Für meinen lieben Freund und
Trainerkollegen Ralf Preugschat

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© 2009 – Marco Prey

Layout & Satz: Melanie Koppel

Umschlaggestaltung: Melanie Koppel

Fotos: Thomas Maibom

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-8482-7375-1

Inhalt

Symbollegende

Vorwort

Zweites Vorwort

Set Plays

Set Plays gegen eine Mannverteidigung

Set Plays gegen eine Zonenverteidigung

Motion Offense

Eine regelbasierte Motion Offense

Eine laufwegebasierte Motion Offense

Quick Hitter

Quick Hitter gegen eine Mannverteidigung

Quick Hitter gegen eine Zonenverteidigung

Einwurfsysteme

Einwurfsysteme von der Grundlinie

Einwurfsysteme gegen eine Mannverteidigung

Einwurfsysteme gegen eine Zonenverteidigung

Einwurfsysteme von der Seitenlinie

Einwurfsysteme gegen eine Mannverteidigung

Fast Break und Secondary Offense

Press Break

Press Break gegen eine Mannpresse

Press Break gegen eine Zonenpresse

Das knappe Spiel

Die letzte Minute

Buzzer Beater

Mannverteidigung

Standardsituationen in der Mannverteidigung

Varianten der Mannverteidigung

Zonenverteidigung

2-3 Zone

1-1-3 Zone

Pressverteidigung

Pressverteidigungsvarianten

Zonenpresse (1-2-2 Dreiviertelfeldpresse)

Zonenpresse (2-2-1 Dreiviertelfeldpresse)

Mannpresse basierend auf „Trap on Drive“

Scramble Defense

Run ’n Jump

Die Seals Offense

Die Entstehung der Seals Offense

Das Team

Die Anforderungen

Die Realisierung des Systems

Der Freiwurf

Allgemeines

Der Wurf

Rituale an der Freiwurflinie

Freiwürfe bedeuten immer Stress

Die entscheidenden Freiwürfe

Freiwürfe im Training

Die schlechte Freiwurfquote

Erfolgreicher Aufbau eines Teams

Scouting

Einfaches Scouting

Gewichtetes Scouting

Der Schiedsrichter

Saison- und Spielvorbereitung

Umgang und Kommunikation

Kompromisspfiffe und Saisonvorgaben

Schiedsrichtertypen

Tipps von Coach zu Coach

Glossar

Über den Autor

Danksagungen

Weitere Bücher des Autors

Symbollegende

O1

Offense, Point Guard

O2

Offense, Shooting Guard

O3

Offense, Small Forward

O4

Offense, Power Forward

O5

Offense, Center

X1

Defense, Point Guard

X2

Defense, Shooting Guard

X3

Defense, Small Forward

X4

Defense, Power Forward

X5

Defense, Center

Ball

Laufweg

Laufweg mit Block

Laufweg mit Block und anschließendem Abrollen

Dribbelstrecke

Pass

Bodenpass

Vorwort

Frei nach meinem Motto „plan each trip down court“ möchte ich dem Leser mit diesem Buch die Möglichkeit bieten, sich neue Taktiken anzueignen oder sich einfach inspirieren zu lassen. Meiner Erfahrung nach ist ein erfolgreiches Team davon abhängig, wie gut oder schlecht es auf die unterschiedlichsten Situationen vorbereitet ist; die dementsprechende Technik und Athletik natürlich vorausgesetzt. Es gibt nichts Ärgerlicheres, als z.B. im dritten Viertel bei ausgeglichenem Spiel auf eine unerwartete Presse des Gegners keine passende Antwort parat zu haben. Die Folge sind meist vier bis zehn Punkte, die in kürzester Zeit durch Turnover und Steals verursacht werden. Darauf folgt eine Auszeit, die ebenso eingespart werden könnte, wenn das Team wüsste, wie es sich zu verhalten hat. Die Wahrscheinlichkeit, das Spiel zu gewinnen, ist nun erheblich gesunken. Das Team muss einen Rückstand aufholen, eine wichtige Auszeit musste genommen werden und fehlt damit zum Ende des Spiels und der psychologische Vorteil liegt jetzt eindeutig bei der gegnerischen Mannschaft. Solche und andere Situationen lassen sich durch eine komplette taktische Ausbildung vermeiden. Die dazu nötigen Systeme habe ich in diesem Buch zusammengetragen. Jedes in diesem Buch aufgeführte System war, oder ist immer noch Bestandteil des taktischen Repertoires meines Teams und hat sich als praxistauglich erwiesen. Jeder Coach kann mit Hilfe dieses Buches seine eigene Sammlung an Systemen erweitern, um sein Team zukünftig bestmöglich auf die Saison und die speziellen Herausforderungen, die mit ihr kommen, vorzubereiten.

