image1
logo

Claudia Welz-Spiegel

Kundenorientierte Angebotsentwicklung im Gesundheitswesen

Mit der adaptierten QFD-Methode und Risikomanagement die Marktposition stärken

Verlag W. Kohlhammer

Wichtiger Hinweis

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

1. Auflage 2014

Alle Rechte vorbehalten

© 2014 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart

Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher

Gesamtherstellung:

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-022411-7

E-Book-Formate:

pdf:     ISBN 978-3-17-023827-5

epub:  ISBN 978-3-17-025508-1

mobi:  ISBN 978-3-17-025509-8

Inhalt

  1. Abkürzungsverzeichnis
  2. Einführung zum Buch
  3. Einleitung
  4. 1   Der theoretische Bezugsrahmen – Rahmenbedingungen im Krankenhaus
  5. 1.1   Darstellung der gegenwärtigen ökonomischen Rahmenbedingungen
  6. 1.2   Konsequenzen im Krankenhauswettbewerb
  7. 2   Ausgangslage zu Innovationen und Differenzierungsmöglichkeiten im Krankenhaus
  8. 2.1   Handlungsbedarf und Ansätze für innovative Strategien im Krankenhaus
  9. 2.2   Wettbewerbsveränderungen im Krankenhausmarkt
  10. 2.3   Marketingsituation im Krankenhausbereich
  11. 2.4   Entwicklung von Produkten in der Industrie
  12. 2.5   Der praktische Prozess der Produktentwicklung in der Industriebranche
  13. 2.6   Ausgangslage der Produktentwicklung im industriellen Umfeld und im produzierenden Gewerbe
  14. 2.7   Phasen und Vorgehensmodelle der Produktentwicklung in der industriellen Branche
  15. 2.8   Methoden der praktischen Dienstleistungsentwicklung im Krankenhaus
  16. 2.9   Bezug der Produktentwicklung zum Qualitätsmanagement
  17. 2.10  Umgang mit Kundenwünschen in der Industrie
  18. 2.11  Kundenorientierung im Krankenhaus
  19. 3   Grundlagen und Ansätze der systematischen Dienstleistungsentwicklung
  20. 3.1   Ansätze der systematischen Dienstleistungsentwicklung
  21. 3.2   Merkmale der Dienstleistungsentwicklung in der Krankenhausbranche
  22. 4   Einsatz von Entwicklungsmethoden im Gesundheitswesen
  23. 4.1   Trends in der Anwendung von QM-Methoden
  24. 4.2   Trends im Einsatz der QFD-Methode im Krankenhausbereich
  25. 4.3   Konsequenzen der Untersuchungen
  26. 5   QM-Methoden im Qualitätsmanagement
  27. 5.1   Rolle der QM-Methoden in Entwicklungsprojekten
  28. 5.2   Geschichtliche Entwicklung der QM-Methoden
  29. 5.3   Überblick über die QM-Methoden
  30. 6   Theoretische Begriffsklärung: Quality Function Deployment
  31. 6.1   Der Bezug zur Wirtschaftswissenschaft – Die Entstehung des QFD
  32. 6.2   Der Begriff »Quality Function Deployment«
  33. 6.3   Die QFD-Ziele
  34. 6.4   Anwendungsgebiete für die QFD-Methode
  35. 6.5   Handlungschancen der adaptierten QFD-Methode
  36. 6.6   Darstellung der adaptierten QFD-Methodik
  37. 6.7   Praktische Voraussetzungen aus Sicht der Organisationslehre
  38. 7   Theoretischer Bezugsrahmen zum Risikomanagement in Krankenhausentwicklungsprojekten
  39. 7.1   Begriffsklärung: Risiko und Risikomanagement
  40. 7.2   Ziele des Risikomanagements im Krankenhaus
  41. 7.3   Risikoarten
  42. 7.4   Aktuelle Risikosituation im Krankenhaus
  43. 7.5   Krankenhausrisiken aus Sicht der Versicherungen
  44. 7.6   Konsequenzen für die Anwendung der QFD-Methode im Krankenhaus
  45. 8   Praxisleitfaden: Adaptierte QFD-Methode für Krankenhäuser
  46. 8.1   Relevanz des Praxisleitfadens
  47. 8.2   Inhaltlicher und methodischer Erkenntnisgewinn
  48. 8.3   Praktischer Nutzen
  49. 8.4   Methodische Grundlagen der entwickelten adaptierten QFD-Methode
  50. 8.5   Einführung in die Phasen der adaptierten QFD-Methode
  51. 8.5.1   Umsetzung Praxisschritt 1: Ermittlung der Kundenwünsche
  52. 8.5.2   Weiterbearbeitung der Befragungsergebnisse
  53. 8.5.3   Umsetzung Praxisschritt 2: Erarbeitung der Kundenwünsche
  54. 8.5.4   Umsetzung Praxisschritt 3: Wettbewerbs- und Konkurrenzanalyse
  55. 8.5.5   Umsetzung Praxisschritt 4: Entwicklung der Qualitätsmerkmale und Lösungen
  56. 8.5.6   Umsetzung Praxisschritt 5: Risikobewertung
  57. 8.5.7   Umsetzung Praxisschritt 6: Gewichtungen der Qualitätsmerkmale
  58. 8.5.8   Umsetzung Praxisschritt 7: Beziehungen der Lösungen ableiten
  59. 8.5.9   Umsetzung Praxisschritt 8: Wettbewerbsvergleich
  60. 8.5.10   Umsetzung Praxisschritt 9: Risiken in der Umsetzungsphase
  61. 8.5.11   Umsetzung Praxisschritt 10: Korrelation in der Dachmatrix
  62. 8.5.12   Umsetzung Praxisschritt 11: Entwicklungsplanung
  63. 9   Unterstützende QM-Methoden in Innovationsprojekten
  64. 9.1   Conjoint Analyse
  65. 9.2   Affinitätsdiagramm
  66. 9.3   Relationendiagramm
  67. 9.4   Baumdiagramm
  68. 9.5   Matrixdiagramm
  69. 9.6   Ursache-Wirkungsdiagramm
  70. 9.7   Portfolioanalyse
  71. 9.8   Fehlersammelliste
  72. 9.9   Fehler-Möglichkeits-Analyse FMEA
  73. 9.10   Pareto-Diagramm
  74. 9.11   Histogramm
  75. 9.12   Korrelationsdiagramm
  76. 9.13   Qualitätsregelkarte
  77. 10   Resümee und Ausblick
  78. Literaturverzeichnis
  79. Weiterführende Literatur
  80. Anhang

