Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee.
Die Gesamtauflage ihrer Bücher hat inzwischen die Fünf-Millionen-Grenze überschritten. Selbst Pferdebesitzerin und ehemalige Turnierreiterin, veröffentlichte Gaby Hauptmann 1994 im Verlag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ihr Erstlingswerk »Alexa, die Amazone«.
Alexa − die Amazone
Die große Chance
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2011 by Baumhaus Verlag in der Bastei Lübbe AG, Köln
Redaktion: Greta Steenbock
Titelbild: © getty-images/Jo Bradford/Green Island Art Studios
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN 978-3-8387-0759-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Für meine Tochter Valeska
und
meine Nichte Alexa
*
In Erinnerung an unseren
unvergessenen
Reitlehrer
Hans-Ulrich Buhk,
Trossingen
Gedämpftes Licht liegt über den Pferdeboxen. In unregelmäßigen Abständen flackert eine der Neonröhren. Es riecht nach frischem Heu und warmen Pferdeleibern. Rhythmisches Kauen erfüllt den Raum, dann und wann nur durch ein kurzes Schnauben übertönt.
Die Knie angewinkelt sitzt Alexa auf der eisenbeschlagenen Tür einer Box. Mit halbgeschlossenen Augen beobachtet sie nachdenklich Chicolo, der, ihr abgewandt, genüsslich sein Heu zermalmt. Als hätte er ihre Blicke gespürt, hält er mitten in der Kaubewegung inne. Er wendet seinen sehnigen, schlanken Hals und lässt die dunkle Gestalt auf seiner Boxentür nicht mehr aus den Augen. Gebannt starren sich die beiden an, keiner rührt sich.
»Komm schon, mein Guter«, unterbricht Alexa die plötzliche Stille, »komm her, Chicolo, komm doch. Ich tu dir doch nichts! Glaub mir, wir werden Freunde ...«
Unbeirrt bleibt der Rappe stehen. Nur seine Nüstern blähen sich, als wolle er den Geruch des fremden Wesens einordnen.
Das wird nun mein Leben sein, denkt Alexa und lässt ihren Blick über die angrenzenden Boxen schweifen. Alles edle Rassen. Viel Blut. Empfindsame Gemüter. Hoffentlich komme ich mit ihnen zurecht!
Ab morgen würde sie für alle sechs Pferde zuständig sein. Sie hatte sich diese Aufgabe so sehnlich gewünscht. Wie hatte sie ihre Eltern bestürmt, dass die ihre Verbindungen für sie spielen lassen mögen – aber jetzt war ihr doch etwas mulmig. Was, wenn sich der Freund ihres Vaters zu viel von ihren Reitkünsten versprach? Um sich interessant zu machen, hatte sie in ihrem Brief an ihn ganz schön aufgetrumpft. Welche Turniere sie mit welchen heißen Pferden schon gewonnen hatte und so. In Wahrheit war das alles gar nicht so toll gewesen. Aber sie wollte die Stelle unbedingt und deshalb musste sie Onkel Kurt, den Jugendfreund ihres Vaters, einfach dazu bringen, dass er Ja sagte.
Und Kurt, der Pferdenarr, Autoliebhaber und Frauenverehrer, wie ihn Alexas Vater beschrieben hatte, spielte sofort mit. Postwendend war sein Antwortschreiben gekommen: Es sei ihm ein besonderes Vergnügen, die »Kleine« für ein Jahr bei sich aufzunehmen. Arbeit gäbe es genug bei sechs Pferden. Ein Pferdepfleger sei zwar schon da, aber zu einer »richtigen Bereiterin« würde es der wohl nicht bringen. So empfände er es als verlockendes Angebot, dass die sechzehnjährige Alexa diese Aufgabe übernehmen wolle. An der Stelle hatte Alexas Vater gegrinst und gesagt: »Typisch Kurt, der ändert sich wohl nie!«
Alexas Mutter hatte ihren Mann nur schräg angeschaut. »Ich hoffe sehr, er hat sich geändert, der alte Schwerenöter!«
Und jetzt war sie also hier.
Sie atmet tief durch und spürt ein unruhiges Kribbeln im Bauch.
Chicolos suchende Lippen bringen sie plötzlich aus dem Gleichgewicht. Sie sieht sich schon von hier oben auf die Stallgasse knallen, kann sich jedoch im letzten Augenblick an einem der Eisenpfosten festhalten.
»Mein Gott, Chicolo, das hätte mir noch gefehlt. Der erste Absturz, noch vor dem ersten Arbeitstag!«
Erschrocken durch die heftige Bewegung steht der Hengst wieder auf der anderen Seite der Box und äugt misstrauisch zu Alexa hinüber.
Mit einem Mal spürt sie, dass das Außentor zu dem großen Stallgebäude aufgegangen sein muss. Der Eingang liegt im Dunkeln und so kann sie nicht erkennen, ob es der Wind war oder ob tatsächlich jemand auf sie zukommt. Da zeichnet sich eine Silhouette ab. Sucht Onkel Kurt sie vielleicht? Nein, der Figur nach kann er es nicht sein. Zu schmal. Wer dann?
»Guten Abend, Alexa!«
Die Schattengestalt taucht im Licht der Stallgasse auf. Alexa sieht einen jungen Mann, der die Hände tief in den Taschen einer Lederjacke vergraben hat und der vor ihr stehen bleibt und sie mit kühlem Blick mustert.
»Tag!«, antwortet Alexa.
Kurzes Schweigen. Keiner von beiden rührt sich.
»Sie kennen meinen Namen ja zumindest schon ...«
»Er hat sich zwischenzeitlich bis zu mir herumgesprochen.« Noch immer verzieht der Mann keine Miene.
»Schön für Sie«, ärgert sich Alexa über die frostige Begrüßung, »dann sagen Sie mir jetzt vielleicht auch, wer Sie sind!«
»Ganz schön kratzbürstig, wie?«
Mit einer schnellen Bewegung gleitet Alexa von ihrem Sitzplatz hinunter auf die Stallgasse. Sie steht nun direkt vor ihm, seine kantigen, aber wohlgeformten Gesichtszüge kommen ihr bekannt vor.
»Ich wusste nicht, dass Onkel Kurt einen so unhöflichen Sohn hat!« Sie spekuliert und schaut ihm dabei fest in die Augen. Was heißt unhöflich, denkt sie, bisher wusste sie ja noch nicht einmal, dass Kurt überhaupt einen Sohn hat!
»Fröhliche Zeiten brechen an.« Er dreht sich auf dem Absatz um und geht zurück in Richtung Ausgang. Bevor er draußen verschwunden ist, hört sie noch: »Ich habe den Auftrag, dich vom Futtertrog weg zum Abendessen in den Kreis der Familie zu holen, wenn’s recht ist. Mein Vater wartet nicht gern!« Und weg ist er.
Donnerwetter, denkt Alexa, während sie ihm mit etwas Abstand hinterherläuft, das habe ich mir ja garantiert granatenmäßig verscherzt. Hoffentlich gibt der hier nicht den Ton an, sonst kann ich gleich wieder einpacken.
