Kalt erwischt in Hamburg
Deutsch als Fremdsprache
Cordula Schurig
Kalt erwischt in Hamburg
1. Auflage(0002/2015)
© Ernst Klett Sprachen GmbH, Rotebühlstraße 77, 70180 Stuttgart, 2007
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Internetadresse: www.klett-sprachen.de
Redaktion: Jutta Klumpp-Stempfle
Umschlaggestaltung: Sandra Vrabec
Zeichnungen: Sepp Buchegger, Tübingen
Satz: Satzkasten Dollenbacher & Müller, Stuttgart
Tonregie und Schnitt: Ton in Ton Medienhaus, Stuttgart
Sprecherin: Regina Lebherz
ISBN: 978-3-12-909032-9
Stadtplan (Ausschnitt)
Personen
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
So sagt man in Hamburg
Das gibt es bei uns!
Bildquellen
Fragen und Aufgaben zum Text (mit Lösungen) finden Sie als Download auf www.klett-sprachen.de/tatortdaf.
Klaas Hansen, 35 Jahre alt, Turmbläser der St. Michaeliskirche (Michel) und ein sehr guter Freund von Henrik Dirkheide. Er liebt seine Freundin Nele.
Henrik Dirkheide, 55 Jahre, Pastor der St. Michaeliskirche in Hamburg. Er liebt Trompetenmusik.
Nele Lühders, 30 Jahre, Kellnerin im ‚Goldenen Anker‘ auf der Hamburger Reeperbahn und die Freundin von Klaas Hansen.
Birgit Brandt, 37 Jahre, Journalistin, arbeitet für das Fernsehen des Norddeutschen Rundfunks (NDR).
Ole Wilken, 40 Jahre, Exfreund von Nele Lühders. Er arbeitet im Hamburger Hafen als Kranführer.
Es ist Samstagmorgen, kurz vor zehn. Klaas Hansen nimmt wie immer die Treppe zum Turm des Michels. Er geht alle 279 Stufen nach oben, wie jeden Tag. Seine Trompete trägt er auf dem Rücken. Er hat sie immer bei sich.
Oben auf dem Turm angekommen, sieht er den ganzen Hamburger Hafen. Es ist Herbst und überall sind Wolken, aber zum Glück regnet es heute nicht. Er sieht Wasser, Schiffe und viele Leute. Menschen und Schiffe, die kommen und gehen. Klaas ist noch nie mit einem Schiff gefahren. Er möchte gern reisen und die ganze Welt sehen. Aber er muss bleiben. Das ist sein Job.
Jetzt ist es zehn Uhr. Er packt seine Trompete aus. Er öffnet das Fenster nach Osten und spielt das erste Lied. Er weiß, viele Menschen am Hafen und um den Michel herum sehen jetzt nach oben. Aber sie sehen ihn nicht. Sie sehen nur seine Trompete.
Nach und nach öffnet er die anderen Fenster: nach Süden, nach Westen, nach Norden. Jedes Mal spielt er ein anderes Lied.
Nach dem letzten Lied schließt er die Fenster, packt seine Trompete ein und geht die Treppe hinunter. Er weiß, um 21 Uhr muss er wieder hier sein und spielen.
„Fast jeden Tag bin ich hier. Morgens und abends, immer das Gleiche. Mein Leben ist nur dieser Turm“, spricht er leise vor sich hin. Er ist traurig.
Er weiß noch nicht, dass dieser Tag ganz anders wird.
die Stufe, -n Teil der Treppe
der Hafen Platz für Schiffe
Es ist schon dunkel. Die Uhr am Michel schlägt neunmal, es ist 21 Uhr. Henrik Dirkheide, der Pastor des Michels, sitzt in seinem Büro. Niemand ist mehr in der Kirche. Das erste Mal an diesem Tag ist es ruhig.
„Endlich Feierabend!“, denkt er.
Wie jeden Abend wartet er auf die Musik von Klaas. Jeder Tag beginnt für ihn mit Trompetenmusik und mit Musik hört jeder Tag auch wieder auf. Seit 25 Jahren. Das gefällt ihm sehr.
Nach diesem anstrengenden Tag freut er sich ganz besonders auf die Musik. Danach will er endlich nach Hause. Dort muss er noch seine Predigt schreiben. Die Menschen wollen morgen früh in der Kirche seine Predigt hören.
Er zieht schon seinen Mantel an und holt seine Tasche. Er sieht auf die Uhr. Fünf nach neun. Nichts … keine Musik. Acht Minuten nach neun. Nichts …
Zehn nach neun fährt er mit dem Aufzug auf den Turm. Klaas Hansen ist nicht zu sehen.
„Wo kann er nur sein?“, fragt er sich. „Er ist doch sonst immer pünktlich.“