Abkürzungsverzeichnis

ANP                     Advanced Nursing Practice

ASI                       American Supplier Institute

BGB                     Bürgerliches Gesetzbuch

DIN                     Deutsches Institut für Normung

DRBFM               Design Review Based on Failure Mode

DRG-System       Diagnosis Related Groups System

DGQ                     Deutsche Gesellschaft für Qualität

FPÄndG              Fallpauschalenänderungsgesetz

NDU                     Nursing Development Unit

QM                      Qualitätsmanagement

QFD                     Quality Function Deployment

RWI                     Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

SGB V                  5. Sozialgesetzbuch

VDI                      Verein Deutscher Ingenieure

Einführung zum Buch

Zielsetzung

Die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Finanzierung von Krankenhäusern und weiteren Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und der daraus resultierende zunehmende Wettbewerb führen dazu, dass diese Organisationen sich nach wirtschaftswissenschaftlichen Prinzipien orientieren müssen. Hieraus ergibt sich der Bedarf an geeigneten Entwicklungsmethoden für Dienstleistungsangebote, die im Rahmen der Organisationsentwicklung erfolgreich umgesetzt werden können. Ziel dieses Buchs ist es, exemplarisch anhand der adaptierten Quality Function Deployment-Methode (QFD) für Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen aufzuzeigen, wie durch deren Ergebnisse die Patientenzufriedenheit gesteigert und somit ein ökonomischer Gewinn erzielt werden kann.

