Die drei ???® Kids

Band 51

Tatort Kletterpark

erzählt von Ulf Blanck

Mit Illustrationen von Jan Saße

KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von Jan Saße, Kittedorf

Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar

 

 

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© 2012 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN 978-3-440-13427-6

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Kirschernte

Es war wieder einmal soweit: Im Garten der Familie Jonas waren die Kirschen reif, und die Ernte begann. Es gab zwar nur einen einzigen Kirschbaum, doch der war mittlerweile so riesig, dass Tante Mathilda das ganze Jahr davon ihren berühmten Kirschkuchen backen konnte. Dies war auch der Grund, warum Justus notgedrungen beim Pflücken half. Er liebte den Kirschkuchen seiner Tante.

Justus hockte hoch oben auf der Leiter und wagte es kaum hinabzublicken. So ganz schwindelfrei war er nämlich nicht. Unten stand Tante Mathilda und fuchtelte wild mit den Armen. »Justus, du musst die Kirschen ganz oben pflücken! Das sind die besten. Sonst fressen die Vögel sie weg.«

»Und was ist, wenn ich runterfalle? Wieso können Kirschen eigentlich nicht auf dem Boden wachsen, so wie Erdbeeren?«

Mittlerweile war auch Onkel Titus aus seinem Schuppen mit Lieblingsschrott gekommen. Grinsend schaute er nach oben in den Baum. »Da siehst du mal Justus, wie schwer es ist, Kirschen zu pflücken. Diese Kletterei habe ich die letzten zwanzig Jahre für Mathilda gemacht. Jetzt ist endlich die Jugend an der Reihe. Wir könnten den Baum ja absägen, dann kann man die Kirschen im Sitzen ernten.«

Tante Mathilda fand das gar nicht lustig und warf mit einer Kirsche nach ihm. »Untersteh dich, Titus! Ich bin froh, dass der Baum so toll gewachsen ist. Ohne diese wunderbaren Kirschen würde ich niemals den Kirschkuchenwettbewerb von Rocky Beach gewinnen. Nein, nein, den Baum rührt niemand an.« Dann lachte sie plötzlich laut: »Aber ich kann ja auch mal einen anderen Kuchen backen. Wie wär’s zum Beispiel mit einer Knoblauchtorte?«

»Oh nein! Ich pflück ja schon weiter«, lachte Justus.

In diesem Moment kamen seine beiden Freunde, Bob Andrews und Peter Shaw, durch die große Toreinfahrt auf den Hof gefahren. Peter entdeckte Justus hoch oben im Baum. »Just! Was machst du denn da? Trainierst du als Kletteraffe?«

»Ha! Ha! Ha! Sehr witzig. Sieht man nicht, was ich hier mache? Ich pflücke Kirschen. Und wenn ihr beide mir jetzt helft, dann fressen die Vögel nicht alle weg. Ihr wisst ja: Ohne Kirschen kein Kuchen. Was ist? Habt ihr etwa Angst hochzuklettern?« Das ließ sich Peter nicht zweimal sagen. Der sportliche Junge hatte zwar vor vielen Dingen Angst, aber bestimmt nicht vor dem Klettern. Mit einem großen Satz sprang er an einen Ast und zog sich in Windeseile hoch. »So macht das ein richtiger Kletteraffe«, lachte er. »Bis du den Wipfel erreicht hast, Just, hab ich schon alle Kirschen abgepflückt. Los, Bob, mir nach! Es geht um den Kirschkuchen.«

Die nächsten zwei Stunden saßen die drei ???, wie sich die drei Jungen als Detektive nannten, im Baum und pflückten einen Eimer Kirschen nach dem anderen. Unten stand Tante Mathilda und schüttete die Früchte in Holzkisten. »Also dieses Jahr hängen besonders viele am Baum. Ich weiß gar nicht, ob ich genügend Einweckgläser habe. Sonst muss ich Titus noch mal in die Stadt zu Mr Porter schicken. Er hat in seinem Laden glücklicherweise alles – auch Einweckgläser.«

Natürlich landete nicht jede der gepflückten Kirschen im Eimer. Viele der dunkelroten Früchte verschwanden in einem der Münder der drei Freunde. Nach einer Weile fühlte Justus, wie sein Magen zu rumoren begann. »So, ich glaube, für heute reicht es. Wenn ich noch mehr Kirschen esse, dann gibt es einen großen Knall, und ich bin geplatzt.«

Bob sah auf die Uhr. »Mein Vater müsste bald kommen. Er hat eine Überraschung für uns.«

Justus kletterte eilig die Leiter herunter. »Das sagst du jetzt erst? Immer wenn dein Vater bisher eine Überraschung für uns hatte, dann wurde es spannend. Hat er eine Andeutung gemacht?«

»Nein, keine Ahnung. Er sagte nur, es würde hoch hinaufgehen. He! Da kommt er gerade.«

Mister Andrews arbeitete bei einer großen Tageszeitung in Los Angeles, war aber oft für Reportagen unterwegs. »Hallo, Dad«, begrüßte ihn Bob. »Ich hab den anderen schon von der Überraschung erzählt. Was ist es denn?«

Sein Vater sah ihn geheimnisvoll an. »Wartet nur ab. Wenn ich es euch jetzt schon erzähle, dann ist es ja keine Überraschung mehr. Oder soll ich dir auch schon die Weihnachtsgeschenke fürs nächste Jahr verraten?«

