»Die heutige Novelle ist die
Schwester des Dramas und die
strengste Form der Prosadich
tung.«
(Theodor Storm 1881)
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© 2019 Erk F. Hansen
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-752-89144-7
Zwar: Alle hatten ihr damals, am 25. Mai, zu ihrem sechsten Geburtstag gratuliert, ihre Eltern, Großeltern, ihre Schwester, ihre damaligen Freundinnen usw. - und doch war ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf geschossen, den sie seitdem immer wieder denken musste. Alle diese Menschen meinten es gut mit ihr, sie vertraute ihnen - was aber, wenn sie gar nicht wirklich an diesem Tag geboren wäre, sondern an einem anderen? Sie selbst konnte das nicht überprüfen, sie musste es einfach glauben, und dann… dann musste sie auch glauben, dass sie wirklich das Kind ihrer Eltern war und nicht ein fremdes Kind; dass das wirklich ihre Schwester war, oder ihre Großeltern (das mit den Freundinnen war noch am sichersten, dachte sie) - dieser Gedanke hatte sie damals, als Sechsjährige, plötzlich furchtbar beunruhigt, und Johanna konnte diesen Gedanken niemals ganz loswerden, auch jetzt, als, wie sie fand, schon fast erwachsene Frau nicht.
Johanna war die ältere, bedachtere, wohl auch sanftmütigere von beiden; doch ihre um knapp zwei Jahre jüngere Schwester, Julia, wusste die Menschen ihrer Umgebung für sich einzunehmen, war auch die umschmeicheltere, obwohl impulsivere; und hätte man die Sophokleische Antigone besetzen müssen, so wäre ihr sicherlich die Hauptrolle zugefallen, während Johanna die Ismene würde zu spielen gehabt haben. Doch: Es war in Ordnung so, und Johanna konnte ihre Schwester gut leiden, so verschieden sie auch sein mochten.
Früher, als sie noch kleiner waren, hatten sie viel miteinander gespielt, aber seit vielleicht einem Jahr war das anders, sie hatten sich auseinanderentwickelt. Julia war deutlich in der Pubertät, sie nervte nicht nur ihre Eltern, sondern oft genug auch ihre Schwester. - Johanna war ganz anders gewesen, als sie in Julias Alter war, aber auch ihre Freundinnen hatten in dem Alter kaum Interesse für Jungen gezeigt; ihre Freundinnen und sie wurden irgendwie auch von den Jungen - na, 'gemieden' war ein zu hartes Wort, man ging ihnen nicht aus dem Weg, natürlich nicht, aber sie wurden auch nicht gefragt, ob sie mitmachen wollten, wenn es um bestimmte Aktivitäten ging, im Wesentlichen ließ man sie und ihre Freundinnen in Ruhe, wo ihre Schwester überall mittendrin und dabei war, und Johanna fragte sich öfters: War sie anders? War etwas verkehrt mit ihr?
Wenn Johanna manchmal über sich und ihre Schwester nachdachte, so glaubte sie, dass ihre Eltern Julia lieber mochten als sie, jedenfalls mehr mit ihr anfangen konnten, weil Julia, wie ihre Eltern mit ihrem großen Freundes- und Bekanntenkreis, viel offener gegenüber anderen und überhaupt viel geselliger war als sie selbst, die sich immer ein bisschen befangen fühlte, wenn sie jemanden nicht oder nur wenig kannte, wo Julia keine Probleme damit hatte, Kontakte anzuknüpfen. - Sie war zwar schulisch besser, wurde dafür auch von ihren Eltern gelobt, natürlich, aber dass sie lieber für sich blieb irritierte ihre Eltern wohl mehr, als dass sie es verstanden.
Wenn Julia manchmal über ihre Schwester nachdachte, dann glaubte sie, dass ihre Eltern Johanna lieber mochten als sie, weil sie die Klügere und Bessere in der Schule war, aber auch sie war doch keine schlechte Schülerin, nur eben nicht so gut wie Johanna. Sie verstand auch nicht, dass es Johanna nicht langweilig wurde, so oft, wie sie allein war: Nie kam jemand zum Übernachten zu ihr, sie ging auch nicht zu einer Freundin, um bei ihr zu schlafen, Partys mochte sie nicht - aber trotzdem hatte sie ihre Schwester gern, klar, war ja schließlich ihre Sis.
Am bemerkbarsten wurde der Unterschied ihrer Charaktere, wenn Julia wieder einmal - denn Johanna war zwei Klassen über ihr - darum bat, ihr bei den Hausaufgaben zu helfen, was Johanna gern tat, denn sie war hilfbereit. Was sie jedoch nervte, war Julias innere Unruhe dabei, ihre Hektik, wenn sie Johanna ins Wort fiel, sobald sie glaubte verstanden zu haben - was zwar auch meist der Fall war -, wo Johanna aber gern den Gedankengang in Ruhe zuende ausgeführt hätte, mit dem sie ihrer Schwester einen Sachverhalt zu vermitteln versuchte. Julia sprang dann gleich zum nächsten Problem, das sie hatte, und Johanna versuchte dann wieder, erst einmal die Reichweite von Julias Verständnis zu erkunden, damit sie wusste, wo sie ansetzen sollte. »Wie bei den Gebrauchsanweisungen«, dachte sie einmal plötzlich bei sich: Wo sie selbst erst einmal die Gebrauchsanweisung, das Handbuch oder was auch immer studierte, bevor sie ein neues Gerät in Betrieb nahm, ein neues Handy etwa, da legte Julia sofort los, weil ihr die Geduld zum Lesen einer solchen Anleitung fehlte; sie fing einfach an, herumzuprobieren; fluchte, wenn etwas nicht so reagierte, wie sie es erwartete, probierte erneut - und hatte das neue Gerät mit dieser, wie Johanna fand, eher chaotischen Methode beinahe genauso schnell im Griff wie sie, denn Julia hatte ein gutes Gespür für Zusammenhänge, nicht nur auf technischem Gebiet. Bloß mit den Details, da hatte sie es nicht so, während sich für Johanna die Zusammenhänge eher über die Kenntnis der Details erschlossen.
Was Johanna störte, weil es auch ihr Verhältnis zu Julia belastete, war, dass ihre Eltern es sich manchmal nicht verkneifen konnten, Julia mit dem Hinweis auf ihre, Johannas, besseren Schulnoten zu mehr Konzentration auf die Schule anzuhalten und nicht bloß beim Sport sich anzustrengen. »Ich bin eben nicht so schlau wie Johanna«, antwortete Julia daraufhin oft bockig und sah dann auch ihre Schwester böse an. Johanna glaubte das nicht verdient zu haben, Julia war Julia und sie war sie, und Julia kam doch auch zurecht, was sie ihren Eltern auch sagte, die das aber doch nur halb und eher widerwillig einsehen wollten.