Der »Familienkreis« ist bemerkenswert klein. In der Wohnhalle des riesigen, im Landhausstil großzügig gebauten Hauses steht ein festlich gedeckter Tisch. Eine Familie aber ist weit und breit nicht in Sicht. Es sitzt überhaupt niemand am Tisch.
Etwas unsicher bleibt Alexa stehen. Zwei der drei Gedecke sind schon benutzt. Soll sie sich einfach hinsetzen und zulangen? Sicherlich wurden die großen zugedeckten Schüsseln extra für sie auf Wärmeplatten gestellt. Aber wäre das nicht unhöflich?
»Wollen wir noch ein Glas zusammen trinken?«
Sie fährt herum. Hinter ihrem Rücken hat Kurt das Zimmer betreten. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen.
»Komm, setz dich doch, bedien dich. Wenn etwas fehlt, dann ruf einfach nach Frau Fürst. Sie ist die gute Seele des Hauses. Hast du dich schon mit Flavio bekannt gemacht? Er wollte dich drüben abholen, damit du den Weg nicht verfehlst ...«
Kurt Strassmann lacht herzlich, während er die mit einer weißen Stoffserviette ummantelte Flasche aus dem bereitgestellten Sektkübel nimmt. Mit einem eleganten »Plopp« weicht der Naturkorken.
»Ja, er war da«, entgegnet Alexa. Sie beobachtet, wie Kurt schwungvoll drei hohe dünnwandige Gläser füllt und verkneift sich weitere Kommentare.
»Ach, da kommst du ja!«, sagt er. Mit schnellen Schritten geht Flavio durch den Saal und setzt sich ans andere Tischende. Alexa schätzt ihn auf Mitte zwanzig.
»Ich denke, wir sollten auf unser neues Familienmitglied anstoßen«, sagt Flavio mit herausforderndem Lächeln. Sein Gesicht ist braun gebrannt. Seine weißen Zähne blitzen. Er sieht richtig gut aus.
Du Heuchler, denkt Alexa.
»Das war auch mein Gedanke«, sagt Kurt und verteilt die Gläser.
»So, Alexa, dann also auf dich und deine sechs Pferde. Nach allem, was ich von dir gehört habe, musst du ja wirklich eine ausgezeichnete Reiterin sein. Aber ganz so strikt, wie es dein Vater gestern mit mir besprochen hat, wollen wir die Sache nicht angehen. Du kannst also ruhig auch mal einen faulen Tag einlegen, wenn dir die Rasselbande da drüben auf die Nerven geht. Ich weiß, man hat nicht jeden Tag die Hand dazu. Auch wenn du dich lieber einmal zwei Tage in der Sonne aalen möchtest – die Pferde haben sicherlich nichts gegen einen geschenkten Tag auf der Koppel einzuwenden. Das, was Harry und ich gestern ausgemacht haben, gilt trotzdem. Du bekommst alle vierzehn Tage von mir ein kleines Gehalt, schließlich arbeitest du ja, und Arbeit muss bezahlt werden. Ansonsten bist du hier ein freier Mensch. Will sagen: Betrachte mein Haus wie dein Eigentum und fühl dich wie zu Hause. Freut mich übrigens, Alexa, dass es dein Vater zu so einer hübschen Tochter gebracht hat – hätte ich dem alten Knaben gar nicht zugetraut!«
»Komisch, ich dachte, du wüsstest, wie ich aussehe. Warst du nicht früher öfter bei uns?«
»Ja, ja, aber da warst du doch fast noch ein Baby und ich bin deiner Mutter wohl fürchterlich auf den Nerv gegangen. Ich wollte dich immer auf den Arm nehmen und sie behauptete jedes Mal, ich könne nur mit Pferden, allenfalls mit Hunden, aber keinesfalls mit kleinen Mädchen umgehen. Ich hab’s dann irgendwann gelassen ...«
»Ach, dann kennst du Kaya überhaupt nicht?«
»Deine jüngere Schwester?« Kurt schüttelt den Kopf. »Nein, irgendwie war der Kontakt etwas abgebrochen – und, ganz ehrlich, ich denke, deine Mutter hat mir nie recht getraut. Ich glaube, Karin hatte immer Angst, Harry käme in meiner Begleitung auf dumme Gedanken ...«
Alexa lacht herzlich: »Das kann ich bestätigen. Wahrscheinlich hat sie meinem Vater sogar den Umgang mit dir verboten. Darf ich dich trotzdem noch Onkel nennen?«
»Ha!« Kurt hebt das Glas in Flavios Richtung. »Die ist richtig, die Kleine, was, Sohnemann?«
Flavio nickt Alexa zu, immer noch ein Lächeln auf den Lippen, aber einen seltsamen Ausdruck in den Augen, den Alexa nicht zu deuten weiß. Betrachte mein Haus wie dein Eigentum – dieser Satz geht Alexa am nächsten Morgen immer wieder durch den Kopf. Im Schlafanzug steht sie am Fenster und genießt die Aussicht. Ihr Blick schweift über das weite Gelände. Die Landschaft ist so schön, dass sie auf Alexa schon fast kitschig wirkt. Die leicht geschwungenen weichen Linien der Hügel, das saftig grüne Gras und die üppigen Bäume, schöne natürliche Hindernisse. Ganz links ein dichter Wald, und rechts reihen sich mehrere Koppeln aneinander. Obstbäume stehen auf dem Gelände, ein kleiner Bach plätschert zwischen ihnen hindurch. Neben den Koppeln ein großzügig angelegter Sandplatz und direkt daneben ein Springplatz. Genau gegenüber das helle Stallgebäude mit einer kleinen, nach hinten hinaus gebauten Halle. Das Stalltor ist weit geöffnet – für Alexa das Zeichen, dass Urban, der Pferdepfleger, schon zugange sein muss.
Acht Uhr zeigt ihr Radiowecker. Um neun gibt’s Frühstück.
Herrliche Zeiten brechen an, denkt Alexa, und grinst in Erinnerung an gestern. So ähnlich hatte es Flavio doch auch ausgedrückt. Bloß hat er es wohl anders gemeint. Egal. Was hat Onkel Kurt noch gesagt? Das Schwimmbad liegt nach hinten raus. Das wäre jetzt die Idee. Sie schnappt sich ihren Badeanzug, zieht den weißen Bademantel an, der an ihrer Zimmertür für sie bereithängt, und macht sich auf die Suche.
Das reinste Labyrinth, stellt sie fest, während sie in den unteren Gängen herumirrt. Bloß nicht in ein falsches Zimmer platzen! Aber ihr guter Orientierungssinn hilft ihr und als sie einen leichten Chlorgeruch wahrnimmt, weiß sie, dass sie auf der richtigen Fährte ist. Der Flur endet direkt an einer großen Flügeltür. Vorsichtig drückt Alexa die Klinke herunter.
Die Tür springt auf und Alexa steht plötzlich in einer anderen Welt. Ein römisches Bad ist das. Steinfliesen mit komplizierten Mustern bedecken den Boden, schlanke, weiße Säulen stützen die Decke, zierliche Statuen weisen den Weg zu Umkleidekabinen und Duschen. Diese herrliche Landschaft, die Pferde, das Haus – spontan beneidet Alexa Flavio um seine Kindheit. Dann fragt sie sich instinktiv, ob er die überhaupt hier erlebt hat. Und mit wem.
