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Wer ein Problem VERSTEHT, kann es auch lösen. Nach diesem Prinzip führen die folgenden Anleitungen zur ERFOLGREICHEN Reparatur. Damit die Arbeit am Boot Spaß macht und auch noch Geld spart
Man wächst mit seinen Aufgaben – in kaum einem Bereich ist diese Aussage so zutreffend wie bei der Pflege, Reparatur und Modernisierung älterer Segelboote. Solche betagten Schätzchen begegnen einem meist, wenn nach einigen Sommern auf Charteryachten oder pflegeleichten Jollen der Kauf des ersten eigenen Bootes ansteht. Zudem quillt der Gebrauchtbootmarkt geradezu vor Angeboten über, von denen nicht wenige zu vergleichweise geringen Anschaffungspreisen zu erstehen sind. Nicht selten mischen sich dabei jedoch Vorfreude und Unerfahrenheit zu einem riskanten Cocktail – schmeckt herrlich süß, betäubt den Verstand und führt schon wenig später zu Kopfschmerzen – nämlich dann, wenn die ersten Probleme auftauchen und die mit der Reparatur oder Überholung beauftragte Werft einen Kostenvoranschlag präsentiert. Dabei handelt es sich in der Regel um recht ordentliche Summen, denn Bootsbau ist Handarbeit.
Doch dieser Umstand kann zugleich ein großer Vorteil sein, denn mit der richtigen Anleitung und einer Grundausstattung an Werkzeugen lassen sich viele zeit- und kostenaufwendige Arbeiten in Eigenregie ausführen. Vielleicht nicht ganz so schnell wie beim Profi, vielleicht nicht immer ganz so perfekt, dafür aber mit einem guten Gefühl. Denn die Freude über eine gelunge Instandsetzung oder Verschönerung des eigenen Bootes stärkt nicht nur den Besitzerstolz, sondern erzeugt auch eine enorme Befriedigung. Nebenbei lernt man bei den Arbeiten das Boot und seine Bauweise intensiv kennen und gewinnt dadurch Sicherheit im Umgang mit seinem Schiff. Zudem kann ein von vornherein geplantes Refit auch ein Weg sein, um günstig an eine Yacht zu gelangen. Denn offensichtliche Instandsetzungsarbeiten lassen sich normalerweise bei einer gut argumentierten Verkaufsverhandlung vom Kaufpreis abziehen. Aber Vorsicht, meistens addieren sich die geplanten Arbeitsstunden bei Laien auf mehr als das doppelte, und auch die reinen Materialkosten sind nicht zu unterschätzen und sollten vorher gründlich kalkuliert werden.
Die in diesem Buch gezeigten Arbeitsschritte stellen jeweils einen der möglichen Reparatur- oder Herstellungswege dar, oftmals führen auch andere Methoden zum Ziel oder das Ergebnis kann durch den Einsatz von speziellem Werkzeug verbessert werden – etwa durch eine Vakuumpumpe bei Laminierarbeiten. Die Anschaffung solch teurer Gerätschaften lohnt sich für den Laien aber kaum, daher haben wir die einfachste Vorgehensweise gewählt und auf Spezialwerkzeuge verzichtet oder günstige Leihoptionen angegeben.
Zum Ende jeder Arbeit am Boot entschädigt das Ergebnis mehrfach für die aufgewendete Mühe. Und kann zu einem Phänomen führen, von dem viele Hobbyhandwerker berichten: Dass ihre Saison nicht im Herbst endet, sondern dass sie sich im Herbst auf die zweite Saison freuen – die Saison der Winterarbeit.
Übrigens: Für ausgewählte Projekte dieses Buches gibt es Videoanleitungen im TV-Portal des Internetauftrittes des Magazins YACHT.
Bei älteren Schiffen mit Sandwich-Decks gibt es häufig Probleme durch DELAMINATION und eingedrungenes Wasser. Ein kapitaler Schaden, der sich aber durchaus in Eigenregie beheben lässt. So wird’s gemacht
Decks in Sandwich-Bauweise sind eine feine Sache. Die Konstruktion, bei der die äußere und innere Laminatschicht durch einen Kern aus Balsaholz oder Schaum getrennt sind, ist nicht nur leicht, sondern auch sehr biegesteif. Ganz nebenbei isoliert der Verbund auch deutlich besser als ein massives Laminat, was die Temperaturen im Sommer senkt und in der Nebensaison vor Schwitzwasser schützt.
