Die Karde heilt nach meinen Erfahrungen sogar Borreliose. Ich hatte mir diese Krankheit vor einigen Jahren durch einen Zeckenbiss eingehandelt und ohne Antibiotika durch selbst gemachte Kardenwurzeltinktur kuriert.
Die Ölkrise, die erste Energiekrise, brachte uns wieder in die Schweiz. Dort lebten wir auf einem Bauernhof im Emmental, wo die Kühe noch von Hand gemolken und von einem hofeigenen Bullen begattet wurden, wo der Getreideacker mit Pferden gepflügt und geeggt wurde, wo das Gras an den steilen Hängen mit Sensen geschnitten wurde, wo Käserei, frei laufende Hühner, Gemüsegarten und Getreidemühle noch eine ganzjährige Lebensmittelversorgung vom eigenen Hof ermöglichten und wo im November mithilfe der Pferde Bau- und Brennholz aus dem Wald geholt wurden. Das klingt zwar romantisch, aber es war härteste Arbeit. Wieso sind wir wegen der Energiekrise gerade dort hingegangen? Weil durch den Energieengpass offensichtlich wurde, dass die industrialisierte Landwirtschaft Amerikas zwar riesige Nahrungsmittelüberschüsse produzierte, aber nur dank eines extrem hohen Energieverbrauchs. Für jede gewonnene Nahrungsmittel-Kilokalorie mussten zehn bis fünfzehn Kilokalorien für Treibstoff, Herbizide, Fungizide und Pestizide ausgegeben werden. Das damalige China zum Beispiel wies ein wesentlich besseres Energieverhältnis auf. Die dortige Anbauweise war zwar sehr arbeitsintensiv, aber für jede verbrauchte Kilokalorie wurden zweieinhalb Kilokalorien gewonnen. Was uns interessierte, war der Vergleich mit der traditionellen mitteleuropäischen Landwirtschaft. Fazit: Die Energiebilanz sah recht gut aus.
In den folgenden Jahren beschäftigte ich mich mit der Kulturökologie der Prärieindianer und der indischen Bauern. Davon habe ich aber an anderer Stelle schon erzählt. In Indien veränderte sich mein Leben. Am Ufer des Ganges riss mich eine Krankheit aus meinem Selbstverständnis und konfrontierte mich mit dem tieferen Sinn des Daseins. Damals entschied ich mich, weniger dem berechnenden Ego zu folgen als der inneren Stimme, der »Stimme des Herzens« – mich also von der »geistigen Führung« leiten zu lassen. Diese ist, wie mir schon Arthur Hermes gesagt hatte, weiser als der Verstand. Nachdem ich genesen war, sagte mir diese »Stimme«, wir sollten nach Europa gehen, nach Deutschland.
Und so kam es, dass wir mit zwei Rucksäcken auf dem Rücken und praktisch ohne Einkommen – abgesehen von mageren Tantiemen für ein paar Artikel, die ich verfasst hatte – im ostfriesischen Moor landeten.
An diesem Punkt nun fängt die Geschichte an, die ich in diesem Buch erzähle – im Rückblick, eine echte survival story. Zufällig lernte ich den Kunstmaler Manfred Scharpf kennen und dieser sagte unvermittelt, er wisse, wo wir leben sollten: im Allgäu, auf einem abgelegenen Einödhof auf knapp 1000 Metern Höhe. Ich glaubte ihm.
Die Grabgabel oder -forke steht hier an erster Stelle, auch deswegen, weil sie mein Lieblingswerkzeug ist. Ich verwende sie im Frühling, um den Acker umzugraben. Im Gegensatz zum Spaten zerschneidet die Forke nicht die wertvollen kleinen Gartengehilfen, die Regenwürmer. Wo es die Bodenstruktur erlaubt, wo sie sandig oder sehr locker ist, da braucht man nicht umzugraben, sondern kann die Grabforke benutzen, um den Boden zu lockern, ohne ihn zu wenden.
Das Gerät lässt sich einsetzen, um Wurzelgemüse zu ernten, Kompost einzuarbeiten oder auch um zähe Unkrautwurzeln herauszuheben.
Gehackt wird, um die konkurrierenden Begleitkräuter zu entfernen, den Boden zu lockern, zu lüften und die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten. Welche Hacke man nimmt, kommt auf die Bodenbeschaffenheit und den Arbeitsgang an.
