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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2018 Manuela Engelhardt

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783752837124

Vorwort

Ich bin Künstlerin, genauer gesagt Kunstmalerin und kaum ein Objekt ist sicher vor meinen Pinseln und Farben. Denn ich liebe es, mit Farben zu jonglieren, da sie eine enorme Wirkung auf uns Menschen haben und unser Leben sogar positiv beeinflussen können.

Da war eine Anfrage gar nicht so abwegig, ob ich für einen Garten eine 130 - 160 cm große Outdoor-Figur in "Pop-Art" kreieren und gestalten könnte, in Anlehnung an jene aus den 50er/60er Jahren. Pop-Art ist schließlich bunt, sehr bunt und NANAs waren es auch! Den Rohling herzustellen, konnte ja schließlich kein Hexenwerk sein, dachte ich...

Als lebenslanger leidenschaftlicher Autodidakt fing mein Kopf sofort ungefragt an, nach Lösungen zu suchen, eine wetterfeste Plastik in dieser Größe zu kreieren….

Der Begriff NANA kommt übrigens aus dem Französischen und bedeutet übersetzt schlicht "Frau" oder "Mädchen" im engeren Sinne. Im weiteren bezeichnet er eine lebensfrohe, starke und eher verruchte Frauenfigur, ein tolles Weib.

Insofern ist das Wort NANA auch nicht geschützt, denn Begriffe aus dem allgemeinen Sprachgebrauch - egal in welcher Sprache - sind urheberrechtlich nicht schützbar. Wenngleich man die französische Künstlerin Niki de Saint Phalle, genau eigentlich Catherine Marie-Agnes Comtesse Fal de Saint Phalle (1930 - 2002), als die Urmutter der sogenannten NANA-Figuren der 50er/60er Jahren bezeichnen könnte. In den 60er Jahren wurde ihre Figur auch Teil der Frauenbewegung, die sie mit dem Leitspruch "Alle Macht den NANAs" unterstützte.

So sind diese Plastiken aus heutiger Sicht also auch ein Sinnbild für positive Transformation und eines neuen weiblichen Selbstbewusstseins.

Ganz in diesem Sinne und inspiriert von diesen Figuren wollte ich mich nun ans Werk machen - wenn auch auf meine ganz eigene Weise...

Eines sei vorab schon mal verraten: Die Herstellung einer großen Plastik erfordert etwas, das bei mir bislang eher unterentwickelt war: Geduld, sehr viel Geduld!

Den gesamten Entstehungsprozess. inklusive sämtlicher Pleiten und Pannen, habe ich hier in Form eines Tagesbuches dokumentiert.

Sie werden neben einer Einkaufsliste, Materialkunde, Tipps & Tricks auch eine Kostenaufstellung finden. Die benötigte Zeit für einen Arbeitsschritt ist jeweils am Ende einer Tagesdokumentation vermerkt.

Bitte beachten Sie, dass ich hier lediglich meine Erfahrungswerte wiedergebe, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und dem Kreieren Ihrer eigenen Figur!

Vorgaben

So sah der Kundenwunsch aus, der meinerseits bei der Herstellung einer NANA zu berücksichtigen war:

Eine wichtige Vorgabe, die ich mir selbst setzte, war jene, möglichst gesundheits- und umweltfreundliches Material zu verwenden, was bei Plastiken für den Außenbereich eher ungewöhnlich und unüblich ist.

Beschaffenheit der benötigten
Materialien

… nur wenige Vorgaben, die jedoch eine Menge Anforderungen an das zu verwendende Material implizierten…

Übersetzt hieß das für mich:

Materialien mussten demnach rostfrei, wetterfest, feuerfest, ungiftig und unschädlich für Mensch und Umwelt, leicht, tropffest, stark dichtend und nach Aushärtung bruchfest sein!

Auch mussten sie formstabil bleiben und sich nach Trocknung nicht verändern, etwa rissig werden oder schrumpfen. Im Gegenteil, nach dem Trocknen sollten sie noch bearbeitbar, d.h. schleifbar und am Ende mit lichtechten und witterungsbeständigen Farben bemalbar sein.

Die einzelnen Bestandteile und Materialien durften überdies chemisch nicht (ungewollt) miteinander reagieren!

Auf keinen Fall wollte ich noch mehr umweltbelastendes Plastik produzieren!

Deshalb kamen gesundheits- und umweltschädliche Polyester-Kunstharz-Systeme überhaupt nicht in Frage!

Nicht geeignete Materialien

Angesichts der Anforderungen an das Material fiel Einiges schon mal vorab durch das Raster:

Gips

Gips ist zwar leicht, aber nicht wetterfest und kann bei permanenter Feuchtigkeit sogar Schimmel ansetzen. Zwar gibt es eine Substanz, mit der man ihn angeblich wasserdicht machen kann, doch das Zeug ist hochgiftig für Mensch und Umwelt und man bräuchte eine große Menge davon.

