Beatrice Sonntag ist eine deutsche Reisebuchautorin, Bloggerin und Weltreisende, die bisher schon 120 Staaten besucht hat. Sie hat seit 2011 sieben Bücher mit Reiseerzählungen veröffentlicht, sowie Reiseführer über Bhutan, Burkina Faso, Mosambik, Weißrussland, Ghana, die Elfenbeinküste, Nicaragua und Aserbaidschan. Nun erscheint der Reiseführer über Turkmenistan, ein weiteres Land, zu dem es nur wenig Literatur in deutscher Sprache gibt.
Achal-Tekkiner in der Wüste Karakum
Lachende Kinder in der Region Balkan
Die Republik Turkmenistan oder kurz Turkmenistan ist ein Land in Zentralasien mit einer Küste am kaspischen Meer und mit Grenzen zu Kasachstan, Usbekistan, Iran und Afghanistan. Die Hauptstadt Aschgabat ist die größte Stadt des Landes, das insgesamt auf einer Fläche von 488.100 Quadratkilometern nur knapp sechs Millionen Einwohner hat. Damit handelt es sich um eines der am spärlichsten besiedelten Länder Asiens. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Turkmenistan zu mehr als 80% aus unwirtlichen und sehr trockenen Wüsten besteht. Genau diese Wüstenlandschaften machen aber auch den Charme des Landes aus.
Turkmenistan ist auf der touristischen Landkarte nur selten zu finden. Einige wenige Touranbieter in Europa unternehmen Rundreisen in Turkmenistan. Das Land ist friedlich und gilt als sicher, allerdings ist die touristische Infrastruktur außerhalb der Hauptstadt nur sehr spärlich. Dazu kommt, dass das Land nicht wirklich auf Touristen ausgerichtet ist. Es wird weder viel Werbung gemacht noch wird es Besuchern erleichtert, ein Touristen-Visum zu bekommen.
Die lange abwechslungsreiche Geschichte, die einzigartigen Wüstenlandschaften, die verschiedenen historischen Stätten und nicht zuletzt der Darwaza Gaskrater sind aber ausreichende Gründe, um sich dieses wenig bekannte Land anzusehen.
Turkmenistan grenzt an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, Iran und das Kaspische Meer. Mit seinen 488.100 Quadratkilometern ist es das 52. größte Land der Erde. Es ist etwa so groß wie Spanien. Über 80% der Fläche von Turkmenistan sind Wüste, genauer gesagt Teil der Wüste Karakum. Es handelt sich großenteils um Steppen, Sand- und Geröllwüstenlandschaften. Die Wüste Karakum ist die größte Wüste in Zentralasien. Nimmt man sie als Naturraum zusammen mit der Kysilkum Wüste, bilden sie die viertgrößte Wüste der Welt. In Turkmenistan erstreckt sich die Wüstenlandschaft auf 500 Kilometern von Nord nach Süd und auf 800 Kilometern von West nach Ost. Etwa 10% der Karakum Wüste in Turkmenistan besteht aus Sanddünen. Diese können bis zu 90 Metern hoch werden. Sie werden vom Wind geformt und bewegt. Es gibt weite Salzpfannen und -becken in der Wüste. Das Wüstenklima ist sehr kontinental geprägt und die Temperaturen reichen von 50°C im Sommer bis zu -20°C im Winter.
Im Westen von Turkmenistan liegen die Gebirgskette Großer Balkan mit Höhen von bis zu 1880 Metern und die Hochebene von Türkembashy.
Der Große Balkan wird Richtung Süden hin immer flacher, um dann in die Kopet Dag Berge überzugehen. Diese liegen ganz in der Nähe der Hauptstadt Aschgabat und setzen sich im Iran fort. Die Kopet Dag Berge erreichen Höhen von bis zu 2.942 Metern in Turkmenistan und von bis zu 3.191 Metern im Iran. Im Südosten von Turkmenistan gibt es schließlich noch das Gissargebirge, welches sich in Afghanistan und Usbekistan fortsetzt. Es erreicht Höhen von bis zu 3.139 Metern ganz im Osten an der Grenze zu Usbekistan.
In den trockenen Wüstengebieten und Steppen im Landesinnern kommen die für diese Art von Landschaft typischen Tier- und Pflanzenarten vor. Es sind zum Beispiel Kropfgazellen, Wildziegen und wilde Halbesel zu finden. Der persische Leopard kommt noch selten vor und wird in einigen Schutzgebieten bewahrt.
