Tim Lewis

Die Biologie der Hunde

Eine geführte Tour

Titel der englischsprachigen Originalausgabe: Biology of Dogs.

From Gonads through Guts to Ganglia.

© 2020 Tim Lewis,

erschienen bei Dogwise Publishing,

Wenatchee, Washington, USA

Aus dem Englischen übersetzt von Silke Ben Hajla

© 2021 für die deutsche Ausgabe

Kynos Verlag Dr. Dieter Fleig GmbH

Konrad-Zuse-Straße 3

D-54552 Nerdlen/Daun

Telefon: 06592 957389-0

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eBook ISBN: 978-3-95464-265-6

ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-258-8

Bildnachweis:

Alle Fotos Tim Lewis;

Grafiken: Nicole Hilgers unter Verwendung Adobe Stock-Grafiken:

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Inhaltsverzeichnis

Was Geeks, Nerds und Hundefans zu diesem Buch meinen

Danksagungen

Vorwort von Sue Sternberg

Einführung

Tour 1Hunde und Menschen

Tour 2Das Reproduktionssystem: Von DNA über Taxonomie zum Geschlechtsverkehr

Tour 3Eine Floßfahrt durch das Verdauungssystem

Tour 4Ein Abstecher zu Ernährung und Fütterung

Tour 5Der Bewegungsapparat

Tour 6Das Kreislaufsystem: Blut, Lungen, Sauerstoff und Herz

Tour 7Eine Tour rund um die Außenverteidigungsanlagen

Tour 8Innenverteidigung: Das Immunsystem

Tour 9Das innere Kontrollsystem

Tour 10Eine geführte Tour zu den Inputs ans Gehirn: Die Sinne

Tour 11Schaltzentrale: Das Gehirn

Tour 12Biologie und Verhalten: Unsere chaotischste Tour

Tour 13So bleibt Ihr Hund gesund

Tour 14Das Gleichgewicht finden

Über den Autor

Quellen

Was Geeks, Nerds und Hundefans zu diesem Buch meinen

„Die Biologie der Hunde“ ist der ultimative Guide, mit dem Sie Ihren haarigen vierbeinigen Begleiter verstehen werden. Tim übersetzt Wissenschaft mit verständlichen Vergleichen auf unterhaltsame Weise. Dies ist ein Buch für Ihre Stammbibliothek – Sie werden immer wieder darauf zurückgreifen.

Lesley Scibora, DC, PhD, außerordentliche Professorin für Gesundheits- und Bewegunsglehre – allerdings war sie Tim noch einen Gefallen schuldig …

Hier ist das Rezept für ein witziges und informatives Buch über Hunde: Man beginne mit einer unersättlichen Neugierde, füge einen Doktortitel im Fach „wie Lebendiges funktioniert“ (also dem Studium der Biologie) hinzu. Sodann füge man eine Prise Witz, Sarkasmus und eine gesunde Dosis Despektierlichkeit bei. Man stelle es fertig unter Rühren in ein paar persönlichen Geschichten sowie einem starken Verlangen danach, seine Stellung als bester Hundepapa aller Zeiten zu bewahren.

Ruth Lewis, Tims Frau, ist zwar dazu gezwungen, das Buch zu rezensieren, ist aber selbst zertifizierte Hundefitnesstrainerin, Mitglied der APDT sowie Instruktorin für Agility und Dogdance.

Als er drei oder vier Jahre alt war, zeichnete Tim ein perfekt proportioniertes „B“ in roter Tinte auf ein samtenes Sofakissen. Das war derart erstaunlich, dass nicht einmal unsere Mutter böse sein konnte. Keiner hatte gewusst, dass er schreiben konnte. Dieses Buch beweist nun womöglich das Gegenteil.

Barb Lewis, MFA, Tims Lieblingsschwester, aus der eine professionelle Verlegerin geworden ist und die allen Ernstes als die einzige weitere Frau gelten möchte, mit der Tim je zusammengelebt hat. Und was ist mit unserer Mutter?

Das ideale Buch, um neben die Toilette ins Bad zu legen, denn seien wir ehrlich, Ihr Hund ist sowieso da schon mit drin und Sie haben den Kopf voll mit Biologie – und wenn Sie beide wieder herauskommen, werden Sie Insider-Wissen voneinander haben. Sicher werden Sie und Ihr Hund wie verwandelt sein und Ihre Bindung zueinander wird stärker sein.

Sue Sternberg, Beraterin für Hundeverhalten, Expertin für Tierheime und Autorin einer ganzen Reihe von Büchern über Hundeverhalten und -training. Vor Ort ist sie bekannt als „Die Wüstenratte“ und Liebhaberin von allem, was mit Dinosauriern zu tun hat. Sie brachte Tim vor zwei Jahren dazu, eines ihrer Bücher zu rezensieren. Tja, Rache kann süß sein …

Wie sich herausstellt, ist es im Inneren eines Hundes nicht zu dunkel zum Lesen – Tim ist unser Licht, das uns hindurchgeleitet, damit wir all das lernen, was es über die Biologie der Hunde zu wissen gibt.

