Biographie

Alexander Lohmann (geb. 1968 in München) arbeitete zunächst als Programmierer, entschied aber dann, dass er in der Welt der Bits und Bytes nun eigentlich genug Zeit verbracht hatte. Also wandte er sich ganz anderen ­Dingen zu, studierte Germanistik und Geschichte und war anschließend für eine Weile als Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften tätig. Heute lebt und arbeitet er als freier Lektor und Literaturübersetzer in Leichlingen/Rheinland.

Seit 1988 ist er DSA- und Rollenspieler; während der 90er-Jahre war er im Fandom aktiv, z.B. als Mitherausgeber des Fanzines »Der Menhir«.

Als Geschichtenerzähler betätigt er sich allerdings schon sehr viel länger, und 2002 fanden beide Interessengebiete in seinem DSA-Roman »Die Mühle der Tränen« zusammen. Nach verschiedenen Erzählungen in Anthologien ist »Thronräuber« nun der zweite Roman von Alexander Lohmann.


Alexander Lohmann

Thronräuber

Ein Roman in der Welt von
Das Schwarze Auge
©

Originalausgabe

Impressum

Ulisses Spiele
Band 83


E-Book-Gestaltung: Nadine Hoffmann

Copyright © 2014 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems.DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN und UTHURIA sind eingetragene Marken der Significant GbR.

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Print-ISBN 3-89064-512-7
E-Book-ISBN 9783868898606

Widmung

Dieses Buch möchte ich den engagierten Myranor-Fans bei ›Memoria Myriana‹ widmen
... weil sie die ›gute alte‹ Fanzinetradition zumindest im Internet auch für Myranor fortleben lassen und ihre Website durchaus eine Fundgrube ist.
Und die zweite Widmung dieses Buches gilt natürlich meiner ›Junior-Gruppe‹: Volker, Birgit, Sascha, Jens und Sabine
... weil sie inzwischen leider gelernt haben, welchen Abenteuern man besser aus dem Weg geht.

Prolog

Unruhig stand Beldormenes am Fenster und lauschte. Aufgebrachte Stimmen drangen an sein Ohr, gedämpft durch Mauern und Entfernung. Er blickte über schlanke, glänzende Türme hinweg, die poliert und teilweise mit Marmor oder Malachit verkleidet waren. Dahinter erstreckte sich die Unterstadt von Neanikis: Beldormenes sah auf die flachen Dächer weißer, mehrflügelig angelegter Häuser hinab, und auf die erbärmlichen, schmutzig-grauen Gebäude am Stadtrand. Er lehnte sich weit über die Brüstung, aber er konnte den Ursprung des Aufruhrs nicht ausmachen. Die wütende Menschenmenge hatte sich im Schatten des inneren Walles versammelt.

»Soll ich das Volk zerstreuen lassen, Exzellenz?«, fragte eine leise Stimme unmittelbar neben seinem Ohr.

Beldormenes zuckte zusammen. Er hatte den Sprecher nicht herantreten hören. Es war General Brazanias, der Befehlshaber seiner Garde, sein treuester Helfer, sein einziger Vertrauter – sein Freund! Unerschütterlich stand der grauhaarige Krieger einen Schritt hinter seinem Herrn, dem Magnaten von Neanikis.

»Was wollen sie denn? Was soll das alles?«, fragte Beldormenes. Eine überflüssige Frage, denn auch wenn die Menge mit vielen Stimmen sprach und man keine einzelnen Worte unterscheiden konnte, so war der Tonfall doch unverkennbar. Die Menschen schrien ihre Wut heraus, riefen Beschimpfungen in Richtung der Oberstadt. Brazanias verzichtete auf eine Antwort.

»Mein Bruder im Turm hört das doch alles!«, fuhr Beldormenes fort. »Wenn er herauskommt ...«

Brazanias zuckte die Schultern. »Die Mauern des Turms sind dick. Und wir haben alles unter Kontrolle. Lasst die Reiterei ausrücken, Exzellenz, dann ist wieder Ruhe.«

Beldormenes wandte sich vom Fenster ab. Sein feistes Gesicht war gerötet. Er blickte durch den lang gezogenen, ovalen Thronsaal, auf die mit Kissen ausgelegte, erhöhte Fläche rings um den Thron unter dem Seidenbaldachin und auf die Sklavinnen, die dort warteten. Die Nordwand der Halle bestand aus buntem, durchschimmernden Op-trilith, doch dahinter zeichneten sich die wuchtigen, schwarzen Schatten des neuen Turms ab und erstickten das einfallende Licht. Beldormenes schaute in das ausdruckslose Antlitz des alten Generals. »Ach, die ganze Bürde dieser Stadt lastet nur auf mir«, jammerte er. »Mein Bruder im Turm hat seine Ruhe und ich habe nur Pflichten. Die Abgaben dienen dem Wohl des Staates – ich habe doch keine andere Wahl! Und ist es nicht mein Recht, dass ich mir vom Übrigen etwas abzweige, als kleinen Lohn für meine Mühen? Soll ich etwa alles in den Turm schicken?«

Brazanias verzog keine Miene. Er nahm einen goldenen Becher vom Bord neben dem Fenster und wog ihn nachdenklich in der Hand. »Und doch werdet Ihr Euch mäßigen müssen«, erwiderte er schließlich. »Ansonsten wird das Volk irgendwann Euren Bruder aus dem Turm holen, und er wird von Euch Rechenschaft fordern.«

Der Magnat erbleichte. »Ach du meine Güte!«

General Brazanias stellte den Becher ab. »Aber noch ist es nicht so weit. Es haben sich nur ein paar Unzufriedene vor dem Tor zur Oberstadt versammelt! Wir müssen hart durchgreifen. Das wird die Unruhestifter einschüchtern und für eine Weile sollte wieder Ruhe herrschen. Mit Eurer Erlaubnis, Exzellenz.« Beldormenes nickte.

Auf dem Weg zur Tür wandte sich der General noch einmal um: »Aber wenn das vorüber ist, müsst Ihr Euch Gedanken um die Zukunft machen. Die Stimmung im Volk ist schlecht. Ich fürchte, selbst wenn Ihr die Abgaben senkt ...

»Das kann ich nicht!«, fuhr der Magnat dazwischen.

Beruhigend hob Brazanias die Hand: »Ich weiß, Exzellenz. Daher schlage ich vor, dass Ihr die Garde verstärkt. Am Zorn des Volkes können wir vielleicht nichts ändern. Aber wir können dafür sorgen, dass es ein hilfloser Zorn bleibt!«