Band 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)
Band 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)
Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)
Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)
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Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783744857383
Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“
1. Die Entwicklung der germanischen Religion
2. Lexikon der germanischen Religion
3. Der ursprüngliche Göttervater Tyr
4. Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland
5. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1
6. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2
7. Tyr in der Unterwelt: der Zwergenkönig
8. Der Himmelswächter Heimdall
9. Der Sommergott Baldur
10. Der Meeresgott: Ägir, Hler und Njörd
11. Der Eibengott Ullr
12. Die Zwillingsgötter Alcis
13. Der neue Göttervater Odin Teil 1
14. Der neue Göttervater Odin Teil 2
15. Der Fruchtbarkeitsgott Freyr
16. Der Chaos-Gott Loki
17. Der Donnergott Thor
18. Der Priestergott Hönir
19. Die Göttersöhne
20. Die unbekannteren Götter
21. Die Göttermutter Frigg
22. Die Liebesgöttin: Freya und Menglöd
23. Die Erdgöttinnen
24. Die Korngöttin Sif
25. Die Apfel-Göttin Idun
26. Die Hügelgrab-Jenseitsgöttin Hel
27. Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran
28. Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen
29. Die unbekannteren Göttinnen
30. Die Nornen
31. Die Walküren
32. Die Zwerge
33. Der Urriese Ymir
34. Die Riesen
35. Die Riesinnen
36. Mythologische Wesen
37. Mythologische Priester und Priesterinnen
38. Sigurd/Siegfried
39. Helden und Göttersöhne
40. Die Symbolik der Vögel und Insekten
41. Die Symbolik der Schlangen, Drachen und Ungeheuer
42. Die Symbolik der Herdentiere
43. Die Symbolik der Raubtiere
44. Die Symbolik der Wassertiere und sonstigen Tiere
45. Die Symbolik der Pflanzen
46. Die Symbolik der Farben
47. Die Symbolik der Zahlen
48. Die Symbolik von Sonne, Mond und Sternen
49. Das Jenseits
50. Seelenvogel, Utiseta und Einweihung
51. Wiederzeugung und Wiedergeburt
52. Elemente der Kosmologie
53. Der Weltenbaum
54. Die Symbolik der Himmelsrichtungen und der Jahreszeiten
55. Mythologische Motive
56. Der Tempel
57. Die Einrichtung des Tempels
58. Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe
59. Priester – Seher – Zauberer
60. Rituelle Kleidung und Schmuck
61. Skalden und Skaldinnen
62 Kriegerinnen und Ekstase-Krieger
63. Die Symbolik der Körperteile
64. Magie und Ritual
65. Gestaltwandlungen
66. Magische Waffen
67. Magische Werkzeuge und Gegenstände
68. Zaubersprüche
69. Göttermet
70. Zaubertränke
71. Träume, Omen und Orakel
72. Runen
73. Sozial-religiöse Rituale
74. Weisheiten und Sprichworte
75. Kenningar
76. Rätsel
77. Die vollständige Edda des Snorri Sturluson
78. Frühe Skaldenlieder
79. Mythologische Sagas
80. Hymnen an die germanischen Götter
Der Tempel, also das Kultgebäude, ist ein wesentliches Element der meisten Religionen. Die archäologischen Funde und die schriftlichen Schilderungen dieser Tempel haben bei den Germanen zwar bei weitem keine solche Fülle wie z.B. bei den Griechen oder den Römern, aber sie sind doch so umfassend, daß sich ein detailliertes Bild der Tempel der Germanen rekonstruieren läßt.
Mit dem Tempel sind auch die Themen der folgenden vier Bände eng verbunden, die in dem vorliegenden Band nur kurz skizziert werden:
Band 57 „Die Einrichtung des Tempels“
Band 58 „Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe“
Band 59 „Priester – Seher – Zauberer – Schamane – Heiler“
Band 60 „Rituelle Kleidung und Schmuck“
Es gibt sowohl für den Tempel als auch für die mit dem Tempel verknüpften Dinge und Tätigkeiten eine Vielzahl von altnordischen Begriffen.
Es gibt im Germanischen und im Altnordischen insgesamt sechs verschiedene Worte für „Tempel“ bzw. für „Heiliger Ort“.
- hof -
Das germanische Wort „hof“ bezeichnete ursprünglich eine Halle und später dann auch die dort versammelten Menschen, also den „Hof“ eines Königs, was sich im Deutschen noch in Redewendung wie „Hof halten“ oder „am Hofe des Königs Artus“ erhalten hat.
Im Altnordischen wurden mit „hof“ ausschließlich Tempel bezeichnet, woraus man schließen kann, daß die Tempel der Nordgermanen Hallen gewesen sind. In den Isländersagas ist „hof“ das wichtigste Wort für „Tempel“.
Im Althochdeutschen, also der mittelalterlichen germanischen Sprache in Mitteleuropa, findet sich „hof“ in der Bedeutung „Tempel“ nur selten.
In den Skaldenliedern findet sich das Wort „hof“ ebenfalls nur selten. Dort sind eher die fünf im folgenden beschriebenen älteren Tempel-Bezeichnungen zu finden.