Sarah Palm, Expertin für tiergestützte Intervention, Universität von Minnesota: Hundesportmassagetherapeutin und Prüferin der Therapiehunde-Teams bei Pet Partners. Laut Tim haben er und Sarah sich kennengelernt, als sie vor zehn Jahren dem lahmend aus den AKC Nationals kommenden Gromit mit ihren Massagekünsten half. „Ich hatte keine Ahnung, welchen Eindruck ich auf sie gemacht habe!“, meint Tim.

Auf alle Fälle macht sich das Buch gut als Türstopper und wegen seines bunten Covers stolpert man auch nicht so leicht drüber.

Anonym

Wir können nur ahnen, wer das wohl geschrieben haben mag.

Widmung

Für Gromit, der uns gelehrt hat, was es heißt, Hundemenschen zu sein.

Danksagungen

Ein Werk wie dieses kann man nicht alleine erschaffen. Diese Reise in Buchform enthält etwas von all denen, die mich über die Jahre hinweg etwas gelehrt haben. Dazu gehören Lehrer, Kollegen, Freunde, Studenten genauso wie auch die Hunde, die ihr Leben mit mir teilen. Meinen tiefsten Dank für diese Ausgabe schulde ich meiner Mentorin und Freundin Sue Sternberg, die mich davon überzeugt hat, dass das Thema gut und die Perspektive nützlich sei und dass ich das schreiben sollte. Jon Luke von Dogwise ermutigte mich in ähnlicher Weise, damit zu beginnen – selbst noch, nachdem er mich unterrichten gehört hat. Sam Boyd sorgte, während ich mich auf das Projekt konzentriert habe, in meiner restlichen Arbeitswelt für Ordnung. Ich danke meinen Lektorinnen einschließlich Sue Sternberg, Barb Lewis, Ruth Lewis, Lesley Scibora und Sarah Palm sowie meinen Herausgebern, meinem Team bei Dogwise einschließlich Larry Woodward, Jon Luke und der unglaublich präzisen und kompetenten Adrienne Hovey für ihren Blick fürs Detail und die Bereitschaft, meine Worte zu verbessern und meine Gedanken zu klären. Jegliche Fehler in diesem Werk sind einzig meine eigenen. Ruth hat mich währenddessen vieles gelehrt, mich unterstützt und ermutigt, wie sie es bereits seit vier Jahrzehnten tut. Meinen Dank dafür kann ich nicht in Worte fassen. Alles in allem war es für mich ein höchst spannendes und erfülltes Jahr.

Vorwort von Sue Sternberg

Egal, ob Sie ein Hundemensch sind oder nicht: Wenn Sie mit diesem Buch fertig sind, werden Sie nie mehr der- oder dieselbe sein. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden Sie nie wieder ein Hundespielzeug kaufen, ohne sich vorher Gedanken über dessen Farbe zu machen. Ebenso wenig werden Sie rote Autos auf der Autobahn so wie vorher betrachten. Wahrscheinlich werden Sie auch nie wieder einen Raum betreten, ohne sich dabei zu fragen, ob irgendwo versteckt vielleicht ein Elefant herumlungern könnte, den Sie nicht sehen können.

Seine Freunde nennen ihn „Tim-i-pedia“. Das mag im ersten Moment scherzhaft klingen, aber man versteht dann schnell, dass Tim tatsächlich so einer ist. Und er kann einem wirklich unglaublich nützlich sein. Während eines Urlaubs mit Verwandten im tiefsten Winter in Quebec City kam einmal die Frage auf, wie lange es wohl dauern würde, bis sich unsere Körper an die eisige Temperatur von etwa minus zwölf Grad Celsius akklimatisiert haben würden. „Lasst uns Tim anrufen!“ Auf diese Weise lernt man, was Mitochondrien sind („Das Kraftwerk unserer Zellen“, sagt Tim mit großer Ehrfurcht) und dass diese sich vermehren, um den Bedarf unseres Körpers nach mehr Wärme oder Energie zu decken. Und wie ATP-Moleküle („wie kleine, aufladbare Batterien“, erklärt einem Tim mit zunehmender Begeisterung für diesen Prozess) jeglichen Zucker, den man zu sich nimmt, aufnehmen und sich vermehren, um immer weiter und weiter Energie zu produzieren, damit der Körper warm bleibt. Und weil Tim selbst so aufgeregt ist und beeindruckt von der Wirkungsweise der biologischen Prozesse, kann man da gar nicht anders, als ebenfalls begeistert zu sein.

