Inhalt

  1. Cover
  2. Über diese Folge
  3. Über die Autorin
  4. Titel
  5. Impressum
  6. 1. Kapitel
  7. 2. Kapitel
  8. 3. Kapitel
  9. 4. Kapitel
  10. 5. Kapitel
  11. 6. Kapitel
  12. 7. Kapitel
  13. 8. Kapitel
  14. 9. Kapitel
  15. 10. Kapitel
  16. Epilog
  17. In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Die gefragte Berliner Innenarchitektin Pia Grassmann wird von dem Immobilienunternehmer Jonas Sommar beauftragt, seinen Playroom neu zu gestalten. Um ein perfektes Ergebnis abliefern zu können, taucht Pia eine Woche in Jonas’ Welt ein – wie bei jedem Auftrag. Was sie dort jedoch entdeckt, beflügelt nicht nur ihre gestalterische Fantasie, sondern weckt bisher unbekannte sexuelle Wünsche und führt sie in eine Welt aus purer Lust und dunkler Leidenschaft.

Pia kann kaum glauben, dass sie sich auf all das einlässt. Aber von dem attraktiven Unternehmer geht eine Anziehung aus, der sie sich nur schwer entziehen kann. Und auch ihm scheint es ähnlich zu gehen. Gerade als Pia jedoch tiefere Gefühle für ihn entwickelt und wagt, von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen, kommt sie hinter ein Geheimnis, das alles verändert …

Über die Autorin

Philippa L. Andersson, geboren 1982, studierte Germanistik und Hispanistik in Bamberg. Ihre Romane begeistern mit der richtigen Mischung aus Erotik, Humor und Lovestory. Nach Stationen in Spanien und Hamburg lebt und arbeitet sie nun wieder in ihrer Heimatstadt Berlin.

Philippa L. Andersson

Ein sinnlicher Auftrag

beHEARTBEAT

1. Kapitel

»Frau Grassmann?«

Ich stehe im Empfangsbereich einer dieser neuen, luxuriösen Penthousewohnungen, wie sie in Berlin gerade überall gebaut werden. Ich vermute, für dieses Schmuckstück hat der Besitzer locker zwei Millionen ausgegeben. Und ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich hier Hand anlegen darf. Viel helles Licht fällt in die großzügig geschnittenen Räume. Möbel und Dekoration bilden eine stimmige Einheit. Alles ist vom Feinsten. Aber der Luxus der Wohnung hat mir nicht die Sprache verschlagen, sondern Jonas Sommar, mein neuer potenzieller Kunde.

Sprachlos starre ich den Mann vor mir an, und mein Gehirn wiederholt in Endlosschleife: Verdammt, sieht der gut aus!

»Sind Sie wirklich Frau Grassmann?«, fragt der Mann vor mir nach und zieht verärgert die Augenbrauen zusammen. »Denn laut meinen Anordnungen sollte mir mein Assistent die kompetenteste Innenarchitektin Berlins kommen lassen. Kein Schulmädchen.«

Bei seinen Worten straffe ich die Schultern. Die Anforderungen stimmen. Wenn mich ein neuer Kunde anspricht, prüfe ich seinen Hintergrund, um ein grobes Gefühl dafür zu bekommen, mit wem ich es zu tun habe. Ich weiß, dass Jonas Sommar ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, der zusammen mit seinem Partner Michael Fischer nicht nur die Berliner, sondern auch die internationale Immobilienszene in Atem hält. Seine Spezialität ist das Finden von heruntergekommenen Industrieruinen, deren Restauration und der anschließende Verkauf. Und ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber ich hätte damit rechnen müssen, dass er in echt noch attraktiver ist als auf den Bildern, die ich im Internet gefunden habe. Er hat breite Schultern, die den Anzug perfekt ausfüllen, unverschämt blaue Augen und dazu dieses kantige Gesicht. Und er ist groß. Könnte glatt Basketballspieler sein.