Methoden

Es handelt sich um einen anwendungsorientierten Praxisleitfaden zur Entwicklung neuer kundenorientierter Angebote in Einrichtungen im Gesundheitswesen. Der Leitfaden bietet Projektleitern ein Methodentool zur Anwendung in eigenen Projekten.

Die in dem Leitfaden verarbeiteten Erkenntnisse beruhen auf erfolgreicher Projekterfahrung in der praktischen Umsetzung der entwickelten adaptierten QFD-Methode.

Begleitend hierzu wurden exemplarische Fallstudien im Krankenhausbereich durchgeführt. Hierbei wurde der QFD-Methodeneinsatz zur Entwicklung von Angeboten erprobt, analysiert und wissenschaftliche Konsequenzen abgeleitet. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde die QFD-Methode hinsichtlich der besonderen Risikoaspekte im Krankenhaus weiterentwickelt und adaptiert. Mittels eines dafür entwickelten Risiko-Cockpits zeigte sich im begleitenden Praxistest, dass die mit neuen Krankenhausangeboten verbundenen Risiken in der jetzigen adaptierten QFD-Methode umfassend beleuchtet und ausgeschlossen werden konnten.

Einleitung

Die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Finanzierung von Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und der daraus resultierende zunehmende Wettbewerb führen dazu, dass der Bedarf an erfolgreich entwickelten Angeboten und Dienstleistungen stark gestiegen ist. Krankenhäuser müssen sich in diesem Kontext wie Wirtschaftsunternehmen positionieren und sich nach wirtschaftswissenschaftlichen Prinzipien orientieren. Hieraus ergibt sich der Bedarf an geeigneten Entwicklungsmethoden, die im Rahmen der krankenhausspezifischen Organisationsentwicklung erfolgreich umgesetzt werden können.

Ziel in den Entwicklungsprozessen in Einrichtungen im Gesundheitswesen ist, eine bestmögliche Ausrichtung von Dienstleistungsangeboten zugunsten des Kunden und der Patientenwünsche zu erreichen. Ein entwickeltes Angebot ist vor allem dann erfolgreich, wenn die Patienten einen individuellen Nutzen für sich erkennen und sich deshalb für ein Leitungsangebot entscheiden. Daher müssen Angebote vertrauenerweckend sein und möglichst geringe Risiken für Patienten und die Organisation aufzeigen.

Das Arbeiten mit Menschen am Menschen im Gesundheitswesen führt immer wieder zu Risiken und Fehlern. Diese entstehen vor allem in der direkten Patientenversorgung und in Behandlungsverläufen. Im Rahmen der demografischen Altersentwicklung und der veränderten Patientenzahlen in der medizinischen Versorgung werden aufgrund der Zunahme an Leistungen immer mehr Versicherungsleistungen in Anspruch genommen, die der juristischen Klärung, Absicherung und Prävention von Haftungsklagen dienen.

So sind beispielsweise die Sicherheitsaspekte von Angeboten, die Patientenzufriedenheit in Behandlungen und damit verknüpft die Kundenbindung wichtige Instrumente, um sich der wachsenden Wettbewerbssituation in diesem Marktsegment zu stellen.

Das Management einer Gesundheitseinrichtung ist daher schon im Vorfeld gefordert, die Wünsche der verschiedenen Interessenspartner und Kunden zu erfassen und unter Risikoaspekten zu analysieren. Dies kann durch das in diesem Buch vorgestellte Vorgehen des kundenorientierten Planungs- und Entwicklungsverfahrens Quality Function Deployment (QFD) erfolgen. Für die Automobilbranche hat Yoji Akao diese Methode zur systematischen Produktentwicklung geschaffen. Mit QFD werden in vielen Branchen der Industrie Kundenwünsche in der Produktentwicklung methodisch bearbeitet. Die primäre Zielstellung ist, das, was der Begründer Yoji Akao methodisch für die Industrie entwickelt hat, auf Einrichtungen im Gesundheitswesen anwendbar zu machen und zu transformieren.