Was Julia störte, weil es auch ihr Verhältnis zu Johanna belastete, war, dass ihre Eltern es sich manchmal nicht verkneifen konnten, Johanna mit dem Hinweis auf ihre, Julias, außerhäuslichen und sportlichen Aktivitäten zu mehr Kontakten und Unternehmungen mit ihren Freundinnen anzuhalten. Johanna war nun einmal nicht so gesellig veranlagt wie sie, und Johanna durfte erwarten, das man das respektierte, fand sie; sie kam gut zurecht, auch wenn Julia insgeheim fand, dass ihre Schwester kein Leben habe, weil sie ständig am ihrem Schreibtisch saß und arbeitete oder las oder – ach, egal.
Julia liebte Sport. »Da kann man sich endlich mal austoben, sonst sitzt man sich ständig nur seinen Hintern platt und lässt sich zulabern, das macht einen wahnsinnig.« »Mich nicht«, hatte Johanna geantwortet, aber sie war auch nicht gut in Sport. - Als sie beide beim Essen von ihren Eltern gefragt wurden, was sie sich denn zu Weihnachten wünschen würden, hatte Julia sofort gesagt: »Ich möchte im Sommer einen Surfkurs machen«, während Johanna gesagt hatte, sie wünsche sich bestimmte Bücher, sie würde sie ihren Eltern aufschreiben. Und da hatte sie wieder gemerkt, dass ihre Eltern mehr mit Julias Interessen anfangen konnten als mit ihren; ein Surfkurs war klar, darunter konnten sie sich was vorstellen, aber von Büchern wussten sie nichts, Johanna musste immer genau aufschreiben, was sie haben wollte, und ihre Mutter bestellte die Sachen dann in der Buchhandlung.
Julia wollte nicht verstehen, wie man sich immer nur Bücher wünschen konnte, Johanna war eine richtige Leseratte. Natürlich las auch sie, aber sie lieh sich die Sachen bei ihren Freundinnen aus, Fantasyromane zumeist, las sie durch und gab sie dann zurück, sie musste die Sachen nicht unbedingt selbst haben. Ihre Lieblingsbücher schon, na klar, aber alles andere… Johanna dagegen wollte immer alle Bücher, die sie las, selbst besitzen, der Regalplatz in ihrem Zimmer wurde schon bedrohlich knapp, fand Julia, und dann die Sachen, die ihre Sis las, das war doch nichts zum Entspannen, das war immer so ein hochgeistiger Kram, fand sie. Manchmal zeigte Johanna ihr eine Stelle, die sie lesen sollte, und fragte: »Das ist doch toll, oder?« - und sie sagte ja, denn sie wollte ihre Schwester nicht enttäuschen, aber wirklich etwas anfangen mit dem, was sie da gelesen hatte, konnte sie nicht, sie fand es einfach abgehoben.
Was ihren Musikgeschmack anging, waren sich Johanna und Julia dann aber doch relativ ähnlich, hörten die gleichen Gruppen, tauschten ihre Musik aus; hatten einige Gruppen auch durch ihren Vater für sich entdeckt, der ein Metalfan war und der manchmal aufseufzte, wenn Johanna oder Julia ihn baten, doch auch für ihre Freundinnen ein paar CD‘s zu brennen, die er besaß - sie wussten, dass er sich eigentlich insgeheim darüber freute, dass er ihnen Musik nahebringen konnte, die er für gut hielt, und Metal war gut, da handgemachte, ehrliche Musik, da hatte er recht.
Johanna war am liebsten für sich, zog sich gern zurück, genügte sich meist, las, malte, schrieb Tagebuch, kümmerte sich um ihre Schulsachen, nahm ihre Hausaufgaben ernst, beobachtete die Menschen mit stillem Interesse, war aber auch gern mit ihren - wenigen - Freundinnen zusammen, in der Schule oder am Wochenende. Und sie fühlte sich wohl dabei, denn allzu große, laute Menschengruppen mochte sie nicht, es gab ihr ein Gefühl von Verlorenheit.
Julia dagegen war in einem Alter, in dem sie es schlecht mit sich selbst aushielt: Es war ihr langweilig zuhause, allein mit ihren Eltern und ihrer Schwester, es musste immer etwas los sein; ihre Hausaufgaben erledigte sie eher widerwillig und hastig, machte sie am liebsten zusammen mit ihren Freunden, war gern beim Sport; kaum ein Wochenende, an dem sie nicht irgendwo bei Freunden übernachtete oder ihre Freundinnen bei sich schlafen ließ.
Das störte Johanna, die ihr Zimmer wie Julia im Dachgeschoss ihres Hauses hatte, zwar manchmal, wenn es denn doch allzu laut wurde - ihre Eltern schritten dann aber meist ein -, aber ihre Schwester schloss sie nicht aus, denn ihre Sis mochte sie, Julias Freundinnen schätzten sie ebenfalls, trotz, oder vielleicht auch wegen ihres manchmal recht stillen Wesens, und so saßen sie oft genug alle zusammen in Julias Zimmer, das größer war als das Johannas, und hörten Musik, erzählten sich.
Julia hatte nahezu alle Wände ihres Zimmers mit Postern und Fotos vollgeklebt, Fotos aus allen Epochen ihres bisherigen 13-jährigen Lebens, von frühen Kinderbildern bis in die Gegenwart; viele der Bilder zeigten sie lachend inmitten ihrer Freunde an verschiedensten Orten, auf manchen posierte sie allein oder zusammen mit ihrer besten Freundin - diesen Fotos war die warme, herzliche und vertraute, auch vertrauliche Freundschaft zwischen den beiden Mädchen abzulesen, wobei sich Johanna insgeheim manchmal darüber wunderte, denn auch diese beste Freundin ihrer Schwester, Dagmar, wirkte auf sie eher ruhig und besonnen, also ganz das Gegenteil von Julia. »Sie sagt mir, wer ich bin und was ich eigentlich will, wenn ich es vergessen habe«, hatte Julia einmal über sie gesagt.
Johanna mochte es nicht, wenn ihr Zimmer unordentlich aussah; nach Beendigung der Hausaufgaben räumte sie alles sauber weg, ordnete die nicht mehr benötigten Bücher und Hefte in die passend beschrifteten Ablagen ein und packte ihre Schultasche für den nächsten Tag. Julia war da ganz anders: Morgens wurde hastig in die Schultasche geworfen, was sie für den Tag brauchte, fluchend suchte sie manchmal noch ein wichtiges Heft oder Arbeitsblatt, fand es irgendwo im Zimmer, oft erreichten die beiden Schwestern deswegen erst im letzten Moment ihren Bus zur Schule.
Julia fand das Zimmer ihrer Schwester langweilig; alles war immer so ordentlich, alles an seinem Platz, es lag nichts auf dem Fußboden herum - sie fand, dass ihr Zimmer viel wohnlicher, gemütlicher war als Johannas Zimmer, machte sich manchmal über deren Ordnungsliebe lustig, bewunderte sie aber auch dafür. »Ich kriege das einfach nicht hin«, sagte sie dann.
