Wenn Sie sich für dieses Buch interessieren, dann sind Sie möglicherweise Dozent oder Dozentin an einer Hochschule und möchten neue Informations- und Kommunikationsmedien für Ihre Lehrveranstaltungen nutzen. Vielleicht sind Sie aber auch als Trainer, Personalentwicklerin oder Weiterbildungsexperte eines Unternehmens oder einer Hochschule tätig.
In diesen Funktionen leiten und moderieren Sie wissensintensive Arbeitsprozesse, die sich durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere Computernetzwerke zum Arbeiten in verteilten Gruppen, in den letzten beiden Jahrzehnten rigoros verändert haben.
Aus diesen Veränderungen sind neue Qualifikationsanforderungen an Dozierende, Moderatoren und Trainerinnen entstanden. Eine Schlüsselkompetenz besteht darin, die professionelle Moderation von Gruppenprozessen mit der Fähigkeit zu verbinden, neue Medien reflektiert und effektiv für die Kommunikation und Kooperation einzusetzen. In diesem Buch stellen wir ein Training vor, das Sie dabei unterstützen kann, elektronische Medien in Ihrer Bildungsarbeit gezielt einzusetzen.
In diesem Buch werden Medienkompetenzen beschrieben, die zur Moderation computervermittelter Kommunikationsprozesse beim Lehren und Lernen notwendig sind. Ein vier Module umfassendes Basis-Training zur Steigerung dieser Kompetenzen im Rahmen textbasierter Kommunikation wird vorgestellt. Die Erweiterung des Trainings auf die Moderation von Audiokonferenzen sowie entsprechende Evaluationsergebnisse werden dargestellt. Die Ergebnisse einer Evaluationsstudie belegen die Wirksamkeit des Trainings.
Bei der Arbeit an diesem Buch haben uns viele Menschen direkt und indirekt unterstützt. An erster Stelle natürlich die Kollegen aus dem Projekt zur Erweiterung der Universität Göttingen in eine „Notebook-University“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Besonders danken wir Heidemarie Hanekop und Volker Wittke für die angenehme und inspirierende Zusammenarbeit.
Danken möchten wir auch all denjenigen, die an der Durchführung und Evaluation unseres Trainingskonzepts mitgewirkt haben: Malte Schütt, Bastian Lücke, den Teilnehmenden der ersten Online-Moderationstrainings, dem Zentrum für E-Learning und Medienentwicklung der Universität Göttingen, insbesondere Ralf Köster und Martin Traub, sowie Marco Bohnsack, der die Lernumgebung „Stud.IP“ auf die Bedürfnisse unseres Projektes angepasst hat.
Michael Belz und Anne Rompel danken wir ganz besonders für die sprachliche und orthografische Überarbeitung.
Abschließend möchten wir uns dafür entschuldigen, dass wir in der sprachlichen Form nicht immer Frauen eingeschlossen, sondern aus Gründen einfacher Lesbarkeit meist die männliche Form verwendet haben.
Göttingen, Winterthur und Konstanz im Winter 2008
Margarete Boos, Andrea Müller und Caroline Cornelius
Durch die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechniken (IuK) erweitern sich die Möglichkeiten für das Lehren und Lernen (vgl. Meloncon, 2007). In der betrieblichen Aus- und Weiterbildung gewinnen Trainer mit den neuen IuK-Techniken ein breiteres Repertoire zur Gestaltung von Lehr-Lern-Situationen. Virtuelle bzw. (teil-)virtuelle Seminare nehmen einen wachsenden Anteil unter den Lernformen ein. Daraus ergeben sich nicht nur neue Anforderungen an die Lernenden, auch die Rolle der Lehrenden erweitert sich um die Anforderung, Online-Kommunikationsprozesse zu moderieren. Dafür ist Medienkompetenz unumgänglich.
Medienkompetenz beinhaltet nach der Definition von Winterhoff-Spurk (1997) soziale Fähigkeiten, z. B. das der Kommunikationssituation angemessene Medium zu wählen, technische Kompetenz, z. B. den versierten Umgang mit PC und Internet, und selbstbezogene Kompetenz, z. B. Selbstvertrauen im Umgang mit den neuen Medien. Für einen Tele-Tutor ist es wichtig, auf jeder Entwicklungsstufe der Lerngruppe das jeweils angemessene Medium auszuwählen und die Lern- und Kommunikationsprozesse aktiv zu gestalten. Hier erleichtert das Modell der Gruppenentwicklung in virtuellen Seminaren von Gilly Salmon (2002) die Entscheidung. Es differenziert zwischen den Stufen des Zugangs und des Aufbaus der Motivation, der Online-Sozialisation, des Informationsaustausches, der gemeinsamen Wissenskonstruktion und der Entwicklungsstufe.
