Hüfte zu früh bringst und dass Deine Handgelenke zu aktiv sind.

Beim nächsten Abschlag habe ich mich also auf diese vier einfachen Gedanken konzentriert. Ich dachte: Dreh die linke Schulter ein, schwing von innen nach außen, schiebe die Hüfte später an und lass die Handgelenke locker.

Soll ich Ihnen sagen, wo der nächste Abschlag gelandet ist? Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen.

Wir kommen damit ins Fachgebiet der Hirnforschung. Kann man an vier Dinge gleichzeitig denken? Kann man vier Dinge gleichzeitig tun?

Nein, kann man nicht, sagt die Neurologie. Wir können maximal zwei Dinge gleichzeitig tun. Aber selbst das geht nur, wenn bloß eine der beiden Tätigkeiten intellektuell anspruchsvoll ist. Die andere Tätigkeit kann nur motorisch sein und daher geistig anspruchslos.

Wir können darum telefonieren und gleichzeitig Auto fahren. Wir kombinieren eine geistige Tätigkeit mit einer einfachen, motorischen Aktivität. Wir können aus demselben Grund auch Radio hören und zugleich den Abwasch erledigen. Das schafft unser Hirn gerade noch.

Aber wir können nicht gleichzeitig telefonieren und einen Brief schreiben. Wir können nicht gleichzeitig eine Rede halten und ein Buch lesen. Zwei geistige Anstrengungen zur gleichen Zeit schafft unser Hirn nicht.

Völlig absurd wäre es darum, sich gar auf vier Dinge zugleich zu konzentrieren. Wir können nicht zugleich telefonieren, einen Brief schreiben, eine Rede halten und ein Buch lesen.

Beim Golf hingegen glauben wir, wir könnten das. Wir konzentrieren uns gleichzeitig darauf, die linke Schulter einzudrehen, von innen nach außen zu schwingen, die Hüfte später zu bringen und die Handgelenke locker zu halten. Es ist dies eine derart hochkomplexe Koordination, dass ein menschliches Gehirn eine solche Fülle von Informationen und Reizen niemals bewältigen kann.

Der Grund liegt darin, dass unser Gehirn nicht parallel, sondern nur seriell arbeitet. Es kann verschiedene Dinge nicht gleichzeitig, sondern nur hintereinander tun.

Für uns Golfer sind das gute Nachrichten, die uns die Neurologie liefert. Wir gehen darum auf den Abschlag und denken maximal an eine einzige Sache. Wir denken beispielsweise nur daran, die Handgelenke locker zu halten oder wir denken nur daran, die Schulter einzudrehen. Mehr denken wir nicht. Dann hauen wir drauf. Sie werden sehen, es funktioniert.

Noch besser ist nur noch, auf den Abschlag zu gehen und gar nichts zu denken. Sich einfach hinstellen und gedankenlos draufschlagen. Völlig gedankenlos. Sie werden sehen, das klappt wunderbar.

Spielen Sie hirnlos. Ohne Hirn spielen Sie richtig.

003Dürfen Ladies in High Heels Golf spielen?

Beim US Open für die Ladies gibt es immer eine kleine Eröffnungszeremonie, bei der drei Golf-Ladies einen Abschlag vorführen. 2017 spielten als erste die Profis Cristie Kerr and Paula Craemer. Dann kam die Präsidententochter Ivanka Trump. Sie trug ein Cocktailkleid und High Heels. Sie nahm den Driver und hieb einen gewaltigen Schlag ins Gelände.

Ivanka Trump hatte zuvor schon bei anderen Gelegenheiten in High Heels gespielt. Sie war früher ein Model, das etwa für Versace und Thierry Mugler über den Laufsteg ging. Sie versteht also etwas von Mode und hohen Absätzen.

Dürfen Ladies in High Heels Golf spielen? Was für eine seltsame Frage. Natürlich dürfen sie. Es gibt keine Schuhvorschriften auf dem Platz. Sie dürfen auch mit Gummistiefeln spielen, wenn Sie das mögen. Stöckelschuhe sind nicht verboten.

