Louisa Dellert

mit Deborah Weinbuch

Mein Herz

schlägt grün

 

Mein Herz

schlägt grün

Weltverbessern für Anfänger

INHALT

VORWORT: ZUSAMMEN KOMMEN WIR WEITER

EINLEITUNG: DER WEG IST DAS ZIEL

NEUSTART IN MEIN GRÜNES LEBEN

JEDER SCHRITT ZÄHLT

CHECK: WO STEHE ICH GERADE?

UNFASSBAR: SO VIEL MÜLL PRODUZIEREN WIR

PLASTIKTEPPICHE UND -STRUDEL IN DEN WELTMEEREN

BEIM EINKAUFEN DEN UNTERSCHIED MACHEN

WIE BITTE?! SO VIEL CO2 PRODUZIEREN WIR

WIE UNTER EINER GLASGLOCKE

ALBTRAUM KLIMAWANDEL

WARUM BELASTET DIE INDUSTRIE DAS KLIMA SO SEHR?

WELCHEN LEBENSSTIL VERTRAGT UNSER KLIMA?

SO VIEL CO2 PUSTEN WIR IN DIE LUFT

BÄUME BRAUCHT DIE WELT! CO2 DURCH PFLANZEN WIEDER BINDEN

RAN AN DIE CHALLENGE!

EXKURS: DIE ERDE WIEDER LIEBEN

KÜCHENGLÜCK

ESSEN IST LEBEN

ZWEI EINKAUFSWAGEN PRO JAHR WIRFT JEDER VON UNS WEG

RESTE RICHTIG VERWERTEN

CHALLENGE: WENIGER VERSCHWENDEN

CLEVER EINKAUFEN

LIEBER HÜBSCH UNPERFEKT ALS IN DIE TONNE

REGIONAL UND SAISONAL EINKAUFEN

LOHNT SICH BIO?

BIO SCHÜTZT DIE BODEN – FÜR LANGFRISTIG GESUNDES ESSEN

DAS DRECKIGE DUTZEND

DAS GEZERRE UM DIE SPRITZMITTEL

WIE KOMMEN EIGENTLICH GRENZWERTE ZUSTANDE?

CHALLENGE: REGIONAL UND SAISONAL EINKAUFEN

BIO ESSEN UND TROTZDEM GELD SPAREN

EXKURS: FLEISCH ESSEN UND NACHHALTIG LEBEN – GEHT DAS ÜBERHAUPT?

GESUNDE ERNÄHRUNG SPART PLASTIK

CHALLENGE: EINKÄUFEN MIT LISTE

KLARE KRITERIEN FÜR DEINEN EINKAUF

WILLST DU WIRKLICH NOCH FISCH?

DIE VERARMUNG DER ARTENVIELFALT

GLYPHOSAT IN BROT UND BIER

PALMÖL

CHALLENGE: PALMÖL VERMEIDEN

HAUSHALT OHNE PLASTIK UND CHEMIE

BIENENWACHSTÜCHER

TRINKHALME AUS GLAS, HOLZ ODER EDELSTAHL

EIN LIEBLINGS-KAFFEEBECHER ZUM MITNEHMEN

BROTBOXEN

BESTECK AUS METALL

JUTEBEUTEL

NETZBEUTEL

CHALLENGE: MEHRWEG STATT EINWEG

TRINKFLASCHEN AUS GLAS ODER EDELSTAHL

TIPPS FÜR EINEN PLASTIKFREIEN EINKAUF

MACHT BIO-PLASTIK SINN?

CHALLENGE: VERPACKUNGSARM EINKÄUFEN

ENERGIESPAREND KOCHEN UND BACKEN

CHALLENGE: STROMSPAREND KOCHEN

RICHTIG MÜLL TRENNEN

EXKURS: GUTMENSCH!

GESCHIRR – MIT HAND ODER MASCHINE SPÜLEN?

SPÜLMASCHINE

WANN BRAUCHE ICH EINEN NEUEN GESCHIRRSPÜLER?

KÜHL- UND GEFRIERSCHRANK EFFIZIENT NUTZEN

WANN MUSS DER ALTE KÜHLSCHRANK RAUS?

UND DER GEFRIERSCHRANK?

