Rudolf Taschner
ZAHL ZEIT ZUFALL. 
ALLES ERFINDUNG?
Rudolf Taschner
ZAHL ZEIT ZUFALL. 
ALLES ERFINDUNG?

Rudolf Taschner
Zahl Zeit Zufall. Alles Erfindung?
Salzburg: Ecowin Verlag GmbH, 2007
ISBN: 978-3-7110-5042-7
Unsere Web-Adresse:
www.ecowin.at
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Arnold Klaffenböck
Covergestaltung: Stephan Enzinger
Coverfoto: Martin Vukovits
Copyright © 2007 by Ecowin Verlag GmbH, Salzburg
Gesamtherstellung: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan, www.theiss.at
Printed in Austria
Vorwort
Zum Geleit
Alles ist Zahl
Alles ist Zeit
Alles ist Zufall
Die Erfindung des Zufalls
Die Erfindung der Zeit
Die Erfindung der Zahl
Literaturnachweis
Ja, es gibt sie immer noch, die sprichwörtlichen zwei Kulturen: auf der einen Seite die der Literatur und Musik, der Philosophie und Malerei, auf der anderen jene des Messens, der Exaktheit, der Wissenschaft. Und immer noch ignorieren die beiden einander. Nach wie vor kann einer, der noch nie vom Lehrsatz des Pythagoras gehört hat, als gebildeter Mensch durchgehen, während niemand es sich leisten könnte, zuzugeben, dass er „Hamlet“ nicht gelesen hat oder nicht weiß, wie viele Beethoven-Symphonien es gibt. Umgekehrt betrachten Wissenschaftler immer wieder alle, die nicht die Weihen ihres Faches haben, als für die Erkenntnis verloren und halten jeden Versuch, den Laien aufzuklären, für überflüssige Zeitverschwendung.
Zu den wenigen Experten, denen das Expertentum nicht genügt, die sich hartnäckig um das Überwinden der Kluft bemühen und die mit Ernst, Leidenschaft und Hingabe versuchen, das komplizierte Geschäft der Wissenschaft für jeden, den es interessiert, verständlich zu machen, gehört Rudolf Taschner. Wer seine Vorlesungen und Vorträge, normalerweise vor brechend vollen Sälen, miterleben durfte, kennt sein Feuer, seinen Witz und seine Begabung, scheinbar trockenes Wissen zum Leben zu erwecken, aus erster Hand; wer dieses Glück noch nicht hatte, kann am gleichen Effekt teilhaben, indem er Taschners Bücher liest.
Denn Rudolf Taschner ist Lehrer im besten Sinn. Ohne seine Materie auch nur einen Deut platter oder weniger komplex darzustellen, als sie eben ist, findet er mit verlässlicher Sicherheit den Blickpunkt, von dem aus das Verwickelte sich klärt und auch der Laie zu verstehen beginnt.
Was ist eine Zahl? Wie misst man den Lauf der Gestirne, wie strukturiert der Mensch die vergehende Zeit, und was ist das überhaupt, jenes Rätsel, das uns zugleich das Nächste wie auch Fernste ist: die Zeitlichkeit? Was ist Zufall, wie verhält es sich mit der Beziehung zwischen der Kausalität – ohne die Wissenschaft, ja Weltbegreifen im weitesten Sinn gar nicht denkbar wäre – und der Unvorhersehbarkeit des Verhaltens der kleinsten Teile; mit anderen Worten, wieso ist es überhaupt möglich, Wahrscheinlichkeiten zu berechnen, und warum verhält die Welt sich so, wie sie laut den Voraussagen der Mathematik soll?
Probleme der Wissenschaft, aber auch große Fragen der Philosophie. Taschner ist sich dessen bewusst, und wer sein neues Buch mit Aufmerksamkeit und – bei Taschners lebhaftem Stil eigentlich unvermeidlich – Spannung und Freude liest, wird eben nicht nur über die Geschichte zentraler wissenschaftlicher Disziplinen wie Astronomie, Differential- und Wahrscheinlichkeitsrechnung belehrt, sondern die Grundfragen des Daseins rücken ihm plötzlich näher; viel Rätselhaftes wird verständlich, während zugleich so manches scheinbar Vertraute erst zum Rätsel wird.
Daniel Kehlmann
Der blinde Zufall scheint unser Geschick zu leiten – aber was ist Zufall?
Wir glauben uns dem Diktat der Zeit unterworfen – aber was ist Zeit?
Nur was man mit Zahlen belegen kann, zählt – aber woher kommen die Zahlen?
In diesem Buch versuche ich, jene tiefgründigen Fragen mit heiterer Gelassenheit, verständlich und unterhaltsam zugleich zu erörtern und zur Einsicht zu verführen: Immer, wenn man Zeit oder Zufall zu fassen vermeint, verflüchtigen sich beide blitzschnell ins unendliche Reich der Zahlen. Zahl, Zeit und Zufall sind untrennbar ineinander verwoben, und das Geflecht, das sie zusammenhält, ist nicht irgendwo „draußen“, „im Universum“, sondern in uns selbst, in unserem Denken und in unserem Bewusstsein.
Dieses Buch ist kein Lehrbuch. Umfassende Antworten, endgültige Ergebnisse sucht man hier vergebens, eine detaillierte Erläuterung aller Aspekte, die den Begriffen Zahl, Zeit, Zufall innewohnen, darf man hier nicht erwarten. Im Gegenteil: Vieles, was noch zu sagen wäre, fehlt. Vollständigkeit ist auch nicht das Ziel beim Schreiben dieses Buches gewesen. Vielmehr soll nach der Lektüre der Eindruck verbleiben, man sei wie bei einem Spaziergang durch eine reizvolle Gegend geführt worden, ohne schweres Gepäck, ohne Ermüdung und Plage, ohne den Ehrgeiz, alle möglichen Wege abzuschreiten, alle Täler zu durchmessen, alle Berggipfel zu erobern, die im Laufe des Rundgangs das Auge erfreuen.
Unterstützt wird die Lektüre durch Skizzen und Abbildungen. Es ist für mich ein großes Privileg, die großzügige Erlaubnis von Erich Lessing erhalten zu haben, aus seinem reichen Fundus wunderbarer Fotografien einige von diesen als Illustrationen verwenden zu dürfen. Sie sind in ein vom Ecowin-Verlag hervorragend gestaltetes Buch integriert worden, wobei dies nur einer der vielen Vorzüge ist, die man als Autor eines so engagierten und umsichtigen Verlages genießt, wie es Ecowin ist.
Das Buch wäre nicht geschrieben worden, hätte ich nicht die Unterstützung von math.space erfahren: eine vom österreichischen Unterrichts- und Wissenschaftsministerium finanzierte und im Wiener Museums-Quartier eingerichtete Institution, die sich der Aufgabe verschreibt, einer breiten Öffentlichkeit Mathematik als kulturelle Errungenschaft nahezubringen. Der Technischen Universität Wien verdanke ich ebenfalls viel – nicht zuletzt die Möglichkeit der intellektuellen Auseinandersetzung mit den an ihr wirkenden, lehrenden und lernenden Persönlichkeiten.
Den wichtigsten Rückhalt erfahre ich allerdings in meiner Familie. Darum bin ich meiner Frau Bianca und meinen Kindern dankbar: Sie bestärkten mich mit ihrer Unterstützung, mit ihrem Zuspruch, mit ihrer Ermunterung darin, die nachfolgenden Zeilen zu schreiben.