Mit der Ziehhackeoder Pendelhacke (a) braucht man nicht auf und ab zu schlagen, sondern kann durch waagrechtes Hin- und Herziehen den Boden zwischen den Gemüsereihen flachgründig lockern und das aufkeimende Unkraut beseitigen. Wenn der Boden nicht steinig ist, ist es ein leicht zu handhabendes, ideales Gerät. Im Gegensatz zur Schlaghacke wird die Ziehhacke rückwärts arbeitend bedient.
Die Schlaghacke oder Haue(b) hat ein kräftiges Blatt, mit dem man senkrecht in den Boden schlägt und dann die Erde zu sich her zieht. Man arbeitet sich allmählich weiter nach vorne. Die Schlaghacke war das Hauptwerkzeug der ersten sesshaften Bauern und Gärtner und gehört noch immer zu den einfachen Hackbaugesellschaften in tropischen Ländern. Man kann damit auch schwere und steinige Böden bearbeiten, Erdschollen zerkleinern oder Grassoden und Wurzelunkräuter herausheben. Eine schweißtreibende, den Rücken belastende Arbeit! Ich nehme die Schlaghacke, um beim Kartoffelsetzen tiefe Rillen zu ziehen oder um den Mais und die Kartoffelstauden mit Erde anzuhäufeln. Für die Arbeit zwischen den Gemüsereihen benutze ich sie nicht, denn allzu oft werden die Wurzeln durch die Schlaghacke beschädigt.
Die Doppel-oder Kombihacke(c) hat ein breites Blatt auf der einen Seite, ähnlich der Schlaghacke, und zwei oder drei Zinken auf der anderen Seite, ähnlich dem Kultivator oder Grubber. Mit den Zinken lockert man den Boden.
Handhacken haben einen kurzen Stiel und eignen sich für bodennahe Feinarbeiten.
Mit dem sogenannten Sauzahn (a), bestehend aus einem an einem Stiel befestigten, starken, gebogenen Zinken, kann man den Boden zwischen den Gemüsereihen tief lockern und mit Sauerstoff versorgen.
Der Krail (b) ähnelt dem Sauzahn, nur hat er statt einer Zinke drei oder vier Zinken, die im rechten Winkel klauenartig abgebogen sind. Er eignet sich gut zur Bodenlockerung, zum Einarbeiten von Kompost und zum Herausheben der Wurzeln von festwurzelnden Unkräutern.
Der Grubber, manchmal auch Kultivator (c) genannt, ähnelt dem Krail, nur ist er nicht ganz so stark und hat meistens vier bis fünf Zinken. Man zieht ihn durch die Reihen, um den Boden zwischen den Gemüsen zu lockern.
Vom mühsamen Umgraben mit dem Spaten bin ich abgekommen; lieber benutze ich die Grabforke. Dennoch ist der Spaten wichtig, um ein Loch für neue Obstbäume oder Beerensträucher zu graben, um einen Graben zu ziehen oder um Strünke, Halme oder kleine Zweige für den Kompost zu zerhäckseln.
Auf den umgegrabenen Beeten setze ich den mit Eisenzinken versehenen Rechen ein wie eine Egge. Mit ihm kann man die Beete ebnen, Steine und Unkrautwurzeln herausziehen und gröbere Schollen zerkrümeln. Dadurch wird das Beet sä- oder pflanzbereit. Mit dem umgekehrten Rechen, also dem Rücken des Rechens, kann man frisch eingesäte Reihen festdrücken.
Um Heu oder abgemähtes Unkraut zusammenzurechen, nimmt man lieber einen Holzrechen, also einen Rechen mit hölzernen Zinken.
Dieses Werkzeug besteht aus einem Fächer elastischer Stahlzungen. Der Fächerbesen eignet sich hervorragend, um Herbstlaub oder kurzen Rasenschnitt zusammenzufegen.
Um die Beetbreite von 1,20 Meter, die Abstände zwischen den Reihen und die Wege auszumessen, braucht der Gärtner kurze, unten angespitzte Pflöcke, Markierschnur und Messstab.
Zum Pflanzen der Setzlinge ist eine kleine Handschaufel sehr nützlich. Man steckt die Handschaufel senkrecht in den Boden, zieht sie zu sich her und macht so das Pflanzloch. Wenn man die Setzlinge in das Loch hineinpflanzt, drückt man sie von der Seite mit der Schaufel fest. Auf keinen Fall soll man die Erde von oben her festdrücken – ein häufiger Fehler.
Die dicken Samen von Bohnen, Erbsen oder Mais kann man, ebenso wie Saatzwiebeln und kleine Blumenzwiebeln, einfach mit dem Finger in den Boden drücken. Wenn das bei hartem und trockenem Boden nicht möglich ist, nimmt man ein Pflanzholz (Pflanzstock), mit dem man senkrecht in die Erde sticht, damit ein Saatloch entsteht. Dieses spitz zulaufende Handgerät ist aus einem dicken Zweig leicht selber herzustellen.
