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Inhaltsverzeichnis

Prolog - Die »freie Babelsberger Höhe«
1989 - DER VERRAT
In der Nacht zum 3. Dezember 1989, Berlin, Grenzübergang Invalidenstraße
4. Dezember 1990, Berlin, Haus der Elektrotechnik
1990 - DIE JAGD
Bedingungslose Kapitulation
30. Januar 1990, Moskau
31. Januar 1990, Ost-Berlin
1. Februar 1990, Ost-Berlin
3. Februar 1990, Davos (Schweiz)
9. Februar 1990, Stuttgart
12. Februar 1990, Berlin-Pankow
13. Februar 1990, Bonn
Windhundrennen
15. Februar 1990, Babelsberg
19. Februar 1990, Genf
22. Februar 1990, Ost-Berlin
9. März 1990, München
12. März 1990, Leipzig
14. März 1990, Leipzig
15. März 1990, Ost-Berlin
Die Lobby
19. März 1990, Ost-Berlin
12. April 1990, Ost-Berlin
17. April 1990, Ost-Berlin
Das Buch des Jüngsten Gerichts
19. April 1990, London
25. April 1990, Ost-Berlin
30. April 1990, Ost-Berlin
10. Mai 1990, Ost-Berlin
14. Mai 1990, Ost-Berlin
18. Mai 1990, Bonn
Frankfurt am Main, am selben Tag
Das Recht des Stärkeren
Ende Mai 1990, Essen
1. Juni 1990, Bonn
7. Juni 1990, Ost-Berlin
8. Juni 1990, Ost-Berlin
17. Juni 1990, Ost-Berlin
18. Juni 1990, Wandlitz
21. Juni 1990, Ost-Berlin
26. Juni 1990, Ost-Berlin
30. Juni 1990, Ost-Berlin
Ost-Berlin, in der Nacht zum 1. Juli 1990
Nach dem Urknall
9. Juli, Ost-Berlin
14. Juli 1990, Ost-Berlin
23. Juli 1990, Ost-Berlin
1. August 1990, St. Gilgen am Wolfgangsee (Österreich)
5. August 1990, Ost-Berlin
8. August 1990, Bonn
14. August 1990, Ost-Berlin
20. August 1990, Ost-Berlin
22. August 1990, Ost-Berlin
23. August 1990, Ost-Berlin
Die Schattentreuhand
12. September 1990, Ost-Berlin
13. September 1990, Ost-Berlin
14. September 1990, Ost-Berlin
Die alte Heimat
1. Oktober 1990, Schwerin
2. Oktober 1990, Berlin
3. Oktober 1990, Berlin
Ladenhüter
15. Oktober 1990, München
18. Oktober 1990, Berlin
In der Nacht zum 19. Oktober 1990, Berlin
19. Oktober 1990, Wien
25. Oktober 1990, Bonn
3. November 1990, Berlin
14. November 1990, Berlin
19. November 1990, Halle an der Saale
20. November 1990, Köln
20. November 1990, Leipzig
23. November 1990, Essen
Winterbruch
3. Dezember 1990, Teutschenthal
18. Dezember 1990, Berlin
19. Dezember 1990, Wien
21. Dezember 1990, Berlin
1991 - DAS OPFER
Der Tornado
2. Januar 1991, Berlin
8. Januar 1991, Bonn
10. Januar 1991, Berlin
16. Januar 1991, Halle an der Saale
17. Januar 1991, Bagdad
23. Januar 1991, Köln
24. Januar 1991, Ost-Berlin
30. Januar 1991, Berlin
13. Februar 1991, Berlin
27. Februar 1991, Berlin
28. Februar 1991, Berlin
5. März 1991, Bonn
Das Attentat
18. März 1991, Leipzig
19. März 1991, Bonn
20. März 1991, Bonn
23. März 1991, Berlin
25. März 1991, Leipzig
29. März 1991, Berlin
30. März 1991, Frankfurt
1. April 1991, Düsseldorf
Business as usual
2. April 1991, Berlin
3. April 1991, Berlin
10. April 1991, Berlin
16. April 1991, Berlin
19. April 1991, Halle
Die Festung
Ende April 1991, Berlin
22. April 1991, Leipzig
10. Mai 1991, Halle
23. Mai 1991, Berlin
11. Juni 1991, Berlin
Zahltag
27. Juni 1991, Halle
18. August 1991, Moskau
26. August 1991, St. Margrethen (Schweiz)
1. September 1991, Berlin
12. September 1991, Berlin
20. September 1991, Berlin
27. September 1991, Halle
23. November 1991, Berlin
31. Dezember 1991, Jena
1992–1994 - DIE LANGE ABWICKLUNG
Projekt Kronos
14. Januar 1992, Berlin
15. Januar 1992, Halle
16. Januar 1992, Berlin
Ende Februar 1992, Paris
29. Februar 1992, Bonn
Für Mitarbeiter der Treuhandanstalt – Durchfahrt auf eigene Gefahr!
3. März 1992, Halle
25. März 1992, Berlin
18. April 1992, Tegernsee
30. April 1992, Ilmenau
11. Juni 1992, Bochum
26. Juni 1992, Berlin
2. Juli 1992, Monaco
Im Rausch
16. Juli 1992, Halle
23. Juli 1992, Berlin
18. September 1992, Bonn
13. Oktober 1992, Halle
31. Oktober 1992, Berlin
20. November 1992, Halle
24. Dezember 1992, Liechtenstein
In Halle ist der Teufel los
Januar 1993, Berlin
5. Februar 1993, Halle
26. Februar 1993, Halle
6. April 1993, Halle
27. April 1993, Berlin
3. Mai 1993, Berlin
1. Juni 1993, Halle
8. Juni 1993, Halle
22. Juni 1993, Bonn
23. Juni 1993, Berlin
27. Juni 1993, Bad Kleinen
Das stille Sterben hat ein Ende
Sommer 1993, Berlin
2. August 1993, Bischofferode
7. September 1993, Bonn
14. Oktober 1993, Berlin
1. Dezember 1993, Bonn
3. Dezember 1993, Berlin
Die neun Leben der alten Katze Leuna
Januar 1994, Berlin
20. Januar 1994, Bonn
23. Februar 1994, Düsseldorf
21. März 1994, Austin, USA
12. April 1994, Berlin
25. Mai 1994, Leuna
24. Juni 1994, Bonn
21. September 1994, Bonn
30. Dezember 1994, Berlin
1995 und danach - ALTLASTEN
Nachwort
Dank
Anmerkungen
Prolog
Der Verrat
Bedingungslose Kapitulation
Windhundrennen
Die Lobby
Das Buch des Jüngsten Gerichts
Das Recht des Stärkeren
Nach dem Urknall
Die Schattentreuhand
Die alte Heimat
Ladenhüter
Winterbruch
Der Tornado
Das Attentat
Business as usual
Die Festung
Zahltag
Projekt Kronos
Für Mitarbeiter der Treuhandanstalt – Durchfahrt auf eigene Gefahr!
Im Rausch
In Halle ist der Teufel los
Das stille Sterben hat ein Ende
Die neun Leben der alten Katze Leuna
Altlasten
Ausgewählte Literatur
Allgemeine Literatur
Drucksachen des Deutschen Bundestages
Veröffentlichungen der Treuhandanstalt
Personenregister
Copyright

