Inhalt

[Cover]

Titel

Haus, Friedens, Bruch.

Vorwort

I. Kapitel

II. Kapitel

III. Kapitel

IV. Kapitel

V. Kapitel

KNETEN UND STREICHEN

KLOPFEN UND STREICHEN

WALKEN UND STREICHEN

SHIATSU

SCHULTER

LOCKERN

BELEBEN

Nachwort

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Haus,
Friedens,
Bruch.

Kinder werden als Schriftsteller geboren. Sobald sie Geheimnisse horten, sind sie keine mehr. Später dann ist es schwer, in den Stand der Unschuld zurückzukehren mit all dem Wissen. Bruno glaubt ja, ich schreibe einen Krimi. Alle glauben das. Auch mein Verleger, Julias Klassenvorstand, meine Schriftstellerkollegen, das Literaturhaus. Sie alle erwarten von mir, dass ich einen unkonventionellen, aber spannenden Krimi schreibe. Alle Welt schreibt einen Krimi. Autoren, die vor zehn Jahren niemals einen Krimi geschrieben hätten, schreiben plötzlich einen Krimi, und in den Feuilletons werden praktisch nur noch Krimis besprochen. Sogenannte literarische Krimis, versteht sich.

Aber ich werde keinen Krimi schreiben. Ich habe nun wirklich andere Probleme. Zum Beispiel Julia. Oder das Alter. Oder die Rückenschmerzen. Oder die neue Wohnung. Oder die Zeit. Oder Himmel und Erde. Die sind für mich immer eins gewesen, früher. Wenn ich den Himmel gesehen habe, habe ich das Meer gesehen und umgekehrt. Eine kleine Drehung und eines kippte ins andere. Wenn ich irgendwo gesessen bin, an meinem Schreibtisch, an meinem Küchentisch, auf meinem Sofa, und es war ein stiller Sonntag mit diesem Licht und den gedämpften Geräuschen, eigentlich fast immer nur vormittags, und ich habe, so wie jetzt, aus dem Fenster geschaut und den blauen Himmel gesehen mit ein paar Wolken, die vorüberzogen, dann war viel Zeit und es war ganz gleichgültig, wo ich mich gerade befand: unter einem weiten Himmel oder auf einem weiten Meer, in meinem oder in einem fernen Land, irgendwo, irgendwann.

Und plötzlich ist mir der Überfluss an Zeit abhandengekommen. Und auf einmal war es gar nicht mehr gleichgültig, wo ich mich gerade befand. Ich war, wo ich gerade war, und nirgends sonst. Himmel und Meer waren nicht mehr eins. Ich erinnerte mich nur noch an die Zeit, als sie eins waren. Mit dem Tag und mit der Nacht war es ähnlich.

Seit ich allein verantwortlich bin für Julias und meinen Lebensunterhalt und die Zeit immer schneller dahinrast, hat der Tag aufgehört, in die Nacht und die Nacht in den Tag zu kippen. Dunkle Tage gehen nicht mehr über in strahlende Nächte. Sie sind voneinander getrennt, fein säuberlich. Auf einmal ist nachts die Zeit für die Angst und Zeit für den Schrecken und Zeit für die Gespenster. Aber jetzt ist bald Schluss damit. Jetzt wird alles anders.