High Heel darf sich ein Schuh erst nennen, wenn der Bleistiftabsatz mehr als zehn Zentimeter hoch ist. Viele weibliche Berühmtheiten sind ohne ständige Stöckelschuhe gar nicht vorstellbar, etwa Marlene Dietrich und Marilyn Monroe. Marlene Dietrich spielte kein Golf, Marilyn Monroe schon.

High Heels passen im Grunde perfekt auf den Golfplatz. Hier putzen sich viele Ladies ja gewaltig heraus, mit flotten Oberteilen, auffälligen Gürteln und kurzen Röckchen, mal in Pink, mal getigert, mal in Neonfarben.

Dazu tragen sie flache Sportschuhe mit Softspikes.

High Heels würden viel besser passen.

Der Sportartikel-Konzern Puma erkannte dann als Erster die Zeichen der Zeit und nahm einen Stöckelschuh für Golferinnen ins Sortiment. Er ist knallrot, hat eine Plateausohle mit kleinen Noppen und einen Absatz von fast 15 Zentimetern. Das Ding ist wasserdicht und sieht umwerfend aus.

Als erste durfte die 24-jährige Spitzenspielerin Lexi Thompson den Schuh im Ernstfall tragen. Sie ist 1,83 Meter groß und sah mit den zusätzlichen Zentimetern aus, als wäre sie eine Disco-Queen und nicht auf dem Golfgelände.

Und offenbar spielt es sich prächtig auf hohen Absätzen. Lexi Thompson war erstaunt, dass die High Heels „viel mehr Stabilität boten, als ich erwartet hatte“. Schönheit, so lernen wir daraus, muss also nicht leiden. Nur im Dauerregen und im Matsch sind die Bleistiftabsätze vielleicht nicht allzu empfehlenswert.

Noch haben die High Heels die Golfplätze nicht erobert. Das ist im Grunde unverständlich. Denn dort, wo es fröhlich und prickelnd zugeht, kreuzen die Girls und Ladies ja sonst immer mit hohen Absätzen auf.

Christian Louboutin, der famose französische Schuhdesigner, der die verrücktesten und höchsten High Heels der Welt herstellt, sagte es einmal so: „High Heels machen eine Frau stärker und mächtiger.“

In die Golfersprache übersetzt, heißt das für die Frau: Das tiefe Handicap bekommst Du mit hohen Heels.

004Wie gewinne ich garantiert ein Golfturnier?

Mein erstes Golfturnier gewann ich in Österreich. Es war im Oktober. Ich kann mich genau erinnern, denn wir erlebten am Turniertag einen frühzeitigen Wintereinbruch. Am Morgen war der Golfplatz weiß überzuckert.

Wir hatten zu warten, bis die Sonne den Platz frei geschmolzen hatte. Meine Startzeit wurde darum vom späten Morgen auf den frühen Nachmittag verschoben.

Wir mussten uns in unserer Gruppe also die Zeit vertreiben. Was taten wir? Wir bestellten im Klubhaus einen Grünen Veltliner. Dann Sandwiches und noch einen Grünen Veltliner. Wir tranken und erzählten uns die üblichen Abenteuergeschichten von unserem Heldenleben auf den Fairways und Greens.

Nur einer aus unserer Gruppe machte nicht mit. Klaus trank einen Latte Macchiato, dann ging er auf die Driving Range.

Sie ahnen schon, was nun kommt. Ich gewann das Turnier. Klaus landete im hinteren Mittelfeld.

Ein Golfturnier, so folgern Sie nun, ist dann so gut wie gewonnen, wenn die Vorbereitung auf den ersten Abschlag in die Kategorie des liederlichen Lebenswandels fällt.

Das ist nicht falsch. Ich werde es gleich noch etwas präzisieren.