Dank

Der Ausgangspunkt für dieses Buch war meine Arbeit an dem Dokumentarfilm »Goldrausch«. Sehr schnell wurde mir während der Recherchen klar, dass das viele Material und die ausführlichen Interviews mit den Protagonisten auch in einem Buch festgehalten werden müssen, ehe die Erinnerung der Zeitzeugen an die Wendezeit verblasst.

Dass ich so lange an dem Thema arbeiten konnte, verdanke ich vielen Institutionen und Personen, denen mein herzlicher Dank gilt: Ditta Ahmadi, Heike Specht und Claudia Feldtenzer vom Pantheon Verlag für ihre unermüdliche Unterstützung. Dr. Thomas Weymar für die Idee, das Thema Treuhandanstalt zu recherchieren. Der Produktionsfirma Zero-One aus Berlin dafür, Förder- und Produktionshilfen für dieses Projekt zu gewinnen. Der europäischen Filmförderung Media, der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHH), der Filmförderung des Bundes (FFA) und den ARD-Sendern SWR, NDR und MDR, die dieses Projekt unterstützt haben. Den Redakteurinnen Martina Zöllner, Barbara Denz und Katja Wildermuth für ihre Geduld. Der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und der Defa-Stiftung für ihre Stipendien, die meine Arbeit gefördert haben.