Jetzt nehmen wir diese ganze biologische Passion, übertragen sie auf die Welt der Hunde – und schon haben wir dieses Buch. Tim definiert und beschreibt biologische Fachbegriffe nicht deshalb, weil Sie diese möglicherweise nicht verstehen oder einige der Grundlagen nicht kennen könnten. Sondern deshalb, weil er es liebt, zu unterrichten, zu erklären und Leute „abzuholen“, aber am meisten einfach deshalb, weil er ein hoffnungsloser Geek ist. Sein wissenschaftlicher Geist und seine wissenschaftliche Ansicht über das Leben wirken ansteckend, wenn man Tim um sich herum hat. So könnte es passieren, dass Sie sich, wenn Sie demnächst einer Unterhaltung auf einer Party lauschen, fragen, ob derjenige vielleicht unter einer Bestätigungsverzerrung leidet, einer psychologischen Störung, die, wie Sie von Tim wissen, etwas mit roten Autos zu tun hat. Tim liefert einem nicht nur Antworten auf die vielen lästigen Fragen, die uns genau dann quälen, wenn wir gerade nicht in der Lage sind, nach Antworten googeln zu können, wie etwa um zwei Uhr morgens oder beim Autofahren. Tim liefert nicht nur Antworten, sondern er bringt uns dazu, dass wir uns einfach tiefere Gedanken machen und gezieltere Fragen stellen. Und er bringt uns ganz schön zum Staunen.

Dass ich Tim kennengelernt habe, hat bei mir eine Veränderung bewirkt, zu der mich andere seit den frühen 1990ern zu bringen versucht haben. Egal, wie weit ich in meiner Karriere auch zurückdenken kann – die Leute haben sich stets bemüht, meine Denkweise in wissenschaftlichere Bahnen zu lenken. Ich bilde Hunde aus und arbeite überwiegend mit Tierheimhunden. Alles, was ich über Hunde weiß, habe ich während der Arbeit gelernt. Um 1993 herum habe ich offiziell begonnen, Trainingsworkshops für Hunde abzuhalten. Manchmal kamen nach der Präsentation Doktoren, Tierverhaltensforscher und andere Wissenschaftler auf mich zu und hinterfragten die Inhalte. Man schlug mir vor, ich solle doch zuerst Daten erheben, ehe ich berichten und über Tierheimhundeprüfungen lehren würde. Manche wollten, dass ich formelle Studien zu dem, was ich sagte, betreiben solle, ich solle die Sprache in meinen Hundeprüfungsabläufen neutraler wählen und weniger offen lassen für Interpretationen. Neutral … Interpretation … Ich konnte mich kaum an das erinnern, was sie gesagt hatten, denn das Gefühl, kritisiert zu werden, überwog alles. Ich schien nicht greifen zu können, was sie mir vorschlugen oder was sie an mir ändern wollten. Ich dachte weder wie eine Wissenschaftlerin noch wusste ich, wie eine Wissenschaftlerin überhaupt denkt. Ich hatte keine Ahnung, dass es nützlich sein konnte, die Welt auf diese Art zu betrachten.

Wir spulen vor ins Jahr 2007 und befinden uns auf einem grasbewachsenen Hang des Marlboro College, auf dem jährlich das Camp „Gone to the Dogs“ abgehalten wurde. Ich unterrichtete dort und hielt gerade meine Fragestunde zum Hundeverhalten ab. Hinzu kam Tim Lewis, ein Mann, der mir lediglich als Ehemann meiner Freundin Ruth bekannt war. Er war verheiratet mit einer Hundetrainerin, selbst Hundeliebhaber, Professor und Biologe mit den Studiengebieten Hirsche und Schildkröten. Nun saß er also in meiner Fragestunde und begann sich einzuklinken, und zwar weniger mit eigenen Fragen zum Hundeverhalten als mit freundlichen und interessanten Fragen zu meinen Ausführungen. Er stellte Fragen zu meinen Antworten, die sich darauf bezogen, ob es sich um Wissen oder Glauben zu einer Sache handelte. Er fragte mich, ob ich etwas interpretierte, das ich beobachtet hatte, oder ob ich etwas beobachten würde, das ich bemerkt hätte. Ich glaube, weil Tim selbst kein Hundetrainer war und weil er eine solche Begeisterung für Hunde und Wissenschaft besaß, hörte ich mich selbst, wie ich umzuformulieren begann. Ich begann meine Sätze mit „Nach meiner Erfahrung …“ anstatt mit „Ich weiß, dass das Folgende …“

Sofern Sie die Welt bereits wie ein Wissenschaftler betrachten, wird Sie dieses Buch nicht so furchtbar verändern. Aber Sie werden sicher jede Menge mehr über Hunde wissen. Falls Sie, genau wie ich, die Welt nicht wissenschaftlich betrachten, werden Sie feststellen, dass die Begegnung mit Tim Sie verändert hat. Tim gelingt der Spagat zwischen einer Welt der Wissenschaft und der Erfahrung zwischen Experten und Laien: Er übersetzt es so, dass wir uns alle untereinander verstehen können. Manche der nach der Lektüre dieses Buches festzustellenden Veränderungen an Ihnen selbst mögen subtil sein, manche stärker. Wahrscheinlich werden sie aber alle nicht nur Ihre Denkweise, Sichtweise, die Art des Umgangs mit Ihrem Hund und das Verständnis für ihn betreffen, sondern auch die Art, wie Sie die Welt im Großen und Ganzen betrachten. Sie werden, genau wie ich, schon bald gar nicht mehr ohne Tim in Ihrem Kopf sein können. Möglicherweise hören Sie demnächst beim Betrachten eines Sonnenuntergangs wie ich eine innere Stimme: „Du schaust mit Deinem Gehirn, Sue, nicht mit Deinen Augen“. Und Sie werden sich fragen, wie dieser Sonnenuntergang wohl aussähe, wenn er auf dem Kopf stünde?

