Michael Roes

DIE LEGENDE VON DER WEIßEN SCHLANGE

Roman

INHALT

SIEBTER TAG

SECHSTER TAG

FÜNFTER TAG

VIERTER TAG

DRITTER TAG

ZWEITER TAG

ERSTER TAG

Deutschsprachige Belletristik im eBook bei Matthes & Seitz Berlin

eBook zu China bei Matthes & Seitz Berlin

SIEBTER TAG

Heute stimmt etwas nicht. Es ist nur ein Gefühl, aber ein sehr deutliches und beängstigendes Gefühl. Ich schaue mich in der Garderobe um. Alles wirkt so vertraut, wie ich es seit Langem kenne, die Schauspielkollegen, die Schminktische, die Kostümständer. Ich entdecke nichts Ungewöhnliches, während ich mit einem angefeuchteten Schwämmchen die Grundierung auftrage.

Wahrscheinlich lernt man sein eigenes Gesicht erst dann richtig kennen, wenn man es, wie wir, fast jeden Nachmittag oder Abend stundenlang schminkt, es maskiert. Doch jede Veränderung, Vergröberung, Verfeinerung oder Entstellung ist allein auf der Grundlage der wahren Gesichtszüge möglich. In gewissem Sinne ist jede Maske nur eine Variation des eigenen Gesichts. Auch geschminkt bleibt es das eigene.

»Das ist Wei Liangfu, der Neue. Er springt heute für den erkrankten Teng ein. Hilfst du ihm beim Schminken, Jian?«

»Natürlich, Meister!«

Nein, so selbstverständlich ist das gar nicht. Das Auftragen des Make-ups ist bereits ein Hineintauchen in die zu spielende Rolle. Im Gegensatz zu Frauen, die sich schminken, versuchen wir nicht, uns schöner zu machen, sondern unserer Rolle anzupassen, die durchaus auch die eines Schurken sein kann. Das Schminken ist ein meditativer Akt der Anverwandlung.

Doch wie jede Maske, so braucht auch die Rolle einen leiblichen Träger, den sie kleidet. Es ist nicht irgendein Schurke, den ich spiele, sondern jener, der nur ich sein kann, der als Embryo oder Larve bereits in mir schlummert und auch verkleidet und maskiert meine Züge trägt.

»Wo hast du vorher gespielt?«

»An der Peking-Oper in Tianjin.«

»Jingju ist nicht dasselbe wie Kunqu!«

»Ich weiß. Aber ich kenne das Stück und spiele ja nur einige Nebenrollen. Und das Publikum wird es nicht einmal merken. Es sitzen fast nur Touristen im Zuschauerraum. Welcher Landsmann interessiert sich noch für die Kun-Oper?«

Soviel Ignoranz macht mich wütend. Hoffentlich kommt Teng bald zurück. Er ist zwar kein guter Schauspieler, doch immerhin nimmt er seine Arbeit ernst.

»Im Kunqu sind die Schminkregeln strikt festgelegt.«

»Das ist in der Peking-Oper nicht anders. Doch für mich ist die Hauptsache, die Schminke wird dick aufgetragen, damit man meine Akne nicht mehr sieht.«

»Wenn du so gut Bescheid weißt, brauchst du meine Hilfe ja gar nicht.«

»Nein, zum Schminken brauche ich deine Hilfe nicht.« Ich widme mich wieder meinem eigenen Gesicht, der Maske des Jungen Gelehrten.

»Bei den Aborigines in Australien dient die Bemalung von Gesicht und Körper vor allem dazu, Kontakt mit den gemeinsamen Ahnen und Schöpfungswesen aufzunehmen.«

»Ich glaube, Teng ist nicht so krank, dass wir diese gemeinschaftsstiftenden Riten bereits anwenden müssen. Wir sehen uns auf der Bühne, Wei!«

Der Neue hat natürlich recht, sich schminken, bemalen und maskieren ist so alt wie die Menschheit. Das hat mit unseren Gesichtern zu tun. Sie sind zu nackt, zu individuell, sie verraten zuviel. Im Angesicht des Feindes, der Fremden, der Götter oder auch des Geliebten dürfen wir unsere Verwundbarkeit nicht zeigen. Wir legen Kriegsbemalung auf. Auch mein eher feminines Make-up als Junger Gelehrter ist letztendlich Kriegsbemalung.

Und auch damit liegt Wei richtig: Das Schminken schafft Gemeinschaft. Welches Verhältnis wir Schauspielkollegen auch sonst zueinander haben mögen, das Ritual des Maskierens macht uns zu Angehörigen desselben verschworenen Stammes. Als solcher stellen wir uns Abend für Abend dem Publikum.

Sobald die Grundierung aufgetragen ist, verliert das Gesicht sein Geschlecht.

Wei ist im besten Mannesalter, deswegen fällt es mir jetzt erst auf: Alle meine Bühnenkollegen sind jung, kaum älter als ich. Einige sitzen noch rauchend auf den Eingangsstufen zum Theater. Shen Jing hat sich vor ein paar Tagen die Haare abrasiert und sieht nun aus wie ein tibetanischer Skinhead. Doch kann sich jeder von uns die Haare schneiden lassen, wie er will, denn auf der Bühne tragen wir ohnehin Perücken.

Es gibt keine Routine im Schminken, es ist ein vorbereitender Ritus, der meine volle Konzentration erfordert und dessen Ergebnis mich immer wieder überrascht. Obwohl ich selbst es bin, der mich verändert, bin ich am Ende ein Anderer.

Nachdem ich die Grundierung aufgetragen habe, rufe ich einen der Maskenbildner für die Details, die Lidschatten, die Wimpern, zu Hilfe. Das ist ein letzter Augenblick der Hingabe und Entspannung vor dem Auftritt. Ich schließe meine Augen, tauche in meine Atmung ein, mein Gesicht glättet sich, ich lasse den Maskenbildner meinen Zügen die letzten Konturen geben. Denn es ist ungeheuer anstrengend, über Stunden auf der Bühne ausschließlich im Falsett zu sprechen und zu singen und sich nur in hochkonzentrierter, zeitlupenhafter Choreographie zu bewegen.

»Du hast dich heute schlecht rasiert, Jian!« mault Zhu.

»Ich habe mich heute gar nicht rasiert. Ich rasiere mich nur einmal in der Woche, und zwar am Montag. Das müsstest du doch längst wissen!«

»Dann darfst du dich nicht wundern, wenn deine Maske rau und brüchig wirkt. Aber mehr Schminke kann ich beim besten Willen nicht auftragen. Sonst bröckelt sie dir noch während der Vorstellung ab.«

Von Zhu Nanchuan lasse ich mich nicht gerne schminken. Er berührt mich nicht nur mit professionellem Eifer, sondern mit unverhohlenem Vergnügen. Liang Chenyu ist da zurückhaltender, aber er kümmert sich im Augenblick um den Neuen. – So wenig wie man sich bei einem Masseur entspannen kann, dessen innere Erregung man bei seiner Arbeit spürt, so wenig kann ich diesen Augenblick der Entspannung genießen, wenn der Maskenbildner bei jeder Berührung meines Gesichts vor Lust erschauert.