So einträchtig sie auch meistens miteinander auskamen, so deutlich wurden ihre unterschiedlichen Interessen, wenn wieder einmal das »Hüh-Hott-Spiel« zwischen ihnen ausbrach, wie ihr Vater es einmal genervt genannt hatte, und das sich plötzlich an so einfachen Fragen entzünden konnte, wie: Wollt ihr chinesisch oder italienisch essen gehen?, oder: Wollt ihr euch zuerst dies angucken, oder das?, oder: Wer will zuerst drankommen?, oder: Wer von euch übernimmt welche Aufgabe? usw. - Manchmal waren sie sich von vornherein einig, aber oft brach in solchen Situationen die völlig unterschiedliche Meinung der beiden Schwestern hervor, was rasch in einen wirklichen Streit hätte eskalieren können, wäre ihr Vater nicht mit einem energischen »Stopp!« dazwischengefahren und hätte dann von sich aus bestimmt, wie es zu laufen habe. Johanna hatte das Gefühl, dass er dabei Julia, als die jüngere, bevorzugte, während Julia das natürlich umgekehrt sah - das war das »Hüh-Hott-Spiel«, das sich in dieser Frage zwischen ihnen beiden fortsetzte, diesmal ohne vom Vater gelöst zu werden; dabei mochte Johanna keinen Streit, empfand Julia als viel streitsüchtiger, gab um des lieben Friedens willen oft ihrer Schwester nach, nur um ihr anschließend heimlich zu grollen - blöd.
Manchmal lief Julia herum wie ein Papagei, fand Johanna, mit ihren schwarzen Strumpfhosen und der knappen Shorty, dazu ihre verschiedenfarbigen Chucks und die sehr engen T-Shirts - hatte sie es denn nötig, sich so aufzudonnern? Schminken tat sich Julia auch - wobei Johanna insgeheim zugeben musste, dass ihre Schwester das sehr geschickt, ja geschmackvoll machte. Sicher, ihre Schwester pubertierte, wünschte sich einen Freund, verliebte sich alle Naslang in einen anderen oder bildete sich zumindest ein, verliebt zu sein - wie kam es, dass sie, Johanna, so ganz anders war?
Johanna hatte überhaupt keinen Geschmack, fand Julia, sie kleidete sich immer so langweilig, so bieder, so uncool; nur wenn ihre Schwester mit ihren Freundinnen shoppen war, kam sie auch mal mit einem Kleidungsstück nach Hause, das nicht ganz so daneben aussah, aber wirklich toll war's trotzdem nicht. Auch Schminken tat sich Johanna nie - wollte sie denn überhaupt nicht gefallen? So würde doch keiner der Jungs nach ihr gucken - dass einer tatsächlich mal zu ihr gesagt hatte, dass er ihre Schwester langweilig fände, hatte Julia lieber für sich behalten, sie wollte ihre Schwester nicht verletzen. - Vielleicht sollte sie mal stärker beratend tätig werden für Johanna, bei der nächsten Shoppingtour; ja, sie würde mal mit ihr losziehen und sie anständig einkleiden, beschloss Julia bei sich.
Julia konnte essen, was sie wollte, sie blieb gertenschlank, und darauf war Johanna, die aufpassen musste, dass sie ihr Gewicht hielt, neidisch. Und ihre Schwester war eine Naschkatze: Schokolade, Gummibärchen, Chips... Julia brachte es fertig, eine ganze Tafel Schokolade auf einen Schlag aufzuessen und dazu noch fast einen Liter Cola zu trinken, ohne dass es ihr etwas ausmachte, aber sie trieb auch viel Sport. Sie, Johanna, durfte sich das nicht erlauben, leider.
Julia wunderte sich manchmal über die Konsequenz ihrer Schwester. Johanna achtete sehr auf ihre Ernährung, legte Wert auf frisches Gemüse und Obst, mochte keine Fertiggerichte. - Was gab es Schöneres, als mit seinen Freunden auf einen Burger oder eine Pizza in der Dönerbude vorbeizuschauen? Johanna und ihre Freundinnen machten das nie, oder doch nur sehr selten, dabei war ihre Schwester nicht dick oder so. Auch konnte man sie kaum zum Naschen verführen, wenn Johanna bei ihr im Zimmer saß und sie von ihren Vorräten etwas herbeiholte - schade.
Johanna fand es sehr nervig, wenn Julia einmal krank war; sie hatte kaum die Geduld, einfach mal im Bett liegenzubleiben und sich auszukurieren, jammerte viel, wollte jeden Augenblick etwas gebracht haben, das sie dann doch, wenn es sich um Nahrung handelte, nicht zu sich nahm - kurz: Sie hielt die Familie mit ihrer Erkrankung in Atem. Früher, erinnerte sich Johanna, war es aber noch schlimmer gewesen, da war Julia, wenn sie Fieber hatte, nachts geschlafwandelt, hatte Angstzustände, konnte kaum geweckt werden, sprach wie eine Irre; das hatte die gesamte Familie verstört, wenn der Kinderarzt auch gemeint hatte, da müsse man sich keine Gedanken machen, das käme vor. Zum Glück war sie nur selten krank.
Julia bewunderte die Geduld, die Johanna aufbrachte, wenn es ihr einmal nicht gut ging, sie Fieber hatte oder so, was zum Glück nur selten vorkam. Wenn sie dann aber einmal krank war, blieb sie eisern im Bett liegen, schlief viel, kurierte sich aus, wollte nicht, dass man sich weiter um sie kümmere, das werde schon wieder; selbst ihre, Julias, Gesellschaft ertrug sie dann nur kurze Zeit, wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Und anscheinend funktionierte das, denn Julia konnte sich nicht erinnern, dass ihre Schwester schon einmal länger als bloß einen Tag in der Schule gefehlt hätte.
Johanna fand Julia manchmal schlicht und einfach aufdringlich: Was ging es ihre Schwester an, ob sie verliebt war, einen Freund hatte oder was auch immer? Sie mochte nicht gern über solche Dinge reden, auch unter ihren Freundinnen wurden solche Sachen nur selten thematisiert, einen Freund hatten sie alle nicht, mit ihren 14, 15 Jahren, sie fanden alle, das sei ja auch noch ziemlich früh – worüber Julia, als sie ihr das einmal sagte, schlicht gelacht hatte. Nun gut, ihre Schwester hatte auch sehr früh angefangen, sich für Jungen zu interessieren, was besonders ihrem Vater Gedanken machte, so dass Johanna ihn ab und zu beruhigen musste: Julia wusste schon, was sie tat, da war sie sich sicher, trotzdem.
Julia wusste, dass sie ihre Schwester nicht direkt darauf ansprechen konnte - Johanna war in dieser Hinsicht eigentlich ziemlich verklemmt, fand sie -, aber sie hatte schon öfter hinten herum versucht, herauszukriegen, ob ihre Schwester nicht jedenfalls verliebt sei; dass sie keinen Freund hatte war sicher, das wäre ihr von ihren Kumpels schon zugetragen worden, wenn dem so wäre, auf ihre Informationsquellen konnte sie sich verlassen. Sie könnte vielleicht sogar was für ihre Schwester tun, aber Johanna lehnte jedes Gespräch in diese Richtung ruhig, doch ziemlich bestimmt ab.