Die längsten Flüsse in Turkmenistan sind der Amu Darya, der teilweise die Grenze zu Usbekistan bildet, der Murghab oder Morghab im Südosten des Landes und der Tejen oder Tedzhen Fluss, der in Afghanistan Hari genannt wird und der etwas östlich von Aschgabat fließt. Der größte See des Landes ist der Sarykamisch See, der an der Grenze zu Usbekistan im Norden des Landes liegt. Einst wurde er vom Amu Darya gespeist. Als dieser jedoch seinen Lauf änderte, trocknete der See aus und es entstand eine Senke. Heute wird der Sarykamisch See auf künstliche Weise über einen Kanal gespeist.
Turkmenistan hat eine 1.748 Kilometer lange Küste am Kaspischen Meer.
In Turkmenistan leben etwa sechs Millionen Menschen. In den Nachbarländern Afghanistan und Iran leben zudem etwa zwei Millionen Turkmenen, die zu Zeiten der Sowjetunion vor Zwangskollektivierung und Zwangsansiedelung geflohen sind.
Die Bevölkerung von Turkmenistan besteht hauptsächlich aus Turkmenen, sowohl sprachlich als auch ethnisch gesehen. Es gab einst bedeutende russische und deutsche Minderheiten. Diese sind jedoch zum Großteil nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in ihre jeweiligen Heimatländer zurückgekehrt oder anderswohin ausgewandert. 1995 gab es eine Volkszählung, bei der ermittelt wurde, dass 77% der Menschen in Turkmenistan dem Volk der Turkmenen angehören, 9% Usbeken und 7% Russen sind. Kleinere Minderheiten sind mit um die 2% Kasachen, mit je um die 1% Tataren, Belutschen, Aserbaidschaner und Armenier und 0,5% Ukrainer.
Schenkt man dem Buch Ruhnama Glauben, welches der ehemalige Präsident Nijasow (Turkmenbashi) geschrieben hat, stammen die Turkmenen von Oguz Khan und dessen 24 Enkeln ab. Die Erben Oguz Khans waren einst in der Ural-Altay Region beheimatet. Alte Überlieferungen aus dem 6. Jahrhundert berichten von den sechs Oguz-Stämmen oder von den sechs Turkstämmen. In verschiedenen historischen Quellen wird berichtet, das einer der Turkstämme, die Seldschuken, im 11. Jahrhundert Richtung Aralsee zog, Persien eroberte und dort das große Seldschukenreich gründete.
Die Hauptstämme im heutigen Turkmenistan sind die Tekke, welche in der Region um Merw, Tejen und Ahal leben, die Ersari, die im Osten am Amu Darja Fluss siedeln, die Yomud in der Balkanregion und in der Khorzem Oase und die Goklen, welche den Südwesten des Landes ihre Heimat nennen.
Die Lebenserwartung in Turkmenistan betrug im Jahr 2015 67,3 Jahre, bei Frauen 70,8 und bei Männern 63,9. Das Durchschnittsalter der Menschen lag 2015 bei 27,5 Jahren. Eine Frau bekam im Durchschnitt 3 Kinder.
Vorgeschichte
Anders als zum Beispiel in Tadschikistan hat man bisher in Turkmenistan keine Beweise dafür gefunden, dass das Land schon vor 800 oder 900.00 Jahren besiegelt gewesen wäre. Die Tatsache, dass in China schon vor 1,6 Millionen Jahren die ersten Menschen Spuren hinterlassen haben und dass diese nachweislich aus Afrika, also von Westen her nach China gelangt sein müssen, legt jedoch nahe, dass auch in Turkmenistan schon sehr früh gesiedelt wurde. Die einzigen Spuren, die bisher gefunden wurden, sind einige Faustkeile im Westen des Landes. Es ist jedoch unklar, wie alt diese sind.
In Usbekistan, nicht weit von der Grenze zu Turkmenistan, wurden Funde aus der Zeit der Neandertaler gefunden, unter anderem ein Kinderskelett, das 70.000 Jahre alt ist. Wissenschaftler schließen aus den verschiedenen Funden, dass die Neandertaler vor 125.000 in der gesamten Region gelebt haben. Noch weniger weiß man über das Auftauchen des Homo Sapiens in der Gegend. Hier sind es ebenfalls Funde aus Usbekistan, die Vermutungen anstellen lassen.
Aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit hat man in der Nähe des kaspischen Meeres und in der Wüste einige Artefakte gefunden. Im 7. Jahrtausend vor Christus setzte in Turkmenistan die Steinzeit ein. Es gab beispielsweise Dscheitun, welches die älteste bekannte steinzeitliche Siedlung in Turkmenistan ist und Namazgadepe in der Nähe von Aschgabat. Es wurden Überreste von Ziegen und Schafen gefunden. Die Schafe müssen aus der Gegend des heutigen Italiens mitgebracht worden sein, während es sich bei den Ziegen um asiatische Wildziegen gehandelt haben kann, die domestiziert wurden. Aus dem darauffolgenden Äneolithikum hat man zahlreiche Keramiken gefunden, anhand derer Wissenschaftler die Fortschritte der Kulturen untersuchen konnten. Die Gegend um Namazgadepe war bis in die Bronzezeit und darüber hinaus durchgehend besiedelt. Nördlich von Turkmenbashi und in der Region des antiken Margiana kann man heute die verschiedenen Funde und Ausgrabungen besichtigen.
Antike und Mittelalter
Für etwa 200 Jahre prägten die Achämeniden die Region. Im 4. Jahrhundert nach Christus eroberte dann Alexander der Große das Gebiet des heutigen Turkmenistans auf seinem Weg in Richtung Indien. Bereits kurz nach Alexanders Tod im Jahr 323 vor Christus begann sein Reich langsam zu zerbröckeln, weil es keinen ebenso starken Nachfolger gab.
Im 3. Jahrhundert vor Christus übernahm das Reich der Parther die Herrschaft und machte Nisa zu seiner Hauptstadt.
Im 2. Jahrhundert vor Christus eroberten die kriegerischen Reiternomaden der Xiongnu unter Mao Dun große Gebiete im Osten von Zentralasien. Dadurch mussten die Menschen vom Volk der Vüe Chi nach Westen fliehen. Sie eroberten zum Beispiel den Issyk Kul See im heutigen Kirgistan. Es folgten zahlreiche Stammeskämpfe und das Reich der Kuschan wurde schließlich eine Großmacht in der Region, von der man auch in Turkmenistan Überreste gefunden hat. Das Kuschanreich war buddhistisch. Daher gibt es heute noch in Turkmenistan den am weitesten westlich gelegenen buddhistischen Tempel aus dieser Zeit. Das Kuschanreich bestand bis ins 3. Jahrhundert nach Christus. Die Sassaniden wurden langsam stärker und es gab zahlreiche kleinere Stammesreiche in der Region.
Die Sassaniden konnten etwa 400 Jahre lang die Region beherrschen. Ihre Hauptstadt war Merw, das damals eine Blütezeit erlebte.
Im 7. Jahrhundert folgten die Araber und eroberten die gesamte Region. Dabei verbreitete sich auch der Islam in Zentralasien. Es war in dieser Zeit, dass die Seidenstraße immer mehr an Bedeutung gewann und zahlreiche Städte auch auf dem Gebiet des heutigen Turkmenistans durch diese Handelsrouten zu einem gewissen Reichtum gelangen konnten. Bald darauf entstand das Reich Chorasan mit seiner Hauptstadt Merw. Die Seidenstraße mit ihren vielen Handelswegen blieb bis ins späte 15. Jahrhundert aktiv. Erst als Vasco da Gama 1498 den Seeweg zwischen Europa und Asien entdeckte, verlor sie an Bedeutung.
Im 9. Jahrhundert gründeten Nachfahren der Sassaniden das Samanidenreich. Sie schufen ein stabiles Reich voller Kultur und Kunst, wobei der Sklavenhandel ihre Haupteinnahmequelle war. Die Dynastie zerbrach nach etwa hundert Jahren daran, dass das Erbe des Throns unklar war und sich die verschiedenen Erben bekämpften.
Im 11. Jahrhundert kamen die Seldschuken und eroberten Turkmenistan quasi nebenbei, denn ihr eigentliches Ziel war die Eroberung des weiter südlich gelegenen Afghanistans. Unter ihnen erlebte Merw eine weitere Blütezeit Mitte des 11. Jahrhunderts. Das Reich der Seldschuken bestand bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts. Das war die Zeit der mongolischen Feldzüge, die fast überall in Zentralasien die Städte in Schutt und Asche legten. Das Seldschukenreich ging ebenso unter wie Choresmien, das sich im Norden von Turkmenistan etabliert hatte und rund um die Hauptstadt Gurgandsch zu einem gewissen Reichtum gelangt war. 1221 wurde Gurgandsch, das heutige Konye Urgench zerstört. Um die gleiche Zeit traf dieses Schicksal auch zahlreiche andere Städte weiter südlich. Während das mongolische Reich nach Dschingis Khans Tod 1227 langsam zerfiel, konnten einige Städte wiederaufgebaut werden.
