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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN 978-3-7322-7462-8
Das sechste Haus. Beruf und Arbeit aus astrologischer Sicht
Überarbeitete Neuausgabe 2013, © 2013 Ursula Strauß
Alle Rechte vorbehalten.
Illustrationen, Satz, Gestaltung: Ursula Strauß
Umschlagmotiv: Bumerang, Kreidezeichnung 1993
Die Zitate auf den Seiten →, →, →, →, → und → entstammen dem Buch von Zoev Jho/Diana Luppi: E. T.101, Das Kosmische Handbuch zur planetaren (R)Evolution – Vereinfachte Notausgabe Erde, Neuauflage 2010, Genius Verlag, ISBN 978-934719-41-5. Mit freundlicher Abdruck-Genehmigung des Verlages.
Das sechste Haus ist erstmalig 1998 in der Blauen Reihe des Urania Verlags erschienen. Das ursprüngliche Manuskript zu diesem Buch entstand 1996 – eine Zeit, in der an eine Flatrate noch nicht zu denken und für die meisten links lediglich das Gegenteil von rechts war. Es gab das erste Klon-Schaf, die Scheidung von Charles und Diana, Michael Jackson an der Spitze der deutschen Charts und Helmut Kohl als Bundeskanzler des seit knapp sechs Jahren wiedervereinigten Deutschlands. Man war nicht immer erreichbar, es gab noch keinen Euro, von Facebook, Castingshows und Wikileaks ganz zu schweigen. Ein Geschehnis wie 9/11 war unvorstellbar. Es ist seitdem also viel passiert.
Diese Neuausgabe ist den beharrlichen Nachfragen einer treuen Leserschaft zu verdanken, denen ich hiermit gerne nachkomme. Ich habe der Versuchung widerstanden, das Buch mit zahlreichen Ergänzungen auf die heutige Zeit „upzudaten“ – es hätte nicht funktioniert und außerdem seine Gewachsenheit zerstört. Ich habe den Text sprachlich überarbeitet, manche Formulierungen präzisiert oder klarer gefasst und konkrete Aktualisierungen an entsprechender Stelle kommentiert.
Es freut mich sehr, dass die in diesem Buch vorgestellte Sichtweise für viele immer noch hilfreich ist. Vielleicht liegt das daran, dass sie sich in erster Linie auf den inneren Umgang mit Arbeit und Alltag bezieht. Arbeit ist zuvorderst ein innerer Lebensraum des Menschen, der unabhängig vom aktuellen äußeren Gewand in seiner schlichten Alltäglichkeit fortwährend existiert. Als Eigenschaft der menschlichen Psyche unterliegt er archetypischen Gesetzmäßigkeiten, das macht ihn für eine astrologische Analyse so fruchtbar.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die vielen Rückmeldungen bedanken, die mich zu Das sechste Haus sowie auch zu seinem Nachfolger Die Wandlung Saturns (Urania Verlag 1999, s. S. →) im Laufe der Jahre erreicht haben. Es bedeutet mir sehr viel. An Monika Gehle (www.maerchenhaftgut.de) geht mein ganz besonderer Dank, sie gab nicht nur den entscheidenden Anstoß zu dieser Neuausgabe, sondern stand mir bei der Überarbeitung und Korrektur des Textes auch mit Sachverstand, Sorgfalt und Begeisterung zur Seite. Danke!
Ursula Strauß, Oktober 2013
Arbeit ist ein Wort, bei dem die meisten Menschen zusammenzucken und mehr oder weniger schmerzhaft oder unlustig das Gesicht verziehen – die negative Besetzung dieses Wortes ist unbestritten. In der Astrologie ist die Arbeit dem Zeichen Jungfrau zugeordnet, neben anderen Begriffen wie Alltag, Fleiß, Dienst und Genauigkeit – aber auch Klugheit, Vernunft und Gesundheit. Da der Lebensbereich der Arbeit aus astrologischer Perspektive offensichtlich auch mit positiven Eigenschaften zusammenhängt, geht dieses Buch vor allem der Frage nach, was Arbeit denn überhaupt wirklich bedeutet und welchen Sinn unsere alltäglichen Begebenheiten, die Routine unseres Lebens, für uns haben können.
Zu Beginn dieses Buches mögen es viele kaum glauben: Unsere echte Arbeit ist etwas, das wir gern, mit Liebe und dem Wissen um ihre Größe tun. Unsere echte Arbeit ist ein Synonym für Gesundheit und für unsere Fähigkeit, uns in einer komplexen Welt mit dem Blick auf unsere menschliche Entwicklung immer wieder neu anzupassen. Unsere Berufstätigkeit – und hierher gehört auch der Alltag von Hausfrauen und -männern – ist die Bühne, auf der sich das Thema Arbeit in unserem Leben abspielt. Unser Alltag ist die Domäne des Zeichens Jungfrau, das uns letztendlich die Ernte unserer Bemühungen sichern will und dabei auch vor kleinsten Korrekturen nicht Halt macht. Diese kleinen Korrekturen haben oft die Dynamik eines homöopathischen Mittels: Wo wir mit großen, umfassenden Aktionen erfolglos bleiben, hat eine kleine, aber genaue Maßnahme oftmals die ersehnte heilende Wirkung.
Dieses Buch widmet den alltäglichen Gegebenheiten Aufmerksamkeit und schaut mittels der Astrologie hinter die nur scheinbar gewöhnlichen Ereignisse unseres Leben. Unser Alltag mag von Routine und Wiederholung geprägt sein, bietet uns jedoch im Grunde an jeder Ecke die Möglichkeit zur Einsichtnahme in uns selbst. Wo es uns im Alltag drückt, sagt unsere Seele zu uns: „Hier stimmt etwas nicht. Hier läufst du in einem Schuh, der dir nicht passt.“ Und viele Menschen haben das Gefühl, in Schuhen zu laufen, die zu eng, vollkommen ausgetreten oder schlichtweg ein altmodisches Modell sind. Auf der Suche nachdem passenden Modell stehen wir jedoch oft ratlos da – nichts, was im Angebot ist, scheint uns zu passen oder zu gefallen, so dass wir uns mit dem Paar abfinden, das wir gerade (er)tragen. Dieses Buch möchte dazu beitragen, dass wir es wagen, unpassende Modelle zu ändern oder neue und passende selbst zu erschaffen.