Zhu beklagt sich über meine Hände. Die Handballen und Fingerspitzen sind schwielig vom täglichen Tanztraining und die Fingernägel zum Teil abgebrochen oder eingerissen.

»Wenn du schon jeden Tag auf dem dreckigen Pflaster vor diesem blöden Kaufhaus Irdische Harmonie herumhüpfst, solltest du bei deinen Kopfständen wenigstens Handschuhe tragen!«

»Willst du, dass ich mich lächerlich mache?«

»Jeder Zuschauer starrt auf deine Hände. Sie sind so wichtig wie Augen und Mund. Und deine abgebrochenen Fingernägel wirken so bezaubernd wie ein breit grinsendes Maul mit Zahnlücken.«

»Mein bester Kumpel hat einen abgebrochenen Schneidezahn. Du glaubst gar nicht, wie cool das aussieht!«

»Auf der Straße vielleicht, für die Kaufhausbesucher. Aber wir veranstalten hier kein Straßentheater. Viele Zuschauer kommen von weit her, um eine unserer Aufführungen zu sehen.«

»Bei unseren Battles ist es nicht anders, Zhu. Es gibt sogar Meisterschaften.«

»Du willst euer chaotisches Gezappel in Shoppingmalls doch nicht mit einer klassischen Kunqu-Aufführung vergleichen!«

»Natürlich lassen sich die Aufführungen vergleichen! Beides braucht hartes Training, Körperbeherrschung, ritualisierte Bewegungsabläufe, ausgefeilte Choreographien. Allerdings singen wir nicht im Falsett. – Wahrscheinlich würde ich schon lange nicht mehr hier im Kun-Ensemble singen und spielen, wenn ich nicht noch mit meinen Freunden tanzen würde.«

»Und wie viele deiner Straßenjungs interessieren sich außer für Hiphop noch für die klassische Oper?«

Die Augen blicken aus den schwarzen Pelzrändern eines Pandas hinaus, die Lippen glänzen rot wie die Zunge eines Ameisenbärs, die Haut ist reiner Abrieb, stumpf, pudrig, porös, sie löst sich bereits jetzt, ehe ich überhaupt die Bühne betreten habe, wie krümelnder Rost von einem Brückenpfeiler. Ich schwitze, als hätte ich auf einmal Lampenfieber.

Zhu hat nicht sorgfältig gearbeitet. Der Puder sollte immer die gleiche Farbe haben wie die Grundierung. Ich sage nichts, stattdessen trage ich mit einem feuchten Pinsel die dicke, rissige Oberfläche ab, auch wenn nun einige wenige Barthaare durch den Putz brechen.

Die Haare glänzen schwarz, Kifferpupillen, ein Spalt im Vorhang, auseinanderklaffend wie das zu enge Hemd eines Angebers, die Bühne noch dunkel. Da die Haut am Auge am trockensten ist und schnell Falten wirft, hätte Zhu den Puder nicht direkt bis an den Lidrand auftragen dürfen. Inzwischen ist er damit beschäftigt, Liangs kunstvolle Arbeit an der Maske zu verunstalten.

Trotz des unerklärlichen Schweißausbruchs zeigt mein Gesicht keine Verunsicherung.

Die für einen ansonsten durchschnittlichen Bewohner dieser Weltregion ungewöhnlich große und scharf geschnittene Nase wird weggepudert, als sei sie ein Makel, als dürfe es sie nicht geben, ein Geschwür, eine Obszönität. Dabei gibt es Tage, wie heute, an denen ich durchaus zufrieden mit ihr bin.

Dann ziehe ich noch einmal den Lidstrich nach, eine Asphaltbahn, ein Haifischgürtel, unheilvoll, böse, nachtragend.

Als ich mit meiner Ausbildung als Kunqu-Darsteller begann, bestand der größte Teil der Klasse aus Mädchen, zehn, elf Jahre alt, ein wenig jünger als ich, und einigen wenigen anderen Jungen. Die Mädchen wurden größtenteils von den Eltern geschickt, drei Nachmittage in der Woche, direkt nach der Schule, damit sie so etwas wie »klassische Bildung« erfahren, poetische Sprache, anmutige Gesten, eine bewusste Art, sich zu bewegen und auszudrücken, während wir Jungen uns durchweg gegen den Willen der Eltern hier eingefunden hatten, denen dieses Schminken und Seidengewändertragen, dieses Fingerspreizen, Fächerwedeln und auf hohen Korkabsätzen Umherstolzieren zu wenig männlich schien, vom Falsettgesang ganz zu schweigen, der dieser Generation bereits wie lächerliche Trickfilmstimmen aus dem Fernseher in den Ohren klang.

Jede Hand- und Fußbewegung, ja selbst der feinste Augenausdruck ist festgelegt und muss exakt ausgeführt werden. Daher bestand der größte Teil der Ausbildung aus harten körperlichen Übungen, bei denen es jedes Mal Tränen gab.

Ich weiß gar nicht mehr, was zu meinem ersten Besuch geführt hat, ich erinnere mich aber noch daran, wie ich mich scheu im Hof des Opernhauses wiederfand. Dann lud mich jemand ein, die Räume hinter der Bühne zu besichtigen. Verzaubert stand ich vor den unheimlichen Masken und den prachtvollen Kostümen. Sie erinnerten mich an Darth Vader, an Daredevil, die Fantastischen Vier oder Spiderman. Solche Masken, Perücken und Umhänge hätte ich auch gern getragen.

Ich blieb bis zum Vorstellungsbeginn und sah den Schauspielern bei ihrer Verwandlung in Fabelwesen zu. In meinen Augen schienen sie alle Superhelden oder Superschurken zu sein. Die Garderobe war für mich die eigentliche Bühne. Was sie dann draußen dem Publikum vorspielten, interessierte mich nicht. Wenn es in den staatlichen Sendern mal Ausschnitte aus Peking-Opern zu sehen gab, hatte ich immer sofort um- oder ausgeschaltet. Selbst meine Eltern interessierten sich nicht mehr für diesen alten Plunder. Das war nur noch etwas für Touristen, denen das moderne china zu unchinesisch schien. Für meine Landsleute ist die alte Oper tot.

Aber hier, in diesem Raum der Verwandlung, glaubte ich, ihre Magie noch zu spüren. So geht es mir bis heute. Allein wegen dieses Ablegens meines bis auf die Nase unscheinbaren Alltagsgesichts und dem Anlegen einer klaren, unzweideutigen Maske bin ich beim Theater geblieben.

Die Erinnerungen an die ersten Wochen des Unterrichts liegen irgendwo abgelegt zwischen dem Verdrängten einer ganz normal traumatischen Pubertät. Der Alltag war Drill, zu Hause nicht anders als in der Schule. Was sollte ich meinen Eltern schon großartig erzählen! Und ich gab mich ja nicht erst mit Vierzehn einsilbig und wortkarg. Außerdem verbot mir mein Stolz, die Enttäuschung zuzugeben und die Ausbildung nach wenigen Wochen wieder hinzuschmeißen.