Das Mittel trägt die Gefahrenkennzeichnung GHS 07 für "Akute Toxizität".

Also „Finger weg“! Vor allem bei der großen Menge, die ich für die Plastik bräuchte.

Bauschaum

Ähnliches gilt für Bauschaum - mit dem ich dachte, den Körper zwecks Stabilität im Innenbereich befüllen zu können.

Doch dieses Material ist nicht nur extrem gesundheitsschädlich, sondern auch noch hochexplosiv!

Der Auszug aus den Warnhinweisen sagt u.a.:

„Schaum beinhaltet MDI (Diphenylmethandiisocyanate) welcher mit dem R40 Satz 2 Verdacht auf krebserregende Wirkung" gekennzeichnet ist.“

Ferner bei der Verarbeitung:

„Enthält Isocyanate. …Vor Sonnenbestrahlung und Erhitzung über +50°C schützen. Nicht durchstechen oder verbrennen, auch nicht nach der Verwendung. Nicht über offener Flamme oder glühendem Material versprühen. Von

Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. Bei Personen, die bereits für Diisocyanate sensibilisiert sind, kann der Umgang mit diesem Produkt allergische Reaktionen auslösen. Bei Asthma, ekzematösen Hauterkrankungen oder anderen Hautproblemen jeden Kontakt, darunter Hautkontakt, mit dem Produkt vermeiden.

Ergo: Definitiv keine Option!

Wetterfeste Spachtelmasse

Auch zum Ausformen der äußeren Teile spielte ich weitere Szenarien durch, nachdem Gips bereits aus der Liste möglicher Materialien gefallen war. Z.B. mit wetterfester Spachtelmasse, die üblicherweise für Außenfassaden verwendet wird.

Abgesehen davon, dass sie am Ende bei der Größe der Plastik wahrscheinlich viel zu schwer würde, wäre zu befürchten, dass das getrocknete Material negative Auswirkungen auf das spätere Bemalen der Plastik haben würde, d.h. dass es die Farbe und Konsistenz der Farben verändern würde.

Denn ich habe gelernt, dass das verarbeitete Material in den ersten 6-8 Wochen alkalisch ist und vor dem ersten Anstrich „fluatiert“ werden muss… Macht man das nicht, müsste man ganze acht Wochen warten, bevor man Farbe anbringen konnte.

Das kann und will ich natürlich nicht machen, da mein Atelier viel zu klein ist, als dass mir diese große Plastik lange unbearbeitbar im Weg herumstehen dürfte. Aber selbst wenn ich ein sogenanntes „Fluat“ anwendete, müsste ich zunächst 14 Tage warten, überschüssiges Fluat müsste zudem mit reichlich Wasser entfernt werden… und, und, und…

Auch dafür habe ich keine Möglichkeiten in meinem kleinen Atelier und sowieso viel zu sehr die Befürchtung, ich könnte womöglich irgendeine kleine Stelle an der großen Figur vergessen abzuwaschen und meine nachfolgende Bemalung würde zerstört.

Der Begriff „fluatieren“ kommt übrigens - wie ich ebenfalls im Zuge meiner umfangreichen Recherchen lernen durfte - aus dem Baugewerbe und bedeutet „neutralisieren & härten“, und zwar von alkalischen Untergründen zur Vermeidung von Ausblühungen und Verseifungsschäden, die die nachfolgend angebrachte Farbe verändern oder schnell wieder abblättern lassen.

Also war auch dieses Material durchgefallen.

Polyester-Spachtelmasse

Ebenfalls ungeeignet ist Polyester-Spachtelmasse für Autos – sowohl aus gesundheitlichen, als auch aus praktischen Gründen. Sie ist nämlich viel zu weich und lässt sich nicht gut formen. Abgesehen davon, dass ich Unmengen davon bräuchte.

Allenfalls werde ich eine hoffentlich nur geringe Menge am Ende benötigen, um etwaige kleine Dellen und Unebenheiten auszugleichen.

Vorsicht! Auf jedem Fall sollten toxische und gesundheitsschädliche Stoffe weitestgehend vermieden werden! Denn wie man in der Presse nachlesen kann, zog sich Niki de Saint Phalle durch die Ausdünstungen des Polyestermaterials, das sie für ihre NANAs offenbar verwandte, angeblich schwere gesundheitliche Schäden zu.

Die Ausdünstungen der chemischen Zusätze sollen ihre Lungen so stark verätzt haben , dass sie zeitweise nur mit Sauerstoff-Flaschen auf dem Rücken arbeiten bzw. leben konnte.