Eines Tages vor dem Abendessen erhob sich ein großer Streit zwischen ihnen. - Die beiden Schwestern saßen zusammen und sprachen über den Vorschlag ihrer Eltern, sich eine neue, gerechtere Taschengeldregelung für sich zu überlegen. Da sagte die schöne Julia: »Ich finde, wir sollten beide genau gleich behandelt werden.« Da sprach Johanna: »Wie kann das sein? Ich bin zwei Jahre älter als du.« Julia erwiderte: »Aber ich brauche genauso oft neue Klamotten wie du, und ich möchte genauso oft ins Kino gehen können wie du.« Da antwortete Johanna: »Aber ich habe sagen hören, dass in anderen Familien die jüngeren Geschwister weniger Taschengeld bekommen als die älteren. Warum also sollte es bei uns anders sein?« Da geriet die schöne Julia in großen Zorn: »Du musst darauf verzichten, als große Schwester bevorzugt behandelt zu werden. Verschone mich mit dem, was ich eben von dir gehört habe. Deine Überheblichkeit sollte ich mit Recht übergehen.« »Du willst zu hoch hinaus«, sagte die ältere der Schwestern, »jetzt möchte ich wissen, ob Mama und Papa dir ebenso viel Taschengeld geben werden wie mir.« Die beiden jungen Damen waren in sehr zorniger Stimmung. Da sagte Julia: »Und das muss gleich geschehen. Du sollst noch heute sehen, dass ich genau so viel wert bin wie du, deshalb will ich mich nicht herabsetzen lassen.«
Die Eltern wunderten sich, was geschehen sein mochte, dass man die Schwestern so zerstritten sah und nicht einig wie früher. Die Mädchen und ihre Eltern trafen vor der Haustür aufeinander und klagten also ihr Leid. Da sagte ihr Vater zu ihnen: »Johanna ist die ältere und darf zum Beispiel abends länger aufbleiben als du, Julia, auch dürfte sie länger wegbleiben, wenn sie das möchte, während du um zehn Uhr zuhause sein musst. Ihr wollt euch aber beide mal was zum Anziehen kaufen können oder essen gehen oder sonstwas, und da, denke ich, sollte man euch tatsächlich gleich behandeln und euch gleich viel Taschengeld geben. Wir müssen nur noch klären, wieviel, aber darüber reden wir beim Abendbrot, ja?« - Da waren die Mädchen wieder froh, denn beide hatten ihr Recht bekommen und schien ihnen die Entscheidung ihres Vaters gerecht zu sein.
Ihre Eltern sprachen zuhause Plattdeutsch miteinander, aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurde aber mit ihnen seit jeher Hochdeutsch gesprochen; dies galt so auch von allen ihren Verwandten, so dass bei Familienfeiern zum Beispiel alle miteinander Platt redeten, sobald aber das Wort an Julia oder sie gerichtet wurde, das Hochdeutsche benutzt wurde. Julia hatte das nie gestört, soweit sie wusste, aber sie selbst empfand das als eine Art Ausgrenzung: Warum wurden sie anders behandelt als alle anderen, warum wurde nicht mit ihnen Platt gesprochen wie mit jedem anderen aus der Verwandtschaft auch? Im Gegensatz zu Julia konnte sie aktiv Platt sprechen, hatte aber natürlich kaum Gelegenheit, das zu nutzen, und wenn, dann bekam es einen folklorehaften Charakter, der es ihr verleidete, so dass sie oft einfach schwieg. – Noch schlimmer war es mit dem Friesischen, das ihre Verwandtschaft aus Utersum sprach; hier hatte sie sogar Schwierigkeiten mit dem bloß passiven Verstehen, doch auch ihre Eltern sprachen kein Friesisch, verstanden es aber jedenfalls problemlos, und als Nieblumerin hätte sie es so oder so nicht gelernt in ihrer Kindheit, denn Nieblum sprach Platt; das mit dem Friesischen war also in Ordnung so.
Vielleicht hatte es mit der Schule zu tun: Waren ihre Eltern der Meinung gewesen, es sei besser, mit ihnen Hochdeutsch zu sprechen, damit sie es in der Schule leichter hatten? Tatsächlich hatten sie beide in der Grundschule zu den Klassenbesten gehört, aber hatte das seinen Grund darin, dass die anderen zuhause Platt oder Friesisch sprachen? Johanna wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie zu den wenigen gehörte - wie später auch Julia -, die auf das Gymnasium gewechselt waren. Ansonsten hatte sie wenig Erinnerungen an ihre Grundschulzeit; sie erinnerte sich zum Beispiel daran, dass sie einmal zu einem Geburtstag in Borgsum eingeladen war, bei Zwillingen, wie hießen die noch; nach dem Kuchenessen waren sie alle zur Lembecksburg gegangen, um dort zu spielen, hatten sogar angefangen, eine Höhle in den Wall zu graben - genauso verrückt wie die Löcher, die sie in Goting in's Kliff gegraben hatten als Kinder, um darin zu spielen oder vielleicht sogar ein steinzeitliches Gerät zu entdecken, damals hatte man sich noch keine Gedanken gemacht; heute wäre das undenkbar, jede Sturmflut würde dankbar solche Höhlen weiter aufgewühlt und meterweise Kliff mit weggerissen haben - wer weiß, für wieviel Landverlust sie und ihre damaligen Freunde aus der Grundschule verantwortlich waren.
Woran Johanna sich mit besonderem Vergnügen erinnerte, das war der jährliche Jahrmarkt in Wyk, immer am dritten Oktoberwochenende. Und wie groß er ihr erschienen war, als sie noch kleiner war, früher, vom Parkplatz, die ganze Hafenstraße hinunter bis zum Rathausmarkt, wo der Autoscooter stand! Sie musste lächeln, wenn sie daran zurückdachte und ihn mit heutigen Augen sah: klein, aber sehr, sehr nett. Und was es immer gegeben hatte: Aal hatte man gegessen; geräucherten, fetten Aal, Johanna liebte ihn noch heute, leider gab es ihn selten zu essen, aber eben immer zum Jahrmarkt. Und die Äpfel in rotem, hartem Zuckersirupmantel, in die man sich immer erst irgendwie einen Anfang hineinbeißen musste, bevor man sie essen konnte. Und Kokosnussstücke: Wie hatte sie immer fasziniert, wie der Mann in seinem weißen Stand geschickt die Kokosnüsse knackte und mit affenartiger Geschwindigkeit lauter gleiche wohlgeformte Stücke aus ihnen gewann; Papa musste immer mühsam mit Hammer und Schraubenzieher eine Nuss aufbrechen, wenn einmal eine gekauft worden war für Zuhause. Und die Zukkerwatte am Stiel, duftig, wolkig aussehend und weiß, und sehr süß, wo die Erwachsenen lieber einen Glühwein tranken. Und Lose hatte ihr Vater immer für sie gekauft an der großen Losbude mit den vielen Tieren ungefähr in der Mitte der Hafenstraße, und immer hatten die Lose nicht gereicht, um etwas zu gewinnen, es mussten immer einige nachgekauft werden, bis es klappte… Und dann die Karussells, und die Schießbuden, wo es galt, mit dem Luftgewehr die weißen Tonröhrchen zu treffen, um eine Plastikblume zu schießen. - Der Jahrmarkt war Treffpunkt für die ganze Insel, hier lief einem jeder mal über den Weg, ihre Eltern kamen kaum voran, standen und schnackten, was Julia und sie oft ungeduldig werden ließ, wenn sie unbedingt auf einer der Attraktionen mitfahren wollten und es nicht voranging, sie aber auch noch zu klein waren, um schon selbstständig loszuziehen. Der Geruch der Kindheit strömte aus diesen Erinnerungsbildern, und Johanna erinnerte sich gern daran, wie an das bunte, glitzernde Licht und die Geräusche überall in der sonst dunklen Kälte dieser Oktoberabende auf Föhr.