Gute Gründe, Systeme zu beherrschen:

Bleib deiner Philosophie treu – but use good stuff!

Jeder Coach hat seine eigene Philosophie und jeder Coach hat mit seiner Philosophie Erfolg. Sie macht einen Coach aus, sie verkörpert seinen „Style of Play“. Jeder Coach steht voll und ganz hinter seiner Ansicht, wie Basketball zu spielen ist und kann das auch mit voller Überzeugung gegenüber dem Team vertreten.

Daher möchte ich an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass jeder Coach beim Integrieren neuer Systeme, Drills oder Ähnlichem sich selber treu bleiben muss. Ob bei einer Coaches-Clinic, beim Anschauen einer DVD oder beim Lesen eines Buches, neue Inhalte müssen zum Coach und zum Team passen. Des Weiteren sollte der Erfolg eines Systems bei dem eigenen Team nicht davon abhängig gemacht werden, von wem es stammt. Ich selber halte es so, wie Hubie Brown (früherer Coach der Memphis Grizzlies) es auf einer Coaches-Clinic formulierte:

If you see good stuff that fit your style of play, use it!

Passt ein z.B. neues System nicht zum Team, so wird es das Team früher oder später merken und es wird nie so gut funktionieren, wie es vielleicht das Demo-Team in der Coaches-Clinic vorgeführt hat.

Auch der Coach selber muss voll und ganz hinter einem System stehen und es dementsprechend präsentieren. Es ist nicht sinnvoll, ein System einführen zu wollen, wenn man nicht zu 100% davon überzeugt ist. Es ist durchaus ausschlaggebend, wie einem Team etwas präsentiert wird. Ein Team wird immer zurückhaltend und skeptisch agieren, wenn es das Gefühl hat, dass selbst der Coach nicht davon überzeugt ist.

Zweites Vorwort

Als im Jahre 1996 für meine Mannschaft ein Coach gebraucht wurde, entschieden wir uns für Marco Prey. Aber wer war denn dieser Prey? Er hatte noch nie als Coach gearbeitet, brachte jedoch als Ausgleich viel Idealismus und einige Erfolge als Spieler mit. Also wollten wir es mit ihm versuchen und nun gehöre ich schon seit 13 Jahren zu den Teams, die Marco betreut. Schon im ersten Jahr seiner Trainertätigkeit schaffte er mit dem Team die Teilnahme an den Norddeutschen Meisterschaften der A-Jugend. Daraufhin betraute ihn die Vereinsführung mit der Aufgabe, die ersten Damen zu coachen. Auch hier konnte er gleich im ersten Jahr Erfolge feiern und schaffte mit den Damen den Aufstieg in die Regionalliga und holte den Landespokal. Sowohl die Norddeutschen Meisterschaften, als auch der Aufstieg und der Pokalsieg waren für den Verein noch nie gefeierte Ereignisse.

Seit Beginn seiner Trainerzeit hat Marco sich die meisten Sachen selbst beigebracht, Ideen weiterentwickelt oder durch Gespräche und Hospitieren bei anderen Coaches dazugelernt. Marco las sich durch etliche Bücher zum Thema Basketball, schaute Unmengen an DVDs und sah sich bei jeder Gelegenheit hochklassige Spiele an, um neue Ideen für sich zu finden. Diese Ideen setzte er in vielen Trainingseinheiten mit seinem Team um und konnte so die Spreu vom Weizen trennen. Im Laufe der Jahre konnte ich immer mehr feststellen, wie Marco seine Systeme auf die jeweiligen Teams abgestimmt hat. Sein Motto lautet: „Das Team muss der Philosophie des Coaches folgen, aber ein System muss zum Team passen und nicht ein Team zum System passend gemacht werden“.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Spiele, die ganz klar die Handschrift vom Coach trugen und in denen taktische Raffinessen den Unterschied ausmachten. Ich erinnere mich an ein Spiel in der Regionalliga. Das Team, in dem ich zu der Zeit spielte, war sehr jung und unerfahren. Der Altersschnitt lag bei gerade mal 17 Jahren. Wir fanden in der Offense überhaupt nicht ins Spiel. Doch anstatt die Offense ein weiteres Mal zu modifizieren, konzentrierte sich Marco auf unsere Defense. Wir wechselten nun regelmäßig die Defense-variante und brachten somit den Gegner völlig aus dem Rhythmus. Durch die Erfolgserlebnisse in der Verteidigung fanden wir wieder ins Spiel und gewannen am Ende knapp. Eine weitere Stärke von Coach Marco ist die Einstellung zu dem Sport Basketball, die er auch immer auf seine Mannschaften überträgt.