Zuerst aber muss ich kurz vorausschicken, wie ich das Turnier gewann. Ich ging an den Start, war ein bisschen beschwipst, und im Grunde war mir das Turnier längst egal. Ich begann dann auf den ersten zwei, drei Löchern eher schwach. Interessant daran war, dass mich meine schlechten Schläge nicht weiter störten. Ich nahm sie sehr gelassen und freute mich, dass nun die Sonne schien.

Dann, auf einmal, traf ich jeden Ball. Ich spielte so gut wie nie zuvor. Interessant daran war, dass mich meine guten Schläge auch nicht weiter störten. Ich nahm sie sehr gelassen und freute mich, dass nun die Sonne schien.

Auf dem siebzehnten Loch war ich dann zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Par 5 mit zwei Schlägen auf dem Grün. Es war zwar ein kurzes Par 5, aber nun begann ich mich wirklich zu wundern. Hatte ich das Rezept entdeckt, wie man mit Sicherheit ein Golfturnier gewinnt?

Ich glaube, das Rezept gibt es. Es ist sehr simpel und darum sehr kompliziert. Ein Golfturnier gewinnst Du, wenn Du es nicht gewinnen willst. Ein Golfturnier gewinnst Du nicht, wenn Du es gewinnen willst.

Wenn wir das etwas philosophisch untermauern müssten, könnten wir Georg Wilhelm Friedrich Hegels Dialektik-Definition erwähnen. Die Negation als Aspekt der kritischen Antithese führt oft zum Erfolg. Kluge Sätze wie diesen, dies als kleiner Tipp, kann man im Klubhaus immer mal beiläufig dazwischenwerfen.

Klaus ist hingegen ein Fall, der nie gewinnen wird. Seine Vorbereitung ist zwar mustergültig. Am Turniertag steht er früh auf (Kreislauf), dann frühstückt er sehr gesund (Kohlenhydrate, Vitamine), dann macht er Stretching (Geschmeidigkeit), dann schlägt er hundert Bälle auf der Driving Range (Aufwärmtraining), dann geht er putten (Konzentration) und dann geht er auf den ersten Abschlag und haut den Ball mit einem Slice ins Out (logische Folge).

Ein Golfturnier gewinnt man nur, wenn einem das Golfturnier ziemlich egal ist. Dann gewinnt man, weil man nur dann die nötige Leichtigkeit mitbringt. Ich habe die Regel in meinem Golf-Umfeld immer wieder verkündet, und etliche Mitgolfer haben mir nach ihren Siegen dann bestätigt, dass da wirklich etwas dran ist.

Das Seltsame ist nur: Seit ich die todsichere Regel kenne, wie man regelmäßig ein Turnier gewinnt, habe ich nur noch sehr selten ein Turnier gewonnen. Ich glaube, das ist das Los des Propheten.

005Macht Golfspielen wirklich süchtig?

Luke Clark ist Psychologieprofessor an der University of British Columbia. Er ist weltweit einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Spielsucht, dem „pathologischen Spielen“, wie es die Wissenschaft nennt.

In seinen Schriften vergleicht er Spielsüchtige mit Golfspielern. Golfer wie Casino-Spieler, sagt Clark, investieren einen großen Teil ihrer Zeit in ihr Spiel. Golfer geben viel Geld für das Spiel aus, für Ausrüstung, Mitgliedschaft, Reisen und Green Fees. Beide Gruppen haben Entzugserscheinungen, wenn sie länger als ein bis zwei Wochen nicht zum Spielen kommen.

Aus wissenschaftlicher Sicht sei es „vernünftig und angemessen“, sagt der Psychopathologe, die Golfer wie die pathologischen Spieler als „Süchtige“ zu bezeichnen.

Doch dann nennt Clark den entscheidenden Unterschied. „Golfer brauchen sehr selten eine Behandlung ihres Problems. Sie sind darum klinisch irrelevant“.

Wir sind klinisch irrelevant. Die Golfer sind die einzigen Süchtigen dieser Welt, die nicht unter ihrer Sucht leiden. Im Gegenteil, sie haben Freude daran.