Das Wort „hof“ hat im Altnordischen zwei Bedeutungen mit zwei verschiedenen Wurzeln, die sich jedoch in den Ansichten der Germanen über den Kult und das rechte Verhalten berührten: der Tempel und das Maßhalten in allen Dingen.
Der Stammbaum des Wortes „hof“ zeigt deutlich, daß sich das germanische Langhaus, also der „Hof“ des Bauern, einerseits zu der Halle der Fürsten und andererseits zu den Tempel der Götter weiterentwickelt hat. Daraus kann man schließen, daß der Kult bei den Germanen ursprünglich in ihren Langhäusern stattgefunden hat.
Das indogermanische Substantiv „keup“ für „Gebogenes“ ist nicht nur mit dem deutschen „Hof“, sondern auch mit dem deutschen „Kuppe“ verwandt und bezeichnete evtl. auch das Hügelgrab („Gewölbtes“).
- ve -
Aus dem indogermanischen Wort für „ueik“ für „Weihen, Geweihtes“ entstand das germanische Wort „wiha, weiha“ mit derselben Bedeutung.
Im Altnordischen differenzierte sich dieser Begriff dann in „Tempel“ (geweihter Kult-Ort), Thing-Platz („geweihter Versammlungs-Ort“), „Ve“ (Odins Bruder, Gott des Priesterstandes), „Standarte“ (heilige Standarte/Fahne) und „Haus“ (geschützter, weil geweihter Ort).
Aus dieser letzten Bedeutung ergibt sich, daß es eine Hausweihung gegeben haben könnte, bei der das Gebäude unter den Schutz einer Gottheit gestellt wurde.
Parallel zu dem Wort „weiha“ für „weihen“ entwickelte sich im Germanischen aus derselben indogermanischen Wurzel auch das Wort „waigo“ für „Kraft“, das sich mit derselben Bedeutung auch im Altnordischen findet. Das Wort „veig“ für „starker Trank“ könnte sich auf den Göttermet beziehen und das Wort „veig“ für Frau“ evtl. auf eine Priesterin-Zauberin. In beiden Fällen hätte das betreffende Wort dann sowohl den Bedeutungshintergrund „stark“ als auch „geweiht“.
Es gab die Redewendung „byggja ve goda“ für „wohnen in den Tempeln der Götter“ – gemeint sind entweder die Götter selber oder Menschen, die dort vor Verfolgung Schutz suchen.
- högr -
Ein „högr“ ist sowohl im Germanischen als auch im Altnordischen und im Angelsächsischen der Teil des Heiligen Ortes, der aus Steinen besteht, also vor allem der Opfer-Altar.
Dieser Begriff hat sich vermutlich spätestens um 300 n.Chr. ausgebildet, als die altnordischen (skandinavische) und die angelsächsischen (holsteinische/dänische) Zweige der Germanen noch ausreichend miteinander verbunden gewesen sind.
Anscheinend wurde der Alter einfach „der Harte“ im Sinne von „der Stein“ genannt.
Die Entwicklung des Wortes „högr“ | ||
indogermanisch | germanisch | altnordisch |
kar (hart) | harugaz (Steinhaufen, Opferstätte, Heiligtum) |
hörgr (Steinhaufen, Hügelgrab, Opferstätte, Steinaltar) |
angelsächsisch | ||
hearg (Steinhaufen, Altar, Tempel, Statue, Heiliger Hain) |
- lundr -
Der Ursprung des Substantivs „lund“ für „Hain, Baum“ ist unbekannt. Möglicherweise ist dies Wort mit „Linde“ verwandt, das im Altnordischen und im Angelsächsischen „lind“, im Germanischen „lend“ und im Indogermanischen „lento“ lautet.
Dieser Begriff wurde im Altnordischen auch für den Heiligen Hain bei einem Tempel benutzt.
Die Entwicklung des Wortes „lundr“ | ||
indogermanisch | germanisch | altnordisch |
lento (biegsam, nachgiebig) | lendjon (Baum, Linde) | lund (Hain, Baum) |
- vangr -
Dieser Begriff, der mit dem Zusatz eines Gottesnamens o.ä. auch einen heiligen Ort bezeichnen konnte, hat sich aus dem indogermanischen Adjektiv „ueng“ für „gebogen“ vermutlich über ein Wort für „Gras („gebogenen Halme“) zu der germanischaltnordischen Bedeutung „Feld, Wiese“ weiterentwickelt.
Die Entwicklung des Wortes „vangr“ | ||
indogermanisch | germanisch | altnordisch |
ueng (gebogen sein) | wangaz (Feld, Abhang, Wiese, Acker) |
vangr (Feld, Acker, Wiese) |
angraz (Bucht, Bogen, | deutsch | |
Grasland, Acker, Anger) | Anger (Feuchtwiese) |
- vin -
Ein „vin“ ist im altnordischen wie der „vangr“ eine offene, grasbewachsene Fläche, auf der auch ein Teil des Kultes stattfinden kann.
Dieses Substantiv hat sich von einem indogermanischen Verb für „streben, siegen“ anscheinend über einen Begriff für „erobertes Grasland“ zu dem germanischen Wort für „Weide“ und dann weiter zu dem altnordischen Substantiv für „Wiese, Weide, Aue“ entwickelt.
