DIE
HAARTEPPICH-
KNÜPFER
Roman
Vollständige eBook-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Dieses Buch wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH; 30161 Hannover
Copyright © 2012/2021 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titelillustration: © sdecoret/shutterstock.com; Dotted Yeti/shutterstock.com; Zita/shutterstock.com; Inaoy/shutterstock.com; Zita/shutterstock.com; Johannes Wiebel
Covergestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-8387-1922-1
luebbe.de
lesejury.de
Knoten um Knoten, tagein, tagaus, ein Leben lang, immer die gleichen Handbewegungen, immer die gleichen Knoten in das feine Haar schlingend, so fein und winzig, dass die Finger zittrig wurden mit der Zeit und die Augen schwach von der Anstrengung des Sehens – und die Fortschritte waren kaum zu merken; wenn er gut vorankam, entstand in einem Tag ein neues Stück seines Teppichs, das vielleicht so groß war wie sein Fingernagel. So hockte er an dem knarrenden Knüpfrahmen, an dem schon sein Vater gesessen war und vor ihm dessen Vater, in der gleichen gebeugten Haltung, die alte, halbblinde Vergrößerungslinse vor den Augen, die Arme auf das abgewetzte Brustbrett gestützt und nur mit den Fingerspitzen die Knotennadel führend. So knüpfte er Knoten um Knoten in der seit Generationen überlieferten Weise, bis er in einen Trancezustand geriet, in dem ihm wohl war; sein Rücken hörte auf zu schmerzen, und er spürte das Alter nicht mehr, das ihm in den Knochen saß. Er lauschte auf die vielfältigen Geräusche des Hauses, das der Großvater seines Urgroßvaters erbaut hatte – den Wind, der ewig gleich über das Dach strich und sich in offenen Fenstern fing, das Klappern von Geschirr und die Gespräche seiner Frauen und Töchter unten in der Küche. Jedes Geräusch war ihm vertraut. Er hörte die Stimme der Weisen Frau heraus, die seit einigen Tagen im Haus lebte, weil Garliad, seine Nebenfrau, ihre Niederkunft erwartete. Er hörte die halbstumme Türglocke scheppern, dann ging die Haustür, und Aufregung kam in das Gemurmel der Gespräche. Das war wahrscheinlich die Händlerin, die heute kommen sollte mit Lebensmitteln, Stoffen und anderen Dingen.
Dann knarzten schwerfällige Schritte die Treppe zum Knüpfzimmer empor. Das musste eine der Frauen sein, die ihm das Mittagessen brachte. Unten würden sie jetzt die Händlerin an den Tisch einladen, um den neuesten Klatsch zu erfahren und sich irgendwelchen Tand aufschwatzen zu lassen. Er seufzte, zog den Knoten fest, an dem er gerade war, setzte die Vergrößerungslinse ab und drehte sich um.
Es war Garliad, die da stand mit ihrem enormen Bauch und einem dampfenden Teller in der Hand und wartete, bis er ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung erlaubte, näher zu treten.
»Was fällt den anderen Frauen ein, dich arbeiten zu lassen in deinem Zustand?«, knurrte er. »Willst du meine Tochter auf der Treppe gebären?«
»Ich fühle mich heute sehr gut, Ostvan«, erwiderte Garliad.
»Wo ist mein Sohn?«
Sie zögerte. »Ich weiß es nicht.«
»Dann kann ich es mir schon denken!«, schnaubte Ostvan. »In der Stadt! In dieser Schule! Bücher lesen, bis ihm die Augen wehtun, und sich Flausen in den Kopf setzen lassen!«
»Er hat versucht, die Heizung zu reparieren, und ging dann fort, um irgendein Teil zu besorgen, wie er sagte.«
Ostvan stemmte sich von seinem Schemel hoch und nahm ihr den Teller aus den Händen. »Ich verfluche den Tag, an dem ich zuließ, dass er in diese Schule in der Stadt geht. Hat Gott es bis dahin nicht gut mit mir gemeint? Hat er mir nicht fünf Töchter geschenkt und dann erst einen Sohn, sodass ich kein Kind töten musste? Und haben meine Töchter und Frauen nicht Haare in allen Farben, sodass ich überhaupt nicht färben muss und einen Teppich knüpfen kann, der einst des Kaisers würdig sein wird? Warum will es mir nicht gelingen, aus meinem Sohn einen guten Teppichknüpfer zu machen, damit ich einmal meinen Platz finde neben Gott und ihm helfen darf, am großen Teppich des Lebens zu knüpfen?«
»Du haderst mit deinem Schicksal, Ostvan.«
»Soll man nicht hadern mit so einem Sohn? Ich weiß schon, warum nicht seine Mutter mir das Essen bringt.«
»Ich soll dich um Geld bitten für die Händlerin«, sagte Garliad.
»Geld! Immer nur Geld!« Ostvan stellte den Teller auf das Fensterbrett und schlurfte zu einer stahlbeschlagenen Truhe, die geschmückt war mit einer Fotografie des Teppichs, den sein Vater geknüpft hatte. Darin lag das Geld, das vom Verkauf des Teppichs noch übrig war, verpackt in einzelne Schachteln, auf denen Jahreszahlen standen. Er nahm eine Münze heraus. »Nimm. Aber denk daran, dass das hier noch den Rest unseres Lebens reichen muss.«
»Ja, Ostvan.«
»Und wenn Abron zurückkommt, schickt ihn sofort zu mir.«
»Ja, Ostvan.« Sie ging.
Was war das nur für ein Leben, nichts als Sorgen und Ärger! Ostvan zog einen Stuhl ans Fenster und ließ sich darauf nieder, um zu essen. Sein Blick verlor sich in der felsigen, unfruchtbaren Einöde. Früher war er noch ab und zu hinausgezogen, um gewisse Mineralien zu suchen, die für die geheimen Rezepturen erforderlich waren. Einige Male war er auch in der Stadt gewesen, um Chemikalien oder Werkzeuge zu kaufen. Aber inzwischen hatte er alles beisammen, was er noch brauchen würde für seinen Teppich. Er würde wohl nicht mehr hinausgehen. Er war auch nicht mehr jung; sein Teppich würde bald fertig sein, und dann war es Zeit, ans Sterben zu denken.
Später, am Nachmittag, unterbrachen schnelle Schritte auf der Treppe seine Arbeit. Es war Abron.