So wendet sich das erste Kapitel „Arbeit und Gesundheit“ vor allem den Zusammenhängen zu, die zwischen der Gestaltung unseres (Berufs) alltags und unserer Gesundheit bestehen. Was steckt dahinter, dass diese beiden Begriffe im Zeichen der Jungfrau vereint sind? Wo ist ihre Gemeinsamkeit, und wie können wir praktisch damit umgehen? In diesem Kapitel werfen wir zunächst einmal einen Blick auf das sechste Haus und versuchen, es innerhalb seines Kontextes im Häuserkreis zu verstehen. Was haben Alltag und Arbeit zu suchen zwischen dem kreativen fünften Haus und dem erotischen siebten Haus? Und wie kann ich die Qualität meiner inneren Jungfrau von mühsamer Arbeit zum Wirken an meiner Gesundheit wandeln?
Um diese Fragen zu beantworten, werfen wir auch einen Blick auf das Fische-Thema Ganzheit als dem astrologischen Pendant zur Jungfrau. In der Betrachtung der Achse Jungfrau/Fische, Haus 6/Haus 12 oder Alltag/Sehnsucht werden wir sehen, wie unsere Träume unseren Alltag befruchten können und unser Realitätssinn unserer Heilung dienen kann. Die Betrachtung der Achse 6/12 will auch offenlegen, wie unsere Krankheiten mit unserer Arbeit in Beziehung stehen und wie wir die ihnen gemeinsame Qualität in unser Bewusstsein heben und auf heilsame Weise integrieren können.
Im zweiten Kapitel „Arbeit und persönliches Wachstum“ geht es um den Umgang mit den alltäglichen Aufforderungen zur Entwicklung. Hier ist der ständige Prozess des Erwachsenwerdens angesprochen, mit dem wir in unserer Berufstätigkeit immer wieder konfrontiert werden. Ich wende mich hier zunächst der Wirkung familiärer Muster zu und betrachte die Schwierigkeiten und Ängste, die uns bei der Lösung aus solchen Mustern begegnen können. Wenn wir beruflichen Anforderungen erfolgreich begegnen und unsere eigenen beruflichen Wünsche umsetzen wollen, verändert sich die Dynamik unseres Familiensystems, das in unserem Unterbewusstsein gespeichert ist. Hier reden also noch ganz andere Stimmen mit, und diese Stimmen können uns eine Erklärung dafür geben, warum wir oft gerade das nicht wagen, was wir wollen.
Wie wir mit diesen Stimmen umgehen, hat einen wesentlichen Einfluss auf unseren Umgang mit den Themen Ehrgeiz und Karriere. Ist unsere berufliche Laufbahn eine Flucht nach oben bzw. unten, oder setzen wir unsere Leistungsfähigkeit ein, um mit unserem beruflichen Wirken unsere eigene, individuelle Bahn (fr. carrière = Laufbahn) zu ziehen? Aus familiären Mustern herauszuwachsen bedeutet, das eigene Sosein zu respektieren, sich dem inneren Konflikt zwischen „wollen“ und „sollen“ zu stellen und eigenverantwortlich zu entscheiden. Daher begegnen wir in diesem Kapitel den Wirkungen Saturns in unserem Berufsleben und betrachten Möglichkeiten, seine Energie in unser Bewusstsein und unser Handeln zu integrieren, denn Saturns Kraft ist wegweisend für die Suche nach unserer Berufung und für unsere Fähigkeit, ihr entgegenwachsen zu können.
Im dritten Kapitel „Arbeit und Begegnung“ richten wir unser Augenmerk darauf, dass wir mittels unserer Arbeit zu anderen Menschen in Beziehung treten. Jeder Beziehung wohnt die Möglichkeit inne, dass wir durch sie gewandelt werden; und jede Beziehung will uns im Grunde zu einem umfassenderen Verständnis unserer selbst führen. Somit können die Menschen, die unseren Alltag mit uns teilen, uns wertvolle Hinweise geben – allein dadurch, dass ausgerechnet sie ausgerechnet auf uns treffen. Betrachten wir unsere Kollegen und Vorgesetzten, unsere Kunden und Klienten unter dem Aspekt des Phänomens der Anziehung und Projektion, dann können wir oftmals auch den Sinn gerade schwieriger Beziehungen erkennen – einschließlich ihrer Möglichkeiten und Chancen für uns selbst.
Wann immer wir auf Menschen treffen, werden auch die Themen Grenzziehung, Selbstwertgefühl und Sicherheit aktiviert. Im Berufsleben stehen wir mit Menschen sehr oft gleichzeitig in Beziehung und in Konkurrenz, und unterschiedliche Bewertungen können sich ganz manifest in unterschiedlichem Wert, sprich Gehalt, niederschlagen. So betrachten wir in diesem Kapitel auch die Bereiche, die uns selbst etwas wert sind und fragen, inwieweit denn die Liebe bei unserer Arbeit mitreden darf. Denn die Energie der Venus in ihrem Stier- und Waageaspekt bewirkt, dass wir uns beruflich zunächst unseren eigenen Wert zugestehen können – was sich dann auch in der Wertschätzung durch andere äußert.
Im vierten Kapitel „Arbeit und Herausforderungen“ geht es schließlich um die Möglichkeit, mittels der Erfahrungen in Alltag und Beruf über sich selbst hinauszuwachsen. Wir werden im Berufsleben mit einer hierarchischen Welt konfrontiert, in der es Starke und Schwache gibt – und haben in diesem Klima die Möglichkeit, zu unserer eigenen, inneren Kompetenz zu finden. Wir betrachten hier noch einmal das Thema Saturn, diesmal in seiner bremsenden und/oder stützenden Wirkung auf unsere Sonnenkraft. Wir sind durch unsere Berufstätigkeit jedoch auch in das gesellschaftliche Ganze eingebunden und erleben somit direkt die Energien der geistigen Planeten.