Für die meisten von uns, die wir bereits mehr von der Biologie vergessen haben, als wir jemals darüber gelernt haben, überbrückt Tim die Lücke, die in der Hundewelt zwischen Erfahrung und Alltagspraxis einerseits (wie in der Hundeschule oder im Tierheim) und der Wissenschaft und den Daten andererseits klafft.

Wenn Sie also vielleicht der Meinung sind, dass das Verhältnis zwischen Ihrem Hund und Ihnen gar nicht besser sein könnte, als es schon ist – dann kommt dieses Buch genau richtig für Sie!

Einführung

Eierstöcke und Hoden. Das ist so ziemlich alles, worum es bei einem Hund geht. Biologisch gesehen geht es bei uns allen ja auch bloß genau darum. Hier eine fundamentale Erkenntnis: Hätten Ihre Eltern keine Kinder, so stehen die Chancen gut, dass Sie auch keine hätten. Wenn etwas Kopien von sich selber herstellt, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es auch in der nächsten Generation Kopien davon geben wird, als bei denen, die das nicht tun.

Lesen Sie das jetzt noch einmal. Es ist eine beabsichtigte Tautologie. Aber das ist die Quintessenz des Lebens, und zwar gültig vom Virus bis hin zu einer weißstämmigen Zirbelkiefer.

Sehen Sie es einmal so: Hunde, die Kopien (Welpen) von sich produzieren, werden in der Folgegeneration mehr Kopien von sich selbst haben als Hunde, die gar keine Welpen haben. Hunde, die sehr viele erfolgreiche Kopien von sich herstellen, produzieren mehr Kopien von sich als diejenigen, die weniger Kopien herstellen. Zwei oder drei, ja sogar eine einzige erfolgreiche Kopie in der Folgegeneration ist evolutionstechnisch immer noch besser als hundert erfolglose Kopien. Dabei ist es egal, ob wir über einen Virus oder einen Hund sprechen. Von denjenigen, die sich nicht erfolgreich vermehren, gibt es weniger Kopien als von denjenigen, bei denen das der Fall ist. Die, die es tun, bevölkern die Welt. Alles, was dazu beiträgt, erfolgreiche Kopien herzustellen, ist auf lange Sicht in der Evolution von Bedeutung. Es geht gar nicht um ein „survival of the fittest“, also das Überleben des Stärkeren – es sei denn, Sie verstehen unter „fittest“ lediglich die Fähigkeit, erfolgreiche Kopien von sich selbst herzustellen. Welche Teile produzieren denn diese Kopien? Hoden und Eierstöcke. Allerdings auch nicht einfach so.

Also geht’s hier doch nur um Sex? Nicht wirklich, sondern schlicht um Reproduktion. Erfolgreiche Vermehrung. Durch Vermehrung entstehen in der nächsten Generation Versionen von einem selbst. Welpen. Sex ist nur eine Möglichkeit, dies zu tun. Andere Möglichkeiten werden wir noch kennenlernen. Was ist wichtiger: Essen oder Sex? Und ich meine damit jetzt nicht die Dinge, die man bei einem Date tut. Langfristig gesehen sind weder Nahrung noch Sex wichtig, sondern ausschließlich die Reproduktion. Kurzfristig betrachtet handelt es sich beim Essen nur um Versorgung mit ausreichend Nahrung, damit man Energie für die Reproduktion hat. Im Jugendalter geht es um Nahrung, damit das Reproduktionsalter erreicht werden kann. Dieses bezeichnen wir dann als Erwachsenenstadium. Um es mal ganz extrem auszudrücken: Bei Jugendlichen dreht sich alles nur ums Essen. Denken Sie nur mal an Ihren eigenen typischen Teenager zu Hause. Oh gut, vielleicht auch lieber nicht. Denken Sie also stattdessen an Insektenlarven, die sich Tag und Nacht durchfressen. Eintagsfliegen zum Beispiel fressen nicht ein einziges Mal; sie besitzen tatsächlich weder einen Mund noch einen Verdauungstrakt. Sie leben nur einen einzigen Tag als Erwachsene. Ihnen bleibt nur ein einziger Tag, um einen Partner zu finden und den Fortbestand der Spezies zu sichern, nachdem sie ein oder zwei Jahre fressend als Jugendliche verbracht haben.

