Die Polizeiwache von Deptford Green war in den 1970er-Jahren gebaut worden und einer der vielen grauen, gesichtslosen Zementklötze, die dieses gefühlsarme Jahrzehnt kennzeichneten. Sie hatte drei Geschosse und stand mit dem Rücken zur Themse auf einem Landvorsprung, der dort in den Fluss hineinragte, wo die Themse eine Schleife südlich um die Isle of Dogs machte. Von vorn hatte die Polizeiwache etwas Gelassenes an sich: Es gab ein Blaulicht über dem hohen, breiten Eingang und Rollos hinter den Fenstern.
Schein und Sein in Deptford Green waren jedoch zwei ganz verschiedene Dinge. Die drei Abstellplätze auf der Rückseite der Wache, alle berstend voll mit gestohlen gemeldeten oder bei Straftaten verwendeten Fahrzeugen, und der Personalparkplatz lagen hinter drei Meter hohen Stahlzäunen, die mit Antikletterfarbe beschichtet waren und in regelmäßigen Abständen Scheinwerfer aufmontiert hatten. Ebenfalls auf der Rückseite der Wache fand sich überall anstößiges, polizeifeindliches Graffiti (der Abschnittsleiter bestand nur dann auf die umgehende Säuberung, wenn es vorn auftauchte) nebst zahllosen Ziegelsteinen und zerbrochenen Flaschen, die samt und sonders bei verschiedenen Gelegenheiten als Wurfgeschosse gedient hatten. Sogar Einschusslöcher gab es mancherorts an den Außenwänden, wobei diese zumeist rasch ausgebessert wurden.
Einst ein blühendes Hafenviertel, hatte Deptford in seiner Vergangenheit allerhand Verwandlungen erlebt. Im gegenwärtigen nachindustriellen Zeitalter war es zur Stadtwüste verkommen, und hatte es auch gleichzeitig eine lebendige Kunst- und Kulturszene entwickelt, wucherten doch Verbrechen und Armut hinter seiner farbenfrohen Fassade. Folglich und obwohl seit Anbruch des einundzwanzigsten Jahrhunderts etwas Besserung eingetreten war, strahlte die Polizeiwache Deptford Green immer noch etwas von »Fort Apache« aus, und zwar innen wie außen. Selbst an den in London üblichen Verhältnissen gemessen, war es eine ungewöhnlich geschäftige Polizeiwache. Beamte in Uniform wie Zivil pflegten in diesem beengten Kaninchenstall aus Gängen und Zimmern umherzuhasten, als gehe es um Leben und Tod. Es herrschte ein dauerndes Telefongeläute und Befehlsgebell. Der Zellentrakt war immer randvoll mit Gefangenen, die auf ihre Abfertigung warteten.
Natürlich konnte sich mal ein Sonntagmorgen davon ausnehmen. Selbst die finstersten Ecken der Innenstadt neigten zur Ruhe in den schläfrigen Stunden, die auf das samstagnächtliche Saufgelage folgten.
Als Heck kurz nach zehn an jenem Morgen ankam, war er daher überrascht, mehr Autos als üblich geparkt anzutreffen und eines insbesondere, ein weißes BMW Coupé. Er blieb einen Augenblick lang stehen, um es sich anzusehen, ehe er müde durch den Personaleingang trat. Als Erste lief ihm gleich bei seinem Eintreten Paula Clark über den Weg, seine Verwaltungsgehilfin. Sie war eine kleine, dralle Lady, ein Mädel aus dem Ort, blond gebleicht und vollbusig, ganz vom Schlag Barbara Windsors, und Leihgabe der örtlichen Kriminalpolizei an ihn.
»Was tun Sie denn hier?«, fragte er verdutzt, sie am Wochenende zu Gesicht zu bekommen.
Paula schien auf dem Weg nach draußen zu sein. Sie trug Mantel und Handtasche unter dem einen Arm und einen Stoß Berichte unter dem anderen, vermutlich um sie zu Hause abzutippen. Sie schenkte ihm kein Lächeln – nicht dass sie oft lächelte –, bei dieser Gelegenheit sah sie jedoch noch gereizter aus als sonst.