Die Entwicklung des Wortes „vin“ | ||
indogermanisch | germanisch | altnordisch |
uene (streben, wünschen, lieben, erreichen, siegen, gewinnen) |
wenjo (Weide) | vinr (Wiese, Weide, Aue) |
- die sechs Worte für „heiliger Ort“ -
Die sechs altnordischen Substantive, mit denen man einen heiligen Ort beschreiben konnte, geben im Groben die wesentlichen inneren Bauelemente und die nähere räumliche Umgebung eines Tempels wieder:
hof | = Halle, Tempel |
ve | = geweihter Ort |
högr | = Stein = Altar |
lund | = Hain |
vangr | = Wiese |
vin | = Wiese |
Ein Tempel enthielt einen steinernen Altar und stand an einem geweihten Ort, der meistens eine Wiese war, und in dessen unmittelbarer Nähe sich auch ein Heiliger Hain befand.
Zunächst einmal gibt es noch einige, meist zusammengesetzte Substantive, die einen Tempel bezeichnen:
hof | = Halle = Tempel |
blot-hof | = Blut-Tempel = Opfer-Tempel = heidnischer Tempel |
fjarg-vi | = Fjörgyn-Heiligtum = Erdgöttin-Heiligtum = Tempel |
goda-hus | = Götter-Haus = Tempel |
fjarg-hus | = Fjörgyn-Haus = Erdgöttin-Haus = Tempel |
blot-hus | = Blut-Haus = Opfer-Tempel = heidnischer Tempel |
helgi-stadr | = heiliger Ort = Tempel |
mustari | = Tempel (von lateinisch „monasterium“ für „Kloster“) |
templ | = Tempel (von lateinisch „templum“ für „Tempel“) |
Als nächstes gibt es einige Begriffe, aus denen ersichtlich ist, daß Tempel und auch die Erde, auf der der Tempel stand, heilig waren.
An diesem Ort konnte man Asyl finden, da hier hier kein Mord und ähnliches begangen werden durfte. Das bekannteste Beispiel dafür sind die Asen, die nach dem Mord des Loki/Hödur an Baldurs nicht sofort Rache nehmen konnten, da sie sich an einem heiligen Ort befanden.
hofs-helgi | = Heiligkeit des Tempels |
frid-stadr | = Friedens-Stätte = Asyl-Ort |
hofs-mould | = Tempel-Erde, heilige Erde |
fjarg-vi | = Fjörgyn-Heiligtum = Erdgöttin-Heiligtum =Tempel |
fjarg-hus | = Fjörgyn-Haus = Erdgöttin-Haus =Tempel |
Schließlich haben die Tempel noch Türen.
hofs-dyrr | = Tempel-Tore |
In den Tempeln befand sich der Altar, auf dem der Eid-Ring lag. Ob die hölzernen Schreine germanische oder christlich oder beides waren, läßt sich nicht sicher sagen.
högr | = Steinhaufen = Altar |
hof-stabr | = Tempel-Stein = Altar |
baug-eidr | = Ring-Eid = Eid auf den Tempel-Ring |
hofs-eidr | = Tempel-Eid = Ring-Eid |
tre-skrin | = Baum-Schrein = hölzerner Schrein |
In den Tempeln wohnten die Götter, deren Diener die Priester waren. Einige dieser Priester sind zu „Halbgöttern“ geworden: Atli (Tyr), Hermod (Odin), Skirnir (Freyr), Thialfi (Thor), Röskwa (Sif) und Franmar (Loki). Der Priester der Götter ist Hönir.
Die Priester leiteten die Tempel-Rituale und die Tempel-Feste und sie waren auch die Wächter des Tempels. Sie werden auch die Heeres-Standarte geweiht haben.
vear | = Geweihte/Weihende = Götter |
hofs-godi | = Tempel-Gottesmann = Tempel-Priester |
veurr | = heiliger Wächter |
ve-skop | = heilige Rituale |
hof-helgr | = Tempel-Heiliges = Tempel-Fest |
ve | = Heeres-Standarte |
hof-prestr | = christlicher Priester, Bischof |
Es gibt Haupt-Tempel, was auf eine Struktur innerhalb der Gesamtheit der Tempel und auch der Priesterschaft schließen läßt.
höfud-hof | = Haupt-Tempel |
Zu den Tempeln gehörte oft noch ein Stück Land sowie ein Heiliger Hain:
vangr | = (heiliger) Ort |
vinr | = (heilige) Wiese |
lund | = (heiliger) Hain |
Die Tempel wurden durch Abgaben finanziert.
hof-tollr | = Tempel-Abgaben |
Der germanische Tempel war eine geweihte Halle an einem heiligen Ort, die mit Türen verschlossen waren. In dem Tempel befand sich ein aus Steinen aufgeschichteter Altar, auf dem der Eid-Ring lag. In dem Tempel oder vor ihm wurden den Göttern Tiere geopfert.
In den Tempeln wohnten die Götter, deren Diener die Priester waren, die die Tempel-Rituale und die Tempel-Feste leiteten und auch die Wächter des Tempels waren.
Im Bereich des Tempels durfte kein Mord o.ä. begangen werden, weshalb man dort Asyl finden konnte.
Zu den Tempeln gehörte oft noch ein Stück Land sowie ein Heiliger Hain.