Ich starre ihn unverändert an und merke, wie ich ebenfalls taxiert werde. Ich bin mir schmerzlich bewusst, wie geradezu einfach ich gekleidet bin. Natürlich trage ich zu Kundenterminen Businessgarderobe, und natürlich ist die tadellos. Aber mein heutiger Blazer hat einen langweiligen Schnitt. Alle anderen sind in der Reinigung. Mein Rock ist an den Hüften etwas zu eng und schlägt Falten, die mich üppiger erscheinen lassen, als ich bin. Ich spüre feuchte Flecken unter meinen Armen und hoffe, dass mein Deo hält, was es verspricht. Und ich ärgere mich, dass ich nicht die smaragdfarbene Bluse angezogen habe, die das Grün meiner Augen unterstreicht. Stattdessen trage ich Weiß, was mir wenig schmeichelt. Denn obwohl wir endlich Frühling haben, bin ich so selten in der Sonne, dass meine Haut heute noch blasser wirkt als sonst.

»Frau Grassmann, Sie wollen nicht herausfinden, was mit Personen geschieht, die meine Geduld überstrapazieren. Sind Sie jetzt fertig damit, mich anzustarren?!«

Es ist gar nicht, was Jonas Sommar sagt, sondern wie er es sagt und mich dabei anschaut. Mein ganzer Körper erwacht zum Leben. Als wolle er ihm sagen: Oh doch, Mr Sexy, lass mich wissen, was du dann tust. Ein Schauer breitet sich über meine Haut aus und richtet sämtliche Härchen auf. Am Anfang nur im Nacken. Dann werden meine Brustwarzen hart. Schließlich spüre ich ein unangebrachtes Kribbeln in meinem Schritt und mir schießen schmutzige Dinge durch den Kopf, die ich mit diesem Mann anstellen möchte.

Ich räuspere mich, um meine unangebrachten Fantasien zu vertreiben. »Sie haben nach mir geschickt, Herr Sommar, nicht ich nach Ihnen.«

Er gibt einen Laut von sich, nicht mehr als ein tiefes Luftholen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er sich soeben ein Lachen verkneifen musste. Dann wird seine Miene noch finsterer. Er ist es definitiv nicht gewohnt, dass ihm jemand die Meinung sagt. »Sie haben recht, Frau Grassmann. Weil Sie laut meinen Informationen erstklassige Arbeit leisten.«

»Danke«, antworte ich höflich und schalte in meinen Geschäftsmodus, erleichtert, dass die Spannung zwischen uns verflogen ist. »Dann wissen Sie auch, wie ich vorgehe?« Ich warte, bis er nickt, dann fahre ich fort: »Mir reicht es nicht, den Raum zu sehen, der gestaltet werden soll. Ihre Vorgaben fließen nur zu einem Teil in den Entwurf ein. Ich begleite meine Kunden eine Woche möglichst nonstop, um zu verstehen, wie ihre Bedürfnisse sind, was sie wirklich brauchen und – mehr noch – wollen.«

In seinen Augen flackert etwas. Wieder zieht sich alles zwischen meinen Beinen zusammen, und ich muss den Drang niederkämpfen, mir über die Lippen zu lecken.

»Was, wenn ich einen Geschäftstermin habe?«, fragt er.

»Wir suchen natürlich eine Woche aus, in der Sie Zeit haben. Aber ja: In der Regel bin ich dabei.«

»Und bei privaten Verabredungen?«

»Auch. Bis zu einem gewissen Grad versteht sich.«

»Vierundzwanzig Stunden am Tag also?«, hakt er nach und frisst mich mit Blicken auf.

In dem Moment kündigt das Klappern von Absätzen eine Frau an. In einem aufreizend kurzen Kleid erscheint eine brünette Schönheit, die mich interessiert mustert. »Jetzt ist alles sauber. Bis zum nächsten Mal, Sir.« Keck zwinkert sie ihm zu.

»Francesca!«, knurrt er, ohne auf ihren spielerischen Tonfall einzugehen.

»Bin schon weg!«, trällert sie unbeeindruckt und verlässt das Penthouse.

Ich brauche einen Moment, um den Faden unseres Gesprächs wieder aufzunehmen. »Ja, das sind die Bedingungen«, sage ich.

»Dann kommen Sie!«

Neugierig folge ich Jonas Sommar durch die Wohnung und werfe dabei einen Blick ins Wohnzimmer, in die Küche und in sein Arbeitszimmer. Wer auch immer das Interieur gestaltet hat, versteht etwas von seinem Job, und ich frage mich, was Sommar hier erneuern will.