Auch ihre anderen Erinnerungen bezogen sich mehr auf außerschulische Begebenheiten als auf die Schule selbst. Als 'Papaoma' noch lebte - vor einigen Jahren war sie früh gestorben, Julia und sie hatten nicht mit zur Beerdigung gedurft, weil ihre Eltern damals meinten, sie seien noch zu jung dafür -, war sie immer für ihre Oma einkaufen gegangen.
»Töv, dor löpt jüst Johanna, ick mut er gau wat fragen« - Johanna blieb stehen, als sie ihren Namen nennen hörte. »Johanna, Oma braucht wieder ein paar Sachen, kannst du die eben holen und ihr bringen? Das wäre lieb von dir.« »Kann ich schon machen«, antwortete sie und streckte die Hand aus, denn dabei handelte es sich um ein schon oft vollzogenes Ritual: Johanna empfing den Einkaufszettel von Oma, schnappte sich den Einkaufskorb und rannte um die Ecke zum Laden, um die Sachen zu besorgen. Um Geld musste sie sich praktischer Weise nicht kümmern, für Oma lag ein Buch an der Kasse, wo alle ihre Einkäufe eingetragen und monatlich abgerechnet wurden, aber damit hatte sie nichts zu tun. - Wie immer waren die paar Dinge, die ihre Oma brauchte, in ihrer zittrigen Handschrift in Sütterlin auf dem Zettel notiert, was Julia immer als Argument dafür benutzte, dass sie auf gar keinen Fall für Oma einkaufen gehen konnte, weil sie deren »altdeutsche Schrift« nicht lesen könne.
Oma wollte offenbar einen Kuchen backen, denn es standen hauptsächlich Backzutaten auf dem Zettel, aber auch »Wurst«, was Johanna wieder ärgerte, denn so musste sie aussuchen, welche Sorte, und ihre Oma war krüsch. Wie oft hatte sie der Oma schon gesagt, sie solle genau aufschreiben, was sie brauche, aber dann stand doch wieder nur »Wurst« oder »Käse« auf dem Zettel - na, inzwischen wusste sie um die Sorten, die ihre Oma mochte und nahm diesmal Bierschinken.
Vor allem die Sommer erinnerte sie als schön; wie oft waren sie und Julia zum Strand gelaufen, um zu baden oder in's Watt zu gehen, um dort zu spielen, von ihren Eltern ermahnt, nicht zu weit hinauszulaufen, um nicht von der aufkommenden Flut überrasccht zu werden, die den kleinen Priel vor dem Nieblumer Strand rasch füllte. - Die Winter waren anders; nicht allzu häufig kam es vor, dass der Ententeich im Ort zufror, so dass man Schlittschuh laufen konnte, oder, was auch vorkam, mit den Jungs Eishockey spielen. Ebenfalls selten waren, zum Glück, die Sturmfluten, die dann regelmäßig den Hafen in Wyk überschwemmten, so dass die Schiffe einige Tage lang nicht nach Dagebüll oder von dort nach Wyk fahren konnten und manches Lebensmittel in den Läden ausverkauft war. An eine Flut konnte sie sich aber deutlich erinnern: Ihr Vater war bei der Freiwilligen Feuerwehr in Nieblum, und einmal, nach einem Einsatz am Oldsumer Deich draußen, wo die Flut ein Loch in die Böschung zu reißen drohte, hatte er sie und Julia, die das unbedingt auch sehen wollte, obwohl sie noch klein war, mitgenommen; nicht an den Oldsumer, aber an den Midlumer Deich, um ihnen die Sturmflut zu zeigen, die da draußen wütete: War schon die Autofahrt dorthin beeindruckend - der Wagen wurde von den Böen durchgeschüttelt, der Regen raste gegen die Scheiben, dass die Scheibenwischer kaum die Sicht verbessern konnten, aber ihr Vater kannte sich in der Marsch sehr gut aus und brauchte nicht viel zu sehen, und Julia und sie saßen ganz still hinten auf der Rückbank -, Johanna hatte noch nie eine Sturmflut so bewusst erlebt wie dieses Mal: Sie konnten kaum den Deich hinaufkommen, so sehr drückte der Wind von schräg links vorne, aber als sie die Deichkrone erreichten, wurde es schier unerträglich; mit solcher Gewalt fasste der Wind sie an, dass sie sich erinnerte, sich am Bein ihres Vaters festgehalten zu haben: Kaum einen Meter unter ihnen tobte das Wasser, die Gischt spritzte ihnen in's Gesicht; ihr Vater hatte Julia vor sich genommen und hielt sie ganz fest; eine einzige grau-weiße brodelnde Fläche, dazu das Heulen des Windes, so dass Johanna Angst bekam, aber nichts sagte, denn auch Julia blieb ganz still am Vater. Sie schmeckte das Salz auf ihren Lippen, sie fror erbärmlich, aber was sie sah, faszinierte sie auch, daran konnte sie sich genau erinnern; wie gut, dass der Deich da war, dachte sie, und Papa würde schon auf sie aufpassen, dass ihnen nichts passierte.
Bei dieser Erinnerung stieg Johanna lebhaft das Bild der brodelnden See wieder in's Gedächtnis, sie erinnerte sich auch, dass sie den Horizont gesucht, aber nicht gefunden hatte, es war einfach eine einzige, tobende, grauweiße Wasserwüste, die sie sah, und dann erst wurde es ihr bewusst, wie laut es war, denn ihr Vater schrie ihnen etwas zu, das sie nicht verstand; er wiederholte es: dass vor eine Stunde Hochwassr gewesen sei und das Wasser schon zurückgehe, das Schlimmste sei vorbei, morgen würde auch der Wind nachlassen, es sei Gott sei Dank nichts passiert heute, Gott sei Dank.
»Johanna, träumst du?« - ihr Lehrer hatte sie angesprochen, hatte er sie was gefragt? Die Klasse lachte wohlgefällig, er lächelte sie an und nahm eine andere Schülerin dran. Wie lange hatte sie vor sich hin geträumt? Sie sah auf ihre Uhr, die Stunde war bald herum, Deutsch, sie lasen Storms »Schimmelreiter«. Das Buch gefiel ihr, viele in der Klasse fanden es dagegen langweilig, sie stellte sich Hauke und Wienke in der gleichen Situation vor, wie er seiner Tochter die tobende See zeigte, doch Wienke hatte Angst gehabt, sie nicht. Und Julia auch nicht: Ob sich ihre Schwester noch an diese Situation erinnern konnte? Sie musste sie doch mal fragen nachher, zu Hause. Und Wienke hatte Haustiere, die Möwe Claus, den Hund; sie und Julia hatten keine Tiere, schade.