In den Hochzeiten der Kun-Oper wäre ich bereits viel zu alt für den Unterricht gewesen, da begannen die Knaben ihre Ausbildung bereits im Alter von fünf, sechs Jahren und taten nichts anderes. Im Gegensatz zu mir blieb ihnen keine andere Wahl. Entweder entstammten sie aus Sängerfamilien oder wurden von mittellosen, aber ehrgeizigen Eltern an die Opernschulen verschachert. – Von diesen gut ausgebildeten Alten lebt kaum noch einer. Ich kenne ihren vollendeten Stil nur aus den wenigen noch erhaltenen Filmaufnahmen.

Niemand fragt, wo all die alten Kun-Meister geblieben sind. Es war keine Kunst für die Jugend. Darsteller in meinem Alter galten damals, in der Blütezeit des Kunqu, trotz jahrelangen Trainings immer noch als blutige Anfänger. Und die großen Mimen standen selbst im Greisenalter noch als Junger Gelehrter oder Schöne Du auf der Bühne und wurden gefeiert, weil ihre Gesten die Geschmeidigkeit der Jugend bewahrt hatten und die verwitterten Gesichter vollständig unter den Masken verschwanden.

Was ist mit dieser ganzen Generation geschehen? – Natürlich weiß jeder, was mit ihr geschehen ist. Doch niemand redet darüber. Mehr noch aus Gleichgültigkeit als aus Angst.

Jetzt, als ich die Bühne betrete, ist es wieder da, dieses Gefühl einer unmittelbaren Bedrohung, stärker noch als bei meiner Ankunft im Theater. Ich reiße mich zusammen, spiele meine Rolle so routiniert wie immer. Alle, die nicht wirklich mit der Kun-Oper vertraut sind, werden in meinem Spiel keine Fehler finden. Es ist meine zweiundfünfzigste Vorstellung des Päonien-Pavillons.

Noch nie haben wir die Oper an einem Stück gespielt. Insgesamt hat sie fünfundfünfzig Szenen und über zweihundert Arien und würde neunzehn Stunden dauern. Vielleicht wäre dies einem besonders interessierten Publikum von Opernspezialisten zumutbar, aber da wir vor allem für Touristen spielen, führen wir immer nur ausgewählte Szenen vor. Die meisten verstehen ohnehin nicht, was auf der Bühne vor sich geht. Ohne eine kurze Inhaltsangabe auf den Programmzetteln wären sie vollkommen aufgeschmissen, selbst diejenigen, die ein wenig Mandarin beherrschen. Die Fremdheit der Klänge und Worte und die Langsamkeit unserer Gesten und Schritte wären selbst für mich eine Zumutung, müsste ich ihnen zusehen, anstatt sie auszuführen. Mich wundert es jedenfalls kaum, dass die meisten Zuschauer sich spätestens nach einer halben Stunde zu langweilen beginnen und alle froh sind, wenn die Vorstellung nach der üblichen Spielfilmlänge von neunzig Minuten vorbei ist. In den zwei Jahren, in denen wir mit diesem Stück bereits auf der Bühne stehen, hat uns nicht ein einziger Zuschauer je aufgefordert, doch einmal die ganze Oper an einem Stück zu zeigen.

Wie üblich stelle ich den Jungen Gelehrten Liu Mengmei dar. Wäre es nicht an der Zeit, auch mal eine andere Rolle zu spielen? Da wir nur zwanzig Schauspieler sind, das Werk aber mehr als hundertsechzig Charaktere hat, müssen die meisten Ensemblemitglieder mehrere Rollen spielen. Ich war nur einmal, als Xu Yangyang kurz vor dem Vorstellungsbeginn einen Unfall hatte, gezwungen, die weibliche Hauptrolle zu übernehmen und die Schöne Du Liniang darzustellen. Zhang Sili übernahm die Rolle des Jungen Gelehrten. Und es war seltsam, sozusagen mir selbst im Traum zu begegnen, denn die Schöne Du trifft ihren jungen Geliebten ja nur in einer Art erotischem Traumland, einer Phantasiewelt. Im wirklichen Leben vermag sie ihn nicht zu finden und auch keinen alltäglichen Geliebten. An dieser Unfähigkeit stirbt sie.

Heute Abend steht wie immer Xu Yangyang als Schöne Du auf der Bühne. Es ist die anstrengendste Rolle, denn Du Liniang kommt in nahezu jeder Szene vor, zumal wir die vielen Abschweifungen und Zwischenszenen so gut wie nie aufführen. Ich schaue ihrem Spiel zu. Sie ist wirklich gut, ausgehöhlt von ihren vergeblichen Wünschen verströmt sie einen blassen Frost- oder Eisenduft, der mich noch immer anrührt. Doch prinzipiell kann jeder von uns jede Rolle spielen. Das gehört zu unserer Ausbildung.

Es gibt nur eine Frau in unserem Ensemble. Früher durften Frauen gar nicht auf die Opernbühne, doch heute steht sie allen offen. Trotzdem gibt es kaum Frauen, die sich für eine Laufbahn als Kunqu-Darstellerin interessieren. Da unser Geschlecht hinter den Masken verschwindet, ist es im Grunde egal, ob ein Mann oder eine Frau die Schöne Du oder den Jungen Gelehrten spielt.

Eigentlich darf ich meine Gedanken während der Aufführung nicht derart abschweifen lassen. Genau darin besteht ja der größte Teil der Ausbildung: vollkommene Übereinstimmung des Bewusstseins mit jedem Wort und jeder Bewegung.

Heute ist alles anders.

Anstatt ganz mit meinen Gesten und Worten eins zu sein, schweift der Randbereich meiner Aufmerksamkeit immer wieder in den Zuschauerraum. Meine Augen versuchen, das blendende Scheinwerferlicht zu durchdringen und die Gesichter im Schatten zu erkennen, eins nach dem anderen in den heute Nachmittag gut gefüllten Stuhlreihen. Viele fremdländische Gesichter, mehrere Schulklassen, einige hartgesottene Abonnenten im fortgeschrittenen Alter. Ich finde kein Gesicht, das meine Beunruhigung rechtfertigen würde. Trotzdem gibt es eine Störung oder zumindest eine Irritation im Raum.

Meine Eltern waren nur ein einziges Mal in diesem Opernhaus, bei meinem ersten Bühnenauftritt, noch als Vierzehnjähriger, eine Komparsenrolle, stumm. Das war vielleicht ganz gut so, denn hätten sie mich singen gehört, im Falsett, wie jetzt als Junger Gelehrter, hätten sie mir womöglich die weitere Ausbildung verboten. Zwar haben unsere Lehrer uns nicht kastriert, wie es den Knabensopranen auf den italienischen Opernbühnen noch widerfuhr, aber meinem Vater wäre es wohl trotzdem so vorgekommen, als hätte man mir einen Teil meiner Männlichkeit geraubt, auch wenn ich eindeutig eine männliche Heldenrolle spielte. Vielleicht gibt es ja auch so etwas wie eine seelische Kastration, eine Vortäuschung oder Simulation, die, wenn man sie nur lang genug ein- und ausgeübt hat, sich am Ende ins Reale, Körperliche einschreibt.

