Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2015 (Erstauflage), Claus Bernet.

Alle Rechte vorbehalten.

office@bernetc.com oder kontakt@edition-graugans.de

http://himmlischesjerusalem.wordpress.com

Berlin, 1.7.2016 (3. Aufl.)

Edition Graugans, Berlin

Herstellung und Verlag: Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7386-9399-7

GG Wissenschaft ist ein Imprint der Edition Graugans, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Länder wie Schweden, Norwegen oder Dänemark besitzen ein reiches kulturelles Erbe. In vielen Kirchen wurde hier bereits das Himmlische Jerusalem dargestellt, als andere Teile Europas noch nicht einmal christianisiert waren. Eines der frühesten Beispiele hat sich in der Dorfkirche von Råsted (um 1125) erhalten. Häufig wurde das Neue Jerusalem dabei als Kapelle, Kirchturm oder Kirchenbau dargestellt, kaum einmal so, wie es in der Apokalypse beschrieben ist. Die Kirchen von Tömmerup, Vadum, Fulltofta, Fjälkinge, Mästerby, Maglehem, Bringstrup, Mørkøv, Hjembaek, Kageröd, Hästveda, Äspö, Kongsted, Hyllested, Hjärsås, Tandslet, Vinderslev oder Brøns besitzen alle Wandmalereien, die das Himmlische Jerusalem präsentieren. In einigen Fällen sind sogar die Maler bekannt, es sind der Everlövsmästaren, Johannes Iwan, der Elmelunde-Meister, Peder Lykt und Albertus Pictor, einer der aktivsten mittelalterlichen Kirchenmaler überhaupt. Da der gesamte nordische Raum über die Hanse verbunden war, Deutsch im Spätmittelalter die erste Handelssprache war, und da Teile von Norddeutschland unter dänischem oder schwedischem Einfluss standen, lassen sich bezüglich der Kunst viele Beziehungen zwischen Deutschland und Skandinavien feststellen; die Kapelle zu Loxstedt, die Saalkirche zu Sudwalde oder die Kirche in Oerel sind Beispiele für solche Wechselwirkungen.

Im Gegensatz zu Frankreich oder Italien haben sich in Skandinavien wohl deshalb so viele Wandmalereien erhalten, da diese nach der Reformation meist über Jahrhunderte hinweg übertüncht konserviert waren, und erst in jüngerer Zeit freigelegt wurden. Mit der Reformation verschwindet allerdings auch das Neue Jerusalem aus Skandinavien, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.

Dann jedoch nahmen sich Glasmaler (Ralph Bergholtz, José Samson, Mogens Jørgensen, Pär Andersson, Veslemøy Nystedt Stoltenberg), Textilkünstler (Lilleba Kapelrud), Grafiker (Niels L. Stevns, Esben Hanefelt Kristensen) dieses Themas an. Unter den international anerkannten Grafikern ist vor allem Kjell Pahr-Iversen aus Stavanger einer der Künstler, der sich intensiv und mehrfach mit dem Neuen Jerusalem auseinandergesetzt hat. Nach seiner Ausbildung an der Kunsthochschule Bergen und der Kopenhagener Kunstakademie fertigte er fast zehn Malereien an, die Jerusalem in moderner Form interpretieren.

Råsted (um 1125)

In der Dorfkirche von Råsted hat sich eine der ältesten Wandmalereien Dänemarks am Originalstandort erhalten. Sie wurden mit naturwissenschaftlicher Technik ziemlich genau auf 1125 datiert. Erst 1936 hat man sie unter einer weißen Kalkschicht aufgefunden und zwei Jahre darauf das erste Mal und 1960 ein zweites Mal restauriert. Die rotbraun-ockerfarbene Gottesstadt erhebt sich über einem Kirchenfenster. Dabei wurde dieses so ummalt, dass in Art einer romanischen Illusionsmalerei der Eindruck entsteht, als sei das Fenster ein großes Zugangstor in die Stadt. Diese zeigt lange, schmale Türme, die für die dänische Romanik charakteristisch sind, ebenso wie das aufgemalte Zackenband, das sich um die Fensterlaibung legt. Die Türme sind weiß belassen, die Mauerung in roter Farbe gesetzt und das Zackenband blau. Das historische Jerusalem hatte zu dieser Zeit kaum ein Künstler je gesehen; die biblische Stadt wurde zum Inbegriff von Stadt, Schutz und Urbanität an sich und konnte ohne jeden historischen oder biblischen Bezug gestaltet sein. So fehlen hier der heutigen Betrachtung vertraut scheinende Elemente, wie das Gotteslamm, der Lebensbaum oder die Apostel.

Egmont Lind: De romanske Kalkmalerier i Raasted Kirke, in: Fra Randers Amt, 1945, S. 6-23.

Ulla Haastrup: Die romanischen Wandmalereien in Råsted. Ikonographie, Bildprogramm und Theater, in: Hafnia. Copenhagen papers in the history of art, 1972, S. 69-138.

Lise Gotfredsen: Råsted kirkes kalkmalerier, in: Meddelelser fra Arhus Stift, 13, 1975, S. 34-44.

Lise Gotfredsen: Råsted kirke – Spil og billede, København 1975.

Ulla Haastrup, Robert Egevang (Hrsg.): Danske kalkmalerier: Romansk tid: 1080-1175, København 1986.

Morten Møbjerg: Fra døden til livet: Kalkmalerierne i Rasted kirke liturgisk tolket, Rasted 1991.

Evangelium von Helmarshausen (um 1140)

A