Wie Eierstöcke und Hoden zusammenkommen

Zurück zu den Eierstöcken und Hoden. Naja, nicht, dass wir diese wirklich verlassen hätten. Ein Huhn ist bloß eine Möglichkeit dafür, wie ein Ei ein anderes Ei produzieren kann. Ein Hund ist bloß das Mittel, Hoden und Eierstöcke zusammenzubringen, um dadurch eine weitere Kombination aus Hoden und Eierstöcken mittels Transport von Hund zu Hund zu schaffen. Das ist also alles, was wir brauchen: Eierstöcke und Hoden. Warum hat die Natur das denn dann nicht in einem einzigen Individuum vereint, und alles wäre erledigt? Damit ließe sich doch bestimmt jede Menge Theater und Tamtam von vornherein vermeiden. Einige Spezies tun es ja auch genau so. Um es kurz zu machen, die Antwort auf diese Frage ist: Inzucht!

Langfristig ergibt sich daraus bloß schlechtes Material. Und ich meine jetzt so richtig langfristig, sowas wie Hunderte von Generationen. Das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Jedoch ist Inzucht genau die erste Wahl, wie wir eine Spezies domestizieren können, um etwa rückläufige Eigenschaften wie die Milchproduktion bei Kühen hervorzubringen oder die Fähigkeit bei einem domestizierten Hund, eine Schafherde umherzutreiben. Oftmals tun wir kurzfristig gesehen interessante Dinge, die sich auf lange Sicht als wenig weise herausstellen. Inzucht, die zur Domestikation führt, stellt für den Menschen ein nützliches Instrument dar, um Spezies unseren Zielen entsprechend zu manipulieren. Dadurch werden sie nicht gerade geeigneter fürs Überleben in der Wildnis, weshalb die Natur das vermeidet. Diese Hoden müssen also irgendwo anders hin, weg von allen eng verwandten Eierstöcken, um eine Inzucht herum. Da wir schon gerade dabei sind – die Hoden werden außerhalb in einer Tasche aufgehängt, weil das Innere des Hundes schlicht zu warm ist für eine optimale Entwicklung der Spermien.

Ein Hoden, der auf der Jagd nach einem Eierstock durch die Wälder oder Städte rennt, ist also alles, was man braucht. Wenn man einmal davon absieht, dass Hoden gar nicht rennen können. Vielleicht könnten sie ein wenig rollen, wenn man sie mit einem Stock anschubsen würde. Aber es bedarf eines Transportsystems, um sie zu bewegen. Bewegung verbraucht Energie, also muss das Transportsystem für Nahrung sorgen sowie diese ein wenig aufbereiten. Nun nehmen wir Mund und Zähne hinzu sowie das Verdauungssystem und dann noch die gesamte Nahrungsmittelindustrie, auch die Debatte über das Mahlen oder Unverarbeitet-Belassen und die über das Aufsammeln der Hundehaufen. Zähne, Haare und Krallen dienen dazu, das Gesamtpaket am Leben zu erhalten, während die Hoden auf der Suche nach diesen Eierstöcken sind. Dass Hoden und Eierstöcke sich einfach so über den Weg laufen, ist recht unwahrscheinlich – außer sie sind sprichwörtlich allüberall. Das ist eine gebräuchliche Sex-Strategie von Pflanzen. Man werfe alle Spermien hoch in die Luft – verursacht dabei bei einigen Leuten ganz nebenbei noch Heuschnupfen – und manche der Spermien landen auf genau auf sie wartenden Genitalien, genannt Blüten. Wenn man Bienen zum Transport verpflichtet, erreicht man eine höhere Genauigkeit. Fügt man ein System hinzu, das die Außenwelt fühlen kann und einen Prozessor zur Entscheidungsfindung für eine gute Partnerwahl – möglicherweise ist Ihnen dies als Nervensystem und Gehirn ein Begriff – so können sich diese Keimzellen endlich auf effiziente Art und Weise finden.

Um genauer zu sein, es geht gar nicht um Hoden und Eierstöcke, sondern darum, was diese herstellen. Sperma und Eier. Tatsächlich geht es nicht einmal darum. Es geht um die DNA, denn Sperma und Eier sind selbst lebende Zellen, die den Organen, aus denen sie hervorgegangen sind, lediglich genetisches Material liefern. Quasi FedEx für die DNA. Mehr dazu kommt später noch, ganz bestimmt. Ein Virus überspringt diese ganze Körpererfahrung, wickelt seine DNA (oder RNA) in eine Eiweißhülle und überlässt es einem fremden Körper, die Replikationsmaschinerie und das Verbreiten der DNA zu übernehmen. Jedes Mal, wenn ich eine Erkältung oder Grippe habe, werde ich daran erinnert.

Es geht nur um Sex

Im Endeffekt ist das auch schon alles, worum es in diesem Buch geht. Es geht um erfolgreichen Sex. Dies wird kein Praxisratgeber für Sie, darin bin ich nun weiß Gott kein Experte. In diesem Buch geht es darum, was man dazu braucht, um diese beiden Organe bei Hunden zueinander zu bringen. Außerdem hoffe ich, dass das Buch ausreichend Informationen liefert, damit ein durchschnittlicher Hundebesitzer, -partner oder -begleiter etwas Wertschätzung gegenüber den fellbesetzten Freunden auf vier Pfoten entwickelt. Sie haben sich aus der Sicht der Evolution von tödlichen Angreifern, die bandenweise umhergezogen sind, zu den besten Freunden entwickelt, die man haben kann.