Der Schwerpunkt dieses Praxisleitfadens liegt in der Ermittlung und Strukturierung von Kundenanforderungen mit einem neu entwickelten Vorgehen in der Bearbeitung von Lösungsentwicklungsprozessen unter Risikoaspekten. Dazu wird die QFD-Methode für die besonderen Anforderungen des klinischen Risikomanagements weiterentwickelt, krankenhausspezifisch adaptiert und vorgestellt.

Die Ergebnisse über die praktische Umsetzung der adaptierten QFD-Methode im Krankenhaus sollen daher nicht ausschließlich rein institutionellen Erfordernissen dienen, sondern vielmehr erste Grundlage zur praktischen Anwendung und Diskussion im Gesundheitswesen sein.

Der Aufbau des Praxisleitfadens gliedert sich in die Darstellung von innovativen Strategien und der Rahmenbedingungen im Krankenhaus, dem Vergleich zwischen der industriellen Produktentwicklung und der Dienstleistungsentwicklung im Krankenhaus. In arrow Kap. 2 folgt neben den besonderen Rahmenbedingungen im Krankenhausbereich die Ausgangslage zu Innovationsmöglichkeiten mit aktuellem Handlungsbedarf unter der Berücksichtigung der Wettbewerbsveränderungen. Vergleichend zum Krankenhaus wird aufgezeigt, wie in der Industrie die Produktentwicklungsprozesse bearbeitet werden. Die besondere Rolle der Kundenorientierung im Krankenhaus und die Unterschiede zur Industrie werden in diesem Kapitel mitbehandelt. Darauf folgend werden in arrow Kap. 3 Ansätze der systematischen Dienstleistungsentwicklung und Möglichkeiten für den Krankenhausbereich aufgezeigt.

Images

Abb. 1: Gesamtüberblick des Praxisleitfadens

Zur Klärung, welche Entwicklungsmethoden im Krankenhaus bei Neuentwicklungen eingesetzt werden, folgten zwei nicht repräsentative, bundesweite, empirische Untersuchungen im Krankenhausbereich (arrow Kap. 4). Die damit verbundenen Ergebnisse und deren Konsequenzen zeigen diesbezüglichen Handlungsbedarf auf. Im Anschluss folgt die Darstellung der theoretischen Inhalte und des methodischen Prinzips der adaptierten Planungs- und Entwicklungsmethode »Quality Function Deployment« (QFD). Die adaptierte QFD-Methode wird in aufeinander aufbauenden Schritten dargestellt und für eine direkte Anwendung in Projekten dargestellt. Zudem werden praktische Hinweise für weiterführende Methoden im zweiten Teil mitbeschrieben. Konsequenzen der QFD-Methode für den Krankenhausbereich bezüglich des klinischen Risikomanagements werden bearbeitet und erläutert. Dazu wird der theoretische Bezugsrahmen zum Risikomanagement aufgezeigt. In den folgenden Ausführungen wird die adaptierte QFD-Methode für Krankenhäuser unter der Einbeziehung eines dafür entwickelten Risiko-Cockpits in allen Schritten angewendet. Die Schritte der adaptieren QFD-Methode für Gesundheitseinrichtungen dienen als Praxisleitfaden für den Einsatz in Entwicklungsprojekten. In arrow Abb. 1 wird der Aufbau der Arbeit mit Kapitelbezug dargestellt:

