Freymeyer/Otzelberger
In der Ferne so nah
Lust und Last
der Wochenendbeziehungen
Die Geschichten in diesem Buch basieren auf Gesprächen mit Betroffenen. Namen und biographische Details wurden auf Wunsch einiger Interviewpartner geändert.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet
diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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1. Auflage, September 2013 (entspricht der 2. Druck-Auflage von März 2001)
© Christoph Links Verlag GmbH, 2000
Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel. (030) 44 02 32-0
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Lektorat: Ulrike Weidner
Satz: Medienhaus Froitzheim AG, Berlin
ISBN: 978-3-86284-219-3
Vorworte
Die Fernliebe ist eine Herausforderung
Die Fernliebe ist eine Gefahr
Der Boom der Fernbeziehungen
Arbeit und Liebe: Die neuen Religionen der Leistungs- und Spaßgesellschaft?
Mobilität und Flexibilität: Was die Wirtschaft von uns will und selbst verweigert
»Dual-Career Couples«: Frauen gehen eigene Wege
Forschungsbedarf gibt es genug: Interviews mit Elisabeth Beck-Gernsheim und Norbert F. Schneider
Die klassischen Fernbeziehungen
Seemänner: Die Braut des Matrosen ist die See
LKW-Fahrer: Welche Frau macht das mit?
Soldaten: Die Liebe leidet
Piloten und Stewardessen: Wer fliegt zu wem?
Politiker in Berlin: Noch nicht einmal eine Wochenendehe
Prominente: Liebe im Rampenlicht
Neue Liebes- und Lebensmodelle
Mythos Nahbeziehung: Haben sich Fernliebenpaare mehr zu sagen?
Halb Single, halb Paar: Was Fernbeziehungen so attraktiv macht
Der autonome Mensch: Die große Chance, sich in der Fernliebe zu entwickeln
Die Intervall-Lieben: Intensität und Abstand
Die Utopie: Der Traum von der freien Liebe
Vereinigte Staaten von Europa: Euro-Lieben
Die Fernstenliebe: Wenn tausende Kilometer trennen
Den Alltag getrennt zusammen leben
Die Sehnsucht: Ein bittersüßes Gefühl
Die Schmerzen: Der Verlust von Geborgenheit
Die Zeit: Das kostbarste Gut
Der Abschied: Immer ein kleiner Tod
Die Ankunft: Von Null auf Hundert?
Der Urlaub: Ein Ausnahmezustand
Das Gespräch: Zum Wesentlichen vordringen
Streiten: Verdrängen hilft nicht
Der Liebesbrief: E-Mail, SMS oder Papier
Das Telefon: Geliebte Stimme
Die Projektion: Wenn man sich ein falsches Bild macht
Zärtlichkeit und Sex: Jetzt oder nie
Die Eifersucht: Das Gespenst der Ängstlichen
Der Seitensprung: Die große Katastrophe?
Die Freunde: Unverständnis und Bewunderung
Die Vision: Gemeinsame Ziele
Die Kinder: Einer wird zum Alleinerziehenden
Zusammenziehen: Das Übergangsknirschen
Die Trennung: Der Traum ist aus
Exkurs: Paartherapie für Fernliebende – ein modernes Konzept
Epilog: Haben sich die Entbehrungen gelohnt?
Das ABC der Fernliebe
Anhang
Anmerkungen
Danksagung
Bangemachen gilt nicht, dachte ich mir, als ich im Sommer 1999 die schrecklich schöne Nachricht erhielt: Meine Freundin, die am Bamberger Theater als Dramaturgin gearbeitet hatte, wollte sich verändern: Unter 100 Bewerberinnen und Bewerbern wurde sie ausgesucht, die Studiobühne im Musischen Zentrum der Universität Bochum zu leiten. Ein attraktiver Job, den sie nicht ausschlagen durfte, wenn ihr die weitere berufliche Entwicklung wichtig war – ich gönnte ihr die Chance von Herzen und freute mich erst einmal mir ihr. Mächtig stolz war ich auf sie und merkte erst später, daß meine Reaktion sie irritierte, ja, daß sie ein bißchen beleidigt war: weil ich mir die Gefahren der Trennung nicht sofort in düstersten Farben ausmalte, weil ich sie nicht zurückhalten wollte, weil ich sie scheinbar leichtfertig gehen ließ.
Schon vorher hatten wir beileibe nicht jede Nacht nebeneinander gelegen. Wir führten eine Fernbeziehung, deren Entbehrungen aber erträglich waren: Sie inszenierte Theaterstücke in Bamberg, während ich in Bayreuth als Redakteur arbeitete. 70 Kilometer Distanz waren das, 45 Minuten trennten uns, wenn wir Gas gaben. Ein Katzensprung gegenüber den 600 Kilometern zwischen Bayreuth und Bochum.
Mein Chefredakteur hatte sofort einen passenden Spruch des asiatischen Weisheitslehrers Lao-Tse parat: »Die Entfernung ist für die Liebe wie der Wind für das Feuer. Das starke facht er an, das schwache bläst er aus.« Tröstlich, sehr tröstlich. Zudem war ich aus früheren Beziehungen fernliebenerprobt und glaube an die Macht der Liebe, die Berge versetzen kann. Na ja, zumindest Hügel, aber es waren auch nicht die Alpen zwischen uns. »Wenn wir wirklich füreinander geschaffen sind, halten wir das aus«, sagte ich zu meiner skeptischen Liebsten. »Dann ist es eine sinnvolle Prüfung, die uns noch viel stärker zusammenbringt. Lieben wir nicht beide die Freiheit, arbeiten wir nicht sehr intensiv an unseren Projekten und Geschichten, für die wir dann viel mehr Zeit haben werden, lehnen wir nicht das bürgerliche Aufeinanderhocken ab, gehen nicht viele Lieben an zuviel Nähe zugrunde?« Ich verbreitete in meiner Hilflosigkeit einen robusten Zweckoptimismus: Was andere Paare schaffen, kriegen wir doch auch hin – Durchhalteparolen, die von Herzen kamen. Auch wenn ich manchmal selbst nicht meiner Meinung war: Mir ist es grundsätzlich wesensfremd, von vornherein die Flinte ins Korn zu werfen. Da halte ich es mit Konfuzius: »Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.« Die Kerze war die Bahn-Card.
Die Zeit auf dem Weg zu ihr verging zügig, ich lernte im Speisewagen viele Menschen kennen, denen es ähnlich ging: In der Ferne fühlten sie sich ihrem Herzblatt so nah. In den Buchhandlungen war zu diesem Thema nichts zu finden. Dann kam mir die Idee: Warum nicht aus der Not eine Tugend machen? Es geht doch nicht nur uns so, daß wir von einem Tag auf den anderen aus guten Gründen auseinandergerissen werden. Es gibt Millionen Paare, die ähnlich leben. Laß uns doch mal sehen, wie die das machen. Recherchieren wir für ein Buch über die moderne Völkerwanderung, von der sich Deutsche Bahn, Lufthansa und Mitfahrzentralen nähren. Lassen wir uns Liebesgeschichten erzählen, die alle hochindividuell sind, hören wir leuchtende und warnende Beispiele über das richtige Maß von Nähe und Distanz – das Grundthema jeder Liebesbeziehung.