Hier ist mir besonders ein Spiel auf einem Turnier gegen ein damaliges 1. Div. Team aus Belgien in Erinnerung geblieben. Als wir erfuhren, wer unser nächster Gegner sein würde, machte sich Respekt, ja fast Angst, im Team breit. Die Angst, in diesem Spiel deklassiert zu werden, ging im Team um. Doch anstatt sein Team vor Beginn des Spiels auf eine hohe Niederlage vorzubereiten und ihnen zu sagen, sie sollen einfach Spaß haben oder Ähnliches, hörte ich eine der besten Ansprachen. Er sagte uns, dass wir die Chance hätten, gegen ein absolutes Top-Team zu spielen und diese Möglichkeit nicht oft, vielleicht nur einmal in unserem Basketballleben, bekämen und deshalb alles geben sollten. Er sagte weiterhin, dass er uns immer für hochklassige Spiele trainiert hätte und wir hier das machen sollten, was wir seit Jahren im Training gemacht hätten, nämlich als Team unser Spiel spielen. Entscheidend war aber der Satz, dass er glaube, nein wisse, dass wir es schaffen würden ein gutes Spiel zu machen. Danach war die Einstellung zu dem Spiel eine völlig andere. Das Team glaubte nun an sich und war bereit den Kampf anzunehmen. Das Spiel wurde natürlich nicht gewonnen, aber wir lieferten dem Gegner ein gutes Spiel und konnten sogar als einziges Team auf dem Turnier gegen das 1. Div. Team aus Belgien und den späteren Turniersieger eine Halbzeit gewinnen.

Neben seinen mentalen Qualitäten besitzt Marco herausragende analytische Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, sein Team immer optimal auf den Gegner einzustellen. Beeindruckend war hier ein Spiel in der Regionalliga. Unser Team brauchte vor der Halbzeit unbedingt noch einmal Punkte, um mit einem Erfolgserlebnis und einem kleinen Vorsprung in die Kabine zu gehen. Marco nahm kurzerhand eine Auszeit und malte seinem Team ein neues System auf. Dabei schaute Marco seiner jüngsten Dreierschützin in die Augen und sagte ihr, dass sie den Wurf nimmt. Stolz nickte sein Schützling und ging mit den anderen aufs Feld. Keine fünf Sekunden später versenkte sie den Wurf und das Team ging mit zwei Punkten Führung, anstatt mit einem Punkt Rückstand in die Halbzeit. Wieder einmal war das Zeitmanagement und die Ausführung des Quick Hitters perfekt gelaufen. Zusätzlich übte das Team unbewusst eine Situation, die ein Spiel entscheiden kann.

In all den Jahren hat Marco viele Erfahrungen gesammelt und seine Systeme ständig weiterentwickelt. Das Timing wurde optimiert und die Taktiken vielfältiger und effizienter. Das Ergebnis dieser langjährigen Arbeit sieht man in diesem Buch und ich bin mir sicher, dass das Ende noch nicht erreicht ist.

– Manuela Zwiener (seit 13 Jahren erster Point-Guard) –

Ein Set Play kann entweder ein Kontinuum oder ein Non-Kontinuum sein. Ein Kontinuum ist ein System, das nach einem Durchlauf in genau der Aufstellung endet, in der es auch begonnen hat. Manchmal kann es auch spiegelverkehrt enden, aber das Grundprinzip an Laufwegen bleibt erhalten. Somit kann ein System mehrmals in einer Offense durchlaufen werden, ohne dass ein Improvisieren erforderlich ist. Diese Art von System kann einem Team besonders in hektischen und nervösen Phasen eines Spiels Sicherheit geben.