Golf ist die einzige Sucht dieser Welt, die keinen Schaden anrichtet. Das unterscheidet Golf von Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Pyromanie, Nikotinabhängigkeit und Spielsucht. Weil die Golfsucht kein Leid und keinen Schaden hinterlässt, wollen sich die Golfer auch nicht davon kurieren lassen. Es gibt darum Drogenentzugskliniken und Alkoholentzugskliniken, aber keine Golfentzugskliniken.

Medizinisch allerdings müssen wir Golfspieler uns keine Illusionen machen. Unsere Sucht verläuft neurologisch nach denselben Mustern wie bei Drogenkranken und bei Spielsüchtigen. Sie ist ein Belohnungssystem für das Gehirn. Dopamin- und Opiod-Rezeptoren in den Nervenzellen werden stimuliert und leiten während der Golfrunde ein Glücksgefühl an die Hirnrinde weiter. Dieser angenehme Reiz ruft schon nach kurzer Zeit nach Wiederholung.

An Geldspielautomaten beobachtet man einen zusätzlichen verstärkenden Effekt. Der Spieler weiß im Casino nie, wann es wieder klingeln wird und ein Geldstrom aus der Maschine klappert. Er weiß, es wird irgendwann passieren, aber er weiß nicht wann. Darum ist es so hart, sagt die Wissenschaft, den Spielautomaten zu verlassen.

Bei Golfern ist er vergleichbar. Sie wissen auch, dass ihnen irgendwann wieder ein grandioser Schlag gelingen wird, aber sie wissen nicht wann. Auch sie hören darum nicht auf.

Gut beschrieben hat dieses Phänomen der Hardrockmusiker Alice Cooper in seiner Biographie „Golf Monster“. Er beschreibt im Buch, wie Golf ihm das Leben rettete.

Am Ende seiner Konzerttour von 1975 war Cooper völlig dem Alkohol verfallen. „Ich trank ohne Unterlass“, schreibt er. „Ich zitterte. Ich war deprimiert. Ich erbrach jeden Morgen Blut. Ich wusste, dass ich starb.“

Dann entdeckte Alice Cooper das Golfspiel. Er hörte auf zu saufen und spielte sich schnell auf das Niveau eines Spitzenamateurs herunter. Auch mit über 70 Jahren lag sein Handicap immer noch zwischen vier und fünf.

Cooper hat seinen Wechsel von der Flasche zum Schläger sehr treffend beschrieben: „Ich ersetzte bloß eine ungesunde Sucht durch eine gesunde Sucht.“

006Ist es ratsam, mit Partner oder Partnerin zu spielen?

Wir leben in Zeiten der politischen Korrektheit und der Genderdebatte, darum muss ich mit der Antwort etwas vorsichtig sein. Aber so viel schicke ich voraus: Es ist nicht sehr empfehlenswert, mit dem Ehepartner oder sonstigen Lebenspartner allzu viel Golf zu spielen.

Wie spielt ein Mann, wie spielt eine Frau?

Ein Mann spielt in der Regel Golf auf höchstem Niveau. Ausnahme von der Regel sind nur die Schläge, die ihm vollkommen misslingen. Eine Frau hingegen spielt in der Regel kein Golf auf höchstem Niveau. Ausnahme von der Regel sind nur die Schläge, die ihr vollkommen gelingen.

Dumm daran ist nur, dass die männlichen Ausnahmen von der Regel häufiger sind als die weiblichen Ausnahmen von der Regel. Frauen spielen oft viel konstanter als Männer, weil sie nicht bei jedem Schlag den Schlag des Jahrhunderts versuchen.

Männer und Frauen haben zu Golf eine unterschiedliche Attitüde. Für Männer ist es die Fortsetzung ihres Lebens von außerhalb des Platzes. Man sollte gut sein, man sollte Leistung zeigen, man sollte gewinnen. Wenn Männer untereinander spielen, dann geht es immer um einen Einsatz. Männer spielen um Geld oder um Drinks.