Eine Schaufel ist nötig für Erd- und Kompostarbeiten, für das Ausheben von Pflanzlöchern oder das Füllen der Schubkarre.
Immer wieder gibt es Lasten zu bewegen: Kompost, Erde, Holz, geerntetes Obst oder Gemüse. Ich kann mir das Gärtnern ohne diesen lasttragenden Esel gar nicht vorstellen. Heutzutage hat die Schubkarre Gummireifen, was ein Vorteil gegenüber früher ist, als die Räder noch mit Eisen bereift waren.
Die Handsichel ist notwendig zum Mähen kleiner Flächen, wie unter den Beerenbüschen, oder um Futter für die Stallhasen zu schneiden. Die Sense nimmt man für Wiesen und größere Flächen. Vielleicht ist der grüne Teppich eines englischen Rasens ganz nett als Spielfläche, mir ist jedoch die Blumenwiese lieber, die nur zweimal im Jahr mit der Sense geschnitten wird. Sie hat auch mehr ökologischen Nutzen, da sie viel mehr Pflanzen- und Insektenarten einen Lebensraum bietet. Auch Vögel und Lurche finden dort Futter und besseres Auskommen.
Mit der Sense umzugehen, muss man lernen. Anfänger »hacken« meist mit großem Kraftaufwand die Pflanzen um, anstatt die Sense in lockerer, schwingender Bewegung dicht über die Oberfläche des Bodens gleiten zu lassen. Wenn man Glück hat, findet man einen alten Bauern, der einem zeigen kann, wie man das richtig macht und wie man die Sense mit dem Wetzstein schärft und – so fern notwendig – mit dem Hammer dengelt.
Die Gießkanne ist unentbehrlich zum Angießen von Jungpflanzen. Bei einer neuen Reihensaat, im Saatbeet oder bei gerade aufkeimenden Pflänzchen setzt man den Brausekopf (Flachbrause) auf, der das Wasser feinstrahlig verteilt. Damit vermeidet man, dass die Pflänzchen verschlämmen oder die Wurzeln ausgespült werden. Wenn man einen Wasseranschluss im Garten hat, sind natürlich ein Gartenschlauchoder sogar ein modernes Beregnungssystem sehr nützlich. Unbedingt nötig ist das aber nicht, wenn man die Techniken kennt, wie man sparsam mit Wasser umgeht (auch >: Bewässerung).
Ein Beiloder eine Machetegehören ebenso zur Gärtnerausrüstung wie ein gutes Sackmesser, eine Hippeoder ein Gärtnermesserund eine Gartenschere.
3 Die in Rillen gesetzten Kartoffeln bestäube ich dann noch dünn mit Holzasche – sie wirkt außerdem als natürlicher Dünger.
Die halbierten, geviertelten oder geäugelten Saatkartoffeln sind selbstverständlich Klone. Überhaupt sind alle Kartoffelsorten, die auch kommerziell angebaut werden, geklont, das heißt, da ist wenig genetische Variabilität vorhanden. Erbgutvielfalt wird nur durch sexuelle Vermehrung gewährleistet, durch die neue Rekombination erblicher Faktoren mittels Bestäubung der Blüten. Um unsere Kartoffeln angepasster an unser Klima, unsere Bodenbeschaffenheit und Höhe zu machen, habe ich einige der nach der Blüte ausgereiften Kartoffelbeeren – sie sehen aus wie winzige grüne Tomaten – geerntet, die Samen herausgenommen und getrocknet. Im nächsten Jahr habe ich sie im Saatbeet ausgesät. Sie keimten und wuchsen zu kleinen Kartoffelpflänzchen heran, mit winzigen Knollen. Aus diesen kleinen Saatkartoffeln entwickelten sich ein Jahr später ansehnliche Stauden mit rosafarbenen, birnenförmigen Kartoffeln, obwohl die ursprüngliche Sorte gelb und rund war. So ist es mir gelungen, eine eigene angepasste Sorte zu erzeugen. Diese rosafarbenen Erdäpfel schmeckten auch gut – leider aber nicht nur uns, sondern auch den Schermäusen. Die Nagetiere umgingen förmlich die anderen Sorten, um an diese leckeren Knollen heranzukommen. So kam es, dass ich die Sorte nach fünf Jahren leider wieder verlor.