Anhand dieses prozessorientierten Begriffs von Medienkompetenz haben wir ein umfassendes Training für Lehrende an Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen entwickelt und evaluiert. Dozierenden werden darin Kompetenzen vermittelt, Online-Seminare aufzubereiten, anzubieten und zu moderieren. Dazu gehören die Planung von Online-Seminaren sowie die Auswahl geeigneter Inhalte und Interaktionsmöglichkeiten für das Lernen. Der Schwerpunkt des Trainings liegt auf der Vermittlung kommunikativer Kompetenzen, um in einer textbasierten Lernumgebung Lern- und Gruppenprozesse zu unterstützen. Der Erfolg von E-Learning ist von der Qualität der Betreuung durch die Dozierenden und dem kommunikativen Austausch zwischen den Lernenden abhängig.
Wenn Dozierende moderne Informations- und Kommunikationstechnologien in ihre Lehre integrieren, werden an sie – im Unterschied zur Präsenzlehre – andere Rollenerwartungen gestellt. Der Schwerpunkt liegt nicht länger auf der Erwartung, dass die Dozierenden selbst inhaltliches Wissen einbringen, d. h. als Experten fungieren, sondern auf ihrer Aufgabe, den Lehr- und Lernprozess technisch zu unterstützen. Weitere Rollenerwartungen bestehen darin, die Lernenden zu begleiten („Coach“), der Lerngruppe bei ihrer Entwicklung zu helfen („Teambildner“), Kommunikationsprozesse zu moderieren und durch das eigene Verhalten die Zusammenarbeit positiv zu beeinflussen („Rollenmodell“; vgl. Rautenstrauch, 2001). Zukünftige Tele-Tutoren können sich in diesem Abschnitt einen Überblick über ihre neuen Rollen und Aufgaben verschaffen und erste Schlüsse für die dafür erforderlichen Kompetenzen ziehen. Mit „E-Learning“ wird häufig die Erwartung verknüpft, dass ein neues didaktisches Zeitalter an Hochschulen eingeläutet wird. Allein durch den Einsatz von virtuellen Lernumgebungen und elektronischen Bildungsmedien soll das lerntheoretische Modell des „Drill-and-Practice“ durch das Paradigma des „selbstorganisierten Lernens“ abgelöst werden. Wie das „programmierte Lernen“ mit Lern-CDs (CBT, Simulationen) zeigt, reicht die mediale Vermittlung allein nicht aus, um selbstorganisiertes Lernen zu ermöglichen, da das Lernziel und der Lernweg festgelegt sind. Zwar wählen die Lernenden selbst aus, welche Lernangebote sie wahrnehmen und welche Wissensinhalte sie mit ihren bereits bestehenden Wissensstrukturen verknüpfen. Aber eine aktive Interpretation und Integration der Lernmaterialien durch die Lernenden wird nicht angeregt.
Folgt man der konstruktivistischen Didaktik, muss Wissen in kommunikativen, rückgekoppelten Prozessen immer wieder neu konstruiert werden. Eine Wissensvermittlung durch „Eintrichtern“ und „Einpauken“ ist nicht möglich (vgl. Schulmeister, 2001). Durch den kommunikativen Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden und in der Lerngruppe werden die Vorteile des sozialen Lernens mit den Vorteilen des selbstorganisierten, selbstbestimmten Lernens verbunden. Kommunikationsmöglichkeiten und die Unterstützung der Kommunikationsprozesse durch eine Moderation sind also zentral, um Lernen in virtuellen Lernumgebungen zu ermöglichen (vgl. Siebert, 1997). Die Technik ersetzt keinesfalls die Bedeutung des Dozenten, sondern verändert lediglich seine Rollen und Aufgaben (siehe Tab. 1.1).
Tab. 1.1: Rolle der Tele-Tutoren und -Tutorinnen (nach Rautenstrauch, 2001)
Rolle |
Aufgaben |
Experte |
Beantwortung fachlicher Fragen, Stimulation des Wissenstransfers, Kontrolle des Lernerfolgs, zusätzlicher Input |
Technische Unterstützung |
Orientierung in der Lernumgebung, Kooperation mit dem technischen Team, Vermittler im sozio-technischen System |
Coach |
Individuelle Begleitung der Lernenden, Zielvereinbarung mit den Lernenden, Aktivierung von Potenzialen, Vermittlung von Lern- und Zeitmanagementtechniken |
Teambildner |
Unterstützung der Gruppenarbeit und Gruppenbildung, Berücksichtigung der Effekte computervermittelter Kommunikation auf Gruppenprozesse |
Moderator |
Vorbereitung, Strukturierung und Motivierung von Diskussionen, Zusammenfassung und Ergebnissicherung, Orientierung in einem potenziell unverbundenen Nachrichtenangebot |
Rollenmodell |
Vermittlung von Medien-, Methoden- und Sozialkompetenz durch das eigene Vorbild |
Auch für E-Learning ist der Dozent als Experte gefragt. Als Experte gibt der Tele-Tutor fachlichen Input, gestaltet Lernszenarien, unterstützt den Transfer der Lehrtexte auf die Praxis und kontrolliert wie im Präsenzseminar den Lernerfolg. Der Unterschied zur Präsenzlehre besteht darin, dass Medienkompetenz erforderlich ist, um die geeigneten Instrumente auszuwählen und anzuwenden, mit der diese Aufgaben in der gegebenen Lernumgebung bewältigt werden können.