»Du wolltest mich sprechen, Vater?«
»Du warst in der Stadt?«
»Ich habe Rußsteine gekauft für die Heizung.«
»Wir haben noch Rußsteine im Keller, genug für Generationen.«
»Das wusste ich nicht.«
»Du hättest mich ja fragen können. Aber dir ist jeder Vorwand recht, um in die Stadt gehen zu können.«
Abron kam näher, unaufgefordert. »Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, dass ich so oft in der Stadt bin und Bücher lese. Aber ich kann nicht anders, Vater, es ist so interessant … diese anderen Welten … es gibt so viel zu lernen – so viele Arten, wie Menschen leben …«
»Ich will davon nichts hören. Für dich gibt es nur eine Art zu leben. Du hast von mir alles gelernt, was ein Haarteppichknüpfer wissen muss, das ist genug. Du kannst alle Knoten knüpfen, du bist eingeweiht in die Imprägnierungen und in die Färbetechniken, und du kennst die überlieferten Muster. Wenn du deinen Teppich entworfen hast, wirst du dir eine Frau nehmen, und ihr werdet viele Töchter haben mit verschiedenfarbigen Haaren. Und zur Hochzeit werde ich meinen Teppich vom Knüpfrahmen schneiden, umsäumen und dir schenken, und du wirst ihn in der Stadt an die kaiserlichen Händler verkaufen. So habe ich es mit dem Teppich meines Vaters getan, und so hat er es zuvor mit dem Teppich seines Vaters getan, und dieser davor mit dem Teppich seines Vaters, meines Urgroßvaters; so geht es von Generation zu Generation, seit tausenden von Jahren. Und so wie ich meine Schuld an dir abbezahle, so wirst du deine Schuld an deinem Sohn abbezahlen, und dieser wiederum an seinem Sohn und so fort. So war es schon immer, und so wird es immer sein.«
Abron seufzte gequält. »Ja, sicher, Vater, aber ich bin nicht glücklich bei dieser Vorstellung. Am liebsten möchte ich gar kein Haarteppichknüpfer sein.«
»Ich bin ein Haarteppichknüpfer, und deswegen wirst du ebenfalls ein Haarteppichknüpfer sein!« Ostvan zeigte mit einer erregten Geste auf den unvollendeten Teppich im Knüpfrahmen. »Mein ganzes Leben lang habe ich an diesem Teppich geknüpft, mein ganzes Leben, und von dem Erlös dafür wirst du einmal dein Leben lang zehren. Du hast eine Schuld an mir, Abron, und ich verlange, dass du sie an deinem Sohn wieder abbezahlst. Und gebe Gott, dass er dir nicht so viel Kummer macht wie du mir!«
Abron wagte nicht, seinen Vater anzusehen, als er entgegnete: »Es gibt Gerüchte in der Stadt, von einer Rebellion, und dass der Kaiser abdanken muss … Wer kann denn noch Haarteppiche bezahlen, wenn der Kaiser nicht mehr da ist?«
»Eher verlöschen die Sterne, als dass der Ruhm des Kaisers erlischt!«, dröhnte Ostvan. »Habe ich dir diesen Satz nicht schon beigebracht, als du noch kaum neben mir am Knüpfrahmen sitzen konntest? Glaubst du, irgendwer kann einfach daherkommen und die Ordnung umstoßen, wie Gott sie gefügt hat?«
»Nein, Vater«, murmelte Abron. »Natürlich nicht.«
Ostvan betrachtete ihn. »Geh jetzt und arbeite am Entwurf deines Teppichs.«
»Ja, Vater.«
Am späten Abend setzten bei Garliad die Wehen ein. Die Frauen begleiteten sie in das vorbereitete Gebärzimmer; Ostvan und Abron blieben in der Küche.
Ostvan holte zwei Becher und eine Flasche Wein, und sie tranken schweigend. Gelegentlich hörten sie Garliad im Gebärzimmer schreien oder stöhnen, dann geschah wieder lange Zeit nichts. Es würde eine lange Nacht werden.
Als sein Vater die zweite Flasche Wein holte, fragte Abron: »Was, wenn es ein Junge ist?«
»Das weißt du so gut wie ich«, erwiderte Ostvan dumpf.
»Was wirst du dann tun?«
»Seit ewigen Zeiten gilt das Gesetz, dass ein Teppichknüpfer nur einen Sohn haben darf, weil ein Teppich nur eine Familie ernähren kann.« Ostvan deutete auf ein altes, fleckiges Schwert, das an der Wand hing. »Damit hat dein Großvater meine zwei Brüder am Tag ihrer Geburt getötet.«
Abron schwieg. »Du hast gesagt, Gott hat diese Ordnung gefügt«, brach es schließlich aus ihm heraus. »Das muss ein grausamer Gott sein, findest du nicht?«
»Abron!«, donnerte Ostvan.
»Ich will nichts zu tun haben mit deinem Gott!«, schrie Abron und stürzte aus der Küche.
»Abron! Bleib hier!«
Aber Abron rannte die Treppe zu den Schlafräumen hinauf und kam nicht mehr zurück.
So wartete Ostvan alleine, aber er trank nicht mehr. Die Stunden vergingen, und seine Gedanken verdüsterten sich. Schließlich mischten sich die ersten Schreie eines Kindes in die Schreie der Gebärenden, und Ostvan hörte die Frauen klagen und weinen. Er stand schwerfällig auf, als bereite ihm jede Bewegung Schmerzen, nahm das Schwert von der Wand und legte es auf den Tisch. Dann stand er da und wartete mit dumpfer Geduld, bis die Weise Frau aus dem Gebärzimmer kam, das Neugeborene im Arm.
»Es ist ein Junge«, sagte sie gefasst. »Werdet Ihr ihn töten, Herr?«
Ostvan sah in das rosige, zerknitterte Gesicht des Kindes. »Nein«, sagte er. »Er soll leben. Ich will, dass er Ostvan heißt, genau wie ich. Ich werde ihn das Handwerk eines Haarteppichknüpfers lehren, und wenn ich nicht mehr lange genug leben sollte, wird ein anderer seine Ausbildung abschließen. Bring ihn wieder zu seiner Mutter, und sag ihr, was ich dir gesagt habe.«
»Ja, Herr«, sagte die Weise Frau und trug das Kind wieder hinaus.
Ostvan aber nahm das Schwert vom Tisch, ging hinauf damit in die Schlafräume und erschlug seinen Sohn Abron.
Yahannochia rüstete sich für die alljährliche Ankunft des Haarteppichhändlers. Das war wie ein Erwachen für die Stadt, die den Rest des Jahres wieder regungslos unter der sengenden Sonne liegen würde. Es begann mit Girlanden, die hier und da unter den niedrigen Dächern auftauchten, und mageren Blumengebinden, die versuchten, die fleckigen Häuserwände zu verbergen. Von Tag zu Tag flatterten mehr der bunten Wimpel im Wind, der über die Firste fegte wie immer, und die Düfte, die aus den Töpfen dunkler Küchen drangen, sammelten sich schwer in den schmalen Gassen. Es galt, bereit zu sein für das Große Fest. Die Frauen bürsteten stundenlang ihr Haar und das ihrer reifen Töchter. Die Männer flickten endlich ihre Schuhe. Misstönend scheppernde Klänge übender Fanfaren mischten sich in das allgegenwärtige Raunen aufgeregter Stimmen. Die Kinder, die sonst still und traurig in den Gassen spielten, rannten schreiend herum und trugen ihre feinste Kleidung. Es war ein buntes Treiben, ein Fest der Sinne, ein fiebriges Warten auf den Großen Tag.
Und dann war es endlich so weit. Die Reiter, die man ausgeschickt hatte, kehrten zurück, preschten trompetend durch die Gassen und verkündeten: »Der Händler kommt!«
»Wer ist es?«, riefen tausend Kehlen.