»Ich musste vorbeikommen und Papierkram raussuchen, weil Sie nicht an Ihr Telefon gegangen sind«, sagte sie.
Er fischte sein Handy aus der Jackentasche und stellte fest, dass es nicht ging. »Das Mistding ist schon wieder im Eimer.«
»Superintendent Piper ist hier«, hängte sie an.
»Weiß ich. Hab gerade ihr Auto draußen stehen sehen. Worum geht’s?«
»Um Sie.« Paula warf ihm einen langen, bedeutungsvollen Blick zu, eilte dann auf ihren Stöckelschuhen vorbei und verließ die Wache.
Über die Hintertreppe stieg Heck in den ersten Stock. Sein gegenwärtiges Büro war in der – davon war er überzeugt – am wenigsten genutzten und unzugänglichsten Gebäudeecke überhaupt. Beamte vom hiesigen Revier nannten es immer noch »Ausweichraum für Gegenüberstellungen«, obwohl Heck dort seit nunmehr über zwei Jahren untergebracht war.
Er ging den Flur hinunter darauf zu und blieb erst stehen, als er die Tür schon offen und die längliche Gestalt von Detective Inspector Des Palliser darin stehen sah. Palliser war jetzt fünfundfünfzig und ein abgebrühter Bulle mit langjähriger Erfahrung. Seine hagere, grau melierte Erscheinung – seine Haut war ledrig, und er trug einen schütteren grauen Bart und Schnauzer, seit Heck zurückdenken konnte – vermittelte kein freundliches Wesen. Er bemerkte Heck auf der Stelle und winkte ihn herbei. Heck latschte ihm entgegen. Er war nicht in Eile. Es war noch jemand in seinem Büro und ging hinter Palliser auf und ab. An der statuenhaften Figur, der Perlkragenbluse, dem engen schwarzen Rock und der hellbraunen Mähne (nicht von ungefähr nannte man sie »die Löwin«) erkannte er Detective Superintendent Gemma Piper. Wie immer hatte sie mehrere Akten in der Hand, die sie eine nach der anderen irritiert ablegte, während sie den Stapel zügig durchlas.
»Morgen, na endlich«, sagte Palliser, als Heck ihn erreichte.
Heck sagte nichts. Gerade hatte er einen Zettel entdeckt, den jemand draußen an die Bürotür gehängt hatte:
WFSA-Dezernat
(Wir Ficken Sie Alle)
Gerade jetzt könnte er auf so was gut verzichten, dachte er bei sich.
Detective Superintendent Piper betrachtete ihn nun von der anderen Seite des Raumes aus. Einige ihrer Haarlocken, die sie tagsüber hochgesteckt zu tragen pflegte, hatten sich gelöst und hingen ihr auf die Schultern, was sie ziemlich reizend aussehen ließ. Doch sie hatte blasse Wangen, und es loderte in ihren stahlblauen Augen.
»Ist dir klar, dass wir fast zwei Stunden lang gewartet haben?«, fragte sie.