Für dieses Projekt habe ich weit mehr als 200 Interviews mit beinahe 100 Zeitzeugen geführt, einige für den Film, andere nur für das Buch. Ich hoffe, ich konnte der Arbeit der vielen, vielen Kollegen, die jahrelang über die Treuhand geschrieben und berichtet haben, gerecht werden. Auch auf ihren Recherchen baut dieses Buch auf. Herzlichen Dank vor allem an Martin Kraushaar und Reimund Schwarz für ihre kollegiale Hilfe. Viele Freunde haben mir bei der Arbeit geholfen: Julia Möhn und Peter Dwertmann – ich danke euch. Ohne die Hilfe, die Zeit, das Verständnis und den Mut vieler ehemaliger Treuhänder würde es dieses Buch nicht geben. Mein besonderer Dank gilt Detlef Scheunert und Christoph Partsch.

Ich widme dieses Buch meinem Vater K.D. Laabs.

 

Dirk Laabs

Hamburg, im September 2011

Nachwort

Die Treuhandpräsidentin Birgit Breuel hat bei der Abschlusspressekonferenz der Treuhand 1994 die Hoffnung geäußert, die Menschen würden mit einigem Abstand die Arbeit der Treuhand objektiver beurteilen. Siebzehn Jahre später ist klar: Das Gegenteil ist eingetreten. Je länger die Zeit der Treuhand zurückliegt, desto unversöhnlicher stehen sich zwei Lager gegenüber.

Auf der einen Seite viele Ostdeutsche, die sich bestohlen fühlen. Auf der anderen Seite die westdeutschen Politiker und Treuhänder, die jede Kritik an der Treuhand als undankbar empfinden und glauben, dass die historische Leistung der Anstalt nicht genügend gewürdigt wird, weil gerade vielen Ostdeutschen das wirtschaftliche Grundverständnis fehle. Je vehementer behauptet wird, dass das »Volkseigentum« der DDR vor allem von Westdeutschen veruntreut worden ist, desto deutlicher betonen die politisch Verantwortlichen, dass die Volkswirtschaft marode und unter dem Strich nichts wert war, dass, wie ein US-Banker sagte, »die DDR ein schlechter Kauf« gewesen ist. Was hätte man dort schon stehlen können? Ohne unser westdeutsches Geld hatten die Ostdeutschen keine Chance, heißt das zwischen den Zeilen.

Betrachtet man den Vorgang wie ein Buchhalter, mag das in der Endabrechnung stimmen: Die Treuhand hat 245 Milliarden D-Mark Verlust gemacht. Psychologisch ist dieser Ansatz jedoch verheerend, denn man gibt damit den Ostdeutschen immer und immer wieder zu verstehen, dass ihre Lebensleistung und ihre Heimat nichts wert gewesen seien. Je stärker betont wird, das Land sei »Schrott« gewesen, desto stärker identifizieren sich viele Ostdeutsche aus Trotz mit der alten DDR. Die Ostdeutschen haben ein Anrecht darauf, dass ihnen erklärt wird, warum die Treuhand mit dem Verkauf der gesamten ostdeutschen Volkswirtschaft nur 34 Milliarden Euro erzielt hat. Etwas mehr als 50 Milliarden Euro hat die Versteigerung der UMTS-Mobilfunklizenzen erbracht. Frequenzen in der Luft über Westdeutschland waren also sehr viel mehr wert als die Volkswirtschaft der gesamten DDR.

Bis heute plagt viele Ostdeutsche das Gefühl, ihr Eigentum sei verschleudert worden. Ohne Zweifel war die Modernisierung der Infrastruktur, der Firmen, Fabriken und Gebäude ein gigantisches Geschäft, an dem vor allem westdeutsche Unternehmen verdient haben – siehe Leuna.