Man gewinnt Zeit, wenn man die Saatkartoffeln eine Woche bis zehn Tage vor dem Auspflanzen in einer flachen Kiste an einem warmen Ort und im Licht vorkeimen lässt. Dazu legt man sie nebeneinander, nicht übereinander, zum Beispiel in ein Obstkistchen. Solche vorgekeimten Kartoffeln wachsen dann zügiger, wenn sie im Acker sind, und werden schneller erntereif.
Kartoffeln enthalten viel Wasser und sind daher besonders zugänglich für den Einfluss der lunaren Kräfte. Es ist ja bekannt, dass die Mondanziehungskraft nicht nur Ebbe und Flut im Meer bewegt, sondern auf jeden Flüssigkeit enthaltenden Körper wirkt. Mondlicht regt bei »primitiven« Tieren die Fortpflanzung an und bei den Pflanzen bessere Samenkeimung und schnelleres Wachstum.
Beim Setzen der Saatkartoffeln spielen für mich die vier Viertel der Mondphasen die wichtigste Rolle. Die Erfahrung alter Gärtner besagt, dass das dritte Mondviertel für das Kartoffelsetzen am günstigsten ist, denn da nehmen das Licht und die Mondschwerkraft ab, und die Kraft geht in die Wurzeln (>).
Man kann sich aber auch an die Saatzeitregeln halten, wie sie in den »Aussaattagen« von Maria Thun und anderen populären Ratgebern angegeben werden. Da werden die Saatkartoffeln an den sogenannten Wurzeltagen gesetzt – so nennt man die Tage, in denen sich der Mond bei seinem Durchgang durch die zwölf Tierkreiszeichen in den Erd- oder Wurzelzeichen, also Stier, Jungfrau oder Steinbock, befindet.
Nach der Blüte der Kartoffelstauden – das ist unterschiedlich, je nach Region – kann man mit der Ernte beginnen oder zumindest schon einige Knollen mit der Grabforke für eine Mahlzeit herausheben. Jetzt sind auch schon die Erbsen reif und wir bereiten uns dann gern ein wunderbares Gericht aus zarten jungen Kartoffeln und frischen Erbsen zu. Erst wenn das Kartoffellaub gelb wird und verdorrt, sind die Erdäpfel richtig ausgereift. Nun kann das Feld abgeerntet und die Kartoffeln können in den Kartoffelkeller eingelagert werden.
In den Beeten, die frei werden, sät oder pflanzt man eine Nachfrucht oder Nachkultur als zweite Tracht an. Infrage kommen als Aussaaten schnell keimende Salate und Gemüse wie Spinat, Feldsalat, Gemüsesenf, Rettiche, Radieschen, Pflücksalat oder – als vorgezogene junge Pflänzchen – Kohlrabi, Grünkohl oder Winterporree. Letztere brauchen noch eine Kopfdüngung.
Wenn man den Boden richtig mit biologischem Dünger behandelt (> ff., > ff.) und Fruchtfolgen beachtet (> ff.), hat man kaum Probleme mit Fäule, Schorf, Fadenwürmern und anderen Schädlingen oder Krankheiten. Ich mache mir darüber auch gar keine Gedanken, sondern halte mich an die weisen Worte meines Lehrers, des Gärtnermeisters Manfred Stauffer. Er sagte: »Wie sonst im Leben, so gilt auch im Garten: Verschwende nicht deine Energie dafür, das Böse zu bekämpfen, sondern benutze sie, um das Gute zu fördern.« Und wenn sich gelegentlich mal die Kartoffelkäfer über meine Erdäpfel hermachen und meine kleinen Mitarbeiter, die Vögel, Kröten und Laufkäfer, ihrer nicht Herr werden, dann helfe ich nach mit Absammeln der Gelege wie auch der erwachsenen Käfer.
Taglilien schmecken süß und frisch mit pfeffrigem Nachgeschmack und eignen sich deshalb für süße und herzhafte Gerichte. Besonders hübsch: Die rohen Blüten kann man süß oder herzhaft füllen und den Gästen als Vorspeise servieren.
Die Taglilien mit ihren attraktiven ockergelben bis lachsfarbenen Blüten findet man häufig in den Bauerngärten. Kaum jemand weiß, dass die Pflanze in ihrem Ursprungsland China eine beliebte Gemüsepflanze ist. Sie wird auf den Deichen zwischen den Reisfeldern angebaut. Die jungen Triebe und Schösslinge werden im Frühling als »Spargel« gegessen oder finden ihren Weg in die Suppe und in den Salat. Auch die großen Blütenknospen kommen mit in den Wok oder die Bratpfanne. Die stärkehaltigen Wurzeln schmecken wie eine Mischung aus Zuckermais und Haferwurzel, aber es ist aufwendig, sie zu ernten und zu putzen. Die Pflanze ist nahrhaft, enthält Eiweiß, Beta-Karotin und Vitamin C. Ein Tee, aus den getrockneten Blüten gebraut, soll beruhigend, entspannend und blutreinigend wirken.