Wir sprachen mit etwa 100 Menschen, die alle beruflich oder privat mit der Fernliebe zu tun haben. Angenähert hat sich das Autorenpaar in seiner Sicht auf die Wochenendliebe ein bißchen. Doch sind die Auffassungen trotzdem noch so verschieden, daß wir beim besten Willen kein gemeinsames Vorwort schreiben können. Lesen Sie, was Karin Freymeyer zur Fernliebe im allgemeinen und zu ihrem Co-Autor im speziellen meint.
Manfred Otzelberger |
Bayreuth, im Juli 2000 |
»Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide!«
Was wäre aus Goethe geworden, hätte er nicht große Lieben in der Ferne gehabt? Hätte er auf immer wieder neue und tiefgründige Weise vom Glück und Leid der Liebe schreiben können? Ist nicht die Muse und der Musenkuß an einem anderen Ort der Ansporn für viele, sich auf das Wesentlichste zu besinnen?
Die Sehnsucht, das Gefühl der Entbehrung läßt uns in die Tiefen unseres Seins vordringen. Das ist meist mit Schmerz verbunden, aber wir werden dafür mit vielen neuen Erkenntnissen belohnt. Die romantischen oder wehmütigen Gedanken an den geliebten Menschen beflügeln uns mitunter zu ungeahnter Kreativität.
Die Liebe: das spannendste Thema in Literatur, Theater, Film und Fernsehen. Welche paßt zu mir? Will ich überhaupt die kompromißlose Nähe zu einem anderen Menschen? Kann ich so viel Vertrauen zu ihm aufbringen? Oder ist mir eine unkonventionelle Liebe auf Distanz lieber? Heißt Lieben nicht auch Nähe und Teilen? Macht nicht die Vertrautheit mit einem Menschen das Glück aus?
Vor neun Monaten bin ich nach Bochum gezogen, sieben Bahnstunden entfernt von meinem Freund. In meinem Job – Regisseurin und Dramaturgin – ist Flexibilität Voraussetzung. Im Theater wie in der Universität treffe ich dauernd Menschen, die ihre Partner in einer anderen Stadt haben, sie sind ständig auf Wanderschaft. Das hat Gutes, aber auch genausoviel Schlechtes. Neidisch war ich immer nur auf die, die nach der Arbeit zu einem vertrauten Menschen heimgehen konnten.
Eigentlich bin ich eine Radikale in Sachen Liebe. Und muß doch Realistin sein. Ich stelle mich darauf ein, daß ich den Traum, mit meinem Freund Tisch und Bett zu teilen und ihn täglich im wahrsten Sinn des Wortes begreifen zu können, bis auf die Rente verschieben muß. Unsere jeweilige Arbeit gefällt uns zu gut. Keiner von uns könnte lange ohne sie auskommen, die Beziehungskrise wäre programmiert.
Wenn nur die Abschiede nicht wären. Vor denen graut es mir, darin bin ich wirklich keine Meisterin. Lange vor dem Winken bange ich schon. »Abschied ist immer auch ein kleiner Tod«, sagen die Franzosen in einem Sprichwort. Ich bin viele Tode gestorben, jedesmal wenn ich meinen Freund verabschiedet habe. Wie oft habe ich dieses Scheusal verflucht, weil dieser flüchtige Mann scheinbar so lässig damit umgehen kann.
Bei mir sind die Entzugserscheinungen grausam. Auch wenn es mir von außen keiner anmerkt: Die Fernliebe ist eine Höllenqual für mich, ich bin dafür nicht geschaffen. Den mutmaßlichen Lebenspartner gefunden zu haben und ihn nicht greifbar neben mir zu haben, ist ein Grundwiderspruch, den ich nicht auflösen kann. Das, wovor andere Leute Angst haben, den Alltag, genau den möchte ich mit meinem Liebsten erleben: das abendliche Gespräch über den Tag, Kuscheln und gemeinsames Essen, gemütliches Fernsehen und Kneipenbesuche, beim Sex nach Lust und Laune und nicht nach Terminplan verschmelzen – sind solche bescheidenen Wünsche zu anspruchsvoll?
Das Schreiben an dem Buch hat mir geholfen, mit der Situation besser zurechtzukommen. Allein die vielen Interviews haben mir eine Gewißheit gegeben: Hinter dem Horizont geht’s weiter. Aber die Grundeinstellung, daß durch die vermaledeite Fernbeziehung in der Liebe vieles verlorengeht, hat sich nicht geändert.
Immerhin habe ich die Möglichkeit, auch die dunklen Seiten der Fernbeziehung angemessen darzustellen, es soll nichts beschönigt werden. Es geht ans Eingemachte: Neid, Eifersucht, Entfremdung, Verwünschung, Schwäche. Wer fern liebt, taumelt immer am Abgrund entlang – das ist zumindest meine Erfahrung.
Aber Liebe ist niemals nur bierernst und tonnenschwer. Über die letzte Ironie unseres Schicksals kann ich nur lachen: Im Frühjahr und Sommer 2000 haben wir uns noch weniger gesehen, weil wir aus Gründen der Arbeitsökonomie getrennt an dem Buch schreiben mußten: berufliche Unabkömmlichkeit! Und erhöhte Ablenkungsgefahr in einem Raum!
Was bleibt? Der immer wiederkehrende Traum von Frau Nimmersatt, nach den bestiegenen Bergen der Fernliebe die Mühen der Ebenen in der Nahliebe zu genießen, irgendwann eine gemeinsame Wohnung mit einer großen Bibliothek zu haben und meinem geliebten Flüchtling den befreienden Satz sagen zu können: »Heute habe ich genug von dir.«
Karin Freymeyer |
Bochum, im Juli 2000 |
Mindestens jede achte Liebe – so lauten seriöse Schätzungen – ist inzwischen eine gewollte oder ungewollte Fernliebe: Millionen Paare in Deutschland sind von dem paradoxen Zustand betroffen, räumlich getrennt, aber seelisch vereint zu sein.
Durch den Jahrhundert-Umzug eines Heeres von Beamten, Abgeordneten und Bürokraten von Bonn nach Berlin hat sich das Problem noch einmal verschärft. Die Fernbeziehung ist zwar noch nicht mehrheitsfähig, aber klammheimlich normal geworden. Sie ist das häufigste Indiz für das ganz normale Chaos der Liebe in postmodernen Zeiten: Wir sind mobil und bewegen uns von unserem Liebsten weg. Und hin. Hin und weg. Weg und hin. Liebe in Bewegung.
Wer liebt fern? Hauptsächlich unverheiratete Paare, nur vier Prozent der Ehepaare leben in getrennten Haushalten. Es sind in erster Linie Berufstätige der gutverdienenden Mittelschicht, die am Anfang oder im Zenit ihrer Karriere stehen. Dennoch kann man darauf das Phänomen nicht reduzieren. Monteure und Managerinnen sind darunter, Studenten und Stewardessen, Beamte und Bankerinnen.