Es gab Haupt-Tempel, d.h. eine Struktur innerhalb der Tempel und der Priesterschaft. Die Tempel wurden durch Abgaben finanziert.
Das wichtigste Hilfsmittel bei der Rekonstruktion der Tempel der Germanen sind die Ausgrabungen der Fundamente von germanischen Tempel sowie die Funde in diesen Tempeln. Glücklicherweise sind mehrere solcher Tempel-Fundamente bekannt, sodaß sich durch deren Vergleich die wesentlichen Elemente dieser Tempel erkennen lassen.
In Südnorwegen ist in der Nähe des Sees Mjösa bei dem Ort Hov ein 15m langes Langhaus ausgegraben worden, in dem 29 Goldgubber (kleine Goldplättchen, in die das Bild eines Mannes oder einer Frau gestanzt worden waren), 6 Flintsteine zum Entzünden von Feuer und ein Kurzschwert gefunden worden sind. Dieses Langhaus ist den Funden in ihm zufolge nie als Wohnhaus benutzt worden und wird daher in der Zeit von 500-700 n.Chr., zu der dieses Langhaus dort stand, der Tempel der naheliegenden Siedlung gewesen sein.
Tempel von Hof (Norwegen; 500-700 n.Chr.): In der Zeit von 500-700 n.Chr. stand in Hov am Mjösa-See in Südnorwegen ein 15m langes Langhaus, das als Kultgebäude benutzt worden ist. In ihm fanden sich Goldgubber.
Unter der mittelalterlichen Steinkirche in Märe in Nord-Tröndelag in Mittelschweden fanden sich Fundamente eines früheren Gebäudes. Die Lage unter der Kirche sowie die geprägten Goldplättchen in den Pfostenlöchern dieses früheren Gebäudes machen es recht wahrscheinlich, daß es sich bei ihm um einen ehemaligen Tempel handelt.
Tempel von Märe (Schweden): Fundamente eines Tempels unter einer späteren Kirche; Goldplättchen in den Pfostenlöchern
Zum Teil wurden die Rituale der Germanen auch im Freien durchgeführt wie z.B. in Hove („Tempel“) in der Nähe der norwegischen Stadt Tröndelag. Dort wurden vor einer Reihe von zehn Pfosten, auf denen Götterstatuen gestanden haben werden, Opfer dargebracht. Möglicherweise waren diese Pfosten auch selber solche geschnitzten „Pfahlgötter“ („Totempfähle“) wie sie u.a. in dem Reisebericht des Arabers Ibn Fadlan beschrieben werden (siehe „Statuen“ in Band 57)
Opferplatz von Hove (Norwegen): Opfergaben vor zehn in einer Reihe stehenden Pfosten (mit Götterstatuen?)
In der Nähe des früheren Ortes Lunda in Södermanland in Südostschweden ist bei Ausgrabungen ein kleines Gebäude von 3x6m Größe an der Nordseite eines Langhauses gefunden wurden, in dem drei kleine Figuren mit großem Penis lagen, die Freyr darstellen könnten, da dieser oft in dieser Weise dargestellt wird. Eine von ihnen ist aus Gold gegossen worden, die beiden anderen bestanden aus vergoldeter Bronze.
Im Norden dieses Tempels fanden sich mehrere Backgruben, Thor-Hämmer, Amulette und Miniatur-Sensen.
200m nach Westen lag ein Hain, in dem ebenfalls geopfert worden ist.
Tempel von Lunda (Schweden): kleines Gebäude an der Nordseite eines Langhauses mit drei Freyr-Statuetten; nördlich davon Backgruben, Thor-Hämmer, Miniatur-Sensen und Amulette; westlich davon ein Opfer-Hain
Aus Östergötland in Südostschweden ist ein aus zwei Räumen bestehendes Langhaus mit je einem kleineren Gebäude an den beiden Längsseiten bekannt. An dem Ende der Halle, das weiter von Eingang entfernt war, befand sich am Ende des Mittelganges ein Steinfundament, das ein kleiner Altar gewesen sein wird.
Bei diesem „Haus-Altar“ fanden sich 98 Ringe. In dem gepflasterten Bereich vor dem Eingang des Langhauses lagen ca. 75kg an nicht-verbrannten Knochen, die von Opfertieren stammen werden.
Um ca. 1050 n.Chr. wurde das Langhaus abgerissen und der Ort mit einer dicken Kiesschicht bedeckt und ca. 100 m entfernt eine Kirche errichtet, die offenbar der religiöse Nachfolger dieses Tempels gewesen ist.
Tempel von Borg (Schweden): ein Altar in der Halle gegenüber dem Eingang, daneben 98 Ringe, vor der Tür Knochen von Opfertieren
Die frühere Verwendung der quadratische Ruinen, die in Island mehrfach gefunden wurden, ist schwierig zu bestimmen, da sie sowohl kleine Tempel als auch Pferdeställe sein könnten. Daher ist jeweils noch ein weiterer Hinweis notwendig, um entscheiden zu können, worum es sich handelt.
Die Ruine von Säbol steht in der Mitte einer Umhegung von 12x12m, was zwar eher für einen Tempel als für einen Pferdestall spricht, aber auch noch kein sicheres Indiz ist.