Die Bundesregierung und viele ehemalige verantwortliche Treuhänder versuchen bis heute, die Arbeit der Treuhand unter rein betriebswirtschaftlichen Aspekten zu betrachten. Dabei standen sie in erster Linie vor einer psychologischen Herausforderung. Auch den Verantwortlichen war schon 1990 klar, dass es zu einem gigantischen Eigentumstransfer kommen musste: Auf der einen Seite stand die Volkswirtschaft der Ostdeutschen zum Verkauf, die größtenteils kein Kapital hatten und kaum Privateigentum besaßen. Auf der anderen Seite standen Westdeutsche, die Kapital im Überfluss investieren konnten. Dass vor allem Westdeutsche große Teile Ostdeutschlands kaufen würden, wurde nach der Wiedervereinigung nie deutlich und ehrlich erklärt. Der Transfer mag unvermeidlich gewesen sein, schmerzhaft ist diese Umkehr der Vermögensverhältnisse trotzdem. Die damalige Bundesregierung hat Managern, Betriebswirten und Wirtschaftspolitikern wie Birgit Breuel, deren Stärke es gerade nicht ist, politische Prozesse zu erklären, die Moderation dieses einmaligen Transfers überlassen.

Alle Westdeutschen müssen der Wahrheit ins Auge sehen, dass sich »ihr« System nach der Wende oft von der schlechtesten Seite gezeigt hat. Man hat bewusst zugelassen, dass mit der Treuhand »ein Fremdkörper in den Verfassungsorganismus der Bundesrepublik« gepflanzt wurde, wie es der Chefjustitiar der Treuhand einmal gesagt hat. In der Phase des Übergangs glaubte die Bundesregierung es sich leisten zu können, eine Superbehörde zu schaffen, die nicht vom Parlament kontrolliert wurde. Die Regierung, aber auch viele führende Treuhänder haben angenommen, dass es für Deutschland am besten sei, wenn die Treuhand eine Art Schutzwall für den Staat bilde. Sie sollte das »schmutzige Geschäft« – die Abwicklung maroder Firmen und den Eigentumstransfer – organisieren, den Sündenbock geben und Ziel aller Enttäuschung werden. Auf diese Weise wollte man verschleiern, dass die Bundesregierung selbstverständlich die politische Verantwortung für die Entscheidungen der Treuhand trug. Im Schatten der Anstalt, so die Idee, sollte das neue demokratische System in den neuen Bundesländern in Ruhe Wurzeln schlagen. Das ist gründlich misslungen. Das politische System und der Glaube an die Demokratie überhaupt sind massiv beschädigt worden, trotz oder gerade wegen der scheinbar unkontrollierten Macht der Treuhand. Bei vielen Betroffenen blieb das Gefühl zurück, einer Institution hilflos ausgeliefert gewesen zu sein, die ihre Handlungen nicht erklären musste. Es war der Treuhand überlassen, wann und wie sie mit den Betroffenen redete. Nicht immer, aber zu oft offenbarten die Treuhänder die Grundlage ihrer Entscheidungen nicht. Zu selten standen die Verantwortlichen der Behörde zu ihren Fehlern, da man nicht in laufende Geschäfte eingreifen könne. Diese scheinbar willkürliche Autonomie der Anstalt hat die Ostdeutschen, die gerade ein Leben in der Diktatur hinter sich hatten, sehr enttäuscht und verletzt.

Die Treuhand wurde ganz bewusst nicht effektiv demokratisch kontrolliert. Wie sollte da bei den Ostdeutschen Vertrauen in die Demokratie entstehen? Warum sollten sie überhaupt Vertrauen in das demokratische System setzen, wenn die westdeutsche Regierung den Volksvertretern offenbar selber nicht zutraut, diesen Prozess kompetent zu begleiten?