Eine kreative und selbständige Berufsgestaltung hängt nicht nur von unserem persönlichen Willen ab, sondern wird uns oftmals durch schicksalhafte Ereignisse quasi von außen angetragen. Hier wirken die den Einzelnen übersteigenden Kräfte der Transsaturnier Uranus, Neptun und Pluto. Der vielzitierte gesellschaftliche Umbruch ist auch ein Umbruch in der Alltagsgestaltung eines jeden Menschen, und diesem aktuellen Prozess widmet sich dieses Kapitel. Hier betrachten wir auch die Chance, ganz persönlich in uns selbst das Zeitalter des Wassermanns anbrechen zu lassen, neue berufliche Wege für uns zu erkennen, Krisen sinnvoll zu nutzen und mit unserer Arbeit auf eine spielerische und erfinderische Weise umzugehen.
„Wir haben festgestellt, dass Ihre Vorstellung von Intelligenz und unsere Vorstellung von Intelligenz kaum etwas miteinander zu tun haben. Zum Beispiel bezeichnen Sie sich gern als eine intelligente Spezies; dabei sind Sie gefährlich nahe daran, Ihren Planeten für alles andere außer Asphalt unbewohnbar zu machen. Sie haben es auch geschafft, sich in der Liste der bedrohten Arten selbst an die erste Stelle zu setzen. Wir möchten darauf hinweisen, dass jeder Virus seine Situation besser begreift. Ein Virus löscht seine Umgebung ausschließlich bei dem wohlkalkulierten Versuch aus, das eigene Leben zu erhalten.“
(Einsatzleitung, Zoev Jho/Diana Luppi: E.T. 101, S. 37)
Dass Arbeit und Gesundheit zusammengehören, braucht eigentlich nicht besonders erwähnt zu werden. Der Zustand unseres Körpers ist die Grundlage unserer Leistungsfähigkeit – sind wir krank, können wir nicht arbeiten. Jedoch ist die Arbeit selbst ein Faktor, der auf unseren Gesundheitszustand einen wesentlichen Einfluss hat – zum einen durch die konkreten Umstände unserer Arbeit, zum anderen durch die analogen Zusammenhänge dieser Lebensbereiche.
Im Kapitel über das sechste Haus werden wir diesen Zusammenhängen nachgehen. Aus dieser Sicht wird sich zeigen, dass auch Gesundheit mit Arbeit zusammenhängt – dass es also Arbeit ist, gesund zu sein und zu bleiben. Und dass dies aus einer kosmischen Sicht der eigentliche Inhalt und Sinn unserer Fähigkeit zu arbeiten ist, wird sich ebenfalls herausstellen. Von diesem Standpunkt aus verliert das Wort „Arbeit“ auch seinen unangenehmen Beigeschmack, denn wohl nahezu jeder Mensch denkt dabei zunächst daran, dass er in seiner und durch seine Arbeit Situationen ausgesetzt ist, die er nur selten frei wählen kann. In unserer Kultur ist Arbeit geprägt von Abhängigkeit, Unterordnung, Dienstbarkeit und Restriktionen. Zwar werden wir oberflächlich gesehen nicht mehr misshandelt – die Aufteilung des Arbeitsmarktes in Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist jedoch ein signifikantes Zeichen für die Polarisierung der Macht in unserer Gesellschaft.
Durch diese Polarisierung und die daraus folgende Ohnmacht der Massen von Arbeitnehmern entsteht eine Alltagssituation, die der Dynamik unserer Seele und ihrer Absicht, sich als ein individuelles Wesen zu entfalten und zu entwickeln, vollkommen entgegensteht. Ist unser Alltag von existenzieller Abhängigkeit geprägt, entscheiden wir stets „der Not gehorchend“. Diese Verzichtshaltung wird im Kapitel „Verzicht und Ganzheit“ etwas näher beleuchtet. Wir erkennen hier, wie gesellschaftliche Bedingungen uns zum Verzicht auf uns selbst zwingen können, und wie wir durch den Gehorsam gegenüber von Menschen gemachten Strukturen aus unserer eigenen, inneren Ganzheit fallen.
Der Weg zur Gesundheit ist ein Heilungsweg, ein Weg, der uns zu unserer Ganzheit führt. Somit hängt unsere Arbeit samt unserer ihr innewohnenden Fähigkeiten mit unserer Entwicklung zur Ganzheit zusammen – falls wir diese Fähigkeiten als Talente betrachten können, die uns für uns selbst gegeben sind und nicht dafür, aus Not und Abhängigkeit Zielen zu dienen, welche uns nicht auch selbst zu eigen sind. Von diesem Standpunkt aus können wir unsere Begabung, uns anzupassen, in einem anderen Licht sehen – denn auch mit diesem Begrif verbinden wir mehr negative als positive Assoziationen.
Bei unserem Umgang mit unserer Anpassungsfähigkeit ist entscheidend, wo wir den Schwerpunkt setzen: bei der von anderen vorgeschriebenen Form, welcher wir uns schuldbewusst fügen – oder bei den Regungen unserer lebendigen Seele, für deren Verkörperung wir selbstverantwortlich unserem Leben die uns passende Form geben. Passen wir uns der Umwelt oder passt sich die Umwelt uns an? Und wie finden wir eine harmonische Lösung, die uns im Geiste des „Sowohlals-auch“ in Frieden mit unseren Mitmenschen leben lässt?
Unser Gesundheitszustand hängt wesentlich von der Beantwortung obiger Fragen ab. Und ein jeder Mensch hat seine ganz eigene Art, mit der „steten Krise mit der Umwelt“ umzugehen. Die Achse des sechsten und zwölften Hauses kann uns sehr viel über unsere Art sagen, diese Fragen zu beantworten. Sie gibt Auskunft darüber, auf welche Weise wir uns selbst zuliebe Veränderungen vollziehen, die uns gut tun.