Unter der kalten Dusche vergisst sie Flavio. In ihrem knappen, schwarzen Badeanzug zieht sich die Brust zusammen und eine Gänsehaut kriecht ihr über den Rücken. Zeit, schnell das Becken zu finden. Der Sprung ins kühle Nass wird ihr jetzt warm vorkommen. Sie schaut sich um. Mehrere Wege führen aus der Hightech-Duschanlage, doch welcher ist der richtige? Mit den lateinischen Wegweisern kann sie nichts anfangen. Latein hat sie abgewählt. So ein Ärger aber auch.
Hinter der nächsten Tür ist die Sauna. Fehlanzeige also. Um die nächste Biegung liegt ein Spiegelzimmer mit unzähligen weißen Bademänteln, Frotteetüchern, Kosmetika und Badeutensilien. Alexa spürt, wie ihre Haut schon wieder zu trocknen beginnt. Verflixt noch mal, das gibt es doch nicht. Wo ist das Schwimmbecken? Es muss in einer anderen Richtung liegen. Im Eiltempo geht sie noch um ein paar Säulen herum und will schon wieder umkehren, als sie durch einen Türbogen etwas blau schimmern sieht.
»Na also«, sagt sie leise und klopft sich in Gedanken auf die Schulter. »Wäre ja auch gelacht!« Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen geht sie auf das Schwimmbad zu.
Doch kaum ist sie eingetreten, weicht sie auch schon wieder erschrocken zurück. Flavio zieht sich auf der anderen Seite am Beckenrand gerade aus dem Wasser. Sie sieht seinen Rücken und schaut wie gebannt auf das Muskelspiel, das sich unter seiner nass glänzenden, gebräunten Haut abzeichnet. Bevor Flavio ganz aus dem Wasser steigt, geht Alexa in Deckung. Irgendwie fühlt sie sich ertappt. Was soll sie jetzt tun? Unbefangen hineinspazieren und »Guten Morgen« rufen? Sie kommt sich hinter dem Türbogen reichlich albern vor. Was, wenn er sie zu allem Übel in ihrer Ecke entdeckt? Nicht auszudenken!
Alexa riskiert einen Blick zum nahen Beckenrand. Das unruhige Wasser zeugt noch von Flavios Schwimmzügen. Behutsam schleicht sie einige Meter zurück und marschiert dann hörbaren Schrittes auf den Türbogen und das dahinter liegende Schwimmbecken zu. Geschafft!
Sie steht in der Halle und schaut sich um. Vor ihr plätschert das Wasser am flachen Beckenrand. Sie blickt nach links, in der Erwartung, Flavio zu sehen. Aber sie sieht keinen Menschen, nur Säulen und Statuen, Sitzgelegenheiten und kleine Tischchen, eine nierenförmig angelegte Bar, alles weiß in weiß.
Alexa versucht, das merkwürdige Gefühl abzuschütteln, das in ihr aufgekommen ist, und tritt näher ans Wasser. Sie prüft mit dem Fuß die Temperatur und bewundert insgeheim die Architektur dieser Schwimmhalle. Selbst das Schwimmbecken wirkt durch seine geschwungene Form so elegant, als sei es nur als Kunstwerk angelegt worden.
»Nur Mut – das Wasser ist warm!«
Erschrocken fährt Alexa herum.
Keinen Meter hinter ihr steht Flavio. In einen weißen Bademantel gehüllt, ein Glas in der Hand, grinst er sie an.
»Du bist doch nicht etwa wasserscheu?«
Sie liest Spott in seinen Augen und bekommt vor lauter Ärger über solche Unterstellung kein Wort heraus. Wo ist er denn jetzt so plötzlich hergekommen? Einen Moment steht sie noch wie versteinert da. Dann rettet sie sich mit einem Kopfsprung aus der Situation. Teufel, das Wasser ist aber alles andere als warm, denkt sie. Und als sie auf der anderen Seite wieder auftaucht, hört sie Flavio rufen: »Kleiner Drink als Vorgeschmack aufs Frühstück gefällig?«
Schon beim bloßen Gedanken an Alkohol wird Alexa übel. Nur keine Schwäche zeigen, denkt sie wütend. Der wartet doch nur darauf.
»Ja, bitte«, brüllt sie deshalb zurück und setzt noch hinzu: »Mit viel Eis!« Sie findet, dass dies am frühen Morgen sehr welterfahren und sachkundig klingt.
»Nur Eis, oder darf sonst noch was dabei sein?«
Alexa dreht sich zu Flavio um und ihre Augen schießen Pfeile auf die Figur, die da so lässig am Beckenrand steht.
»Was hast du denn zu bieten?«
»Oh, allerhand – aber in deinem Fall Scotch oder Bourbon. Beim Bourbon ist reichlich Eis dabei!«
Statt einer Antwort schwimmt Alexa auf Flavio zu und zieht sich vor ihm geschickt aus dem Wasser.
»Ich würde mal gern wissen, was du gegen mich hast. Dein Verhalten ist doch nicht normal ...«
»Nicht normal? Verehrteste, ich habe dich lediglich gefragt, ob du Scotch oder Bourbon möchtest. Was soll daran nicht normal sein? Also, was ist jetzt?«
»Danke, mir ist der Appetit vergangen!«
Alexa lässt sich wieder ins Wasser gleiten und schwimmt mit kräftigen Zügen davon. Länge um Länge konzentriert sie sich auf gleichmäßige Bewegungen, wechselt ihre Schwimmart und übt an jeder Stirnseite die Rollwende. Als sie Minuten später aufblickt, ist Flavio nicht mehr da. Langsam steigt sie die breit angelegte Beckentreppe hinauf. Oben verharrt sie kurz: Wie feine Nebelschwaden kommen Klänge auf sie zu. Lautsprecher kann sie nicht ausmachen. Aber sie erkennt die Musik. Richard Wagner. Ganz eindeutig. Der Ring des Nibelungen.
Der muss wirklich einen Knacks haben, denkt sie auf dem Weg zurück zu den Duschkabinen. Fühlt sich wohl als Siegfried? Unbesiegbar?
Es ist neun Uhr vorbei, als sich Alexa in ihrem Zimmer hastig anzukleiden beginnt.
»Ist ja auch nicht die feinste Art, gleich zum ersten Frühstück zu spät zu kommen!«, murmelt sie vor sich hin. Ärgerlich über sich selbst, greift sie nach Reithose und T-Shirt, läuft in Strümpfen vor ihren Badezimmerspiegel, um sich wenigstens noch schnell die Zähne zu putzen und die Haare zu bürsten. Ein schmales Gesicht mit ebenmäßigen Zügen schaut sie an. Vom Chlorwasser leicht gerötete Bindehaut, stellt sie fest, während sie ihre Zähne schrubbt. Aber sonst nicht übel. Auf ihre grünen Augen ist sie besonders stolz – und auf ihre hohen Wangenknochen. Dadurch wirkt sie ein bisschen indianisch, findet sie. Nur der Mund gefällt ihr nicht so ganz. Er ist ihr zu weich, die Lippen zu voll. Sensibel, nennt ihre Mutter das und behauptet, volle Lippen drückten Großzügigkeit und Lebensfreude aus. Aber sie findet sie schlichtweg kindlich. Im Vergleich zu ihrem klar geschnittenen Gesicht viel zu üppig modelliert. Sie seufzt, nun ja, vielleicht tut sich da ja noch was. Doch dafür hat sie schöne Haare. Genussvoll bürstet sie ihre langen, rotbraunen Haare nach hinten und bindet sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Offen stehen sie ihr zwar besser, aber schließlich hat sie ja jetzt zu arbeiten. Sie zupft an einigen kurzen Haaren, die sich keck über ihre hohe Stirn kräuseln und da fällt ihr ein, dass sie schon wieder Zeit vertrödelt hat.