Exakte Zahlen gibt es nicht. Beim Statistischen Bundesamt sind Fernliebende keine zählbare Kategorie, aber eines steht fest: Es werden immer mehr. Grund genug für das Bundesfamilienministerium, eine Untersuchung in Auftrag zu geben. Der Mainzer Soziologieprofessor Norbert F. Schneider wird Ende 2000 die Ergebnisse der ersten Analyse über »Berufliche Mobilität und Lebensform« präsentieren. Schon vor der Untersuchung war für ihn klar: »Berufliche Mobilität prägt die Partnerschaft bzw. das Familienleben einer immer größer werdenden Zahl von Personen. Ortsmobilität wird heute nicht mehr nur von bestimmten Berufsgruppen und der Chefetage gefordert. Es zeichnet sich der Trend ab, daß sich im Verlauf des Berufslebens nahezu jeder einmal direkt oder weil der Partner davon betroffen ist, mit beruflichen Mobilitätserfordernissen auseinandersetzen muß.«
1985 gab es nur sechs bis sieben Prozent Fernlieben-Paare, innerhalb eines Jahrzehnts hat sich der Anteil der Shuttle-Paare auf 13 Prozent verdoppelt, das war die letzte Untersuchung. Die meisten pendeln halb freiwillig zwischen ihrem liebsten Menschen und dem Broterwerb, der auch Lustgewinn verspricht: Sie suchen berufliche Selbstverwirklichung, müssen dafür aber umziehen. Die Amerikaner sprechen von »Commuter-Love« (Pendel-Liebe) oder »living apart together« (LAT). Im Deutschen gibt es keinen pointierten Begriff dafür außer der guten alten Wochenendbeziehung. Wir verwenden den Begriff »Fernliebe«, weil er die beiden Pole dieser Lebensform benennt.
Experten sind wir alle. Fast jeder hat schon einmal, und sei es nur für eine kurze Episode, eine Fernliebe gelebt und ganz unterschiedlich darauf reagiert: Für die einen ist sie eine pure Qual, weil sie es nicht aushalten ohne den geliebten Menschen in Reichweite, für die anderen eine Erleichterung, weil sie zuviel Nähe auf Dauer nicht ertragen und nur die Schokoladenseite der Liebe ohne den lästigen, gefürchteten Alltag genießen wollen. Wenn Glück aus kostbaren Momenten besteht, kann man in einer Fernliebe viele davon erleben. Die Liebe auf Distanz erzeugt das Gefühl, begehrt zu sein, ganz persönlich gemeint zu sein. Würde der- oder diejenige denn sonst die Mühen der beschwerlichen und oft teuren Anreise auf sich nehmen? Andererseits: Die Chance, überdurchschnittlich viele unglückliche Momente zu erleben, ist bei dieser Lebensform groß. Fernlieben sind selten lau, sondern leidenschaftlich. In dem Wort steckt Leiden.
Überall begegneten wir den Akteuren dieser Beziehungsdramen, die sich manchmal wie Regisseure, aber auch wie Marionetten ihres hektischen Lebens vorkamen. Etliche der Interviews in diesem Buch wurden durch eine Zufallsauswahl im Intercity spontan gemacht. Zügig versteht sich – so wie es dem Lebensgefühl vieler Fernliebenpaare entspricht. »Liebe im Zeitraffer« betitelte das Berliner Stadtmagazin Zitty im Sommer 1999 eine Titelgeschichte über die »Hauptstadt der Wochenendbeziehungen«. Auf der täglichen In- und Out-Liste von Bild tauchte am 15. Januar 2000 eine spezielle Form der Liebe unter »in« auf: »Wochenend-Lieben – fünf Tage Sehnsucht, dann abheben.« Wenn die Welt so einfach wäre.
Die Wirklichkeit ist ein bißchen komplizierter. »Liebe in vollen Zügen« betitelte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel 1999 eine Reportage über mobile Liebesbeziehungen und kam damit der zwiespältigen Wahrheit schon näher: Die Lust, zueinander zu kommen und sich in die Arme zu schließen, wird durch eine intime Kenntnis von Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen erkauft. Die Fernliebenden sind die Nomaden der Neuzeit, die Sendboten der mobilen Gesellschaft, die Wunschmenschen der »new economy« – frisch, frei, flexibel, flott – immer auf Achse.
Die Fernliebe gilt vielen nicht ganz zu Unrecht eher als Quelle des Unsteten denn als Hort der Geborgenheit. Die Defizite lassen sich nicht schönreden, sie sind offensichtlich. Die Frauenzeitschrift Elle veröffentlichte im September 1995 eine Untersuchung der Gesellschaft für rationelle Psychologie unter dem Titel »Geliebt wird nur am Wochenende«: 93 Prozent aller Liebes-Pendler (immerhin 2 096 Männer und 2 123 Frauen wurden befragt!) beklagen den Mangel an Zärtlichkeit, 91 Prozent ist der doppelte Lebensunterhalt zu teuer, 69 Prozent leiden an dem Gefühl, sich wegen der häufigen Abwesenheiten auseinander zu entwickeln, 47 Prozent bedauern, daß sie viel von der Entwicklung des Partners versäumen, 42 Prozent vermissen Hilfe und Unterstützung im Alltag bei kritischen Situationen.
Die Durchschnitts-Fernliebe dauert zwei bis drei Jahre – danach stehen die Paare meistens vor einem Wendepunkt. Trennen wir uns oder ziehen wir zusammen und bauen ein gemeinsames Nest an einem Ort?
»Der Crash-Kurs im Zusammenleben«, wie der Psychologe Werner Gross die Fernliebe nennt, weil man alles viel schneller in der begrenzten Zeit von Angesicht zu Angesicht entscheiden muß, überfordert viele. Die Distanz zwischen Liebenden birgt ein enormes Risiko. Wer etwas anderes sagt, lügt. Jedes zweite Paar trennt sich. Gleichzeitig ist die Fernliebe eine riesige Entwicklungschance: Die andere Hälfte der befragten Paare meint, ihre Beziehung habe von der räumlichen Trennung profitiert und sei gefestigter und intensiver geworden. Immerhin ein Drittel der befragten Paare kann sich eine dauerhafte Liebe auf Distanz vorstellen, während die übrigen diese Form der Beziehung als Übergangserscheinung betrachten.
Weitere Ergebnisse der Studie:
• 79 Prozent der Shuttle-Paare sind zwischen 18 und 39 Jahre alt.
• 23 Prozent haben keinen Studien- oder Ausbildungsplatz in der gleichen Stadt wie ihr Liebster gefunden, 17 Prozent wurden beruflich versetzt, 18 Prozent fanden keinen Job im gemeinsamen Wohnort.
• 85 Prozent planen, die Liebe höchstens zwei Jahre auf Distanz zu führen, 50 Prozent müssen sich aber zwischen drei und fünf Jahren gedulden.
• 78 Prozent geben an, daß sie es genießen, sich voll auf die Karriere konzentrieren zu können, 62 Prozent haben unter der Woche viel mehr Zeit für sich.
