(Foto: M. Fischer / Pixelschmiede)

Thorsten Wunsch

MINI AUSSIE & MINIATURE AMERICAN SHEPHERD

CHARAKTER, ERZIEHUNG, GESUNDHEIT

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Autor und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

IMPRESSUM

Copyright © 2021 Cadmos Verlag GmbH, München

Covergestaltung: Gerlinde Gröll, www.cadmos.de

Grafisches Konzept: www.ravenstein2.de

Satz: Hantsch PrePress Services OG, Wien

Coverfoto: Michael Fischer/Pixelschmiede (Meadow Valley’s Baileys Creme/ D. Schinzel) Freisteller: Michael Fischer/Pixelschmiede (Fairy Floss‘ Simon Ghost Riley / M. & M. Fischer) Fotos im Innenteil: I. & W. Abel, J. Bettendorf, M. Fischer/Pixelschmiede, K. Fussnegger, J. Heine, S. Hindorf, N. Hollenstein/DogShooting.ch, J. März, L. Martin, N. Mok, S. Pufahl, L. Rahimi, M. Saiko, M. Schmuck/Schmuck Fotografie, C. Schwertner, M. Stössinger, S. Travis, C. Weyer, T. Wunsch

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

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Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-8404-2819-7

eISBN 978-3-8404-6490-4

INHALT

Vorwort

Kleine Aussies / Miniature American Shepherds

Der erste Eindruck

Charakter und Wesen

Die Größenvarietäten

Die Entstehung der Rasse

Standard Australian Shepherd und Mini Aussie/American – gemeinsame Wurzeln

Die kleinen Aussies

Der Weg des Aussies in die Welt

Australian Shepherd, Miniature Australian Shepherd oder Miniature American Shepherd?

Standards und Unterschiede

Allgemeines Erscheinungsbild

Fell, Farben, Fehlfarben und Fehlzeichnungen

Die Rute

Der Kopf

Hals und Körper

Die Gliedmaßen

Der Gang

Charakter des Mini Aussies / Mini Americans

Ein kleiner Hütehund

Von 0 auf 100 in weniger als einer Sekunde

Umgang mit Menschen und Tieren

Der Mini Aussie – ein Jäger?

Kreativ, clever und geschickt

Lachende Aussies

Anschaffung und Auswahl

Ist ein kleiner Aussie der richtige Hund für mich?

Zucht mit Herz und Verstand

Die Aufzucht

Der Alltag mit dem Mini Aussie

Die Erziehung des Mini Aussies

Ein Mini Aussie braucht eine Aufgabe

Die Fellpflege

Worauf achten bei der Fütterung?

Gesundheit

Rassetypische Krankheiten

Danke

Anhang

Über den Autor

Abkürzungen

Zur weiteren Information

Stichwortregister

(Foto: M. Fischer / Pixelschmiede)

(Foto: M. Fischer / Pixelschmiede)

VORWORT

Wieso ein Buch über die kleinen Australian Shepherds oder Miniature American Shepherds? Weil ich der Meinung bin, dass viele Bücher nur einen Teil des Ganzen betrachten. Ich möchte mich mit diesem Buch an interessierte Aussie-Fans und solche, die es noch werden wollen, wenden, die mehr über „ihre Rasse“ erfahren möchten und auch einmal über den Tellerrand – die Größe (!) – hinwegschauen. Der Einfachheit halber werde ich im Folgenden von kleinen Aussies sprechen und nicht von Amis, um hier nicht noch mehr Namensverwirrung zu stiften.

Seit vielen Jahrhunderten „formt“ der Mensch seinen Begleiter Hund. Wir sollten nicht so verwegen sein zu behaupten, genau die richtige Größe für eine Rasse gefunden zu haben – die Größe ändert sich mit den Anforderungen und der Zeit. Ein großer Hund für großes Vieh – ein kleiner Hund, weil er leichter und agiler ist und unter Umständen besser in mein Leben passt. Und spätestens hier sollten wieder alle Aussie-Freunde einer Meinung sein: Nichts ist schöner, als möglichst viel Zeit mit seinem Aussie zu verbringen – und dazu muss er nun mal zu den Lebensumständen von Frauchen und Herrchen passen!

Noch eines in eigener Sache: Da wir hier unter Freunden sind und ein gemeinsames Interesse teilen, habe ich bewusst als Anrede das Du gewählt. Ich hoffe, das ist euch nicht zu persönlich – aber wir sind ja unter uns!