1          Der theoretische Bezugsrahmen – Rahmenbedingungen im Krankenhaus

1.1       Darstellung der gegenwärtigen ökonomischen Rahmenbedingungen

Die in den letzten Jahren vollzogenen gesetzlichen Änderungen im Gesundheitswesen sind Ausdruck eines beispiellosen Paradigmenwechsels. Unter Beibehaltung der gesetzlichen Krankenversicherung galt es, durch die Einführung von Wettbewerb dem innovativen und kostenintensiven Gesundheitsmarkt wirtschaftspolitische Grenzen zu setzen. Die neuen das Gesundheitswesen betreffenden Gesetze, die zu mehr Wettbewerb gerade in der stationären Versorgung führten, zwangen die Krankenhäuser zu einer Spezialisierung ihres Angebots. So zum Beispiel der Aufbau von Comprehensive Care Centers für Spezialleistungen [Welz-Spiegel, 1996]. Während noch bis zum Jahr 1995 die Bettenauslastung und die Anzahl der Behandlungstage der entscheidende Gradmesser für die unternehmerische Steuerung der Kliniken waren, wurde durch die neuen Gesetze und Verordnungen der Übergang zu einem leistungsbezogenen Krankenhausentgeltsystem beschlossen und vollzogen. Früher regelte die Bundespflegesatzverordnung vom 26. September 1994 die Vergütung der Krankenhausleistungen. Hier war festgelegt, welche Krankenhauskosten pflegesatzfähig sind und wie Pflegesätze zwischen den Häusern und Kassen vorausschauend vereinbart wurden. Das GKV-Gesundheitsreformgesetz des Jahres 2000 änderte dieses System, führte die sektorale Budgetierung ein und weitete das Entgeltsystem zu Fallpauschalen, den deutschen Diagnosis Related Groups (kurz DRGs, Diagnosebezogene Fallgruppen), aus. Außerdem schaffte das Reformgesetz die Grundlagen zu einer Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung und stärkte die hausärztliche Behandlung. Im Krankenhaussektor wurde der Wettbewerb dadurch weiter verstärkt. Damit entstanden auch neue Problembereiche für die Krankenhäuser [Führing/Gausmann, 2004]. 2010 wurde die Krankenhausvergütung landeseinheitlich angeglichen. Im Jahr 2013 greift das Pauschalsystem auch für die Psychiatrien und wird als weiterer Baustein der Umgestaltung unter der Prämisse »Gleicher Preis für gleiche Leistung« gesetzt. Im Vergleich zu anderen Dienstleistungsunternehmen unterliegen Krankenhäuser umfangreichen staatlichen Regulierungen. Politisch ist ein Krankenhaus von den Selbstverwaltungspartnern abhängig. Gemäß § 4 Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) unterliegen deutsche Krankenhäuser der dualen Finanzierung. Demnach erhalten die Krankenhäuser Investitionszuschüsse durch öffentliche Förderung, die durch die Bundesländer aufgebracht wird und leistungsgerechte Erlöse aus Pflegesätzen, die von den Versicherten bzw. deren Krankenkassen zu tragen sind. Die neuesten Gutachten [Rürup, 2008] zeigen eine Unterfinanzierung bei den Investitionsmitteln der Krankenhäuser auf. Mit dem ebenfalls aktuell vorliegenden Gutachten wird die Unterfinanzierung auch bei den Investitionsmitteln der Krankenhäuser dargelegt. Demnach haben die Länder den Krankenhäusern im Jahr 2006 nur noch 2,7 Milliarden Euro Investitionskosten bereitgestellt. Dies ist zum elften Mal in Folge ein Rückgang. Im Vergleich zu 1991 (3,6 Mrd. Euro) fuhren die Länder die Krankenhausfinanzierung um real (minus) 44,3 % zurück. Zusätzlich haben die Krankenhäuser die Lasten der unzureichenden Investitionsmittelausstattung der Länder zu tragen. Somit reichen die finanziellen Mittel kaum zur Kostendeckung, und das Ausrichten auf kundenorientierte Innovationen ist finanziell in den häufigsten Fällen eingeschränkt. Die Finanzierung von Neuentwicklungen muss außerhalb der bereitgestellten Budgets personell und operativ selbst geregelt werden. Anhand der aktuellen Qualitätsberichte der deutschen Krankenhäuser gehören Entwicklungsabteilungen und Marketingspezialisten derzeit nicht zu Aufbauorganisationen von Krankenhäusern. (Die aktuellen strukturierten Qualitätsberichte gemäß SGB V deutscher Krankenhäuser sind unter den jeweiligen Internetseiten der Krankenhäuser einzusehen.)

1.2       Konsequenzen im Krankenhauswettbewerb