»Nein, bloß nicht! Ich liebe Überraschungen.«

»Gut. Nur so viel will ich euch sagen: Es geht hinauf in die Berge. Wenn ihr dabei sein wollt, müsst ihr einen ganzen Tag einplanen.«

Tante Mathilda hatte alles mitbekommen. »Ja, ja, lasst mich ruhig mit den Kirschen allein und geht auf Abenteuertour. Aber gut, es sind ja schließlich Ferien. Und wenn ihr weg seid, kann ich wenigstens ungestört die Kirschen einwecken. Aber ihr dürft nur mit, wenn es nicht gefährlich wird. Es wird doch nicht gefährlich, oder Mister Andrews?«

Bobs Vater steckte sich eine Kirsche in den Mund. »Aber nein«, lachte er. »Ich pass schon auf die drei Jungs auf.«

Affenrätsel

Nachdem Peter mit seinen Eltern telefoniert hatte, um ihnen Bescheid zu sagen, ging es los. Zu dritt saßen die drei ??? auf dem Rücksitz des kleinen Sportwagens von Bobs Vater. Bob hielt es nun aber nicht mehr aus vor Ungeduld. »Dad, kannst du uns nicht einen klitzekleinen Tipp geben? Wohin genau fahren wir?«

»Okay, ihr liebt ja Rätsel, und vielleicht kommt ihr selber drauf. Also: Die Vögel lachen darüber, Affen lieben es, und für Schildkröten ist es überhaupt nichts.«

Peter runzelte die Stirn. »Hört sich an, als würden wir in den Zoo gehen? Was meinst du, Just? Du bist doch unser Superhirn.« Justus knetete seine Unterlippe. Das tat er immer, wenn er scharf nachdachte. »Vögel, Affen, Schildkröten? Hm, viel gemeinsam haben diese drei Tiere nicht. Ein Vogel kann fliegen, ein Affe kann klettern, und eine Schildkröte krabbelt am Boden herum.«

»Aber warum sollte der Affe es lieben?«, überlegte Bob laut. Plötzlich hatte Justus einen Verdacht. »Moment: Der Affe liebt das Klettern, also hat es was mit Klettern zu tun.« Bobs Vater grinste. »Gar nicht schlecht, ihr seid dicht dran.«

Mittlerweile waren sie weit oben in den Bergen angekommen. Links und rechts an der Straße standen riesige Bäume. »Wir fahren ja mitten durch den Wald«, staunte Peter.

»Und? Habt ihr schon eine Idee?«, fragte Mister Andrews und schaltete einen Gang runter. »Wir sind nämlich da.«

Jetzt hatte Justus die Lösung. »Na klar, wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? Affen, Bäume, klettern … Wir fahren in einen Kletterpark, oder?«

Bobs Vater nahm für einen kurzen Moment die Hände vom Lenkrad und applaudierte. »Bravo! Richtig kombiniert. Es stimmt tatsächlich. Hier oben hat nämlich genau vor einer Woche ein großer Kletterpark eröffnet. Ich habe von meiner Zeitung den Auftrag bekommen, über den neuen Park eine Reportage zu schreiben. Und da ist es natürlich gut, wenn ich dazu die Meinung von ein paar Jungs wie euch habe.«

In diesem Moment fuhren sie an einem großen Werbeschild vorbei. »Monkey Mountain Kletterpark«, las Bob vor. »Ein Affenpark. Das hört sich wirklich nach viel Kletterei an.« Nach wenigen Metern bogen sie von der Hauptstraße ab und fuhren auf einem steilen und holprigen Weg weiter den Berg hinauf. Dieser endete schließlich auf einem großen Parkplatz. »So, alle abschnallen, wir sind da«, lachte Mr Andrews. »Ich hoffe, Klettern macht euch Spaß?«

Peter war begeistert. »Na klar. Ich wollte schon immer einen Kletterpark besuchen. Je höher, desto besser.« Justus hingegen schien nicht so ganz begeistert zu sein. »Auch Affen fallen manchmal von den Bäumen. Ist das denn alles gut gesichert?« Mister Andrews beruhigte ihn. »Hundertprozentig, sonst hätten die Betreiber niemals eine Genehmigung bekommen. Das wird alles von den Behörden tausendmal geprüft. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«

Sie gingen jetzt durch ein großes Holztor, und ein kräftiger Mann mit Bart kam ihnen entgegen. Er trug einen Helm und eine Kletterausrüstung.

»Ah, ich denke, Sie müssen Mister Andrews sein«, begrüßte er sie freundlich. »Ich habe Sie schon erwartet. Ihre Zeitung hat mich informiert, dass Sie kommen. Mein Name ist Steve Landers. Ich bin der Leiter des Kletterparks.« Bobs Vater gab ihm die Hand. »Ja, und ich habe Verstärkung mitgebracht. Ich hoffe, das ist okay für Sie? Es sind sozusagen meine speziellen Kletterpark-Tester.«

»Natürlich, kein Problem. Alle sind herzlich eingeladen. Der Kletterpark ist für Kinder und Erwachsene. Kommen Sie! Ich zeige Ihnen, was wir alles zu bieten haben.«

Neugierig gingen sie dem Besitzer des Parks hinterher. Staunend blickte Bob auf die hohen Bäume. »Mann, die sind ja riesig! Wenn man da runterfällt, ist man platt wie ein Pfannkuchen.« Justus wurde immer stiller. »Vielleicht hätten wir lieber baden gehen sollen«, murmelte er.

Monkey Mountain Kletterpark