Achtung! Verwechseln Sie die Taglilie nicht mit anderen Liliengewächsen wie den giftigen Schwertlilien oder Narzissen!
Diese kleine Speiserübe, die seit dem Mittelalter in Brandenburg als »armer Leute Speise« angebaut wird, war nicht nur ein Lieblingsgemüse Goethes oder des Philosophen Kant, sondern auch ich bin von ihrem delikaten Geschmack begeistert. Die Rübchen stellen eine gute Nachfrucht für Beete dar, die früh abgeerntet werden, etwa nach der Ernte der Frühkartoffeln oder der Erbsen. Man sät sie in einem Reihenabstand von 25 Zentimetern. Die zarte Rübe eignet sich sehr gut für Gemüsesuppen und im Wok, aber auch als Rohkost.
Die Wurzelpetersilie ist eine echte Petersilie, aber mit dicken, fleischigen Wurzeln, die dem Gemüseeintopf oder dem Schmorgericht ein interessantes Aroma geben. Die Wurzeln erinnern an Pastinaken, sind aber viel kleiner als diese. Wie auch bei anderen Schirmblütlern dauert es recht lange – bis zu sechs Wochen –, bis die Samen keimen. Die Reihen brauchen also eine Markiersaat und müssen gut beobachtet werden. Für Zwiebelgewächse sind sie geeignete Nachbarn.
Die Zuckerwurzel ist ein weiterer Schirmblütler, wie Möhre, Pastinake oder Petersilie. Ehe die Karotte sie aus den Gärten verdrängte, war die Kringelmöhre ein beliebtes Gemüse. Schon in römischen Zeiten ließ Kaiser Tiberius die schmackhaften Wurzeln aus den Rheinprovinzen Germaniens importieren. Ich habe sie mir in den Garten geholt. Auch bei den Zuckerwurzeln oder Gierlen dauert es eine halbe Ewigkeit, bis die Samen keimen. Im Winter könnte man sie wie die Pastinaken im Beet lassen, wären da nicht die Wühlmäuse, die ganz verrückt nach den fingerdicken Wurzeln mit dem süßen Geschmack sind. So ernten wir sie notgedrungen im Herbst und mieten sie im Keller in feuchtem Sand ein.
Erbsen brauchen eine stabile Rankhilfe, an der sie sich festhalten können. Am besten geeignet ist feinmaschiger Hasendraht, der jeweils an den Beetenden an zwei kräftigen Pflöcken befestigt wird.
Mulchen bedeutet, dass man den freien Erdboden zwischen den Pflanzen abdeckt. Das Bedecken des Bodens ahmt die Natur nach, die immer versucht, die bloße Erde vor Erosion und Austrocknung zu schützen. Die Bodenbedeckung besteht aus einer 4 bis 8 Zentimeter hohen Schicht aus altem Laub, Stroh, Heu, Gartenabfällen oder anderem organischen, teilweise verrottenden Streumaterial.
Die Samen des Breitwegerichs hat man schon vor Urzeiten geerntet und im täglichen Getreidebrei gegessen. Sie enthalten Schleimstoffe und wirken unter anderem gegen Entzündungen im Darm.
GARTENWEGBESIEDLER
Die festgetretenen Wege zwischen den Beeten sind ein ganz besonderes Ökotop. Die Pflanzen, die dort wachsen, bilden, wie es die Botaniker nennen, eine »Trittrasengesellschaft«. Es macht ihnen nichts aus, dass man auf ihnen herumtrampelt, denn das eliminiert andere Kräuter, die ihnen Konkurrenz machen könnten. Ihre Samen haften an Schuhsohlen, Hufen oder Pfoten und werden dadurch verbreitet. Zu diesen Kräutern gehören folgende:
Rosenkohl schmeckt besonders gut, wenn er Frost abbekommen hat. Er bleibt den ganzen Winter auf dem Beet, sodass der Gärtner selbst im Januar frisches Gemüse aus dem eigenen Garten ernten kann.