Unterwegs können wir uns auch genügend wissenschaftsähnliches Material im Hinblick auf die praktischen Auswirkungen für Sie anschauen, damit Sie und Ihr Hund besser zusammenleben können, länger leben, schneller rennen und vielleicht den ersten Preis auf einer Hundeausstellung gewinnen können oder möglicherweise einfach nur an einem Hundesportwettbewerb vor Ort mitmachen können.

Natürlich sind Hunde weit mehr als ihre Keimzellen, wie der Oberbegriff für Hoden und Eierstöcke lautet. Niemand wird ein paar Keimzellen in sein Haus einladen und sich derart in sie verlieben, dass er ein Vermögen für Halsbänder und Leinen ausgibt. Wir haben über einen Zeitraum von mindestens 14 Jahrtausenden hinweg, und vielleicht sogar 36.000 Jahren, mit der Auswahl des idealen Partners gelebt und diese verbessert. Oder, wie meine Schwester zu sagen pflegt: Wir wurden ausgetrickst von der Niedlichkeit unsere Haustiere, damit wir ihnen beim Reproduktionserfolg behilflich sind. Hunde sind vom Menschen nicht mehr wegzudenken – das geht so weit, dass wir begonnen haben, sie mit uns zu beerdigen – selbstredend, nachdem wir gestorben waren, nicht immer dann, wenn die Hunde gestorben sind. Wir zeichneten sie auf Felswände. Heute kaufen wir Zeichnungen und Fotos von ihnen zum Aufhängen an unseren „Höhlen“-Wänden. In meinem Haus gibt es keine Wand, an der nicht ein Bild hinge, das mit Hunden zu tun hat – sei es ein Portrait, eine Zeichnung oder irgendein Nippes. Gelegentlich stellt ein Freund Keramikfiguren unserer Hunde für uns her. Oder Tassen mit den Hunden drauf. Oder Karikaturen unserer Hunde. Oder, oder, oder … die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Hunde sehen so verdammt niedlich aus und es gibt Millionen von ihnen überall. Millionen? Weltweit wahrscheinlich 900 Millionen. Dreiviertel davon leben frei, ohne festes Zuhause. In den USA schätzt man die Anzahl der Haushunde auf unter 100 Millionen, ungefähr um die 75 Millionen verteilt auf 50 Millionen Haushalte. Oder, wenn wir es anders herum betrachten, etwa 40 Prozent aller Haushalte in den USA halten sich einen Hund.

Was macht Hunde zum perfekten Partner, Therapeuten oder Laufgefährten? Wie können sie bloß zwei Wochen lang den ganzen Tag einen Schlitten in der Kälte Alaskas ziehen, dabei tausend Meilen im Yukon Quest zurücklegen und das gleiche nochmal im Iditarod tun? Sie sind einfach bemerkenswerte Geschöpfe voller Energie und Begeisterung. Sie sind lebende, denkende und fühlende Wesen. Ihre Biologie ist der unseren gar nicht unähnlich.

Eine biologische Reise

Die Leute nennen mich einen Geek. Das würde ich so natürlich in der Öffentlichkeit nicht sagen, geschweige denn selber zugeben. Was noch schlimmer ist, sie nennen mich einen akademischen Geek. Und noch schlimmer, ich sei ein Wissenschafts-Geek. Doch warten Sie, es geht noch schlimmer, daher werden Sie mich wahrscheinlich zu keiner Ihrer Parties einladen wollen: Ich bin nämlich Biologe. Meine Karriere begann ich mit dem Erforschen von Reptilien. Aber da meine Forschungsobjekte Schildkröten waren und Schildkröten ziemlich cool sind, da können wir uns vielleicht trotzdem ein kleines bisschen unterhalten. Ich forsche auch an Hunden, insbesondere bezüglich deren Sehkraft. Und daher geben sich manchmal doch ganz normale Leute mit mir ab. Ich lehre Ökologie und Evolution, aber mein Lieblingsfach, das ich unterrichte, ist Biologie für die Allgemeinheit.

Dieses Buch ist für alle gedacht, die vielleicht etwas mehr über Wissenschaft erfahren möchten, denen jedoch die Vermittlung von Wissenschaft oft zu langweilig ist oder denen der Bezug zum Alltag dabei fehlt. In meinem Unterricht nutze ich Beispiele mit Hunden, weil die Menschen sich mit Hunden verbunden fühlen und ich beinahe jedes biologische Konzept am Beispiel Hund vermitteln kann. Ich wurde schon im ganzen Land eingeladen, um Reden über Hunde und die Wissenschaft zu halten.

Ich war an Universitäten, auf Messen, in Gefängnissen und auf öffentlichen Versammlungen, oft als Hauptredner. Ich werde von Hundegruppen eingeladen, um über Biologie zu referieren, weil ich auch Hunde habe. Schlimmer noch, ich halte Border Collies. Und was noch schlimmer ist: Ich halte gleich vier davon gleichzeitig.