Im 14. Jahrhundert heiratete Timur Lenk eine Frau aus dem Stamm von Dschingis Khan. Er wollte das mongolische Weltreich zu seinem eigenen machen und sandte seine Heere in alle Himmelsrichtungen, um Eroberungsfeldzüge durchzuführen. Er eroberte Teile der Mongolei, die prachtvolle Stadt Samarkand und im Westen erreichte er sogar Armenien. Das heutige Turkmenistan und große Teile Kasachstans gehörten für eine Weile ebenfalls zu seinem Reich. 1405 starb Timur Lenk, als er gerade dabei war, einen riesigen Feldzug auf China vorzubereiten. So zerfiel sein Reich ebenfalls.
Es folgten vierhundert Jahre, in denen sich in Turkmenistan unterschiedliche Stammesgebiete etablierten. Sie trieben abwechselnd Handel miteinander und bekriegten sich. Es entstanden Reiche und Königtümer, die bald darauf wieder zerfielen. In dieser von Stammeskriegen beherrschten Zeit, aus der es nicht viele Aufzeichnungen gibt, wanderten einige Stämme von Norden in Richtung des Amu Darya Tals und es entwickelten sich die Traditionen, die heute als turkmenisch gelten. Damals erschien zum ersten Mal so etwas wie ein turkmenisches Nationalbewusstsein. Im 13. Jahrhundert entstand der Begriff „turkmen“ als Bezeichnung für die muslimischen Oghusen, die hierher gezogen waren. „Turkmen“ bedeutet je nach Quelle entweder „ähnlich wie die Türken“ oder „echte Türken“. Die Oghusen waren einst Teil der Seldschuken und kämpften in deren Armeen. Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert wanderten verschiedene turkmenische Stämme ausgehend von ihren Siedlungsgebieten am Kaspischen Meer und im heutigen Kasachstan auch nach Südosten und in die Kopet Dag Berge.
Quellen aus der Zeit erwähnen einen großen Stammeszusammenschluss, der als Salor Konföderation bekannt wurde. Diese zerbrach im 17. Jahrhundert in drei Stämme: die Yomud am Kaspischen Meer, die Tekke in den Kopet Dag Bergen und der Ahal Region und die Salor in der Gegend von Choresmien und im Murgab Delta. Zu dieser Zeit gab es laut verschiedener Aufzeichnungen aus Usbekistan und Persien viele kriegerische Auseinandersetzungen und auch Überfälle auf Nachbarvölker. Im Grunde gab es nie eine richtige Vereinigung aller turkmenischen Stämme. Diese Zusammenfassung fand erst unter russischer Führung statt.
Russische Zeit
Schließlich kam die prägende Periode der russischen Herrschaft. Diese begann 1869 mit dem Bau einer russischen Festung in Krasnovodsk (heutiges Turkmenbashi). Von dort aus zogen die Truppen des russischen Zaren weiter nach Süden. 1877 kamen russische Truppen bis in die Gegend von Kysylarbat und Goek Depe, wo sie Kysylarbat einnahmen aber in Goek Depe eine Niederlage hinnehmen mussten. Vier Jahre später folgte ein zweiter Versuch, Goek Depe einzunehmen. Diesmal waren die russischen Truppen besser vorbereitet und mit Kanonen bewaffnet, die die Stadtmauern durchdringen konnten. Mehr als 8000 Menschen sollen bei diesem brutalen Angriff von den russischen Truppen ermordet worden sein. Viele der Toten waren Zivilisten, die in die Wüste flohen und dabei abgeschlachtet wurden. Der 12. Januar ist seit der Unabhängigkeit daher heute ein Gedenk- und Feiertag. 1890 hatten die russischen Truppen ganz Turkmenistan eingenommen. Der Bau der Transkaspischen Eisenbahn brachte dem Gebiet einen gewissen Aufschwung. Verglichen mit anderen russischen Gebieten blieb es jedoch eher ein unterentwickelter Landstrich, der den Russen mehr aus strategischen Gründen wichtig war.