»Die Wagen tragen die Farben des Händlers Moarkan«, berichteten die Späher, gaben ihren Tieren die Sporen und galoppierten weiter. Und die tausend Kehlen trugen den Namen des Händlers fort, er machte die Runde durch die Häuser und Hütten, und jeder wusste etwas dazu zu sagen. »Moarkan!« Man erinnerte sich, wann Moarkan das letzte Mal in Yahannochia gewesen war und welche Waren aus fernen Städten er feilgeboten hatte. »Moarkan!« Man stellte Vermutungen darüber an, woher der Händler kommen mochte, aus welchen Städten er Neuigkeiten mitbrachte oder gar Briefe. »Moarkan kommt …!«
Aber es dauerte noch zwei volle Tage, ehe der gewaltige Tross des Händlers in die Stadt einzog.
Zuerst kamen die Fußsoldaten, die dem Zug der Wagen voranmarschierten. Von ferne hatten sie ausgesehen wie eine einzige, riesige Raupe mit glitzernden Nackenstacheln, die entlang der Handelsstraße auf Yahannochia zugekrochen kam. Im Näherkommen erkannte man dann Männer in ledernen Rüstungen, die ihre Speere gen Himmel gerichtet trugen, sodass sich das Licht der Sonne gleißend auf den blanken Speerblättern fing. Müde stapften sie einher, die Gesichter von Staub und Schweiß verkrustet, die Augen dumpf und blicklos vor Erschöpfung. Alle trugen sie die farbigen Insignien des Händlers auf dem Rücken wie ein Brandzeichen.
Ihnen folgten die berittenen Soldaten des Händlers. Auf schnaubenden, mühsam gezügelten Reittieren kamen sie des Wegs, bewaffnet mit Schwertern, Haueisen, schweren Peitschen und Messern. Manch einer trug stolz eine alte, zerschrammte Strahlwaffe am Gürtel, und alle blickten sie arrogant herab auf das Stadtvolk, das die Straße säumte. Wehe, einer kam dem Zug zu nahe! Sofort sprach die Peitsche; knallend bahnten die Reiter eine breite Furt durch die Neugierigen, um Platz zu schaffen für die Wagen, die folgten.
Gezogen wurden die Wagen von großen, zottigen Baraq-Büffeln, deren Fell verfilzt war und stank, wie nur Baraq-Büffel stinken können. Quietschend, ratternd und holpernd kamen die Wagen daher, mit ihren unrunden, eisenbeschlagenen Rädern mühsam vertrocknete Furchen auf der Straße zermahlend. Jeder wusste, diese Wagen waren beladen mit kostbaren Dingen aus entlegenen Gegenden, waren voll gepackt mit Säcken seltener Gewürze, mit Ballen feiner Stoffe, mit Fässern kostspieliger Delikatessen, Ladungen edler Hölzer und mit Schatullen, randvoll mit unbezahlbaren Edelsteinen. Grimmig dreinblickende Fuhrleute hockten auf den Kutschböcken und trieben die gleichmütig dahintrottenden Büffel an, damit die nicht innehielten angesichts der ungewohnten Aufregung ringsumher.
Prachtvoll geschmückt und von sechzehn Büffeln gezogen kam der große Wagen, in dem der Händler mit seiner Familie wohnte. Jeder reckte den Hals in der Hoffnung, einen Blick auf Moarkan selbst werfen zu können, aber der Händler ließ sich nicht sehen. Die Fenster waren verhängt, und auf dem Kutschbock saßen nur zwei missmutige Fuhrleute.
Und dann schließlich kam der Haarteppichwagen. Ein Raunen ging durch die Menge am Straßenrand. Man zählte nicht weniger als zweiundachtzig Büffel, die den stählernen Koloss zu ziehen hatten. Kein Fenster und keine Luke wies der gepanzerte Kasten auf, nur eine einzige enge Tür, zu der allein der Händler selbst den Schlüssel besaß. Gewaltig knirschend gruben sich die acht breiten Räder des tonnenschweren Giganten tief in den Weg, und der Fuhrmann musste ständig die Peitsche ins Fell der Büffel beißen lassen, um voranzukommen. Begleitet wurde der Wagen von berittenen Soldaten, die misstrauisch umherspähten, als befürchteten sie, jeden Augenblick von einer Übermacht angegriffen und beraubt zu werden. Jeder wusste, dass in diesem Wagen die Haarteppiche transportiert wurden, die der Händler auf seinem Zug bereits gekauft hatte, und außerdem das Geld für die Haarteppiche, die er noch kaufen würde, unermesslich viel Geld.
Weitere Wagen folgten: die Wagen, in denen die höheren Bediensteten des Händlers lebten, Verpflegungswagen für die Soldaten und Wagen, um Zelte und allerlei Gerät zu transportieren, das eine solch gewaltige Karawane brauchte. Und am Schluss des Trosses rannten die Kinder der Stadt, johlten und pfiffen und schrien voller Begeisterung über das erregende Schauspiel.
Unter Fanfarenklängen rollte der Tross auf dem großen Marktplatz ein. Fahnen und Standarten flatterten an hohen Masten, und die Handwerker der Stadt legten letzte Hand an ihre Stände, die sie in einer Ecke des großen Marktes errichtet hatten und auf denen sie ihre Waren feilboten in der Hoffnung, mit den Einkäufern des Händlers ein gutes Geschäft zu machen. Als die Wagen der Händlerkarawane zum Stillstand kamen, begannen auch die Bediensteten des Händlers sofort mit dem Aufbau von Ständen und Verkaufszelten. Der Platz hallte wider von Stimmengewirr, von Rufen und Gelächter, vom Klappern der Werkzeuge und Gestänge. Die Einwohner Yahannochias drückten sich scheu am Rande, denn die berittenen Soldaten des Händlers lenkten ihre stolzen Tiere durch das geschäftige Treiben und legten die Hand drohend auf die Peitsche am Gürtel, wenn ihnen einer der Stadtleute zu vorwitzig wurde.
Die Stadtoberen erschienen, in ihre prachtvollsten Gewänder gekleidet und von Stadtsoldaten eskortiert. Die Leute aus dem Gefolge des Händlers machten ihnen Platz und gaben eine Gasse frei, durch die sie zum Wagen Moarkans schritten. Dort warteten sie geduldig, bis von innen ein kleines Fenster geöffnet wurde, durch das der Händler heraussah. Er wechselte einige Worte mit den Würdenträgern und gab dann einem seiner Bediensteten einen Wink.
Dieser, der Ausrufer des Händlers, erklomm flink wie eine Kletterechse das Dach des Händlerwagens, wo er sich breitbeinig hinstellte und, die Arme weit ausgebreitet, schrie: »Yahannochia! Der Markt ist eröffnet!«
»Wir hören hier seit einiger Zeit merkwürdige Gerüchte über den Kaiser«, sagte einer der Stadtoberen zu Moarkan, während ringsum der Trubel der Markteröffnung losging. »Wisst Ihr vielleicht Näheres?«
Moarkans listige kleine Augen verengten sich. »Von welchen Gerüchten sprecht Ihr, Herr?«
»Es geht das Gerücht, der Kaiser habe abgedankt.«
»Der Kaiser? Kann der Kaiser abdanken? Kann die Sonne scheinen ohne ihn? Müssten nicht die Sterne am Nachthimmel erlöschen ohne ihn?« Der Händler schüttelte sein feistes Haupt. »Und warum kaufen mir die kaiserlichen Schiffer die Haarteppiche ab wie seit Jahr und Tag? Ich habe diese Gerüchte auch gehört, aber ich weiß nichts von all dem.«
Auf einer großen, geschmückten Bühne wurden währenddessen die letzten Vorbereitungen getroffen für das Ritual, das der eigentliche Grund für das Kommen des Händlers war: die Übergabe der Haarteppiche.