• 54 Prozent haben weniger Beziehungszoff: Sie vermeiden von vornherein Probleme, die durch zu enges Zusammenleben zwangsläufig auftreten.
• 42 Prozent schätzen es, sich ungehemmt ausleben zu können: Sie unternehmen Sachen, die der Partner nicht mag.
• 37 Prozent finden, daß Sex mit dem Partner spannend bleibt oder erregender wird.
• 52 Prozent sind regelmäßig eifersüchtig, in herkömmlichen Beziehungen sind es nur 37 Prozent.
• 48 Prozent lassen sich zu mindestens einem Seitensprung hinreißen.
• 34 Prozent sind Anhänger der Prüfungs-Theorie: Sie testen durch eine Distanzphase die Belastbarkeit und Ernsthaftigkeit der Partnerschaft.
• 17 Prozent glauben fest daran, daß man fern von einem Partner als Persönlichkeit wachsen kann.
Ist die Fernliebe also eine »emotionale Zugewinngemeinschaft« (Elle), weil die Wiedersehensfreude nach fünf Tagen naturgemäß größer ist als nach fünf Stunden, ist sie eine Luxusliebe für Egozentriker, ist sie so sauber, bequem und lecker wie Essen ohne Abwasch?
»Die Königskinder auf Achse« sind auf jeden Fall hypermodern und ein Produkt der »Anything-goes-Gesellschaft«, die immer weniger Wert auf verbindliche Beziehungen legt, meinte das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt am 7. Februar 1997: »Fernliebende sind die Avantgarde einer stillen Kulturrevolution, die das Innerste der Menschen nachhaltig verändert. Der Erfolgsmensch ist nicht nur jung und flexibel, er ist auch alleinstehend – zumindest an den Werktagen.«
»Das Hohelied von der Flexibilität der Arbeit könnte zum Klagelied vom Ende der Familie werden«, warnte Andreas Molitor im Magazin ZEIT-Punkte in der Ausgabe 3/2000. Im modernen Kapitalismus ergebe sich das gemeinsame, sinnstiftende Familienleben nicht mehr von allein, es müsse erarbeitet, erstritten, erlitten werden, kurz, es sei zu einem Stück Arbeit verkommen.
Ein Shuttle ist ein pendelnder Flugkörper, und ein Astronaut ist derjenige, der seinen Liebsten räumlich am fernsten ist. Die Amerikaner haben den plastischen Begriff »Shuttle-Beziehung« für die Fernliebe erfunden und sind die Pioniere dieser Lebensform. In den USA ist die Überwindung großer Distanzen zwischen Lebenspartner und Arbeitgeber längst zur Gewohnheit geworden. Doch die Deutschen holen mächtig auf.
Berufliches Fortkommen bedeutet heute oft Fortgehen, das haben die Fernliebenpaare geschluckt, aber die Lust auf Nähe kämpft mit der Vernunft, Liebespein kennen sie alle. Wie drückte es eine der Betroffenen aus: »Einerseits bin ich froh darüber, daß ich seine Barthaare nach dem Rasieren nicht aus dem Waschbecken putzen muß, andererseits hätte ich ihn gerne abends frisch rasiert in meinem Bett.«
Die Psychotherapeutin Berit Brockhausen kennt diesen Zwiespalt, sie hat in ihrer Berliner Praxis viel mit Fernbeziehungen zu tun: »Heute sehen immer weniger Frauen ihren Weg der Selbstverwirklichung in Haushalt und Kindererziehung. Ein bewußt gewählter Lebensstil ist die Wochenendbeziehung vor allem für Menschen, die sich ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit in einer verbindlichen Partnerschaft wünschen. Es ist eines von vielen alternativen Lebensmodellen. Aber das Paar bleibt das Modell der Zukunft.«
Wie sah das frühere Bilderbuch der deutschen Kernfamilie aus? Es gab einen verbindlichen Zyklus von Familienleben: Man verließ das Elternhaus und lebte als alleinstehender junger Erwachsener, dann heiratete man, bekam Kinder, das Ehepaar blieb in der Regel zusammen, bis einer von beiden sterben mußte.
Heute heißen die Stichwörter »Pluralisierung der Lebensformen, Modernisierung, Individualisierung der Biographien, Amerikanisierung des Arbeitsmarktes, Emanzipation der Frau, Deklassierung der Hausarbeit, Distanzierung«. Was früher als Beweis deutlicher Ehezerrüttung gesehen wurde, nämlich zwei getrennte Haushalte, wird zunehmend akzeptiert.
Der Soziologe Rüdiger Peuckert glaubt nach seiner Untersuchung über verheiratete Pendler-Paare nicht mehr, daß Geldgier und Konsumwünsche im Vordergrund stehen: »Ursache für den Entschluß zur Commuter-Liebe sind nicht primär finanzielle Interessen, sondern die persönliche Befriedigung, die beide Partner aus ihrer Berufstätigkeit ziehen. Es handelt sich nicht um Individuen, die außerstande sind, eine intensive Beziehung aufrechtzuerhalten oder deren Ehe an Attraktivität eingebüßt hat, sondern um Individuen, die aufgrund struktureller Zwänge des Arbeitsmarktes diese Lebensform bewußt gewählt haben. Da die Partner beides – Ehe und Karriere – hoch bewerten, sind sie gezwungen, getrennte Haushalte zu gründen.«1
Der Soziologe entwirft nicht das Bild von materialistischen Gefühlskrüppeln, im Gegenteil: »In gewisser Weise wird die romantische Liebe wiederentdeckt, während für die traditionelle Ehe eher die kameradschaftliche Beziehung charakteristisch ist. Die Partner in einer Commuter-Ehe befinden sich in einem Dilemma. Sie sehnen sich nach der Sicherheit der Kameradschaftsbeziehung, obwohl diese mit nachlassender Attraktivität, Langeweile und erhöhtem Spannungspotential verbunden ist. Indem sie nun getrennt leben, gewinnt das Ideal der romantischen Liebe wieder Bedeutung, aber auf Kosten der täglichen Begegnungen, was sie nur schwer verkraften.«2
In früheren Jahrhunderten hatte man solche Probleme nicht. Da waren 99 Prozent der Menschen seßhaft, nur Händler, Soldaten, Missionare, Gelehrte, Wallfahrer oder Adlige reisten herum. Für breite Schichten der Bevölkerung galt Mobilität als unseriös. Schauspielern und Schaustellern wurde bis in das 19. Jahrhundert das kirchliche Begräbnis verweigert. Heute ist Mobilität ein Zeichen für hohes gesellschaftliches Ansehen, sagt Franz Steinkohl, Referent für Kommunikation bei BMW: »Das Wort Mobilität ist heute mehr als das, was es beschreibt, es ist ein Imperativ: Sei mobil! Denn nur wer mobil ist, kann die Chancen aufgreifen, die nicht in seiner unmittelbaren Umgebung zu finden sind. Es zeigt sich, daß heute eher die Minderqualifizierten und Unterprivilegierten ortsfest sind. Dabei ist es fast eine Ironie, daß die mobilen Wohlhabenden, die über mehr Wohnraum verfügen, im Durchschnitt weniger zu Hause sind als diejenigen, die in bescheidenen Verhältnissen leben.«3
Helmut Holzapfel, Professor für Verkehrswissenschaft an der Universität Kassel, hält Mobilität nicht für ein menschliches Grundbedürfnis und verweist auf den Philosophen Immanuel Kant, der Königsberg nie verließ: »Es ist kein Naturtrieb, sich ständig fremdgetrieben zu bewegen, es ist Teil eines Lebensstils, aus dem Ausbrechen manchmal schwer ist, vor allem, wenn sich die Gesellschaft nach ihm organisiert. Ja, es ist nicht nur ein Lebensstil, sondern eine ganze Kulturform, die auch mit Prestige und Herrschaft zu tun hat.«
»Liebe wird wichtiger denn je. Liebe wird schwieriger denn je. Liebe wird nötig wie nie zuvor und unmöglich gleichermaßen. Die Köstlichkeit, die Symbolkraft, das Verführerische, Erlösende der Liebe wächst mit ihrer Unmöglichkeit.« Drei zentrale Sätze aus dem Buch des Soziologen-Fernliebenpaares Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim »Das ganz normale Chaos der Liebe.«4 Darin wird die These aufgestellt, daß nach der Abwertung der Religion weltliche Phänomene quasi religiös aufgeladen wurden: die perfekte Liebe, bei der man nichts versäumt, bei der immer noch ein neuer Kick drin sein muß. Dazu der tolle Job, der tägliches Selbstwertgefühl einflößt und abhängig macht, weil man sich ohne ihn wertlos fühlt. Schwer zu vereinbaren, zumal wenn die Partner getrennt leben.