Doch wo viel Licht ist, sind auch die Schattenseiten nicht weit. Bei Sandwich-Decks beginnen die Probleme mit dem Alter. Sobald sich der Verbund aus Laminat und Kern löst, verliert die Konstruktion rapide an Festigkeit. Das Tückische dabei: Ist das Deck erst an einer Stelle geschwächt, arbeitet es beim Darüberlaufen und Segeln stärker, und der Schaden kann sich umso leichter ausbreiten. Viele Eigner älterer Boote kennen das, es beginnt mit einem harmlosen Knirschen oder Quietschen. Nach kurzer Zeit federt das Deck dann immer stärker, und man sackt beim Laufen regelrecht ein, so dass dringender Handlungsbedarf besteht.
Dies war auch bei einem gebrauchten H-Boot aus den 70er-Jahren der Fall. Der Aufbau beulte sichtbar ein und federte stark. Schließlich brach das Deck beim Aufriggen hinter dem Mastfuß ein. Dieser war bereits vom Voreigner mit einem Ringspant als Unterzug verstärkt worden.
Abgesehen von Fehlern bei der Dimensionierung oder der Verarbeitung von Harz und Kernmaterial ist eingedrungenes Wasser die Hauptursache für das Versagen von Sandwich-Decks. Die Feuchtigkeit gelangt in der Regel durch schlecht abgedichtete Schraublöcher von Beschlägen ins Deck. Kritisch sind auch ältere Teakdecks. Oft wurde nur sehr wenig Dichtungsmasse verwendet, und die Verschraubung der Stäbe summiert sich leicht auf einige hundert Bohrungen.
Am anfälligsten sind Sandwich-Konstruktionen mit einem Kern aus Balsaholz. Das Material saugt sich vom Leck ausgehend voll und verrottet großflächig. Hier hilft nur Aufsägen und Austauschen des Kerns, von dem meist nur noch schwarzer Torf übrig ist.
Doch auch bei den vielgerühmten geschlossenporigen Schaumkernen, wie Airex oder Divinycell, ist Vorsicht geboten. In solchen Decks kann sich das Wasser zwar nicht so leicht ausbreiten, und der Kern verrottet auch nicht. Das heißt aber nicht, dass es nicht zu Problemen kommt.
Je nach Qualität des eingesetzten Polyesterharzes kann die Feuchtigkeit quasi zu Osmose von innen führen, in deren Folge das Laminat vom Kern reißt. Es reicht aber auch schon ein Frostwinter, um den nassen Verbund regelrecht zu sprengen, was vermutlich bei dem hier behandelten H-Boot der Fall war.
Die Reparatur eines delaminierten Decks ist ein massiver Eingriff und erfordert Überwindung – wer sägt schon gern große Löcher in sein Boot? Die größte Herausforderung ist aber, nach dem Entfernen des alten Kernmaterials wieder eine belastbare Struktur zu schaffen.
Bei größeren oder stark gewölbten Bereichen wäre eine Vakuumpumpe ideal, um Kern und Decksschale gleichmäßig zu verkleben. Da diese Technik in der Regel nur professionellen Betrieben zur Verfügung steht, wurde bewusst darauf verzichtet und stattdessen mit Gewichten gearbeitet.
Oft ist die innere Lage des Decks sehr dünn und weich. Um die Deckskontur zu erhalten, muss sie eventuell vor dem Aufsägen von unten mit einer Hilfskonstruktion abgestützt werden. In vorliegenden Fall genügte der zur Verstärkung des Mastfußes bereits eingebaute Ringspant.
Da Rumpf und Deck sowieso lackiert werden sollten, wurde nur bis zum Primer gearbeitet. Durch diese Vereinfachung war das H-Boot nach einer knappen Woche wieder segelfertig. Soll auch lackiert werden, muss die doppelte Zeit veranschlagt werden.
WEICHES DECK – WAS NUN?
Die ersten Schritte: zunächst den SCHADEN EINGRENZEN, dann das Deck AUFSÄGEN
ENTKERNEN
Der feuchte SCHAUM und der Mastfuß werden entfernt
VORBEREITEN DER DECKSSCHALE
Wie Löcher und Ausschnitte VERSCHLOSSEN werden
DER MASTFUSS
SPEZIALSCHAUM statt Sperrholz und Spachtel
DEN NEUEN KERN EINSETZEN
Das Kernmaterial muss an die KRÜMMUNG des Aufbaus angepasst werden
DECKEL DRAUF
Wie die Decksschale AUFGEKLEBT wird
FUGEN VERSCHLIESSEN
Damit die FESTIGKEIT des Decks wieder gegeben ist, werden die Trennstellen angeschäftet
MATERIAL UND KOSTEN
Der finanzielle AUFWAND für die Sanierung hält sich in Grenzen – solange man selbst arbeitet
ENDARBEITEN
Mit SPACHTEL und Primer verschwinden die Narben der Operation
Feine Furchen in der Gelcoat-Schicht können entstehen, wenn das darunter liegende Laminat ÜBERLASTET wird – dann sind sie mehr als ein optischer Makel. Wie man die Schadstellen dauerhaft saniert
Schönheitsfehler, ein Zeichen für geringe Bauqualität oder gar ein ernsthafter Schaden? Nicht nur Gebrauchtbootkäufer stehen bei der Beurteilung von Haarrissen vor einer schwierigen Aufgabe. Auch für Eigner stellt sich angesichts von plötzlich auftretenden, schwarzen Äderchen die Frage: Hat mein Boot ein Problem? Muss ich was tun oder gar einen Bootsbauer beauftragen?