Und zur besseren Übersicht sind im Folgenden Auszüge aus den Rassestandards / offiziellen Rassebeschreibungen in Braun gedruckt.

(Foto: M. Fischer / Pixelschmiede)

(Foto: N. Hollenstein / M. Stössinger)

KLEINE AUSSIES/MINIATURE AMERICAN SHEPHERDS

Aussies fallen den meisten Menschen als bunte, aufmerksame und quirlige Hunde mit hin und wieder stechend blauen oder gefleckten Augen auf. Vieles haben die Aussies gemeinsam, und dennoch sind sie alle verschieden.

Der erste Eindruck

Alle Aussies haben dieselben Wurzeln. Und ja – auch die ganz Kleinen dürfen sich nur „Aussie“/„Ami“ nennen, wenn 100 Prozent Australian Shepherd in den Linien ist.

Für den flüchtigen Betrachter ist sicher schon das Äußere ein Blickfang. Aussies sind kraftvolle Hunde mit wunderschönem buntem Fell, beständige und begeisterte Arbeiter und treue Begleiter und Beschützer. Vielen Menschen bleiben besonders die oft sehr auffälligen Augen der Aussies in Erinnerung – zum einen entgeht dem wachen Blick nur sehr selten etwas und zum anderen sind die Augen häufig gesprenkelt oder völlig blau. Gerade nicht merlefarbene Aussies mit einem oder gar völlig blauen Augen stechen hier sehr heraus. Die Halter müssen allerdings mit der Frage leben, was denn da „außer Husky noch drinsteckt“. Bei den kleinen Vertretern der Rasse kommt noch der lebenslange Niedlichkeitsfaktor hinzu, der dazu führt, dass auch erwachsene Hunde von vielen Menschen als Welpen angesehen werden.

Ein Aussie folgt seinen Besitzern am liebsten auf Schritt und Tritt, wie ein kleiner Schatten. Die ausgesprochen intelligenten Hunde wollen immer mit dabei sein und etwas tun. Bei vielen Gelegenheiten schauen die wachen Augen, als wollten sie die Gedanken ihrer Menschen lesen: „Was kann ich tun, um zu helfen? Wäsche in die Maschine, Geschirr in der Spüle vorreinigen, Blumen pflanzen oder auch wieder ausgraben – kein Problem!“

Charakter und Wesen

Die bestechendste Eigenschaft, die einen Aussie gleich welcher Größe ausmacht, ist seine Wesensstärke! Ein gut geprägter Aussie ist weder aggressiv noch ängstlich.

Zwar gefallen diese Hunde gern, jedoch nicht um jeden Preis. Sie wägen ab und treffen unter Umständen auch sehr schnell selbst Entscheidungen. Man sollte nie vergessen, dass diese Rasse für die Arbeit gezüchtet wurde. Im Gegensatz zu den meist sehr sensiblen Border Collies hat der Aussie kein Problem damit, Großvieh durch einen herzhaften Biss in die Fessel zur Bewegung zu motivieren oder auch seine Herde vor Gefahren und Fremden zu schützen.

Aussies sind laut Standard Fremden gegenüber eher reserviert. Dies ist jedoch sehr typabhängig; keinesfalls dürfen sie sich scheu zeigen. Auch können sich Aussies unter Umständen sehr territorial verhalten.

Aussies müssen eine Aufgabe im Alltag haben. Bitte versteht mich hier jedoch nicht falsch – ein dauer- und überbeschäftigter Aussie wird sich unter Umständen zu einem immer mehr fordernden Workoholic entwickeln. Die enthusiastischen Arbeiter sind nur ungern längere Zeit beschäftigungslos allein zu Hause und ziehen es immer vor, mit Frauchen/Herrchen zusammen zu sein, auch wenn das bedeutet, unter dem Schreibtisch zu liegen. Ein gelangweilter, allein gelassener Aussie wird sich selbst eine Aufgabe suchen, und diese kann dann sehr zum Missfallen der Besitzer sein. Die vielseitigen Hunde bleiben bis ins hohe Alter lernfähig und fordern ihre Halter.

Den Aussie gibt es in verschiedenen Größen, aber im Charakter unterscheiden sie sich nicht. (Foto: S. Hindorf)

Die kleineren Aussies stehen ihren großen Geschwistern in puncto Agilität in keinster Weise nach, im Gegenteil! Die Kleinen sind aufgrund ihres leichteren Körperbaus meist agiler und flinker als die Großen.

