Mein Herz
schlägt grün
Mein Herz
schlägt grün
Weltverbessern für Anfänger
BILDNACHWEIS
© Nina Witte 2, 10, 12, 13, 16–17, 18, 26, 30, 34, 44, 55, 56, 57, 59, 61, 62, 81, 84, 85, 87, 89, 92, 96, 97, 99, 100, 114, 121, 126, 127, 129, 131, 141, 152, 154, 162, 173, 184, 188, 189, 192, 194, 195, 197, 198, 199, 200, 203, 205
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IMPRESSUM
Originalausgabe
1. Auflage 2018
Verlag Komplett-Media GmbH
2018, München/Grünwald
www.komplett-media.de
E-Book ISBN: 978-3-8312-6970-9
Hinweis: Das vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Realisation: Deborah Weinbuch, Hamburg
Lektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg
Korrektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
Grafische Gestaltung, Bildredaktion und DTP: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.
INHALT
VORWORT: ZUSAMMEN KOMMEN WIR WEITER
EINLEITUNG: DER WEG IST DAS ZIEL
NEUSTART IN MEIN GRÜNES LEBEN
CHECK: WO STEHE ICH GERADE?
UNFASSBAR: SO VIEL MÜLL PRODUZIEREN WIR
PLASTIKTEPPICHE UND -STRUDEL IN DEN WELTMEEREN
BEIM EINKAUFEN DEN UNTERSCHIED MACHEN
WIE BITTE?! SO VIEL CO2 PRODUZIEREN WIR
WIE UNTER EINER GLASGLOCKE
ALBTRAUM KLIMAWANDEL
WARUM BELASTET DIE INDUSTRIE DAS KLIMA SO SEHR?
WELCHEN LEBENSSTIL VERTRAGT UNSER KLIMA?
SO VIEL CO2 PUSTEN WIR IN DIE LUFT
BÄUME BRAUCHT DIE WELT! CO2 DURCH PFLANZEN WIEDER BINDEN
RAN AN DIE CHALLENGE!
EXKURS: DIE ERDE WIEDER LIEBEN
KÜCHENGLÜCK
ESSEN IST LEBEN
ZWEI EINKAUFSWAGEN PRO JAHR WIRFT JEDER VON UNS WEG
RESTE RICHTIG VERWERTEN
CHALLENGE: WENIGER VERSCHWENDEN
CLEVER EINKAUFEN
LIEBER HÜBSCH UNPERFEKT ALS IN DIE TONNE
REGIONAL UND SAISONAL EINKAUFEN
LOHNT SICH BIO?
BIO SCHÜTZT DIE BODEN – FÜR LANGFRISTIG GESUNDES ESSEN
DAS DRECKIGE DUTZEND
DAS GEZERRE UM DIE SPRITZMITTEL
WIE KOMMEN EIGENTLICH GRENZWERTE ZUSTANDE?
CHALLENGE: REGIONAL UND SAISONAL EINKAUFEN
BIO ESSEN UND TROTZDEM GELD SPAREN
EXKURS: FLEISCH ESSEN UND NACHHALTIG LEBEN – GEHT DAS ÜBERHAUPT?
GESUNDE ERNÄHRUNG SPART PLASTIK
CHALLENGE: EINKÄUFEN MIT LISTE
KLARE KRITERIEN FÜR DEINEN EINKAUF
WILLST DU WIRKLICH NOCH FISCH?
DIE VERARMUNG DER ARTENVIELFALT
GLYPHOSAT IN BROT UND BIER
PALMÖL
CHALLENGE: PALMÖL VERMEIDEN
HAUSHALT OHNE PLASTIK UND CHEMIE
BIENENWACHSTÜCHER
TRINKHALME AUS GLAS, HOLZ ODER EDELSTAHL
EIN LIEBLINGS-KAFFEEBECHER ZUM MITNEHMEN
BROTBOXEN
BESTECK AUS METALL
JUTEBEUTEL
NETZBEUTEL
CHALLENGE: MEHRWEG STATT EINWEG
TRINKFLASCHEN AUS GLAS ODER EDELSTAHL
TIPPS FÜR EINEN PLASTIKFREIEN EINKAUF
MACHT BIO-PLASTIK SINN?