Während sich die Schöne Du an gebrochenem Herzen sterbend in die Unterwelt begibt, habe ich ein wenig Zeit hinter der Bühne, ehe Du als Geist auf die Erde zurückkehrt, um erneut nach mir zu suchen. Der Herr der Unterwelt hat sich von ihrer Schönheit und ihrem Schmerz korrumpieren lassen und ihr diese zweite Chance gewährt. Doch warum soll es beim zweiten Mal besser laufen als beim ersten Mal? Wir haben doch unsere Chancen nicht verpasst, weil sie sich uns nicht geboten hätten, sondern weil wir unfähig waren, sie zu nutzen.

In der Oper geht es natürlich anders aus. Du Liniang findet ihren Jungen Gelehrten Liu Mengmei, obgleich er doch nur ein Phantom war, eine Ausgeburt ihrer erotischen Phantasie. Und am Ende erhält nicht nur dieses Phantom einen Körper, auch ihr ruheloser Geist kehrt unter die Lebenden zurück.

Selbst hinter der Bühne lässt mich die Unruhe nicht los. Mein Herz schlägt so panisch, wie ich es das letzte Mal bei meiner Abschlussprüfung erlebt habe.

Zurück auf der Bühne geht die Vorstellung so routiniert weiter wie immer. Gut möglich, dass Du Liniang etwas von meiner inneren Abwesenheit wahrnimmt, aber sie lässt sich davon nichts anmerken. Ein professioneller Kun-Darsteller könnte seine Rolle selbst im Koma spielen. Auch wenn das natürlich nicht dem Geist des Kun entspricht.

»Unter dem klaren Himmel lächeln die Sterblichen,

Mit den Augen der gefallenen Blätter im Strom,

Bin ich ins Traumland gekommen.«

Du Liniang sieht mich aus den Augenwinkeln an, sagt aber nichts.

»Ich bin verrückt vor Liebe, weil Ihr so schön

Wie eine Blume seid, und weil die Jugend

Wie ein reißender Fluss davonströmt.«

Geht es überhaupt um Liebe? Sind wir nicht eher singende Pflanzen, buntgeschmückte Orchideen, von gefährlichen Insekten befruchtet, Taranteln, Hornissen, die auf unsere exotische Bemalung hereinfallen und uns für Fleisch und Blut halten, auch wenn manche von uns, als Orchideen getarnt, plötzlich zuschnappen und die knusprigen Chitinhappen fressen, langsam und konzentriert in ihren Bewegungen, nicht von Gelenken, Sehnen und Muskeln gelenkt, sondern allein vom Licht und vom Willen?

Du Liniang lächelt, doch rührt sich nicht. Ich greife nach ihrem Ärmel, nein, das Wort greifen ist zu grob für die zarte, nur angedeutete Geste.

»Wo wollt Ihr mit mir hin?« flüstert Du.

»Zu den Felsen hinter den Päonien.«

»Aus welchem Grund?«

»Um dort Euren Gürtel zu lösen.«

Du Liniang stößt mich von sich, obwohl sie doch nichts inniger ersehnt hat als diesen Augenblick. Blütenblätter fallen wie Regen und erschüttern unsere Herzen, wir Liebenden träumen unter einer Wolke von Blüten, als mein Blick auf ihn fällt, in der letzten Zuschauerreihe, zu kurz, um mir sicher zu sein, doch so erschreckend, dass mich Dus sanfter Stoß aus dem Gleichgewicht bringt, ich über meine hohen Plateauschuhe stolpere und auf den harten Bühnenboden stürze.

Nur einmal hat es einen bösen Sturz gegeben, aber nicht auf offener Bühne, sondern hier, in der Garderobe. Ich war schon fertig geschminkt und in meinem Kostüm, nur die Gelehrtenperücke fehlte noch.

Zunächst hatte ich geglaubt, eine allergische Reaktion auf die Schminke sei schuld, als ich vollkommen überraschend vom Stuhl kippte und mir an der Tischkante den Kopf aufschlug. So kostümiert, wie ich war, brachte man mich ins Krankenhaus. Nachdem man die Platzwunde wieder zusammengeklebt hatte, versuchte der behandelnde Arzt herauszubekommen, was genau passiert war. Ich erinnerte mich nur daran, dass mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Da ich nichts Ungewöhnliches gegessen hatte, machte er schließlich irgendwelche Pubertätshormone für den Ohnmachtsanfall verantwortlich.

Am nächsten Tag war ich schon wieder Zuhause, und eine Woche später stand ich wieder auf der Bühne, als hätte es diesen Garderobenunfall nie gegeben. Und die Platzwunde hatten sie tatsächlich geklebt und nicht genäht, es blieb so gut wie keine Narbe von dem Sturz zurück. – Heute kommt es mir wie eine tiefe, respektvolle Verbeugung vor der Kunst vor.

Trotzdem träume ich manchmal von dem Zwischenfall. Dann habe ich das Gefühl, als würde es in meinem Kopf einen Schalter geben, den irgendjemand einfach ausknipst. Und schon ist es dunkel in meinem Kopf und der ganze Körper ohne Strom.

kabellose signale zweifellos bin ich
hellwach warum dann diese geradezu
fotografische stille im foyer erwartungsvolle
zuschauer und ich umgeben nein isoliert von stille
als wolle ich mich loswerden in der großen
glastür zum dämmrigen zuschauerraum erkenne
ich die farbe meiner augen hat sich geändert
ich versuche mich zu erinnern auch die anderen
die das stück bereits kennen warten gespannt auf den
auftritt plötzlich verstummen die instrumente
die erhu die sanxian die dahu und die dihu eine
lichtveränderung die mir bisher nie aufgefallen ist
traumlicht für du liniangs vision dann tritt der
junge gelehrte auf die nur vom licht dekorierte bühne
ein gesicht wie aus porzellan das blausilbrige gewand
knöchellang auf fausthohen plateauschuhen mit
kleinen gemessenen schritten weder mann noch frau
doch von einer geradezu überirdischen schönheit
fast überirdischen schönheit die weiße schminke
glänzt an den stellen wo sie nicht sorgfältig genug
abgepudert wurde puderreste färben den
haaransatz der schwarzen perücke grau grau wie
mein herz ergraut in einer einzigen nacht in der das
leben alle farbe verliert im halbdunkel auge
in auge nackt im zuschauerraum nackt auf
der bühne in diesem augenblick trittst du aus
dem bühnenhintergrund an die rampe ein leichtes
tastendes erzittern deiner antennen jemandem
bei seinem spiel zuzuschauen ihn verletzten können
und verletzen wollen macht uns unendlich viel größer
als wir sind das grau deiner haut lässt dich alt
alt wie eine küchenschabe wie eine chimäre wie eine
alte legende erscheinen nur dein mund scheint
wirklich ich weiß natürlich es ist das licht
das publikum achtet nicht auf die
feinheiten kaum hörbar setzt das kleine
orchester wieder ein die zweisaitige streichlaute
die dreisaitige gezupfte und dann du ein
hoher präziser ton eine stimme die ich so noch
nie gehört habe scharf und süß zugleich die hände
steigen langsam gleichsam mit dem ton in die höhe
die scheinwerfer strahlen heller der traum wird
wirklicher aus der ferne des zuschauerraums
sieht es fast so aus als habest du flügel nicht
federleichte sondern unbiegsame aus schwarzblauem
horn deine panik wie kannst du dich verständlich
machen atmest tief ein dehnst dich aus dann faltest
du die flügel zusammen und singst