Ein Tele-Tutor fungiert als Vermittler zwischen sozialem und technischem System. Auch wenn er nur in seltenen Fällen die Administration und Programmierung der Lernumgebung selbst verantwortet, muss er mit Administratoren und Programmiererinnen kooperieren, um Fehler beseitigen und Fragen der Teilnehmenden beantworten zu können.
Beschränkungen durch Zeit und Raum fallen in virtuellen Seminaren weg. Es gibt nicht ein Lernangebot in einem bestimmten Raum zu einer festen Zeit, sondern es werden verschiedene Lernangebote parallel angeboten. Während manche Teilnehmende gerade lesen, recherchieren oder Arbeitsaufträge bearbeiten, diskutieren andere in Foren und Chats. Die Parallelität und Simultanität der Aktivitäten sind zentrale Unterschiede zum Präsenzseminar. Jeder Teilnehmende entscheidet selbst, wann und wo er die modularen Lernangebote wahrnimmt und welches Lernangebot er dabei auswählt. Die Lernprozesse verlaufen deutlich individueller als im Präsenzseminar. Dabei können jedoch die Kohärenz und Struktur von Lernangeboten zerstört werden, welche für die Verständlichkeit und das Lernen erforderlich sind (vgl. Kerres, 2001). Dieses Phänomen des „Getting lost in Cyberspace“ ist jedem bekannt, der schon einmal bei einer Internetrecherche Zeit und Raum vergessen und die Orientierung verloren hat. Aufgabe des Tele-Tutors als Coach ist es daher, sinnvolle Zusammenhänge herzustellen und eine zeitliche Strukturierung zu bieten. Die Aufgabe als Berater steigert die Intensität und Dauer des Austauschs zwischen Tele-Tutor und den einzelnen Lernenden. Es entstehen Coaching-Prozesse, wie sie in Präsenzseminaren aufgrund der räumlichen und zeitlichen Beschränkung nicht möglich wären. Diese Möglichkeit sollte von Tele-Tutoren aktiv genutzt werden, um Lernziele mit den einzelnen Teilnehmenden zu formulieren, die Erreichung dieser Ziele zu planen, Techniken zur Selbstorganisation, zum Zeitmanagement und zum Lernen zu vermitteln und die Lernmotivation durch individuelles Feedback zu steigern.
Nicht nur die Lernprozesse sondern auch die Lerndialoge verlaufen parallel und simultan. Eine Frage im Forum, welche an den Tele-Tutor gerichtet wurde, wird von einem anderen Teilnehmer beantwortet, während der Tutor offline ist. Grundsätzlich werden Fragen unabhängig davon, an wen sie gerichtet sind, von jedem aufgegriffen, der sich für das Thema interessiert. So wird die dialogische Struktur von Sprecher und Zuhörer aufgebrochen und es finden wesentlich häufiger als in der Face-to-Face-Kommunikation Diskussionen in der gesamten Gruppe statt. Darüber hinaus werden in Diskussionsforen und Chats fast immer mehrere Themen parallel diskutiert. Auch hier können Kohärenz und Struktur verloren gehen, die für das gegenseitige Verständnis und die gemeinsame Wissenskonstruktion erforderlich sind. Deshalb erfordert die Moderation dieser Lerndialoge und Gruppendiskussionen Kenntnisse über die spezifischen Kommunikations- und Gruppenbildungsprozesse in computervermittelter Kommunikation (vgl. Gillam & Oppenheim, 2006). Während des virtuellen Seminars ist es die Aufgabe des Tele-Tutors als Moderator, durch sein Feedback sinnvolle Zusammenhänge und Struktur in den Lerndialogen und Gruppendiskussionen herzustellen. Dies geschieht in erster Linie durch den Verweis auf Nachrichten, die überlesen oder vergessen worden sind, und durch das Zusammenfassen von Nachrichten. Es geht insgesamt darum, ein Klima der wechselseitigen Bezugnahme und des Respekts herzustellen (vgl. Salmon, 2002).
Aufgabe des Tele-Tutors als Teambildner ist es, die Gruppenbildung und Koordination in diesen Gruppen durch die Auswahl der geeigneten Medien zur Kommunikation und der geeigneten Methoden der Gruppenarbeit zu unterstützen.
In der Moderation von Diskussionsforen und Chats dient der Tele-Tutor als Rollenmodell für medienangepasste Kommunikation und Interaktion. Es ist entscheidend für das Gruppenklima, wie er die Teilnehmenden anspricht, welchen Ton er dabei anschlägt, in welchem Ausmaß er Bezug nimmt und auf Fragen eingeht, in welcher Unmittelbarkeit er antwortet und wie hoch seine Aufgabenorientierung und sozio-emotionale Orientierung ist. Insbesondere Teilnehmende mit wenigen Vorerfahrungen in computervermittelter Kommunikation und E-Learning werden das Verhalten des Tutors schnell kopieren oder zumindest ihren Interaktionsstil an das Rollenmodell des Tutors anpassen.