CHALLENGE: VERPACKUNGSARM EINKÄUFEN
ENERGIESPAREND KOCHEN UND BACKEN
CHALLENGE: STROMSPAREND KOCHEN
RICHTIG MÜLL TRENNEN
EXKURS: GUTMENSCH!
GESCHIRR – MIT HAND ODER MASCHINE SPÜLEN?
SPÜLMASCHINE
WANN BRAUCHE ICH EINEN NEUEN GESCHIRRSPÜLER?
KÜHL- UND GEFRIERSCHRANK EFFIZIENT NUTZEN
WANN MUSS DER ALTE KÜHLSCHRANK RAUS?
UND DER GEFRIERSCHRANK?
UMWELTFREUNDLICH PUTZEN
ZITRONEN-POWER GEGEN KALT
SODA GEGEN HARTNÄCKIGE VERSCHMUTZUNGEN
DIY: ORANGEN-REINIGER
CHALLENGE: UMWELTFREUNDLICH PUTZEN
SAUBER IM BADEZIMMER
JEDEN MONAT AUFS NEUE
ANWENDUNG DER MENSTRUATIONSTASSE
CHALLENGE: NATÜRLICH IM RHYTHMUS
ZAHNE PUTZEN
WELCHE ZAHNBÜRSTE WÄHLEN?
GIBT ES NACHHALTIGE ZAHNPASTA?
KÖRPERPFLEGE
HAARE WASCHEN OHNE PLASTIK
PEELING OHNE PLASTIK
MIKROPLASTIK IN KOSMETIKA
FESTES DEO
WENIGER WATTE
CHALLENGE: WENIGER WATTE
WASSER SPAREN
BADERAUM OHNE PLASTIK
REINIGUNGSMITTEL FURS BAD
DAS BESTE PAPIER FÜRS STILLE ÖRTCHEN
FEUCHTTÜCHER MACHEN STRANDE SCHMUTZIG
CHALLENGE: NACHHALTIGE GESCHÄFTE
UMWELTFREUNDLICH WÄSCHE WASCHEN
WANN WIRD’S ZEIT FUR EINE NEUE WASCHMASCHINE?
CHALLENGE: NACHHALTIG WÄSCHE WASCHEN
DIY: WASCHMITTEL SELBST MACHEN
UMWELTFREUNDLICH WÄSCHE TROCKNEN
TIPPS ZUM SCHNELLEREN TROCKNEN
ENTSPANNT IM SCHLAFZIMMER
MEIN KLEIDERSCHRANK
NACHHALTIGE SPORTKLEIDUNG KAUFEN
SHOPPING-GEWOHNHEITEN ÜBERDENKEN
KLAMOTTEN OHNE GIFT
BIO IST BEI BAUMWOLLE WICHTIG
TAUSCHEN STATT KAUFEN
KLAMOTTENKUR
KLAMOTTEN REPARIEREN
KLEIDUNG SPENDEN
EXKURS: UNSER BEWUSSTSEINSPROBLEM – DER FEHLENDE KONTEXT
CHALLENGE: MACH DAS MEISTE AUS DEINEN KLAMOTTEN!
DIE SCHLAFZIMMEREINRICHTUNG
UMWELTFREUNDLICHE MATRATZEN
WELCHE DECKE, WELCHES KISSEN?
TEPPICHE UND GARDINEN
FÜR DIE SCHÖNSTEN STUNDEN
EXKURS: NACHHALTIGKEIT UND PARTNERSCHAFT
DIE PILLE SCHADET DEM KÖRPER UND DEN GEWÄSSERN
WOHLFÜHLEN IM WOHNZIMMER
UND IRGENDWO DUDELT IMMER WAS
NATÜRLICH ÖKOSTROM
STROM SPAREN AM SMARTPHONE
DAUERZAPFGERAT WLAN
SPIELEKONSOLEN – AUCH GAMER KÖNNEN STROM SPAREN
DIE KOMISCHE BOX NEBEN DEM FERNSEHER
WIE UMWELTFREUNDLICH KANN EIN FERNSEHER SEIN?
TAUSCHEN SPART RESSOURCEN
LIEBER REPARIEREN ALS WEGSCHMEIßEN
CHALLENGE: SPARSAME MEDIENNUTZUNG
GIBT ES EIGENTLICH »GRÜNE ELEKTRONIK«?