UMWELTFREUNDLICH PUTZEN

ZITRONEN-POWER GEGEN KALT

SODA GEGEN HARTNÄCKIGE VERSCHMUTZUNGEN

DIY: ORANGEN-REINIGER

CHALLENGE: UMWELTFREUNDLICH PUTZEN

SAUBER IM BADEZIMMER

JEDEN MONAT AUFS NEUE

ANWENDUNG DER MENSTRUATIONSTASSE

CHALLENGE: NATÜRLICH IM RHYTHMUS

ZAHNE PUTZEN

WELCHE ZAHNBÜRSTE WÄHLEN?

GIBT ES NACHHALTIGE ZAHNPASTA?

KÖRPERPFLEGE

HAARE WASCHEN OHNE PLASTIK

PEELING OHNE PLASTIK

MIKROPLASTIK IN KOSMETIKA

FESTES DEO

WENIGER WATTE

CHALLENGE: WENIGER WATTE

WASSER SPAREN

BADERAUM OHNE PLASTIK

REINIGUNGSMITTEL FURS BAD

DAS BESTE PAPIER FÜRS STILLE ÖRTCHEN

FEUCHTTÜCHER MACHEN STRANDE SCHMUTZIG

CHALLENGE: NACHHALTIGE GESCHÄFTE

UMWELTFREUNDLICH WÄSCHE WASCHEN

WANN WIRD’S ZEIT FUR EINE NEUE WASCHMASCHINE?

CHALLENGE: NACHHALTIG WÄSCHE WASCHEN

DIY: WASCHMITTEL SELBST MACHEN

UMWELTFREUNDLICH WÄSCHE TROCKNEN

TIPPS ZUM SCHNELLEREN TROCKNEN

ENTSPANNT IM SCHLAFZIMMER

MEIN KLEIDERSCHRANK

NACHHALTIGE SPORTKLEIDUNG KAUFEN

SHOPPING-GEWOHNHEITEN ÜBERDENKEN

KLAMOTTEN OHNE GIFT

BIO IST BEI BAUMWOLLE WICHTIG

TAUSCHEN STATT KAUFEN

KLAMOTTENKUR

KLAMOTTEN REPARIEREN

KLEIDUNG SPENDEN

EXKURS: UNSER BEWUSSTSEINSPROBLEM – DER FEHLENDE KONTEXT

CHALLENGE: MACH DAS MEISTE AUS DEINEN KLAMOTTEN!

DIE SCHLAFZIMMEREINRICHTUNG

UMWELTFREUNDLICHE MATRATZEN

WELCHE DECKE, WELCHES KISSEN?

TEPPICHE UND GARDINEN

FÜR DIE SCHÖNSTEN STUNDEN

EXKURS: NACHHALTIGKEIT UND PARTNERSCHAFT

DIE PILLE SCHADET DEM KÖRPER UND DEN GEWÄSSERN

WOHLFÜHLEN IM WOHNZIMMER

UND IRGENDWO DUDELT IMMER WAS

NATÜRLICH ÖKOSTROM

STROM SPAREN AM SMARTPHONE

DAUERZAPFGERAT WLAN

SPIELEKONSOLEN – AUCH GAMER KÖNNEN STROM SPAREN

DIE KOMISCHE BOX NEBEN DEM FERNSEHER

WIE UMWELTFREUNDLICH KANN EIN FERNSEHER SEIN?

TAUSCHEN SPART RESSOURCEN

LIEBER REPARIEREN ALS WEGSCHMEIßEN

CHALLENGE: SPARSAME MEDIENNUTZUNG

GIBT ES EIGENTLICH »GRÜNE ELEKTRONIK«?

WAS MACHE ICH MIT MEINEM ALTEN ELEKTROGERÄT?

MUSS ICH BATTERIEN WIRKLICH IMMER EXTRA ENTSORGEN?

WELCHES LICHT IST DAS BESTE?

CHALLENGE: LEUCHTENDES BEISPIEL SEIN

RICHTIG HEIZEN SPART AM MEISTEN

WELCHE ART DER HEIZUNG IST DIE BESTE?

FORDERST DU FRACKING?