An der Rückwand der Ruine befand sich ein Steinhaufen, der der Rest eines Altars sein könnte – aber auch dies reicht noch aus, um sich sicher sein zu könne, daß es sich um einen Tempel handelt.
Die beiden folgenden Zeichnungen gehen von der Deutung der Ruine als Tempel aus.
Ruine von Säbol (Island): möglicherweise ein quadratischer Tempel in einer quadratischen Umhegung
Am Ufer des Sees Tissö im Westen der dänischen Insel Seeland wurde ein Gebäude gefunden, dessen dicke Säulen zeigen, daß es recht hoch gewesen sein muß. In seinem großen zentralen Raum wurden viele Tierknochen, Bruchstücke von fränkischen Glasbechern und das Bruchstück eines Saiteninstrumentes gefunden, was auf eine kultische Verwendung des Gebäudes schließen läßt.
Rings um den Tempel herum wurde ein großer Goldring, Amulette mit Mythen-Motiven, Tierknochen, Waffen und Schmuck gefunden, was die Deutung des Gebäudes als Tempel bestätigt.
An die Halle grenzte ein eingeräumter Bereich, dessen Funktion sich jedoch nicht eindeutig feststellen ließ.
Der dritte Hinweis auf die kultische Verwendung dieser hohen Halle ist die nur zeiteilige Verwendung dieses Gebäudes sowie auch der umliegenden Werkstätten und des Marktplatzes.
Dieser Tempel, der von 500-1100 n.Chr. genutzt worden ist, wurde offenbar für bestimmte Feste und Opferungen verwendet.
Der Name des Sees „Tissö“ bedeutet „See des Tyr“. Es ist daher wahrscheinlich, daß dieser Tempel zumindestens in seiner Gründungszeit dem Tyr geweiht gewesen ist.
Tempel von Tissö (Schweden; 500-1100): ein periodische genutzter Tempel, der aus einer hohen Halle bestand; im Bereich des Tempels wurden u.a. Tierknochen und Waffen (Opfergaben), ein großer Goldring (Tempel-Ring?) und Glasbecher gefunden; der Tempel war anfangs vermutlich Tyr geweiht (Tissö = „See des Tyr“)
Auf Nordisland liegt in der Nähe des Sees Myvatn („Mückengewässer“) der Ort „Hofstadir“ („Tempel-Stätte“) inmitten einer durch Lava geprägten und daher landwirtschaftlich kaum nutzbaren Gegend.
An diesem Ort wurde ein außergewöhnlich großes Langhaus ausgegraben, das von ca. 940-1070 genutzt worden ist.
Das Langhaus liegt in Nord-Süd-Richtung und ist 42m lang und 8m breit. Im Norden (auf der Skizze links) ist ein kleinerer Raum angefügt worden. Am Südende findet sich an beiden Seiten je eine Ausbuchtung.
Die Halle war durch Stützpfosten in drei Längsteile gegliedert. In der Länge war die Halle in vier ungefähr gleichlange Teile unterteilt – es ist allerdings unklar, ob es an diesen Stellen Wände gegeben hat oder ob diese Unterteilungen nur eine statische Funktion gehabt haben.
Aufgrund des subarktischen Klimas sind die Holzwände mit einer dicken Schicht aus Torfstücken und Grassoden umgeben worden.
In der Mitte der Halle befindet sich ein zentraler Feuerplatz und je ein kleinerer Feuerplatz an den beiden Enden.
Auf Hofstadir wurden nur wenige wertvolle Gegenständen oder Waffen gefunden, jedoch einige Nadeln aus Silber, Kupfer und Knochen, weiterhin Kämme, Kleidungsteile, Spinnrocken, Webstuhlgewichte, Schleifsteine und 23 Messer. Dies spricht für die Nutzung des Langhauses als ein normales Wohnhaus.
Bei dem Fund eines vollständigen Tafl-Spieles und ein Rinderkieferknochens in einem Pfostenloch handelt es sich vermutlich um ein Grundsteinlegungs-Opfer.
In den normalen Küchenabfällen fanden sich Knochen u.ä., die von Rindern, Pferden, Schafen, Schweinen, Ziegen, Vögeln, Fischen, Muscheln, Füchsen, Walen und Seehunden stammen. Es fand sich auch das Skelett einer Hauskatze.
Die Schädel von 23 Rindern sind jedoch deutlich als Opfertiere zu erkennen. Sie wurden im Gegensatz zu der üblichen Schlachtung mit einem Schlag zwischen die Augen getötet und dann enthauptet – dabei muß sehr viel Blut geflossen sein. Diese Schädel wurden anschließend im Freien aufbewahrt, wie ihre Verwitterungsspuren zeigen.
8 dieser Schädel wurden im Südwest-Anbau gefunden. 15 Rinder-Schädel sowie das vollständige Skelett eines Schafes, das ebenfalls mit einem Stirnschlag getötet worden ist, lagen bei dem Vorraum der Nordwest-Tür. Diese 23 Schädel befanden sich allesamt im Bereich der Torf-Wände, was vermuten läßt, daß sie außen am Dachrand oder an den Dachbalken befestigt worden sind. Diese Schädel waren alle ohne Unterkiefer. Soweit erkennbar, handelt es sich bei diesen Rinderopfern um Stiere.