WAS MACHE ICH MIT MEINEM ALTEN ELEKTROGERÄT?
MUSS ICH BATTERIEN WIRKLICH IMMER EXTRA ENTSORGEN?
WELCHES LICHT IST DAS BESTE?
CHALLENGE: LEUCHTENDES BEISPIEL SEIN
RICHTIG HEIZEN SPART AM MEISTEN
WELCHE ART DER HEIZUNG IST DIE BESTE?
FORDERST DU FRACKING?
CHALLENGE: UMWELTFREUNDLICHE WÄRME
INSPIRIERENDE PROJEKTE FÜR DIE ZUKUNFT
UMWELTFREUNDLICHER ARBEITEN
COMPUTER & CO.
NACHHALTIGE BÜROAUSSTATTUNG
CHALLENGE: CO2-SPAREND ARBEITEN
SOLARPANEL – SAFT FÜR UNTERWEGS
PAPIER SPAREN IM BÜRO
PAPIER SPAREN BEIM DRUCKEN
PAPIER SPAREN IM ALLTAG
CHALLENGE: PAPIER SPAREN
GARTEN UND BALKON
GRÜN IST DIE FARBE DER HOFFNUNG
INSEKTEN RETTEN MIT DEM EIGENEN GARTEN
DIY: INSEKTENHOTEL BAUEN
MUT ZUR FARBE!
WEG MITDEN NEONICS!
CHALLENGE: BIENEN FÜTTERN
BIENENFREUNDLICHER BALKON
BIO-PFLANZENPFLEGE
DIY: BRENNNESSELJAUCHE SELBST MACHEN
GEHEIMER GEGNER: GLYPHOSAT IM GARTEN
DAS GOLD DES GÄRTNERS: RICHTIG KOMPOSTIEREN
NOCH EIN PAAR TIPPS ZUR BEWÄSSERUNG
CHALLENGE: GÄRTNERN IM EINKLANG MIT DER NATUR
SAATGUT ERHALTEN
GRÜNE OASEN MITTEN IN DER STADT
URBAN GARDENING
DIY: SEED BOMBS BASTELN
OBST FÜR LAU AM WEGESRAND
ESSBARE STÄDTE
CHALLENGE: VERSCHÖNERE DEINE UMGEBUNG
DES DEUTSCHEN LIEBSTES KIND
UNTERWEGS MIT DEM PKW
7 SCHRITTE ZUM SPARSAMEREN AUTOGEBRAUCH
CARSHARING
DER SOGENANNTE BIO-SPRIT: GAR NICHT UMWELTFREUNDLICH
SIND ELEKTROAUTOS UMWELTFREUNDLICHER?
7 GOLDENE REGELN ZUM SPRITSPAREN
CHALLENGE: WENIGER UND SPARSAMER AUTOFAHREN
SUVS – DER KLIMA–GAU
DICKE LUFT: KOMMT BALD DER KOSTENLOSE ÖFFENTLICHE NAHVERKEHR?
EINFACH MAL MEHR FAHRRAD FAHREN
NACHHALTIG REISEN
DAS FLIEGEN KOMPENSIEREN
STRANDE SCHONEN
SANFT REISEN
10 GOLDENE REGELN FÜR SANFTES REISEN
CHALLENGE: UMWELTFREUNDLICH IN DEN URLAUB
SCHENKEN IST EINE KUNST
ES GEHT AUCH OHNE KONSUMWAHN
NIMM DIR ZEIT
KEIN GIFT FÜRS KINDERZIMMER
MEHR BRAUCHBARES STATT STAUBFÄNGER
CHALLENGE: NACHHALTIG SCHENKEN
SCHENKEN UND GUTES TUN
VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN
BLEIB STANDHAFT
IN DIE PRAXIS GEHEN
SCHLUSSBEMERKUNG
DANKSAGUNG
QUELLEN
BÜCHER INTERNETPORTALE UND BLOGS ZUM WEITERLESEN
REGISTER
VORWORT:
ZUSAMMEN KOMMEN WIR WEITER
Als ich beschloss, mein Leben zu ändern, wehte mir eine steife Brise entgegen. Viele Menschen ärgerten sich, wenn ich nur einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machte und nicht gleich hundert auf einmal. Ich kann sie verstehen. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto emotionaler werde auch ich. Denn als mir klar wurde, wie stark beinahe jede meiner täglichen Handlungen die Umwelt beeinflusst, war ich zunächst erschrocken. Eine Art Ohnmachtsgefühl hätte sich beinahe breitgemacht: Das ist so viel, ich schaffe das nie, meinen Lebensstil wirklich zu verbessern. Es fühlte sich ein bisschen an, als stünde man vor dem ersten Lauftraining seines Lebens und wollte sich nun auf einen Marathon vorbereiten. Das ist möglich. Aber es braucht Zeit. Wir steigern uns langsam, nach ein paar Wochen konsequentem Training kommen uns fünf Kilometer Laufen schon vor wie ein Klacks. Einige Monate später beeindruckt uns eine Zehnkilometerstrecke auch nicht mehr. Und so geht es weiter. Ich bin als Fitnessbloggerin bekannt geworden, vor allem über das soziale Netzwerk Instagram. Als ich dort irgendwann Hunderttausende Follower hatte, nannte man mich »Influencerin«.