Diese Vielfalt der Rollen führt potenziell zu einer Rollenüberlastung von Tele-Tutoren. Daher ist eine intensive Vorbereitung auf die neuen Rollen notwendig. Ein Training zum Online-Moderator kann die erforderlichen Kompetenzen vermitteln, so dass die Teilnehmenden den unterschiedlichen Rollenanforderungen gerecht werden können.
Als Experten und Vermittler zwischen sozialem und technischem System benötigen Tele-Tutoren medienbezogenes Fachwissen, welches in virtuellen Lernumgebungen angewendet werden kann. So sollten sie zum Beispiel wissen, wie sich das Fehlen nonverbaler Kanäle in der Kommunikation auswirkt. Zudem sind spezifische Kompetenzen zur sinnvollen Auswahl und zum effektiven Einsatz von Medien erforderlich. Als Experte, Moderator und Coach benötigt ein Tele-Tutor darüber hinaus didaktische Kompetenzen, Kommunikationskompetenzen und soziale Kompetenzen. Als Teambildner braucht der Tele-Tutor vor allem Kommunikationskompetenz und soziale Kompetenz. Diese verschiedenen Kompetenzen dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen verknüpft und auf das Medium bezogen trainiert werden, damit Tele-Tutoren ihrer Aufgabe als Rollenmodell für effektives Online-Lernen gerecht werden können.
Um ein Verständnis für den Kompetenzbegriff aus psychologischer Perspektive zu schaffen, soll dieser Begriff im folgenden Abschnitt zunächst kurz erläutert werden. Danach werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Definitionen von Medienkompetenz dargestellt, wobei insbesondere rein technisch orientierte Definitionen von umfassenderen Konzepten differenziert werden. Grundlage für die Entwicklung des Trainingskonzeptes, welches in Kapitel 3 und 4 vorgestellt wird, ist die Definition von Winterhoff-Spurk (1997). Auf Basis der in dieser Definition unterschiedenen drei Bereiche von Medienkompetenz können die veränderten Anforderungen an Dozierende in virtuellen Seminaren eingeordnet werden.
In der Psychologie wird mit Kompetenz im Allgemeinen die Verfügbarkeit von Handlungen bezeichnet, die darauf abgestimmt sind, Anforderungen und Probleme in der Umwelt zu bewältigen (vgl. Bierhoff & Herner, 2002). Das bedeutet, dass Kompetenz die Fähigkeiten und Wissensstände beinhaltet, mit denen ein Individuum bewusst agieren und ein beabsichtigtes Ziel anstreben kann. Indem der Weg zu einer Lösung bekannt ist, unterscheidet sich Kompetenz von reinem Faktenwissen. Die individuellen Kompetenzen können ständig weiterentwickelt werden, z. B. im Erfahrungsaustausch mit Kollegen oder durch das Beobachten und Lernen am Modell.
Generell wird mit Medienkompetenz die Fähigkeit zum persönlichen Umgang mit Medien und ihren Inhalten beschrieben, der Begriff ist jedoch nicht einheitlich definiert. Trotz vieler Ähnlichkeiten weisen Medienkompetenz-Definitionen Unterschiede auf, die einerseits in der Zugehörigkeit der Autoren zu unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen und andererseits in der Unklarheit des Begriffs selbst zu suchen sind. Mit der Thematik der Medienkompetenz setzten sich vor allem Medienpädagogen auseinander (vgl. Tavangarian, 2001). Der Begriff wurde 1972 erstmalig von Baacke, einem Medienpädagogen, eingeführt.
Baacke (1996a/b, Baacke et al.,1999) versteht unter Medienkompetenz eine moderne Ausfaltung der kommunikativen Kompetenz im Sinne von Chomsky, Habermas und Luhmann (vgl. Kübler, 1999), erweitert um den Aspekt der Kommunikation mit technischen Hilfen. Er sieht Medienkompetenz aus mehreren Dimensionen zusammengesetzt. Die zwei Dimensionen „Medienkritik“ und „Medienkunde“ beziehen sich auf die Vermittlung neuer Technologien. Zwei weitere Dimensionen, „Mediennutzung“ und „Mediengestaltung“, umfassen die Zielorientierung von Handlungen in und mit neuen Medien.
Nach Kübler (1999), ebenfalls Medienpädagoge, umfasst Medienkompetenz kognitive, analytische, evaluative, sozial-reflexive und handlungsorientierte Fähigkeiten. Hillebrand und Lange (1996), zwei Wirtschaftstheoretiker, unterscheiden zwischen fünf Elementen von Medienkompetenz: Selbstbestimmungs- und Orientierungskompetenzen, Selektions- und Entscheidungskompetenzen, instrumentell-qualifikatorische Aneignungskompetenzen, konstruktiv-qualifikatorische Aneignungskompetenzen und Lern- und Gestaltungskompetenzen. Darüber hinaus existiert eine Definition von Gapski und Lange (1997), die Medienkompetenz auf drei Ebenen ansiedelt: einer individuellen, einer qualifikatorischen und einer gesellschaftlichen Ebene. In beiden Definitionen wird jede Ebene bzw. jedes Element ausführlich beschrieben und weiter differenziert, was von Schell, Stolzenburg und Theunert (1999) allerdings als ein Zeichen für die Unbestimmtheit des Begriffs gesehen wird. Der Medienpsychologe Groebel (1998) versteht unter Medienkompetenz einen Anpassungsprozess an veränderte Lern- und Lebensformen als Folge neuer Technologien.