Ich stelle fest, dass die Leute tatsächlich nicht viel über Biologie wissen, welche ja die formale Wissensgrundlage über das Leben und lebende Organismen darstellt. Dennoch haben sie Hunde oder sie mögen Menschen mit Hunden oder sie wissen, dass Katzen Säugetiere sind. Und das meiste, was wir über Hunde wissen, bringt uns auch Informationen über Katzen und uns selbst. Wir sollten alle ein wenig mehr über Biologie wissen.

Tun Sie das, und Ihre Beziehung zu Ihrem Hund wird sich dadurch verbessern. Wie oft höre ich, dass meine Reden eine Liebe zur Biologie neu entfachen oder die Leute zumindest erkennen, dass sie wichtig ist. Wenn Ihnen mein mitgeschleppter Ballast nichts ausmacht – Sie wissen schon, die Tatsache, dass ich Border Collies und Schildkröten und Menschen wirklich alle gleichzeitig mag – dann kommen Sie doch ein Stück mit mir mit und Sie werden ziemlich nützliches Zeug lernen, ebenso wie jede Menge lustige Fakten für Parties, zu denen Sie eingeladen werden. Dieses Buch ist unter vielen anderen Dingen mitnichten dafür da, die einzig wahre und allumfassende Einführung für die gesamte uns bekannte Biologie zu bieten. Bei dem einführenden Lehrbuch, das ich für Studenten der Biologie im Hauptfach einsetze, handelt es sich um die 11. Auflage, welches mit weit über zweihundert Dollar Neupreis gelistet ist. Es hat 1.500 kleingedruckte, zweispaltige Seiten, dichtgepackt mit Informationen. Dieses Material könnte nicht einmal ein jahrelanger Kurs abdecken.

Ich habe nicht die Absicht, Sie unablässig mit jedem verfügbaren Detail zu jedem Aspekt der Biologie der Hunde zu überschwemmen. Vielmehr ist dieses Buch eine geführte Tour durch die interessanteren und nützlichen Gebiete des Hundeorganismus‘ und es soll Licht in die komplexe Welt der Hundebiologie bringen. Manchmal werden Sie nach Luft schnappen – und hoffentlich sind Sie dann atemlos wegen des wundervollen Tieres an Ihrer Seite. Sie werden so manchen Aha-Moment erleben und dabei endlich verstehen, warum Sie etwas an Ihrem Hund entdeckt haben. Am wichtigsten ist aber, dass Sie Gedanken und Wissen daraus mitnehmen können, die das Zusammenleben mit Ihrem Hund wie auch die Zufriedenheit und das Wohlbefinden Ihres Hundes verbessern werden.

Die inneren Werte zählen

Kürzlich habe ich auf einer überregionalen Konferenz von Hundetrainern einen aktuellen und großartigen Hundebuchautor und Tierverhaltensforscher gehört. Er sagte, es spiele wirklich keine Rolle, was im Kopf eines Hundes vorginge und dass die Neurowissenschaft keinen Arbeitsansatz zum Verständnis von Hundeverhalten bieten würde. Sein Argument war, man brauche nicht zu wissen, wie ein Auto funktioniere, um es fahren zu können. Ich dagegen behaupte in diesem Buch, dass Sie, wenn Sie wissen, wie Ihr Auto funktioniert, Sie das Auto (tatsächlich meine ich hier den Hund) zu schätzen wissen – und weit mehr. Sie werden sich nicht mehr so dumm vorkommen, wenn Sie ein knirschendes Geräusch hören, das Sie nicht einordnen können und können Ihrem Mechaniker bessere Vorinformationen geben, was Ihnen Zeit und Geld spart. Das war der Augenblick, in dem ich mich entschieden habe, jetzt endlich dieses Buch schreiben zu müssen, welches schon über zehn Jahre in meinem Kopf herumgespukt hatte. Einen guten Teil meines Lebens habe ich damit zugebracht, Leuten die Biologie der Hunde beizubringen. Grundlage dafür ist der Gedanke, dass Wissen die Bindung zwischen Mensch und Hund verbessern würde. Die Leute erzählen mir, dass es ihnen sehr geholfen hat, das Verhältnis zu ihrem Hund zu verbessern, egal ob es um Dichroismus, Reißzahnpaare oder auch die Amygdala ging. Hunde sind unglaublich verschieden in Größe, Form, Genetik und individuellen Variationen. Man hat keine Chance, all die möglichen Details jeder Rasse mit einbeziehen zu wollen. Also halte ich mich an die übliche wissenschaftliche Herangehensweise. Ich definiere einen Durchschnittshund und rechne oder extrapoliere von diesem ausgehend weiter.