Die Bochumer Paartherapeutin Maria Theresia Schneiders kennt viele solcher perfektionistischen Paare, die sich verloren haben, an nichts mehr glauben, nicht einmal mehr an sich selbst. Weil sie unter enormem Druck stehen. Weil ihre Liebe zu einer Leerformel geworden ist. Weil sie der Geister der Individualisierung nicht mehr Herr werden. An die These der neuen Religionen Arbeit und Liebe glaubt die Psychologin nur bedingt: »Wenn Arbeit und Liebe die beiden neuen Religionen wären, dann wäre vielleicht manches mehr im Lot. Dann wäre die Arbeit nicht wertvoller als die Liebe. Liebe, im umfassend verstandenen Sinne, lebt neben der Lust, Freude und Trauer auch die Tugenden der Rücksichtnahme, Zuwendung, Verzicht, Versorgung gegenüber eines mir nahestehenden beziehungsweise sogar von mir abhängigen Menschen. Liebe, reduziert auf ein ›kribbelndes Gefühl im Bauch‹ oder gar rein nur auf Sex, entspricht einem eingeschränkten Menschenbild.«
Die 44jährige Familien- und Sexualtherapeutin ist Vorsitzende des Bundesverbandes Katholischer Ehe-, Familien- und Lebensberaterinnen und -berater. Ein Lebenshilfe-Verband, der sich längst von verknöcherten Dogmen gelöst hat, mit denen die sexualfeindliche katholische Kirche identifiziert wird. Schneiders und ihre Kollegen kümmern sich nicht nur um ganz normale Ehen, an denen wegen zuviel Nähe oder zuviel Ferne der Zahn der Zeit nagt, sie stellen sich ebenso den modernen Zeitfragen. »Liegt nicht in allem eine Sehnsucht . . .? Beratung in der Erlebnisgesellschaft« war das Motto der Jahrestagung 2000 im thüringischen Suhl, bei der auch über Fernlieben diskutiert wurde. Ein Auszug aus dem Programmheft: »Die 90er Jahre erlauben eine nie gekannte individuelle Lebensführung. Der Vielfalt der Lebensarten in Beziehungs-, Arbeits- und Freizeitwelt der Gesellschaft sind im momentanen Zeitfenster zum Übergang zum 3. Jahrtausend scheinbar keine Grenzen gesetzt. Haben wir es endlich geschafft, eine ›Erlebnisgesellschaft‹ im rein positiven schöpferischen Sinne zu werden? (. . .) Der wachsende Beratungs- und Therapiebedarf in unserer Zeit bestätigt dies nicht. Er steht für eine tiefe Sehnsucht nach sinnerfüllendem Leben, in dem sich der Mensch ganzheitlich erleben will, versehen mit Platz und Bestimmung in dieser Welt. Bei aller Freiheit und Individualität erlebt sich der Mensch nicht nur als fähiges, schöpferisches Wesen seiner Lebenskonzepte, sondern häufig als eine Beute, die von Erlebnis versprechenden Angeboten gejagt wird.«
Die Sehnsucht nach erfülltem Leben wird oft enttäuscht: »Die Menschen machen sich zuviel Druck, sowohl in der Arbeit als auch in der Liebe, sie übernehmen Normen, die eigentlich nicht ihrem Tempo entsprechen«, weiß Erhard Scholl, Eheberater in Schweinfurt. Er hat den Boom der Distanzbeziehungen beobachtet und muß sich mit den Folgen auseinandersetzen. Über die Zunahme von Fernbeziehungen wird viel zu wenig diskutiert, kritisiert Scholl: »Es ist kurzfristig gedacht, wenn man die Globalisierung nur wirtschaftlich sieht und die Familie nicht mitbedenkt. Die Familie fordert Stabilität, die Wirtschaft Flexibilität, beide Bereiche müßten viel stärker miteinander verzahnt werden. Bei vielen Menschen kommt es zu Krisen, oft bringen sie dann auch die Leistung nicht mehr, die von ihnen erwartet wird. Die Familie bezahlt Rechnungen für die Gesellschaft, psychosomatische Krankheiten nehmen zu, es gibt immer mehr hyperaktive Kinder. Ich glaube, das hängt mit dem ins Wanken geratenen Mikrokosmos Familie zusammen.«
In der DDR gab es den Orden »Held der Arbeit«, in der Bundesrepublik den »Mitarbeiter der Woche«. Arbeit hat für viele Menschen mehr als bloß existentiellen Wert, sie sichert nicht nur den Lebensunterhalt, sondern stillt das Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung. Deshalb betrügen viele Männer ihre Frauen eher mit dem Büro als mit einer Geliebten, Karrierefrauen leben lieber allein oder trösten sich mit einer Katze. Das Tier braucht weniger Betreuung als ein Mann. Sie sind Workaholics – süchtig nach der Wichtigkeit, die sie sich selbst immer wieder beweisen müssen.