CHALLENGE: UMWELTFREUNDLICHE WÄRME

INSPIRIERENDE PROJEKTE FÜR DIE ZUKUNFT

UMWELTFREUNDLICHER ARBEITEN

COMPUTER & CO.

NACHHALTIGE BÜROAUSSTATTUNG

CHALLENGE: CO2-SPAREND ARBEITEN

SOLARPANEL – SAFT FÜR UNTERWEGS

PAPIER SPAREN IM BÜRO

PAPIER SPAREN BEIM DRUCKEN

PAPIER SPAREN IM ALLTAG

CHALLENGE: PAPIER SPAREN

GARTEN UND BALKON

GRÜN IST DIE FARBE DER HOFFNUNG

INSEKTEN RETTEN MIT DEM EIGENEN GARTEN

DIY: INSEKTENHOTEL BAUEN

MUT ZUR FARBE!

WEG MITDEN NEONICS!

CHALLENGE: BIENEN FÜTTERN

BIENENFREUNDLICHER BALKON

BIO-PFLANZENPFLEGE

DIY: BRENNNESSELJAUCHE SELBST MACHEN

GEHEIMER GEGNER: GLYPHOSAT IM GARTEN

DAS GOLD DES GÄRTNERS: RICHTIG KOMPOSTIEREN

NOCH EIN PAAR TIPPS ZUR BEWÄSSERUNG

CHALLENGE: GÄRTNERN IM EINKLANG MIT DER NATUR

SAATGUT ERHALTEN

GRÜNE OASEN MITTEN IN DER STADT

URBAN GARDENING

DIY: SEED BOMBS BASTELN

OBST FÜR LAU AM WEGESRAND

ESSBARE STÄDTE

CHALLENGE: VERSCHÖNERE DEINE UMGEBUNG

DES DEUTSCHEN LIEBSTES KIND

UNTERWEGS MIT DEM PKW

7 SCHRITTE ZUM SPARSAMEREN AUTOGEBRAUCH

CARSHARING

DER SOGENANNTE BIO-SPRIT: GAR NICHT UMWELTFREUNDLICH

SIND ELEKTROAUTOS UMWELTFREUNDLICHER?

7 GOLDENE REGELN ZUM SPRITSPAREN

CHALLENGE: WENIGER UND SPARSAMER AUTOFAHREN

SUVS – DER KLIMA–GAU

DICKE LUFT: KOMMT BALD DER KOSTENLOSE ÖFFENTLICHE NAHVERKEHR?

EINFACH MAL MEHR FAHRRAD FAHREN

NACHHALTIG REISEN

DAS FLIEGEN KOMPENSIEREN

STRANDE SCHONEN

SANFT REISEN

10 GOLDENE REGELN FÜR SANFTES REISEN

CHALLENGE: UMWELTFREUNDLICH IN DEN URLAUB

SCHENKEN IST EINE KUNST

ES GEHT AUCH OHNE KONSUMWAHN

NIMM DIR ZEIT

KEIN GIFT FÜRS KINDERZIMMER

MEHR BRAUCHBARES STATT STAUBFÄNGER

CHALLENGE: NACHHALTIG SCHENKEN

SCHENKEN UND GUTES TUN

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

BLEIB STANDHAFT

IN DIE PRAXIS GEHEN

SCHLUSSBEMERKUNG

DANKSAGUNG

QUELLEN

BÜCHER INTERNETPORTALE UND BLOGS ZUM WEITERLESEN

REGISTER

VORWORT:
ZUSAMMEN KOMMEN WIR WEITER

Als ich beschloss, mein Leben zu ändern, wehte mir eine steife Brise entgegen. Viele Menschen ärgerten sich, wenn ich nur einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machte und nicht gleich hundert auf einmal. Ich kann sie verstehen. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto emotionaler werde auch ich. Denn als mir klar wurde, wie stark beinahe jede meiner täglichen Handlungen die Umwelt beeinflusst, war ich zunächst erschrocken. Eine Art Ohnmachtsgefühl hätte sich beinahe breitgemacht: Das ist so viel, ich schaffe das nie, meinen Lebensstil wirklich zu verbessern. Es fühlte sich ein bisschen an, als stünde man vor dem ersten Lauftraining seines Lebens und wollte sich nun auf einen Marathon vorbereiten. Das ist möglich. Aber es braucht Zeit. Wir steigern uns langsam, nach ein paar Wochen konsequentem Training kommen uns fünf Kilometer Laufen schon vor wie ein Klacks. Einige Monate später beeindruckt uns eine Zehnkilometerstrecke auch nicht mehr. Und so geht es weiter. Ich bin als Fitnessbloggerin bekannt geworden, vor allem über das soziale Netzwerk Instagram. Als ich dort irgendwann Hunderttausende Follower hatte, nannte man mich »Influencerin«.