Batinic, Galais und Moser (1998, S. 126), ebenfalls Medienpsychologen, geben eine sehr knappe Definition von Medienkompetenz, indem sie beschreiben, dass von „einem Menschen mit Medienkompetenz erwartet wird, dass er die für ihn relevanten Informationen im Medium ohne größere Umwege findet und deren Qualität [...] sicher beurteilen kann“. Das Ziel von Groeben (2002) ist eine empirisch operationalisierbare Ausdifferenzierung von Medienkompetenz. Er erarbeitete sieben Dimensionen:
Diese Begriffsbestimmung von Medienkompetenz integriert bestehende medienpädagogische und -psychologische Ansätze und ergänzt diese um die medienbezogene Genussfähigkeit. Eine empirische Validierung der Konzeption steht noch aus. Die Konzeption von Groeben wurde als Grundlage für eine umfassende Messung von individueller Medienkompetenz verwendet (vgl. INCOBI, Richter, Naumann, Groeben, 2001).
Schiersmann, Busse und Krause (2002), Medienpädagogen und Informatiker, stufen Medienkompetenz als vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen ein. Die Autoren geben keine explizite Definition des Begriffs. Stattdessen beschreiben sie „drei sich ergänzende Bausteine“ (ebd., S. 9): Kompetenz zur Handhabung und Nutzung von (Medien-, IuK-)Technik, Kompetenz zur Gestaltung von sozio-technischen Systemen mit Hilfe von (Medien-, IuK-) Technik, Kompetenz zur kundigen Kritik von (Medien-, IuK-)Technik (vgl. ebd., S. 64).
Eine soziologisch-medienpädagogische Definition wurde von Aufenanger (1998) aufgestellt. Diese und auch andere Definitionen decken ähnliche Aspekte der oben skizzierten Konzeptionen ab.
Die Literaturrecherche spiegelt Medienkompetenz als ein eher unstrukturiertes und weitläufiges Feld wider. Alle Dimensionen und Definitionen schwanken zwischen einer möglichst universellen Beschreibung und einer sehr speziellen Qualifikation. Viele Komponenten kommen ausschließlich in einer der dargestellten Definitionen vor. Stenzel (2000) kritisiert die Technikfixierung in der überwiegenden Anzahl der Konzeptionen und Definitionen. Als integrale Bestandteile des Begriffs „Medienkompetenz“, die in den meisten Definitionen enthalten sind, können zwei Komponenten festgehalten werden: erstens die versierte Handhabung von Software und Technik und zweitens eine reflexive Komponente, die die Kompetenz zur Selektion und kritischen Beurteilung von Medien beinhaltet.
Betrachtet man Medienkompetenz-Definitionen hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit, so muss man zwei Ansätzen den Vorzug geben: der Definition von Groeben (2002), die in ein Diagnoseinstrument überführt wurde, und der Definition von Winterhoff-Spurk (1997), die in ihrer klaren Struktur besonders als Grundlage für didaktische Konzeptionen geeignet ist. Die Definition von Winterhoff-Spurk fokussiert auf spezifische Inhalte und ist dennoch umfassend. Medien- oder Informationskompetenz beinhaltet nach der Definition von Winterhoff-Spurk soziale Fähigkeiten, technische Kompetenz, vor allem den versierten Umgang mit PC und Internet, und selbstbezogene Kompetenz, d. h. Selbstvertrauen im Umgang mit den neuen Medien. Die Facetten dieser Definition sind in Tabelle 2.1 dargestellt:
Tab. 2.1: Drei Bereiche der Medienkompetenz nach Winterhoff-Spurk (1997)
Technische Medienkompetenz |
Bedienung von technischen Geräten einschließlich Kenntnis der notwendigen Kommando- oder Programmiersprachen (z. B. Erstellen einer Homepage im Internet) |
Soziale Medienkompetenz |
Fähigkeit zur sozialkritischen Reflexion von Informationstechnologien sowie deren Nutzung als Mittel sozialer Kooperation (z. B. Tele-Learning) |
Selbstbezogene Medienkompetenz |
Fähigkeit, sich aktiv und reflexiv mit den Informationstechnologien und ihren Entwicklungen auseinanderzusetzen und sie angemessen in die eigenen Aktivitäten einzubinden (z. B. Teilnahme an Computerkursen) |
Winterhoff-Spurk versteht unter Medienkompetenz die Kompetenz im Umgang mit den alten Massenmedien (Printmedien, Hörfunk, Fernsehen) und schlägt für den Umgang mit den neuen Medien (PC und Internet) den Begriff Informationskompetenz vor. Beide Kompetenzen zusammen sieht er als Teilbereiche der übergeordneten Kommunikationskompetenz. Sowohl Medien- als auch Informationskompetenz kann in die drei in Tabelle 2.1 dargestellten Bereiche untergliedert werden.