»Äh … nein.«
»Was treibst du für ein Spiel mit uns, Heck?«, herrschte sie ihn an. Heck war eins dreiundachtzig, Superintendent Piper aber nicht wesentlich kleiner, und selbst wenn, die Wucht ihrer Persönlichkeit war kolossal. Sie stolzierte zornig durch den Raum. »Meinst du, ich möchte meinen Sonntagmorgen damit verbringen, deinen chaotischen Müll zu sichten?«
»Mein Telefon geht nicht.«
»Dann besorg dir eins, das geht!«
»Werde ich … wenn ich es auf die Spesenabrechnung setzen kann.«
Sie hob eine Braue. »Wie bitte?«
»Ich hab’s bei diesem Job verschlissen, wenn ich also ein neues kaufen muss –«
»Bringst du mich absichtlich auf die Palme?«
»Nein, es ist nur so –«
»Denn ich bin nicht in Stimmung dafür.«
»Das sehe ich.«
Sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Und komm mir bloß nicht oberschlau.«
»Eine Entschuldigung wäre wohl angebracht, Heck«, sagte Palliser. »Du hast uns warten lassen.«
»Weiß ich, sorry. Aber ich habe niemanden erwartet.«
»Ganz offensichtlich nicht«, erwiderte Superintendent Piper und zeigte auf die ungewaschenen Kaffeebecher, die überquellenden Eingangskörbe und die ungeordneten Dokumente, die sich zwischen den Computerbildschirmen stapelten. »Schau sich bloß einer hier um, sieht aus wie nach einem Bombenanschlag. Und wo wir gerade dabei sind …« Sie durchquerte den Raum und schnappte sich den Zettel von der Türaußenseite. »Was soll das denn heißen?«
Heck schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Wär kein normaler Tag, wenn nicht einer davon auftauchen würde.«
»Hast du irgendwen gegen den Strich gebürstet?«
»Ich komm nicht nahe genug, um irgendwen irgendwie zu bürsten. Nicht mehr. Bin mir ziemlich sicher, dass ein Beamter aus diesem Revier Bobby Ballamara gesteckt hat, das Verschwinden seiner Tochter werde als Teil einer Serie behandelt. Wüsste nicht, wie er’s sonst hätte rauskriegen können. Seitdem macht er mir das Leben zur Hölle.«
»Hast du einen Beweis dafür?«, fragte Palliser mit bestürzter Miene.
»Natürlich nicht.«
»Und bis es so weit ist – was soll das hier heißen?«, wiederholte Superintendent Piper, die noch immer den Zettel schwenkte.
Heck zuckte mit den Achseln. »Du weißt doch, wie’s in einer Einheit läuft – keiner glaubt, irgendein anderer würde so hart arbeiten wie er selbst. Denen zufolge schiebe ich hier ’ne ziemlich ruhige Kugel.«
»Leider sind das nicht die Einzigen, die so denken.« Kurzes Schweigen trat ein. Superintendent Piper schien sich auf einmal unbehaglich zu fühlen.
»Ach«, erwiderte Heck. »Also daher weht der Wind?«
»Du musst doch geahnt haben, dass sich so was anbahnt«, sagte Palliser.
»Donnergrollen beim Yard, nicht wahr?«
»Deine vergleichende Fallauswertung hatte nicht das erhoffte Ergebnis«, erläuterte Palliser.
Heck ließ sich in einen Sessel plumpsen und gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verleugnen. »Drei beschissene Wochen lang hab ich dran gearbeitet.«
»Einsatz war eindeutig vorhanden«, sagte Superintendent Piper, die ihm gegenüber Platz nahm. »Aber das ist auch alles. In Anbetracht der aufgewandten Zeit ist das Indizienmaterial zu dünn. Wie lange bist du nun schon auf den Fall angesetzt?«
»Zwei Jahre, vier Monate.«
»Und der Fortschritt – gleich null.«
»Ich brauche mehr Männer«, protestierte er.
»Nun, ab heute hast du einen weniger.«
Heck setzte sich langsam auf. »Wie kann ich einen weniger von keinem haben?«
»Der eine weniger bist du, Heck«, antwortete Palliser.
Heck sah vom einen zum anderen und blickte zuletzt Superintendent Piper an. »Du machst hier doch nicht etwa dicht?«
»Nicht meine Entscheidung.«
»Sag nichts«, stöhnte er. »Laycock. Welche Überraschung.«
»Der Fall ist ein Blindgänger«, warf sie zurück. »Das hast du selbst eingeräumt.«
»In einem Moment der Frustration mag ich das eingeräumt haben.«
»Hier scheint mehr Frustration vorzuliegen als sonst was.«
Er stand auf. »Boss, wo liegt das Problem? Ich arbeite jede gottgegebene Stunde und die meisten umsonst. Ich habe in keinem unvernünftigen Ausmaß Überstunden angemeldet.«
»Das Problem liegt darin, dass du anderswo dringender gebraucht wirst«, sagte sie. »Das Verbrechen hört nicht deswegen auf, weil dich etwas beschäftigt, das du interessanter findest.«
»Interessanter?« Heck konnte kaum glauben, was sie eben gesagt hatte. »Wir haben es hier mit achtunddreißig verschollenen Frauen zu tun! Das ist wohl bestimmt mehr als ›interessant‹, oder?«
Superintendent Pipers Erwiderung bestand darin, ein paar Akten und Ausdrucke durchzuwühlen, von denen reichlich über den Schreibtisch verstreut lagen. »Wo ist der Beweis, dass die Fälle in Verbindung stehen? Wo ist das Muster? Einige liegen sechshundert Kilometer auseinander, Herrgott! Sorry … ich hab dir hierbei fast zwei Jahre lang vertraut, aber jetzt ist Schluss. Das Vertrauen ist erschöpft.«
»Boss …«
»Erspar mir die üblichen Ausreden, Heck. Du bist einer der besten Ermittler, die ich habe, aber deine Ahnungen erweisen sich als teurer Spaß. Und sieh sich einer deinen elenden Zustand an! Herrje, mach dich mal zurecht!«
»Willst du nicht mal wissen, warum ich in diesem Zustand bin?«, erkundigte er sich.