Influencerin heißt übersetzt »Beeinflusserin«. Ein großer Titel für jemanden, der sich im Grunde nur ausprobiert und andere an seinen Wegen und Erkenntnissen teilhaben lässt. Weil ich aber auch eine Verantwortung spüre, wenn ich so viele Menschen erreiche, möchte ich das Beste daraus machen. Ich habe im letzten Jahr viel recherchiert, ausprobiert und begonnen, einiges in meinem Leben grundlegend zu ändern. Weil mir diese Welt am Herzen liegt. Weil ich will, dass sie schön und lebenswert bleibt und ich meinen Teil der Verantwortung wahrnehmen möchte – für mich persönlich und vielleicht als Wegbegleiter für andere.

Wir leben in einer Welt, in der die Menschen gegenseitig mit dem Finger aufeinander zeigen. Die Fehlbarkeit der anderen ist schnell entdeckt und beschrien, vor allem in den sogenannten sozialen Medien. Doch so kommen wir nicht weiter. Wir müssen uns selbst und gegenseitig Raum geben, uns weiterzuentwickeln, Schritt für Schritt. Wo wäre der Mensch heute, wenn er das Auto hätte vor dem Rad erfinden wollen? Wer würde jemandem sagen, er solle keine neue Sprache lernen, weil er nach wenigen Stunden erst ein paar Vokabeln beherrscht? Wer könnte heute joggen, wenn er nicht als Kind erst mit kleinen, tapsigen Schritten begonnen hätte, hingefallen, aufgestanden, weitergestolpert wäre? Mit einem Ziel vor Augen, damals waren es vielleicht Mamas ausgestreckte Arme, heute ist es eine Welt, die wir auch unseren Kindern vererben können, ohne uns zu schämen.

Hier geht es nicht ums Ego. Es geht nicht darum, wer der beste Öko ist. Sondern darum, dass wir der Welt geben, was wir können. Dass wir tun, was wir können – und möchten. Denn jeden Tag wägen wir neu ab, was uns heute möglich ist und was nicht. Jeden Tag können sich Umstände ändern. Würdest du dein gesamtes Fitnesstraining hinwerfen, nur weil du an einem Wochentag eine Einheit verpasst hast? Damit wäre nichts gewonnen. Die Entscheidung zu einem nachhaltigen Leben ist keine Entweder-oder-Sache.

Wenn du vielleicht mit einem oder zwei kleinen Schritten startest, merkst du, wie gut dir das tut. Eine winzige Sache ein kleines bisschen besser machen als sonst. Vielleicht durchströmt dich dann ein Glücksgefühl. Mir geht es so. Nein, prahlen kann man damit nicht, wenn man wieder etwas Strom gespart oder mit einer Trockenseife das Haar gewaschen hat. Wer Applaus will, bloggt und postet über andere Themen. Mir ist nur wichtig, dass wir darüber reden, was wir tun können. Dass wir gemeinsam neue Ansätze und Lösungen finden und uns vor allem gegenseitig darin bestärken, uns endlich mal einen Ruck zu geben. Wenn wir als Community es schaffen, einen Sog zu erzeugen, uns selbst und unseren Lieben hin und wieder einen wohlmeinenden kleinen Tritt in den Hintern zu geben, dann kann das Wunder noch geschehen.