wem jubelt das publikum zu jedes gesicht
könnte unter dieser maske stecken

ich bin dir vom bahnhof bis hierher gefolgt
natürlich in großem abstand du hättest mich
selbst dann nicht bemerken können wenn du dich
plötzlich umgedreht hättest aber du hast dich
nicht umgedreht nicht ein einziges mal
für jemanden der dich nicht kennt wirkst du nicht
unsymphatisch wie du durch die stadt gehst oder
fährst ein wenig unscheinbar vielleicht außer
auf deinem rollbrett durchschnittliche größe
unauffälliges gesicht deinen athletischen
körperbau erkennt man nur im sommer in kurzen
hosen und in engem hemd oder an der art wie
du auf deinem skateboard balancierst
das haar glatt und schwarz vielleicht eine nuance
zu lang für einen angestellten oder studenten die
zähne sehr weiß aber unregelmäßig die hände
kurzfingrig und voller vernarbter schürfwunden
von den vielen stürzen so auch die ellbogen und
knie die man in dieser jahreszeit nicht sieht
das gesicht schwer zu durchschauen die grundmimik
eher unverbindlich kühl freundlich nur in
unbeobachteten augenblicken von müdigkeit und
erschöpfung ein schwermütiger oder unwirscher
zug trauer und wut falls es sie denn gibt liegen
tief verborgen so auch die klugheit als könnte
es gefährlich sein für allzu intelligent gehalten zu
werden scheint dieses gesicht dieser ganze mensch
bar jeder nachdenklichkeit jemand der schaut sich
viel bewegt immer aktiv ist aber wenig reflektiert
so muss er auf jeden wirken der ihn nur aus der
ferne beobachtet wer aber kennt ihn näher
jeder deiner wenigen freunde kennt nur einen teil von
dir und selbst ich bin mir nicht sicher dich ganz zu
kennen oder auch nur ganz kennen zu wollen
neuerdings besitzt du eine brille mit schwarzer
kunststofffassung und einfachem fensterglas bist
nicht der einzige junge mann der gelegentlich
eine brille trägt nur um ein wenig intellektueller
zu wirken während viele angehörige der älteren
generation längst eine brille tragen müssten
sich aber weigern ihre gesichter mit derartigen
besserwisserischen prothesen zu entstellen und
lieber halb blind durch die gegend stolpern
ich erinnere mich du benutzt deine brille vor allem
während der diebstähle die brille macht dich nicht
älter sondern gibt dir einen eher dümmlichen und
kindlichen gesichtsausdruck aber diese unvorteilhafte
wirkung ist natürlich beabsichtigt
den mädchen ist das egal alle männer mit guter
ausbildung hohem einkommen oder besten
karrierechancen tragen eine brille ein
gutes aussehen ein sportlicher körper und eine
strotzende gesundheit würde nicht nur jeden
aufmerksamen polizisten sondern auch jedes
heiratswillige mädchen misstrauisch stimmen
du willst mit dieser brille niemanden beeindrucken
im gegenteil bist eher der typ der über seine
unauffälligkeit und einsamkeit wacht dem
freunde zwar wichtig sind der aber selbst in
der freundschaft abstand wahrt
auch wenn du nun vor mir seite an seite mit xiao
zhi durch die stadt läufst und hin und wieder deine
rechte hand in die linke jackentasche zhis schiebst als
wolltest du sie dort aufwärmen diese ungewöhnlich
vertrauliche geste ist mir noch nie aufgefallen zhi
lässt dich gewähren erst wenn er seine hand zu
deiner in die tasche zwängt ziehst du sie nach einer
weile wieder heraus vor dem opernhaus trennt
ihr euch ich weiß nach der vorstellung werdet ihr
euch am xinjiekou wieder treffen und dort vor
dem kaufhaus irdische harmonie tanzen
hier bin ich also wieder als wäre ich nur mal für einen
kurzurlaub fortgewesen es riecht anders als ich es
in erinnerung habe der geruch war mir offenbar so
vertraut dass ich seine schwere seine feuchtigkeit sein
gift nie wahrgenommen habe im sommer riecht unsere
stadt wie ein abgetautes kühlregal und jetzt im winter
wie eine wattierte hosentasche von innen ich
höre den lärm auch ihn hatte ich fast vergessen
obwohl er doch ständig um mich gewesen sein muss
so dass mich die stille des hofes fast erschreckt
auf dem weg zum opernhaus glaube ich einige
menschen wiedererkannt zu haben nicht viele
dafür ist die stadt glücklicherweise zu groß
kassiererinnen busfahrer die studenten hinter den
theken der coffeeshops hingegen wechseln häufig
aber ich bleibe vorsichtig habe den mantelkragen
hochgeschlagen und die baseballkappe tief in die
stirn geschoben blicke ich auf mein spiegelbild
in den reflektierenden schaufensterscheiben
erkenne ich mich selbst nicht wieder
während du mit xiao zhi offenbar vollkommen arglos
einen häuserblock vor mir richtung oper spazierst
schaue ich mich immer wieder um jeder von ihnen
könnte es sein selbst dieser obdachlose der mir die
schmutzigen hände entgegenstreckt aber den blick
gesenkt hält woran soll ich sie erkennen beruhige
dich junge rede ich mir ein sie sollen dich
schützen nicht eliminieren zumindest nicht ohne
grund sie sind keine kalten terminatoren rational
mitleidslos und effizient was sind sie dann
man hat mir gesagt sie kennten inzwischen mitgefühl
reue scham ja sogar angst die neueste generation
besäße so etwas wie seele auch seien sie verwundbar
aber natürlich hat man mir ihre verletzlichen
stellen nicht genannt ihre haut bestehe aus
organischem gewebe und wenn sie ins feuer gerieten
schmelze nicht einfach nur die hülle weg und lege
irgendeine maschine frei es gebe brandwunden die
ihnen weh täten wie mir inzwischen kennten sie
schmerz doch ich bin mir nicht sicher was
ich von diesen geschichten glauben soll
wie sind sie hierher gekommen auf demselben weg
wie ich müssen sie essen schlafen pissen werden
sie müde ich kenne mich hier immerhin aus wie
orientieren sie sich als der erste von ihnen
ich nehme mal an im wissenschaftspark so wie ich
zu sich kommt langsam aufsteht der nackte körper
zweifellos muskulöser makelloser als meiner das
gesicht entschlossen abweisend hart was ist sein erster
gedanke sein erster schritt welche möglichkeiten
hat er mich zu orten zu beschatten