Fünf Minuten später betritt sie die Wohnhalle. Wie sie schon befürchtet hatte, ist kein Mensch mehr zu sehen. Zu blöd – aber so gewaltig verspätet hat sie sich ja nun auch wieder nicht. Sie geht auf den großen Esstisch zu. Es nützt nichts, die Mahagonitischplatte schimmert edel, aber sie ist leer geräumt. Und ausgerechnet jetzt knurrt ihr der Magen vor Hunger.
»Fräulein Alexa!« Die Stimme von Frau Fürst, der Haushälterin, lässt sie herumfahren. »Das Frühstück wird im Frühstückszimmer serviert, wussten Sie das nicht?«
»Nein«, antwortet Alexa und läuft hinter der üppigen Figur von Frau Fürst genau den Weg wieder zurück, den sie eben gekommen ist. Frau Fürst öffnet eine Tür und lässt Alexa in ein kleines, helles Zimmer eintreten. Die Einrichtung besteht hauptsächlich aus einem großen Tisch voller Frühstücksleckereien, acht gelb bezogenen Stühlen und einigen lustigen Bildern an der Wand. Durch zwei hohe Fenster geht der Blick direkt zur Koppel hinaus. Ein fröhliches »Guten Morgen allerseits« kann sich Alexa jedoch auch hier sparen, denn außer ihr ist niemand im Zimmer.
Nachdem ihr Magen mit einigen schnell heruntergeschlungenen Bissen und einem Milchkaffee besänftigt ist, beeilt sich Alexa, in den Stall zu kommen. Urban ist eben bei Chicolo in der Box, striegelt und bürstet gewissenhaft das dunkle Fell. Chicolo, mit gespitzten Ohren, schaut sich dann und wann nach seinem Pfleger um und knabbert auf der Suche nach Schleckereien an der Tasche von dessen Arbeitsmantel.
Urban hat Alexas Eintreten nicht bemerkt. Als sie ihm jetzt »Guten Morgen« wünscht, dreht er sich herum und schenkt ihr ein gutmütiges Grinsen.
»Ach, schau an, die Alexa. Nun kommt also wieder Zucht und Ordnung in den Stall. Wird auch Zeit. Die Faulenzer hier wissen schon nicht mehr, wozu sie ihre Beine eigentlich haben. Mit wem wollen’S denn anfangen?«
»Das wollte ich Sie eben fragen, Urban. Sie kennen die Pferde doch gut – und ich weiß ja noch nicht einmal alle Namen!«
»Na, da schau her«, murmelt Urban wie zu sich selbst. »Nun, mit dem Chicolo dauert’s noch, der ist noch nicht fertig. Aber da drüben, die Stute, die Simone, das is’n feines Pferdchen. Die freut sich sicher, wenn’s mal wieder anständig geritten wird. Müssen’S nur aufpassen, die ist anfangs immer übermütig. Besonders, wenn sie wochenlang nur Stall- und Weideluft geschnuppert hat.«
»Ist gut, vielen Dank. Sind der Sattel und das Zaumzeug beschriftet?«
»S’ hängt ne Plakette drunter. Können’S gar nicht verfehlen. Wenn’S aber noch ne Minute warten, bis ich mit dem hier fertig bin, kann ich sie schnell richten!«
»Nein, nein, Urban, danke. Ich muss mich mit der Simone ja erst mal bekannt machen und das mache ich am besten beim Putzen und Satteln.« Alexa tritt an die bezeichnete Box und wirft einen Blick auf die Stute. Ein edler Kopf wendet sich ihr zu, mit einer fein gezeichneten Schnurblesse. Ihr Körper wirkt im Vergleich zu dem von Chicolo klein und zart – aber der äußere Eindruck kann täuschen, das ist Alexa auch klar. So ist sie auf ihren ersten Ritt in ihrem neuen Arbeitsverhältnis ziemlich gespannt.
Das Sonnenlicht verfängt sich in Simones Fell, als Alexa sie aus dem Stall führt. Das weiche Haarkleid schimmert rötlich.
»Ein hübsches Mädchen bist du«, flüstert Alexa ihr zu und bewundert den typischen, keilförmigen Kopf der Vollblüter, der diesen Pferden so viel Rasse verleiht. Simone geht ruhig neben Alexa her. Sie scheint kein bisschen aufgeregt zu sein. Auf dem Sandplatz angekommen, streckt sie den Hals und wittert zur Koppel hin, dann wiehert sie in Richtung Stall. Dumpfe, dröhnende Schläge antworten ihr. Anscheinend lässt eines der Pferde im Stall sein Missbehagen an der Boxenwand aus. Simone wiehert schriller, die Antwort kommt prompt. Jetzt ist es mit Simones Nervenstärke vorbei. Sie wird unruhig und versucht sich umzudrehen. Allerhöchste Zeit aufzusitzen, denkt Alexa, zieht die Steigbügel herunter und den Sattelgurt nochmals nach, während die Stute aufgeregt zu trippeln beginnt. Aus dem Stall dröhnt dumpfes Wiehern. Aber Alexa hat schon die Zügel kurz gefasst, den linken Fuß im Steigbügel und zieht sich blitzschnell nach oben. So, hier fühlt sie sich sicher. Simone geht unterdessen rückwärts auf den Stall zu.
»Nein, nein, meine Kleine, so nicht!« Alexa spannt ihr Kreuz an, lässt die Zügel locker und verstärkt den Druck ihrer Unterschenkel. Simone hat verstanden. Sie bleibt kurz stehen und nimmt dann Alexas Hilfen an.
Alexa lässt Simone zunächst zum Muskelaufwärmen im Schritt gehen. Die Stute schenkt ihre Aufmerksamkeit jedoch allen möglichen Dingen, nur nicht Alexa. Wo sich etwas bewegt, versucht sie hinzuäugen, verdreht dabei Ohren und Augen und erweckt so den Eindruck, als sei diese Geschichte auf dem Sandplatz entsetzlich öde.
