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© 2014

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7357-5534-6

INHALT

Konzept

EINLEITUNG

Die szenografische Intention KÄIF (türk. keyf: genießen) steht für ein Urban Gardening Projektes im Dortmunder Norden.

Bei Urban Gardening handelt es sich um landwirtschaftliche Nutzung von städtischen Flächen oder ungenutzten Flächen im städtischen Raum. Für die ansässige Bevölkerung stehen die eigens angebauten landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Vordergrund.

Urban Gardening hat sein Ursprung in Cuba und ist über Amerika zu uns nach Europa gewandert. Die urbane Landwirtschaft entstand in ärmlichen Wohngebieten und sozial schwachen Familien. Mit der Bewirtschaftung eigener urbanen Gärten sind die Familien in der Lage, sich selbst mit Nahrung zu versorgen.

Urban Gardening hat auch die Dortmunder Nordstadt mit dem gleichen Kontext erreicht, jedoch wird es von vielen Bürgern negativ wahrgenommen. Die Nordstadt wird von vielen Ausländern bewohnt, einige von diesen Einwohnern nutzen leerstehenden Brachflächen, um Nahrung anzubauen. Der Großteil der Einwohner jedoch sieht darin nicht den Kern des Urban Gardening, sondern empfindet es als eine Störung in urbanen Raum.

Das Urban Gardening Projekt KÄIF beruht auf dem Vorhaben der Gestaltung des nördlichen Stadtraums in Dortmund, bei welcher die Einwohner dieser Region motiviert werden sollen, bei einem Projekt zur Begrünung und Kultivierung bestimmter Flächen mitzuwirken.

Hierbei soll nicht nur die szenografische Gestaltung im Vordergrund stehen, sondern auch das reelle Interventionsprojekt in der Nordstadt. KÄIF soll die Möglichkeiten der Rückführung natürlicher Produkte aus landwirtschaftlichem und gärtnerischem Anbau in die innerstädtische Region der Dortmunder Nordstadt aufzeigen und hier bezüglich einer nachhaltigen Lebensweise wegweisend wirken. Zudem soll durch das Projekt eine Art der Begegnungsstätte für alle Ortsansässigen und ihre Besucher entstehen, welche letztendlich auch zur Verschönerung des gesamten Gebietes beiträgt.

IDEENENTSTEHUNG

Die Idee zum szenografischen Projekt KÄIF ist aus der Frage entstanden, wie wir uns in der Zukunft mit frischer Nahrung versorgen werden. In unserer Zeit wird die Nahrungsindustrie und die Logistik mit Hilfe von fossilen Rohstoffen angetrieben. Diese Rohstoffe werden aber in einigen Jahren nicht mehr vorhanden sein und die großen Betriebe, die von der Logistik zur Versorgung ihrer Tiere angewiesen ist, können dies nicht mehr gewährleisten. Eine Lösung wäre, dass sich alle Menschen selbst mit frischer Nahrung versorgen, die direkt vor Ort angebaut wird. Zur Zeit gibt es keine optimalen Ressourcen, damit die Logistik, so wie sie gerade ist, in der Zukunft bestehen bleiben kann.

Diese Frage brachte mich auf Urban Gardening, was stetig an Population gewinnt. Wie in Mittelalter bauen heute Menschen in aller Welt kleine Gärten auf ihren Dächern, auf Brachflächen und auf Straßen Nahrungsmittel an. Diese Entwicklung wollte ich auch in der Dortmunder Stadt voranbringen.

Zu Beginn des Projektes wurde als Intervention ein Wandsystem für Bepflanzungen in Betracht gezogen. Verschiedene Konstruktionen für vertikale Begrünungen an Außenmauern von Gebäuden wurden analysiert und bildeten die Basis für ein neu entwickeltes System. Das Wandsystem überdauerte aufgrund vieler Faktoren die weitere Planphase sowie die endgültige Fertigstellung jedoch nicht.

Das Wandsystem sollte aus einem Material bestehen, welches Ähnlichkeiten mit Styropor aufweist, jedoch biologisch abbaubar ist.

Zusätzlich sollten die einzelnen Bausteine des Systems individuell zusammengesteckt und an Wänden platziert werden können.

Dieses sollte nicht nur lediglich eine Darstellung von Urban Gardening aufzeigen, sondern sich künstlerisch und gesellschaftlich in die Stadt einbinden.

Nach einiger Zeit und längerer Recherche in der Nordstadt wurde bewusst, das die Einwohner selber aktiv werden müssen und Urban Gardening selbst erleben müssen. Zudem kam hinzu, dass die Nordstadt im Bezug auf Urban Gardening gespalten war.

Die Einwohner mit Migrationshintergrund waren mehr mit der Form der Selbstbewirtschaftung vertraut. Es gab sogar Einige, welche unbewusst Urban Gardening betrieben, aber diesen Begriff gar nicht kannten. Im Gegensatz zu den meist deutschstämmigen Einwohnern, die dies als fremd und sogar störend empfanden. Also wurde in den Vordergrund gestellt, die verschiedenen Parteien zu einem Miteinander zu motivieren.

Das war der Auftakt für den KÄIF Stuhl, der nicht nur das Zusammensein repräsentiert, sondern Urban Gardening, Soziales und Künstlerisches miteinander perfekt vereint.

Der KÄIF Stuhl ist der Impuls für die Einwohner, selbst aktiv zu werden auf Flächen in der Dortmunder Nordstadt, die frei sind und benutzt werden sollten.

RECHERCHE

WAS IST URBAN GARDENING?

Urban Gardening steht für das Betreiben von Landwirtschaft in städtischer Umgebung. Die Idee einer urbanen Gartenanlage ist jedoch keine Erfindung der Neuzeit. Gärten inmitten von Wohnhäusern und Geschäften gab es bereits in der Antike sowie im Mittelalter. Die derzeitige Urban Gardening Bewegung begann in den Siebziger Jahren in New York und Cuba. Diese Community Gardens stehen für die Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten der Betreiber.

Des Weiteren wirkt sich Urban Gardening positiv auf das jeweilige Stadtbild aus, stellt sich üblichen Lebensmodellen entgegen und verbindet soziale, künstlerische sowie ökonomische Aspekte miteinander.

In den USA und Europa entstanden im Laufe der Zeit unterschiedliche Gartenmodelle, bei welchen der Fokus auf der Stadtverschönerung sowie der sozialen Interaktion der Beteiligten liegt.

Es entwickelten sich Ideen für mobile Gartenanlagen, wie beispielsweise bei Rosa Rose e.V. Hier wird Saatgut ausschließlich in Kübel oder alte Badewannen gesetzt, um eine unkomplizierte Versetzung der Anlage zu garantieren.

Manche Stadtgärtner, wie z.B. die Prinzessinnengärten oder Rosa Rose e.V., legen ihren Garten komplett mobil an und pflanzen ihr

Gemüse in Blumenkübel, Säcke oder alte Badewannen, um jederzeit umziehen zu können. Recycling statt Hightech, Kreativität statt Professionalität, lautet das Motto.