»Um welchen Raum geht es eigentlich?«, will ich wissen, da sein Assistent in der Beziehung recht vage gewesen ist. Ich habe eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben müssen, die den üblichen Rahmen weit übersteigt. Ein Verstoß würde nicht nur meinen Ruf ruinieren, sondern mich sogar ins Gefängnis bringen. Als käme ich auf die Idee, private Details meiner Kunden preiszugeben!

»Darum, Frau Grassmann.« Jonas Sommar stößt eine schallisolierte Tür auf und macht eine einladende Bewegung, damit ich näher trete.

Ich gehe zwei Schritte und bleibe stehen. Mir stockt der Atem. Ich blinzle ungläubig. Mein Mund wird ganz trocken, und mein Puls rast. Ich befinde mich in Jonas Sommars persönlichem Spielzimmer.

In der Mitte des Raumes steht ein antikes Vierpfostenbett mit einem Betthimmel. Das ist das normalste Möbelstück. Der Rest kommt mir unwirklich vor, und ich tue mich schwer, die Gegenstände überhaupt zu benennen. An einer Wand ist ein schwarzes Andreaskreuz, daneben sind Liegen mit Ketten. Ein Teil erinnert mich an den Sportunterricht. Ich bin mir aber sicher, dass Sommar hier kein Bockspringen veranstaltet. Es gibt Regale voller Peitschen, Stöcke und Stäbe, aber auch geradezu harmlos wirkendes Sexspielzeug wie Dildos und Federn.

»Die Sachen beißen nicht. Schauen Sie sich ruhig alles näher an!« Sommar lacht amüsiert über meine Reaktion. »Ich hätte gerne, dass Sie mein Spielzimmer gestalten.« Er dreht sich einmal um die eigene Achse. »Das viele dunkle Leder erinnert mich zu sehr an die üblichen SM-Klubs. Außerdem wirken die Möbel so lieblos zusammengewürfelt, weil ich sie nach und nach erworben habe. Zeit für etwas Neues.« Er spielt mit einem Paar Handschellen und lässt sie auf- und zuschnappen.

Das Kribbeln auf meiner Haut wird so stark, dass es nicht mehr anregend ist, sondern ich das Gefühl habe, mich gleich übergeben zu müssen. Ich bin keinesfalls prüde, und ich habe schon Schlafzimmer mit Liebesschaukeln gestaltet. Aber das hier ist eine Nummer zu groß für mich.

Rückwärts bewege ich mich zur Tür und habe alle Mühe, meine professionelle Miene zu wahren. Ich habe nicht mal einen Vibrator in der Schublade, weshalb mich Amy, meine beste Freundin und Assistentin, regelmäßig auslacht. »Es tut mir leid, Herr Sommar, aber für diesen Auftrag bin ich die Falsche.«

Als Jonas Sommar auf mich zukommt, weiche ich instinktiv zurück und stolpere. Keine Ahnung, wie er das so schnell macht, aber er ist sofort bei mir und fängt mich auf. Habe ich eben nur ein Kribbeln gespürt, so brennt nun mein Körper beim Kontakt mit seinem. Sein Griff ist fest. Die Wärme zwischen uns schlägt in Hitze um. Dann nehme ich seinen Duft wahr, eine Mischung aus teurem Aftershave und ihm.

»Vorsicht, Frau Grassmann.« Seine Stimme klingt plötzlich tiefer, der Tonfall weit intimer. Ein neuer Schauer läuft über meinen Rücken.

Mr Sexy stellt mich aufrecht hin, lässt aber seinen Arm um meine Hüfte geschlungen. Er muss spüren, wie mein Puls rast. Nie im Leben bekommt er das nicht mit! Ich bilde mir ein, dass er ebenfalls schwer atmet. Ganz sicher bin ich mir aber nicht.

»Ich habe den Eindruck, Sie sind genau die Richtige für den Job. Ich will Sie.« Er sieht mir fest in die Augen. »Und ich bin es gewohnt, zu kriegen, was ich will, Frau Grassmann.«