Eine Betrachtung dieser Achse im Horoskop kann uns einen Eindruck davon vermitteln, wie wir in einer fruchtbringenden Weise die Tür zu unserer Umwelt aufschließen können. Betrachten wir uns selbst als einen individuellen Schlüssel, finden wir hier Aussagen über das passende Schloss. Dieses Weitergehen durch stets neue aufzuschließende Türen ist ein Thema des alltäglichen Erlebens und es ermöglicht uns Wachstum und die Begegnung mit dem Du.
Im Kapitel „Die Achse der Veränderung“ werden die verschiedenen Zeichen entlang dieser Achse betrachtet. Eine Erkrankung ist ein Versuch, sich zu verändern – jedoch auf einer Ebene, die wir als äußerst unangenehm empfinden. Im letzten Kapitel dieses Teils werden wir den verschiedenen Stufen des sechsten Hauses nachspüren – und ihrer Verbindung mit unserem Alltag, unserer Arbeit, unserem Gesundheitszustand und unserem Schlüssel zur Welt.
1. Das sechste Haus
In der Astrologie werden sowohl der Lebensbereich der Arbeit als auch das Thema Gesundheit und Krankheit dem sechsten Haus zugeordnet. Somit hängen diese beiden Themen astrologisch zwar zusammen – aber wieso? Mit Arbeit ist hier gemeint, täglich seiner wie immer auch gearteten Tätigkeit nachzugehen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Hier ist zwar von Berufstätigkeit die Rede, aber noch nicht von Berufung. Die Arbeit, die durch das sechste Haus beschrieben wird, ist das, was uns erwartet, wenn wir morgens aufwachen – oder mittags oder abends, wenn wir im Schichtdienst tätig sind. Sie hat noch nicht viel mit innerer Begeisterung zu tun, mit dem, was wir als unsere große Aufgabe innerhalb der menschlichen Gemeinschaft empfinden. Diese hier gemeinte Arbeit ist unser tägliches Werk, unser Alltag.
Somit ist sie ein ganz wesentlicher Faktor unseres Lebens, denn hier sind die Routine, die Gewohnheit und der oft ungeliebte Kleinkram zu finden, unter deren Last schon so manche große Schaffensvision zusammengefallen ist. Wenn wir eine Vorstellung von dem haben, was wir in unserem Beruf tun wollen, eine Aufgabe, an die wir glauben oder ein Talent, an dem wir andere teilhaben lassen wollen, dann sagt uns das sechste Haus, wie wir das zu bewerkstelligen haben. Und zwar nicht in großen Sprüngen, sondern in den kleinen, mühsamen Schritten, die den meisten von uns so schwerfallen.
Warum uns diese kleinen Schritte so schwerfallen, hängt damit zusammen, dass wir vielleicht von unserer eigenen Vision getragen sein mögen, dass wir aber registrieren müssen, dass es noch eine Außenwelt gibt. Diese Außenwelt interessiert sich für unsere Vorhaben aber erst dann, wenn sie auch etwas davon hat. Und genau dahin zu kommen, ohne uns selbst auf diesem Weg zu verlieren, ist ein hartes Stück Arbeit.
a. Zwischen fünf und sieben
Um das sechste Haus zu verstehen, ist es sinnvoll, es in seinem Zusammenhang mit dem vorhergehenden und dem nachfolgenden Haus zu betrachten. Im fünften Haus erleben wir unsere eigene Produktivität, unsere menschliche Schöpfungskraft oder Kreativität.
Zu diesem Haus gehören Kinder als unsere Nachkommen und als natürlicher Ausdruck unserer Schaffenskraft. Aber auch alle künstlerischen und gestalterischen Prozesse gehören hierher, da sie Ausdruck der Seele eines Einzelnen sind. Und selbst der schlichte Gang zum stillen Örtchen hat hier seinen Platz, denn hier findet auf der körperlich-instinktiven Ebene der Ausdruck unserer Schöpfungen statt. Im Grunde gehört jede eigenständige Handlung zum fünften Haus, jede Aktion, mit der wir die uns umgebende Welt nach unserem Willen gestalten wollen.
Das fünfte Haus ist quasi unsere persönliche Bühne; jedweder Ausdruck, der hier stattfindet, ist rein persönlicher und selbstbezogener Natur. Entsprechend ist die beim Selbstausdruck empfundene Freude mit Stolz, dem Bedürfnis, sich zu zeigen, und dem Anspruch auf Aufmerksamkeit verbunden. Man empfindet sich hier als Zentrum der Welt und steht mit seiner Schaffenskraft und seinen Schöpfungen im Mittelpunkt des eigenen Lebens: Hier bin ich – und „ihr“ seid mein Publikum! Der Umgang mit dem anderen Menschen, dem Gegenüber, macht einen wesentlichen Unterschied zwischen den Häusern 5 und 7 aus. Im fünften Haus ist der andere Mensch unser Zuschauer, er ist passiv und wir sind aktiv. Wir sind die Sonne und unser Gegenüber ist das Objekt, das wir bestrahlen. In diesem Sinne findet im fünften Haus keine ausgewogene Begegnung zweier Wesen statt – sondern „aktiv“ und „passiv“ sind hier deutlich aufgeteilt.
Im siebten Haus wird diese Aufteilung aufgehoben. Um im zuvor genannten Bild zu bleiben: Plötzlich erhebt sich aus dem Dunkel des Zuschauerraumes ein Mensch, der nicht nur von uns bestrahlt werden will, sondern selbst strahlt. Es trifft also eine Sonne auf eine andere. Würden wir im seelischen Klima des fünften Hauses bleiben, fühlten wir uns nun vermutlich angegriffen oder herausgefordert – da macht uns jemand Konkurrenz, nimmt uns einen Teil unserer Aufmerksamkeit und verweigert uns die seine! Dieser Jemand ist so ganz anders als wir, und es entspräche dem Verhalten des siebten Hauses nun zu fragen: „Wer bist du?“ Würden beide bei ihrem alleinigen Anspruch auf die Bühne bleiben, sich weiterhin als Zentrum der Welt empfinden und um die Aufmerksamkeit der verbliebenen Zuschauer buhlen, wäre bald der schönste Wettstreit im Gange. Vielleicht hätte das Publikum seinen Spaß, die beiden Kontrahenten würden sich aber nicht wahrhaft begegnen. Um dem anderen jedoch begegnen zu können, eben um diese Frage „Wer bist du?“ stellen zu können, müssen wir von unserem Glanz etwas zurücknehmen können, müssen unserem Gegenüber Raum geben, sich zu zeigen, und müssen es auch ertragen können, selbst „bestrahlt“ zu werden.