»Bürger Yahannochias, kommt und seht!« rief der Zeremonienmeister, ein weißbärtiger Hüne, gekleidet in Braun, Schwarz, Rot und Gold, den Farben der Gilde der Haarteppichknüpfer. Und die Menschen hielten inne, wandten ihren Blick zur Bühne und kamen langsam näher.
Dreizehn Haarteppichknüpfer waren es in diesem Jahr, die ihre Teppiche beendet hatten und nun bereit waren, sie ihren Söhnen zu schenken. Die Teppiche waren auf großen Gestellen befestigt und mit grauen Tüchern verhüllt. Zwölf der Haarteppichknüpfer waren selbst anwesend, alte, gebeugte Männer, die sich mühsam auf den Beinen hielten und mit halb erblindeten Augen in die Runde blinzelten. Nur einer der Haarteppichknüpfer war bereits gestorben und wurde von einem jüngeren Gildemitglied vertreten. Auf der anderen Seite der Bühne standen dreizehn junge Männer, die Söhne der alten Haarteppichknüpfer.
»Bürger Yahannochias, werft einen Blick auf die Teppiche, die den Palast des Kaisers schmücken werden!« Wie jedes Jahr ging ein ehrfürchtiges Raunen durch die Menge, als daraufhin die Haarteppichknüpfer ihre Teppiche enthüllten, die Werke ihres Lebens.
Aber diesmal mischte sich bereits ein zweifelnder Unterton in den Akkord der Stimmen. »Hat man nicht gehört, der Kaiser habe abgedankt?«, fragte manch einer.
Der Fotograf, der mit dem Tross des Händlers reiste, kam auf die Bühne und bot seine Dienste an. Wie es Tradition war, wurde jeder Teppich einzeln fotografiert, und mit zitternden Fingern nahm jeder der Haarteppichknüpfer das Bild entgegen, das der Fotograf mit seinem betagten, zerkratzten Gerät angefertigt hatte.
Dann breitete der Zeremonienmeister die Arme aus in einer weiten, Ruhe gebietenden Geste, schloss die Augen und wartete, bis Stille eingetreten war auf dem großen Platz, auf dem jetzt jeder innehielt und gebannt die Vorgänge auf der Bühne verfolgte. Alle Gespräche verstummten, die Handwerker an den Ständen ließen Werkzeuge und Gerätschaften liegen, jeder blieb stehen, wo er war, und eine Stille trat ein, in der man jedes Kleiderrascheln hörte und den Wind, der im Gebälk der großen Häuser wehklagte.
»Wir danken dem Kaiser mit allem, was wir haben, und allem, was wir sind«, sprach er nun feierlich die traditionelle Formel. »Wir bringen das Werk unseres Lebens dar zum Dank für den, durch den wir leben und ohne den wir nichts wären. Und wie jede Welt des Reiches das Ihre beiträgt, um den kaiserlichen Palast zu schmücken, so preisen wir uns glücklich, des Kaisers Auge mit unserer Kunst erfreuen zu dürfen. Er, der die hellsten Sterne am Himmel gemacht hat und die Dunkelheit zwischen ihnen, gewährt uns die Gunst, seinen Fuß auf die Werke unserer Hände zu setzen. Er sei gepriesen jetzt und für alle Zeiten.«
»Er sei gepriesen«, murmelten die Menschen auf dem großen Platz und neigten ihre Köpfe.
Der Zeremonienmeister gab ein Zeichen, und ein Gong wurde geschlagen. »Dies ist die Stunde«, rief er, den jungen Männern zugewandt, »da der ewige Bund der Haarteppichknüpfer erneuert wird. Jede Generation wird schuldig an der vorhergehenden, und sie trägt ihre Schuld ab an ihren eigenen Kindern. Seid ihr gewillt, diesen Bund zu halten?«
»Wir sind gewillt«, erwiderten die Söhne im Chor.
»So sollt ihr das Werk eurer Väter empfangen und schuldig werden an ihnen«, schloss der Zeremonienmeister die Formel und gab das Zeichen für den zweiten Gongschlag.
Die alten Haarteppichknüpfer zogen ihre Messer hervor und durchtrennten vorsichtig die Bänder, die ihre Teppiche am Knüpfrahmen festhielten. Den Teppich vom Knüpfrahmen zu schneiden – das war der symbolische Akt, ihr Lebenswerk abzuschließen. Einer nach dem anderen traten die Söhne auf die Väter zu, die ihre Teppiche sorgsam zusammenrollten und ihnen in die Arme legten, nicht wenige mit Tränen in den Augen.
Beifall brandete auf, als der letzte Teppich übergeben war, die Musik fing an zu spielen, und als bräche ein Damm, ging das laute Treiben des Marktes wieder los, der jetzt zum Fest wurde.
Dirilja, die schöne Tochter des Händlers, hatte das Ritual der Übergabe von ihrem Fenster aus verfolgt, und als die Musik ertönte, standen ihr ebenfalls Tränen in den Augen, aber es waren Tränen des Schmerzes. Weinend ließ sie ihren Kopf gegen die Scheibe sinken und krallte die Hände in ihr langes, rotblondes Haar.
Moarkan, der vor dem Spiegel stand und damit beschäftigt war, seinem prachtvoll glitzernden Umhang den richtigen Faltenwurf zu verleihen, schnaubte wütend. »Es ist mehr als drei Jahre her, Dirilja! Er wird eine andere gefunden haben, und alle Tränen der Welt werden daran nichts ändern.«
»Aber er hat versprochen, auf mich zu warten!«, schluchzte das Mädchen.
»Pah, das sagt sich leicht, wenn man verliebt ist«, erwiderte der Händler. »Und ist schnell wieder vergessen. Ein junger Mann, dessen Blut heiß ist, verspricht das leicht alle drei Tage einer anderen.«
»Das ist nicht wahr. Das werde ich niemals glauben. Wir haben einander ewige Liebe geschworen bis zum Tod, und es war ein Schwur, so heilig wie der Bundesschwur.«
Moarkan betrachtete seine Tochter eine Weile schweigend und schüttelte dann seufzend den Kopf. »Du kanntest ihn doch kaum, Dirilja. Und glaube mir, du wirst noch einmal froh sein, dass es so gekommen ist. Was willst du denn als Frau eines Haarteppichknüpfers? Du kannst dich nicht kämmen, ohne dass er hinter dir steht und jedes deiner Haare aus der Bürste zieht. Du musst ihn mit zwei, drei oder noch mehr anderen Frauen teilen. Und wenn du ihm ein Kind gebärst, musst du damit rechnen, dass es dir genommen wird. Bei Buarati dagegen …«
»Ich will nicht die Frau eines dicken, fetten Händlers werden, und wenn er mich mit Haarteppichen aufwiegt!«, schrie Dirilja wütend.