Die modernsten und extremsten Auswüchse der gesellschaftlichen Veränderung zeigen sich im Bereich der Informationstechnik. 1,7 Millionen Menschen arbeiten derzeit in der IT-Branche, 2005 werden es mindestens zwei Millionen »Yetties« (young, entrepreneurial, tech-based, also jung, unternehmerisch, technologieorientiert) sein, schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie. Yetties sind die Nachfolger der Yuppies (young urban professionals). Zehn Arbeitsjahre bei ihnen gelten als so strapaziös wie 30 in einem Job, der um neun beginnt und um fünf zu Ende ist.5 Günter Voß, Soziologieprofessor an der TU Dresden: »Die IT-Branche formt eine Spezies Mensch heran, die das ökonomische Denken zum Ausgangspunkt all ihres Handelns macht, dieser neue Mensch ist hoch flexibel, risikofreudig und vor allem auf sich selbst bezogen. Wir befinden uns in einem fundamentalen Wandel, es zeichnet sich eine Hyperarbeitsgesellschaft ab.«
Der Sozialwissenschaftler Andreas Boes von der Technischen Universität Darmstadt pflichtet ihm bei: »Die Verbetrieblichung des Lebens, dieses Arbeiten ohne Ende wird nicht mehr als pathologisch wahrgenommen, sondern zur erstrebenswerten Norm erhoben. Diese High Performers meiden jegliche soziale Bindungen und Verpflichtungen, die Konkurrenz für ihr Engagement im Job bedeuten.«
Die »Generation @« will zupacken, vertraut auf technische Lösungen, will Veränderung statt Fortschreibung. Dazu passen die neuen Formen der Liebe. »Lebensmodelle wie Living apart together werden gängig. Der Arbeitsmarkt verlangt Mobilität«, sagt der Soziologe Claus J. Tully vom Deutschen Jugendinstitut der Süddeutschen Zeitung im Mai 2000.
»Beam mich hoch, Scotty.« Es wäre ein Traum für viele Fernliebenpaare, wenn die Technik, die in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise prima funktioniert, anwendungsbereit wäre: Tausende von Kilometern entfernt sein und doch in Sekundenschnelle zusammen. Sich in Echtzeit materialisieren. Der Gipfel der Mobilität.
Vier Millionen Menschen sind 1998 in Deutschland umgezogen, drei Jahre zuvor waren es 500 000 weniger. Mobilität ist nicht alles, aber ohne Mobilität ist alles nichts, muß man feststellen, wenn man das Szenario wirtschaftlich betrachtet.
Ein Marketingmanager eines Mineralölkonzerns versucht positiv zu denken, aber es gelingt ihm nicht immer: »Mobilität ist für mich die Freiheit zu machen, was ich will. Grundsätzlich ist Mobilität ein positiver Begriff, aber auch immer eine leere Zeitgeistfloskel. Heutzutage muß man mobil sein, sonst ist man nicht so richtig ›in‹, früher war das Leben gemütlicher. Aber auch ärmer an Erfahrungen. Die Zukunft, so in 300 bis 400 Jahren, stelle ich mir ganz schrecklich vor. Wahrscheinlich sausen wir dann in automatischen Flugmaschinen herum und reden gar nicht mehr miteinander. Ich bin froh, daß ich dann nicht mehr lebe. Der Zwang, unterwegs zu sein, wird zunehmen. Das ist vor allem geschäftlich bedingt. Aber ein Grundbedürfnis ist Mobilität nicht. Vor allem privat sind wir doch lieber alle zu Hause und erholen uns, oder?«6
Natürlich ist Mobilität nicht gleich Mobilität. Zwangsmobilität wird anders empfunden als Wunschmobilität. Bischof Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, fordert mehr geistige Mobilität: »Es gibt Mobilität um der Mobilität willen. Es ist immer alles in Bewegung. Irgendwie scheinen Umherschwirren und Ziellosigkeit im Ganzen zu diesem Phänomen zu gehören. Die moderne Mobilität ist so extrem schnell und ruhelos, weil sie keine Heimat mehr kennt: Mit Heimat meine ich emotionale Geborgenheit und menschliche Verläßlichkeit, die auch Halt gibt in Glück und Unglück, Leid und Krankheit, Not und Tod. Wir müßten, um Menschen bleiben zu können – langsamer werden, wie dies etwa beim Wandern der Fall ist. Aber auch alles, was man auf dem Fahrrad kennengelernt hat, vergißt man nicht so schnell. Mobilität hat hier eine hohe Qualität, weil sie mit Stetigkeit verbunden ist.«
Digitale Nomaden, die ihr mobiles Büro bei sich haben, können über die Sorgen des Bischofs nur lachen, das stabile Siedlerleben können sie sich gar nicht vorstellen.
»Aus ökonomischer Sicht ist Flexibilität die Grundvoraussetzung, um die richtigen Leute an die richtigen Arbeitsplätze zu bekommen, je qualifizierter die Menschen sind, desto mobiler müssen sie sein. Aber für die große Masse ist nicht die räumliche Mobilität entscheidend, sondern die geistige Flexibilität – sich immer wieder neu ausbilden, weiterlernen und umschulen«, meint der Arbeitsmarktexperte Kurt Vogler-Ludwig vom Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut IFO.
Mit der Unsicherheit werden immer mehr Menschen leben müssen. Zeitarbeit hat sich zur am schnellsten expandierenden Beschäftigungsform entwickelt, meint das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, vor allem Handwerks- und Büroberufe werden dadurch angesprochen. Junge Menschen finden diese Jobform immer noch interessanter, als arbeitslos zu sein. Die dauerhafte Vollzeitbeschäftigung, die auch privat stabile Verhältnisse ermöglicht, wird immer mehr zur Ausnahme. Die langfristige Festanstellung bei einer Firma und an einem ganz bestimmten Arbeitsplatz betrifft bereits heute nur noch zwei Drittel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die Betriebe werden in zunehmendem Maße flexible Arbeitnehmer brauchen.
Der Kulturkritiker Richard Sennett hat in seinem Buch »Der flexible Mensch« die Risiken und Nebenwirkungen dieser Lebensweise so klar wie kein anderer analysiert, zwar in den USA, aber die Ergebnisse sind auf Deutschland übertragbar: Die Anpassung an den Markt könne den Charakter und die Substanz eines Menschen zersetzen, die Menschen fühlen sich wie Klumpen, warnt Sennett. Auf der Rückseite seines Buches skizziert er ein Horrorszenario: »Wo nur das immer Neue gefragt ist und keine Routine entstehen darf, werden langfristige Bindungen unmöglich. Beruf, Wohnort, soziale Stellung, Familie, alles ist den zufälligen Anforderungen des Wirtschaftslebens unterworfen, das eigene Leben wird zum ziellosen und undurchschaubaren Stückwerk. Nicht Freiheit ist also das Ergebnis, sondern ein tiefes Gefühl der Ohnmacht, der Isolation und der Sinnlosigkeit. Eine Gesellschaftsordnung, die den Menschen keinen tiefen Grund gibt, sich umeinander zu kümmern, kann nicht von Bestand sein.«7
Kassandra Sennett wird kaum gehört. Die Trends der neuen Arbeitsgesellschaft sind wohl nicht aufzuhalten: Prophezeit werden immer mehr Jobhopper, die projektbezogen arbeiten, aber nicht mehr fest angestellt sind. Die Zahl der Freiberufler nimmt von Jahr zu Jahr zu, derzeit ist es schon jeder fünfte.