*
So, jetzt fehlte nur noch die Hausaufgabe in Deutsch, dann wäre sie fertig. Ein Gedicht von Storm war zu interpretieren, sie brauchte keinen ausformulierten Aufsatz zu schreiben, Stichworte genügten, und so nahm Johanna die Kopie des Gedichts, das der Lehrer ausgeteilt hatte, vor sich und las den Text ein paar Mal in Ruhe durch; ein ihr unbekanntes Wort im ersten Vers war als Fußnote erklärt. - Es gab ein lyrisches Ich, das allerdings erst am Beginn der 3. Strophe sich zu erkennen gab und somit offenbar in den ersten beiden Strophen seine Wahrnehmung der Naturumgebung beschrieb, irgendwo an der Nordseeküste, bei Husum wohl, im Anbruch der Abenddämmerung und damit bei nur noch schwachem Licht, was das Farbadjektiv am Beginn der 2. Strophe erklärte; hier hatte Storm auch eine Alliteration benutzt. Gab es weitere Stilmittel? Sie fand noch eine Inversion in der 4. Strophe sowie eine Onomatopoesie. – Was war mit der Form? Dreihebige Jamben… nein, dann Daktylen… also: Jamben und Daktylen gemischt, gut; unvollständiger Kreuzreim, was das mit dem Inhalt zu tun hatte musste man noch sehen. Regelmäßig alternierende Kadenzen: männlich – weiblich.
Tja… Die Schlussverse geheimnisvoll, unwirklich, gab es weitere Motive der Art? Strophe 1 nein, Strophe 2 - ah, der Vergleich mit dem Traum, das »geheimnisvoll« der 3. Strophe, die 4. Strophe… insgesamt eine Todesmetaphorik? Nein, nicht unbedingt. Was noch? Zunahme der irrealen Motive zum Ende hin, ok. Es wird Nacht… ah: Optische Wahrnehmungen in den ersten beiden Strophen, dann nur noch akustische, klar. (Aber wessen Stimmen waren das?)
Das Gedicht fing mit einem realen Naturbild an und wurde dann zunehmend irrealer, Johanna schrieb »poetischer Realismus« auf ihr Blatt, unterstrich diese Erkenntnis, das war wie im »Schimmelreiter«. Das Schwanken im Versmaß, das Reimschema, das nur halb bestimmt war - beides passte zu diesem Übergang, dieser Grenze zwischen Tag und Nacht, Realität und Fiktion. Hmm… ablaufendes Wasser, da das Watt noch feucht war, an der Grenze zwischen Wasser und Watt die Vögel, Möwen wohl, jedenfalls war das so im »Schimmelreiter«, das lyrische Ich an der Grenze vom Festland zum Watt - und an der Grenze vom Leben zum Tod? Johanna kam das etwas arg spekulativ vor, aber ansonsten war sie zufrieden, für eine Hausaufgabe war das genug, sie konnte schon aufhören, zum Bezug auf die Novelle würde ihr dann schon was einfallen, wenn sie drangenommen würde. - Was ihr an der Novelle besonders gefiel, war die Art und Weise, wie Hauke und Elke zueinander gefunden hatten, und wie geduldig sie aufeinander warten konnten - sie mussten sehr viel Vertrauen zueinander haben. Warum aber hatte Storm sie mit einem kranken Kind gestraft? Wienke war unschuldig, Elke doch auch, und Hauke würde seine Hybris schließlich mit seinem Leben bezahlen, warum also noch das kranke Kind? Doch wohl nicht als Strafe für Haukes angebliche Beleidigung Gottes? Denn dass Wienke von den anderen Bewohnern des Kooges so gesehen wurde, hatte Storm auch nicht recht herausgearbeitet, fand Johanna. Schade, dass man ihn nicht mehr fragen konnte, was er sich dabei gedacht hatte.
Am Abend war Julia beim Sport, Johanna langweilte sich ein bisschen, zum Schlafengehen war es noch zu früh, sie sah aus ihrem Zimmerfenster auf die Birke, die davor wuchs, immer höher wurde und irgendwann drohte, ihr Zimmer zu verdunkeln. Trotzdem mochte Johanna den Baum, sie hatte sich an seinen Anblick gewöhnt, die helle Rinde, die frühlingshaft grünen Blätter… Und plötzlich kam ihr der Gedanke, ob nicht auch sie ein Gedicht schreiben könne, über ihre Birke zum Beispiel, und sie setzte sich noch einmal an den Schreibtisch und dachte nach.
Zwei Stunden später hatte sie ein Gedicht geschrieben, das ihr gut gefiel (logisch, sie war ja auch die Autorin):
Ein neues Grün belebt der Birken schlanke Krone,
In ihren Zweigen finden Vögel friedlich
Und in Paaren täglich träumend sich –
Hellen Klängen horcht das Herz.
Winter dem Wind weicht:
Das lauschende Lächeln der Liebe
Möchte im milderen Kusse sich finden;
Ruhende Rehe behüten das reine Gesicht.
*
Die Klasse traf sich am Anleger zum Frühschiff, das sie um kurz nach 6 Uhr nach Dagebüll bringen sollte und schon durch einen Gabelstapler beladen wurde. Nur wenige Autos standen auf dem Anleger, um auf's Festland überzusetzen. Noch war die Luft kalt, Ende März, Johanna fröstelte, aber es würde ein schöner Tag werden, der Horizont hinter dem Anleger leuchtete bereits orangerot auf, in etwa einer halben Stunde würde die Sonne aufgehen, ruhig lag das auflaufende Wasser der Frühe, einige Möwen dümpelten träge vor sich hin. Klassenausflug nach Husum, auf den Spuren Storms, Johanna freute sich darauf, weniger wegen Storm, sondern eher wegen der freien Zeit, die sie in der grauen Stadt am grauen Meer haben würden, denn den Besuch im Storm-Museum stellte sie sich eher langweilig vor - abwarten.
Ihre Eltern hatten ihr etwas Geld mitgegeben, zum einen, um auf dem Schiff zu frühstücken, denn sie hatte zuhause so früh noch nichts essen mögen, dann auch, um sich in der Stadt etwas kaufen zu können, falls sie was Schönes fände. - Auf dem Schiff bestellte sie sich ein kleines Frühstück und eine heiße Tasse Kakao, aß jetzt doch mit Appetit, wie auch viele andere ihrer Klasse, die ebenfalls etwas bestellt hatten, mussten ihr Frühstück aber unterbrechen, als sie sahen, wie die Sonne über den Horizont trat; sie stürmten auf's Oberdeck, bewunderten das Schauspiel, staunten über die Größe der Sonnenscheibe, die doch tagsüber so viel kleiner aussah; tranken, wieder unten im Salon angekommen, ihren jetzt kalt gewordenen Kakao, konnten schon deutlich den Fähranleger von Dagebüll sehen.