die oper liegt im südwesten der alten stadt direkt
an der früheren stadmauer die in diesem abschnitt
abgetragen wurde ich hätte gar nicht auf dem
stadtplan im bahnhof nachschauen oder dir folgen
müssen sobald man den hof betritt umgibt den
besucher die stille eines klosters inzwischen liegen
der palast und die oper ja nicht mehr am stadtrand
sondern im herzen der stadt von allen seiten rücken
schnellstraßen und bürotürme auf die anlage aus
der kaiserzeit zu und drohen sie zu ersticken
in all den jahren habe ich das gebäude nie als etwas
besonderes gesehen grauer stein geschwungene
graue dächer für den geschmack eines jugendlichen
zu viel stille kontemplation altmodisches getue das
ganze ensemble streng farblos ohne überflüssigen
zierrat damit nichts von dem eigentlichen ereignis
auf der bühne und in den köpfen der zuschauer
ablenkt und nun bei diesem heimlichen
besuch erscheint mir dieses alte gebäude wie ein
utopischer ort eine welt wie sie sein sollte
tatsache ist ich sehe mich nicht meine aufmerksamkeit
bricht ab als habe man den stecker herausgezogen
auch wenn dein mund geöffnet ist dringt kein ton
mehr zu mir du bist immer noch reine verführung
verschwitzt und ein wenig glitschig ich bin die
antenne bin der chitinpanzer der graue schleim
der die lidränder verklebt eine eiternde stille
warum gerade ich teil der ausgrabungen objekt der
archäologie ein atmendes fossil pflanze unter amphibien
brennstoff kohle gas eine explosion schmutzig
unrein schon im augenblick der schöpfung
während der ganzen vorstellung versuche ich mich
an deinen geruch zu erinnern nicht den geruch
von schminke und puder sondern deinen wahren
nackten geruch versuche mir die wärme deiner
hände vorzustellen den geschmack deiner lippen bin
nicht überzeugt dass sie besonders gut küssen aber
bin selbstverständlich der letzte der das beurteilen
kann ist es überhaupt möglich sich mit den
augen eines anderen zu sehen mein blick ist überaus
kritisch falle natürlich auf kein täuschungsmanöver
herein andererseits weiß ich wohl viele dinge nicht die
andere von einem wissen schnarche ich in der
nacht bin ich ein guter liebhaber der gestalt
auf der bühne traut man eigentlich keinen echten sex
zu und welcher wirkliche mensch sollte sich in eine
so künstliche figur wie den jungen gelehrten verlieben
hier auf der bühne ist er reine behauptung und
soll auch gar nichts anderes sein
aber wenn ich dir die schminke von deiner
haut schabe dir die perücke herunterreiße und
vor allem die lächerlichen schuhe die keinen
einzigen natürlichen schritt erlauben fortwerfe
stehe ich dann einem liebenswürdigen menschen
gegenüber einige der wenigen zuschauerinnen
scheinen genau das mit dem jungen gelehrten zu
tun anders kann ich mir ihren glanz in den augen
nicht erklären müsste die ungeschminkte
wirklichkeit sie nicht enttäuschen wie kann
ich das wissen habe deinen körper nie so gerochen
wie andere ihn riechen deine stimme nie so gehört
wie sie in anderen ohren klingt unmöglich zu
spüren wie es ist wenn deine hände einen fremden
körper berühren sich selbst befriedigen können
sie gut aber das ist wohl nicht dasselbe diese eher
groben breiten hände mit ihren überaus zarten
bewegungen stimmen mich plötzlich traurig

ich habe es immer geliebt mich zu tarnen zu verkleiden
zu maskieren weil kleidung äußeres auftreten die
symbolik von farben und masken so bedeutsam in
diesem land sind so dass man manchmal glauben
könnte diese äußerlichkeiten seien unsere wahre
identität und ohne kleiderordnung gäbe es gar keine
ordnung durch die menschenmassen zu gehen
und für einen anderen gehalten zu werden ist fast so
aufregend wie die fähigkeit unsichtbar zu sein
jeder könnte einer von ihnen sein allerdings entdecke
ich hier im zuschauerraum niemanden mit einer
besonderen neugier für mich alle aufmerksamkeit
ist auf die bühne gerichtet wahrscheinlich mache
ich mir unnötig sorgen ich bin wichtig für sie so
wichtig wie sie für mich sind sie werden alles tun
damit mir nichts passiert schließlich verlangt dieser
ausflug von allen einen ungeheuren preis sie können
es sich nicht leisten mich aus nichtigem grund zu
eliminieren also werden sie alles tun dass ich ihnen
keinen ernsten grund liefere vor allem dürfen sie
was immer ich auch anstelle die sauerei nicht noch
vergrößern ich möchte nicht in ihrer haut stecken
wie viele mögen es sein der transport ist extrem
aufwendig und teuer sie können mir kaum mehr
als zwei oder drei nachgeschickt haben aber
zweifellos haben sie die besten gewählt
es ist wahrscheinlich falsch sie mir als männer
vorzustellen vielleicht sogar noch in grauen trenchcoats
oder schwarzen lederjacken die gesichter selbst bei
nacht und auf den u-bahnhöfen hinter sonnenbrillen
verborgen trotzdem so wie ich mir die zeit
weiblich denke scheinen mir ihre agenten unerbittlich
männlich auch wenn ich nicht weiß wen sie
nun auf meine fährte gesetzt haben spüre ich dass sie
bereits da sind die witterung aufgenommen haben
meiner spur folgen ohne jede ahnung wie ich sie
abschütteln sie täuschen kann außer ich gehe aufs
ganze und schalte mich selber aus bevor sie es tun
noch habe ich ihnen keinen grund gegeben mir zu
misstrauen aber mich hierher zu wagen auch wenn
ich auf dem dunkelsten platz im zuschauerraum
sitze und jian von den scheinwerfern geblendet nicht
einmal die gesichter in der zweiten reihe erkennen
kann heißt mit dem feuer zu spielen aber
irgendwie muss ich ja an ihn herankommen wie
haben sie sich das denn vorgestellt ein stückchen
hautgewebe mit fleisch aus ihm herauszuschneiden
ohne dass wir einander über den weg laufen
würde ich sie erkennen wenn sie bereits hier im
zuschauerraum säßen vielleicht funktioniert ihre
überwachung ja genauso als paranoides
gefühl als sich steigernder verfolgungswahn
als absolute selbstüberwachung
ich lähme mich selbst gleichzeitig rennt mir die zeit
davon doch heute habe ich keine chance noch an dich
heranzukommen kenne ja in etwa deinen zeitplan
diese vorstellung wird enden die hauptfiguren werden
sterben irgendwann wird die oper vergessen sein dann
der name des dichters verschwinden am ende wird nur
staub bleiben und selbst der staub ins nichts übergehen
warum mühe ich mich ab warum halte ich an der
illusion fest ich könne noch irgendwas retten
sollte auf jeden fall vor dem stückende hier raus sein
zurück in die kälte keine ahnung wie lange mein
körper das mitmacht unter den obdachlosen der
stadt in irgendeiner abrissreifen ecke wo mich die
späher nicht vermuten unter namenlosen die jedes
gefühl für die zeit verloren haben oder zumindest
nur noch eine zeit kennen die gegenwart
verdammt du hast mich angesehen ein greller
funke ein stromschlag als hätte es in mir
aufgeblitzt das hätte nicht passieren dürfen
unter keinen umständen ich kann nur noch
hoffen dass du mich nicht erkannt hast

Ich sitze einfach da und schaue ihm zu. Ich schaue ihm gerne zu. Er ist in vieler Hinsicht das Gegenteil von mir. Jeder, der ihn kennen lernt, mag ihn sofort. Er ist ein heiterer, großzügiger und umgänglicher Mensch. Er sucht die Geselligkeit nicht gerade, aber meidet sie auch nicht. Er wird schnell betrunken, doch verliert selbst dann nicht sein aufmerksames und fürsorgliches Wesen als guter Gastgeber oder angenehmer Gast.