Für Frauen ist Golf eine Abwechslung vom Leben von außerhalb des Platzes. Sie müssen sich für einmal um nichts kümmern, sie können entspannen. Wenn Frauen untereinander spielen, dann spielen sie nicht um die Wette, es geht es um nichts außer um das Amüsement.

Es sind zwei sehr unterschiedliche Attitüden, die hier aufeinandertreffen. Das hat Konfliktpotential.

Der Mann, der Golf als Fortsetzung des Lebens betrachtet, unterstützt darum auch seine Lebenspartnerin mit exzellenten Ratschlägen, damit sie ebenfalls sein Leistungsniveau erreicht.

Nach ihrem Schlag sagt darum der Mann: „Höre, Darling, ich gebe Dir einen Tipp: Deine Schwungebene ist zu steil. Ich rate Dir dringend, flacher an den Ball zu kommen.“

Nach dieser selbstlosen Erklärung haut er mit steiler Schwungebene in den Boden und der Ball hoppelt jammervoll in den Teich.

Die Frau sagt dann milde: „Da hast Du aber Pech gehabt.“

Nach ihrem nächsten Schlag sagt der Mann: „Höre, Darling, Du solltest den Schläger lockerer halten. Das bringt Dir mehr Länge.“

Nach diesem generösen Hinweis umklammert er sein Holz bis die Knöchel weiß werden und hämmert den Ball krachend in den Wald.

Die Frau sagt nun: „Da hast Du schon wieder Pech gehabt.“

„Musst Du eigentlich jeden Schlag von mir kommentieren!“ brüllt er nun.

„Warum brüllst Du mich an?“ fragt sie.

„Ich brülle, wenn ich brüllen will!“, brüllt er nun.

Wir können es kurz machen. Es endet oft nicht gut, wenn gegensätzliche Mentalitäten aufeinandertreffen. In diesem Fall ist es das männlich-weibliche Gegensatzpaar von Leistungswillen und Vergnügen.

Die Engländer und die Schotten, die Altmeister im Golf, wissen das schon lange. Dort spielen Männer nur mit Männern und Frauen mit Frauen, Gentlemen unter sich, Ladies unter sich.

Wir sollten von ihnen lernen. Wer unbedingt etwas gemeinsam unternehmen will, kann ja immer noch ins Kino. Oder ins Bett.

007Darf ich beim Golfen betrügen?

Wir könnten es uns nun leicht machen und wie alle diese Golfpriester den Zeigefinger der Moral in die Luft strecken. Natürlich betrügt ein Golfer niemals. Wir alle sind ehrlich. Es ist ein „Gentleman’s Game“. Das gilt auch für Golferinnen. Es ist ein „Gentlewoman’s Game“.

Damit wäre dieses Kapitel moralisch einwandfrei beendet.

Wechseln wir besser in die Realität. Um die 80 Prozent der Golfer, so zeigen Umfragen, betrügen von Zeit zu Zeit.

Wenn Sie zu den 80 Prozent gehören, wovon ich als Realist einmal ausgehe, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Die Mehrheit der Caddies auf der Profi-Tour hat in einer Studie gesagt, dass auch bei großen Turnieren gemogelt wird. Ein beliebter Trick der Profis ist es etwa, im höheren Gras zum Dreier-Holz zu greifen, den Ball damit anzusprechen und so das Gras hinter dem Ball niederzudrücken. Dann wechseln sie den Schläger, nehmen ein Eisen und treffen den Ball problemlos.

Zurück zu uns Amateuren. Ich nenne Ihnen die zehn beliebtesten Schummeleien auf dem Platz. 1. Die Lage des Balles mit dem Schläger verbessern, 2. Falsches Zählen, 3. Das Gras hinter dem Ball mit dem Schuh oder Schläger niederdrücken, 4. Einen gefundenen Ball als den eigenen ausgeben, 5. Beim Markieren auf dem Green Raum gewinnen, 6. Lederwegde – den Ball mit dem Fuß in eine bessere Position kicken, 7. Beim Droppen zu weit nach vorne gehen, 8. Im Bunker den Schläger auf den Boden setzen, 9. Heimlich einen Ball fallen lassen, 10. Auf dem Ball des Gegners stehen.