1916 gab es zum ersten Mal einen ernsthaften Aufstand gegen die russische Besatzung. 15.000 turkmenische Männer wurden zu Arbeiten im Hinterland zwangsrekrutiert. 4000 russische Soldaten schlugen die Unruhen jedoch brutal nieder. Mehrere Dörfer lagen anschließen in Schutt und Asche. Hunderte Turkmenen ließen ihr Leben.
Im Jahr 1917 gab es eine instabile Phase während der Oktoberrevolution. Eine militärische Intervention der Briten hatte die Eingliederung Turkmenistans in die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan mit der Hauptstadt Taschkent zur Folge. Ab 1925 gab es Turkmenistan in seinen bis heute bestehenden Grenzen als die Turkmenische Sozialistische Sowjetrepublik. Turkmenistan war dann bis zu seiner Unabhängigkeit Teil der Sowjetunion, deren politische Führung nun wieder stark war.
Unter der Sowjetherrschaft wurden von 400 Moscheen alle bis auf fünf geschlossen und viele zerstört. Der Islam wurde bekämpft. Nomaden wurden zwangsweise angesiedelt. Etwa eine Million Menschen flohen vor diesen Maßnahmen in den Iran oder nach Afghanistan. Die Organisation „Freies Turkmenistan“, die sich 1927 bildete wurde verboten und die meisten ihrer Mitglieder hingerichtet. Die Sowjets bauten Bewässerungskanäle und weiteten den Baumwollanbau stark aus. Diese Maßnahmen der massiven Umleitung von Wasser aus dem Amu Darya sind einer der Hauptgründe für das bis heute andauernde Austrocknen des Aralsees.
In einigen Bereichen verbesserte sich aber durch die sowjetische Politik das Leben der Menschen. So wurde zum Beispiel die Schulpflicht eingeführt. Zahlreiche Infrastrukturprojekte machten nun auch entlegene Dörfer erreichbar. Das Bildungs- und Gesundheitswesen wurden erheblich verbessert.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion hatte Turkmenistan wie seine Nachbarstaaten endlich die Möglichkeit, seine Unabhängigkeit zu erklären. Dies geschah im Jahr 1991.
Unabhängiges Turkmenistan unter Nijasow
Nach der Unabhängigkeit wurde Saparmyrat Nijasow (oft auch Nyyazov), der vorher der Vorsitzende der Kommunistischen Partei in der Turkmenischen Sozialistischen Sowjetrepublik war, zum Präsidenten des unabhängigen Turkmenistan gewählt. Er löste die Kommunistische Partei auf und gründete die Demokratische Partei, von der er fortan Vorsitzender war.
Zunächst gab es Schwierigkeiten, weil Turkmenistan nun ohne Subventionen aus Moskau auskommen musste. Zudem mussten neue Wirtschaftspartner und Abnehmer für Öl, Gas und Baumwolle gefunden werden, nachdem das Wirtschaftsgeflecht der Sowjetunion plötzlich weggebrochen war. Der Rubel wurde abgeschafft, eine Verfassung aufgestellt und eine eigene Währung eingeführt.
1999 ließ er sich auf Lebenszeit zum Präsidenten wählen und führte das Land mit strenger Hand bis zu seinem Tod im Jahr 2006. Er bezeichnete sich selbst als Turkmenbashi, den Führer der Turkmenen und ließ sich auch so anreden. Er kreierte einen ungewöhnlich umfassenden Personenkult um sich selbst und seine Eltern. Sein Vater war im Zweiten Weltkrieg an der Front umgekommen, seine Mutter und zwei seiner jüngeren Brüder waren dem Erdbeben von 1948 zum Opfer gefallen.
Statue von Saparmyrat Turkmenbashi in Aschgabat
Schon früh in seiner Regierungszeit unterdrückte er mit Hilfe seines sehr autoritären Staatsapparates und Geheimdienstes die Opposition. Im Jahr 2002 wurde ein Attentat auf Turkmenbashi inszeniert, welches ihm weitere Rechte einräumte. 2003 ernannte das Ministerkabinett von Turkmenistan den Präsidenten offiziell zum Propheten.