Influencerin heißt übersetzt »Beeinflusserin«. Ein großer Titel für jemanden, der sich im Grunde nur ausprobiert und andere an seinen Wegen und Erkenntnissen teilhaben lässt. Weil ich aber auch eine Verantwortung spüre, wenn ich so viele Menschen erreiche, möchte ich das Beste daraus machen. Ich habe im letzten Jahr viel recherchiert, ausprobiert und begonnen, einiges in meinem Leben grundlegend zu ändern. Weil mir diese Welt am Herzen liegt. Weil ich will, dass sie schön und lebenswert bleibt und ich meinen Teil der Verantwortung wahrnehmen möchte – für mich persönlich und vielleicht als Wegbegleiter für andere.
Wir leben in einer Welt, in der die Menschen gegenseitig mit dem Finger aufeinander zeigen. Die Fehlbarkeit der anderen ist schnell entdeckt und beschrien, vor allem in den sogenannten sozialen Medien. Doch so kommen wir nicht weiter. Wir müssen uns selbst und gegenseitig Raum geben, uns weiterzuentwickeln, Schritt für Schritt. Wo wäre der Mensch heute, wenn er das Auto hätte vor dem Rad erfinden wollen? Wer würde jemandem sagen, er solle keine neue Sprache lernen, weil er nach wenigen Stunden erst ein paar Vokabeln beherrscht? Wer könnte heute joggen, wenn er nicht als Kind erst mit kleinen, tapsigen Schritten begonnen hätte, hingefallen, aufgestanden, weitergestolpert wäre? Mit einem Ziel vor Augen, damals waren es vielleicht Mamas ausgestreckte Arme, heute ist es eine Welt, die wir auch unseren Kindern vererben können, ohne uns zu schämen.
Hier geht es nicht ums Ego. Es geht nicht darum, wer der beste Öko ist. Sondern darum, dass wir der Welt geben, was wir können. Dass wir tun, was wir können – und möchten. Denn jeden Tag wägen wir neu ab, was uns heute möglich ist und was nicht. Jeden Tag können sich Umstände ändern. Würdest du dein gesamtes Fitnesstraining hinwerfen, nur weil du an einem Wochentag eine Einheit verpasst hast? Damit wäre nichts gewonnen. Die Entscheidung zu einem nachhaltigen Leben ist keine Entweder-oder-Sache.
Wenn du vielleicht mit einem oder zwei kleinen Schritten startest, merkst du, wie gut dir das tut. Eine winzige Sache ein kleines bisschen besser machen als sonst. Vielleicht durchströmt dich dann ein Glücksgefühl. Mir geht es so. Nein, prahlen kann man damit nicht, wenn man wieder etwas Strom gespart oder mit einer Trockenseife das Haar gewaschen hat. Wer Applaus will, bloggt und postet über andere Themen. Mir ist nur wichtig, dass wir darüber reden, was wir tun können. Dass wir gemeinsam neue Ansätze und Lösungen finden und uns vor allem gegenseitig darin bestärken, uns endlich mal einen Ruck zu geben. Wenn wir als Community es schaffen, einen Sog zu erzeugen, uns selbst und unseren Lieben hin und wieder einen wohlmeinenden kleinen Tritt in den Hintern zu geben, dann kann das Wunder noch geschehen.