»Wie du meinst«, erwiderte Moarkan. Er wandte sich wieder dem Spiegel zu und legte die schwere Silberkette um, Symbol seines Standes. »Ich muss jetzt gehen.« Er öffnete die Tür, und der Lärm des Marktes brandete herein. »Im Übrigen«, meinte er im Hinaustreten, »scheint es mir doch, dass das Schicksal auf meiner Seite ist – dem Kaiser sei Dank!«
In Begleitung des Gildemeisters der Haarteppichknüpfer betrat der Händler die Bühne, um die Teppiche zu schätzen und zu kaufen. Würdevoll trat Moarkan auf den ersten Erben zu und ließ sich dessen Haarteppich zeigen, prüfte mit seinen fleischigen Fingern die Dichte der Knoten und betrachtete eingehend die Muster, ehe er schließlich seinen Preis nannte. Die Musik spielte unentwegt weiter; eventuelle Zuschauer konnten nur das Gebaren des Händlers und die Reaktionen der Haarteppichknüpfer beobachten, wenn er sein Angebot nannte. Was gesprochen wurde, ging dagegen hoffnungslos im Tumult des Marktes unter.
Für gewöhnlich nickten die jungen Männer einfach mit bleichem, aber gefasstem Gesichtsausdruck. Dann winkte der Händler einen Bediensteten herbei, der in einigen Schritten Entfernung wartete, und gab ihm ein paar kurze Anweisungen. Dieser wiederum besorgte mithilfe einiger Soldaten die weitere Abwicklung – das Heranschaffen und Abzählen des Geldes, den Transport des Haarteppichs in den gepanzerten Wagen –, während Moarkan weiterging zum nächsten Teppich.
Der Gildemeister intervenierte, wenn der Preis, den der Händler nannte, ihm ungerechtfertigt niedrig schien. Manchmal entstanden daraus erregte Diskussionen, bei denen aber der Händler in der stärkeren Position war. Die Haarteppichknüpfer hatten nur die Wahl, an ihn zu verkaufen oder aber ein Jahr zu warten und darauf zu hoffen, dass ihnen der nächste Händler einen besseren Preis machte.
Einer der alten Haarteppichknüpfer sank plötzlich in sich zusammen, als Moarkan seinen Preis nannte, und starb wenige Augenblicke später. Der Händler wartete, bis man ihn von der Bühne geschafft hatte, und machte dann ungerührt weiter. Die Menge hatte kaum Notiz davon genommen. Dergleichen kam nahezu jedes Jahr vor, und bei den Haarteppichknüpfern galt dieser Tod als besonders ehrenhaft. Die Musik hatte nicht einmal aufgehört zu spielen.
Dirilja öffnete eines der Fenster auf der Seite des Wagens, die der Bühne abgewandt war, und streckte den Kopf hinaus. Ihr schönes langes Haar erregte Aufsehen, und wann immer sie jemanden entdeckte, der in ihre Richtung sah, winkte sie ihn her und fragte: »Kennt Ihr einen Abron?«
Die meisten wussten mit diesem Namen nichts anzufangen, aber manche kannten ihn. »Abron? Der Sohn eines Haarteppichknüpfers, nicht wahr?«
»Ja, kennt Ihr ihn?«
»Eine Zeit lang war er oft in der Schule, aber sein Vater war dagegen, wie man hörte.«
»Und jetzt? Was macht er jetzt?«
»Ich weiß es nicht. Man hat ihn schon lange nicht mehr gesehen, sehr lange nicht mehr …«
Dirilja schnitt es ins Herz, aber als sie eine alte Frau gefunden hatte, die Abron kannte, überwand sie sich und fragte: »Hat man gehört, dass er geheiratet hat?«
»Geheiratet? Abron? Nein …«, sagte die alte Frau. »Das hätte ja letztes Jahr oder vorletztes Jahr auf dem Fest sein müssen, und davon wüsste ich, denn Ihr müsst wissen, dass ich direkt hier am Marktplatz wohne, in einer kleinen Kammer unter dem Dach jenes Hauses dort drüben …«
Inzwischen hatten die Vorbereitungen für das Werben begonnen. Während die letzten Haarteppiche verkauft wurden, brachten Väter ihre Töchter im heiratsfähigen Alter an den Bühnenrand, und als der Haarteppichhändler mit dem Gildemeister die Bühne verließ, wechselte die Kapelle zu beschwingten Tanzweisen. Mit lockenden Bewegungen begannen die Mädchen langsam auf die jungen Haarteppichknüpfer zuzutanzen, die mit ihren Geldschatullen in der Mitte der Bühne standen und etwas verlegen das Schauspiel betrachteten, das ihnen da geboten wurde.
Jetzt scharten sich die Stadtleute enger um die Bühne und klatschten anfeuernd. Die Mädchen ließen ihre Röcke wirbeln und drehten dabei die Köpfe, sodass ihre langen Haare durch die Luft flogen und im Licht der untergehenden Sonne wie bunte, irrlichternde Flammen aussahen. So tanzten sie auf die jungen Männer zu, die ihnen gefielen, berührten sie kurz an der Brust oder an der Wange und sprangen wieder zurück, lockten und reizten, lachten und klimperten mit den Augen, hoben wohl auch einmal für einen Moment den Rock über die Knie oder fuhren mit den Händen geschwind die Formen ihres Körpers nach.
Die Menge jauchzte, als der erste aus dem Kreis der jungen Männer trat und einem der Mädchen nachging. Sie warf ihm verheißungsvolle Blicke zu, während sie scheinbar scheu zurückwich, und ließ die Spitze ihrer Zunge langsam über ihre halb geöffneten Lippen streichen, um die anderen auszustechen, die ihr Glück nun auch bei diesem versuchten, und lockte ihn bis zu ihrem Vater, sodass er diesen um ihre Hand bitten konnte mit der traditionellen Formel. Wie es üblich war, begehrte der Vater daraufhin, einen Blick in die Truhe des Haarteppichknüpfers zu werfen, und gemeinsam gingen sie durch das wilde Treiben zu dem Kreis in der Mitte der Bühne, aus dem sich jetzt auch die anderen jungen Männer nach und nach lösten, um ihre Hauptfrau zu wählen. Dort öffnete der junge Haarteppichknüpfer den Deckel seiner Schatulle, und wenn der Vater einverstanden war mit dem, was er darin sah, sprach er seine Einwilligung aus. Nun war es am Gildemeister, die Haare der Frau zu prüfen und, wenn keine Einwände bestanden, die Heirat zu vollziehen und ins Gildebuch einzutragen.