In seiner Regierungszeit gab es einige kontrovers diskutierte Entscheidungen, wie zum Beispiel das Verbot von Rauchen in der Öffentlichkeit, von Theater und Opernaufführungen und das Verbot einer freien Studienfachwahl. Er verbot nach und nach alle Oppositionsparteien. 2004 wurden insgesamt 15.000 Stellen in Krankenhäusern gestrichen und durch Wehrpflichtige ersetzt. Turkmenbashi wollte alle Krankenhäuser im Land bis auf ein einziges in Aschgabat schließen. 2006 kürzte er Zahlungen an Rentner und Behinderte erheblich.
Ein von ihm verfasstes Buch wurde zur Staatslektüre, die ein Viertel des gesamten Schulunterrichts ausmachte. Zahllose Statuen seiner selbst und seiner Eltern schmückten die Hauptstadt. Viele sind noch immer vorhanden. Unter Nijasow gab es eine rege Bautätigkeit vor allem in Aschgabat.
Die letzte Wahl unter Turkmenbashi fand im Dezember 2004 statt. Es waren nur Kandidaten der Regierungspartei aufgestellt.
Im Dezember 2006 starb Turkmenbashi, woraufhin der damalige Gesundheitsminister und stellvertretende Ministerpräsident Gurbanguly Berdymuchamedow Übergangspräsident wurde, auch wenn das von der Verfassung so eigentlich nicht vorgesehen war. Gegen den verfassungsmäßigen Nachfolger wurde aber unmittelbar nach Turkmenbashis Tod ein Verfahren eröffnet, woraufhin er verhaftet wurde und damit aus dem Verkehr gezogen war.
2007 gab es im Februar schließlich Präsidentschaftswahlen, aus denen Berdymuchamedow mit einem offiziellen Ergebnis von über 89% als Sieger hervorging. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 99%. Es hatte immerhin fünf weitere Kandidaten gegeben, allesamt aus der Regierungspartei. Nicht nur die mittlerweile im Exil lebenden Oppositionspolitiker, sondern auch internationale Organisationen sprachen von einer unfreien und inszenierten Wahl. Berdymuchamedow hatte während seiner kurzen Wahlkampagne Reformen versprochen. Er wollte seinen Mitbürgern Zugang zum Internet, besser Bildung und bessere medizinische Versorgung bieten. Zudem versprach er, Wohnungen bauen zu lassen. Ganz allgemein wollte er jedoch dem Kurs seines Vorgängers folgen. Vor allem die Tatsache, dass alle Bürger des Landes Wasser, Gas, Strom und Salz gratis erhalten, wurde beibehalten. 2012 wurde Berdymuchamedow bei einer Wahl mit sieben anderen Kandidaten (aus derselben Partei) mit über 97% der Wählerstimmen im Amt bestätigt. 2017 geschah dasselbe mit fast 98% der Stimmen. Er wurde für diesmal für weitere sieben Jahre gewählt.
2018 erließ er ein Gesetz, das schwarze Autos im ganzen Land verbot. Schon 2015 gab es aufgrund seiner Vorliebe für weiß lackierte Autos ein Importverbot für schwarze Fahrzeuge. Seit 2018 müssen alle schwarzen Autos in der Hauptstadt nun umlackiert werden. In den Provinzen dürfen sie weiterhin fahren.
Turkmenistan hat wirtschaftlich gesehen verschiedene Partner, an die es vor allem Erdöl und Erdgas verkauft. Zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern gehören Russland, die Türkei und die Vereinigten Staaten von Amerika. Auch einige deutsche Firmen haben in den letzten Jahren vom Aufschwung Turkmenistans profitiert. So haben die Daimler AG, Siemens und die Deutsche Bank große Aufträge in Aschgabat an Land ziehen können.
Die Landwirtschaft in Turkmenistan ist eher schwach entwickelt, vor allem, weil mehr als 80% des Landes aus Wüste bestehen und viel zu trocken für den Anbau von Pflanzen jeglicher Art sind. Es wird jedoch stellenweise Baumwolle angebaut. Die Felder werden aufwändig bewässert.
Es gibt neben der erdölverarbeitenden Industrie und der Chemieindustrie eine große Anzahl von Firmen in der Textilindustrie.
Die Wirtschaft in Turkmenistan basiert zum Großteil auf den Ölvorkommen, die auf 44,5 Milliarden Tonnen Öläquivalent beziffert werden. Manche Schätzungen sprechen von bis zu 250 Milliarden Tonnen. Im Süden des Landes liegt an der Grenze zu Afghanistan ein Erdgasfeld