Wenn wir auf die Unkenrufe hören, die sagen, es bringt doch alles nichts – ja, dann wären wir als Menschheit tatsächlich dem Untergang geweiht. Aber ich gebe nicht so schnell auf, das ist nicht meine Persönlichkeit. Es gehört innere Stärke dazu, wenn man in den Dialog mit Menschen tritt, die eine gewisse Lust am Meckern empfinden. Zum Teil haben sie ja recht: Ich kenne nicht die Antworten auf alle Fragen. Aber ich bin bereit, dazuzulernen. Und zu staunen. Darüber, wie viel Bockmist wir momentan hier auf der Erde verzapfen. Und wie viel wir wiedergutmachen können.

Wenn wir uns sicher fühlen mit unseren Baby-Schritten, können wir tiefer eintauchen, noch mehr testen, schauen, was geht in unserem Leben, das mit keinem anderen vergleichbar ist. Statt uns übereinander aufzuregen und uns gegenseitig anzuschwärzen, sollten wir uns endlich zusammenreißen und unsere Energie für etwas Sinnvolles einsetzen. Jeder fängt bei sich an. Denn letztlich sind unsere eigenen Taten das Einzige, was wir wirklich in der Hand haben.

EINLEITUNG: DER WEG IST DAS ZIEL

Wir haben zwei Zuhause: die Erde und unseren Körper. In beiden sollten wir uns wohlfühlen. Wir können nicht dauerhaft gesund bleiben, wenn wir einem oder beiden Heimen immer wieder Schaden zufügen. Dann fangen wir früher oder später an zu kränkeln, denn wir sind untrennbar mit unserer Erde verwoben. Wir Menschen haben unserem wunderbaren Planeten in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zugemutet, immer mehr Müll, immer mehr Abgase. Doch es gibt eine Gegenbewegung. Gerade immer mehr junge Menschen sagen inzwischen: Es reicht! Wir möchten auch noch in ein paar Jahrzehnten hier vernünftig leben und unsere Erde genießen können. Gedankenloses Vor-sich-Hinleben ist out.

Für mich persönlich ist dieser Sinneswandel wie eine Transformation. Sie geschieht nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen Schritten. Denn erst einmal müssen Probleme erkannt, Lösungen gefunden und dann neue Verhaltensweisen eingeübt werden. Die alten Muster sitzen tief. Sie sind mit den Werten unserer Gesellschaft verbunden. Muss ich wirklich immer die neueste Mode tragen? Was verspreche ich mir davon? Dass ich mehr anerkannt oder geliebt werde? Ohne tief in unser Herz zu schauen, werden wir keinen nachhaltigen Wandel herbeiführen können – und der ist bitter nötig. Deshalb widme ich mich in diesem Buch immer wieder psychologischen Aspekten der Transformation – und auch, welche Auswirkung es auf die Beziehung hat, wenn einer der Partner auf einmal ganz vieles anders macht als bisher.

In der Vergangenheit habe ich oft Raubbau an mir selbst betrieben. Als Fitness-Bloggerin und Influencerin auf Instagram stand ich unter ständiger Beobachtung. Ich verfiel in eine Art Fitnesswahn, wollte immer noch dünner sein und noch mehr Leistung bringen. Ich trieb exzessiv Sport, bis ich nur noch 46 Kilo wog und meine Knochen herausstanden. Seltsamerweise bekam ich für diese Selbst-Schindung jede Menge Applaus.

Dann kam das große Erwachen: Aufgrund eines Herzfehlers musste ich operiert werden. Als ich aus der Narkose aufwachte, dämmerte es mir: Ich muss meinem Körper so dankbar sein, dass er noch funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte mich nun um ihn kümmern, ihn liebevoll umsorgen, seine Bedürfnisse wahr- und ernst nehmen. Das war der Beginn einer Liebe zu mir selbst. Und ich glaube, dass sie die Grundlage ist, um andere und eben auch Mutter Erde tatsächlich von Herzen zu lieben. Wie innen, so außen. Erst wenn wir uns selbst wertschätzen und mit uns selbst Mitgefühl entwickeln, können wir das ebenso für andere tun. Ansonsten bleiben wir hart und beuten uns und andere weiter aus.