Dirilja starrte auf die Bühne, ohne wirklich wahrzunehmen, was dort vor sich ging. Das Werben der Haarteppichknüpfer erschien ihr alberner und belangloser als jedes Kinderspiel. Noch einmal durchlebte sie die Stunden, die sie mit Abron zusammen gewesen war, damals, vor drei Jahren, als der Handelszug ihres Vaters das letzte Mal in Yahannochia Station gemacht hatte. Sie sah sein Gesicht vor sich, spürte die Küsse noch einmal, die sie getauscht hatten, spürte seine sanften Hände auf ihrem Körper und die Angst, ertappt zu werden bei ihrem Zusammensein, das längst alle Grenzen hinter sich gelassen hatte dessen, was sich für junge Leute schickte, die nicht verheiratet waren. Sie hörte seine Stimme und spürte noch einmal die Gewissheit von damals, dass dies wahrhaftig war.
Plötzlich wusste sie, dass sie nicht weiterleben konnte ohne Aufklärung über das Schicksal Abrons. Sie mochte versuchen, Abron zu vergessen, aber der Preis, den sie dafür würde zahlen müssen, war der Verlust ihrer inneren Gewissheit. Niemals würde sie wissen, ob sie sich selbstvertrauen konnte. Es war keine Frage verletzter Ehre oder gekränkter Eifersucht. Wenn die Welt so beschaffen war, dass eine Gewissheit, wie sie sie gefühlt hatte, täuschen konnte, dann war sie es nicht wert, darin zu leben.
Sie sah aus allen Fenstern des Wagens und konnte ihren Vater nirgends entdecken. Wahrscheinlich saß er mit den Oberen der Stadt zusammen, um Neuigkeiten auszutauschen und seine geheimen Geschäfte zu machen.
Auf dem Markt wurden die ersten Fackeln angesteckt, während Dirilja anfing, Kleidungsstücke und andere Habseligkeiten in eine kleine Umhängetasche zu packen.
Die Musik hatte aufgehört zu spielen. Manche Stände wurden bereits abgebaut, die Waren wieder in die Wagen verladen und Geld gezählt. Viele der Stadtleute waren bereits nach Hause gegangen.
Nach der Trauung der jungen Haarteppichknüpfer mit ihren Hauptfrauen war die Bühne nun Schauplatz für den Markt der Nebenfrauen. Das Podium lag im unruhigen Licht der Fackeln. Männer standen wartend da mit ihren jungen oder nicht mehr so jungen Töchtern. Einige ältere Haarteppichknüpfer, meist begleitet von ihren Frauen, schlurften prüfenden Blickes von einer zur anderen, befühlten die Haarpracht der Mädchen zwischen ihren kundigen Fingern und begannen hier und da ausführlichere Unterhaltungen. Eine Nebenfrau zu nehmen bedurfte keiner besonderen Zeremonie; es genügte, wenn der Vater seine Tochter freigab und sie dem Haarteppichknüpfer folgte.
Am Morgen danach verzögerte sich die Weiterreise der Karawane. Die Wagen standen fahrbereit, die Büffel schnaubten unruhig und scharrten mit den Hufen, und die Fußsoldaten standen wartend im großen Kreis um den Tross. Immer höher stieg die Sonne, ohne dass zum Aufbruch geblasen wurde. Der Klatsch wollte wissen, dass Dirilja, die Tochter des Haarteppichhändlers, verschwunden war. Aber natürlich wagte niemand, nachzufragen.
Endlich waren schnelle Reiter zu hören, die durch die Gassen der Stadt galoppierten. Ein vertrauter Diener des Händlers eilte zu dessen Wagen und klopfte an die Scheiben. Moarkan öffnete die Tür und trat heraus, in seine prachtvollsten Gewänder gekleidet und versehen mit allen Insignien seiner Würde. Mit steinernem Gesicht erwartete er den Bericht seiner Späher.
»Wir haben überall gesucht, in der Stadt und auf den Wegen hinaus zu den Burgen«, erklärte der Anführer der berittenen Soldaten, »aber wir haben nirgends eine Spur Eurer Tochter gefunden.«
»Sie ist nicht mehr meine Tochter«, sagte Moarkan düster und befahl: »Gebt das Signal zum Aufbruch! Und vermerkt in den Karten, dass wir niemals wieder nach Yahannochia kommen wollen.«
Der Tross des Händlers setzte sich langsam, aber so unaufhaltsam wie eine Gesteinslawine in Bewegung. Diesmal, beim Auszug aus der Stadt, säumten nur noch einige Kinder den Wegesrand. In einer Wolke von Staub wälzte sich der monströse Zug von Wagen, Tieren und Menschen davon, eine tiefe Spur von Rädern und Hufabdrücken hinterlassend, die erst in vielen Wochen zugeweht sein würde.
Dirilja wartete in ihrem Versteck am Stadtrand, bis die Händlerkarawane hinter dem Horizont verschwunden war, und dann noch einen Tag, ehe sie sich hervorwagte. Die meisten Leute erkannten sie nicht, und diejenigen, die sie erkannten, begnügten sich mit ablehnenden Blicken.
Es gelang ihr, unauffällig den Weg zum Haus des Haarteppichknüpfers Ostvan zu erfragen. Ausgerüstet mit einigem Proviant, einer Wasserflasche und einem grauen Überwurftuch zum Schutz gegen Sonne und Staub machte sie sich auf den Weg.
Der Weg war lang und beschwerlich ohne Reittier. Neidvoll beobachtete sie eine Händlerin, die ihr entgegenkam, eine kleine, steinalte Frau, die auf einem Yuk-Esel ritt und zwei andere, hoch bepackt mit Stoffbündeln, Körben und Lederbeuteln, hinter sich herführte. Obwohl Dirilja genug Geld besaß, um sich jedes Tier in der Stadt zu kaufen, hätte ihr doch niemand auch nur einen lahmen Yuk-Esel verkauft, ihr, einer jungen Frau, die allein unterwegs war.
Als der steinige Pfad bergaufführte, musste sie immer öfter anhalten, und als die Sonne hoch am Himmel stand, verkroch sie sich in den Schatten eines überhängenden Steins und ruhte sich aus, bis sie ihre Kräfte zurückkehren fühlte. Auf diese Weise brauchte sie fast den ganzen Tag, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
Das Haus lag geduckt da, bleich und verwittert wie der jahrealte Schädel eines Tierskeletts. Die schwarzen Höhlen seiner Fenster schienen die junge Frau forschend anzustarren, die da erschöpft auf dem sauber gefegten Vorplatz stand und sich unschlüssig umsah.
Unvermittelt ging eine Tür auf, und ein kleines Kind kam mit unsicheren Schritten herausgewackelt, gefolgt von einer schlanken Frau mit langem Lockenhaar.
Diriljas Herz krampfte sich zusammen, als sie erkannte, dass das kleine Kind ein Junge war.
»Entschuldigt, ist dies das Haus des Ostvan?«, fragte sie mühsam.
»Ja«, sagte die Frau und musterte sie neugierig von Kopf bis Fuß. »Und wer seid Ihr?«
»Mein Name ist Dirilja. Ich suche Abron.«
Ein Schatten verdüsterte das Gesicht der Frau. »Warum suchst du ihn denn?«
»Er war … Ich meine, wir hatten … Ich bin die Tochter des Haarteppichhändlers Moarkan. Abron und ich hatten einander versprochen … aber er kam nicht und …« Sie stockte, als die Frau bei diesen Worten vortrat und sie umarmte.