Dabei kommt es zur Auflösung der klassischen Berufsbiographien, wie Matthias Horx vom Institut für Zukunftsforschung in seinem Buch »Das Zukunfts-Manifest« schreibt: »Wer gut verdienen will, muß in der Lage sein, Wechsel zu verkraften, zu managen. Er benötigt, egal, ob er in einem festen oder freien Arbeitsverhältnis arbeitet, eine ›entrepeneur‹-Mentalität. Er muß seine Fähigkeiten chamäleonhaft den wechselnden Bedingungen anpassen können. Das führt zwangsläufig zu biographischen Brücken, zu Bäumchen-wechsel-dich-Spielen, die es zunehmend schwerer machen, die ›Konstanzen des Lebens‹ verläßlich zu planen. (. . .) Der ›New Worker‹ wird es schwer haben, sein Privatleben zu organisieren. Er ist eher ein Nomade als ein Seßhafter, eher ein Künstler als ein Familienvater. Familien benötigen Rhythmus, Berechenbarkeit. Neue Jobs erfordern Aufbruch, Lust an durchgearbeiteten Nächten.«8 Die Gefahr bestehe, so Horx, daß der »New Worker« seine Familien wie Campingmöbel mit sich herumschleppe. Oder eben verliere beziehungsweise zurücklasse. Oder sie gar nicht erst aufbaue.
Wibke Bruhns, 61, Pressesprecherin der Expo und die erste Frau im deutschen Fernsehen, die Nachrichten sprechen durfte, fügt hinzu: »Mobilität und Flexibilität werden immer wichtiger. Mit 18 ausgelernt und bis zum 65. Lebensjahr in der gleichen Firma, im selben Job arbeiten, solche Berufsbiographien wird es künftig nicht mehr geben. Mich schreckt das nicht, im Gegenteil. Ich habe schon immer so gearbeitet: keine langfristigen Arbeitsverhältnisse, immer wieder neue Projekte. Trotz gelegentlicher finanzieller Ängste habe ich die große Freiheit, die Abwechslung genossen. Mein ganzes Leben die gleiche Arbeit zu machen, das war für mich schon mit 18 unvorstellbar. Wer aber ein starkes Sicherheitsbedürfnis hat, für den wird die Arbeitswelt der Zukunft sehr, sehr schwierig werden.«9
Die meisten Arbeitgeber interessieren sich erstaunlich wenig für das Privatleben ihrer Angestellten. Auf die Idee, sich auch für den Partner eines Mitarbeiters ein wenig zuständig zu fühlen, sind bisher nur wenige gekommen. Die geistige und organisatorische Mobilität, die Firmen von ihren Angestellten erwarten, verweigern sie selbst, wenn es um die gesellschaftlich sinnvolle Synchronisierung von Berufsbiographien eines Paares geht.
»Nimm zwei und Naschen ist gesund« heißt der Werbespruch für ein angeblich besonders gesundes Bonbon. »Nimm zwei und Arbeiten ist gesund«, hat sich bisher noch kaum in der deutschen Wirtschaft herumgesprochen. Die Chemieingenieurin Deborah ist eine Ausnahme: Als sie für die Firma Hoechst von Amerika nach Frankfurt wechselte, wurde für ihren Ehemann, der Bibliothekar war, eigens eine Stelle in der wissenschaftlichen Dokumentation geschaffen. Ein Teilzeitjob, der es ihm erlaubte, die beiden Töchter nachmittags zu betreuen. Auch die Hamburgische Landesbank denkt ähnlich modern bei der Versetzung von Mitarbeitern in ausländische Niederlassungen. Wenn der Personalleiter einen hochspezialisierten Wertpapierexperten auf eine Stelle in Hongkong hieven will, bemüht er sich zugleich, dessen Lebensgefährtin ebenfalls einzustellen. Vereinzelt gibt es vorbildliche Initiativen. Beim Mammendorfer Institut für Medizin und Physik wurde die Ehefrau eines niederbayerischen Mitarbeiters eingestellt, um eine Wochenendehe zu verhindern. Begründung des Arbeitgebers: »Wir verlieren lieber einen Kunden als einen Mitarbeiter.«
Für die meisten Firmen gilt aber das, was der Arbeitswissenschaftler Erich Ott kritisiert: »Wer sich für die von Staat und Arbeitgeber-Verbänden geforderte Mobilität entscheidet, darf auf keine besondere Unterstützung, allenfalls auf ein minimales Verständnis des Chefs rechnen. (. . .) Die Menschen leiden darunter, daß sie einerseits ihr gewohntes Umfeld vermissen, andererseits am Arbeitsort keine festen Sozialbeziehungen aufbauen können, weil sie viel zu gestreßt von der Arbeit sind. Da wird das abendliche Telefonat mit der Familie der Hauptfixpunkt im Leben, die Menschen werden eigenbrötlerisch, wenn sie gezwungen sind, beziehungslos zu leben.«
Ott fordert von den Arbeitgebern mehr Flexibilität, um die Folgen abzufedern: »Das Problem wird privatisiert, auch der öffentliche Dienst stellt sich da ziemlich an. Ich bin beruflich quer durch die ganze Republik (Marburg, Bielefeld, Kiel, Fulda) gekommen. Es war ein großer Aufwand, daß meine Frau in verschiedenen Bundesländern als Lehrerin arbeiten konnte.«
Manchmal forschen Wissenschaftler über Phänomene, mit denen sie selbst nie in Berührung kommen. Bei Ariane Ladwig ist das anders. Die 30jährige Assistentin am Institut für Personalwirtschaft und Internationales Management an der Hamburger Bundeswehr-Uni schreibt ihre Doktorarbeit über »DCCs – Dual-Career Couples« (Doppel-Karrieren-Paare), in Amerika hat sich der Begriff fest eingebürgert. Sie hat selbst eine Fernbeziehung, allerdings mit optimalen Bedingungen, wie sie es nennt: »Mein Freund wohnt in Bremen, wir haben eine gemeinsame Wohnung. Weil ich, wie für Doktoranden üblich, nur eine halbe Stelle habe, sehe ich ihn von Donnerstag abend bis Dienstag früh. Das ist ziemlich viel und fällt fast schon nicht mehr unter die Kategorie Fernbeziehung. Wir sind nur bedingt und überlegt mobil«, faßt Ariane Ladwig ihre Einstellung zusammen und spricht damit für sich und ihren Partner. Beide lassen sich von den heutigen Mobilitätsforderungen nicht mehr fangen. Unternehmen, die Mobilität um jeden Preis verlangen, unabhängig von der Sinnhaftigkeit dieser Forderung, werden nicht in ihre Bewerbungsstrategien einbezogen. »Mobilität ist sicherlich im Kontext sinnvoll, aber kein Selbstzweck!« meint Ariane Ladwig.