Da die Schädel verschieden stark verwittert sind, hat es bei den Stieropfern anscheinend um einen zyklischen Vorgang über einen längere Zeitspanne hinweg gehandelt. Diese Stiere wurden den Radiokarbon-Untersuchungen zufolge in einem Zeitraum von 50-100 Jahren geopfert, der um ca. 1000 n.Chr. endete. Zu diesem Zeitpunkt wurde 140m von der Halle entfernt eine Kirche gebaut.
In der Nähe dieses Langhauses wurden die Fundamente mehrerer weiterer dazugehörender Gebäude gefunden.
9m vom Südende der Halle entfernt befand sich eine sehr große Backgrube.
Neben der Halle umfaßte eine Mauer ein Gelände von 4,5 Morgen Größe (ca. 10.000m2).
Dieses Langhaus wird den Funden zufolge der Bauernhof eines Anführers gewesen sein, der auch ein Priester war und an dessen Hof die religiösen Rituale durchgeführt wurden.
Tempel von Hofstadir (Island; 940-1000 n.Chr.): Langhaus; Sitz eines Anführers, der zugleich Priester war und in seiner Halle auch die Rituale für die Menschen in seinem Bereich durchführte; Stier-Opfer
Das Gelände von Gamla Uppsala („Alt-Uppsala“) ist bisher nur ansatzweise erforscht worden, sodaß nur ein paar Puzzlesteinchen bekannt sind, die lediglich die Komplexität des Geländes ahnen lassen.
Das 60km nördlich des heutigen Stockholm liegende Uppsala war schon in der Jungsteinzeit bewohnt. Vermutlich war es schon damals das Handelszentrum des umliegenden fruchtbaren Landes.
Ab spätestens 200 n.Chr. ist Uppsala das wichtigste religiöse, ökonomische und politische Zentrum in Schweden gewesen. Wahrscheinlich ist das damals schon zu einer großen Siedlung angewachsene Uppsala auch der Ort des jährlichen schwedischen Allthings gewesen. Das Allthing fand zusammen mit dem großen jährlichen Opferfest und einem großen Markt statt.
Uppsala ist bis zur Christianisierung das schwedische Kultzentrum geblieben. Seit der Entstehung des Königtums war Uppsala auch der wichtigste Königssitz. In den Sagas wird der schwedische König manchmal „König in Uppsala“ genannt.
Der Ortsname „Uppsala“ bedeutet „Ubbos Halle“. Ubbo bedeutet „Unfreundlicher, Gegner“ im Sinne von „Krieger“ und könnte der Gründer von Uppsala oder einer der frühen schwedischen Fürsten gewesen sein.
1. Der Tempel
Am bekanntesten sind die Ausgrabungen unter der alten Kirche von Gamla Uppsala. Dort wurden Pfostenlöcher gefunden, die um ca. 900 n.Chr. gegraben worden sind und die ein kleines Quadrat von 4x4m innerhalb eines größeren Quadrates von 8x8m bilden.
Zu der Rekonstruktion des Tempels von Uppsala anhand dieses archäologischen Fundes gibt es etliche verschiedene Vorschläge. Die vier Pfosten in der Mitte des größeren Quadrates sind bisher auf insgesamt 6 Weisen als Gebäude gedeutet werden:
Die Turm-Variante würde der um 1164 errichteten christlichen Kirche von Gamla Uppsala entsprechen:
Der heidnische Tempel unter der Steinkirche wird spätestens um 1100 n.Chr. abgerissen worden sein, da zu diesem Zeitpunkt mit dem Bau der Kirche begonnen wurde.
2. Der Opferwald und die Quelle
Westlich der Kirche befindet sich eine kleine Senke, in der bis 1650 noch eine Quelle gesprudelt hat. Da die Bäume an dieser Stelle „Offerlunden“ („Opferwald“) und die Quelle selber „Blotabrunn“ („Opferbrunnen“) genannt werden, liegt es nahe, hier den Heiligen Hain von Uppsala zu vermuten, über den Bischof Adam von Bremen um 1075 n.Chr. berichtet.
Bei den gerade erst beginnenden Ausgrabungen an diesem Ort ist bisher nur ein alter Herd aus der Wikingerzeit sowie eine Ringfibel aus dem Mittelalter gefunden worden.
In der Nähe dieses vermuteten Opferwaldes befinden sich die drei großen Hügelgräber von Uppsala, einige Schiffsgräber, viele einfache Gräber sowie die Reste vieler Gebäude.
3. Die drei großen Hügelgräber
Südwestlich der Kirche befinden sich drei große Hügelgräber, die zwischen 400 n.Chr. und 600 n.Chr. errichtet worden sind. An sie schließen sich nach Südosten hin drei weitere kleinere Hügelgräber in fast gerader Linie an.
Die häufige Zuordnung der drei Hügelgräber zu den drei frühen schwedischen Königen Aun, Adil und Egil, über die in der Ynglinga-Saga berichtet wird, läßt sich archäologisch nicht bestätigen.
In Uppsala sind heute noch 250 Hügelgräber zu finden – vermutlich wird es einst gut 2000 meist kleinerer solcher Hügelgräber gegeben haben.