Das dritte Kapitel leitet in die Darstellung eines konkret realisierten Trainingskonzeptes über. Dazu werden der modulare Trainingsaufbau und das didaktische Konzept des Trainings erläutert. Das didaktische Konzept setzt Prinzipien des Instruktionsdesigns und der konstruktivistischen Lerntheorie um.
Das Trainingskonzept wurde im Rahmen der Entwicklung der Universität Göttingen zu einer „Notebook-Universität“ entworfen1. Dozierende sollen befähigt werden, Seminarangebote virtuell aufzubereiten und anzubieten. Zu den erforderlichen Fähigkeiten gehören die Vorbereitung und Auswahl der geeigneten Online-Ressourcen und Online-Interaktionsmöglichkeiten, die Ablaufplanung von virtuellen Seminaren und die sozialen und kommunikativen Kompetenzen, um in einer textbasierten Lehr-/Lernumgebung Arbeitsprozesse begleiten und Gruppenprozesse moderieren zu können. Das Training ist somit als Weiterbildungsveranstaltung für Dozierende konzipiert. Der Schwerpunkt dieser Weiterbildung wird auf die Moderation von virtuellen Seminaren gelegt, da der Erfolg von E-Learning von der Qualität der tutoriellen Betreuung und der Vernetzung von Wissensstrukturen durch den kommunikativen Austausch zwischen Lernenden und Lehrenden abhängig ist.
Aufgrund der besonderen Zielgruppe müssen spezifische Rahmenbedingungen im Trainingskonzept berücksichtigt werden. Da die Zielgruppe der Dozierenden aufgrund ihrer Arbeitsbelastung in der Regel nur wenig Zeit für eine Weiterbildung aufwenden kann und sehr unterschiedliche Grade der Medienkompetenz angenommen werden müssen, soll das Training folgende Eigenschaften aufweisen.
Damit die Vorteile des modularen Aufbaus, der frei wählbaren Optionen und des individuell bestimmbaren Zeitpunkts und Orts zum Lernen tatsächlich genutzt werden können und nicht zu Frustration und Überforderung bei den Teilnehmenden führen, soll eine Strukturierung und Anleitung zum Lernen gegeben werden. Zusätzlich wurde zu diesem Zweck ein Blended-Learning-Modell gewählt, in dem Präsenz- und Online-Phasen abwechseln.
Bei einer Präsenz-Auftaktveranstaltung sollte ein Überblick über das Curriculum gegeben werden. Idealerweise könnte sich daran eine Übung für das Zeitmanagement der Weiterbildung anschließen.
Unmittelbar nach Beginn der Weiterbildung sollte der Trainingsbedarf mit Hilfe eines Fragebogens diagnostiziert werden. Der Fragebogen ermöglicht den Teilnehmenden, einen bedarfsgerechten Plan für die Online-Weiterbildung aufzustellen, indem sie folgende Fragen beantworten:
Darüber hinaus sollte der Fragebogen eine Zuordnung der Teilnehmenden zur Gruppe der gering oder hoch Medienkompetenten erlauben, so dass bei der Einführung in die benutzte Lehr-/Lernumgebung die Gruppen getrennt werden können. Weiterhin sollte der Fragebogen den Veranstaltern erlauben, Daten für den ersten Messzeitpunkt einer späteren Evaluation zu erheben.
Der Lehrstoff wurde in vier Module unterteilt. Die Auswahl und Entwicklung des Lehrstoffes und der darauf aufbauenden Übungseinheiten orientiert sich eng an den zu vermittelnden Fähigkeiten und Kenntnissen für medienkompetentes Handeln nach Winterhoff-Spurk (vgl. Abschnitt 2.3). Des Weiteren sollen die Trainingsteilnehmenden schrittweise an die besonderen Anforderungen der Online-Moderation im Vergleich zu klassischen Lehr-/Lernformen herangeführt werden. Sie sollen die Rollen kennenlernen, die sie als zukünftige Online-Moderatoren und -Moderatorinnen zu erfüllen haben (vgl. Abschnitt 1).
Modul I beginnt mit einer Präsenzauftaktveranstaltung, die einen Überblick über die Inhalte und den Ablauf des Curriculums bietet. Das didaktische Konzept des modularen Aufbaus und der Wahlmöglichkeiten für die Teilnehmenden wird dargestellt. Es wird darauf hingewiesen, dass diese maximale Unabhängigkeit beim E-Learning zu Zeitproblemen führen kann, wenn man keine aktive Zeitplanung betreibt. In einem zweiten Block sollte bereits eine erste inhaltliche Einführung in die Grundlagen der computervermittelten Kommunikation in Form eines Vortrags angeboten werden.