»Ein Unternehmen, daß sein Mobilitätskonzept nicht hinterfragt und gleichzeitig die soziologischen Konsequenzen von uneingeschränkter Mobilität nicht erkennt, ist nicht nur für mich kein wünschenswerter Arbeitgeber. Viele meiner Freunde denken genauso.« Ariane Ladwig beschäftigt sich mit eben dieser Schnittstelle zwischen DCCs und Unternehmen. Und sie hat ihre Einstellung aus der Kenntnis gewonnen, daß es auch anders geht. »Es gibt intelligente, adäquate und erfolgversprechende Möglichkeiten für ein Unternehmen, um den Einstellungen, Wünschen und Belangen von DCCs entgegenzukommen und gleichzeitig Unternehmensziele zu vereinbaren.«
DCC – das ist das prägnante Kürzel, mit dem sich Ariane Ladwig beschäftigt. Die Definition ist klar: DCCs sind zwei Personen, die beide eine Karriere verfolgen und eine partnerschaftliche Beziehung oder ein Familienleben führen. Karriere wird dabei oft definiert als Streben nach mehr Macht, mehr Verantwortung, mehr Geld, Aufstieg. Die DCCs unterscheiden sich damit von Doppelverdienern, die ihre Arbeit zur puren Existenzsicherung oder immateriellen Selbstverwirklichung begreifen.
Ariane Ladwig glaubt, daß DCCs ein Zukunftsthema sind: »In immer mehr Partnerschaften wollen sich beide Partner beruflich verwirklichen, sind beide karriereorientiert. Frauen verstehen sich nicht mehr als Steigbügelhalter für den Mann, dem sie im trauten Heim behilflich sind. Und diese Tendenz ist anhaltend.«
Die DCCs gelten als hoch belastbar, ihnen wird überdurchschnittlich viel Tüchtigkeit und Verantwortungsbewußtsein attestiert, aber viele klagen über Arbeitsüberlastung und über zu wenig Zeit für die Partnerschaft. Ladwigs Folgerung: »Diese Probleme dürfen nicht als Privatsache der Betroffenen abgewertet werden. Qualifiziertes Personal ist eine umkämpfte Ressource geworden. Aus der Ignoranz gegenüber persönlichen Belangen der Mitarbeiter können Motivationsabfall, Unzufriedenheit, Streß und unerwartete Kündigungen entstehen. Betriebswirtschaftlich ist das ein Verlust von Humankapital und Personalinvestition in den Mitarbeiter. Firmen, die flexible Arbeitszeiten anbieten und sich um den Partner ihres Mitarbeiters kümmern, werden dagegen häufig belohnt: niedrige Fluktuation, bessere Leistungen, mehr Produktivität. Letztlich steht auch der gute Ruf des Unternehmens auf dem Spiel: Es geht um ein fortschrittliches Image und eine menschliche Unternehmenskultur.«
Genau darum kämpft Michel E. Domsch, Professor für Betriebswirtschaft an der Hamburger Bundeswehr-Uni, seit Jahren. Er steht dem Institut für Personalwissenschaft und internationales Management vor und ist Gründer des europäischen Netzwerks »Familie und Arbeit«. Als erstes Hochschulinstitut der Welt hat das Hamburger Institut eine Auszeichnung für seine vorbildliche Lehre, Forschung und Beratung im Bereich Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben erhalten. Seit Jahren arbeitet Domsch daran, wie man Familie und Arbeit besser auf einen Nenner bringen kann. Seine Grundüberzeugung: Auf der Grundlage zerrütteter Familien und Beziehungen kann kein erfolgreiches Unternehmen gedeihen. »Der totale Anspruch auf jeden bringt zu viel Probleme mit sich. Man operiert nicht nur einen Menschen aus einem Umfeld heraus, sondern auch seinen Partner. Blinde Auslandsentsendungen sind eine Katastrophe, der Mensch knickt dabei ein. Nicht umsonst gibt es viele Alkoholiker in Berufsgruppen, die Fernbeziehungen haben.«
Unternehmensberaterinnen und -berater zum Beispiel seien besonders häufig unterwegs, sagt Domsch. »Die großen Firmen sind voll von Fernbeziehungen. Der Standort ist in Hamburg oder München, aber das Projekt irgendwo in Europa. Sie kommen heim und haben im Rucksack noch irgendwelche Dinge, die am Montag präsentiert werden müssen. Meistens ist der Freitag letzter Arbeitstag, die Aktentasche voll, sie sind eineinhalb Tage zu Hause, haben aber noch Arbeit für zwölf Stunden. Die Faszination, die für viele Männer und Frauen entsteht, wenn sie interessante Aufgaben, Reisen und Aufstiegsmöglichkeiten haben, zwingt sie, ein ›Eigentlich-Leben‹ zu leben: ›Eigentlich würde ich gerne mehr Zeit für mich und meine wichtigsten Menschen haben, aber es geht nicht.‹ «
Eine Personalpolitik, die Menschen nicht trennt, wäre nach Domschs Erfahrung durchaus machbar: »Der Schweizer Konzern Ciba-Geigy kaufte zum Beispiel früh gezielt Paare aus dem Arbeitsmarkt. Solche Maßnahmen sind manchmal teurer, aber sie reduzieren Probleme. Leider ist aber eine solche sozialverträgliche Personalpolitik unterentwickelt. Ich jedenfalls würde nicht wie eine Billardkugel hin- und hergeschubst werden wollen.«
Dazu hätten sich auch die Werte inzwischen zu sehr verschoben, meint der Betriebswirtschaftler: »Früher war es eine Ehre, wenn der Chef kam und sagte: ›Du wirst versetzt nach Kapstadt.‹ Da wurden die Koffer gepackt. Heute ist das nicht mehr so einfach. Frauen und Männer in guten Positionen wissen, daß sie woanders auch gefragt sind und familienfreundlichere Bedingungen aushandeln können.«
Frauenidentität hat sich dramatisch verändert. Wie war es früher in Europa?
»Er bestimmt den gemeinsamen Wohnort nach den Erfordernissen seiner Arbeit. Sie folgt ihm aus der Provinz nach Paris, von Paris in die Provinz, in die Kolonien, ins Ausland.« Simone de Beauvoir, die große Säulenheilige des Feminismus, schrieb das 1951 in ihrem feministischen Frühwerk »Das andere Geschlecht«. Beauvoir und Sartre gelten als die Vorreiter des »living apart together«, die meiste Zeit ihres Lebens wohnten sie bewußt nicht zusammen.
Innerhalb von nur einer Generation haben sich Frauen aus ihrer Unmündigkeit gelöst. Selbstbewußter, individueller, pragmatischer fühlen sich die »Töchter von Papa SPD und Mama Emma«, wie Der Spiegel im Juni 1999 schrieb.
Für den Schriftsteller Max Frisch war der Aufbruch der Frauen »die einzige Revolution dieses Jahrhunderts«. Im Bildungsbereich ist er besonders offensichtlich: Seit 1992 machen mehr Mädchen als Jungen das Abitur, und zwar mit besseren Noten. An den Universitäten stellen sie seit einigen Jahren die Mehrheit. Heute stehen Frauen nahezu alle Berufe offen, es ist eine Frage der Zeit, bis sie auch zahlenmäßig stärker in Führungspositionen kommen.