Gelingt dies, findet im Sinne des siebten Hauses ein fließender Austausch der Wärme statt. Ein anderes Wort dafür ist Liebe. Ist dieser Austausch im Gleichgewicht, fühlen sich beide wohl – und die Begegnung wird von beiden als eine Bereicherung und Verschönerung ihres Lebens empfunden.
Was sich hier so einfach anhört, ist es in der Regel nicht, denn der Mensch, der uns begegnet, ist vor allem eines: anders als wir. Er ist uns fremd, was zum einen seine Anziehungskraft ausmacht, uns zum anderen aber auch verunsichert, weil wir feststellen, dass wir nicht das absolute Zentrum der Welt sind. Außer uns selbst gibt es noch so viele völlig andere Menschen, die auf ihre Art und Weise ebenso schöpferisch und großartig sind wie wir selbst. Kurzum: Wir sind nicht allein, und wir sind auch nicht das Alleinmögliche.
Wir Menschen sind nun einmal derart beschaffen, dass wir den anderen brauchen – nicht zuletzt, weil wir die Liebe lieben und sie nur am anderen Menschen erfahren können. Wir haben das Bedürfnis, anderen Menschen zu begegnen, in einem harmonischen Geben und Nehmen mit ihnen zu leben. Dies gilt sowohl für einen einzelnen Menschen, den wir uns als unseren Partner wünschen, als für die Menschen schlechthin. Wir wünschen uns ein Leben im Einvernehmen mit unseren „Artgenossen“, wir wünschen uns die Erfahrung, ihnen etwas zu bedeuten und für sie wichtig zu sein, da sie uns selbst etwas bedeuten und für uns wichtig sind. Dass uns diese Erfahrung schließlich auch möglich wird, ist die Ernte des sechsten Hauses.
b. Anpassung und Kritik
Im sechsten Haus erleben wir den krisenhaften Prozess der Anpassung. Wir haben die Erfahrungen des fünften Hauses assimiliert, wir wissen also um unsere Kreativität, um die großartige Lebenskraft, die uns inewohnt. Wir wollen diese Kraft ausdrücken und unser Leben nach eigenem Gusto in die Hand nehmen und gestalten – uns quasi selbst in die Welt hinausbringen.
Wir erhalten jedoch auf unsere Aktivitäten ein Echo, und dieses Echo macht uns darauf aufmerksam, dass wir innerhalb eines größeren Ganzen leben. Um zu überleben, müssen wir uns an unsere Umwelt anpassen – und diese Umwelt weigert sich, einfach nur unser Zuschauer zu sein. Sie will etwas von uns, wir ahnen hier die Möglichkeiten des siebten Hauses und des III. Quadranten schlechthin.
Um den Sprung in diese neue Welt zu schaffen, müssen wir uns mit unserem Ausdruck zurücknehmen. Wir wollen die Beziehung zu anderen Menschen und prüfen nun, wie wir das zustande bringen sollen. Anpassung bedeutet immer Überprüfung und eventuelle Korrektur des Bisherigen, und das ist mühsam, weil das Bisherige quasi „Gewohnheitsrecht“ hat. Die Anpassung hingegen verlangt von uns neue Verhaltensweisen.
Wenn wir es beispielsweise gewohnt sind, unsere Einfälle unvermittelt, spontan und unsortiert erst einmal zu äußern, egal in welcher Situation wir uns gerade befinden, ernten wir vielleicht Unverständnis, möglicherweise sogar Abwehr, und werden mit dem Vorwurf der Rücksichtslosigkeit konfrontiert. Die Ablehnung durch einen anderen Menschen ist stets eine zunächst unangenehme Erfahrung, zumal sie ein Hindernis auf unserem Weg ins siebte Haus darstellt.
Unser Selbstausdruck stößt also auf Kritik – und schon sind wir ins sechste Haus befördert worden! Hier nun stellen sich eine Reihe von Fragen, mit denen das unangenehme Erlebnis der Ablehnung verdaut werden soll. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass viele dieser Prozesse automatisch und unbewusst ablaufen. Ihre detaillierte Schilderung geschieht aus meinem Bemühen, die Funktionsweise des sechsten Hauses verständlich zu machen, um anschließend mit seinen Fähigkeiten besser umgehen zu können.
Die erste Frage kann sein, ob man sein Verhalten ändern soll, nur weil der/ die andere uns nicht versteht oder unser Verhalten nicht gutheißt. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir prüfen, wie wichtig es uns ist, von gerade diesem Menschen verstanden zu werden.
Bedeutet uns unser Verhalten mehr als der andere, werden wir es nicht ändern und mit seiner Kritik mehr oder weniger gut leben können. Vielleicht ist er auch eine zufällige Begegnung und spielt in unserem Leben ohnehin keine Rolle. Dann trifft uns das, was er sagt, vielleicht gar nicht, und wir sind nur mit einer Zehenspitze ins sechste Haus getreten. Ist seine Kritik aber etwas, was wir schon von vielen zu hören bekommen haben, oder bedeutet uns dieser Mensch so viel, dass wir uns von seiner Äußerung getroffen fühlen, beginnt der mühsame Prozess der Analyse:
Warum mag er das nicht? Hat er selbst Mühe, sich zu äußern und mag es deshalb bei anderen nicht – oder bin ich wirklich so rücksichtslos, wie er sagt? Können wir uns dann zu der Einsicht durchringen, dass unser Verhalten tatsächlich auf andere so wirken kann oder womöglich wirklich von einer gewissen Rücksichtslosigkeit geprägt ist, ist das eigentlich Mühsame vielleicht herauszufinden, bis zu welchem Grad die kritisierte Spontaneität ganz wesentlich zur eigenen Person gehört. Wie viel kann ich von meiner Spontaneität zurücknehmen, ohne mich zu verstellen, ohne mich selbst zu verformen und ohne ein Verhalten an den Tag zu legen, das nur übergestülpt ist? Warum verhalte ich mich denn überhaupt so? Will ich vielleicht gar nicht verstanden werden und freue mich darüber, andere zu irritieren? Überwiegt die Freude an der Irritation anderer oder die Trauer über das Nichtverstandenwerden? Sollte ich vielleicht demnächst vorher bis zehn zählen, bevor ich etwas sage? Bin ich vielleicht in einem unpassenden Umfeld?