Nach einer Weile trabt Alexa locker an, trabt dabei leicht und pariert immer wieder zum Schritt durch, vor allem, als Simone heftig werden will. Sie geht auf den Zirkel, reitet mehrfach Schritt-Trab-Übergänge, wechselt zwischendurch die Hand, aber auch nicht zu häufig, damit sich das Pferd ausbalancieren kann. Als sie Simones leichte Anlehnung spürt, versucht Alexa den ersten Galopp. Bisher hatte sie den Eindruck, die Stute schon ganz gut bei sich zu haben, aber jetzt gibt es doch die erste Unstimmigkeit. Simone reißt sofort den Kopf hoch, versucht, der Zügelführung zu entgehen und will ungestüm in Richtung Stall lospreschen. Alexa hat die Situation jedoch schnell erfasst und zwingt die Stute mit verkürzten Zügeln, deutlichen Paraden und verstärkten treibenden Hilfen zum Trab. Simone gibt ihren Kampf auf. Folgsam trabt sie, den Kopf gesenkt, als kenne sie nichts anderes. Sie sieht aus, als warte sie auf eine bessere Gelegenheit, denkt Alexa.
Alexa redet mit Simone, beruhigt sie, tätschelt ihr den Hals und reitet Schlangenlinien. Simone beginnt sich zu biegen, lässt sich von Mal zu Mal leichter umstellen und wird mehr und mehr durchlässig. Alexa freut sich, dass Simone ihre Hilfen annimmt. Also doch Frieden?
Sie reitet etliche Figuren, flicht immer wieder mal Schenkelweichen ein, und als Simone losgelassen ist, geht sie zu Seitengängen über, die sie wegen der Längsbiegung mit Volten verbindet. Nach einiger Zeit pariert sie Mitte der langen Seite zum Schritt durch, gibt die Hilfen zu einer Kurzkehrt, die Simone exakt ausführt, und galoppiert anschließend aus dem Schritt heraus an. Zwei Galoppsprünge geht es gut, da zischt ein bräunlicher Blitz an der Umzäunung vorbei auf die beiden zu. Simone schlägt aus und übt sich in der Kunst, die Vollblüter so überaus gut beherrschen: den Seitwärtsgang mit Schulterwurf. Alexa, selbst erschrocken, klemmt krampfhaft die Beine zusammen, während Simone, frei nach Wildwest, buckelnd und keilend auf den Ausgang zurast.
Alexa will gerade die Zügel nachgreifen, als Simone aus vollem Galopp heraus die Beine in den Sand stemmt, auf diese Weise ruckartig zum Stehen kommt und gleichzeitig Kopf und Hals nach unten wegduckt. Alexa, noch völlig in der rhythmischen Bewegung des Galopps gefangen, sieht plötzlich nichts mehr vor sich. So unvermittelt kann sie die Vorwärtsbewegung ihres Körpers nicht stoppen. Sie schießt gegen ihren Willen übers Ziel hinaus und findet sich vor Simone liegend im Sand wieder. Leicht benommen steht sie sofort wieder auf, um das Pferd zu halten – was nicht nötig gewesen wäre, wie sie gleich erkennt. Simone steht breitbeinig da und spielt gelassen mit ihren Ohren.
Ärgerlich – vor allem über sich selbst – bleibt Alexa vor ihr stehen.
»Teufelsbrut!«, faucht sie. Simone schaut sie treuherzig an. Da erst kommt Alexa ein anderer Gedanke, die Frage nach der Ursache des plötzlichen Stopps und danach, ob sie wohl bei ihrem schmählichen, unfreiwilligen Abgang beobachtet worden ist. Sie greift nach Simones Zügeln, die lose herabbaumeln, und hebt verstohlen den Blick. Auf der anderen Seite, an der Verandatür, entdeckt sie Flavio, der eben einen Schritt ins Haus zurückweicht und die Tür hinter sich zuzieht.
»Ausgerechnet der! Auch das noch!«, flucht sie und ärgert sich jetzt wirklich.
Ruckartig dreht sie sich wieder zu Simone um, um erneut in den Sattel zu steigen, da fährt ihr der Schreck von Neuem in die Glieder. Wie angewurzelt bleibt sie vor dem Ungetüm stehen, das sie aufmerksam beobachtet. Ein Riese von einem Hund, direkt neben der Stute. Das Pferd tut, als sei nichts. Überhaupt nichts. Für Alexa aber ist da schon etwas – die Frage, ob er nur groß oder auch gefährlich ist. Zumindest ist er schön. Der Form und dem tiefen Brustkorb nach dürfte es ein Windhund sein, das gelockte, braunweiße Fell lässt auf einen russischen, einen Barsoi schließen. Ein kapitales Tier. Simone wendet ihren hübsch geschwungenen Kopf und bläst den Störenfried zärtlich an. Der Hund nimmt das Spiel auf und schnüffelt beinah aristokratisch an ihr.
Da stehen wir nun, denkt Alexa, und beobachtet das Schauspiel weiter skeptisch. Warum kam der Hund gerade jetzt? Und was hatte Flavio so heimlich an der Verandatür zu schaffen? Und warum erschreckt sich Simone so gewaltig vor einem Tier, das sie doch offensichtlich kennt?
»Ihr drei steckt wohl unter einer Decke«, schimpft Alexa. »Aber mit mir nicht!« Und sie geht entschlossen auf den Hund zu, der direkt vor dem linken Steigbügel steht. Und den braucht sie schließlich zum Aufsitzen! Ein leises, warnendes Knurren empfängt sie. Na also, das fehlt ihr noch.
»Was ist denn mit dir los? Komm, geh mal zur Seite!« Jetzt zeigt er auch noch die Zähne. Für eine Auseinandersetzung ist ihr das Tier entschieden zu groß. Sie führt Simone an den Zügeln einige Schritte nach vorn, um ungehindert aufsitzen zu können. Wie ein Schatten folgt der Hund.
»Du, hör mal, ich tu ihr doch nichts«, sagt Alexa und blickt in die großen braunen Hundeaugen. »Sieh her!« Damit liebkost sie Simones Nasenrücken und tätschelt ihren Hals. Aufmerksam schaut ihr der Hund zu.
»Und du bist ja sicher auch ein ganz braver«, versucht sie den Windhund einzulullen. Der rührt sich nicht. Alexa macht einen langen Schritt auf den Sattel zu. Ein dumpfes Knurren ist die Antwort.
»Also, so kommen wir nicht weiter!« Alexa dreht sich um und führt Simone am langen Zügel zum Stall. Gegen diese Richtung hat die Stute nichts einzuwenden. Sie marschiert eifrig mit, der Hund auch, beide eng vertraut, Seite an Seite.
»Urban!«, ruft Alexa in der Nähe des Stalles. Der stämmige Pferdepfleger in seinem blauen Arbeitsmantel erscheint in der geöffneten Stalltür. Doch bevor sie irgendeine Erklärung abgeben kann, schallt es von drüben: »Ja, Nevada, wo hast de denn bloß gesteckt?«
Blitzartig schießt der braun-weiße Riese an Alexa vorbei auf Urban zu. Alexa nutzt die Gelegenheit und schwingt sich in den Sattel. An der Stalltür begrüßen sich der Hund und Urban überschwänglich.
»Ist das Ihr Hund?«, will Alexa von ihrer sicheren Position aus wissen.