Er hat nur wenige graue Haare, treibt viel Sport und besitzt immer noch eine fast jugendliche Figur. Er sieht jünger aus, als er ist, und wer uns zusammen sieht, würde ihn eher für meinen älteren Bruder als für meinen Vater halten. Wenn die Angehörigen meiner Generation denn ältere Brüder besäßen.

Er ist ein familiärer Mensch. Er kommt pünktlich nach Dienstschluss nach Hause, macht selten Überstunden, geht selten aus. Nie lässt er sich von Mitarbeitern Zuhause anrufen, was sehr untypisch ist. Ich denke, er kann es sich leisten, weil er in seinem Forschungsgebiet unersetzlich ist.

Auch erzählt er nur selten von seiner Arbeit. Es scheint, als ließe er diesen Teil seines Lebens mit dem Verlassen des Wissenschaftsparks dort wie seinen Laborkittel zurück.

Er lässt mir große Freiheiten, auch das ist untypisch für eine heutige Kleinfamilie, in der das einzige Kind bis zum Erbrechen verwöhnt wird, zugleich aber all die hochgesteckten Erwartungen der Eltern erfüllen muss. Mit meiner Mutter ist das anders. Sollten sie und ich unterschiedlicher Meinung sein, und das sind wir nahezu in jeder Hinsicht, ergreift mein Vater fast immer meine Partei, was meine Mutter nicht unbedingt gnädiger stimmt. Überhaupt habe ich oft den Eindruck, dass mein Vater mir näher steht als seiner eigenen Ehefrau. Nie sehe ich die beiden irgendwelche Zärtlichkeiten austauschen, während er zu mir ein sehr kumpelhaftes und körperliches Verhältnis pflegt. Manchmal werden mir die ständigen Berührungen sogar zuviel. In einem anderen Leben, denke ich mir, würde er vielleicht nie geheiratet haben, sondern eher mit einem Freund zusammenleben.

Fast alle Freunde meines Vaters stammen noch aus seiner Militärzeit. Hat er auch unter seinen Arbeitskollegen Freunde, so bringt er sie zumindest nie mit nach Hause, während seine Armeefreunde wenigstens einmal im Monat bei uns zu Gast sind und von ihm mit größter Leidenschaft bekocht werden. Alle acht Stubenkameraden sind seit seit über zwanzig Jahren Freunde. Nur einer von ihnen ist noch beim Militär, inzwischen ein ranghoher Offizier. Einige haben, wie Baba, studiert, andere sind Geschäftsleute geworden. Erstaunlicherweise scheint es in ihrer Gruppe keinen Außenseiter, kein Schwarzes Schaf, kein Kameradenschwein gegeben zu haben. Alle acht fühlen sich gleichermaßen miteinander verbunden.

Das meiste, was ich über das Arbeitsgebiet meines Vaters weiß, habe ich nicht von ihm, sondern aus dem Internet erfahren. Lange Zeit hat mich seine Arbeit auch nicht besonders interessiert. Ich war glücklich, dass er nicht, wie die meisten anderen Väter, nur für seine Arbeit gelebt hat, sondern die Familie ihm ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger war. Ich hatte immer freien Zugang zu seinem Arbeitszimmer, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil er niemals wichtige Unterlagen mit nach Hause gebracht hat. Er besitzt sogar zwei Laptops, einen Dienstrechner und einen privaten Computer.

Auch Ma wirkt jünger, als sie ist, aber das nicht unbedingt aufgrund ihres Aussehens, sondern eher wegen ihres jugendlichen, manchmal mädchenhaften Verhaltens. Sie ist ein sehr lebendiger und nicht selten sogar hektischer Mensch, mit ihrer inneren Unruhe steckt sie schnell die ganze Umgebung an. Die kleinste Alltäglichkeit wird bei ihr rasch zum »Ereignis«, daher sind ihr alle Abweichungen von der Routine eher zuwider. Am besten lässt man sie mit den kleinen Sorgen und Nöten des Lebens in Ruhe.

Ihre Kochkunst ist eher bescheiden. Hat mein Vater seine Armeekameraden bei uns zu Gast, verbietet er ihr den Herd. Ansonsten überlässt er ihr die Haushaltsführung, die nicht selten unter ihren vielen sozialen Verpflichtungen leidet. Doch ihre ständigen Mitgliederversammlungen stören weder meinen Vater noch mich besonders. Wenn es sein muss, bügeln wir unsere Hemden eben selbst. Und wann trage ich schon mal ein gebügeltes Hemd?

Ma liebt Klatsch. Den Nachrichten glaubt sie nicht. Aber jedes auch noch so unwahrscheinliche Gerücht fällt bei ihr auf nährstoffreichen Boden. Ihr ganzes Wissen ist ein Gespinst aus Gerüchten. Die Wahrheit ist nie offenkundig, ist nie das, was ausgesprochen wird, sondern liegt immer im Trüben, in einem verschleierten Bereich des Dazwischen. Das Gerücht ist die Umkreisung und Annäherung an diese Leerstelle des Ungesagten. Wer sich für diesen Bereich unempfindlich zeige, so meine Mutter, werde irgendwann von den Tatsachen bestraft. Für sie stellt das Gerücht die größtmögliche Annäherung an die Wahrheit dar.

Sie besitzt eine große Alltagsklugheit und ein ausgeprägtes Gespür für den wahren Wert der Dinge. Es ist kaum möglich, sie übers Ohr zu hauen. Sie greift nicht gleich bei jedem Schnäppchen zu. Denn braucht man das Ding eigentlich gar nicht, ist es, selbst wenn es billig angeboten wird, immer noch zu teuer bezahlt. Im Vergleich zu meinem äußerst großzügigen Vater könnte man sie für geizig oder zumindest sparsam halten. Aber immerhin haben wir ihr die solide Haushaltsführung zu verdanken, ohne die mein Vater uns trotz seines guten Einkommens vielleicht schon in die Schulden getrieben hätte. Bei einem guten Sake achtet er nicht auf den Preis.

Für Ma ist Sparsamkeit die höchste Tugend. Daher löst mein unsolider Lebenswandel in regelmäßigen Abständen tiefe Panikattacken in ihr aus. Dann wird sie noch hektischer, ohne eine Lösung für das Problem zu finden, und wünscht die gute alte Zeit zurück, in der Söhne noch bedingungslosen Respekt vor den Wünschen ihrer Eltern zeigten.

Dabei ist sie im Innersten ihrer komplizierten Seele stolz auf mich, auch wenn sie mir von diesem Stolz immer nur die Seite der Enttäuschung zeigt. Aber ich weiß, wie sie gegenüber ihren Freundinnen von mir spricht, wenn sie mich abwesend glaubt, und ich höre ihrer Stimme an, dass sie es ernst meint. Denn alle Nuancen der Ernsthaftigkeit ihres Sprechens sind mir von Kindesbeinen an vertraut.

