Hundeherzen machen glücklich

Ein Paradies für einsame Waisen


Bis zu meinem zehnten Geburtstag kannte ich meine Oma nur vom Foto. Mama mochte ihre Mutter nicht und hatte deshalb keine Lust sie zu besuchen. Außerdem wohnten wir in Lübeck und meine Großmutter in Augsburg, also viele hundert Kilometer von uns entfernt.


Ich vermisste Oma nicht. Ich vermisste auch meinen Vater nicht. Er hatte sich von Mama scheiden lassen, als ich noch keine drei Jahre alt war und er unbedingt nach Norwegen auswandern wollte. «Dort ist das Leben viel schöner als in Deutschland», hatte er meiner Mutter vorgeschwärmt und sie gebeten mitzukommen. Doch Mama blieb stur: Sie hatte in Lübeck ihre Freunde, einen guten Job als Bürokauffrau, außerdem hatte sie mich! Ich sollte ganz normal in den Kindergarten gehen, danach in die Grundschule, später aufs Gymnasium. Das waren ihre Träume.


Leider wurden sie nicht ganz wahr.


Es lief zwar zunächst alles so wie geplant.


Dann erlitt Mama einen Herzinfarkt und verstarb noch im Büro!


Ich ahnte nichts davon, als ich nach Hause kam und, wie immer, mein Mittagessen vorfand. Ich machte es mir warm und setzte mich an die Hausaufgaben.


Als es klingelte, dachte ich mir nichts Böses, öffnete die Tür – dort standen zwei Polizisten in Uniform und eine Frau. Einer der Männer fragte nach meinem Namen, beide nannten ihre Namen und holten ihre Polizeimarken aus den Jackentaschen, um sich auszuweisen. Die Frau murmelte daraufhin irgendwas von «Müller» oder «Möller».


Obwohl ich an der Tür stand, drängten sie ins Haus.


«Geht nicht!», antwortete ich, «ich darf keine Fremden hereinlassen!»


«Aber wir sind von der Polizei, das hast du doch gerade gesehen», meinte der eine, «wir müssen dir etwas sagen, also bitte.»