In welchem Bereich könnte sich meine Spontaneität ungehindert ausleben? Erlebe ich sie als eher destruktiv? Wie kann ich sie konstruktiv nutzen? Und so weiter – und so weiter – und so weiter ... Die Fragen könnten hier endlos weitergehen, denn es ist eine der Fallen des sechsten Hauses, dass man in der Analyse von krisenhaften Situationen stecken bleibt, ohne dass sich konkret etwas ändert.
Der hier stattfindende Prozess ist durch eine feine und detaillierte Austarierung des eigenen Verhaltens gekennzeichnet. Oft sind es Kleinigkeiten, deren Änderung schon eine Verbesserung unserer Beziehungen zur Außenwelt mit sich bringt. Das besagte Steckenbleiben erleiden wir in der Regel auch nur dann, wenn wir vergessen, dass die Funktion des sechsten Hauses zum siebten Haus hinführen soll: zu einer harmonischen Beziehung zu anderen oder zur Fähigkeit zu lieben. Wenn wir das stets im Hinterkopf behalten, hat die Kritik, die wir im sechsten Haus entweder erfahren oder selbst ausüben, einen eigentlich konstruktiven Charakter.
Es geht hier letztendlich darum, als schöpferisches und eigenständiges Individuum einen Weg zu finden, mit anderen schöpferischen und eigenständigen Individuen in Beziehung zu treten, um sich Aufgaben zu widmen, die nur gemeinsam erlebt und bewältigt werden können. Auf diesem Weg zum Du sind Korrekturen verschiedener Art notwendig. Diese Korrekturen haben jedoch den Sinn sicherzustellen, dass unsere Eigenart und unsere Begabungen in das größere Ganze mit einfließen können.
In diesem Sinne ist der Begriff des Dienens zu verstehen, der ebenfalls zu den Analogien des sechsten Hauses gehört. An unserem eigenen Sein erfreuen wir uns zum einen selbst, zum anderen wollen wir damit in die menschliche Gemeinschaft eintreten, um dem größeren Ganzen zu dienen. Und in diesem Sinne ist auch eine weitere Analogie des sechsten Hauses zu verstehen: die Gesundheit.
c. Realisierungen der verschiedenen Art
Jeder Mensch ist ein energetisches System, und das Geburtshoroskop symbolisiert dies auf eine sehr anschauliche Weise. Die Komponenten des Systems sind bei jedem gleich. Um es astrologisch auszudrücken: Jedes Geburtshoroskop besteht aus denselben Faktoren wie Planeten, Tierkreiszeichen, Häusern, Winkelbeziehungen und verschiedenen sensiblen Punkten. Einzigartig ist allein die „Chemie“, die Zusammensetzung der allen Menschen gemeinsamen Eigenschaften oder Energien.
Jeder von uns ist also ein individuelles System – dem anderen wohl ähnlich aufgrund gleicher „Zutaten“, aber auch fremd aufgrund eines einzigartigen „Rezepts“. In jedem von uns manifestiert sich also eine einmalige Mischung von Energien, die gelebt werden will – und das nicht nur für uns selbst im stillen Kämmerlein, sondern auch im Zusammenwirken mit all den anderen einmaligen Mischungen. Wir können nicht anders als unsere Beschaffenheit zu leben. Wenn wir nun aufgrund des Anpassungsprozesses im sechsten Haus beschließen, eine bestimmte Eigenschaft stark zurückzuschrauben, um nicht in Konflikt mit unserer Umgebung zu geraten, verwehren wir dieser Eigenschaft eigentlich nur den bisherigen Platz. Bieten wir ihr keinen anderen in unserem Leben an, wird sie sich einen suchen. Dabei haben wir mit unserem Urteil über die unerwünschte Eigenschaft zwar die Möglichkeit, sie aus unserem bewussten und von uns steuerbaren Leben auszuschließen – wenn diese Eigenschaft aber wesentlich zu uns gehört, ist diese „Lösung“ alles andere als gesund.
Nehmen wir noch einmal das oben bereits erwähnte Beispiel der Spontaneität hinzu. Person X, die den Vorwurf der Rücksichtslosigkeit erhalten hat, analysiert dieses Thema also nun. Sie stellt fest, dass es zwar ganz wesentlich zu ihrem Selbstverständnis gehört, sich spontan und unverblümt äußern zu können, dass es aber ganz unmöglich ist, sich gegenüber der sie kritisierenden Person, beispielsweise dem eigenen Vater, weiterhin so zu verhalten. Person X wird sich also in Selbstbeherrschung üben. Sie wird lernen, dem Vater und eventuell sogar sich selbst gegenüber so zu tun, als sei sie nicht spontan. Ihre innere Chemie wird dadurch aber nicht verändert – wo also soll die Spontaneität hin? Vielleicht wird sie noch manchmal herausplatzen oder sich in einem albernen Kichern einen Weg suchen, wenn jedoch auch das bezwungen ist und selbst im „vaterfreien“ Lebensbereich keine Ausdrucksmöglichkeit für sie besteht, wird die Energie sich das als Wohnstatt aussuchen, wo sich Person X am wenigsten wehren kann: ihren Körper.
Auf diesem Weg wird die Energie, die der Spontaneität innewohnt (Uranus), schließlich doch gelebt – wenn nun auch vielleicht als Hautausschlag, als nervöses Augenzucken, als Stottern oder als eine Neigung zu Unfällen. Im Sinne des sechsten Hauses ist auch das eine Anpassung, nur fühlt sich die betroffene Person damit nicht gut, sondern krank.