Dort mussten sie ein paar Minuten auf die Kleinbahn warten, die sie nach Niebüll brachte, wo sie dann in den Zug nach Husum umstiegen, der pünktlich von Westerland her kam.
In Husum angelangt, machten sie sich zu Fuß in Richtung Schlosspark auf den Weg, der zu dieser Jahreszeit wegen der vielen blühenden Krokusse besonders schön war; ihr Lehrer wies sie auf die Büste Storms hin, die in der Nähe des Wasserturms auf einem hohen braunen Steinsockel im Schlosspark stand, und in den sein Name mit goldenen Buchstaben eingraviert war. Ein wenig spöttisch sah er drein, fand Johanna, aber wie sollte er auch sonst gucken, wenn er von einer ganzen Schulklasse begafft wurde? - Von dort ging es dann durch den Schlossgang Richtung Marktplatz, wo man Storms Geburtshaus besichtigte, was Johanna langweilig fand. Von dort waren es dann nur noch fünf Minuten Fußweg zum Storm-Museum in der Wasserreihe, wo sie eine Führung bekommen würden, auf die sie aber noch einige Minuten warten mussten. Einige aus der Klasse, auch Johanna und ihre Freundinnen, nutzten die Zeit, um mit ihren Handys Fotos von sich vor der metallenen Gedenktafel auf der blassen blaugrauen Mauer neben dem weißen Fensterrahmen zu machen: In diesem Hause wohnte Theodor Storm von 1866 – 1880. Dann betraten sie den kleinen Hof, der durch ein schmiedeeisernes Gitter vom Gehweg und der gepflasterten Straße getrennt war; hier empfing sie die Frau, die sie durch das Haus führen würde und der man ihre Unlust auf eine Schulklasse förmlich anmerkte, wie Johanna ihren Freundinnen zuflüsterte, die den Eindruck bestätigten.
Das Haus wirkte etwas altbacken-verstaubt auf sie, eher düster auch, trotz des sonnigen Tages draußen, aber irgendwie hatte Johanna es auch nicht anders erwartet: Möbel aus dunklem Holz, Bilder in dunklen Rahmen, darunter auch eine Fotografie von Storm und seiner Frau im Wohnzimmer, die Johanna näher betrachtete: Er selbst sah eigentlich recht jugendlich aus, aber seine Frau kam ihr viel älter, verhärmter vor, was aber auch an ihren streng zurückgekämmten Haaren liegen mochte. - Im oberen Stockwerk Storms Arbeitszimmer, das sog. »Poetenstübchen«, wie die Führerin erklärte: rote Wände, viele Bücher, dunkle Balken an der Decke, der große Schreibtisch. Die Museumsführerin nannte einige der Novellen, die Storm hier geschrieben hatte; Johanna - wie auch die ganze Klasse - kannte aber, neben einigen Gedichten, die sie im Unterricht besprochen hatten, nur den »Schimmelreiter«, den Storm aber nicht hier, sondern erst kurz vor seinem Tod in Hademarschen geschrieben hatte, wie ihnen erzählt wurde.
Weshalb sie aber diesen Museumsbesuch unternommen hatten, war die Ausstellung im oberen Teil des Hauses zum »Schimmelreiter« selbst, die sie jetzt, nachdem die Führerin noch einiges Einleitende dazu gesagt hatte, für sich anschauen durften; und da Johanna das Buch mochte, sah sie sich die Ausstellungsstücke mit Interesse an: Es waren Bilder aus den drei Verfilmungen zu sehen, von denen ihr Lehrer eine im Unterricht gezeigt hatte, sie erkannte die Szene wieder; einige weitere Bilder hingen dort, die die Schauplätze der Novelle zeigten, das Bild »Marschenhof vor Schobüll« gefiel Johanna am besten, es erinnerte sie an die Bilder von Nolde, die sie vor ungefähr einem Jahr in Seebüll gesehen hatte, zusammen mit ihren Eltern. Die rote Erstausgabe des »Schimmelreiter« fiel ihr auf. Am interessantesten waren ihr aber die alten Karten: Die Insel Strand vor der Sturmflut von 1634, deutlich größer als Föhr, das oben links (»Insel Fore«) angedeutet war; sie entdeckte den Namen des schon viel früher untergegangenen Rungholt auf der Karte, nördlich von Südfall. Auch eine Stadtansicht Husums war zu sehen, Husemum Ducatus Slesvicensis ad sinum Heveram Opp. las sie; wenn man Husum kannte, konnte man es auf der Karte wiedererkennen, aber ansonsten wirkte das Bild nicht sehr wirklichkeitsgetreu. Lustig fand Johanna die Worterklärungen Storms Für binnenländische Leser; dank der Einkaufszettel ihrer Oma konnte sie sogar die handschriftlichen Korrekturen Storms lesen: Ebbe, Fluthen, Böschung.
Wieder die Darstellung einer Flutkatastrophe im 18. Jahrhundert, hier war auch Föhr ganz zu sehen, gelb umrandet der Westerländer Teil, grün Osterlandföhr, hier hieß die Insel »Fora«. Am längsten blieb sie dann vor zwei weiteren Karten stehen, deren eine die Entwicklung der Seedeiche im Profil zeigte; sie erinnerte sich an das flache Profil des Deiches zur Seeseite hin, den Hauke Haien bauen ließ, damit das Wasser den Deich nicht angreifen konnte. Die andere Karte war eine Skizze Storms zum Handlungsraum seiner Novelle, eine Legende daneben erklärte die Skizze genauer, und Johanna versuchte die Karte mit der Handlung der Novelle in Verbindung zu bringen: Über die alte Deichlinie musste der Erzähler der Rahmenhandlung zum Wirtshaus geritten sein, wo ihm der Schulmeister die Geschichte vom Schimmelreiter erzählte, nördlich vom Wirtshaus war auch die von den Mäusegängen zerwühlte Deichecke zu erkennen; auf der Legende war sogar die Stelle markiert, wo sie den armen Hund hatten lebendig begraben wollen und den Hauke gerettet hatte. Jevershallig, wo das Pferdeskelett lag, zu dem der Junge mit seinem Boot hinübergefahren war. Und jetzt verstand sie auch, was es mit dem neuen Prielverlauf auf sich hatte, der in die Karte eingezeichnet war und genau auf die Stelle traf, wo der alte und der neue Deich zusammenstießen - obwohl, war das nicht ganz egal, wenn bei einer Sturmflut das Wasser ohnehin meterhoch stand? Husum musste dann weiter südlich liegen; für den Erzähler der Rahmenhandlung war der Weg über den neuen Deich von Hauke Haien dann tatsächlich ein Umweg, und nicht einmal ein kleiner.
Was Johanna gefiel, war, dass dieser Teil des Museums, oder besser: diese Ausstellung selbst viel heller wirkte, auch bunter war als das übrige Museum, richtig modern, trotz der alten Geschichte von Storm. Als sie dann zum Schluss noch versuchte, die Blätter von Storms Concept zu lesen, gab sie dann aber doch rasch auf; zu klein war die Schrift, zu schwierig zu entziffern auch. Überhaupt hatte sie jetzt genug gesehen, aber es hatte sich doch gelohnt, fand sie.