4. Die beiden Plateaus
Auf dem südlichen Plateau, das im Norden der Kirche liegt, ist eine 40x12m große Halle aus der Vendelzeit ausgegraben worden. Sie wurde um ca. 600 n.Chr. errichtet und brannte um ca. 800 n.Chr. ab. Da sie innen keine Unterteilungen enthielt, wird sie vermutlich für die periodischen Jahresfest u.ä. gedient haben. Diese Halle wird auch als Königshalle aufgefaßt. Dieser Hügel besaß möglicherweise eine Umfassungsmauer.
Auf dem nördlichen Plateau könnte ein weiteres, gut 50m langes Langhaus gestanden haben. Dieser Platz wird jedoch erst seit kurzem archäologisch untersucht.
5. Die Umfassungsmauer
50m nördlich des Nord-Plateaus ist ein um ca. 650 n.Chr. errichtetes Steinfundament gefunden worden, das ein Teil einer Umfassungsmauer gewesen sein könnte. Da sie zu schmal für eine militärische Schutzmauer ist, könnte sie die Eingrenzung des heiligen Bezirks gewesen sein.
6. Der „Nornen-Tempel“
Jenseits dieser Mauer fand sich ein Platz mit Pfostenlöchern und Hunderten von Webstuhl-Gewichten aus Ton, von denen eines mit unverständlichen Runen beschriftet worden ist. Diese Funde konnten auf ca. 750 n.Chr. datiert werden.
Da das Spinnen und Weben mit den Nornen assoziiert worden ist, könnte dies ein Opferplatz und evtl. ein Tempel für die Nornen gewesen sein.
Da der Markt und das Thing in Uppsala „Dis-Thing“ genannt wurde, könnte es sein, daß die Nornen hier noch als Göttinnen („Disen“) aufgefaßt worden sind.
7. Die beiden Pfostenreihen
In der Nähe der Kirche sind zwei Pfostenreihen entdeckt worden, die um ca. 450 n.Chr. errichtet worden ist. Die eine von ihnen besteht aus ca. 170 Pfosten und ist 1000m lang, die andere besteht aus ca. 85 Pfosten und ist 500m lang. Die Pfosten standen in einem Abstand von 6m in einer völlig geraden Linie. Die Pfosten werden ca. 7m hoch gewesen sein.
Die Pfostenlöcher enthalten Steinfundamente. Die Tierknochen in einigen dieser Pfostenlöcher werden von Opfertieren stammen, was auf eine religiöse Bedeutung dieser Pfostenreihen schließen läßt.
Diese beiden Pfostenreihen sind das größte eisenzeitliche Bauwerk in Schweden. Die Regelmäßigkeit und die lange, gerade Linie, in der diese Pfosten aufgestellt worden sind, sind für das damalige Schweden sehr ungewöhnlich.
Es wäre denkbar, daß diese lange gerade Linie eine Pferde-Rennstrecke markiert hat, auf der die Rennen stattfanden, durch die das Pferd ausgewählt wurde, das geopfert werden sollte – aber diese Deutung ist nur eine vage Arbeitshypothese.
Dieser Weg könnte auch den Hel-Weg, d.h. die Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits (Hügelgräber) dargestellt haben – so wie die Steinalleen, die zu den Steinkreisen der Megalith-Kultur führen.
Diese beiden Deutungen schließen einander keineswegs aus – die eine ist die Symbolik des Weges und die andere eine Form seiner Nutzung.
8. Archäologische Funde
In Alt-Uppsala sind über 1000 archäologische Funde entdeckt worden. Einer der interessantesten von ihnen ist der gehörnte Mann, der scherzhaft „Batman“ getauft worden ist. Seine Ohren oder Hörner sind ein deutlicher Hinweis auf die Identifizierung der Toten mit den für sie geopferten Herdentieren.
8. Die zeitliche Folge der Funde von Uppsala
--- | Opferwald und Quelle |
seit früher Zeit | kleine Hügelgräber |
450 n.Chr. | zwei Pfostenreihen |
ca. 500 n.Chr.: | drei große Hügelgräber |
600-800 n.Chr. | Nordplateau, Südplateau |
650-800 n.Chr. | Umfassungsmauer |
750 n.Chr. | „Nornen-Tempel“ |
900 n.Chr. | quadratischer Tempel |
1100 n.Chr. | christliche Kirche |
Das Alter des Opferwaldes und der kultischen Benutzung der Quelle sind (noch) nicht bekannt, da die Ausgrabungen dort erst vor kurzem begonnen haben. Ebenso unklar ist das Alter der frühesten Hügelgräber.
Das älteste sicher datierbare kultische Bauwerk sind die beiden langen Pfosten-Reihen (450 n.Chr.). Sie wurden in etwa zur selben Zeit errichtet wir die drei Hügelgräber, die daher inhaltlich zusammengehören könnten. Die Kombination von Hügelgräbern und Pferderennbahnen ist auch von den Kelten bekannt (z.B. neben Stonehenge).
Von 600 n.Chr. bis um 800 n.Chr. stand auf dem Südplateau und vermutlich auch auf dem Nordplateau jeweils ein Langhaus, das sowohl der „Königspalast“ als auch ein Kultgebäude gewesen ist. Zu diesen beiden Gebäuden gehörte vermutlich auch je eine Umfassungsmauer.