Diese Anpassung hat im Grunde nicht den Weg zum siebten Haus freigemacht, denn die Beziehung zum Vater ist nicht von Liebe, sondern von einem destruktiven Machtgefälle gekennzeichnet. Außerdem bringt Person X ihre uranische Energie nun in einer sehr verzerrten und wenig konstruktiven Weise ein – sowohl in ihr eigenes Leben als auch in die menschliche Gemeinschaft.
Dieses Beispiel soll zeigen, dass unser Körper ein exzellenter Gradmesser dafür ist, inwieweit uns konstruktive, also gesunde, Realisierungen unserer selbst gelungen sind und inwieweit nicht. Dabei sollte man jedoch nicht seine Krankheit als ein Versagen, sich in die Welt einzubringen, ansehen. Im Grunde zeigt uns ein Symptom nichts anderes, als dass hier eine Energie ist, mit der wir Schwierigkeiten haben – und das ist angesichts der Komplexität der Welt mehr als verständlich. Falls im obigen Beispiel der Vater stets mit körperlicher Gewalt auf spontane Äußerungen reagiert hat, ist es wenig verwunderlich, dass auf der uranischen Energie eine Blockade liegt.
Aber es sind auch harmlosere Dinge wie die kulturelle Prägung und insgesamt die Vorgaben durch unsere Erziehung, die so mancher unserer inneren Energien zunächst den Weg nach außen, in den Ausdruck, erschweren. Viele Menschen ziehen jedoch mitunter unbewusst das körperliche Leiden einer persönlichen Entwicklung vor. Der Vollzug einer Anpassung erfordert stets die Einsicht, dass wir etwas an uns korrigieren müssen. Diese Einsicht kann ein schwerer Brocken sein, der mühsam zu schlucken ist. Wenn unser fehlangepasstes Verhalten ein wesentlicher Bestandteil unseres Selbstbildes und Selbstwertgefühles ist, verzichten wir darauf nicht so leicht und nehmen lieber ein Symptom in Kauf, als uns auf uns selbst zu besinnen und zu beschränken.
d. Arbeit und innere Realität
Vielleicht fragen Sie sich nun bei all den bisherigen Ausführungen, wo hier der Bezugspunkt zur Arbeit liegt. Wir alle besitzen in uns eine höhere Instanz, die unser Leben und das Leben der anderen als ein Geschenk achtet, welches sorgfältig behandelt werden muss. Aus der Perspektive dieser inneren, geistigen Instanz ist die Einfügung unserer einzigartigen Mischung in das größere Ganze die Arbeit, zu der wir in unserem Leben aufgerufen sind – und die Arbeit, die wir im Dienste unserer inneren Realität auch leisten wollen. Aus geistig-seelischer Sicht wird unter Arbeit unser Weg vom schöpferischen Individuum zum schöpferischen und sozialen Individuum verstanden – und es ist ja auch harte Arbeit, mit anderen in ein harmonisches Verhältnis zu kommen und sich selbst gleichzeitig dabei zu entfalten. Es ist die Arbeit am Ego, welches erkennen muss, dass es zwar der Nabel der Welt ist, dass es aber ebenso viele Welten wie Nabel gibt.
Um diese Arbeit vollbringen zu können, sind uns Selbstkritik, die kritische Beobachtung der Außenwelt, eine detaillierte Wahrnehmung, Fleiß, Umsicht, Korrekturvermögen, Geduld, Genauigkeit, Vorsicht, Wachsamkeit, Realismus, das Begreifen von funktionellen Abläufen, die Fähigkeit zu Reflexion und Prüfung, Bescheidenheit und vieles andere mehr gegeben – Eigenschaften, die unserer Sorge um das Gelingen unserer irdischen Existenz Rechnung tragen. Arbeit ist in diesem Sinne der Weg, der uns zur Liebe führt. Die Dienstleistung, die wir unserer eigenen Seele erweisen, ist Ausdruck unserer Liebe zu uns selbst – und diese ist die Vorbedingung, um andere lieben zu können.
Der Bezugspunkt zur Arbeit, wie sie im Sinne der Ausübung eines Berufes gemeint ist, besteht zum großen Teil lediglich darin, dass all die dem sechsten Haus innewohnenden Eigenschaften bei der Berufstätigkeit zum Einsatz kommen. Der Alltag der Berufsausübung bietet uns sozusagen die Rahmenbedingungen oder die Bühne, auf der wir unsere Arbeit an uns selbst leisten können. Je mehr wir in unserem Beruf nun auch wirklich mit Tätigkeiten befasst sind, die uns selbst am Herzen liegen und die somit ein Ausdruck unserer selbst sind, um so befriedigender empfinden wir unsere Berufstätigkeit. Je weniger diese Tätigkeiten aber mit uns selbst zu tun haben, um so weniger können wir mittels dieses Berufes unsere eigentliche Arbeit leisten.
Wir haben dann das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, zu etwas verpflichtet oder gezwungen zu sein, das wenig mit uns zu tun hat. Und nicht selten gesellt sich das diffuse Gefühl dazu, durch die Berufstätigkeit wertvolle Zeit zu verlieren. Im Grunde ist das in diesem Fall auch so, denn zu unserem eigentlichen „Werk“ – also uns selbst zu definieren und zu korrigieren, um uns in die menschliche Gemeinschaft integrieren zu können – kommen wir dann nur mühsam nach. Wir sind mit Aufgaben befasst, deren Erfüllung uns eigentlich nichts bedeutet und deren Erledigung auch nicht unseren tatsächlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen entspricht. Zudem kommen wir auf diese Art und Weise auch nicht im siebten Haus an, im Gegenteil: Unsere Beziehungen sind dann von einer eigenartigen Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit gekennzeichnet, und wir fühlen uns allein, ob wir von Menschen umgeben sind oder nicht.