»Meiner? Gott im Himmel, nein. So’n Vieh kostet doch ein Vermögen. Der gehört’m Chef. Der und seine Schwester, die Sierra. Wo ist se überhaupt, die Sierra? He, du alter Schurke, hast se hoffentlich wieder mitgebracht?«
»Irgendwie verstehe ich kein Wort. Was ist mit der Schwester?«
»Die Sierra, auch so’n Russischer.«
»Und wieso tauchen die so plötzlich auf? Wo waren sie denn bis jetzt?«
Urban zieht sich den Ärmel unter der Nase lang und lacht, dass die Augen hinter tausend Falten verschwinden.
»Tschuldigung, aber müssen’S schon den Rüden hier fragen. Der kriegt manchmal sowas in die Nase, dann haut er ab. Und die Sierra hinterher. Und wenn der Nevada g’nug hat, dann kommt er wieder. Und die Sierra auch. So einfach ist das!«
Ja, so einfach, denkt Alexa und wendet ihr Pferd. Hoffentlich lässt mich der gute Nevada mitsamt seiner Schwester jetzt in Ruhe. In der Bewegung spürt Alexa nun doch die Folgen ihres Sturzes. Sie muss sich an der Hüfte leicht geprellt haben. Und auch Flavio fällt ihr wieder ein. Garantiert wird er ihr das, was er zu sehen bekommen hat, bei nächstbester Gelegenheit unter die Nase reiben. Vielleicht war ja sogar alles von ihm initiiert und Urban hat auch noch mitgespielt: Urban empfiehlt Alexa das Pferd, dessen Macken er genau kennt, und Flavio lässt im passenden Moment den Hund frei, der sich in der Rolle des Pferdebeschützers gefällt. Verrückt, denkt Alexa und schüttelt den Kopf. Jetzt wird aber endlich gearbeitet.
Simone scheint sich ausgetobt zu haben. Oder ihr kleiner Sieg befriedigt sie so weit, dass sie nun Ruhe gibt. Alexa genießt die Harmonie, die sie jetzt zwischen sich und dem Pferd spürt. Weich und willig formt Simone Schlangenlinien auf der Mittellinie, wechselt durch die ganze Bahn auf Wunsch Alexas ohne Galoppwechsel, pariert aus jeder Gangart durch und springt ebenso sauber wieder in die von Alexa vorgegebene Gangart.
Ein leichter Schweißfilm dunkelt Simones Fell, als Alexa die Stute zum Schritt durchpariert und zum Springplatz hinleitet, wo eine Cavalettireihe und einige halbhohe Sprünge stehen.
Nun bin ich mal gespannt, denkt sie. Vollblüter sind in der Regel ja nicht die supertollen Springer. Simone schaut die Hindernisse interessiert an, bleibt dabei aber völlig ruhig. Alexa trabt an, auf die Cavalettis zu. Im gleichmäßigen Tempo tritt Simone ohne Hast darüber. Auch die Hindernisse geht sie ruhig an, springt ohne zu Stocken mit Schwung über die Stangen, setzt weich auf und lässt sich sofort wieder an die Hand nehmen. Nun, das macht jetzt wirklich Spaß. Zum Abschluss wählt Alexa einen Oxer aus. Simone fliegt darüber.
»Feines Pferdchen, gut gemacht«, lacht Alexa und pariert durch. Sie klopft der Stute den Hals und gibt ihr die Zügel hin. Eigentlich kann ich ganz zufrieden sein, denkt Alexa und hat dabei das sichere Gefühl, sich mit Simone zu verstehen. Sie genießt das Erfolgserlebnis.
Amparo allerdings trampelt Alexas reiterliche Selbstachtung bald darauf in den Staub. Die Stute hat vier volle Jahre lang die Freiheit auf den Koppeln genossen und sieht weder Sinn noch Zweck in Longe und Longiergurt. Urban hatte Alexa vorgewarnt, aber Alexa fühlte sich durch Simone so aufgebaut, dass sie die Warnung eher noch reizte. »Nun denn«, hatte Urban achselzuckend gesagt.
Die Schimmelstute wechselt, kaum an der Longe, unvermutet die Hand, verwickelt sich in der Leine und dreht Alexa das Hinterteil zu. Für solcherlei Scherze kennt Alexa die Stute nun doch zu wenig. Sie bemüht sich, Amparo möglichst schnell wieder von der Longe zu befreien und auf die kreisförmige Bahn zu bringen. Amparo hat allerdings nichts Schlechtes im Sinn, das zeigt sich jetzt: Sobald sie auf ihrem Kreisbogen angekommen ist, macht sie auch wieder kehrt und marschiert zu Alexa zurück. So bringt es Alexa kaum fertig, die Stute auch nur einen geschlossenen Zirkel gehen zu lassen. Schließlich greift Alexa zur langen Longierpeitsche, um sich Amparo vom Hals zu halten. Amparo zeigt sich nicht im Geringsten beeindruckt. Zutraulich läuft sie wieder auf Alexa zu. Alexa lässt die Peitsche knallen. Amparo zuckt noch nicht einmal mit den Ohren, sie behält ihren Kurs auf Alexa bei.
Was mache ich bloß, überlegt sich Alexa. Mit so einer Situation ist sie noch nie konfrontiert gewesen. Die Pferde, die sie früher geritten hat, wussten alle, wie sie sich an der Longe zu verhalten hatten. Also was jetzt?
Versuchsweise führt sie Amparo einen imaginären Bogen entlang, lässt dabei die Longe länger und länger werden, tritt behutsam weiter zurück, bis sie an ihrem Punkt steht, die Stute aber läuft weiterhin ihren Weg. Ha, findet sie, das ist ja toll! Wer hätte das gedacht!
Vorsichtshalber lässt sie jedoch die Longierpeitsche in der rechten Hand, um Amparo eine gewisse Grenze anzuzeigen. Amparo kommt nicht näher. Sie trottet mit hängendem Kopf vor sich hin. Fast vermittelt sie den Eindruck, als hielte sie ein Nickerchen. Wahrhaftig, fährt es Alexa durch den Sinn, ich glaube, sie schläft. Ein aufmunterndes Schnalzen veranlasst Amparo, kurz aufzuschauen.
»Tee-rab«, kommandiert Alexa.
Amparo versteht es als Aufforderung, zu dem Zweibeiner am Ende ihrer Longe zu kommen. Die Spitze der langen Peitsche ist aber im Weg, so fällt sie in Trab. Alexa ist begeistert. Sie sieht sich am Ziel ihrer Unterrichtsstunde angekommen.
Amparo trabt eine Runde, sie trabt zwei Runden – doch in der dritten bleibt sie überraschend stehen. Sie steht wie angewurzelt, dreht den Kopf zu Alexa, als wolle sie sagen, dass sie nun genug von dem Blödsinn habe. Ohne sich von der Peitsche abhalten zu lassen, stolziert sie auf Alexa zu, um sich ihre Belohnung abzuholen.
»Du bist wirklich ein Goldstück!« Alexa schüttelt den Kopf, während Amparo beginnt, hingebungsvoll an ihrer Longe zu knabbern. Alexa entzieht sie ihr mit einem Ruck, was Alexa einen erstaunten Blick aus dunkelbraunen Pferdeaugen einbringt, und gibt der Stute damit einen leichten Klaps aufs Hinterteil. Daraufhin beschließt Amparo, sich überhaupt nicht mehr zu rühren und wartet breitbeinig vor Alexa, was jetzt wohl passieren würde.