Heute wiege ich gesunde 56 Kilo, ich mache Sport – aber eben so viel, wie mir guttut. Als ich anfing, mich selbst mehr zu spüren, fühlte ich auf einmal auch Wut und Trauer, wenn jemand der Umwelt Schaden zufügte. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich im Urlaub mit meinem Freund Jan in Kalifornien. Romantischer hätte der Moment nicht sein können: das Meer, der Sonnenuntergang und eine warme Umarmung von meinem Liebsten. Plötzlich störte etwas die Bilderbuch-Szenerie. Eine Frau warf dramatisch ihren Zigarettenstummel in den Sand. Er landete direkt neben uns. Plötzlich erkannte ich, wie egozentrisch wir doch oft sind. Wie sehr mit uns selbst beschäftigt, verstrickt in kleine und große persönliche Dramen, sodass wir die Dinge um uns herum oft kaum noch wahrnehmen. Oft benehmen wir uns nicht viel besser als trotzige Zweijährige, die davon ausgehen, dass sich die Welt ganz selbstverständlich nur um sie dreht. In jenem Alter ein notwendiger Entwicklungsschritt. Schade allerdings, wenn wir da stehen bleiben.

Jan und ich standen auf und gingen schweigend nach Hause. In mir arbeitete es. Ich teilte meine Gedanken auf Instagram. Einige nahmen es dankbar auf, andere wollten nichts davon wissen, wollten nicht gestört werden bei ihren Gewohnheiten, fast könnte man sagen, in ihrer Trance. Denn wir müssen doch in einer Trance sein, in einer Art Traum, wenn wir glauben, wir könnten weitermachen wie bisher, ohne irgendwann den bitteren Konsequenzen ins Auge zu sehen.

Ich war auch in dieser Trance. Immer schon habe ich gesagt: Ich liebe die Natur, vor allem das Meer. Doch ich habe mein Konsumverhalten nicht damit in Verbindung gebracht, dass es diesem wunderschönen Lebensraum immer schlechter geht. Heute treibt es mir die Tränen in die Augen, wenn ich die Nachrichten lese. Mittlerweile steckt sogar im teuren Fleur de Sel Mikroplastik. Für das Gourmetgewürzmittel werden die Salzblumen, die sich an heißen Tagen an der Wasseroberfläche bilden, mit einer Holzkelle vorsichtig abgeschöpft. Doch in der vermeintlichen Feinkost gebunden sind nun verschiedene Kunststofffasern aus zersetztem Verpackungsmüll, so eine neue Untersuchung des NDR-Verbrauchermagazins »Markt«. Diese Schweinerei ist mittlerweile in allen Weltmeeren zu finden.

Ich möchte bei dieser Umweltzerstörung nicht mehr mitmachen. Ich möchte ausbrechen, Dinge anders machen. Aufräumen, Platz für Neues schaffen: neue Ideen, Sichtweisen, Wege und Erfahrungen. Sicher habe ich noch ganz viele blinde Flecken. Ich öffne mich für den Prozess und mache eine Bestandsaufnahme. Zuerst bei mir als Person: Was ist mir wichtig? Wer möchte ich sein? Ich gestehe mir Fehler ein – und das tut gut. Denn ich bin ein Mensch, und das spüre ich nun mehr als je zuvor. Mit mehr Herz als Verstand unternehme ich die ersten Schritte in ein bewussteres und nachhaltiges Leben. Hilfreiche Hinweise aus der Community nehme ich auf und werde sicherer. Wir brauchen einander, um uns die Augen zu öffnen.

Jan und ich sind zum Jahreswechsel raus aus Hamburg zurück aufs Land gezogen. Wir haben uns verkleinert, genießen dafür unseren eigenen Garten und die Hühner, die darin frei herumlaufen. Im Februar 2018 habe ich einen kleinen Onlineshop für nachhaltige, verpackungsreduzierte Waren ins Leben gerufen. Wo uns die Reise noch hinführt? Das bleibt spannend. Aber ich freue mich, wenn ihr, liebe Leser, uns ein Stück weit dabei begleitet und selbst ausprobiert, was ihr in euren Alltag integrieren könnt und möchtet. Ganz viele Ideen und Angebote dazu findet ihr in diesem Buch. Ich wünsche euch viel Freude damit und uns allen eine gute Zukunft.

Eure Lou

NEUSTART IN
MEIN GRÜNES LEBEN

JEDER SCHRITT ZÄHLT