Ein Non-Kontinuum ist ein System, das die besten Abschlussoptionen für bestimmte Spieler berücksichtigt. Ein wiederholtes Durchlaufen ist nicht vorgesehen. Es kreiert Situationen, die exakt auf bestimmte Spieler und deren Fertigkeiten zugeschnitten sind, um die höchstmögliche Effizienz im Abschluss zu erreichen.

Jedes Team braucht eine funktionierende Offense und wird daher mehrere Systeme beherrschen, die es dem Team ermöglichen, leichter Punkte zu erzielen, als es mit Improvisieren der Fall wäre. Nicht selten ist die taktische Variabilität und Disziplin spielentscheidend.

Set Plays gegen eine Mannverteidigung

1. Set Play

Dieses System beginnt aus einer 1-2-2 Aufstellung.

• O1 passt von der Mitte aus zu O2. Während dieses Passes kommt O4 an die Dreierlinie heraus und erhält den Ball von O2.

• O2 stellt einen indirekten Block an X1

• O1 schneidet eng am Block (Split-Screen) von O2 vorbei und streift den Gegenspieler ab.

• O4 passt den Ball zu O1. Ein Abschluss am Korb soll hier die erste Priorität haben. Sollte X5 aushelfen, kann noch auf O5 durchgesteckt werden.

Tipp:Sollte der Block „geswitcht“ werden, so wird der Ball von O4 zu dem abrollenden Blocksteller O2 gepasst.

• Sowie die Position von O1 frei wird, rücken O2 und O3 auf.

• O1 schneidet tief auf der Weakside raus.

• Ist das Anspiel auf O1 nicht möglich, passt O4 den Ball zum aufrückenden Spieler O2.

• Nach dem Pass von O4 zu O2 stellt O5 einen indirekten Block an X4. Währenddessen wird der Ball von O2 zu O3 und dann zu O1 gepasst.

Wichtig:Das Timing von Cut und Swing muss exakt stimmen.

• O4 kann von O1 den Pass erhalten, um direkt am Korb abzuschließen.

• Nachdem O3 den Ball zu O1 gepasst hat, stellt O3 für O2 einen Block.

• Ist der Pass von O1 auf O4 nicht möglich, ist die letzte Abschlussoption der freie Dreier durch O2.

• O5 und O4 befinden sich in Korbnähe und können den offensiven Rebound holen.

• O3 und O2 sind für die Fast Break Absicherung zuständig.

2. Set Play

Das System ist ein kurzes Kontinuum und wird aus einer „4 out - 1 in“ Aufstellung gespielt. Es eignet sich hervorragend für Teams, die nur mit einem Center spielen.

• O2 stellt für O5 einen Block.

• O5 cuttet am Block vorbei in die Zone und kann von O1 angepasst werden.

• Nach dem Block rollt O2 an die Dreierlinie ab und kann abhängig vom Verhalten der Verteidigung einen freien Dreier nehmen.

• Konnte O5 nicht angepasst werden, so läuft O5 weiter und stellt an X3 einen Split-Screen.

• O3 schneidet abhängig vom Verhalten von X3 über oder unter dem Block entlang in die Zone und kann dort den Ball von O2 zugepasst bekommen.

• Bekommt O3 den Ball nicht von O2, so läuft O3 weiter zu O4 und nutzt O4 als Block. Folgt X3 dem offensiven Spieler O3, so läuft O3 einen Curl. Versucht X3 über dem Block entlangzugehen, um frühzeitig im Passweg zu stehen, so kann O3 einen Flair an die Dreierlinie laufen oder Back-Door zurück in die Zone cutten. Bekommt O3 den Ball an der Dreierlinie, postet sich O4 im Mid-Post auf. O4 kann nach Ballerhalt mit einem Center-Move direkt am Korb abschließen.

• O5 geht nach dem Block an die Dreierlinie.

• O3 passt den Ball zu O2.

• O4 beginnt nun das System von vorne, indem O4 den Up-Screen an X1 stellt.

3. Set Play

Das System wird aus einer 1-4-High Aufstellung heraus gespielt.

• O1 ist in Ballbesitz und startet das System.

• O4 dreht sich schnell mit zwei Schritten um seinen Gegner X4 herum und bietet sich an.

• O1 spielt den Lob-Pass auf O4, der am Korb punkten kann.

 

Tipp:Nach der Drehung bleibt O4 direkt hinter X4 und verhindert mit dem Unterarm, dass dieser weiter Richtung Korb absinkt. Erst wenn sich der Lob-Pass über O4 befindet, bewegt sich O4 zum Korb. Würde O4 nach der Drehung sofort zum Korb gehen, so könnte X4 den Ball abfangen.