»Nein.«
»Ich hab die ganze Nacht bei einer Observation zugebracht. Und rate mal: Ich musste alles selbst machen, weil sonst keiner da war zum Helfen.«
Nun wurden Stimmen auf dem Flur laut. Eine hatte ein ausgeprägtes Südlondoner Näseln an sich und zeichnete sich somit als diejenige von Detective Chief Inspector Slackworth aus, der die kriminalpolizeiliche Abteilung von Deptford Green leitete.
»Ich habe eine neue Spur, die wirklich gut aussieht«, fügte Heck hinzu. »Nur bin ich nie dazu gekommen, sie auch nur aufzunehmen.«
»Halte alles schriftlich fest«, sagte Superintendent Piper mit halbem Ohr für die Stimme draußen und betrachtete nun den Zettel, der an die Tür ihres Beamten geheftet worden war. »Jeder Fall wird zurück an die jeweilige kriminalpolizeiliche Abteilung oder Vermisstenstelle verwiesen, die ursprünglich damit befasst war. Dein neuer Kram kann gleich mitgehen.«
»Achtunddreißig vermisste Frauen, Boss.«
»Denkst du«, sagte Palliser.
»Aber wie können wir hier einfach dichtmachen?«, fragte Heck. »Wir sind das Dezernat für Serienverbrechen, Herrgott!«
Superintendent Piper erhob sich. »Wir werden alles erneuter Prüfung unterziehen. Gegenwärtig fehlen uns aber die Mittel.«
»Wie wäre es denn, wenn –«
»Ich diskutiere nicht mit dir, Heck. Tatsächlich bin ich dir schon dadurch gefällig gewesen, hier runterzukommen und es dir selber zu sagen. Ich hätte auch Des schicken können. Ich hätte es dir auch am verdammten Telefon sagen können. Finde dich einfach damit ab, in Ordnung?«
Sie marschierte zur Tür und zog sich ihre Kostümjacke über.
»Weißt du, es ist schon ein Wunder, dass überhaupt noch einer bei diesem Job bleibt«, sagte Heck. »Und ich erzähl dir von noch einem Wunder – dass wir nämlich überhaupt mal jemanden zu fassen kriegen bei den Witzfiguren, die bei uns das Sagen haben.«
»Vorsichtig!« Sie drehte sich abrupt zu ihm um. »Sei bloß vorsichtig, Sergeant!«
»Dich hab ich nicht damit gemeint …«
»Das ist mir scheißegal! Ich dulde keine Insubordination! Also, deine Arbeit hier ist getan. Tu uns daher allen den Gefallen, erst deine Unterlagen in Ordnung zu bringen und anschließend deinen Kopf. Und dann schaff deinen faulen Arsch zurück zum Yard, aber dalli.«
Und fort war sie, stürmte den Gang hinunter, um Detective Chief Inspector Slackworth einzuholen – einen stämmigen, vierschrötigen Glatzkopf mit Hängebacken und fiesen Schweinsaugen –, der damit beschäftigt war, eine hübsche junge Streifenpolizistin von der Tagschicht anzumachen.
Heck sah ihr verbittert hinterher.