Ein häufig gemachter Witz passt hier ganz gut:

Wenn man die Physik von Tieren bespricht, dann beginnt man so: „Stellen Sie sich eine kugelförmige Kuh vor …“ Kein Hund ist kugelförmig, aber manche Dinge müssen berechnet werden und man braucht eine Grundlage. Ich berechne manche Dinge, um Ihnen einen Ansatz dafür bieten zu können, womit wir es zu tun haben. Machen Sie sich keine Gedanken, falls Ihr Hund nicht genau 14 Kilogramm wiegt wie mein Durchschnitts-Musterhund. Er wird Ihnen dennoch ein Gefühl für die Maße geben.

Es folgt eine Rundreise durch den Hund – mit ausreichend Tiefe, um nützlich zu sein und ausreichend Spaß, um Sie in unserem Reisebus auch zu fesseln. Seien Sie vorgewarnt. Sie werden auch eine Menge über sich selbst lernen. Denn Mensch und Hund unterscheiden sich gar nicht so sehr voneinander.

Was die meisten Leute sehen: Niedlicher, schlafender Hund. Oohhhh.

Was Sie außer einem niedlichen Hund sehen werden, nachdem Sie dieses Buch gelesen haben:

Wie unsere Touren organisiert sind

Als Ökologe (also ich, nicht Sie – falls Sie auch einer sind, ist es umso besser) habe ich den Wolf in unserem Haus zunächst einmal aus einem evolutionären Blickwinkel betrachtet. Ich will nun untersuchen, wie es denn war mit dem Zusammenkommen (also der zwei Spezies, nicht das Ihres Hunden und Ihnen). Sodann muss ich genau das definieren, wovon Sie wahrscheinlich glauben, dass Sie es bereits wissen: Was ist ein Hund? Wie sich herausstellt, ist die Frage schwieriger zu klären, als man erwarten sollte, zumindest, was die Trennung des wildlebenden Wolfs vom Haushund anbelangt. Das bringt uns zur DNA, ein wenig Genetik und einem Blick auf die Rassen. In den Folgeteilen tauchen wir tief ein in die Themen Ernährung und Verdauung und in alles, was in Ihrem Hund so herumgluckert. Hunde müssen sich bewegen, somit werden wir auch die Biologie der Knochen und Muskeln untersuchen. Wir müssen die Zellen mit Energie und Sauerstoff versorgen. Und wie kommt das alles nun dahin, wo es gebraucht wird? All das muss noch verpackt werden, also hüllen wir es in Haut und Haar und schützen es mit Zähnen und Klauen. All diese Teile werden vom Gehirn gesteuert. Zumindest stellen wir uns das so vor. Ich gehe davon aus, dass sich Ihre Sichtweise über den Hund verändert, sobald Sie die Welt durch seine Augen betrachten. Am Schluss werfen wir noch einen Blick auf die Hundegesundheit und das Altern, womit auch das Thema, von dem sich Tierärzte mehr von Ihrer Aufmerksamkeit wünschen, mit dabei wäre.

Maßeinheiten während der Tour

Nachfolgend kommt ein Kommentar eines gefragten Wissenschaftlers zum Thema Einheiten, ohne den ich hoffnungslos verraten und verkauft wäre.

Ab hier werde ich, sobald ich die üblichen amerikanischen Einheiten Fuß, Pfund, Meilen usw. benutze, die Umrechnung in metrische Einheiten in Klammern dazu setzen. Ich streite gar nicht ab, dass ich ein metrischer Snob bin, was für beinahe alle Wissenschaftler überall gilt. Tatsächlich verwenden alle Länder dieser Erde metrische Einheiten – bis auf drei Länder: Liberia, Myanmar und die USA. Auf der Erde leben 7.800.000.000 Menschen. Davon leben 331 Millionen in den USA und 53,7 Millionen in Myanmar. Mit Liberia kommen noch 4,8 Millionen hinzu. Demnach verwenden 95% der Weltbevölkerung das metrische System. Sowohl Liberia als auch Myanmar verwenden zusätzlich parallel das metrische System. Also wirklich, ich sollte das metrische System nutzen und das dann in das in den USA übliche System in Klammern umrechnen. Aber ich schweife ab. Das wird auf den vor uns liegenden Seiten noch häufig passieren, doch ich werde immer wieder auf Hunde zurückkommen. Hier liegt die Verbindung mehr im Gewöhnlichen. Menschen außerhalb der USA besitzen die Mehrzahl der Hunde, tatsächlich sogar 90% der Hunde auf der Welt, und ich möchte nicht, dass unsere einzigartige (archaische) Verwendung von Maßen uns dies vergessen lässt oder uns gar separiert. Zumindest möchte ich, dass Sie sich, wenn Sie diese Umrechnungen ins Metrische sehen, Gedanken über Hunde in anderen Teilen dieser Welt machen. Diese teilen sich zwar die Biologie mit unseren Hunden, aber dennoch leben sie in sehr unterschiedlichen Kulturen, in denen Hunde einen hohen, niedrigen oder gar keinen Stellenwert haben.

(Anm. d. Übers.: Da wir im deutschsprachigen Raum das metrische System verwenden, wurden die amerikanischen Maßeinheiten weggelassen.)