• Ist der Lob-Pass nicht möglich, so passt O1 den Ball zu O2.

• O4 läuft auf die Weakside und stellt für O3 einen Block.

• O3 schneidet zwischen Block und Grundlinie in die Zone und kann, dort angekommen, von O2 angespielt werden.

• Konnte O3 nicht angepasst werden, so geht O3 auf der Ballside in die Corner.

• O2 passt den Ball zurück zu O1.

• O4 geht nach dem Block auf die Flügelposition, die zuvor O3 besetzt hat.

• O1 swingt den Ball weiter zu O4.

• Sowie O1 den Pass gespielt hat, stellt O5 an X1 einen Block. O1 nutzt den Block und cuttet in die Zone, um dort von O4 angepasst zu werden.

• O5 rollt nach dem Block ab und steht oberhalb der Dreierlinie.

• O1 läuft in die Corner, wenn das Anspiel nicht möglich war.

• O4 passt den Ball zu O5, zeitgleich zu diesem Pass stellt O2 für O3 einen Block.

• O5 passt den Ball weiter zu dem freigeblockten Spieler O3, der einen freien Dreier hat.

• Ist der Dreier nicht möglich, stellt O5 einen direkten Block an X3. O3 penetriert in die Mitte und kann entweder selber mit einem Jumpshot abschließen oder den Kick-out Pass zu O2, O4 oder O1 spielen.

O1, O2 und O4 müssen sich mit dem Ball bewegen und jederzeit anspielbar sein. Dies gilt insbesondere für den offensiven Spieler, dessen Verteidiger absinkt, um die Penetration von O3 zu verhindern.

 

 

4. Set Play: Die Shuffle Offense

Die Shuffle Offense ist eines der ältesten offensiven Systeme und wurde ursprünglich Anfang der 50er Jahre von Coach Bruce Drake aus Oklahoma entworfen. Den Durchbruch erreichte die Shuffle Offense durch die Coaches Bob Spear und Dean Smith.

Bob Spear war Mitte der 50er Jahre Head-Coach des Basketball-Teams bei der Air Force. Dean Smith, der später einer der bekanntesten College Coaches (North Carolina) wurde, assistierte ihm zu der Zeit. Bob Spear und Dean Smith entwickelten die Shuffle Offense weiter und etablierten sie bei der Air Force.

Die Air Force selbst rekrutierte keine Spieler direkt und konnte keine Sport-Stipendien vergeben, wodurch die beiden Coaches nur auf Spieler zurückgreifen konnten, die den Eingangstest der Air Force bestanden. Unter anderem gab dieser ein Limit bei der Körpergröße vor, da sich zu große Leute nicht eignen, einen Jet zu fliegen.

Dieser Umstand brachte es mit sich, dass die Offense jeden Spieler gleich behandeln musste. Jeder Spieler sollte auf jeder Position spielen können und korbgefährlich sein. Daher entwickelten sie die Shuffle Offense, die keine klassischen Positionen wie z.B. einen Center kennt. In den darauffolgenden Jahren konnte das Air Force Team trotz Größenlimitierung viele Erfolge mit der Shuffle Offense feiern.

Die Aufstellung:

Im Schaubild Nr. 17 ist die Aufstellung der Shuffle Offense abgebildet. Es gibt einen Point Guard (O1), einen ersten Cutter (O2), einen zweiten Cutter (O4), einen Post (O5) und einen Feeder (O3).

Wie schon erwähnt, muss bzw. kann bei der Shuffle Offense jeder Spieler jede Position spielen. Beim Durchlaufen des Systems werden die Spieler auf den einzelnen Positionen ständig rotieren. Daher sollten nur Teams diese Offense spielen, deren Center eine gewisse Dribbelstärke aufweisen. Gleiches gilt für die Flügel und den Point Guard, die sich mit den Center- Moves rudimentär auskennen sollten.

Basic-Movements:

Der Ball wird von O1 vorgetragen und dann zu O2 gepasst. Der Ball wird von O2 zu O1 zurückgepasst. Sowie der Ball bei O1 ist, stellt O5 einen Block für O2. Auf der Weakside kommt O3 nach einem V-Cut an der Dreierlinie heraus und bekommt den Ball von O1 zugepasst. O3 kann sofort in das „1 vs. 1“ gehen oder etwas warten und O2 (erster Cutter) anpassen. Sollte O3 deny verteidigt werden, so kann O3 auch Back-Door gehen und auf dem Weg zum Korb den Ball von O1 zugepasst bekommen. O4 rückt während des ersten Cuts ein wenig auf.