Wenn wir auf die Unkenrufe hören, die sagen, es bringt doch alles nichts – ja, dann wären wir als Menschheit tatsächlich dem Untergang geweiht. Aber ich gebe nicht so schnell auf, das ist nicht meine Persönlichkeit. Es gehört innere Stärke dazu, wenn man in den Dialog mit Menschen tritt, die eine gewisse Lust am Meckern empfinden. Zum Teil haben sie ja recht: Ich kenne nicht die Antworten auf alle Fragen. Aber ich bin bereit, dazuzulernen. Und zu staunen. Darüber, wie viel Bockmist wir momentan hier auf der Erde verzapfen. Und wie viel wir wiedergutmachen können.
Wenn wir uns sicher fühlen mit unseren Baby-Schritten, können wir tiefer eintauchen, noch mehr testen, schauen, was geht in unserem Leben, das mit keinem anderen vergleichbar ist. Statt uns übereinander aufzuregen und uns gegenseitig anzuschwärzen, sollten wir uns endlich zusammenreißen und unsere Energie für etwas Sinnvolles einsetzen. Jeder fängt bei sich an. Denn letztlich sind unsere eigenen Taten das Einzige, was wir wirklich in der Hand haben.
EINLEITUNG: DER WEG IST DAS ZIEL
Wir haben zwei Zuhause: die Erde und unseren Körper. In beiden sollten wir uns wohlfühlen. Wir können nicht dauerhaft gesund bleiben, wenn wir einem oder beiden Heimen immer wieder Schaden zufügen. Dann fangen wir früher oder später an zu kränkeln, denn wir sind untrennbar mit unserer Erde verwoben. Wir Menschen haben unserem wunderbaren Planeten in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zugemutet, immer mehr Müll, immer mehr Abgase. Doch es gibt eine Gegenbewegung. Gerade immer mehr junge Menschen sagen inzwischen: Es reicht! Wir möchten auch noch in ein paar Jahrzehnten hier vernünftig leben und unsere Erde genießen können. Gedankenloses Vor-sich-Hinleben ist out.
Für mich persönlich ist dieser Sinneswandel wie eine Transformation. Sie geschieht nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen Schritten. Denn erst einmal müssen Probleme erkannt, Lösungen gefunden und dann neue Verhaltensweisen eingeübt werden. Die alten Muster sitzen tief. Sie sind mit den Werten unserer Gesellschaft verbunden. Muss ich wirklich immer die neueste Mode tragen? Was verspreche ich mir davon? Dass ich mehr anerkannt oder geliebt werde? Ohne tief in unser Herz zu schauen, werden wir keinen nachhaltigen Wandel herbeiführen können – und der ist bitter nötig. Deshalb widme ich mich in diesem Buch immer wieder psychologischen Aspekten der Transformation – und auch, welche Auswirkung es auf die Beziehung hat, wenn einer der Partner auf einmal ganz vieles anders macht als bisher.
In der Vergangenheit habe ich oft Raubbau an mir selbst betrieben. Als Fitness-Bloggerin und Influencerin auf Instagram stand ich unter ständiger Beobachtung. Ich verfiel in eine Art Fitnesswahn, wollte immer noch dünner sein und noch mehr Leistung bringen. Ich trieb exzessiv Sport, bis ich nur noch 46 Kilo wog und meine Knochen herausstanden. Seltsamerweise bekam ich für diese Selbst-Schindung jede Menge Applaus.
Dann kam das große Erwachen: Aufgrund eines Herzfehlers musste ich operiert werden. Als ich aus der Narkose aufwachte, dämmerte es mir: Ich muss meinem Körper so dankbar sein, dass er noch funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte mich nun um ihn kümmern, ihn liebevoll umsorgen, seine Bedürfnisse wahr- und ernst nehmen. Das war der Beginn einer Liebe zu mir selbst. Und ich glaube, dass sie die Grundlage ist, um andere und eben auch Mutter Erde tatsächlich von Herzen zu lieben. Wie innen, so außen. Erst wenn wir uns selbst wertschätzen und mit uns selbst Mitgefühl entwickeln, können wir das ebenso für andere tun. Ansonsten bleiben wir hart und beuten uns und andere weiter aus.