Da selten alle Teilnehmende die Präsenzveranstaltung besuchen können und sicherlich einige bestimmte Inhalte gerne nachlesen würden, werden zusätzlich alle Inhalte online zur Verfügung gestellt. Der Online-Content von Modul I enthält das Curriculum, die Ablaufplanung, einen Kalender, eine genaue Beschreibung der Module, Übungen und Arbeitsaufträge und die Folien des Vortrags zu Grundlagen der computervermittelten Kommunikation.
Über diese Inhalte hinaus stellt der Online-Content von Modul I die Vorteile des sozialen Lernens, die generellen Hindernisse von Gruppenarbeit, die Rollen des Online-Tutors und die sich daraus ergebenden Moderationskompetenzen kurz und überwiegend grafisch dar. Vertiefende Literatur und Beispielprotokolle werden im Online-Content zum Download als PDF-Dateien zur Verfügung gestellt.
Da das Modul I zur Orientierung über den Lehrstoff, der Eingewöhnung in die Lernumgebung und der Gruppenbildung dient, wird hier nur ein leicht durchzuführender Arbeitsauftrag gegeben. Der Arbeitsauftrag soll in erster Linie dazu dienen, dass die Teilnehmenden durch den Abgabetermin eine klare zeitliche Struktur vorgegeben bekommen und motiviert werden, die Phase des Zugangs und der Orientierung zu durchlaufen. Hier ist ein Arbeitsauftrag geeignet, der dazu motiviert, den Inhalt von Modul I durchzuarbeiten. Besonders geeignet scheint dazu ein dynamisch programmierter Fragebogen, der es den Teilnehmenden ermöglicht, entweder selbst oder mit Unterstützung der Tele-Tutoren ein individuelles Programm für ihre Weiterbildung zusammenzustellen. Dieser Fragebogen ist mit dem Evaluations-Messzeitpunkt 1 kombinierbar. Modul I ist auf eine Zeitdauer von zwei Wochen angelegt.
Modul II besteht wahlweise aus einer Präsenzveranstaltung und/oder dem Online-Content zu den Aufgaben des Tele-Tutors, technische Unterstützung zu bieten und zwischen dem sozialen und technischen System zu vermitteln. Dabei soll der unterschiedlich ausgeprägten Medienkompetenz der Teilnehmenden Rechnung getragen werden.
Die Gruppe der wenig Medienkompetenten könnte beispielsweise eine virtuelle Schnitzeljagd durch die Lernumgebung machen, damit exploratives Verhalten bei ihnen angeregt wird. Eine virtuelle Schnitzeljagd lässt sich ähnlich gestalten wie eine Schnitzeljagd im realen Leben: Man hinterlässt Zeichen und Nachrichten in den verschiedenen Bereichen der Lernumgebung, die auf einen versteckten Schatz hinweisen. Das kann z. B. das Bild einer Schatztruhe sein, welches in der Bibliothek eingestellt wird. Die Gruppe der wenig Medienkompetenten sollte dazu eingeladen werden, unbedingt vollständig an der Präsenzveranstaltung teilzunehmen.
Teilnehmende, die bereits erste Erfahrungen im Umgang mit der Lernumgebung gesammelt haben, können Modul II im Selbststudium absolvieren, da alle Materialien als Online-Content zur Verfügung gestellt werden. Ergänzend zu einer Einführung in die Lehr-/Lernumgebung wird auch die Perspektive der Administratoren und damit das Verständnis vermittelt, welches für die spätere Kommunikation im Team wichtig ist. Der Lernstoff von Modul II ist auf zwei Wochen verteilt.
An der Universität Göttingen stand als Lehr-/Lernumgebung die Open-Source-Plattform Stud.IP zur Verfügung, die zum damaligen Zeitpunkt bereits einen hohen Verbreitungsgrad an deutschen Universitäten besaß (siehe auch www.studip.de oder www.goettingen.studip.de). Die praktischen Übungen der Weiterbildung fanden daher in der Umgebung Stud.IP statt, können aber ohne großen Aufwand in jede andere Umgebung übertragen werden.
Stud.IP schafft eine Lernumgebung ausgehend von einer Veranstaltung (Vorlesung, Seminar, Übung) und bietet als Kommunikationsmöglichkeiten ein Forum und einen geschlossenen Chat pro Veranstaltung an. Darüber hinaus steht den Nutzern eine eigene Homepage zur Verfügung, auf der ein Bild oder Kontaktinformationen veröffentlicht werden können.
Modul III ist auf drei Wochen angelegt, damit die Teilnehmenden zwei Wochen zur Verfügung haben, um den Online-Content zur Rolle des Tele-Tutors als Coach (Zielsetzung, Zeitmanagement, Motivation, individuelle Beratung per E-Mail) und als Experte (mediendidaktische Aufbereitung) zu lesen. In der dritten Woche werden eine Vertiefung und ein Arbeitsauftrag angeboten, der bis zum Ende des Moduls III abgegeben werden sollte.