Beim Einlegen wird Gemüse in Essig oder Öl konserviert. Einsäuern bedeutet das Haltbarmachen von Gemüse durch Milchsäuregärung. Das bekannteste milchsauer vergorene Gemüse ist das Sauerkraut, das aus Weißkohl hergestellt wird. Das vorgesehene Gemüse – Kohl, Möhren, Gurken, Bohnen, Zwiebeln, Sellerie, Rote Bete, Rüben und so fort – wird sorgfältig gesäubert, in Steingutbehälter geschichtet, mit einer Salzlake (15 Gramm Meersalz pro Liter Wasser) übergossen, die bis 2 Zentimeter unter den Gefäßrand reicht, und dann mit einem Deckel abgedeckt. Gewürze wie Dill, Kümmel oder Wacholderbeeren geben Geschmack. Das Salz verhindert, dass sich Fäulnisbakterien ansiedeln. Die Gärung gedeiht am besten bei Zimmertemperatur. Man sollte jede Woche mindestens einmal schauen, ob die Gärung richtig verläuft, und dabei den oberen Rand mit Salzwasser abwischen.
Wenn die Ernte gut untergebracht und das Holz im Schuppen aufgeschichtet ist, dann kann der Winter kommen. Auch wenn die kalte Jahreszeit bei uns auf dem Berg lange dauert, freuen wir uns auf die Ruhepause im Gartenjahr. Wie die Murmeltiere igeln wir uns in unserem warmen Haus ein, schüren das Feuer im Ofen und freuen uns über die Fülle an Gemüsen, Obst und Kräutern, die uns das vergangene Jahr geschenkt hat. Dieses Gefühl der wohligen Zufriedenheit über selbst gezogene und selbst geerntete Nahrung wiegt die Mühe des Gartenjahres auf – es ist ein Glücksgefühl, das uns gekaufte Lebensmittel nie vermitteln. In unserem Winterschlaf schöpfen wir wieder Kraft und Energie für das nächste Gartenjahr in Licht und Sonne – ebenso wie die Pflanzen in unserem Garten.
Deutschland:
www.artemisia.de
Artemisia Allgäuer Kräutergarten bietet ökologisch angebaute Kräuter, Heil- und Gewürzpflanzen.
www.blumenschule.de
Die Blumenschule in Schongau hat eine große Auswahl biologisch gezogener Pflanzenschätze.
www.dreschflegel-verein.de
Der gemeinnützige Verein Dreschflegel e.V. unterstützt biologische Züchtung, informiert über Agro-Gentechnik und fördert die Pflanzenviel falt. Im Online-Shop kann man Saatgut beziehen.
www.gentechnikfreie-saat.de
Die Interessengemeinschaft hat das Ziel, Saatgut ohne Gentechnik zu sichern.
www.lueneburger-landgarten.de
Kooperation von Erzeugern, Gastronomen, Vermarktern und Hobbygärtnern des Lüneburger Landes. An Hobbygärtner werden Saatgut und Kartoffeln alter Sorten abgegeben.
www.nutzpflanzenvielfalt.de
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. verschickt eine Samenliste, anhand derer Saatgut bestellt werden kann.
Österreich:
www.arche-noah.at
Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt und ihre Entwicklung.
www.reinsaat.co.at
Die Firma Reinsaat in Österreich züchtet und verkauft biologisch-dynamisch erzeugtes, samenfestes Saatgut für Gemüsepflanzen.
Schweiz:
www.prospecierara.ch
ProSpecieRara ist eine schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Die Seite informiert über die Aktivitäten der Stiftung zur Erhaltung gefährdeter Arten von Kulturpflanzen und Nutztierrassen.
(Auswahl)
Bekannte und vergessene Gemüse. Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendungen, AT Verlag, Aarau (CH)
Der Kosmos im Garten. Gartenbau nach biologischen Naturgeheimnissen als Weg zur besseren Ernte, AT Verlag, Aarau (CH)
Der Selbstversorger: Mein Gartenjahr. Säen, pflanzen, ernten, Gräfe und Unzer Verlag, München
Die alte Göttin und ihre Pflanzen. Wie wir durch Märchen zu unserer Urspiritualität finden, Kailash, München
Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor, AT Verlag, Aarau (CH)
Ich bin ein Teil des Waldes. Der Schamane aus dem Allgäu erzählt seine Lebensgeschichte, Franckh-Kosmos, Stuttgart
Mit Wolf-Dieter Storl durch's Jahr 2017, Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe, Bielefeld
Ur-Medizin. Die wahren Ursprünge unserer Volksheilkunde, AT Verlag, Aarau (CH)
Wandernde Pflanzen. Neophyten, die stillen Eroberer - Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendungen, AT Verlag, Aarau (CH)
Ein vollständiges Verzeichnis der Bücher von Wolf-Dieter Storl und viele weitere Informationen finden Sie auf der Website www.storl.de.
www.der-selbstversorger.de
Do it yourself – Gartenvideos mit den besten Gartentipps, Ideen und Anleitungen von Wolf-Dieter Storl. Ein verständlicher Video-Ratgeber für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen.