Von 1990 an wurde das eingeübt, was alle Deutschen dann in der Finanzkrise ab 2008 wieder erlebten: die Sozialisierung der Verluste; die Ausschaltung des Parlaments, eine Exekutive, die nicht erklären kann oder will, warum sie wirtschaftspolitisch wie handelt. Bis heute nehmen sich das Bundesfinanzministerium und die Nachfolgeeinrichtungen der Treuhand heraus zu bestimmen, was die Deutschen, die Bürger, die Wähler über die Treuhand wissen dürfen – und was nicht. Unter anderem wird versucht, mit Verweis auf das Aktien- und Steuerrecht zu rechtfertigen, dass die Arbeit der Anstalt nicht transparent und durchschaubar sein kann und darf. Man hat ohne Not aus vielen Vorgängen ein Geheimnis gemacht und damit Verschwörungstheorien Vorschub geleistet. Die Verantwortlichen geben der Öffentlichkeit durch diese Geheimniskrämerei seit 1990 das Gefühl, die Treuhand habe etwas zu verbergen. Wie der Fall Halle zeigt, wissen selbst führende Treuhänder nicht, wie viele Betrugsfälle nie öffentlich geworden sind, weil gerade die Anfangszeit der Treuhand nicht systematisch aufgearbeitet wurde.

Viele Treuhänder finden es ungerecht, dass ihre Arbeit auf spektakuläre Kriminalfälle reduziert wird. Tatsächlich haben die Bundesregierung und die meisten Landesregierungen nach der Wende die Wirtschaftskriminalität als unvermeidlichen Faktor einkalkuliert nach dem Motto: »Schwund ist immer.« Sie haben aber gleichzeitig versäumt, dafür zu sorgen, dass die Staatsanwaltschaften und Ermittler genügend Ressourcen bekommen, um diese komplexen Fälle zeitnah und umfassend aufzuklären. Sie haben zugelassen, dass Fälle verjährten oder es erst sehr spät zu Gerichtsverhandlungen kam, in denen man sich aus Zeitnot nur mit einem Teil der Tat befasste. So entstand bei den Menschen, die sich in dem neuen System zurechtfinden mussten, das Gefühl, dass es letztlich willkürlich ist, wer vom Rechtsstaat erfasst wird und wer nicht. Dabei wäre es gerade für sie wichtig gewesen, unmittelbar zu erleben, dass der Rechtsstaat in der Lage ist, schnell zu handeln. Natürlich ist der Schaden, den ein Fall wie der Wärmeanlagenbau angerichtet hat, im Gesamtprozess nicht volkswirtschaftlich entscheidend. Aber der ideelle Schaden, der Vertrauensverlust in das neue System, ist verheerend.

Die DDR stand vor dem Bankrott. Da das Wirtschaftssystem des gesamten Ostblocks zusammengebrochen war, brauchte sie gewaltige Mengen an Kapital, um an der Marktwirtschaft teilnehmen zu können. Die Bundesregierung wusste seit Anfang 1990, dass sie der Konkursverwalter der DDR sein würde. Aber ein Konkursverwalter muss darüber Rechenschaft ablegen, was genau er mit der Konkursmasse gemacht hat. Dazu gehört, die Akten und die Abrechnungen offenzulegen. Schon 1990 schrieb ein Journalist, es dürfe nicht sein, dass die Akten der Staatssicherheit für die Bürger einsehbar sind, die der Treuhand aber nicht. Heute obliegt es dem Bundesarchiv im Zusammenspiel mit dem Bundesfinanzministerium, den Zugang zu den Akten zu regeln. Da einige Unterlagen steuerrelevant sind, werden sie noch bis ins Jahr 2050 gesperrt bleiben. Man traut den Bürgern, wie in so vielen anderen Bereichen auch, nicht zu, dass sie mit der Wahrheit umgehen können. Selbst Wissenschaftlern werden Informationen vorenthalten.

Die Treuhand und die damalige Bundesregierung haben immer versucht, das letzte Wort in Sachen Treuhand zu haben. Sie haben der Öffentlichkeit versichert, dass im Großen und Ganzen alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Es ist Zeit, dies durch Fakten zu belegen. Das Bundesfinanzministerium muss zulassen, dass ein neutrales Urteil über die Geschichte der Treuhand gesprochen wird. Die Akten müssen von Wissenschaftlern systematisch aufgearbeitet werden, eben weil das Thema so polarisiert. Das muss geschehen, solange die Zeitzeugen noch leben, sonst bleibt die Treuhand immer ein Mythos und eine schwelende Wunde, die das Klima in einem Land vergiftet, das eigentlich vereint sein sollte.