»Meinst du, irgendwer wird sich dran stören, wenn ich mir hier drinnen eine anzünde?«, erkundigte sich Palliser und rückte außer Sicht derjenigen im Flur.
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Heck.
»Ist dein Büro.«
»Nicht mehr.«
Am Ende des Flurs stand Superintendent Piper mit verschränkten Armen da und brachte es dennoch fertig, den Zettel herumzuschwenken, während sie Slackworth eine volle Breitseite verpasste. Der wohlvertraute Peitschenknall ihrer Stimme hallte im Gang wider, und Slackworth, ein harter Hund vor seiner eigenen Mannschaft, scharrte bald sichtlich unwohl mit den Füßen und schaute betreten drein.
»Die Löwin«, bemerkte Heck. »Treffender geht’s kaum.«
»Sie hat auch eine weichere Seite.« Palliser stand nun an einem offenen Fenster und blies Rauch aus. »Wenn das überhaupt einer weiß, dann du.«
»Das war vor langer Zeit.«
»Sie macht sich aber noch immer was aus dir.«
»Als ob.«
»Immerhin denkt sie, du brauchst mal Urlaub.«
»Was?«
»Du bist echt durch, Heck. Seit zwei Jahren hast du keine Pause mehr gehabt.«
»Es war mir nicht möglich.«
»Nicht der springende Punkt.«
»O doch.« Heck zeigte auf die leeren Schreibtische. »Früher haben hier sechs Beamte für mich gearbeitet, Des. Ich habe erlebt, wie einer nach dem anderen versetzt wurde. Alles, was ich die letzten neun Wochen noch hatte, war eine Verwaltungsgehilfin in Teilzeit.«
Palliser zuckte mit den Schultern. »Die Einsicht, warum du gerädert bist, ist noch keine Lösung. Sie ist der Boss und unterstellt dir vermindertes Urteilsvermögen. Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.«
»Dann bin ich auch schon ausgebrannt?«
»Fehlt nicht mehr viel.«
»Ist doch Quatsch.«
»Nein, sie ist ehrlich besorgt.«
»Ich meine diese ganze Sache.«
»Ach so, klar. Die ist eindeutig Quatsch.« Palliser warf unvermittelt einen Blick zur Decke, fragte sich verspätet, ob ein Rauchmelder vorhanden war, und beruhigte sich, als er keinen sah. »Du bist Detective Sergeant, Heck, mehr nicht. Trotzdem hast du zwei Jahre lang unter eigenem Dampf gearbeitet, dir selber deine Arbeitsstunden und Mittel bewilligt. Da musste zwangsläufig irgendwann einer loswinseln. Politik eben, der übliche Büroscheiß. Aber nicht bedeutungslos.«
»Schon gar nicht, wenn einer wie Laycock drinhängt, hm?«
Während Superintendent Piper dem Dezernat für Serienverbrechen vorstand, war Commander Jim Laycock Leiter der National Crime Group und somit im Grunde Gott. Dennoch hatte es Heck bei mehreren Gelegenheiten fertiggebracht, dass beide sich gegenseitig die Köpfe eindellten.
»Auch Laycock muss sich vor einer höheren Gewalt verantworten«, sagte Palliser, als seien das tröstliche Worte.
»Er ist ein geschniegelter Bürohengst.«
»Umso mehr Anlass, mit ihm an einem Strang zu ziehen. Er muss irgendwie seine Bücher abschließen. Angesichts eurer gemeinsamen Vorgeschichte ist es schon ein Wunder, dass er’s so lange hat schleifen lassen.«
Heck ging zurück an seinen Schreibtisch. Ihm brummte der Schädel vor Frust. Er ließ sich in den Sessel fallen. »Letzten Endes mache ich mir nur Sorgen wegen dieser vermissten Frauen. Ich kann diese Nuss knacken, Des. Ich weiß es. Ich kann sie finden oder wenigstens rauskriegen, was ihnen zugestoßen ist.«
Palliser schnippte seinen Zigarettenstummel zum Fenster hinaus. »Das hatten wir doch alles längst durchgekaut, Kumpel. Klapp den Deckel zu, und ruh dich aus. Du hast es weiß Gott nötig.«