Uns fehlt schlichtweg die zeitliche, geistige oder seelische Energie, um uns mit uns selbst zu befassen – und somit wird es paradox: Um Aufgaben zu erfüllen, die uns innerlich fremd sind, müssen wir sehr viel Energie aufwenden; zum einen, um diese Aufgaben überhaupt anzugehen, zum anderen, um das, was sich in uns selbst regt, niederzuhalten. Das, was wir da niederhalten, ist aber unsere eigentliche Energie – ist das, was uns eigentlich fehlt. Da sie aber nicht auf einem „erlaubten“ Weg in unseren Alltag fließen kann, tut sie es irgendwann als ein Symptom. Da das Symptom nicht die beabsichtigte Ausdrucksform der entsprechenden Energie ist, schwächt es uns zusätzlich – und wir brauchen noch mehr Kraft, um einer Arbeit nachzugehen, die wir überhaupt nicht mögen.
Aber gerade bei diesem Punkt müssen wir genau unterscheiden, was wir nicht mögen, um bei eventuell anstehenden beruflichen Veränderungen nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich habe noch niemanden getroffen, der nicht über seine Arbeit stöhnt. Menschen, die gern ihrer Arbeit nachgehen, scheinen seltene Exoten zu sein, aber vermutlich haben sie vor allem zur Arbeit an sich eine andere Einstellung.
Das Prinzip des sechsten Hauses und gleichbedeutend auch das Jungfrau-Prinzip sind ähnlich wie Haus 10/Steinbock bei vielen Astrologie-Interessierten nicht sonderlich beliebt. Das hat weniger mit Vorurteilen gegenüber bestimmten astrologischen Prinzipien zu tun als damit, dass diese Prinzipien und die durch sie symbolisierten Lebensbereiche Mühe bedeuten. Sich mit ihnen auseinanderzusetzen ist anstrengend, und an erster Stelle ist es zunächst die uns allen innewohnende bequeme Seite, welche das Prinzip Arbeit nicht sonderlich mag! Dabei ist es erst einmal zweitrangig, um welche Arbeit es sich handelt.
Der Faktor der Gewöhnung wiegt schwer, und jegliche innere Bewegung und Veränderung muss über seine Hürde springen. Es ist die oben bereits angesprochene Schwierigkeit, die alles Neue hat: Es muss sich gegenüber dem Gewohnten und Alten behaupten, und im Laufe unserer seelischen Entwicklung haben wir innerlich stets diese „Generationskonflikte“ zu bestehen. Wohl jeder hat in sich schon die zwei Seiten erlebt, von denen die eine nichts und die andere alles verändern will. Diese menschliche Widersprüchlichkeit will in ein Fließgleichgewicht (Haus 7) kommen, und das bedeutet eben Arbeit.
Akzeptieren wir das als eine generelle und fundamentale Lebensbedingung, sehen wir häufig unsere Berufstätigkeit in einem anderen Licht. Bei manchen erübrigt sich der Wunsch, hier etwas zu verändern, bei anderen entsteht er plötzlich erst, bei noch anderen sind es nur geringfügige Dinge, die sie ändern wollen, obwohl sie vorher dachten, dass der gesamte Job nichts sei. In jedem Fall hört die Suche nach einer Arbeit auf, die keine Arbeit macht – denn das ist oft die romantische Vorstellung vieler von ihrer richtigen, „eigentlichen“ Arbeit, die sie machen würden, wenn ...
Vielleicht hört sich das oben Gesagte für einige jetzt etwas zu moralisch oder nach elterlichen Mahnungen an, nach dem uns stets angedrohten „Ernst des Lebens“, dem niemand entkommen könne. Es ist jedoch durchaus lohnend, zunächst unsere grundsätzliche Haltung der Arbeit gegenüber einmal unter die Lupe zu nehmen: Freunden wir uns mit der Tatsache an, dass ein produktives Leben von uns auch Mühe verlangt, wird verhindert, dass wir unnötige oder „halbgare“ Veränderungen vornehmen – und wird bewirkt, dass wir zusätzlich einen klareren Blick auf unsere beruflichen Fähigkeiten erhalten.
Wenn wir erkennen, dass es im ganzheitlichen Sinne unserer Gesundheit dient, uns der Herausforderung der Anpassung zu stellen, ist ein erster Schritt zur Bejahung des anstrengenden sechsten Prinzips getan. Es ist nach all den Ausführungen hoffentlich selbstverständlich, dass Anpassung jedoch nicht meint, sich selbst zu verleugnen oder sich der Not gehorchend seelisch zu amputieren.
Genau das ist jedoch alles andere als einfach, denn hier kommen die Bedingungen der Gesellschaft, in der wir leben und arbeiten, hinzu. Und diese Bedingungen fordern nicht selten einen hohen Preis von uns, um dazuzugehören: den Verzicht auf uns selbst.
2. Verzicht und Ganzheit
Im vorigen Abschnitt wurde herausgestellt, dass die Berufsausübung quasi die Bühne ist, auf der wir unsere „jungfräulichen“ Eigenschaften des sechsten Hauses wie Fleiß, Wachsamkeit, Genauigkeit etc., welche uns zur Arbeit an uns selbst befähigen, einsetzen können. Nun leben wir aber in einer Gesellschaft, die sehr stark strukturiert ist und in der die Bedingungen für die Berufsausübung in der Regel durch andere Menschen oder bestehende Ordnungen vorgegeben sind. Wir wählen mehr oder weniger unbewusst ein Arbeitsklima, welches unserer speziellen Art, unsere Anpassungsarbeit zu leisten, entgegenkommt.
Dieses Klima ist uns ähnlich, die Qualität der Ähnlichkeit hängt jedoch vom Grad der bewussten Übereinstimmung unseres Berufes mit uns selbst ab. Zunächst möchte ich jedoch einige Begriffe zuordnen, um Verwirrung zu vermeiden. Wenn ich im weiteren von Arbeit, Beruf oder Tätigkeit spreche, meine ich das, womit ein/ e jede/ r sein/ihr Geld verdient bzw. seinen/ihren alltäglichen Aufgaben nachgeht. Hier eingeschlossen ist natürlich auch die Arbeit der Hausfrauen und -männer.