Schön ruhig bleiben, sagt sich Alexa, nimmt Amparo geduldig an der stark verkürzten Longe und beginnt das Spiel von Neuem. Aber Amparo hat genug und lässt Alexas Longierkünsten keine Chance mehr. Als Alexa die Stute zurück in ihren Stall führt, ist sie mit sich überhaupt nicht zufrieden. Sie wird Hilfe brauchen oder zumindest ein paar gute Ratschläge. Nur, wo kann sie die herkriegen? Ob sie bei ihrer ehemaligen Reitlehrerin Claudia anrufen sollte? Warum eigentlich nicht, die kann ihr sicherlich helfen.
Nach dem Mittagessen widmet sich Alexa dem kräftigen Schimmel Gerando, der zwar heftig und stürmisch ist, sich aber, nachdem er seine überschüssige Kraft losgeworden ist, als unerschrocken und willig erweist. Auch Corina und Lucifer machen keine Schwierigkeiten. Das heißt, wenn Alexa ehrlich ist, hat sie alle möglichen Klippen vorsichtig umgangen. Schließlich müssen sie sich ja erst aufeinander einstellen – die Pferde und sie.
Urban ist eine riesige Hilfe, das ist Alexa schnell klar. Er richtet ihr die Pferde, nimmt sie wieder in Empfang, kratzt die Hufe aus, spritzt ihnen die Beine ab und befreit Sattellage und Hals von beißendem Schweiß. Ohne Urban wäre das Reitpensum nicht zu schaffen – oder sie müsste täglich mindestens zwei Stunden früher anfangen.
Während Alexa Lucifer in den Stall führt, denkt sie über ihren ersten Arbeitstag nach. Ihr neuer Job macht Spaß, so viel ist sicher, und was sie noch nicht kann, das wird sie eben irgendwie dazulernen müssen. Trotz des Dämpfers durch Amparo fühlt sie sich unendlich viel erfahrener als noch am Morgen.
Vor der Box nimmt ihr Urban den Rappen ab, Alexa geht mit Sattel und Trense in die Sattelkammer. Über den Zwischenfall mit Simone und dem Hund – wie hieß er gleich, Nevada? – kann sie nur noch lachen. Das Lachen einer gereiften und selbstbewussten Frau, findet sie. Nun ja, mit sechzehn ist man ja auch weit weg von der Kindheit. Fast schon volljährig. Und hier kann sie sich ungehindert erwachsen fühlen. Sie hat ihre eigene Welt, keiner mischt sich ein, nervt sie mit unsinnigen Vorschriften. Sie liebt ihre Eltern, aber Eltern wollen einfach zu viel bestimmen. Und hier kann sie zum ersten Mal in ihrem Leben mal voll tun und lassen, was sie will. Endlich.
Sie trocknet das Gebiss sorgfältig ab und hängt anschließend die Trense auf ihren Platz. Gut gelaunt summt sie vor sich hin und schließt die Tür der Sattelkammer. Sie freut sich auf Chicolo, den Leckerbissen, den sie sich bis zum Schluss aufgespart hat. Ihr geht es wirklich gut! Mit einem Hengst in die Abenddämmerung hineinzureiten – wer kann das schon?
Chicolo wartet bereits fix und fertig gerichtet in seiner Box. Alexa bleibt stehen und betrachtet ihn verliebt. Eine schwarze Rundtrense, von feinen Silberstücken durchbrochen, betont die wilde Schönheit seines Kopfes. Schwarz und edel sind auch der feine Wildledersattel und die gesteppte, an der Eckkante durch ein kleines, rotes Wappen geschmückte Schabracke. Ungeduldig spielt Chicolo mit dem Gebiss.
»Vielen Dank, Urban, er ist wunderschön geworden.« Alexa haucht mehr, als sie ruft, so ergriffen ist sie.
»Is er auch«, dröhnt Urban zurück. »Und nicht nur schön. Es is auch n Guter! Vater is’n Elitehengst! Und die Mutter war auch hochbegabt. Ist unser Schmuckstück, unser Chicolo!«
Alexa nickt, aber Abstammungen sagen ihr nicht so viel, damit kennt sie sich nicht aus. Den Hannoveraner-Brand auf seiner Hinterhand hat sie natürlich erkannt und sein feiner Kopf weist in ihren Augen auf Vollblut in seiner Linie hin, aber sie will sich nicht blamieren und geht deshalb lieber nicht darauf ein.
»Ja, er ist fantastisch!«, sagt sie schnell. »Aber, Urban, wie ist es hier mit dem Ausreiten? Gibt’s bestimmte Reitwege? Oder Verbote?«
»Tja, Verbote. Nee, hier ist alles offen, grad’ so, wie man will. Der Chef reitet meistens da drüben in Richtung Wald. Da sin große, freie Strecken, die gehören uns, und was uns an Wiesen nich gehört, das is gepachtet und was nich gepachtet is, da regt sich sonst auch keiner auf. Verbote gibt’s hier nich!«
Alexa führt den Hengst hinaus. Sie kann kaum den Blick von ihm wenden. Er ist größer und muskulöser als die anderen. Alexa ist gespannt, wie er sich reiten lässt. Hoffentlich hat er sich von Simone nichts abgeschaut. Alexa ist kaum im Sattel und aus dem Hof hinaus in Richtung Wald geritten, als sie glaubt, die Szene von heute morgen würde sich tatsächlich wiederholen: Ein bräunlicher Blitz schießt von der Veranda aus den beiden nach. Alexa fasst schnell die Zügel nach, aber nichts passiert. Dumpf bellend springt der Windhund um Chicolo herum, der schnaubend antwortet.
»Na, seid ihr etwa auch Freunde? Und du, darfst du denn einfach so mitkommen? Hat dein Herrchen nichts dagegen, so abends durch den Wald?«
Sie denkt an das Wild, an Jäger und will eigentlich umkehren, doch andererseits lockt sie auch der Gedanke, ein solches Prachtexemplar von Hund dabeizuhaben. Na ja, dieses eine Mal wird schon nichts passieren.
»He, Nevada, gewöhnst du dich allmählich an mich?«, fragt sie von ihrer sicheren Höhe herunter. Der Hund würdigt sie keines Blickes. Runterfallen darf ich aber nicht, überlegt sich Alexa. Wer weiß, was dann passiert.
Alexa, Chicolo und Nevada durchkämmen ein herrliches Waldgebiet, mit weiten Wiesen, von denen keine einzige eingezäunt ist. Alexa versucht, möglichst am Rand oder in Furchen zu reiten, um keinen Flurschaden anzurichten, aber bald merkt sie, dass Chicolo solcherlei Rücksichtnahmen und Bedenken nicht gewöhnt ist. Er strebt die offenen, weiten Flächen direkt an und gibt nur widerwillig Alexas Wünschen nach. Im Übrigen wählt Chicolo auch seine Gangart selbst und bestimmt die Richtung, als sei dies die natürlichste Sache der Welt. Alexa lässt ihn schließlich gewähren. Anscheinend hat Chicolo einen Weg gewählt, den er genau kennt. Vor überwachsenen Gräben trabt der Hengst an und springt, vor einer engen Biegung im Wald fällt er in Galopp, weil – für Alexa noch unsichtbar – dahinter eine freie Strecke liegt. Am Ende der Wiese pariert er durch und findet auf Anhieb einen schmalen Weg, der gut versteckt in den dichten Wald führt. Alexa kommt sich allmählich vor wie ein geduldeter Passagier, der auch ein festgebundener Teddybär sein könnte; aber es macht ihr nichts aus, die Führung abgegeben zu haben. Im Gegenteil – sie entspannt sich völlig. Die Galoppstrecken findet sie besonders himmlisch. Im selben Tempo fliegen Pferd und Hund gleichmäßig dahin.