»Mein Name ist Garliad«, sagte sie. »Dirilja, Abron ist tot.«
Sie geleiteten sie nach innen, Garliad und Mera, die Hauptfrau des Ostvan. Sie setzten sie auf einen Stuhl und stellten ihr ein Glas Wasser hin. Dirilja erzählte ihre Geschichte, und Mera, Abrons Mutter, erzählte die ihre.
Und als alles gesagt war, schwiegen sie.
»Was soll ich denn nun machen?«, fragte Dirilja leise. »Ich habe meinen Vater verlassen ohne seine Erlaubnis; er muss mich verstoßen, und falls ich ihm je wieder begegne, muss er mich töten. Ich kann nicht mehr zurück.«
Garliad nahm ihre Hand. »Du kannst hier bleiben. Ostvan wird dich zur Nebenfrau nehmen, wenn wir mit ihm sprechen und ihm alles erklären.«
»Hier bist du in Sicherheit, wenigstens das«, sagte Mera und fügte hinzu: »Ostvan ist alt. Er wird dir nicht mehr beiwohnen können, Dirilja.«
Dirilja nickte langsam. Ihr Blick fiel auf den kleinen Jungen, der auf dem Boden saß und mit einem kleinen hölzernen Knüpfrahmen spielte, wanderte hin zur Tür, die weit offen stand, und hinaus in die Ferne, über die ungezählten Felskämme und Täler, das staubige, unfruchtbare Ödland, das nur den endlosen Wind kannte und die erbarmungslose Sonne. Dann öffnete sie ihr Bündel und begann, ihre Sachen auszupacken.
Ein plötzlicher Windstoß zerzauste sein Haar, wehte ihm die Strähnen ins Gesicht. Er schob sie mit einer ärgerlichen Handbewegung zurück und musterte dann missmutig die weißen Haare, die zwischen seinen Fingern hängen geblieben waren. Jede Erinnerung daran, dass er unaufhaltsam älter wurde, war ihm zuwider. Als er seine Hände ausschüttelte, war es, als wolle er damit gleichzeitig diesen Gedanken abschütteln.
Er hatte sich zu lange aufgehalten in all diesen Häusern, hatte zu oft versucht, widerspenstige Väter zu belehren. Die Erfahrung eines langen Lebens hätte ihm sagen sollen, dass er damit nur seine Zeit verschwendete. Jetzt waren es schon die Abendwinde, die da an seinem abgeschabten grauen Umhang zerrten, und es begann, kühl zu werden. Die langen, einsamen Wege zwischen den abgelegenen Häusern der Haarteppichknüpfer fielen ihm mit jedem Jahr schwerer. Er beschloss, nur noch einen Besuch abzustatten und sich dann auf den Heimweg zu machen. Das Haus des Ostvan lag ohnehin am Weg.
Einen Vorteil hatte das Alter immerhin, der ihn bisweilen etwas versöhnlicher stimmte: Es verlieh ihm in den Augen der Menschen eine Autorität und Würde, wie es ihm das wenig geachtete Amt eines Lehrers niemals eingebracht hatte. Immer seltener passierte es ihm, dass er darüber diskutieren musste, ob Kinder den Schulunterricht besuchen sollten, oder dass sich ein Vater gar weigerte, das Schulgeld für das nächste Jahr zu bezahlen. Und immer öfter genügte ein strenger Blick, um solche Einwände im Keim zu ersticken.
Aber all das, dachte er, während er keuchend den steilen Pfad hinaufschlurfte, wäre nicht Grund genug, alt zu werden, wenn ich es mir aussuchen könnte. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, dem Kalender vorzugreifen und das Schulgeld einige Zeit früher als üblich einzutreiben, damit er seine Rundgänge in der kalten Jahreszeit machen konnte. Vor allem die Besuche bei den Haarteppichknüpfern, die alle weit außerhalb der Stadt wohnten und zu denen man, wie es ihrem Stand gebührte, hingehen musste, wenn man etwas von ihnen wollte – das waren stets mühsame Tage. In der Sonnenglut des Jahreswechsels wollte er sich diese Gänge nicht mehr zumuten.
Endlich erreichte er die Terrasse vor dem Haus. Er gönnte sich einige Minuten des Verschnaufens, während derer er das Haus des Ostvan betrachtete. Es war ziemlich alt, wie die meisten der Wohnsitze der Haarteppichknüpfer. Das scharfe Auge des Lehrers erkannte in der Anordnung der Mauersteine eine Fügetechnik, wie sie im letzten Jahrhundert gebräuchlich gewesen war. Einige Anbauten waren erkennbar neueren Datums, obwohl sie genauso alt aussahen.
Wen interessieren solche Dinge denn heutzutage noch?, dachte er missmutig. Das war auch so ein Wissen, das mit ihm untergehen würde. Er klopfte an die Tür und blickte dabei rasch an sich herunter, prüfte den korrekten Fall seiner Lehrerrobe. Es war wichtig, korrekt auszusehen, besonders hier.
Eine alte Frau öffnete ihm. Er erkannte sie. Es war Ostvans Mutter.
»Garliad, sei gegrüßt«, sagte er. »Ich komme wegen des Schulgeldes für Taroa, deine Enkeltochter.«
»Parnag«, erwiderte sie einfach. »Komm herein.«
Er stellte seinen Stab außen gegen die Wand und trat ein, die Robe gerafft. Sie bot ihm einen Sitzplatz an und einen Becher Wasser, dann ging sie nach hinten, um ihren Sohn zu benachrichtigen. Durch die offene Tür konnte Parnag hören, wie sie die Treppe zum Knüpfzimmer emporschlurfte.
Er trank einen Schluck. Es tat gut zu sitzen. Er musterte den Raum, den er von früheren Besuchen kannte, die weißen, kahlen Wände, das fleckige Schwert an einem Wandhaken, die Reihe der Weinflaschen auf einem hohen Regal. Durch den Türspalt erhaschte er einen Blick auf eine der anderen Frauen des Haarteppichknüpfers, die im Nebenraum damit beschäftigt war, Wäsche zusammenzulegen. Dann hörte er wieder Schritte junge, elastische Schritte diesmal.
Ein junger Mann mit einem schmalen, verbissenen Gesicht trat durch die Tür. Ostvan der Jüngere. Man sagte von ihm, dass er sehr schroff und verletzend mit seinen Mitmenschen umging, und in seiner Gegenwart hatte man das Gefühl, dass er unablässig darauf aus war, irgendetwas zu beweisen. Parnag fand ihn unsympathisch, aber er wusste, dass Ostvan ihm gegenüber einen tiefen Respekt hegte. Wahrscheinlich ahnt er eben doch, dass er mir sein Leben verdankt, dachte Parnag bitter.
Sie begrüßten einander förmlich, und Parnag berichtete ihm von den Fortschritten, die seine Tochter Taroa im vergangenen Jahr gemacht hatte. Ostvan nickte zu allem, aber es schien ihn nicht übermäßig zu interessieren.