Die Größenvarietäten

Aussies wurden schon immer in unterschiedlichen Größen gezüchtet. Die Größe des „Arbeitstieres“ Aussie war in den Anfängen der Rasse niemals ein entscheidendes Kriterium für die Zuchtauswahl. Raue Zeiten der Cowboys und Farmer prägten einen körperlich und geistig robusten Arbeitshund. Erst mit den Rassestandards sind auch Größen festgelegt worden:

Auf sogenannte „Teacup“-(Teetassen-) Züchtungen gehe ich im Weiteren nicht detaillierter ein. Es gibt in den USA Züchter, die auch noch Größen unter 25 Zentimetern anstreben. Diese Zwergzüchtungen haben jedoch, abgesehen von der Fellfarbe, nicht mehr viel mit einem Aussie gemein.

Beim Miniature Australian Shepherd liegt die bevorzugte Größe zwischen 33 und 46 Zentimetern. Die Qualität des Hundes hat beim Miniature Australian Shepherd jedoch vor kleinen Abweichungen in der Größe Vorrang – so kann ein körperlich herausragender Mini-Aussie-Rüde durchaus auch einmal 48 Zentimeter groß sein! Bei den Mini Americans wird hier die Größe etwas mehr eingeschränkt. Die Körperlänge (vom Brustbein bis zum Sitzbein) ist etwas größer als die Widerristhöhe. Das ideale Längen-/Höhenverhältnis liegt bei 5:4.

Fehler: Zu kleine Aussies mit weniger als 33 Zentimetern Schulterhöhe (bei Hündinnen) entsprechen nicht dem Mini-Aussie-/American-Standard. Diese Aussies fallen in die Größenrichtlinien für Toy Aussies.

Die Größenvarietäten

25–36 cm

Toy Australian Shepherd

33–43 cm

Miniature American Shepherd – Hündinnen

36–46 cm

Miniature Australian Shepherd – Hündinnen & Rüden Miniature American Shepherd – Rüden

46–52 cm

Australian-Shepherd-Hündinnen (Standard)

51–58 cm

Australian-Shepherd-Rüden (Standard)

(Foto: N. Hollenstein / M. Stössinger)

DIE ENTSTEHUNG DER RASSE

Ob man ihn nun Miniature Australian Shepherd oder Miniature American Shepherd nennt:

Fest steht, dass der Mini Aussie/Ami aus dem Standard Australian Shepherd hervorgegangen ist.

Standard Australian Shepherd und Mini Aussie/American – gemeinsame Wurzeln

Die Geschichte des Miniature Australian Shepherds, des Miniature American Shepherds und des Toy Australian Shepherds begann mit dem Standard Australian Shepherd. Über den Ursprung der Aussies gibt es unterschiedliche Theorien und Geschichten. Seit mehreren tausend Jahren nutzen Menschen Hunde zum Hüten und Bewachen ihrer Herden. Wahrscheinlich begann die Geschichte des Aussies um 1700 in Spanien und Frankreich, wo die Basken ihre Schafe mithilfe ihrer Hunde hüteten. Mit dem Export der Schafe nach Australien gingen auch manche Basken mit ihren Hunden auf die Reise. Im späten 18. Jahrhundert, als Rancher Schafe aus Australien nach Nordamerika importierten, kamen neben den Schafen (Australian Sheep) auch deren Hirten mit ihren Hunden. Die herausragenden vierbeinigen Arbeiter beeindruckten die amerikanischen Farmer, die sie aufgrund der vorherrschenden Blue-Merle-Zeichnung „little blue dogs“ – kleine blaue Hunde – nannten und mit ihren eigenen Hunden verpaarten. Eine weitere Theorie geht davon aus, dass sich der Australian Shepherd aus dem English Shepherd entwickelte, der um 1700 mit den britischen Immigranten nach Nordamerika kam. Der ursprüngliche English Shepherd, der noch als Rasse existiert, hat große Ähnlichkeit mit dem heutigen Australian Shepherd. Die Vertreter dieser Theorie gehen davon aus, dass die ursprüngliche Rasse mit verschiedenen Hütehunden gekreuzt wurde, was dann letztlich zum Aussie führte.

Beim Hüten einer Schafherde ist ein Arbeitsaussie in seinem Element. (Foto: J. Bettendorf)