Doch bei einer besonders langen Galoppstrecke spürt Alexa, dass ein leiser Misston zwischen den beiden Tieren auftritt. Nevada und Chicolo scheinen gegenseitig ihre Kräfte messen zu wollen, die Beine fliegen, die Körper strecken sich, das Tempo wird halsbrecherisch. Alexa versucht die Geschwindigkeit zu drosseln, doch jeder kämpft um die Führung, der Rausch hat sie gepackt – das Vollblut und den Windhund.
Alexa kennt den Punkt, von dem ab es fast unmöglich wird, ein heißes Pferd am Durchgehen zu hindern. Sie spürt, dass Chicolo knapp vor der Grenze ist. Seine Galoppsprünge werden immer raumgreifender, seine Hinterhand greift stoßweise vor und er tritt immer weiter unter. Seinen Kopf hält er dabei anmutig am Zügel, Mähne und Schweif fliegen. Für einen unbeteiligten Zuschauer sicherlich ein unvergessliches Bild. Für Alexa gerade ein Horrortrip. Sie weiß genau, was los ist. Ihre Paraden kommen nicht mehr durch. Chicolo hat sich festgebissen. Nevada stößt Hetzlaute aus, woraufhin Chicolo noch an Tempo zulegt. Die Lederzügel sind so glitschig vom Schaum, dass Alexa sie ständig durch die Finger rutschen. Sie sind kaum noch zu halten. Chicolo beginnt sich gegen ihre Hand zu stemmen, um noch mehr Kopffreiheit zu gewinnen. Nun regt sich in Alexa der Zorn. Also will der’s auch wissen, denkt sie, setzt sich schwer in den Sattel und gibt scharfe Paraden. Chicolo reißt den Kopf hoch, schüttelt ihn im vollen Galopp nach links und rechts, während er gleichzeitig den Hals dehnt. Nun ist es kein Spaß mehr, das fühlt Alexa. Hastig greift sie die Zügel nach und stemmt sich mit ihrer ganzen Kraft gegen die Vorwärtsbewegung. Chicolo verfällt in kopflose Raserei. Von Nevadas heiserem Gekläff angespornt, kämpft Chicolo Millimeter um Millimeter seinen Kopf frei. Alexa sieht den Boden unter sich dahinfliegen. Die Geschwindigkeit ist atemberaubend. Ein Loch im Boden, ein Rinnsal, nicht auszudenken, was dann passieren kann – sie sieht das Ende des Wiesenstücks auf sich zukommen. Während sie mit aller Anstrengung gegen Chicolo kämpft, bemerkt Alexa dort ein feines Blitzen. Sie schaut nochmals hin. Von der Abendsonne angestrahlt blinken dort metallene Linien. Stacheldraht. Er kommt näher. Ihr dreht es fast den Magen um. Chicolo hält direkt darauf zu. Der einzige Zaun weit und breit – und ausgerechnet hier.
Alexa reißt Chicolo herum. Auf die Gefahr hin, dass ihm bei diesem Tempo die Beine seitlich wegrutschen, setzt sie alles daran, einen Zirkel zu reiten oder zumindest die Richtung zu ändern. Chicolo läuft über die Schulter hinweg weiter geradeaus. Der Draht kommt rasend schnell näher. Die Umzäunung muss neu sein, Chicolo kennt sie offenbar noch nicht – und wir werden gleich mittendrin stecken. Mist. Verzweifelte Gedanken schießen Alexa durch den Kopf. Da versucht sie es mit einer letzten Kraftanstrengung, konzentriert sich auf einen Überraschungsangriff und setzt ihre Hilfen mit aller Macht nochmals ruckartig ein.
Blitzschnell spielt sich jetzt die Szene ab: Nevada bellt plötzlich laut warnend und bremst seinen Lauf, während Chicolo Alexas Hilfen nachgibt und sich tatsächlich durchparieren lässt. Alexa weiß kaum, wie ihr geschieht, da stehen sie, ein paar Meter vor dem tödlichen Draht, schwer atmend und schweißbedeckt im rötlichen Abendlicht.
Alexa lässt die Arme sinken und fühlt sich völlig erschlagen. Sie greift nach ihren schmerzenden Bizeps und den verkrampften Schultern. Nevada steht laut hechelnd neben Chicolo. Speichel rinnt von seiner langen, weit heraushängenden Zunge. Mit leicht geröteten Augen schaut er zu Chicolo hin, dessen Adern und Sehnen unter dem schweißglänzenden Fell deutlich heraustreten. Alexa sitzt benommen auf dem Hengst. Sie hat das Gefühl absoluter Leere und ist zu fertig, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie schaut den Stacheldraht an und ihr wird kalt unter dem nassen T-Shirt. Das muss ein Schutzengel gewesen sein, denkt sie, oder sogar zwei.
Nevada steht noch immer wie angewurzelt da und auch Chicolo hat sich nicht gerührt. Alexa gibt das Zeichen zum Anreiten. Mit lockeren Zügeln lässt sie Chicolo den Weg suchen. Sie hat keine Lust mehr. Und sie hat auch ein schlechtes Gewissen. Was habe ich da bloß für einen Mist gebaut, sagt sie sich und verzieht das Gesicht. Wenn sie darüber nachdenkt, was alles hätte passieren können – es war reines Glück, dass sie nicht in den Stacheldraht hineingerast sind. Sie könnten jetzt schwer verletzt dort liegen und ob sie jemand rechtzeitig gefunden hätte, ist auch mehr als fraglich.
Ganz so toll findet sie ihren ersten Arbeitstag nun nicht mehr. Onkel Kurt vertraut ihr, sie hat die alleinige Verantwortung für die Pferde, und was hat sie getan? Sie hat versagt. Ein unbestimmtes maues Gefühl bohrt in ihr. Sie fühlt sich nicht nur schlecht, sondern richtig mies. Ein solches Husarenstück darf nie mehr passieren, schwört sie sich. Im Schritt kommen sie nach etwa einer Stunde auf die lange Wiese, die zum Stall führt. In der Zwischenzeit ist es fast dunkel geworden. Alexa sieht aber doch, wie Chicolos Ohren schon wieder unternehmungslustig zu spielen beginnen.
Eine halbe Stunde später ist Ruhe im Stall eingekehrt. Urban hat gefüttert und ist dann gegangen, Alexa hat noch einige Äpfel dazugelegt und sitzt jetzt, wie schon am Vortag, auf Chicolos Boxentür. Nachdenklich