»Ihr erzieht sie doch zu Gehorsam und Liebe für den Kaiser, nicht wahr?«, wollte er wissen.
»Selbstverständlich«, sagte Parnag.
»Gut«, nickte Ostvan und holte einige Münzen hervor, aus denen er das Schulgeld abzählte.
Parnag ging, tief in Gedanken versunken. Jeder seiner Besuche hier wühlte etwas in ihm auf, Erinnerungen an lange zurückliegende Zeiten, als er jung und kraftvoll gewesen war und geglaubt hatte, er könnte es mit dem ganzen Universum aufnehmen, als er sich stark genug gefühlt hatte, der Welt ihre Geheimnisse und Wahrheiten aus eigener Kraft zu entreißen.
Parnag schnaubte ärgerlich. Das war alles lang vorbei. Heute war er ein alter, wunderlicher Mann, der an einem Übermaß an Erinnerungsvermögen litt, nichts weiter. Und im Übrigen stand die Sonne wolkig-rot über dem Horizont und warf lange Schatten über die Ebene mit Strahlen, die nicht mehr stark genug waren, um zu wärmen. Er tat besser daran, sich zu beeilen, wenn er vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein wollte.
Ein Schatten, der sich bewegte, erregte Parnags Aufmerksamkeit. Als er ihm mit den Augen folgte, entdeckte er die Silhouette eines Reiters am Horizont. Zusammengesunken, wie schlafend, saß eine große Gestalt auf einem armseligen kleinen Reittier, das mühsam einen Fuß vor den anderen setzte.
Ohne dass er hätte sagen können, warum, löste dieser Anblick ein Gefühl nahenden Unheils in ihm aus. Parnag blieb stehen und kniff die Augen zusammen, ohne deswegen besser zu sehen. Ein schlafender Reiter am Abend, das war absolut nichts Ungewöhnliches.
Als er zu Hause ankam, stellte er zu seinem Missvergnügen fest, dass er vergessen hatte, das Fenster zum Unterrichtsraum zu schließen. Den ganzen Tag hatte der unermüdliche Nordwind Zeit gehabt, feinen Sandstaub, den er aus der Wüste mitbrachte, hereinzuwehen und im ganzen Raum zu verteilen. Verärgert holte Parnag den zerfaserten Strohbesen aus dem Schrank, in dem er auch seine wenigen Lehrutensilien verstaut hielt. Er musste sogar etwas Sand aus dem Rahmen des Fensters fegen, damit er es schließen konnte. Er zündete die tönerne Öllampe an, in deren warmem, flackerndem Licht er sich daranmachte, die Tische und Stühle abzuwischen, die Wandregale und die zerlesenen Bücher darauf zu reinigen und schließlich den Sand auf dem Boden zusammenzukehren.
Danach blieb er müde auf einem der Stühle sitzen und starrte vor sich hin. Das unruhige Licht, dieser Raum bei Nacht – auch das rührte an die Erinnerungen, die der Besuch im Haus des Ostvan wachgerufen hatte. Hier waren sie früher oft gesessen, hatten einander aus Büchern vorgelesen und das Gelesene diskutiert, Satz für Satz und voller Leidenschaft, und es war mehr als einmal Morgen geworden darüber. Und dann hatte er plötzlich die kleine Gruppe aufgelöst, von heute auf morgen. Und er hatte es danach stets vermieden, abends in diesem Raum zu sein.
Die Bücher besaß er noch immer. Sie standen in einem dunklen Winkel auf dem Dachboden, eingeschnürt in einen alten, löchrigen Sack und unter Brennmaterial verborgen. Er war fest entschlossen, sie niemals mehr in seinem Leben auszupacken und es seinem Nachfolger zu überlassen, sie zu entdecken oder auch nicht.
Unglücklich wird, wer beginnt, am Kaiser zu zweifeln.
Seltsam – er erinnerte sich plötzlich, dass ihn dieser Satz schon als Kind von allen Lehren am meisten beschäftigt hatte. Wahrscheinlich war der Zweifel eine Krankheit, mit der er bereits auf die Welt gekommen war, und es war seine Lebensaufgabe, dagegen anzukämpfen. Vertrauen zu lernen. Vertrauen! Er war weit davon entfernt zu vertrauen. In Wahrheit, dachte er bitter, begnüge ich mich damit, mich von dem ganzen Thema einfach fern zu halten.
Unglücklich wird, wer beginnt, am Kaiser zu zweifeln. Und er bringt auch Unglück über alle, die mit ihm zu tun haben.
Damals war es ein Sieg gewesen, sich diese Bücher zu beschaffen. Er hatte einen Freund, der eine Reise in die Hafenstadt unternahm, überreden können, sie zu besorgen, und im Jahr darauf hatte er die Bücher mit einem Triumphgefühl ohnegleichen in Empfang genommen. Eine unermessliche Summe Geldes hatte er dafür bezahlt, aber das war es ihm wert gewesen. Er hätte auch seinen rechten Arm dafür gegeben, um diese Bücher zu besitzen, die von anderen Planeten des Reiches stammten.
Aber damit hatte er, ohne es zu ahnen, die Samen seines Zweifels in fruchtbaren Boden getan.
Zu seinem grenzenlosen Erstaunen fand er in diesen Büchern, die von drei verschiedenen Welten stammten, Haarteppichknüpfer erwähnt. Bisweilen stieß er auf Wörter und Ausdrücke, deren Bedeutung ihm unklar waren, aber die Beschreibung dieser obersten aller Kasten identifizierte sie eindeutig: Männer, die ihr ganzes Leben darangaben, um aus den Haaren ihrer Frauen und Töchter einen einzigen Teppich zu knüpfen, für den Palast des Kaisers.
Er erinnerte sich noch des Augenblicks, an dem er im Lesen innehielt und mit gefurchter Stirn aufsah und die rußende Flamme der Öllampe anstarrte, während sich in seinem Inneren Fragen formulierten, die ihn von da an nie mehr verlassen sollten.
Er begann nachzurechnen. Die meisten seiner Schüler erreichten niemals nennenswerte Fertigkeiten im Umgang mit großen Zahlen, aber selbst er, der das Rechnen zu seinen größten Stärken zählte, kam bald in Schwierigkeiten. Allein um Yahannochia lebten an die dreihundert Haarteppichknüpfer. Wie viele solcher Städte mochte es geben? Er wusste es nicht, aber auch bei vorsichtigen Schätzungen kam er auf atemberaubende Mengen von Haarteppichen, die die Händler alljährlich zur Hafenstadt schafften, um sie den kaiserlichen Schiffern zu übergeben. Und so ein Haarteppich war ja nicht gerade klein – mannshoch, mannsbreit, das galt als anzustrebendes Maß.
Wie hieß es in der Bundesformel der Haarteppichknüpfer? Jede Provinz des Reiches trägt das Ihre dazu bei, den Palast des Kaisers zu schmücken, und unsere Ehre ist es, die kostbarsten Teppiche des Universums zu knüpfen. Wie groß war dieser Palast, dass die Produktion eines ganzen Planeten nicht ausreichte, ihn mit Teppichen auszulegen?