Heute wiege ich gesunde 56 Kilo, ich mache Sport – aber eben so viel, wie mir guttut. Als ich anfing, mich selbst mehr zu spüren, fühlte ich auf einmal auch Wut und Trauer, wenn jemand der Umwelt Schaden zufügte. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich im Urlaub mit meinem Freund Jan in Kalifornien. Romantischer hätte der Moment nicht sein können: das Meer, der Sonnenuntergang und eine warme Umarmung von meinem Liebsten. Plötzlich störte etwas die Bilderbuch-Szenerie. Eine Frau warf dramatisch ihren Zigarettenstummel in den Sand. Er landete direkt neben uns. Plötzlich erkannte ich, wie egozentrisch wir doch oft sind. Wie sehr mit uns selbst beschäftigt, verstrickt in kleine und große persönliche Dramen, sodass wir die Dinge um uns herum oft kaum noch wahrnehmen. Oft benehmen wir uns nicht viel besser als trotzige Zweijährige, die davon ausgehen, dass sich die Welt ganz selbstverständlich nur um sie dreht. In jenem Alter ein notwendiger Entwicklungsschritt. Schade allerdings, wenn wir da stehen bleiben.
Jan und ich standen auf und gingen schweigend nach Hause. In mir arbeitete es. Ich teilte meine Gedanken auf Instagram. Einige nahmen es dankbar auf, andere wollten nichts davon wissen, wollten nicht gestört werden bei ihren Gewohnheiten, fast könnte man sagen, in ihrer Trance. Denn wir müssen doch in einer Trance sein, in einer Art Traum, wenn wir glauben, wir könnten weitermachen wie bisher, ohne irgendwann den bitteren Konsequenzen ins Auge zu sehen.
Ich war auch in dieser Trance. Immer schon habe ich gesagt: Ich liebe die Natur, vor allem das Meer. Doch ich habe mein Konsumverhalten nicht damit in Verbindung gebracht, dass es diesem wunderschönen Lebensraum immer schlechter geht. Heute treibt es mir die Tränen in die Augen, wenn ich die Nachrichten lese. Mittlerweile steckt sogar im teuren Fleur de Sel Mikroplastik. Für das Gourmetgewürzmittel werden die Salzblumen, die sich an heißen Tagen an der Wasseroberfläche bilden, mit einer Holzkelle vorsichtig abgeschöpft. Doch in der vermeintlichen Feinkost gebunden sind nun verschiedene Kunststofffasern aus zersetztem Verpackungsmüll, so eine neue Untersuchung des NDR-Verbrauchermagazins »Markt«. Diese Schweinerei ist mittlerweile in allen Weltmeeren zu finden.
Ich möchte bei dieser Umweltzerstörung nicht mehr mitmachen. Ich möchte ausbrechen, Dinge anders machen. Aufräumen, Platz für Neues schaffen: neue Ideen, Sichtweisen, Wege und Erfahrungen. Sicher habe ich noch ganz viele blinde Flecken. Ich öffne mich für den Prozess und mache eine Bestandsaufnahme. Zuerst bei mir als Person: Was ist mir wichtig? Wer möchte ich sein? Ich gestehe mir Fehler ein – und das tut gut. Denn ich bin ein Mensch, und das spüre ich nun mehr als je zuvor. Mit mehr Herz als Verstand unternehme ich die ersten Schritte in ein bewussteres und nachhaltiges Leben. Hilfreiche Hinweise aus der Community nehme ich auf und werde sicherer. Wir brauchen einander, um uns die Augen zu öffnen.
Jan und ich sind zum Jahreswechsel raus aus Hamburg zurück aufs Land gezogen. Wir haben uns verkleinert, genießen dafür unseren eigenen Garten und die Hühner, die darin frei herumlaufen. Im Februar 2018 habe ich einen kleinen Onlineshop für nachhaltige, verpackungsreduzierte Waren ins Leben gerufen. Wo uns die Reise noch hinführt? Das bleibt spannend. Aber ich freue mich, wenn ihr, liebe Leser, uns ein Stück weit dabei begleitet und selbst ausprobiert, was ihr in euren Alltag integrieren könnt und möchtet. Ganz viele Ideen und Angebote dazu findet ihr in diesem Buch. Ich wünsche euch viel Freude damit und uns allen eine gute Zukunft.
Eure Lou
NEUSTART IN
MEIN GRÜNES LEBEN
JEDER SCHRITT ZÄHLT