Was ist schlimm daran? Ich mache Ihnen nun einen amoralischen Vorschlag. Den Vorschlag habe ich aus den USA mitgebracht. Die Amerikaner waren schon immer gnadenlose Pragmatiker.

Der Vorschlag lautet: Im Freizeitgolf ist nur der Schwindel unter den Punkten 2, 4 und 9 absolut verboten. Die anderen sieben Schummeleien kann man auch mal durchgehen lassen. Denn nur unter Punkt 2, 4 und 9, also bei falschem Zählen und einem erschwindelten Ball, verbessert sich mit Sicherheit der eigene Score. Bei den anderen sieben Tricks verbessert sich der eigene Score nicht automatisch. Tatsächlich hilft es wenig, den Ball mit dem Fuß in eine etwas bessere Position zu befördern, wenn man ihn mit dem nächsten Schlag dann doch ins Wasser haut. Tatsächlich hilft es wenig, beim Markieren auf dem Green zehn Zentimeter zu schinden, wenn man den Putt dann doch verschiebt.

Es ist eine Mogelei ohne bedeutsame Folgen. Als Pragmatiker sind wir darum nachsichtig: Durchschnittliche Amateurgolfer, also die meisten von uns, vergeigen und verpfuschen es sowieso, egal, ob sie sich vorher noch einen kleinen, illegalen Vorteil verschaffen wollten.

Strikt verboten ist darum nur, erstens einen falschen Ball, ob gefunden oder platziert, ins Spiel zu bringen und zweitens beim Zählen zu betrügen. Denn beides verbessert den Score nachweislich in jedem Fall. Aber das Gras niederzudrücken oder den Ball vorwärts zu kicken – wenn ich sowas bei einem Mitspieler beobachte, greife ich nur in krassen Fällen ein. Mit dem nächsten Schlag, so denke ich mir in der Regel, werden er oder sie vermutlich dennoch in den Boden hauen – also, was soll’s?

Wenn auf dem Platz gelegentlich eine kleine Betrügerei passiert, ist es darum kein großes moralisches Drama. Schließlich machen es alle – außer, logischerweise, die edlen Leser dieses edlen Buchs.

008Wie gut muss ich die Golfregeln kennen?

Im Jahr 1744 wurden erstmals Golfregeln schriftlich niedergelegt. Captain John Rattray formulierte sie im schottischen Edinburgh für ein Turnier seines Klubs, den „Gentlemen Golfers of Leith“.

Es waren dreizehn Regeln. Allein drei beschäftigten sich mit dem Abschlag, weil man damals noch keine Tees verwendete, sondern von kleinen Sandhaufen startete. Das musste detailliert geregelt sein.

Am amüsantesten war Regel sieben. Golfer, so schreibt die Regel vor, müssen ihren Ball in Richtung Green spielen und nicht auf die gegnerischen Bälle zielen, um sie wegzuschießen. Der Gedanke der sportlichen Fairness, so folgern wir, war bei den Schotten damals noch nicht übertrieben ausgeprägt.

Nur eine Regel, die zwölfte der dreizehn, legte den Ablauf des Spieles fest. Sie lautete: „He whose Ball lies farthest from the Hole is obliged to play first.“ Der Spieler, dessen Ball am weitesten vom Loch entfernt liegt, muss als Erster spielen.

Die Regel hielt 274 Jahre. Anfang 2019 verschwand sie spurlos. Seitdem gilt: Der Spieler, der gerade Lust darauf hat, spielt als Erster.

Viele Golfspieler sind mächtig stolz darauf, dass sie die Golfregeln exakt kennen. Sie werfen sich in die Brust und berufen sich auf eine jahrhundertealte Tradition. Das ist Humbug.