Manche der in diesem Buch vorgestellten Pflanzen sind regional geschützt, bzw. Anbau und Verbreitung sind untersagt. Dazu zählen insbesondere Pflanzen, die als aggressive Neophyten eingestuft werden oder die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen wie etwa Hanf. Bitte informieren Sie sich bei den Behörden Ihres (Bundes-)Landes über die geltenden Vorschriften. Wild wachsende Pflanzen, die nicht unter Naturschutz stehen, dürfen in der Regel genutzt werden; sammeln Sie jedoch nur einzelne Pflanzen, sodass der Bestand geschont wird. Die Informationen in diesem Buch wurden von Autor und Verlag sorgfältig geprüft. Dennoch kann bei Schäden, die durch die gegebenen Tipps, Hinweise und Rezepte entstehen, keine Haftung übernommen werden.
© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2017
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2017
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Projektleitung: Anja Schmidt (Erstausgabe), Maria Hellstern (Neuauflage)
Lektorat: Dorothea Steinbacher
Bildredaktion: Petra Ender (Neuauflage)
Covergestaltung: Anzinger und Rasp, München
eBook-Herstellung: Alisa Hese
ISBN 978-3-8338-6088-1
1. Auflage 2017
Bildnachweis
Fotos: Frank Brunke, Blickwinkel; Botanikfoto; Florapress; Björn Gaus; GettyImages; Fotolia; Fotosearch; Bernhard Haselbeck; Bettina Stickel; Sabrina Rothe; Stefan Ibele; Pixelio; Frank Teigler; Shutterstock; Ingo und Ingrid Lisa Storl; Wikipedia; Commons
Syndication: www.seasons.agency
GuU 8-6088 02_2017_01
Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.
Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de
www.facebook.com/gu.verlag
DIE GU-QUALITÄTS-GARANTIE
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir möchten Ihnen mit den Informationen und Anregungen in diesem eBook das Leben erleichtern und Sie inspirieren, Neues auszuprobieren.
Alle Informationen werden von unseren Autoren gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren sorgfältig ausgewählt und mehrfach geprüft. Deshalb bieten wir Ihnen eine 100%ige Qualitätsgarantie. Sollten wir mit diesem eBook Ihre Erwartungen nicht erfüllen, lassen Sie es uns bitte wissen! Wir tauschen Ihr eBook jederzeit gegen ein gleichwertiges zum gleichen oder ähnlichen Thema um.
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können.
GRÄFE UND UNZER Verlag
Leserservice
Postfach 86 03 13
81630
München
E-Mail:
leserservice@graefe-und-unzer.de
Telefon:
Telefax: Mo–Do: Fr: 00800 – 72 37 33 33*
00800 – 50 12 05 44* 9.00 – 17.00 Uhr 9.00 – 16.00 Uhr |
(* gebührenfrei in D, A, CH)
Ihr GRÄFE UND UNZER Verlag
Der erste Ratgeberverlag – seit 1722.
Das Scharbockskraut gehört zu den allerersten Frühlingskräutern, die ihre zarten Blätter nach dem letzten Schnee hervorstrecken. Sie sind Teil unseres Frühlingssalats, der uns Vitamine und Sonnenkraft schenkt.
Es dauerte nicht viel länger, dann zeigten sich die ersten purpur-grünen Triebe der Brennnesseln. Auch diese stecken voller Kraft und regen den frühjahrsmüden Stoffwechsel und die Drüsen an. In weiteren Schüben erschienen immer mehr Pflanzen, die sich als Frühjahrsgemüse, als Suppen- und Salatkräuter eignen. Für die alten indigenen Waldvölker Nordwesteuropas, die Kelten, Germanen, Balten und Slawen, waren diese Kräuter die »grüne Neune«, eine Kultspeise – sie verwendeten eine Kombination von neun verschiedenen Arten, eine magische Zahl. Diese verband die darbenden Menschen wieder mit den Kräften des Lebens. Die Gründonnerstagssuppe, die unsere Urgroßmütter noch kannten, ist ein Überbleibsel dieses Brauchtums. Früher hat man aber nicht nur am Gründonnerstag rituell diese gesunde Kräutersuppe verzehrt – das ganze Frühjahr über sammelten die Menschen die ersten zarten Kräutlein, weil es im Gemüsegarten und auf dem Acker so früh noch kaum etwas zu ernten gab. Neben Scharbockskraut und den ersten zarten Brennnesseltrieben waren das Löwenzahn und Gundermann, Vogelmiere und Milzkraut und sogar die ersten jungen Blättchen von Laubbäumen wie Birken, Buchen und Linden. Für uns waren und sind die Frühlingskräuter noch immer Garanten der Gesundheit. Ohne Kenntnis der Wildkräuter hätten wir auf der abgelegenen Niederalp damals nicht überleben können.