Wieder draußen, versammelte der Lehrer sie noch einmal kurz, bot an, mit ihnen zu Storms Grab zu gehen, aber keiner hatte Lust dazu, auch Johanna nicht; also nannte er ihnen die Zeit, wann sie wieder am Bahnhof zu sein hatten, solange durften sie sich frei in der Stadt bewegen, mussten aber immer mindestens zu dritt bleiben. Johanna und ihre Freundinnen, einige weitere aus der Klasse noch, gingen zum Hafen hinunter, schlenderten an den angetäuten Schiffen entlang, entdeckten einen Teeladen, bei dem man draußen aus kleinen weißen Plastikbechern Tee probieren konnte, gingen hinein und kauften sich jeder eine andere Tüte Tee, vereinbarten, sich bald zum Teetrinken zu treffen und dabei die Fotos ihres Ausflugs auszutauschen.
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Wegen der Erkrankung eines Lehrers war heute der Nachmittagsunterricht entfallen, und Johanna war ganz froh darüber, denn sie fühlte sich sehr müde; gleich nach dem Mittagessen legte sie sich hin, um eine Stunde zu schlafen, bevor sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzen würde – der Mittagsschlaf täte ihr gut.
Als sie erwachte, hörte sie leise Musik aus Julias Zimmer, auch wurde gesprochen; Johanna glaubte, neben Julias Stimme auch die ihrer Freundin Dagmar unterscheiden zu können. Sie stand leise auf, ihre Tür hatte sie bloß angelehnt, sie wollte ihre Schwester begrüßen, blieb aber im Flur stehen, denn das, was sie aus Julias Zimmer hörte, verwirrte sie: Worüber sprachen die beiden da? Vielleicht käme sie unpassend, sie wollte nicht stören, daher blieb sie still, wollte nur kurz an der geschlossenen Tür zu Julias Zimmer lauschen, ob sie anklopfen sollte oder nicht, konnte jetzt auch deutlicher die gesprochenen Worte unterscheiden, und was sie hörte, ließ sie sich zum Schlüsselloch hinabbeugen, um in das Zimmer hineinzulugen: Dort saßen, auf Julias Bett, tatsächlich ihre Schwester samt Freundin, doch saßen sie mit bloßem Oberkörper einander gegenüber, trugen beide nur einen BH, eben fuhr Julias Hand zärtlich über die bedeckte Brust ihrer Freundin…
Johanna wusste, dass sie sich jetzt augenblicklich zurückziehen musste, leise, zurück in ihr Zimmer, an ihren Schreibtisch, still sich verhaltend, oder vielleicht doch lieber irgendein auffälliges Geräusch verursachend, durch ein herunterfallendes Buch etwa, um beiden zu signalisieren, dass sie nicht allein waren, dass sie, die große Schwester, da sei und sie jeden Moment stören könnte, ihnen die Zeit gebend, sich wieder etwas überzuziehen, erneut in's Unverfängliche sich zu retten; sie wusste, das sollte sie tun - und konnte doch ihren Blick nicht von diesen beiden Mädchen, nein, diesen beiden jungen Frauen wenden, die da ganz offensichtlich eine wechselseitige Zärtlichkeit genossen, die über das bloß Freundschaftliche weit hinausging. Johanna war irritiert, fasziniert, angezogen von dem, was sie sah, da Julias Bett der Tür gegenüber stand: Wie Dagmar Julias Haar hinter die Ohren strich und mit dem Finger die weichen Biegungen ihrer Lippen nachfuhr, wie ihre Schwester einen Kuss auf diesen Finger tupfte und jetzt ihrerseits ihre Hand unter den schwarzen BH der Freundin schob, deren linke Brust zu umfassen; wie diese daraufhin mit beiden Händen hinter ihren Rücken griff, um den BH zu öffnen, abzustreifen und ihre kleinen, festen Brüste, deren Warzen deutlich versteift und hart waren, dem Blick, der Liebkosung ihrer Schwester darzubieten, die sich hinabbeugte, um die dunklen Spitzen zu küssen, dann ihrer Freundin das Gesicht zuwandte, lächelnd, und jetzt beide die Münder aufeinander legten zu einem zärtlichen Kuss…
Johanna spürte ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Schoß und kam sich selbst plötzlich so verlassen vor: Auch sie wollte so berührt werden, geküsst werden, wollte, dass auch ihre Brüste liebkost wurden, von Julias Freundin, von ihrer Schwester selbst, die sie in diesem Moment heftig begehrte, so dass die Eifersucht auf Julias Freundin in ihr emporstieg - verrückt.
Sie zog sich so still es ging zurück, in ihr Zimmer, schloss die Tür so leise wie möglich, wagte aber nicht, den Schlüssel umzudrehen, legte sich in ihr Bett, öffnete hastig die Knöpfe ihrer Hose, fuhr mit der Hand in ihren Slip, benetzte ihren Finger an ihrem nassen Geschlecht und rieb ihren Kitzler zunächst vorsichtig, dann aber sehr rasch fester, bis sich das schmerzhafte Ziehen ihres Schoßes in der wohligen Verkrampfung ihres Orgasmus endlich löste.
Sie brauchte kein Buch fallen zu lassen, denn schon bald hörte sie die Mädchen lachend die Treppe hinunterlaufen, wahrscheinlich, um wieder einmal nachzusehen, was sich denn so zum Naschen im Kühlschrank finden mochte.
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Julia hatte überhaupt kein Problem damit, sich vor ihrer Schwester nackt zu zeigen, während Johanna dies immer ein bisschen peinlich blieb, vielleicht, weil sie fand, dass ihre kleine Schwester - die immerhin fast einen Zentimeter größer war als sie - besser aussah als sie selbst; so auch jetzt, als Julia, nach dem Duschen sich die Haare trocknend, aus dem Bad gekommen war, um sie zu fragen, ob sie wohl Johannas neue schwarze Jeans ausleihen dürfe für heute Abend. Johanna blickte einen Moment schweigend auf Julias Körper, ihre kleinen, festen Brüste, das Vlies zwischen ihren Beinen, an denen noch Wassertropfen herunterliefen - sie musste wieder an die Szene denken, die sie zwischen Julia und Dagmar beobachtet hatte, und spürte plötzlich eine irrsinnige Lust, Julias Brüste zu streicheln. - Sie schüttelte diesen aufsteigenden Gedanken hastig von sich ab, und Julia, die diese Geste als Ablehnung ihrer Bitte deutete, versicherte, sie würde schon aufpassen und sie nicht dreckig oder kaputt machen. »Du hast doch selbst so viele Hosen«, meinte Johanna, wieder gefasst. »Ja, aber nicht so eine coole wie du.« »Also schön«, seufzte Johanna, »aber vergiss nicht, das Bad gleich auszuwischen, ok? Und du könntest dir ja vielleicht auch mal selber eine neue Hose kaufen.« »Danke, mach' ich«, sagte Julia und sprang in's Bad zurück, Johanna im Unklaren darüber zurücklassend, ob sie nun das Auswischen des Bads oder den Hosenkauf damit gemeint hatte.
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