Zur Vertiefung dient ein Leitfaden zur Planung virtueller Seminare mit Fallbeispielen und Checklisten zum Download. Damit dieser Leitfaden eingeübt werden kann, wird ein dazugehöriger Arbeitsauftrag vergeben. Die Teilnehmenden erhalten ein konstruiertes Konzept für eine Seminarplanung und sollen an Hand des Leitfadens herausfinden, was in dem Konzept fehlt, welche Fehler gemacht wurden, und Handlungsempfehlungen für die Planung dieses virtuellen Seminars geben. Die Teilnehmenden sollten von den Tele-Tutoren ein ausführliches Feedback mit viel Lob und positiver Verstärkung erhalten, um die Motivation für die Erfüllung der Arbeitsaufträge in Modul IV zu steigern.
Modul IV ist das umfangreichste Modul und für eine Dauer von fünf Wochen konzipiert. Der Online-Content in Modul IV zur Rolle des Tele-Tutors als Rollenmodell und als Moderator bietet einen Überblick über die erforderlichen Kommunikationskompetenzen, um Lernprozesse in Gruppen steuern und strukturieren zu können. Modelle zur Passung des Moderationsstils mit dem Medium, der Zielgruppe, der Gruppenphasen und der Gruppenaufgabe sollen möglichst grafisch oder tabellarisch dargestellt werden. Vertiefungstexte zu den drei Medien E-Mail, Chat und Forum werden zum Download angeboten. Das Modul IV bildet mit den Vertiefungstexten, drei optionalen Trainings und zwei optionalen Arbeitsaufträgen den Schwerpunkt der Online-Weiterbildung.
Zum Selbstlernen wird ein Arbeitsauftrag zur Analyse von Fehlern in der Moderation von Chats und alternativ ein Arbeitsauftrag zur Analyse von Fehlern in der Moderation von Forendiskussionen angeboten, wobei die Teilnehmenden auch beide Arbeitsaufträge bearbeiten können. Für die Arbeitsaufträge gibt es jeweils eine Musterlösung, die entweder von den Teilnehmenden eingesehen werden kann, nachdem sie den Arbeitsauftrag abgesendet haben, oder die den Tele-Tutoren als Grundlage dient, um Feedback an die Teilnehmenden zu senden.
Teilnehmenden mit geringen Medienkompetenzen wird zusätzlich das E-Mail-Training (modifiziert nach: E-M@il-Business; Bauss, Jonas, Sassenberg & Boos, 2001) angeboten, bevor ein Moderationstraining für Foren und/oder Chats belegt wird.
Das „Moderationstraining für Foren“ wurde speziell für diese Weiterbildung entwickelt. Angestrebt wurde eine einwöchige Simulation eines Forums mit mindestens 40 Postings von fünfzehn fingierten Teilnehmenden. Bei der Entwicklung der Simulation wurden ganz unterschiedliche Verhaltensweisen berücksichtigt und abgebildet. So wird sich ein Teilnehmer nur einmal im Verlauf der Woche kurz melden; ein anderer loggt sich nur einmal ein, sendet dafür gleich fünf Beiträge und wird Nachfragen dazu niemals beantworten; ein weiterer wird mit großer Regelmäßigkeit jeden Morgen einen Beitrag abliefern, etc. Zu dem Moderationstraining soll es auch gehören, dass die Probe-Moderatoren das „große Schweigen“ am ersten Tag der Moderation erleben, nachdem sie ihr Auftaktposting gesendet haben. Die ersten Postings werden erst am zweiten Tag eintreffen und sich nicht zwangsläufig auf das Auftaktposting des Probe-Moderators beziehen. Am dritten Tag wird es zu einem Konflikt zwischen zwei Teilnehmern kommen, in den sich ein dritter Teilnehmer schlichtend einmischen will. Einzig der Probe-Moderator wird als reale Person spontane Beiträge senden, alle weiteren Teilnehmenden werden von dem Tele-Tutor simuliert. Je nachdem, ob ein Probe-Moderator nach den Regeln des Lehrtexts eingreift, zusammenfasst und nachfragt, eskalieren im Forum Konflikte oder treten gar nicht erst auf. Die Postings sind als Teil der Simulation vorbereitet. Damit die Diskussion kohärent verläuft, müssen eine entsprechende Instruktion für den Probe-Moderator zur Auftaktmoderation und ein Thema für das Forum vorgegeben werden. Da die Dozierenden, welche an der Online-Weiterbildung teilnehmen, aus verschiedenen Fachdisziplinen stammen, muss ein Thema gewählt werden, für welches alle Teilnehmenden aufgrund der Weiterbildung die gleiche Expertise aufweisen. Das Thema sollte auch komplex genug sein, um eine einwöchige Forendiskussion zu füllen. Hier bietet sich das Thema „Grundlagen der computervermittelten Kommunikation“ aus Modul I an, da es zu diesem Zeitpunkt allen Teilnehmenden bekannt ist und die Anforderung beinhaltet, den Lehrtext noch einmal zu vertiefen. Der Online-Tutor sollte nicht nur flexibel anhand der Regieanweisungen den Ablauf der Simulation steuern, sondern darüber hinaus dem Probe-Moderator während der gesamten Simulation Supervision anbieten.