Das zarte, hellgrün leuchtende, wuchernde Acker- und Gartenunkraut ist für Salat und Suppe gleichermaßen gut geeignet. Der Geschmack der frischen Blätter erinnert an den von milchreifen Maiskolben. Das Sternchenkraut, wie die Vogelmiere auch heißt, wird komplett verwendet: Blätter, Stängel, Blüten und die kleinen Fruchtkugeln. Es schmeckt auch klein gehackt im Kräuterquark oder wie Spinat gedünstet. Das Kraut mit den winzigen weißen Sternblüten enthält reichlich Vitamin C und Vitamin A – ein Vielfaches mehr als normaler Kopfsalat. Es wurde schon im Mittelalter auch zu Heilzwecken eingesetzt und erst vor gut 100 Jahren von Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp wiederentdeckt. Er empfahl es unter anderem als schleimlösendes Mittel bei Entzündungen der Atemwege.
Wer sich nicht gut merken kann, was Starkzehrer, Schwachzehrer und Bodenschoner sind, der kann den Fruchtwechsel nach anderen Kriterien organisieren. Eine solche Möglichkeit ist ein Fruchtfolgeplan, den viele biologisch-dynamische Gärtner und Landwirte befolgen. Er hält sich an die harmonische Abfolge der vier Elemente oder »Ätherarten«: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Diese Elemente erscheinen in der Pflanze als Wurzel, Blatt/Stängel, Blüte und Frucht/Samen. Damit diese Ätherarten sich harmonisch ablösen, fängt die Fruchtfolge an mit dem gut gedüngten Blattgemüse.
1. Blatt- und Stängelgemüse (Wasseräther): Auf kräftig gedüngten Boden kommen alle Kohlarten und Salate (Endivien, Kopfsalat, Lattich, Zichoriensalat, Zuckerhut), Mangold, Lauch, Blattsenf, Spinat, Stangensellerie, Fenchel, aber auch Feldsalat.
2. Blütenpflanzen (Luftäther): Alles, was blüht – Artischocken, essbare Chrysanthemen, Blumen und Kräuter –, bildet die zweite Tracht.
3. Fruchtgemüse und Samenpflanzen (Feueräther): An dritter Stelle werden die Hülsenfrüchte gesät, wie Erbsen (Markerbsen, Schalerbsen, Zuckererbsen, auch Kefen genannt) und Bohnen (Buschbohnen, Stangenbohnen), auch Buchweizen, Getreide, Gurken, Paprika, Kürbis, Zuckermais, Tomaten und Zucchini werden dazu gezählt.
4. Wurzelgemüse (Erdäther): Mit den Wurzelgemüsen schließt sich der Kreislauf, dazu gehören Chicorée-Wurzel, Haferwurzel, Kartoffeln, Kerbelrübe, Knollensellerie, Möhre, Pastinake, Petersilienwurzel, Rettich und Radieschen, Rote Bete, Rüben, Schwarzwurzel, Zwiebeln.
Mitglieder derselben Pflanzenfamilie haben meistens ganz ähnliche Ansprüche an den Boden, an Nährstoffe und Spurenelemente. Deswegen sollte man in der Fruchtfolge nicht Mitglieder derselben Familie nacheinander pflanzen.
Gräser (Graminaceae):
Liliengewächse (Liliaceae):
Kreuzblütler (Cruciferae):
Zur Familie der Kreuzblütler gehören auch andere essbare Pflanzen, die aber bei der Fruchtfolge keine Rolle spielen, wie etwa Löffelkraut, Meerrettich oder Brunnenkresse.
Schmetterlingsblütler oder Hülsenfrüchtler (Fabaceae, syn. Leguminosae ):
Doldengewächse oder Schirmblütler (Apiaceae, syn. Umbelliferae):
Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae ):
Nachtschattengewächse (Solanaceae):
Gurkengewächse (Cucurbitaceae):
Korbblütler (Asteraceae, syn. Compositae):
Lippenblütler (Lamiaceae, syn. Labiatae):