Wie so oft gibt es auf solche Fragen keine einfache und allgemeingültige Antwort. Grundsätzlich können Haarrisse auf unterschiedliche Art und Weise entstehen. Die einfachste Erklärung ist ein leichter Schlag, wie er beispielsweise von einer fallengelassenen Winschkurbel herrührt. Bilden sich an der Einschlagstelle spinnennetzförmige Risse im Gelcoat, handelt es sich in der Regel um ein optisches Problem, bei dem nur die Polyester-Feinschicht selbst beschädigt ist. Hierfür reicht eine kleinräumige Gelcoat-Reparatur aus.
Komplizierter wird es, wenn die Risse an Kanten, Rundungen oder im Umfeld von Klampen, Relingsstützen oder Winschen auftreten. Dort sind sie zumeist ein Zeichen für Überlastung des Laminats – sprich, der Glasfaserverbund arbeitet so stark, dass die Feinschicht reißt. Sie besteht aus Polyesterharz und enthält keine Faserverstärkung. Daher ist das Gelcoat generell spröder und anfälliger als das darunter liegende Laminat. Mit der Zeit verstärkt sich das Problem: Zum einen härtet das Gelcoat nach und wird immer spröder, zum anderen kann das Laminat durch häufige Wechselbelastung mit den Jahren weich werden und noch stärker durchbiegen.
Dieser Prozess ist bei den Decks von älteren Jollen häufig zu beobachten: Die Boote sind in der Regel aus relativ dünnem Massivlaminat gebaut und entsprechend weich. Meist treten die Haarrisse dann, wie im vorliegenden Fall, der betagten Conger-Jolle, an Kanten oder Übergängen zu Unterzügen auf. Dort treffen flexible und steife Laminatbereiche aufeinander, und es entstehen besonders hohe Materialspannungen.
Bei derartigen Symptomen reicht die oberflächliche Reparatur mit Gelcoat nicht aus. Ohne die Ursachen, sprich die Bewegung des Laminats zu beseitigen, würden schon nach kurzer Zeit neue Haarrisse auftreten.
Die Sanierung beginnt mit dem Abschleifen des Gelcoats. Bei stark ausgeformten Bereichen, wie der Fußleiste im Beispiel, ist es hilfreich, zuvor eine Spachtel-Schablone aus Pappe oder dünner Hartfaserplatte abzunehmen.
Nach dem Abtragen der Feinschicht lässt sich erkennen, wie aufwendig die Reparatur wird. Wenn das Laminat unbeschädigt ist, reicht es, eine Lage 85-Gramm-Glasseide mit Epoxidharz aufzubringen. Anschließend kann die Reparaturstelle wieder in Form gespachtelt, geschliffen und lackiert werden. Sollen nur kleinere Bereiche ausgebessert werden, ist alternativ ein Neuaufbau der Gelcoat-Schicht möglich.
Wenn beim Laminieren mit Abreißgewebe gearbeitet wurde und keine glänzenden Stellen zu sehen sind, sollten auch keine Aminrückstände auftreten, die das Polyester-Gelcoat am Aushärten hindern.
In vorliegenden Fall waren die Schäden so großflächig, dass nur eine Komplettlackierung in Frage kam. Zudem setzten sich die Risse an einigen Stellen als weiße Adern im Laminat fort. Ein Zeichen dafür, dass die Struktur deutlich unterdimensioniert ist und verstärkt werden muss.
Dazu wird so tief geschliffen, bis kein Weißbruch mehr zu sehen ist. Anschließend wird das Laminat mit neuen Glasgelegen wieder auf die ursprüngliche Dicke aufgebaut. Die Vorgehensweise entspricht der Lochreparatur, wie sie auf Seite 20 zu sehen ist.
Damit ist das Deck zwar schon etwas fester als zuvor, wirklich steif lässt sich die Fläche aber erst durch zusätzliche, von unten anlaminierte Verstärkungen bekommen.
Eine der einfachsten und effizientesten Möglichkeiten dazu ist das Einbauen von Decksbalken oder Stringern in Form von vorgefertigten Schaumprofilen. Diese unter dem Namen Prisma-Beam angebotenen Verstärkungen sind bereits mit Glasfasergelege versehen und können sehr einfach zugeschnitten und anlaminiert werden.
GELCOAT ABTRAGEN
Die SCHADSTELLEN müssen komplett freigelegt werden