Bekommt O2 den Ball nicht, schneidet O2 durch die Zone auf die Ballside. O5 stellt nun für O4 einen Block.

O4 nutzt den Block von O5 und kann von O3 jetzt den Ball zugepasst bekommen. O4 schließt am Korb ab, wenn die Defense über den Block geht und somit immer einen Schritt hinter O4 ist. Oder O4 nimmt den Jumpshot, wenn die Defense von O4 unter dem Block entlanggeht.

Bekommt O4 nicht den Ball, positioniert sich O4 im High-Post am rechten Ellenbogen. O1 stellt bei O5 einen Block. O5 läuft zur Point Guard Position hoch.

Der Ball wird von O3 zu O5 und sofort weiter zu O1 gepasst (Swing).

O4 stellt den Block für O3 und danach für den zwischenzeitlich aufgerückten Spieler O2. Das System beginnt von vorne.

High-Post Option:

Wenn der Rückpass auf O5 zum Swing deny verteidigt wird, geht der Ball z.B. in den High-Post zu O3. Während O5 nach dem Pass an O2 einen Block stellt, cuttet O1 hart am Post vorbei und bekommt den Ball übergeben. O4 rückt auf.

Ist das Anspiel auf O1 nicht möglich, geht der Entlastungspass zu dem aufgerückten Spieler O4 oder dem freigeblockten Spieler O2 (Dreieroption). O5 und O1 nehmen ihre Positionen ein, damit das System neu durchlaufen werden kann.

O3 cuttet nach dem Entlastungspass auf die Weakside und beginnt mit dem ersten Block. Danach ist der Ablauf wie bei den Basic-Moves beschrieben.

Post Option (Back-Door):

Ist der Pass zu O4 in den High-Post nicht möglich, weil O4 fulldeny verteidigt wird, so kann O2 einen Lob-Pass auf O4 spielen.

Corner Option:

Werden O2 und O5 im High-Post full-deny verteidigt, wird der Ball in die Corner gepasst. O5 stellt anschließend einen Split-Screen an X2. Das bedeutet, dass O2 sowohl über als auch unter dem Block entlanggehen kann. O4 kann nun O2 in der Mitte der Zone anpassen.

O5 geht nach dem Block auf die Position von O2 und stellt O1 einen Block. O3 geht auf den High-Post.

Ein schneller Swing über die Stationen O1, O5 und O2 bringt das System wieder in die Ausgangsposition.

Backup Option:

O1 wird full-deny verteidigt und auch O3 in der Corner und O4 im Post sind nicht anspielbar. In diesem Fall geht O1 weiter zurück in Richtung der Mittellinie und schafft somit Platz. O5 auf der Weakside cuttet hart auf den High-Post (oder etwas höher) und bekommt dort den Ball von O2.

O1 schneidet schnell auf O5 zu und cuttet vorbei. O5 übergibt O1 den Ball (Hand-off), der nun „1 vs. 0“ zum Korbleger gehen kann.

Sollte das nicht klappen, dribbelt O5 auf die Point Guard Position und O1 cuttet auf den freien Flügel und kann dort den Ball bekommen. Die Grundaufstellung ist wiederhergestellt.

Dribble Option:

Ist der Pass nicht möglich, so kann das System auch dribbelnderweise gestartet werden. Dazu dribbelt O3 auf die Point Guard Position und O1 geht auf den freien Flügel. O3 gibt von der Point Guard Position den Pass zu O5 und das System kann beginnen. Notfalls kann O3 auch zu der Position von O5 dribbeln.

O4 stellt zuerst für O1 und danach für O2 den Block. O5 gibt den Pass auf die freien Cutter.

Back-Door Option:

Sollte der letzte Pass des Swings nicht funktionieren, weil full-deny verteidigt wird, so kann O5, wie hier in Schaubild Nr. 35, Back-Door gehen und somit direkt auf dem Weg zum Korb den Ball von O1 zugepasst bekommen.

Pass-Fake Option:

Das System wird wie gewohnt initiiert. Der Ball geht zum Swing auf die Point Guard Position zu O1.

O5