Um 750 n.Chr. wurde ein kleines Gebäude errichtet, das vermutlich den Disen/ Nornen geweiht gewesen ist. Aufgrund der Benennung des Things, des Opferfestes und des Marktes von Uppsala nach den Disen ist jedoch anzunehmen, daß der Kult der Disen in Uppsala schon deutlich älter ist.
Um 900 n.Chr. wurde der kleine Tempel errichtet, der vermutlich bis zur Einführung des Christentums gestanden hat und der von Adam von Bremen in seiner „Hamburgischen Kirchengeschichte“ beschrieben worden ist. An der Stelle dieses Tempels wurde die heutige Kirche errichtet.
Es lassen sich somit 5 Phasen des Kultes der Germanen in Uppsala unterscheiden:
Phasen des Kultes in Uppsala | ||
Phase | Zeit | Bauwerke |
1 | bis 400 n.Chr. frühe Zeit |
Opferwald, Quelle, kleine Hügelgräber |
2 | 400-600 n.Chr. ca. Völkerwanderungszeit |
große Hügelgräber, Pfostenreihen |
3 | 600-800 n.Chr. ca. Vendelzeit |
zwei Langhäuser für König und Kult |
750 n.Chr. | „Nornen-Tempel“ | |
4 | 900 (oder früher) – 1100 n.Chr. ca. Wikingerzeit |
kleiner Tempel (Adam von Bremen) |
Die Lage und die zeitliche Folge dieser verschiedenen Kultbauten ist aus den folgenden fünf Skizzen ersichtlich:
Zeitliche Folge der Kultbauten in Gamla Uppsala
Tempel von Uppsala (Schweden; 400-1100 n.Chr.):
Bis 400 n.Chr. war der Kult eher gemeinschaftlich, da es keinerlei Großbauwerke gab, die auf einen König o.ä. hinweisen. Der Göttervater war in dieser Phase Tyr.
Dies ändert sich um 400 n.Chr. mit dem Beginn der Völkerwanderungszeit, in der die Könige als Heerführer in dieser kriegerischen Zeit deutlich wichtiger wurden. Dies spiegelt sich in den großen Hügelgräbern und in den beiden langen Pfostenreihen wider. In dieser Zeit trat Odin an die Stelle des früheren Göttervaters Tyr.
In der darauffolgenden Vendelzeit (600-800 n.Chr.) fand der Kult in der Königshalle statt, was eine Verbindung zwischen dem König und dem Kult vermuten läßt. Dies entspricht der Vereinigung der militärischen und der religiösen Macht in dem neuen Göttervater Odin. Vorher sind diese beiden Stände getrennt gewesen, was sich u.a. in dem älteren Motiv der drei Götter Odin, Hönir und Loki zeigt, die die drei Stände der Fürsten und Krieger, der Priester und Heiler sowie der Bauern und Handwerker verkörperten.
In der nächsten Phase, die in etwa der Wikingerzeit entspricht (800-1100 n.Chr.) fand der Kult in einem besonderen Tempel mit einen quadratischen Grundriß statt, was vermuten läßt, daß der Kult wieder stärker vom Königtum getrennt wurde. Über diesen Tempel handelt der Bericht des Bischofs Adam von Bremen.
In Helgö („heilige Insel“) im schwedischen Uppland sind die Fundamente eines 6m x 20m großen dreischiffiges Langhauses ausgegraben worden, das in eine „Halle“ und in einen „Kammer“ zweigeteilt worden war. Es stammt aus der Völkerwanderungszeit und bestand bis in die Wikingerzeit hinein (ca. 500-900 n.Chr.). Im Hallen-Bereich haben sich Goldgubber sowie Scherben von wertvollen Glasgefäßen gefunden.
In der unmittelbaren Nähe des Hauses sind zudem eine Buddha-Figur, ein irischer Bischofsstab und ein koptischer Schöpflöffel (Kopten = ägyptische Christen) entdeckt worden, die sicherlich zu den religiösen Gegenständen hinzugerechnet werden können.
Neben dem Haus am Fuße eines Felsens lag ein Ritualplatz, an dem Pfeilspitzen, Keramik und Nahrungsmittel unter einem der für die Wikingerzeit typischen Dreiecke aus drei Steinen („treudd“), die dem Hrungnir-Herzen entsprechen werden, gefunden wurden.
Tempel von Helgö (Schweden; 500-900 n.Chr.): kombinierte Wohn- und Kulthalle; in der Nähe ein weiterer Ritualplatz
Zum Teil wurden die Rituale der Germanen auch im Freien durchgeführt wie z.B. in Hove („Tempel“) in der Nähe der norwegischen Stadt Tröndelag. Dort wurden vor einer Reihe von zehn Pfosten, auf denen Götterstatuen gestanden haben werden, Opfer dargebracht. Möglicherweise waren diese Pfosten auch selber solche geschnitzten „Pfahlgötter“ wie sie von Ibn Fadlan beschrieben werden (siehe „Statuen“ in Band 57). Es ist auch nicht auszuschließen, daß es einen Zusammenhang mit den beiden Pfostenreihen von Uppsala gibt.
Kultort von Tröndelag (Mittelnorwegen): eine Reihe zehn Pfosten oder zehn „Pfahlgöttern“ („Totempfähle“), vor denen geopfert wurde