Sie liebt mich anders, als mein Vater mich liebt, verzweifelter, bitterer, vielleicht auch ängstlicher, meines älteren Bruders wegen. Deswegen ist sie manchmal und meist an den falschen Stellen zu hart, an anderen zu nachgiebig. Ihre größte Angst ist, mich zu verlieren. Und sei es auch nur an eine andere Frau.

Doch wenn eine Heirat schon unvermeidlich ist, und in ihrem Kopf ist sie unvermeidlich, soll es wenigstens eine Frau ihrer Wahl sein. – Die nächsten Konflikte und Panikattacken sind also vorprogrammiert.

Mindestens einmal in der Woche kocht mein Vater für uns. Und an diesen Tagen, den »Familientagen«, besteht er natürlich darauf, dass alle zum Abendessen anwesend sind. Seit gut einer Stunde schaue ich ihm nun bei den magischen Vor- und Zubereitungen zu. Und auch das Essen selbst zieht sich nicht selten stundenlang hin. Ich hoffe, ich finde einen Grund, mich früher loszueisen. Die anderen tanzen sich sicher schon warm.

An diesen Familientagen ist Baba ein anderer Mensch, entspannt, heiter, hingebungsvoll, ja auf gewisse Art gay, wenn es so etwas in diesem Land denn gäbe. Er steht bereits seit vielen Stunden in der Küche, mit der Zubereitung mancher Gerichte hat er schon gestern begonnen, Gemüse eingelegt oder Teigwaren gären lassen, darin ist er ein Meister alter Schule, der noch gerne selbst in die Suppe spuckt.

In den kurzen Kochpausen, während ein halbes Dutzend Gerichte gleichzeitig vor sich hin köchelt und auf die weitere Verfeinerung wartet, nimmt er sich Zeit für das eine oder andere persönliche Wort an mich, fragt, wie die Nachmittagsvorstellung war, wie es den Freunden geht und ob ich nicht den einen oder anderen beim nächsten Wochenmahl einladen wolle. Nach einer Freundin fragt er nie.

Die wöchentliche Frage nach einer Freundin fällt natürlich in Mas Zuständigkeitsbereich. Meine verneinenden Antworten nimmt sie mit einer Mischung aus Sorge und Genugtuung zur Kenntnis: Sorge, ich könne an Mädchen möglicherweise ebenso wenig interessiert sein wie mein Vater, und Genugtuung, dass ich ihrer Verantwortung für die richtige Brautwahl nicht mit jugendlicher Unvernunft zuvorkomme. Von romantischer Liebe hält sie nichts. Heiraten ist ein ökonomisches Bündnis. Wer aus blinder Leidenschaft die falsche Wahl trifft, hat teuer dafür zu bezahlen, so ihre diesbezügliche Lebensweisheit.

Babas Leidenschaft für gutes Essen hat ihm die gröbsten Ecken und Kanten männlichen Auftretens genommen. Ich kann ihn mir nicht recht als Leiter eines physikalischen Forschungsinstituts vorstellen. Aber in seinem Fachgebiet muss er von unbestreitbarer Kompetenz sein, denn er ist weder in der Partei, noch durch verwandtschaftliche Beziehungen mit den verantwortlichen Eliten verbunden. – Vielleicht lässt er die Härte und Autorität des Laborleiters ja an den Institutspforten zurück. Laut wird Baba nur, wenn er lacht. Und wütend kenne ich ihn überhaupt nicht.

Selbst als ich ihm mitteile, dass ich die Schule abbrechen und nur noch Theaterspielen wolle, bleibt seine Stimme ruhig, während Ma fast hysterisch wird, es zunächst nicht glauben will und dann in Tränen ausbricht. Sie hatte in den letzten Jahren bereits jeden Monat Geld für mein Studium zurückgelegt, hatte wahrscheinlich auch schon das für mich richtige Studienfach ausgewählt, und wirft mir nun vor, auf was sie alles verzichtet habe in der Hoffnung auf meine großartige akademische Karriere.

Mein Vater schickt sie mit sanfter Stimme aus dem Zimmer, setzt sich zu mir aufs Bett, sein verschwitzter nackter Oberkörper riecht nach Meerrettich und Anis, und legt mir den papierweißen, weichen und haarlosen Arm um die Schultern.

»Wir können das Essen nicht lieben und zugleich die Köche verachten«, sagt er. »Und ich liebe unsere klassische Oper!«

Ich hatte meine Verteidigungsrede schon vorbereitet. Doch nun erröte ich, als er fortfährt: »Zwei Generationen an Sängern und Schauspielern sind in den unseligen Jahrzehnten verloren gegangen. Ohne eure Verrücktheit, Junge, wäre die klassische Oper jetzt tot.«

Wenn Baba kocht, riecht man es nicht nur in der ganzen Wohnung, sondern im ganzen Block, bis auf die Straße hinaus. Nicht, dass auf anderen Herden nicht auch gekocht würde. Aber das sind nur die üblichen Küchendünste, Hühnchen süßsauer, frittierte Bananen, verbranntes Schweinefleisch nach Kantoneser Art.

Wenn Baba kocht, dringen die Düfte von gedünsteten Löwenköpfen, Tintenfischen und Seidentofu auf die Straße, und die Passanten bleiben stehen, schließen für einen Moment die Augen und atmen diese verführerischen Gerüche bis tief in ihre Nebenhöhlen.

Nicht nur ist die Wohnung von Bittermelonen und Tigerlilienaromen gesättigt, es ist auch höllisch heiß, wenn Baba kocht, denn alle sechs Flammen des Herdes brennen bei größter Hitze. Viele Gewürze, die mein Vater benutzt, entfalten ihr Aroma nur bei höllischen Temperaturen. Behauptet Baba zumindest. Deswegen steht er nur mit Shorts bekleidet und barfuß vor dem Herd und zwingt auch den konsumierenden Rest der Familie, in den Stunden seines Höllenfeuers alle überflüssigen Kleidungsstücke abzulegen. Keine Klimaanlage der Welt könnte dieses glühende Kochfieber kühlen.

Da er weiß, dass ich Ingwer nicht mag, zaubert er seine Austernsauce aus braunem Rohrzucker, Reiswein, Sesamöl, Chili, Knoblauch und Frühlingszwiebeln. Erst wenn Fleisch und Gemüse im Wok gar sind, gießt er sie darüber. Und einen Augenblick später riechen das Haus und alle seine Bewohner, die unserem Familienabend nicht entfliehen können, nach einer herben Variante von ma po dou fu, Tofu nach Art der pockennarbigen Alten, wenig Tofu, dafür viel Hackfleisch, Meerschwein oder Katze, mit Chili, scharfer Bohnensauce und Sichuanpfeffer.

»Wofür sollen diese Experimente eigentlich gut sein?« frage ich beiläufig.

»Für jahrelange Raumfahrten in andere Sonnensysteme zum Beispiel«, antwortet Baba, während er den Topf mit Hackfleisch vom Herd nimmt und durch die kleine Wachteleierpfanne ersetzt.

»Kann man einen Menschen wirklich so auftauen, dass er tatsächlich wieder lebt?« frage ich.